. Der bekannte Schriftsteller Ernst von Pildeudruch äußerte sich in einem persönlichen Schreiben an die Künstlerin m der folgenden anerkennen, de» Weise: „Vom ersten Augenblick an, da ich von Ihrem Konflikt mit der ber liner Jury erfuhr, habe ich al» Deutscher und al» Künstler an Ihrer Seite gestanden. Al» Deutscher, dessen Köliigstreue wohl Niemand in Zweifel ziehen wird, habe ich peinlich empfunden und tief beklagt, daß die Ablehnung Ihre» Bilde» „um de» Gegenstände» wegen" nur allzu geeignet war. da« Gefühl der Verehrung, welche» Deutschland seinem Kaiser entgegenbringt, dem Au-lande gegenüber in ein falsches und verdächtigende» Licht zu rücken und al» Kriecherei erscheinen zu lassen. Als Künstler habe ich die Kränkung, die Ihnen die nachträgliche Ab lehnung »wegen unkünstlerischer Ausführung de» Bilde»" bereiten mußte, in Ihrer Seele mit Bitterkeit und Zorn mitempfundcn. Der Vorgang ist ein neuer bedauerlicher Beweis für die Machtlosigkeit -er künstlerischen Persönlichkeit in Deutschland; eine Machtlosigkeit, die der Maler gegenüber der Ausstellung»-Jury, der dramatische Dichter gegenüber den Bühnen - Verwaltungen empfinden lernt. Die einzige Waffe, die dem Künstler zu Gebote steht, die er sich selbst mit Hingabe seiner Lebenskräfte schmieden muß, ist der Name, den er sich erringt. Eine richtige Auffassung würde dahin führen, daß die Jury beziehungs weise die Bühne sagte: „Ein Bild oder ein Drama, da» unter diesem Namen geht, muß unter allen Umständen der Oeffcntlichkeit bekannt gemacht werden, denn nicht wir übernehmen die Verantwortlichkeit, sondern der Träger de» Namens für sich selbst." Und wie gestaltet sich die Sache in Wirklichkeit? Jury und Bühne stellen sich dem Träger des bewährtesten Namens ganz mit demselben Unsehlbarkeits-Bewußisein gegenüber wie dem namenlosesten Anfänger. Davon, daß ein Künstlername ein Recht ist, wissen sie nichts. Selbst den Fall daher angenommen, daß Ihr Bild der Jury bei der ersten Prüfung schon mißfallen hätte, wäre dieselbe meines Erachtens verpflichtet gewesen, dasselbe, al» da» Werk einer Künstlerin von Ihrem wohlerworbenen Namen und Rufe, anzunehmen. Inzwischen ersehe ich mit Freude aus den Zeitungen, daß Ihr Werk bei dem Publikum einen entschiedenen Erfolg errungen hat und täglich neu erringt, und eS bedarf keiner Versicherung, daß einer meiner ersten Gänge, sobald ich nach Berlin zurückgekehrt, der Besuch Ihre» Bildes sein wird. Daß der mit diesem Erfolge verknüpfte Lärm Ihr weibliches und künst lerisches Gefühl verletzt, begreife ich sehr wohl — indessen würde ich da» an Ihrer Stelle nicht zu schwer nehmen. Dieser Lärm ist nur das Echo eine» Skandals, den Andere hcrvorgerusen haben, und man muß nicht da» Echo für den Böllerschützcn veranwortlich machen, der es erweckte. Daß ich in Ihrer Lage genau wie Sie gehandelt hätte, mögen Sie au» der Wärme er sehen, mit der ich in diesen Zeilen für Ihre Sache Partei ergriffen habe. Ich habe e» aus natürlichem Gefühl und in dem Bewußtsein gcthan, daß jene Machtlosigkeit der Künstler nur aufhören kann, wenn jeder Einzelne die dem Anderen widerfahrene Kränkung als eigene empfindet; und weil jede» -icscr Worte meine innerste Ueberzeugung wiedergiebt, so mögen Sie dieselben al» meine Ansicht zur Sache, wenn Sie wollen, Mitteilen. Empfangen Sie, werte gnädige Frau und verehrte Kunstgenossin, die Versicherung aufrichtiger Hochachtung Ihre» ergebensten Ernst v. Wildenbruch." In der vielbesprochenen Angelegenheit de« .^lor, Imporator" ergreift nun auch Professor Gustav Seeberger, der in München über S5 Jahr« an der dortigen Akademie al» Lehrer der Perspektive thätig ist und dort al» allgemein anerkannte Autorität dieses Faches gilt, das Wort. Er erklärt: »Die in berliner Blättern verschiedentlich erhobenen Einwände, daß sich in dem Bild: „blor, Imporator" von Heimine von Preuschen perspekti vische Fehler befinden, sind vollkommen unrichtig. Die perspektivische Kon struktion de» Bilde« ist in jeder Beziehung korrekt und mir scheint e». al» ob derartige Vorwürfe einer Absichtlichkeit entspringen. Gustav Seeberger, k. Professor und Lehrer der Perspektive, ,. Z. Tölz. 11. August 1887."