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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-22
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1888
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Erscheint täglich früh S>/, Uhr. Lrtiuliou ulld Lrpk-Mou Iohannesgafie 8. Hprtthlkndki» der iir-sttioa: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—K Uhr. M W, »»«,,», ^n,et»MI«r w-nutcrlrtr «atzt sich die Nktacke» nicht »rrtintlich. »««»«« ser für die «»ckfts,I,eud« rst»«er üestimmten Inserate an Nochentagen bis L Nbr Nachminaa«, «te««' nnüAefttagen früh st»'/,» Uhr. Z> dr« Filialt» fnr 3os.-Lnnah«r: ttt« ßtteann, Universität» straßr 1. tan»« Lösche. Kethurlnrustr. 23 par». u. Köaig-platz 7, nnr bi« '/,S Uhr. ^ iir. Anzeiger. Lrga« für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. Tonntag dm 22. April 1888. Abomrement-prei» vierleljiihriich 4'/» Mk. i»cl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezöge« 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pi Belcqeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbcsörde'.niig 00 Mk. m»t Postbcsördcnlng 70 Mk. Inlerate Kgespaltene Petitzeile 20 Pf. Sirögere Schriften lau! uns. PreiSvcrzeichniß. Tabellarischer u. Zisscrnjatz nach Höhen» Tarif Nrclamrn anter dem Redac ti onSstrich die 4gespalt. Zeile 50 Pf „vor denFamilicn nach richten die Kgespallene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet- an die Vppcöitton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumoransto oder durch P"st- aachnahme. 82. Jahrgang Amtlicher Theil. seßrulliche Ätzung -er Stadtverordnelen «tttwoch. den SS. «pril »88». «dend« , Ndr. t« G««Ie der »or«aligen Handelsbörse, an, -kasch«arkte. Taqe « orv nung: I. Bericht des Bauaubschusse« über: ». Erlaß einer von der hiesigen Firma B. Arendt verwirkten Conventionalsteafe; d. NiickLußerung deS Ratbeö ans Antrüge de» EollegiumS zu dem dieslährigen Hau-Haltplane ler städtischen BolkS- schulen; o) bauliche Unterhaltung der Grundstücke Noß- plah Nr 2, sowie Windmllhlengaffe Nr. 1 und 3; ä. Einführung der Wafferlritung nach dem Grundstücke de« Botanischen Garten». II. Bericht de« GaS- und OckonvmieauSschusic» über Um legung von Gasrohren bez. Neolegung von Gasrohr- lntungen in verschiedenen Straßen der Stadt und B-r- desserung der Beleuchtungsanlagen auf dem Markte. M. Bericht des Gas«, Bau-, Oekonomie- und Finanzaus schusses über die Vorlage, detr. den Umbau der Gas anstalt I. IV. Bericht des Schulausschusfes über: Anschaffung von S Stott'sche« TaSdruckrrgulatoren sürdas Realgymnasium. Vch«mt«i>chmt. Da- Lv. Stück de» diesjührigen RetchS-GeseSblatteS ist bei un« eingegangen und wird bt» zum 14. Mat ds. I». auf dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich aushüngrn. Dasielbe enthalt: Nr. 1794. Gesetz, betreffend die Ausführung der am S. Sep tember 1888 zu Bern abgeschlossenen lieberem, fnnst Wegen Bildung eines internatioitalcn Ver bandes zum Schütze von Werfen der Literatur und Kunst. vom. 4 Apnl 1888. Leipzig, den IS. April 1888. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Grorgi. Krumbiegel. Dit Herstellung einer madadamtsirten Fahrbahn in der Elsässer Straße auf deren Strecke von der Sedan- bi- zu der Fregrstraßr soll an «inen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen kür diese Arbeiten liegen in unserer Ties- bau-Lerwallung, Rathhan« 2. Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst emgesehen, resp. gegen Entrichtung der Atbühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Maeadamtflruag der GlsLffer Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 30. April dieseSIahreS Nackmittag» 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sümmtliche Angebote adzulehom. Leipzig, den IS. April 1888. De» RathS der Stadt Leipzig Id 1335 Straßcabaa-Deputatioa. Schicht wird der am 13. März 1851 zu Kitzen geborene pensionirte Militairmusiker Theodor August Hoffman«, welcher zur Fürsorge für seine beiten m Watsenpflege befind lichen Kinder anzuhalten ist. Leipzig, am 18. April 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. tArmenamt.v A L. VI. N37. Ludwig. Wols. Dolge. Gesucht wird der am 1«. November I8K2 zu Dresden geborene Handarbeiter Moritz Alexander Oettel welcher zur Fürsorge sür seine von un« unterstützte Familie anzuhalten ist. Leipzig, am 18. April 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. A L VI. 1146. Ludwig.Wolf, Dolge. Wegesperrims! Segen Jnkavdsetznng de« Cennewttz»Tt-tteritzrr Eom- muuicettenswenes wird derselbe iür allen Fährverkehr »«» rr A»rtl bi« 7. Mat laufenden Jahre» Gesperrt. Lennewitz, den 17. April 1888. Der vemeinde-vorktau». Ealrnstein. Vel>a«»t«ichilnr. Die Lieferung von S000 Stück Einlagebüchrrn für die hiesige Spareasi« soll au den Mindestkordernden — «nswahl Vorbehalten — vergeben werden. Offerte« sind verschlosten und mit der Aosschrisl ..Gtnlasrbücher' b« ,,« -7. April Ptefe» Aahrr». Nachmittag« S Uhr. anher ,n,»reichen. Nähere Au-kui-.ft ertheilt die unterzeichnett Verwaltung «ohti». e« IS. «pril 1888. Die Sparcafsenverwaltun, Stuger. U-nt-tiches Hymnaßn«. 8» der Diontag. den 23. «pril Vormittag» 10 Uhr siattsi '»enden Schulfeier de« GepnrtStagr» Sr. Majeftii« pes >S«i,«, bei welcher Herr vr. Vcch-r« die Festrede halten wird, ladet im Namen de» Lehrerkollegium» ergeb ust eia Lech»««. am 20. «pril 1888. vr. . ichard Lichter. Nertor. rtzv«arsch»le. . h«» »» »ebEa» «e. «.sestti de» «saias «ormsti sve^ens^^de» Ueftaetns beehre »ch mich hierdurch , ^UivA, am »t. April 1»SP. Vr. A,^»av». dttchtamtltcher Theil. Die Lrisis in Frankreich. Di« Abstimmungen der sranzvsischcn Kammer vom lS. April haben die Krisis, in weicher sich Frankreich be ludet. nicht beseitigt, sondern verschärft. Tic Stellung de« Ministerium» ist durch Annahme de« Anträge; Wicker-beimcr auf Ernennung des Ausschusses zur Revision der Verfassung erschüttert, wie auch äußerlich daraus erkennbar »st. daß die Minister bei der Wahl de» Ausschusses nicht gegenwärtig waren. Da» Ministerium will erst nach der Wahl seine A»- ichten darlegen, deren Inhalt die Bekämpsung der Revision während der gegenwärtigen Session sein wird. ES werde» bereit» die Nachfolger Goblet's, Frcycinet'S und Peytrai's genannt, weil kiese Minister Nicht da- Vertrauen der repu- blikanifchen Mehrheit besitzen. Sicher ist, daß Freheinet bei der Besetzung t:S Posten- de» Generalstadschcs» ans Widerstand stößt und daß zwischen ihn, und der Generalität McinungSverschieocnhcttcn b.stehe», welche den Interessen ker Heeresverwaltung nicht zuträglich fei» können. ES macht sich bereit- die Unmöglichkeit geltend, da- Heer der Leitung eine» EivilminisicrS zu unter stellen. Da» mochte zu der Zelt angeheu, al» da» ^ weite Kaiserreich zusammengebrochen war und sich auS den Krümmern desselben eine von Advocaten gegründete Republik an« Tageslicht »inporrang, aber nach den Erfahrungen der letzten siebzehn Jahre ist eine solche Einrichtung nicht glücklich zu nennen, sie ist nur ein sichtbare» Zeichen de» Niederganges der Republik. Daran» entstehen solche Gerüchte, wie sie in den letzten Tagen umherschwirrten, daß Frryrinet den Gou verneur von Pari». General Saufsier, abznsetzen gedenke und daß er eine geheime Verbindung mit Boulanger unterhalte. Diese Gerückte sind offenbar grundlos, aber sie zeigen, daß Frcyciiiet nickt an der ricklige» Stelle sicht. Sei» Erlaß a» die Eorp-gencrale wegen Ansrecklhaltung der DiSciplin und AnSickluß der Armee von der Politik war gewiß g»t- lstmemt, ober in militairischen Kreisen kann er nur »iil- eidigeS Läckeln hcrvorgerusen haben. Die militairische D>S- ciplin ist so specifisch militairisckcr Natur, daß eine Civil- Serso» darüber keine Nalhschläge oder gar Borsckrijten er- lhcile» kann, die CvrpSgenerale, welche einer solche» An regung dedUisen oder sie beachten, haben kein Verständniß der Aufgabe, welche sie zu erfüllen berufen sind. Von einem General können sie Befehle entgegeinrehmen und sind demselben Gehorsam schuldig, auch den Verfügungen de- Präsidenten der Republik mögen sie willig Folg» leiste», aber ein KriegSminister, der nickt Ossicier ist, kan» ihnen keine Achtung a>S Vorgesetzter einslößeu; sür Alle», wa» von ihr» ausgeht, haben sie nur ei» Urlhcil, und da» lautet: „Davon versteht der Mann nicht- " Da- Ministerium Floquet kann kaum als im Amte be findlich erachtet werden, e- führt die Geschäfte in drmlelbcn Sinne fort, wie eS daS zurückgetretene Ministerium Tirarv thun würde, wenn die neue Ministerliste noch nicht fertig wäre, Venn von einem Ministerium kann erst die Rede sei», wenn cS über die Mehrheit der Kammer sür seine Maßregeln verfügt. Diese Mehrheit ist durch die da» Berlranc» ausdrückende Krindgcbuira der Kammer vom lS. April nicht hcrgcstelll, denn ihr steht die Mehrheit gegenüber, welche die'Wahl de« Ausschusses sür die Revision der Verfassung beschlossen hat. Von ker Zusammensetzung dieses Ausschüsse- hängt rS ab, ob da- Ministerium in den Vollbesitz der einer Regierung zukommenden Befug nisse trete» kann; bis zur Beendigung dieser Wahl schwebt da« Ministerium Floquet in der Luit. Sehr bezeichnend für die gegenwärtige Lage sind auch die täglich wechselnden Mel kungen über die vom Präsidenten Earnot beabsichtigte Nunt- reise durch die Provinzen. Uebcrall, wo Kundgebungen sür Boulanger stattgesundc» haben, ist der Boden sür ein zweck mäßiges Anslreten deS Präsidenten al- ungeeignet bcsiiiidcn worden, er wird weder in da» Norbdeparlemcnt noch »ach Bordeaux reisen, und wenn er die AuSsührnng seiner Rund reise noch ferner ausschiebt, wird er kaum Provinze» Übrig behalten, welchen er einen Besuch abstatten kan». E>» Theil der Republikaner ist offenbar stutzig geworden, nachdem darüber Klarheit gewonnen ist, daß Boulanger die Diktatur anslrebt. Tie aus Umsturz sinnende» Republikaner haben sich die Frage vorlegen müssen, ob der von ihnen ver tretenen Sache damit gedient ist, daß st« einem General die Bahn sreimachen, auf welcher er zur Macht emporzusteigen bereit ist. Sie wissen wohl, daß sie zwischen einer herrsch- sllchtigen Clique, welche die Aemlrr für sich in Anspruch nimmt, und einem ehrgeizigen General zu wähle» haben, der aus dein Puiicte steht, die RegierungSgrwalt an sich zu reißen. Der Hintergedanke ist natürlich der. daß Boulanger nur so lange »»ternützt werden soll, di< das Bestehende in Trümmer fällt. Die Schwierigkeit besteht aber darin, den rechten Augenblick zu treffe», in welchem die scheinbaren Anhänger Boulanger'- mit ihren wahren Absichten hervortreten wellen. Die Rettung sür alle Parteien, welche dem Candivaten sür die Diktatur ihre Dienste weihen, besteht darin, daß jede auf den Mißerfolg der übrigen rechnet; aber die Gefahr ist nicht zu leugnen, daß der rechte Augenblick verpaßt werden kann und daß dann aste freiwilligen Anhänger Boulanger'« durch die Ereignisse zu unfreiwilligen Förderern seiner Zwecke gemacht werden können Da- Ministerium Floquet halte am IS. April BorsicktS- maßregeln für einen Gewaltact Boulanger'» getroffen. Eine solche Maßregel ist zweischneidig, sie verräth nnnöthige Furcht, wenn sie grundlos ergriffen wurde und bringt vielleicht Ent schlüsse aus der beargwöhnten Seite zur Reife, die vorher noch nicht in Betracht gezogen waren. Boulanger hat bisher nur Huldigungen entgegen genommen, die ihm freiwillig dar gebracht wurden oder wie im Norddepartement einen Erfolg davon getragen, den er von Anfang an alt unzweifelhaft an gesehen hat. Dadurch hat seine PepuloritSt außerordenllich gewonnen und die Kräfte, welche »hn, feindlich gegenüber ge treten sind, wie da» M nisterium Tirard. der militairische UntersuchnngSratb und d,c Mehrheit der Kammer, haben an AiUor'ilät wesentliche Einbuße erlitten. Boulanger ist binnen kurzer Zeit das Ziel der Hoffnungen aller ans Verbesserung ihrer Lage bedachten Parteien ge worden. An der Svitze der Använaer des neuen Avostels stehen di« Bonopartistcn, welche von ihm die Dirdrreinsetzung in die am 4. September verloren« Stellung aetvsrtigr«. Dem Plebisrir,»danken hat sich a«tz de, Graf v»n Pari« angep-ßt, um mit feiner Hilf« ans den Thrsn Frank- reicht zu gelangen. Ans repoblikanischrr Seit« tritt man diesem Gedanken mißtrauischer gegenüber, man will ihn nur insoweit billigen» als man durch Volkekund- gedung gegen die Unhaltbarkeit de» bestehenden Zu stande» Widerspruch erheben will. Einem volkslliuin- licken General, der eine Zeit lang die gesawmke Volks kraft zusammensaßt, um Frankreich die verlorene Wcll- stcllung wieder zu erobern, stehen auch die vorgeschritten, sten Republikaner nicht scindlich gegenüber, aber sie sind nickt gesonnen, eine» neuen Despoten groß zu ziehen, unter dessen Willkür sie später seufze» würden. Tie gegenwärtige Lage ist in dem Sinne ausznfassen, daß alle Franzosen, die sich in ihrer Haut nickt wohl suhlen, aus die von Bonlanger er wartete Umsinrzbewegnng ihre Wünsche richten, olme zu wisse», welchen AnSgang die Bewegung nehmen wird. Verändening ist die Losung i» Frankreich heute wie sie e- schon zn Eisar'S Zeiten war.' „lionim uovaium stwlioki" nannte Eäs,r die Äallier. * «> « * * Man hat sich biSver beklagt, nicht zu wissen, wa- Boulanger eigentlich wolle. Hetzt hat er endlich — so wird der ..Bossischen Zeitung" au» Paris geschrieben — sein politische« Programm enthüllt, und zwar in einer Unterredung »nt dem Nedaclenr der boulangist.schen Zeitung „Le Parti national", Es kamen dabei so ungeöcue l'.che. so unglaublicke Dinge zum Dorschei», daß man Hessin möchte, die Mittheilnng werde, wenigsten- in len Enizeioc.t'n-, sür unrichtig erklärt werden. Bisher ist indeß eine Beiackligung nicht erfolgt, vbsckon die Veröffentlichung jetzt sckvn 2t Stunden alt ist. Boulanger spricht sich zunächst über da- Parlament auS. Er besitz- die Sympathie aller Abgeordneten mit Aus nahme von etwa 50 Mitgliedern der rav.calen Linken; der Senat dagegen sei ihm feindlich. Ab.r der Senat kann sich nicht halten. Wenn man aus ihn blase, so falle er unter dem Bcisallklatschen de» Lande». Boulanger versickert, daß e» genüge» würde, ihn an die Spitze der Republik zu stelle», lim dieser ihren Glanz und ihr Ansehen wieder,»acbeii. „Tie Nn-l'euiiinq unseres schönen La ste- du:» die p Name», tari che Rotte ekcll mich mehr an als sie Mich inst Uinville» erfüllt. Ich bin sicher, daß man mir dafür dantbar lein wirs, dr» Anstoß zur Ves-itigiiiig des Uebel« gegeben zu haben. Man must die Vvlks- Vertretung unterdrücket, und an ihre Stelle die Lictatur setzen ... Ich will Ihnen mein Programm emwickeln. Dcr Senni »insi natnr- Üch nbgrschafst Mery» ... Ich verlange die WicLcrhkrstclluug der B-Nietung de- Bottich ans der Grundlage der allgemeinen Summ- recht-, Zn diesem Zwecke ist e» nöthig. daß die Gewalten nicht ge- trennt, fonder» in Einer Hand vereinigt seien. Die Kammer darf nicht eine Veriaiinnlung von Schönrednern, AinvLiten, Aerztcn sein, die alle Minister werde» ,»Schien; sie muh au- Abgesandte» de- Polte- bestehen, welche ohne Rcdranslausch die Gesetze annohme» oder verwerfen, die ein an- Fachmännern bestehender, vom Piasi- deuten der Republik ernannter SlaatSrath ausgearbeitkt Hot." „Sine stumme Kammer", wandte dcr Zuhörer ein, „da- hat >»a» noch nie erlebt." „Napoleon", gab Boulangor zurück, „ha: Unrecht gehabt, seinen stummen gesetzgebenden Körper nicht beizu- bchallen, dcr den Grundsatz der Volkswnvcraiietät verbürgte und den Abgeordneten gestattete, die Laude-interessen wirksamer als mit Korten zu verlheidigen. Ich erfinde also keineswegs diese Art dcr Vertretung, welche die allein ausrichtige ist. Ai- ich Kneg.'miNlster war, fühlte ich mich gedeniüthigt, doh ich über militairische Fragen mit Merzte» oder Lanbwirlheii beratdc» mühte, von de >cn Manche nicht einmal wußten, wa» ein Chals-pvt sei.... Um diese Um gestaltung z» ergänzen, würde ich alle Ministerien nbschafsci:. Ter vcraniwortliche Piäsident der Republik würbe ihre Anwesenheit ,ni Regicriing-rothe ersetzen. Die Munsterien haben keinerlei Nütz lichkeit. Was habe» die Ackerbaumiii stcr gemitzl? NnhiS, durch aus nichts. Blo- Herr Msline hat das Ackerbau-Berdienslkrenz orsunten. Und das Justiz«, da- Arbeiten-Miinsterniiii, das gegen wärtig ein RechlSainvalt leitet, brauchen sie einen Politiker an ihrer Spitze? Ein oder zwei Tircctore», Beamte, die dein Präsi denten der Republik verantwortlich wären, würde» genügen, und der Dienst würde sicher besser besorgt werden. . . . Tie Unter- rickl-minister haben viele Gemeinden zu Grunde gerichtet. Und der Zustand de- Unlerricht-wesens »i Frankreich ist kläglich. Die Kinder verlassen die Volk-schule, ohne etwas z» misse», doch mit der falschen Ueberzeugiinq, daß sic zu viel wissen, um noch den Boden zu de- arbeiten. Der wahre Urheber ber EnivSileiung de- stachen L<r„dk- lst Derjenige, welcher zum Zwecke politischer Parieiwerbung den Unterricht znr gesetzlichen Pflicht gemacht, ihn ober nicht verbessert ha».... Ern einziger Minister genüg»: ber von den Vertretern dc- Volte- gewählte Präsident der Republik. Ich füge hinzu, daß Prä- sccien, Unterpiäsecte», General-Einnehmer ». s. iv, kurz Allee, wa- zur bürgerliche» Verwaltung gehört, so wie sie jetzt sind, keinerlei DaieiiiSdtiechtigung haben. Man mnß sic abschassen und durch höhere aclive Osficiere ersetzen. Da» Heer ist heule nicht mehr eine Prätorinnerichaar, sondern durchaus dem Volke zugehörig. E- häite also nicht den geringsten Nachlheil, wenn z. B. General Billot, welcher Befehlshaber des Lillcc Arme-corp- ist, zu gleicher Zeit beoustragt wäre, die Departements zu verwalte», welche von feinem Militaircommaiido obhängen. Das würde sür die Vor- bereitung der Laude-verlheidignng und sür den Krieg sehr große Vortbeile bieten. Ls versteht sich von selbst, daß die Division-- und Vrigade-Geiierale ebenfall« ihr Gebiet verwalten würden. Da» Räderwerk müßte vereinfacht, die Bieifchreiberei, die den Gang der Geichäste hindert, vermindert werden. Damit und niit einer wohl verstandenen Selbststäiidigmachung der Departement» und Gemeinden würde die Regierung-Maschine gut orbeiien. Ich möchte auch, daß unsere Rechtspflege lief umgestaltet würde. Die Gesetzbücher stammen an- dem Anfänge de- Jahrhundert». Sie müssen verein- sacht, den heutige» Bedürfnissen angepaßt werden. Die gewöhlte» Richter müßten sowohl sür bürgerliche wie sür Stras-Sachen zu- ständig werde». Geschworene und Schöffen wären eine Biirglcha t für alle Franzosen." DaS sind di« RegierunaSgedanken Boulanger'», wonigsien» in der Tarsiellung de« „Parti national". Wenn keine Be richtigung erfolgt, wird man berechtigt sein, die Prüfung de» Geisteszustände» de» General» zu fordern. Tic Unter drückung der Minister, der Ersatz der höheren C'vilbeamten durch Generale re. sind Einfälle, wie man sie bei einer Gattung Halb- und Ga»Zgestörter antrissl, die Lombrvso mit dem Namen »Graphomancn" bezeichnet. Leipzig, 22. April 1888. * In der am >9. d. Mt», unter dem Vorsitz de) S a lo- niiilistcr», SkaatSsecrrrair» de» Innern von Bvelttcker ab.ze- haltenei, Plenarsitzung erklärlc sich der Bundc-rath mit den von den Ausschüssen für da» Landbeer »uv die Festungen, sü, da» Seewesen und sür Handel und Verkehr vorgeschlagenen Abänderungen der Zusammenstellung der Be stimmungen über die Militairverbaitnissc der siewäiiinlckon Bevölkerung einverstanden, grnehmigle, daß die Sckeiv müiizen der österreichischen Währung innerhalb der Zollgreiizheziike der königlich sächsischen Haupsioll» bezw. Hanplslen ramter Z tlau, Bautzen, Schandau. Freiberg. Annaberg und E>de»stock auch ferner tn Zahlung gegeven und genommen werden dürfen, und beschloß, daß sür Rechnung de» Reich» von den silbernen Zwanzigpfrnnlgstück.'n »in Betrag von 5 M-H onen Mark »mzuzseyen und je zur Hälft« in yllnf- lind Zweimarkstück',! umzuprägen sei. Der Antrag Oldenburg», betreffend die Hinausschiebling der Fristen zur Durchführung der Organi sation rer land- und forstwirthschastlichen Unfallversicherung, dcr Antrag Bremen» wegen Abänderung der Statuten der Bremer Bank und die Vorlage, betreffend die Alters- »uv Invalidciiversorgung der Arbeiter, wurden den zuständige» AnSschüffen zur Vorberathung Uberwiesen. Endlich wurde noch über de» Vorsitz in der ReichS-Schulcommission, sowie über die Zulassung eine- Seemann» zur Schisferprüsung sür große Fahrt Beschluß gefaßt. * Der Kronprinz empfing am Freitag Mittag den Reickskanzler. * Rack dem vom StaatSminlster von Puttkamer dem preußischen Abacordnetenhause zugestellten Bericht über den H rgang der in diesem Jahre staltgesnndenen Ucbc:- tckweiiiilinngen ist die Gefahr eine» nochmaligen Steigen- de- Wasser- in den Nogatgebieten nickt aiiSgescklossen. Seit dem 8. April, an welchem Tage der Nordslnrni in Südwind unischlug, befindet sich da« Wasser in den dortigen UeberlchwenimniigSgedieten im Fallen, so daß am 10. April eine Gefahr nicht mehr vorhanden war. Eine olcke würde indeß abermal- austreten, wenn dcr Nordwind, i'Sdesondere nacktem vorheriger Nordosiwind Ostseewasser i»v Haff getrieben, sich wiederhole», die Wassermaflen de- Hass- gegen "ie Niederungen dränge» und zu gleicher Zeit au« der Weichsel eine neue Hockflnthwelle kommenwürde. Derartige Hock» flulbwellrn werde» vorau-sichtlich bei der jetzigen Witterung noch wiederholt anslreten und werden auch, nachdem inzwischen die »iitcre Nogat ei-frei geworden, in ihren Hauptmasten durch den Bruch bei IonnSdors gehen, der sich inzwischen sehr erheblich erweitert bat. Da an den Verhältnissen im Haff lünstlick nickt- zu ändern ist, so wird den neuen Hockfluthgesahren nur durch sofortige» Fangen de» Bruche» bei IonaSdors vorgebeugt werden können. Zii diesem Werke sind die Vorbereitungen bereit- getroffen, indem die Lleserung der Faschinen, Steine re. vergeben uno mit der Anfuhr der Materialien begonnen ist. In'vier bi- sechs Wochen wird voraussichtlich der Fangdamm hcrgeslelll sein. Wie übrigen» der Bericht de» Weiteren constatirt, war die Wasscrhvhe der Nogat in diesem Jahre eine solche, welche den je bekannt gewordenen Wafferstanb um l,21 m Ubcrtras. * D.e .Kölnische Zeitung" bringt die folgende bemerkenS- werthe A»-si>br'»>A Uber den Mackenzie-CnltuS der deutschsreisinnigen und ultramontanen Preffe. DaS rheinische B!att schreibt: Neben dein Spione»- und Denunclanteneifer macht sich al» zweite» bezeichnende- Merkmal in der sreisinntqen und nltramon- kauen Presse der a»?gesprochei>e Mackenzie-Enllu» bemerkbar. ES ist für die sachwiffenschnfllichen Kreise nicht nöthig, über Herr» Mackenzie ein Wort z» sagen, und wir unterlassen es darum; aber m der Leitung seine« Preßbureaus wird Herr Mackenzie wohl Krilck geschehen lasten müsse». Diese- sein Preßbureau ist nämlich ebent» »»genau wie ungeschickt. Al- der Krankenwärter de- Kaiser-, der in der vcrhäiignißvollen Nacht vom ll. April den Dienst versah, urplötz- lieh von dem allgewaltige» vr. Mackenzie entlasten wnrde, gab ,»aa von dieser Seite zuerst al» Grund an, daß vr. Hovell kein Deutsch, der Wärter kein Englisch verstehe. Da da- ü»wiß unzuträglich gewesen wäre, konnte mau es begreiflich finden, daß nicht der eng lische Arzt einen» deutschen, sondern der deuliche Wärter einem eng lische» weichen müßte. AuS gew'sscu Gründe» scheint man aber ro i der Anstellung eines englischen Wärter- abgekoinnien zu sein un) sonach mußte auch die Entlassung de- deulschr» Wärter- einen ander» Grund baden. Mackenzie'- Bureau hatte ihn bald zur Hand: „D e Entlassung ist wegen UeberichrcitenS der Besngniste erlolgt, und dieie Ueberschreilung hat darin bestanden, daß Vecrbaum Fragen an de > hohe» Patienten stellte, die »nnöthig und geeignet waren, denselben in bedenklicher Weise z» beunruhigen." Ta» druckt die „Vojsischc Zeitung" ab, ohne wolil selber z» erwarlcn, daß ihre Leier es glauben. Die genaue Darstellung der Sachlage findet sich in der (auch von »n- wiedergegebcncn) Darlegung der „Post". Ganz besonders unhrqnei» schien Herr» Mackenzie die on' jährliche Millhcilung über die Vorkommnisse vom N.zui» 12. Apnl gewesen zu sein, da er sic flugs al» „eine Verwandlung dcr Wahr- heil in Ibr Gegeniheil" („Bossische Zeitung") und „mit Lügen ge spickt" („Freisinnige Zeitung") erkläre» ließ. Tie „Coiiselvauve Corrcspondcnz ' hält de» Mackcnzic'schc» Blättern folgende Dnislillu , entgegen: „Tic von dcr „Kölnischen Zeitung" veröffentlichten 'An gaben sind auch un- — durch einen MilielSnianii — vo > einer Stelle zugkgangkn, die iu de» höchsten Gesellschaftskreisen zu suchen ist, !ie politisch weder zum conservatwen, poch zum sreicvn'ervaliven, »och zum natioiialliberalc» Lager gehört und dcr gegenüber die Rede wendungen der „Boisischen Zeitung" von einer „Verwandlung dcr Wahrheit >» ihr Gegeniheil" sich als eine uiiqualisicirbaic Treistigt il Herausstellen. Die Schilderung de» Verhalte»- de- vr. Hovell in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag beruht aus de» Angabe» von Leuten, deren Ehrlichkeit Niemand berechtigt ist aiizuzweiscin, wah rend die gesaimnle aus Herrn Mackenzie zurückgesührte Preßberichi- erstatlung von dem ersten Tage an, Ivo diese» unerquickliche Gewäcki) unter un- ausqing, di» heute notorisch und nachweisbar nichls als ein Gewebe von Täuschungen und Unwahrheiten war. D e Dar. stellung: „Obgleich der Geheime R >IH v. Bergmann bloS höflichkeits halber eingelade» worden war. hielt sich derselbe sür bcru cn, die Röhre selbst einzusetze». Da Mackenzie keine Schwierigkeitrn macken wollte, so ließ er Professor v. Bergmann gewnhrrn —" ist bas Stärkste, wa» jemals in deutsche» Landen de», Druckpapier, ,a> Vettraucn daraus, dos, es nicht errüihrt, zugemnthet ist. Selbst tie Angabe endlich, das, Herr Prosesso^ v. Bergmann mit dem Einsep n dcr neuen Lanüle nicht hätte zu Stande kommen könne» und Herr Vr. Bramann zu diese,» Zwecke herbcigerusen werde» muß!,-, dem „diese Manipulation sosort ohne Schwierigkeiten gelang", brrn!» ans einer wahrheit-widrigen Darstellung; denn die erjorderlicke Maii pulatio» war, wie Herr Professor v. Bergmann erkannte, -m sprechend dem Zustande der Luftröhre, von einer Art. welche die gemeinsame Thätigkeit zweier Aerzic in Anspruch nahm." - * * * Z» Pen: bereit- gestern geschilderten Gebaren eiiir- Theile» der Wiener Presse Dentschlaiid gegenüber bcinertt die .Nätiviiallibcrale Eorrespondcn,": Eine überaus übelwollende Kritik finden alle Maßnahmen der inneren deutschen Politik seit längerer Zit in der Wiener Presse mit vereinzelten lobenswertlien Ausnahme». Ter Abhub fortschrittlicher Verunglimpfungen wird nach Wien Iran)- porürt, dor, in Zeitungen, wie der „Neuen freien Preise", wvhlgciällig enlgegengeiiomnien und dann non den R'chtei'schen Blattern in Deutschland als Stiminen de- unabhängigen sreigesinnie» Auslandes Uber liniere einheimische,, Zustände »in Behagen w eder- qegkben. „Fr isiniiige ZeNung" und „G-rniania" drucken dieser Wiener Piesie lögl-ck spaNrulang schniahincklige Ailikel nach und freuen sich d S w llkominenrn Bnnde-genoss n Da» blöde Rcacl onSgeichrei, welches in drn deutschen Opposil onSblättern umgeht, wild in Wir» nock ü,'erboten. I > den Auge» der österreichischen Publicistcii er- schlint Deutschland ln einem wahrhaft bemilleiden-wcrthen Zustand d r Unterdrückung oller Bolksrechtc und Freiheiten. In einer sitzt vergnüglich weiter getragenen Betrachtung der „Neuen Freien Presse' am Krankenlager drt Kaiser» leien wir gar von einer ..Reaktion, die da« deutsch« Volk im Innern entgelten ließ, wa» e» nach außen mit seinem Blute sich errungen '. Und lolcke Abn-schmackih-iten bilden den «rundl» '. In weich m d>e>«
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