insonderheit sind die beiden letzten Strophen vielen ein rechter Sterbenstrost geworden. Der Dichter Gras Leopold Friedrich zu Stolberg war zur römischen Kirche übergetreten und trat mit Eifer für seinen Glauben ein. Als es aber im Fahre 1819 mit ihm zum Sterben ging, da waren es evangelische Schriften, die ihn trösteten. In seinen.letzten Stunden tönte durch die römischen Kirchengebete das evangelische Kirchenlied. Seine Tochter kniete am Sterbebette nieder und betete: „Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir." Und mit diesem evangelischen Trost ist der katholisch Gewordene von hinnen geschieden. — Im siebenjährigen Kriege ward einst ein Gene ral tödlich verwundet. Er war ein Gottesleugner, und auch auf dem Sterbebette machte das Wort Gottes keinen Eindruck auf ihn. Da besuchte ihn der ehrwürdige Frankfurter Senior Fresenius und sprach ihm die beiden letzten Strophen unssrs Liedes vor. Das wirkte auf die arme Seele. Der totwunde Kriegsmann ließ sich die Worte immer wiederholen und ge langte durch sie zur Erkenntnis des Heils. Im Frieden mit Gott ist er gestorben. — Der alte Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. von Preußen hatte dieses Lied so lieb, daß er be stimmte, es solle bei seinem Begräbnis von Hoboisten ge blasen werdeen. — Als am Abend des 8. März 1888 die Todesschatten auf den greisen Kaiser Wilhelm I. sich herab senkten, da sprach ihm sein Seelsorger, Oberhofprediger O. Kögel, die zwei letzten Strophen des Liedes vor,- unter Worten der heiligen Schrift und unter Liederkiängen Paulus Gerhardts ist der alte Held entschlafen. Auf, auf, mein Herz m i t F r e u d e n. Die siebente Strophe des Liedes hat einmal in Gellerts Leben eine eigen tümliche Verwendung gefunden. Der edle Dichter war sein Lebtag kränklich, eine tiefe Traurigkeit bemächtigte sich oftmals seiner. Da verbreitete einst die böse Welt das Gerücht, er habe sich in einem Anfall von Schwermut erhenkt. Als der fromme Dichter diese Kunde vernahm, sagte er zu einem Studenten: „Schreiben Sie den lieben Leuteit: ich selbst rufe ihnen die Worte des alten Liedes von Paulus Gerhardt zu: Ich Hang' und bleib auch hangen an Ehristo als ein Glied; wo mein Haupt durch ist gangen, da nimmt er mich auch mit." Nun laßt uns gehn und tretcn. Dies Lied ward von Johann Sebastian Bach sonderlich geliebt. Der be rühmte Tonmeister ward im Alter blind. Als ihn am 1. Januar 1730 der Superintendent Deyling besuchte, um ihn zu trösten, da sagte Bach: „Ich habe das neue Jahr mit Gottes Hilfe gut angetreten, doch wrd es wohl mein letztes sein. Als ich diesen Morgen mit meiner Familie Paulus Gerhardts Lied sang: Nun laßt uns gehn und treten, und