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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-26
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1888
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614 vom Lronprilizen. » Berlin. 2t. Januar. Der Kronprinz und die Frau i! ro , ur, >,zessin begehen am Mittwoch in San Nemo ein Fa»,,! > -i sest; eS basen sich dreißig Jahre Vollender, seitdem sie cen Bund fürs Leben schlossen. In ganz Deutsch- land und weil Uber die Grenzen hinaus nimmt man an diesem Familiensest innige» Aulheil. Daß in Berlin die Gedanken sich nach dem Sude» wenden, doS findet seine äußerliche Be» stäligung i» der Adresse mit mehreren hunkertlausenS Nnter- schristen. welche dem geliebten Kronprinzen an diesem Ehren tage überreicht w rden wird. Ticsgerührl und ersreut hat in Berlin eine wohlbezeugte Aeußerung de- Kronprinzen, daß er in den zahllosen Buvcisen von Liebe und Anhänglichkeit, die ihm von allen Seiten werden, nahezu eine Kompensation für die ihn« durch seine Leiden auscrlegte Prüfung findet. Die eröffnet« Aussicht, den Kronprinzen im Frühjahr wieder in Berlin begrüßen zu dürfen, hat selbstverständlich die höchste Befriedigung erregt. * Dem Kronprinzen ging zum Neujahrsfeste nach stehendes Glückwunschtelegramm des Großmeisters der ita lienischen Freimaurer zu: „Er. kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen des deutschen Reiche- l» Eon Remo. Im Namen de? Großorienls von Italien »nd lüinintlicher italienischer Logen bringe ich Ew. kaiserlichen Hoheit Grainlaiion und heiße Wünsche der Genesung dar. Empfangen Sie de» Aus druck dieser Besühle der italieniichen Freimaurerei, welche im Verein mit der Familie der Freimaurer der ganze» Well, insbesondere mit den mächligrn deutschen Logen, deren Protecior Ew. taiserliche Hoheit ist, an der Erhaltung des Friedens unter allen Völkern muwirkt, dem einzigen Mittel, um den Triumph de» menschliche» Ideals zu erreichen. Ter Kronprinz ließ dem Großmeister der italienischen Logen durch deren Vertreter bei der Großen LandeSloge in Berlin, Professor Schottmüller, nachstehende Anlwort zu- grhen: „Seine k. u. k. Hoheit der Kronprinz des denilcheu Reiches und von Preußen hat geruht, mich zn dcausirage», Ihnen seinen heiz- lichrn Dank für die ihm zuui neuen Jahre im Name» des Grog, ortent- von Italien und sämmllichen iiaiieiiilchcn Logen telegravinsch nach San Nemo übermittelten Glückwünsche zugehe» zu lassen, Glückwünsche, welche in klarer Weise aus den Triumph des l»c»jch- liehen Ideals Hinweisen. Ich beehre mich u. s. w." * BreSlau, 24. Januar. So. kaiserliche und königliche Hoheit der Kronprinz hat gegenüber dem Fürstbijchvs vr. Ko pp bei dessen Empfang in San Remo bcmcrkl: „Sagen Sie es überall, wie wohl und gut ich au-scke." Ter Kronprinz war, nach der Schilderung deö FürstbischosS. lebendig und srisch und trotz der Erkailuiig. an welcher er litt, bei recht kräftiger Stimme. AIS der Fürstbischof seiner freudigen Verwunderung hierüber Ausdruck lieh, erwiderte der Kronprinz: „Da hätte,, Sie mich erst vor ein paar Tagen hören sollen, al« ich nicht erkällel war." * San Remo, 24. Januar. Erst jetzt wird auch hier die frühere Londoner Meldung bestätigt, wonach der Kron prinz während seine» letzten achttägigen Katarrh- auch Fieber gehabt hat. DaS Befinde» ist jetzt wieder günstiger. Marine. * Wilhelmshaven, 2-1. Januar. Nachdem vor Kurzem da- BermessungSsahrzeug „Drache" „uS der Line der KriegSsahrzeuge gestrichen ist, ist damit auch die letzte sichtbare ReniiniScenz an die frühere KaaonenbootSflotlille der preußische» Marine verwischt. ES dürste nicht ohne Interesse sei», einen kurzen Rückblick aus die Ge schichte dieser Fahrzeuge zu Wersen, welche die Basis unserer jetzt fo stolzen Marine bildeten, »nd an die sich so manch« Erinnerung 1» Marinetreisen knüpft. Die Idee zuin Bau von Krnonenbooken ging von Napoleon o»ö, welcher imklelst einer Anzahl solcher Fahrzeuge, die durch Ruder lorlbewegt wurde», im Jahre 1805 nicht weniger al- 80,000 Mann über den Eanal setzen wollte, um die Engländer in ihrem eigenen Laade anzugreisea. Allmählich traten die Kanonenboote auch bei andere» Nationen in die Reihe der Kriegs- sahrzeuge und Fortschritte »n Schissbau, sowie zweckmäßige Ver- besserungen ließen sie gefürchtete Gegner blokirender Flotte» werden. Als im Jahre 1848 die Blokadc der dentschcn Hüten durch dänische Schiffe erfolgte, trat auch die Nolbwcndigkeil zum Bau von Kanonen booten für uns Hera». Preuße» baute Oö, Holste», 12 und süc die ehemalige „deutsche Flotte" wurde» 50 a„gesch»sst. Nachdem der Dampf jedoch euigcsührt wurde, war auch der Werth dieser Ruder, kanonciibvole dahin; sic wiirden zui» Theil als Laslschisse sür kom merzielle Zwecke verkauft, theil? als Prahme a»i de» KucgSwerflcn verwandt. Der letzte Rest derselbe» dient zur Zeit noch als Träger der Schwimmbriicke über den Hascucaiial »i Wilhelmshaven, wird aber als solcher auch im nächsten Herist keine Dienste mehr leisten, da die Schwimmbriicke bi- dahin durch eine schon in, Bau begriffene Drehbrücke ersetzt sein wird. DnS erste Tampf- kanoaeoboot mit Schraube bauten im Jahre 1849 die Schleswig- Holsteiner, welches nach dem bekannle» Frcisltaareiisährrr „von der Tann" benannt wurde. Diesem gelungene» Experimente folgten die Engländer, welche wahrend des Krimkrieges euic Flotte von über IM Dampskanonendoolen schufen, welche im FestungSkricqe eine hervorragende Rolle spielten und die ruisischen Festungen Boiiiarsuiid, Sweaborg, sowie die Aland-insel» zu Fall brachten. Preußen folgt- diesem Beispiele in den Jahren 1859—«!! und schul eine Tampi- kanonenbootflottille von 23 Fahrzeugen, von welchen 8 (Kanonendvoic erster Elaste) aus der Danziger Werst, die übrige» 15 tKaiioncii- bootc zweiter Elaste) aus Prioaliversie» (Elbing und Wolgast) erbaut wurden. Die Kanonenboote erster Elaste hatte» eine Länge vo» 420 Fuß. eine Breite von 22 Fuß, einen Tiefgang von 9 Fuß und ei» Deplacement von 242 Ton-. Sie erhielten Niederdruck- majchinen von 80 Pserdekräste» und eine Armirung von 3 Geschützen, nämlich 2 gezogene 24-Psünder vorn und achtern und ein glattes Ktpsündigkü Boindengeichütz in der Mitte. Die Besatzung betrug 80 Mann. Die Kanonenboote zweiter Elaste waren 105 Fuß lang, 12'/, Fuß breit. 7 Fuß lies und hatten ein Deplacement von 192 TonS. Ihre Maschine war nur 60 Pserdekrast und die Armirung bestand ouS 2 gezogenen 24-Psüiidern und die Besatzung auS 60 Mann, Bei dem plumpen »nd kraklige» Bau dieser Kanonenboole konnte mit den vcrhältuißmäßig schwachen Maschinen wenig ouSgerichlel werden, eS betrug ihre Gcschwiudigkcit bei stillem Master nur vöchstenS 8 Knoten. Trotzdem haben diese kleinen Fahrzeuge dem Baterlande vortreffliche Dienste geleistet und küuuen aus eine ehren volle Vergangenheit zurückdücken. Einzelne Gruppen derselben nahmen tebliallcn Aittheil an dem dänische» Kriege, an der Schlacht bei Helgoland u. s. w. Der „Meteor" bestand unter der Führung dcS danialiqe» llnpitainlieulciianis Knorr (jetzt Eentreadmiral) das sieg reiche Gcjecht mit bei» sraiizöstichen Aviio „Bouvet" de, Havana, «vahrend ei» großer Theil dieser Fahrzeuge wahrend des dciitich- sranzösiichen Krieges in der Nord- und Ostsee Verwendung sand. Jetzt bat diese einst so kecke und »ach »»serer damaligen Anschauung stattliche Flotte sozusagen auSgeathmel. Der „Drache", welcher »och „n verflossenen Sommer V-rw ndung al» Bcrmestuiigssahrzeug sand. hat sich jetzt auch als baufällig erwiesen, so dast er condemnirt werden mußte. Man konnte allerdings das nocki aclive Kanonen- boot „Epklop" alS den letzten der Mohikaner bezeichnen, wenn nicht im Jahre 1874 ein vollständiger Umbau desselben in Eisen erfolgt wäre, so baß ein säst vollständig neues Schiss aus dem allen Holzkanvnenboot derzeit entstanden ist Die übrigen Fahrzeuge sind seit ihrer Eondenin>r»ng. nachdem Maschinen »nd Kessel herauS- genomme» worden sind, »ls Prähme, Werksiält.'nschiffe, KohlendulkS, zn Evrengzwecke» »c. uns Len Kriegswcisle» verwandt worden. Ihre Maschinell, die Nie.lS englisch.'», «Heils deutschen UrlprungS kind, tdlin dagegen »och letzt ihre Dienste als BetriebSniaichinen in den Werkstätten der Werste» — DaS SchiffSlunqeiiichuIsLiff „Nixe", welches bekanntlich zur Zeit die Dienste des StottoSivachliäiisseS in Wilhelmshaven versiebt, ist jetzt von der Bauwerst »ach der Kohlen- brücke gelegt und wird, wenn es die WillcriingSverhäliniste gestalten, in der »ochsten Woche zur Abhaltung von Probesahrte» den Haien verlassen »nd nach Beendigung derselben seinen Ankerplatz aus der Rhede ucbinen. Im April die „N re" durch ein Panzerschiff obgelöst »nd dann voran» sichll ch eine Reise zur Ausbildung der SchlffSliii'geii unternehmen vermischtes. —L.— Halle a. S„ 24. Jannar. Vor einigen Tagen Vnrde eine Zigeiinersamil>e. die von Gönnern hirr ein- aetiesert worden war. per Schub durch einen Gendarmen iS zur sächsischen E-renze gebracht. Hicr verweigerte man die Ucbernahme zweck» Weitertransportes und blieb daher dem preußische» Beamten nicht- andere» übrig, al- die braunen Kinder der Pußta dem Ort-Vorsteher de- preußischen Grenzdorje» Modelwitz bei Schkeuditz zur einstweiligen Unter bringung dorlselbst zu übergeben. — In dem hohen Alter von 87 Jahren verschied am 20. d. Mt-. Abend- nach längeren Leiden der seühcre Polizeiinspector unserer Stadt. Herr Carl August Georgii. Inhaber de- Rothen Adler- Orden- IV. Classe. Der allgemein geachtete Mann hatte der Stadt lange Jahre hindurch al- Polizeibeamter treu gedient und war wegen seine- humanen Wesen» in der Bürgerschaft allgemein beliebt. --- Berlin, 23. Januar. In der „Jllustrirten Jagd- zeilung" findet sich ein interessanter Artikel über die Möven aus der Spree in Berlin: Wer um die gegenwärtige Jahreszeit bei Tage die FriednchS- brücke in Berlin passir», welche säst im Eeutrum der Stadt über die Spree zwischen der Börse und den, Museum führt, den, bietet sich eia eigenartiges Schauspiel dar, um da- ihn mancher Provinziale beneide» könnte, zumal eS eigentlich nicht recht in den Rahmen einer Weltstadt paßt, sondern eher aus eiuru rinlam gelegenen See oder einen vom Weltgetrieb: nicht berührten Flußarm des platte» Lande» g-hört. — Die Spree, welche zu beiden Seiten dieser Brücke bi» aus einen schmalen Streifen in der Mitte zugesroren ist, wird nämlich dort von einer ca. 20—30 Köpfe starken Schwanengelell- schast und säst ebenso vielen — Möven belebt, und wohl Jeder, den sein Weg über die Brücke führt, macht sür einige Augenblicke Halt, um dem lebhaften Treiben dort unten ans dem Wasser zuzuichauen. Besonder- der eigentliche Berliner interessirt sich sür Alles, wo» innerhalb des Weichbildes seiner Heimathstodt passtet und wenn es auch noch so harmlos und alltäglich erlckieiut. Ist ein scknach- beiniger Droschkciigaul aus dein regenseachten. glatten As». ,li- pslaster gestürzt, hat der Hundesänger mit geschickter Hand die blanke Messingschlinqe einem maulkorblosen Hunde über de» Kops geworfen, ist ein Taschendieb oder ein anderer Uebertrcter des Gesetzes der heiligen Hclinandad in die Hände gefallen, oder ist endlich ei» Eaiiariciivoglri» seinem enge» Käsig emichluplt und statten angstl ch von Baum zu Baum, von Tach zu Dach — slels werden diese Vor- koniiuiiisse von einer großen Schaar von Zuschauern mit Nlii'lncrüaiii- k.it und Theilnahme verfolgt. Und so ist auch die Frietrichsbiucke stctS von einer Anzahl Personen besetzt, welche über das Gclauöcr ins Waffcr schauen. Schließen wir uns diesen Zuschauern an. opfern wir einige Minuten unserer Zeit, eS verlohnt sich wirklich. Die Schwäne, von denen die jüngeren noch ihr schmutzig graues Kleid trogen, während die Farbe der älteren sich kaum von dem aus dem Eise liegenden Schnee abhebt, rüder» stolz aus der vom Frost immer mehr und mehr verringerte» offenen Wasserfläche umher. Tort senkt einer den langen, biegsam?» Hals mit eleganter Wendung in die trüben Fluthen der Spree, um irgend einen Gegenstand, der im Wasser daher geschwommen kommt und seine Neugierde erregt hat. zu untersuche». Hier blinzeln andere mit schräg gehaltenem Kopse zur Brücke empor, von der herab ihnen so mancher Leckerbissen zugeworsen wird, uni den sich dann im Wasser oft ein erbitterter Kamps mi! Schiiabclhiebeii und Flügelschlägen eiilspilint. Nach andere wieder haben die Fischkästen aus der Burgstraßensesle erklommen und machen dort Toilette. Zwischen dielen zahme» Schwänen nmi Himmeln sich leicht und beweglich die Möven in ihrem silber- grauen, sammetglänzelidc» Gefieder. Klug und listig klicken die kleinen Augen aus den zierlichen Köpsc» in die Welt. Sobald ein Stück Brod ins Wasser geworfen wird, suchen sie dasselbe de» Ichwersälligerc» Schwänen wegzuhasche» und weiche» gewankt den nach ihnen geführten Schiiabclstüßen der ob dieser Frechheit erziirnten stolzen Vögel aus. Hin und wieder erbebt sich ein: Möve. um mit schillerndem Fluge über die Wasserfläche dahiiizuschweben oder von der eine» Seile der Brücke dicht über die Köpsc der Passanten hinweg nach der anderen zu gelangen. 'Andere wieder baden sich aus das E'S am User zurückgezogen, wo sie enlivedcr mit dem Schnabel die Federn putzen und ordnen oder von wo sie tieisüinig und unbeweglich in das offene Wasser schauen. Nur wenige unter den Zuschauer» aus der Drücke kennen die Möve» nicht; sie ballen sie sür eine Eutenart, werde» aber sogleich von den Nachbarn eines Bessere» belehrt, die entweder aus den Be- richten der Lokalblätter wisse», daß eS wirklich Möven sind, oder aber vo» ihrem Soiiiiukiauieiilhalt in Hcringsdors oder aus den Nordieeiiiiel» her die Möve» aus eigener Anschauung üiinen. Welcher Art diese Möven ang-höre», weiß ich nicht, dazu bin ich nicht Ornithologe genug: inimcrhm aber dürste es inanch-ii Leser der „Illint, iiten I.igd-Zeilu»g" inl-resfircii, daß sich die doch als ziemlich scheu bekannte» Vögel, denen der Jäger nur schwer bei- konimen kein», ohne jede Furcht mitte» in das lebhafte Getriebe der verkehrsreiche» Weltstadt waien. Zur Erklärung dieser Thatjackie dürste srcltich die reichliche Nahrung eme Hmvtrolle spielen, die ihnen lncc zu Theil wird, dkioiiders vo» der »her die Bruck? zur Schul? pilgernden Jugend, welch? gern de.S Frühstücksbrod m>» Le» iittinlertii Vögel» >heilt und wohl osttnals wegen .',»'pä!ek.'»i »ens von dem gestrengen Lehrer getadelt wird. Im Sommer sind di? Möve» auS Berti» verichwund?» »nd die Schwäne allein beherrschen die trübe sich dcihiiiwälzende Spree, welche nach einem bekannle» Ausspruch rein und klar wie cm Schwan seihst m Beilm ihren Einzug hall, aber schmutzig wie ein Schwein die Stadl wieder ve: laßt. --- Danzig. 19. Januar. Im hiesigen Unter- suchu » gS gesä » gniß kesindel sich eine sein m crkivürdigc Pc r sö »l ich kei l: ein angeblicher Pröseffor der Theologie auS Chicago. Namens Joseph Cbcr. Der Man» isl de- schiiloigl, bei verschiedenen Geistlich»» in der Provinz und >n der Stadt >» betrügerischer Absicht Meßstipenkien gesammelt ;n l aben. Als Cber am 28. vor. Mts hier eintras, mielhele er sich >» den: seinslcn Gasthof ein nnt wäre dort auch un- bcliclügt geblieben, wenn er nicht die Bekam,tschasl einer Kellnern, gemachk »nd mit ihr eine gemeinschaftliche Wohnung bezogen hätte. Die Polizei wurde aus ihn aufmerksam, und da aller Gr»ud zu der Aiiuahiuc vorlag, baß er nicht befugt sei, Mcßstipeiivicn zu sammeln, so erfolgte seine Berhaslung. Der Untersuchungsrichter verfügte zwar am andern Tage seine Freilassung, aber Pie Staatsanwaltschaft ordnele kurz daraus seine nochmalige Verhaftung an. Bei seiner Ver nehmung verweigerte er jede Auskunft über seine Persön lichkeit und bat. nur seine Geliebte zu verschone», da dieselbe ganz unschuldig sei. Deselbe, eine Polin, hak eS in wenigen Tage» fertig gebracht, den angeblichen Amerikaner i» einen leidenschaftliche» Polen zu verwandeln. Vorgestern erfolgte seine photographische Ausnahme; die Bilder sind in alle Weltgcgcnbeu versandt worden. Der Ver haftete besitzt eine» hoben Bildungsgrad, er ist svwehi in der classischen als auch in der neuere» Literatur sehr belesen. In seinem Besitze wurde ein Handkoffer gesunden, in welchem sich ei» Talar. den er i» der Untersuchungshaft tragt, und eine Menge neuer wisseiischastticher Werke i» englischer Sprache desauvkii. Der angebliche Prosessor trat hier sehr rücksicht-loS auf. u A nahm er auch, wenn er in der königl Capelle die Messe laS. seine Geliebte dorthin mit »nd stellte diese dein dortigen Pfarrer als „Couvertikin" vor. Cdcr hat jedenfalls eine sehr bewegte Vergaugenheil hinter sich, und er erinnert zugleich lebhaft an den vor zwanzig Jahre» hier ausgelrctenen ongcblichen Cardinal „Alderliiii", einen Hochstapler schlimmster Sorte. Heul: ist Cder zum zweiten Male Photographin, und zwar im Talar mit und ohne Reverend«. Sein bis heriges so keckes Auslrelen bat sich >» Angst verwandelt. Dennoch verweigert er jede Auskunft über seine Persönlichkeit. Lübeck. 20. Januar. Vor dem hiesigen Landgericht begann heute die Lcrbandlung gegen Müller Ottmaren wegen Vorspiegelung falscher Thalsacben, LebenSmittelsälschung, Unterschlagung und Diebstahl und Äusjorverung zur Brand stiftung. Der Angeklagte, Besitzer und Pächter mehrerer Mühlen und Landgüter, ist rin woblhabender Mann. Die Anklage stützt sich aus eine Dcnuncialion seines bisherigen ObrrmüllerS Zimmermanii (jetzt Pächter einer Müble bei Osnabrück) und erstreckt sich aus Mehlsälschung wabrend niedrerer Jahre, die dadurch berbeigrjübrl sein soll, daß von Bäckern cingelieserte- deutsche- Korn zurückbehalten und dafür ein Gemisch von Mebl an» russischem und deutschem Kor» zurückgegebe» ward, daß von ihm au- durch Ratten l-e- schiuiitzlcm Reggeu gewonnene- Mehl sür gut verkauft, daß sich der Angeklagte beim Umbau der städtischen Müdlen dem Staate gehörige Soeben ungeeignet und daß er dem Zimmer» mann für Brandlegung in der Müdle 300 .«k geboten habe. Das Uilheil lautelc aus Schuldig in Betreff der Unterschlagung, der Leben-nillleljalschuag. de» Diebstahl« und der Aufforderung zur Brandstiftung Oltmann erhielt rin, Ses,»»tst«f, von zw«i Jahren Gesängniß und zwei Jahren Ehrverlust. Deu Antrag, ihn gegen Caution au« der Hast zu entlassen, lehnte der Gerichtshof ab. --- London. 20. Januar. Wenn e» sogar dem Henker schwer fallt, zu seinem sauer verdienten Gelbe zu kommen, so unterliegt e« keinem Zweifel mehr, daß die Zeiten in der Thal schlecht sind. Bor einiger Zeit wurde ein Giftmörder, vr. Cross, durch Berry, de» amtlichen Henker, in Cork hin gerichtet. Da zu der Hiurichtung nicht, wie gewöhnlich, die Berichterstatter Zutritt erhallen Hallen, so wurde von der Presse angcdeutet, daß die Hinrichtung nicht ganz mit ehrlichen Dingen zuzegaugen sei. Hieraus wurde eine abermalige Tobten- schau veranlaßt, bei welcher die Gegenwart de« Henker- er forderlich war. Letzterer, welcher im Norden England- seinen täglichen Unterhalt als Schuhmacher erwirbt, weigerte sich icsoch, die Reise nach Irland noch einmal zn unternehmen, all» ihm nicht die Reisekosten oder Zeitverlust mit 10 Lstrl ersetzt würden. Die- geschah nicht, und als Berry daraufhin liilug zu Hause blieb, wurde er mit Gefängnißstrase bedroht, sallS er nicht augenblicklich dem Ruse de« Gesetze- folge. Die lst bi- heute noch nicht geschehen. ---- Seit mehreren Jahren sind die Dinen damit beschistigt, an der Westküste Grönland- Aufnahmen zu machen und syste matisch Beobachtungen anzustellen. Die neuesten Untersulbiingeii haben zu bemerlenSwerlben Ergebnissen hinsichtlich der Bclchaffeuheit d«S Binnenlandes vo» Grönland, sowie de- Ursprung- der schwimmenden Eisberge geführt. ES galt u. A. festzuslellen, ob der Rand der Eisdecke, welche die Oberstäche det Binnenlande« überzieht, wirklich ei» zusammenhängender sei, ob nirgend» eia Durch gang sich finde, der zu möglicherweise vorhandenen, weniger öden Ihülecn führen könnte. Wen» man eine durch die innersten Spitzen der Fjorde gezogene Linie als die Grenze de- Binnen landes betrachtet, dürste dieselbe aus 800 geographische Meilen veranschlagt werden. Hiervon sind im Lause der letzten Jahre 340 Meilen so weit untersucht worden, daß der Rand deS BinneneiseS »lit einer Sicherheit hat verfolgt werden können, mid e- geht aus allen Berichten hervor, daß nirgends ein Durchgang zu finden ist. Mo» ist von jeher gewohnt, das Innere de« Landes als ein ichnec- bedieltes Tosellanb anzuiehen. Die ii 'ueren Beobachtungen drängen aber dazu, die HorizontaUIät der Oberfläche aus eine Nioellicung, eine Ausfüllung der Vertiefungen durch EiS zuiückzusühren, anstatt sie aus der Form des unterliegenden Landes zu erklären. Nach dem Innern zu steigt die Oberfläche allmälig an; die größte Hübe, bi- zn welcher man sie verfolgen kann, beträgt 6"00 bis 7000 Fuß. Grönland allein liefert die eigentlichen schwimmenden Eisberge der nördlichen Halbkugel. Diese EiSberge werden von Gletschern abge- stoßen, welche vom Binuencise gespeist werden und in die „EiSsjorde" hinemlageo. Je rach der verschiedenen Stärke, mit welcher sich die meikmürdige Bewegung des Eises vom fernen Innern aus die Lisijorde concenlrirt, hat man dieselben in vier Elasten getheilt. Aus der Westküste kannte man bisher etwa 9 EiSljorde ersten und zweiten Ranges; die genauere Untersuchung, welcher einige derselbe» »»terzogen wurde», ha» u. o. Folgende- ergeben: Der Gletscher von Jacobsliav» bewegt sich zn jeder Jahreszeit in seiner Mitte mit einer Schnelligkeit von über 50 Fuß täglich. Ein Glclicherarm des Torsukalak Fjordes zeig« eine Bewegung von 20—:iO Fuß täglich. Zwei andere Glelicher im Umanak-Fjord legen täglich 22—38 Fuß bezw. 2l—46 Fuß zmück. Die Messungen der Breit? dieser Gletscher, arme geben von 14,OvO—29,000 Fuß, wahrend >h,e T cke zu 600 biS über lOOO Fuß veranschlagt werden Vars. Man kann sich danach von der G.öße der EiSplatten, welche alljährlich dem Meer übergeben werden und durch deren Zerstückelung die Eisberge entstehen, einen uugesühre» Begriff machen. Beispielsweise würde der Gletscher von Jacobsbavn jährlich eine EiSplatte abstoß-n, welche V, Meile breit, Meile lang und 800—lOOO Fuß dick ist. Jeder der untersuchten Fjorde ciiipsäilgt jährlich 84,000—180,000 Millionen Eubiksuß EiS dom Binnciilaiide, WaS die „Kalbung" oder Ablöiung der schwim mende» Eisberge anbetrifft, jo ergeben die bei JacobShavn an- gestclltcn vieliährize» Beobachtungen, daß der äußerste Theil de- GlclichcrS schon vor der Zerstückelung vom Meere wie eine schwim mende Brücke getragen wird. ---- lieber einen Fall von amerikanischer Justiz wird berickttet: In TeraS war die Svur eine» verschollenen ManncS in einem Wirthshausc unweit Lak C»y ausgesunden worbe», welche- von einer Familie Nomens Kellv geholten und von Viehhändler» und anderen Personen, die Geld besaßen und dasselbe bei sich führten» häufig besuch! wurde. Eme Haussuchung führte zur Enidecklinq der Leiche in einem Keller, i > welchem noch süns ande.e Leichen lagen, wahrend vier, darunter die einer Frau, in einem Stalle vergksunden wurde». Die Familie Kelly, anS William Krlln, 55 Jahre alt, Bill, einen, Sohne. '20 Jahre alt, Kate, der Frau, und „Kilt", der acht- zehnjährige» Tochter, bestehend, war vor einiger Zcil v'rschwiinden. AIS die Kunde vo» der E, INcknag nach Brauer Eny gelangte, erinnerte mau sich, daß die Familie üellp die Stadt pafstrt hatte und anicheiiirnd reichlich nul Geld vee'cheii war. Zwanzig Bürger machten sich zur ihrer Beriolgung au'. Als sie der Reisenden an- Nchttg wurden, bestiegen sie sriichc Pferde und fetzte» die Ver folgung fori. Nach zweistündigkin scharfen Ritte stürzte da« Pferd, w lchcs Frau Krlly rill. Dadurch entstand eine Verzögerung, welche die Verfolger in einer halben Stn.ide dem Sohne und der Loch.?'. . ahe genug brachte, um Feuer zn geben. Tief« hielten an. als sie «»gerufen wurden, aber der ulte Mann, der ei» besseres Pferd ritt, »agte weiter. Als die Bürger heraukanie», fing das junge Mädchen an, i m Gnade zu flehen, mit dem Bein »len, sic batte niemals Jemand gelüstet, während ihr Bruder bemerkte, sie habe ebeulo viel damit zu thun gehabt wie er. Stricke wurden schnell beschafft und die zw,i wurden gebunden. Einer der Bürger kletterte aut einen Bai»» und warf über einen der euSgcstreckten Lest« zwei Stricke, an deren Enden zwei Schlingen gemacht worden waren. Die Mörder wurden unter die Bäume gestellt, die Schlinge» ihnen »in den Hals gelegt und >m r.ämsleu Augenblick schwebten die zwei Küiper in der Lull. T:e Strick? wurden an einem danebeusleticnden junge» Baume befestigt und dir Körper hängen gelaffen, wädeend die Bürger dem allen Kclln tolgie», der aus dem Geiichislreife verschwunden war. Seine Spur wurde leicht ver'olg». Rach drei, stuudigem fchaifen Ritte hatten die Bürger auch Kelly erreicht. Ja wenigen Miuulen schwebt? fein Körper in der Luit. Sodann wurde er heruniergelassen und ausgesordert, sein Verbrechen einzugeftehea. DaS lhat er. Ec und alle Mitglieder seiner Familie, sagte er, wäre» schuldig. Sic hutteu nenn Männer und zwei Frauen er mordet und beraubt. Er gab an, wo bas geraubte Geld ver borgen worden, und liejeric sein: ganze Baarschast ab. Woher die ermordeten Personen kamen, wußte er nicht zu sagen. Er wuide wieder hiiialisgczogeii und hängen gelassen. Der der Frau jiigcstoßene Unfall endete mit ihrem Tode und machte ihre Hin. richlung uuiiülhig. — Boi» ASphaltsee aus der Insel Trinidad Der vom Corpettencapitaii« Baron Benko verfaßte Bericht über die vo» der österreichischen Corvette .Zrini" 1885 bi» >886 nach Westindien gemachte Reise ist kürzlich erschienen. Die „Millbeilungen der kaijerl. königl. österreichischen Gesell schast in Wien" entnehme» diesem Werke eine interesiante Schilderung de- berühmten AsphallsccS aus der Insel Trinidad. Die Oberfläche de- satt kreisrunde» SeeS besteht aus eisen balligem, mit 32 bi« 36 Proe. Crdpech tlirchdrungeuem Sand und ist in der Svnnenliitze so weich, daß sie nichl beschulten werbe» kann; zahlreiche Risse und Spalte» sind mit braunem, aber geschmackvollem Wasser gefüllt. Da- Crdpech >st von grauer Farbe und schmilzt wie Siegellack. biSwcilen ist e- schwarz und hart und bucht mit muschelsörmiger glänzender Bruchfläche in Stücke. Tic Tiefe der A-phallsch>ck>t des See ist nick'l bedeutend, doch scheint eine sorlwäbrende Criicuerung slatlzufinde». Andererseits haben geognostische Unlersuckunge» zu dem Ergebnisse gcsübrt, daß der See nicht etwa un erschöpfliche Zuflüsse au» dem Innern der Erde besitzt, sondern bei lebhafter AilSdeutung deS Material» dasselbe etwa in einem Jahrhundert erschöpft sei» kürst«. Wo der ASpbalt sich mit Erde verbindet, ist der Boden außerordentlich fruchtbar und erzeugt die besten Früchte; die Anana- dieser Gegend sind größer, aromatischer »nd von dunklerer Golksarde. als änder wärt». Auch dem Ibierischcn Leben ist der Asphalt nicht nachthrilig. In vrm Wasser, welche« die Spalten de- «er füllt findet nian zahlreiche Keine Fische. Der Asphalt läßt sich zur GaSbereitung. zum Calsatero. zur Feuerung uud Pflasterung benutzen. Nachdem bis vor etwa 30 Jabren der Asphalt uur zum Calsalern der Schiff« in den Häsen der Insel verwendet worden war, kam ein Deutscher. Koarod Stollmayer. aus den Gedanken, die Asphaltmengen der Insel zu einem AnSsnhrartikel zn machen. Obwohl dir ersten Sendungen nach Dculschlaud und den Vereinigten Staaten Verluste brachte«, ließ sich Stollmayer dadurch nicht ad- schrecken nnd «reicht« e«. »aß »er Trinidad, U»»h,lt in E»«pa wie i» Nordamerika einen gesuchte« Handelsartikel bildet Heule werden, um die Beförderungskosten zu verringern, die werthlosen Bestandtbeile de« A-phalts, Erde und Lehm, durch Auskochen auSaeschieben und dadurch der sogenannte „Epure" gewonnen, welcher jetzt hauptsächlich verschifft wird. — lieber den Kampf zwischen einem Igel und einer Kreuzotter berichtet ein Correspoadent der „Köl nischen Zeitung": Bekanntlich gilt der Igel sür gistfest. und nach Versuchen von Lenz und Anderen ist in der Thal nicht zu bezweifeln, daß er eine ungewöhnliche Widerstandskraft gegen mineralische, besonder» ätzende Gifte besitzt. Ueber sei» Verhalten gegen Schlangenbisse liegen weniger zuverlässige Mittheiluiiqen vor. Ich fand nun vor Kurzem iu der franzö sischen Zeitschrift „Nature" eine Angabe, die mit meiner eigenen Wahrnehmung durchaus übereinstimmt, so daß mir wahrscheinlich ist, das geschilderte Verhalte« sei unter den Igeln allgemein. — Eine« Abend» gelang es mir, eine Kreuzotter von gut zwölf Zoll Länge zu erwischen. E- war heißer Sommer und da- Reptil vermulhlich stark genug, einen Menschen zu tödlni. Die Schlange wurde mit Biifselhaudickttthen beim Halse gefaßt und in einer Schachtel nach Hause gebracht; der Igel machte al- Vor bereitung e.ue hungrige Nacht durch, und am andern Morgen wurde die Schlange », seiner Gegenwart to-gelassen. 'Ec chnüffelte lüstern hinter ihr drein, und wie sie sich mit heftigen Windungen, aber doch langsam, aus dem glatten Fußboden de- Zimmer- sortbcwegte, schoß er plötzlich mit ein paar schnelle» Schrillen auf sie zu. Sein Lausen erinnerte mich an da- Huschen einer Kröte. Bei ihr angelangt, biß er ie ganz behaglich in den Schwanz. Mit wülhendem Fauchen uhr die Otter herum, richtete sich auf, so weit sie konnte. >nd schlug mit ihren Gistzähnen nach ihm. Er aber hatte ich. den Schwan; seiner Feindin zwischen de» Zähnen ve raltend, schnell zusammengerollt, und die Schlange traf beim Zuschlägen mitten in da- Stachelgewirr de» Igels. Natürlich uhr sie mit blutendem Maul zurück. Der Igel aber ließ nicht lvS, sondern biß ruhig weiter. Die Otter wurde wild und immer wilder, wußte aber in ihrer steigenden Wuth nicht- Andere« zu thun. al» immer wieder aus den Stachelknäuel lo-zuschlagen, selbstverständlich nur zu ihrem eigenen Schaden. Etwa zehn Minuten dauerte der Kamps, der von Seiten der Schlange mit Zischen und Wüthen. von Seiten de« Igel- mit gemüth-ruhigem Stillhalten geführt wurde; dann war die Otter so übel zugerichtet. daß sie nicht mehr schlagen konnte und ihre Anstrengungen aufgab; ihr ganzer Kops war von Blut und Wunden unkenntlich ge worden. Hieraus wickelte der Igel sich langsam auseinander, sing an da-Borderende seiner Feindin heran, beschnüffelte e». a»b eS richtig vorbereitet und biß mit einem Griff den Hal ver Schlange durch. Dann verspeiste er die Hintere, größere Hälfte, ließ aber die vordere liegen. — Es scheint sonach, baß der Igel beim Kamps mit giftigen Reptilien die Gislsestigkeit eine- inner» Organismus überhaupt nicht in Anspruch nimmt, andern sich einfach aus sein angebornes UniversalvertheidigungS- mittel, den Stachelpauzer, verläßt; da» muß ihm auch offenbar am nächsten liege», gerade so nahe, wie unseremem Büffcl- baudschuhe und derbe Stiefel, wenn er aus den Schlangrn- ang geht. — Einen Fall von Albinismus thrilt Herr F. Krüger in MittelhauS bei Riepe (Ostsrie-land) in der „Gefiederten Welt" mit. Derselbe schreibt: „Bor einigen Monaten sah ich bei einem Gang durch die Weide zwischen einer Schaar Staare einen ganz weißen. Ich sckcß ihn und machte ihn der Cantor-Schnle zu Aurich zum Geschenk." Eitmüur. Distichen. Politische- und Unpolitische». Nene Folge vo» ilhelm Neuling. Leipzig, Verlag von Beit und Co., 1888. Der diesige Rechtsanwalt beim Reichsgericht, Herr I>r. Renting, trat bereits vor ungefähr Jahresfrist mit einem Bändchen scharf sinniger Epigramme vor die Oeffeutlichkeit und sand mi» dieser „Be lustigung des Verstände» und Witzes", um einen durch die Literatur- gejchichle geheiliglen Ausdruck zu gebrauchen, so freundliche Auf- Iiolime, daß er jetzt seiner ErstliugSgabe eine zweite Serie von „Disttckien" folgen laß. Wieder finden wir in dem Diftichea-Kraoz eine Fülle schöner, poetischer Blumen, wieder greift der Autor mitte» >n dal volle Menschenleben hinein und stellt geistvolle Reflexionen über Da- an. was er deran-greis». Die knappe Au-drucksweise, die icharse Poi ttirung, welche da- Epigramm verlangt, al- dessen eigent liche Form ja bas Distichon zu gelten hat, steht dem Autor in den meisten Fällen zu Gebote, nnd die dichterischen Wendungen sind ost höchst origineller und seinsianiger Art. Daß einige unbetientende AugcnblickSerzeugnisse mit Aufnahme gesunden haben, soll nicht ver schwiegen werden, indessen ist hinreichend Weizen vorhanden, um die Spreu zu vergesse«. Die nachfolgenden Perlen, welche wir an- den, Schatze herau-greiseo, mögen als Probe unseres Epigrammatikers gelten: Die Glücklichsten. Glückliche danke» deu grüßenden Blumen, die Glücklichsten geh?», Schauend ihr inneres Glück, ohne zu danken, vorbei. Gewissen. Nicht nur ist eS der köstlichste, heimlichste Schatz — einem Jeden Ist eS der Atla», der trägt ihm seine innere Welt. Dohlthoten. Willst du den Armen begaben, so ihn' eS mit doppelter Güte» Daß dir der Arme verzeiht, was du ihm Gutes gelhaa. Auch ein Fanatiker. Muß, du denn immer erziehen? So laß es doch ruhig geschehen. Daß die geheime Natur läset der Knosp« den Kelch! Unserer zeitgenössischen Sumpsliteratur schrcidt er die Worte in» Stammbuch: Dünget und furchet die Fluren; doch bietet den Gäste, die Früchte Nicht mit dem Miste beschmiert» der Euch den Acker genährt. Tie Form oer Distichen ist. wie sich schon au» diesen wenigen Proben ergieb», eine abgerundete und durchaus cknnakteriftilch«. Der Dichter hat, um nicht au Schiller'» poetische Ebarakteriskrung de« Distichon- zu erinnern, beachtet, war Max Moltke dem Tistichen- Dichter vorichreibt: „Im Hexameter straff erst spanne die Sehne des Bogen-; Im Pentameter loS schnelle den fliegenden Pfeil!" Hermann Pilz. « * * Uhlatld'S W«che»schrist sür Industrie und Technik. Eine Industriezeitnng für Alle, io Verbindung mit dem „Praktischen Maschinen.Lonftructenr". Herau-gegeben von W. H. Uhland. Livil- Ingenieur, Leipzig-Gohti«. Leipzig, Vaumgärtner'-Buch- Handlung. Nr. 2 Inhalt: „Industrielle Rundschau": Leichcn- verdrrnnung«-Anlage iu Paris. (Mit Abbildungen ) — Zur Sach lage im europSischeu Orient. — Da» Bibliogropkische Institut in Leipzig. (Mit Abbildungen.) — Da- Lebrling-wesen in den Eisea- dobi:.Werkstätten — Neue» aus dem Gebiete der Textilkunft. Bon Direktor Friedr. Fijchboch. — Arbeiterwohuböuier und Baugeuoffeo- schasien in den Bereinigte,, Staaten. Von H. Haeberlin, Ingenieur in Akra», Ohio. (Schluß ) — Die Entwickelung de» Radsahrwesen« in Teuijchland Bon Otto Leouhardt. Ingenieur. — Neue« und Bewährtes sür Jedermann. — Amerikanifche Nenhetten >u Metall arbeit. (Mit Adb leungea.) — Neuer Sectständer aul Luivre po!i oder Nolhknpser. (Mit Abbildung.) — Notizen. — Aurftellnngen. — Prei-au-fchreibea. — „Technische Rundschau": Elektrisch« Bohr- Maschine sür Zabvärzte vo» Echäser st MoutauuS, Frankfurt o. M. (Mit Abbildungen) — Die Erzeugung hochgrädiger Schwefelsäure. Von Ludwig Jahne, Fobrikchemiker. (Schluß.) — Echoarwächter't Pasteurisir-Appara« von Richard Kötting, vorm. tz. Hammerschmidt iu Barmen-RitterShauien. (Mit Abbildung.) — Patent-Wageaachie» von Dick ch Kirschien (Earl LH. Wecker), Offenbach a. M. (Mit Abbildungen.) — Tovetendrnckmaschine für 12 Farbe». (Mit Ab- bildnng.) — Ein Wettbewerb zwischen Damvs und Elektrieität. — Maschinen zur Ligarrensabrikation. (Mit Abbildungen.) — Maschine zur Herstellung von Hornku-pfe». — Fortschritte der Technik. — BremSdynamometer von Laren in London — Popierstoffmühl»». — Seldftregistrirende Waage von D. Hart 4d L».. London. — „Devil"- Desinteqrotor von der Hardy Patent Pick Eo., Sdessteld. — Sekbst- thätige Aiihalievorrichtmiq sür Auszüge. — Kabel - Straßenbahn ia Edinburgh von W. N. Eolam. Iugeaieur. — Notizeu. — Literatur. — Brsprechuuae». — „Der pruktische Muschi»«»-Eon- str, c»« » r". Iahal« dou Hest 1: Da« Lagerhau« sür Frankfurt a. M. «,d desiea maschinell« Einrichtungen »an Gedr. Wel-müller. Maschinen- adr>k » Backendes» bei Krnuksmt M. (Mit geichmeuM».) —
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