Öberboden eines Bauerngutes gefunden und ist jetzt vielleicht auf der Welt das einzige Exemplar dieses Büchleins. Eine Reihe etwas jüngerer Rochlitzer Kalender (Ende des 18. und An fang des 19. Jahrhunderts) ging aus dem Besitz des Stadt rats Wohlleben in die Sammlung des genannten Vereins über. Der Kalender von 1786 veröffentlicht ein „Tagebuch über dasjenige, was bey der Stadt Rochlitz, während des Krieges von 1756 bis 1763 vorgefallen ist." In diesem Jahrgang ist aber nur die Zeit 1756—60 be handelt: am Schluß steht: „Die Fortsetzung folgt künftig", d. h. im folgenden Kalender. Wer der Verfasser des Tages buches gewesen ist, Mt sich z. Z. nicht sagen: möglicherweise stand sein Name am Ende der ganzen Veröffentlichung, im Kalender 1787, der aber nicht erhalten ist. Zweifellos war der Schreiber des Tagebuches ein Mann besserer Bildung: seine Angaben erscheinen durchaus zuver lässig, wie ein Vergleich mit Akten ausweist. Er zeichnete in seinem Buch auf, was ihm gerade der Niederschrift wert dünkte, was er sah oder hörte, was schließlich jeder aufmerksame Zu schauer, der nicht in der städtischen Verwaltung stand, erfuhr. Der Berichterstatter war offenbar kein Beamter, hatte keinen Einblick in das städtische Kriegsrechnungswesen, denn sonst würde seine Darstellung viel anders ausgefallen sein. Mit welch unge heuren Anstrengungen der Rat die Zahlung der Kriegskontri butionen aufbringen mußte, wie schwer, fast unmöglich es war, die ständigen Lieferungen an Fourage zu beschaffen, von wem die Stadt Summen borgte und viele andere Einzel heiten schildert das Tagebuch nicht: deshalb kennzeichnet das Büchlein durchaus nicht scharf genug die ungeheure Not der Stadt. Wenn der Schreiber doch in einigen wenigen Fällen eine gewisse Kenntnis von Verwaltungssachen, z. B. in Kontribu- tions- und Lieferungsangelegenheiten, verrät, so erklärt sW das wohl miit daraus, daß der Rat zuweilen die gesamte Bürgerschaft auf das Rathaus lud, um hier neue dringliche Forderungen des Feindes bekannt zu geben und die Bewilligung von Hausterminen durchzusetzen. Trotz der Einseitigkeit und Lückenhaftigkeit des Tage buches kann man es doch zu den ortsgeschichtlichen Quellen rechnen. Ganz abgesehen davon, daß es zeigt, was der bessere Bürger für besonders erwähnenswert hielt, bringt es zuweilen auch nebensächliche Angaben, die sich in den Ratsakten nicht finden. Deshalb soll es hier wortgetreu abgedruckt sein. Her vorgehoben mag noch werden, daß in diesen Aufzeichnungen, die bis Oktober 1760 reichen, kein Wort gesagt wird, daß der preußische König Friedrich in diesem Jahr in Rochlitz gewesen wäre: dieses Ereignis hätte das Tagebuch sicher gemeldet. Bodes Rochlitzer Chronik vermerkt: „Am 16. März 1760, wo wieder preußische Einquartierung hier lag, kam auch Friedrich der Große zu Wagen hier an, stieg am Oberthore, beim Accis-Secretair und Amts-Steuereinnehmer Rochen ab, nahm dort das Mittagsmahl ein, und reiste bald darauf wieder ab." Wie so oft, so begeht auch hier Bode einen Fehler: Der alte Fritz war 1761 in Rochlitz, weshalb auch unser Kalender