»Ich gehe mit Zagen an mein Unternehmen. Es ist nämlich mein heisser Wunsch, die Ge schichte, welche einst weit und breit bekannt, jetzt im wüsten Schutte der Vergessenheit liegt, wieder zu enthüllen. Aber werde ich nicht in meiner Unkenntnis »Rauch nur geben statt Glanz ?« Werde ich nicht, um Einzelheiten und Neben dinge bemüht, unglücklich im Wesen des Werks, das Ganze verfehlen und so meine Schwäche zeigen ? Doch der gute Wille genügte (Bischof Thietmai von Merseburg, Chronik vom Jahre 1014.) Vor zwölf Jahren stand ich in Rom auf dem pala- tinischen Hügel. Was noch bis vor wenigen Jahrzehnten Schutt und Asche bedeckte und verhüllt war vom üppigen Grün der farnesischen Gärten, ist dort nun wieder auf das Zauberwort der Archäologen ans Tageslicht gestiegen. Ge waltige Marmorsäulen, kostbare Mosaikfußböden, Reste von Wandmalereien zeugten deutlich von der Pracht der Paläste der Cäsaren. Helden und Mörder, männliche Geister und kindische Wahnsinnige sah ich schreiten durch die Hallen, Augustus und Tiberius, Septimius Severus, Nero und Caligula. Die Worte der Bibel erklangen dem Theologen im Thron saale mit besonderem Tone in der Seele wieder: »Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot ausging vom Kaiser Augustus«. Und dann nach wenig Tagen ein ander Bild: auf der Rückreise von der Weltstadt in mein kleines einsames Harzdörfchen am Falkenstein sah ich vom Schnellzuge aus zum ersten Mal Wallhausen, das bald meine Heimat werden sollte. Im Vorüberfliegen hörte ich wie jemand hindeutete auf einen Hügel am Südrande der Harzvorberge, wo aus dem Maienblütenschnee der Kirschbaumwälder ein freundlich Gartenhaus lugte: «dort wohnte Heinrich der Vogelsteller.« Neben das eben geschaute römische »Palatium« stellte die Phantasie das Bild der deutschen »Kaiserpfalz«. Sie er schien als ein stolzer Bau mit Mauern und Zinnen und hoch ragenden Toren und Türmen, mit Höfen und Gärten, eine mächtige Bergveste. Unter Brautliedern und Hochzeitsmarsch, unter Totenklagen und Jagdhornklang, unter lustigen Trink liedern und ernstem Meßgesang zog voiüber das kraftvolle