Die 172. Hauptversammlung zu Dresden am 5. Mai 1912 beschloß die Bildung eines Ausschusses zur Gewinnung von Vorschlägen für eine Gedächtnis-Ehrung unseres am 21. November 1911 verstorbenen Ehrenmitgliedes Wirklichen Geheimen Rat Or.-Ing. b. c. Köpcke, Exzellenz. Leider hat diese Angelegenheit bisher nicht weiter gefördert werden können. Die darauffolgende Hauptversammlung zu Lhemnitz bildete einen Ausschuß zur Vorbereitung des Werkes „Dresden und seine Bauten", dessen Neuausgabe anläßlich der seiner Zeit in Dresden geplanten, durch den Krieg und die Kriegsfolgen bis auf weiteres zurückgestellten nächsten Wanderoersammlung des Verbandes in Aussicht genommen war. Am 7. Juni 1913 besuchten etwa WO Mitglieder des Österreichischen Ingenieur- und Architekten- Vereins auf der Durchreise zur Besichtigung der Internationalen Baufachausstellung zu Leipzig den Sächsischen Ingenieur- und Architekten-Verein in Dresden. Die 181. Hauptversammlung am 16. Februar 1917 beschloß die Bildung einer neuen Fachgruppe V für Vermessungswesen und Mathematik. In der Frühjahrshauptversammlung 1919 wurden die in besonderem Ausschuß durchberatenen Satzungen in ihrer jetzigen Fassung beschlossen und auch der Beitritt des Vereins zum Neichsbund Deutscher Technik vollzogen. während der Kriegsjahre wurden die vorschriftsmäßigen Hauptversammlungen zweimal nicht einberusen, dafür aber Verwaltungsratssitzungen abgehalten. Die auf den 3. November 1918 festgesetzte 182. Haupt versammlung wurde infolge der Grippenseuche in Dresden aus den Mai 1919 verlegt. Ls traten überhaupt Standes- und Fachfragen zurück hinter den Fragen allgemeiner Kriegssürsorge. Der Verein beteiligte sich in entsprechender Weise auf diesem Gebiete durch Gewährung von Mark 1000.— für das Note Kreuz, „ 2000.- für den Landesausschuß für Kriegshilfe, „ 2550.— für örtliche (Organisationen für Kriegsfürsorge in Dresden, Leipzig, Lhemnitz, Zwickau und Plauen, „ 1000.- für den akademischen Hilfsbund, „ 1000.— für die Landesstistung heimatdank, „ 25-- zur Stiftung „Kaiser Wilhelm-Dank" für Feldlesestoff, „ 50 — für die Deutschlandlj-Spende für Säuglingspflege und Kleinkinderschutz und verwendete schließlich noch „ 15200.— (nom.) zur Zeichnung fünfprozentiger Deutscher Neichsanleihe. Daneben wirkten der hauptverein und die Zweigvereine noch an vielen Kriegsfürsorgebestrebungen in ihren Gemeinden mit. von 680 Mitgliedern eilten 228 zu den Fahnen, von denen die in Anlage 7 aufgeführten Mitglieder nicht wiederkehrten. Solange der Sächsische Ingenieur- und Architekten-Verein bestehen wird, wird ihrer stets voll Dankbarkeit und Liebe gedacht werden. Ihre Namen werden im Vereine sortleben. Im raschen Fluge ist mit vorstehenden Zeilen die fünfundsiebzigjährige Vereinsgeschichte durchmessen worden — was für Ziele er heute gereist, erscheint wie ein selbstverständliches rasches Werden, war in Wirklichkeit aber ein allmähliches Sichdurchsetzen, war ein mühsames Sichdurcharbeiten, von dem vielleicht die in Anlage 4 zusammengestellte Auslese das Wichtigste aus der Fülle der vereinsarbciten ein Bild zu geben vermag. Nicht alle diese Arbeiten sind von Erfolg gekrönt worden — manches blieb Hoffnung, muß aber zur Tat werden, wenn stets der rechte Augenblick genutzt wird. Der Strom der menschlichen Geschicke wechselt. Nimmt man die Flut wahr, führt sie zum Glücke, versäumt man sie, so muß die ganze Neffe des Lebens sich durch Not und Klippen winden. (Shakespeare.) Darum sei dem Sächsischen Ingenieur- und Architekten-Verein beim Antritt seines 76. Vereinsjahres zugerufen: „Nimm die Flut wahr!" Dank unsrer jederzeitigen trefflichen Führung, dank allen Mitgliedern, die auch fernerhin bei weitschauender und gediegener Amtsführung immer für die volle Gewähr technischer Geistes- und Wirkens freiheit eintreten, wird der Thronist des 100. Vereinsjahres berichten können, daß auch unser Schiff glückhaft im Hasen Anker geworfen hat.