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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-12
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1888
- Autor
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täglich früh 6'/, Uhr. Äe-action und Lrprdition JohaaueSgasse 8. Sprechstunden der liedaction: BormtttogS 10—18 Uhr. Nachmittags 5—k Uhr. Mir dt» UtUs-ad« »t»,6a»dt«r vt«»ulcrmt« mach! Itch du «ed»aii>u »>m «rrdiildllch. »er für »1e »S-ftsolgend, Nn««er Keftl«»le« Inserate an Wachratase« »i» 3 Utzr Ra»«tt»ans, anTa««- «n»Seftta«ensräh bts'/.SUtzr. In den Filialen für Ins. Änuahme: Dtt« Nie««, UniversitätSstraße 1. Louis Lösche, Katharineustr. 23 pari. u. KöuigSplatz 7, nur bi» '/,r Uhr. WpMr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels «nd Geschäftsverkehr. 4l lt VN lern Verein vierteljährlich 4ff, Mk ine! Bringertohn 5 Mt., durch die Bost bezogen 6 Ntt. Jede einzelne '.stumnier 20 Pt Belegexeniplar 10 Ps. Gebühren 'ür Extraboilaaen tin Tageblatt-ForneuNUZ«sal«1 ohne Poftdeiörberung^60 Mt. mit Postbesörderuuq 70 Mt Inleratr ügespaltene Petitzsile 80 M. Größere Schriften l»ai rrus. PrrtSverzetchmh Tabellarischer n. Ziffern s«y nach hvtxrMLnm lzeelamen anter dem Redactionsstrich die.timtpali Zeile SO Pi., vor deaFamilieanachrlchten die kgeipaltenc stelle 40 Ps. Inserate sind stet» an die Erprditiu« z« senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruonumsruacko oder durch Bost- Nachnahme. 184. Dienstag dm 12. Juni 1888. 82. Jahrgang. . Amtlicher Theil. Vekanntmachung. Der diesjährige Leipziger WoUmartt wird a« 2V. «nd 31. d. M. aus dem Fleise-erplatze Hierselbst abgehalten: eS kann jedoch die Ansuhre und Auslegung der Wolly in hergebrachter Weise bereit» am 19. d. M. erfolgen. Maschinen und Geräthe, welche Beziehung zur Landwirth» schast und zur Wollproduction haben, können während des Wollmarkte« daselbst in der Nähe der Waagrbude, soweit Platz vorhanden ist, ausgestellt werden. Leipzig, den 4. Juni 1888. Der Rath der Ltadt Leipzig. vr. Georg» Krumbiegel. Bekanntmachung. Wegen der bevorstehenden Asphallirung der Katharinen» straße macht sich eine theilweise Verschiebung de« Wochen- markteS von und mit DienStag, den 12. dS. MtS. ab nothwendig. Der gesummte Verkauf von frischem oder gedörrtem Obst, Apfelsine». Pöklingen und ähnlichen Artikeln n»rd aus den Aleiseherplatz — zwischen die den Platz theilende Fahr- nrE und die Bürgerschule Ib (Sckulplatz) — verwiesen. L)ie in der Katharinenstraße befindlichen Stände, soweit sie nicht nach Vorstehendem niil aus den Fleischerplatz zu ver legen sind, werden in den übrigen, dem Marktverkehr dienen den Theilen der inneren Stadt, vorzüglich auf der Rltter- ffraße einschließlich des RitlerplatzeS, und soweit noch Platz, auf den Hauptmarkt selbst und in der Nicolaistraße unter- gebrachl werden. Buben irgend welcher Art dürfen auf dem Obstmarkt (Fleischerplatz) nicht aiisgestellt werden. Den Weisungen des MarktinspectorS, sowie der ihn unter- slützenden Organe ist unweigerlich bei Vermeidung so fortiger Ausschließung vom Markte Folge zu leisten. Leipzig, de» 7. Juni 1888. Der Rath der Ltadt Leipzig. Ib. 2364. Pr. Georgi. Wilisch, Ast. Wiksenverpachtnng. Folgeyde der Sladtgemcinde gehörige und Ende diese« Jahre« pachtsrei werdende 28iesen in der ^lur Leipzig 1) Slbtbeilang 1 I» der Ranstadter Viehweide rechts >(nördl,ch) de« Lsutzscker Wegs von S k» 72.08 » — 6,Äcker ^17 Q»adrat-R.. 2) Abthtiluiig -» derselben ebenda von 2 üu 06.24 u — 3 Acker 21)8'Quadrat-R., 8) Ähtheilung 1t derselben ebenda von I du 24,70» ->»» 2 Acker 76 Quadrat-R., 4) Abtbeilnnq 7 derselben ebenda von 2 d» 7l,73 » ---- 4 Acker 273 Ouadrat-R.. L) Abtheilung I« derselben ebenda von 2 d» 21,92» --- 4 Acker 3 Quavrat-R., 6) Abtheilung I I derselben ebenda von 3 d» 03,64 » 5 Acker 146 Quadrat-R., in der Flur Lindenau 7) die Schaaswiese an der sog. Gollge von lk» S8.28» — 2 Acker 258 Quadrat-R., in der Flur bonnewitz 8) Abtheslung «K der PleiHenfluthrtnne von 2 ft» 10,30 a -- 3 Acker 240 Quadrat-R FlSchengehalt solle» zur Gras-, Heu- und Grummetnuyung mit Ausschluß jeder ander?» Benutzungsweise aus die k» Jahre 188» dis mit 18»7 Lonbabcnd, den Ilk dieses Monats, Vormittags II Ubp aus dem Rathhau», I. Etage, Zimmer Nr. 16. an die Meist bietenden verpachtet werden. Die Versteigerung«- und BerpachtungSbcdingungen, sowie die betr. Siluatiouspläne liegen in der Eypedition unserer Oekonomiv-Jnspcction, IohanncSplatz Nr. 9, zur Einsicht nahme aus. Leipzig, den 6. Juni 1888. bliS v. I. Der Rath der Etadt Leipzig. 1081 d.I. vr. Georgi. Cerutti. Submission. Zu dem Erweiterungsbau der Schule zu Plagwitz sollen nach- stehende Arbeiten im Wege der Sfsentlichea Submission vergeben werden: Maurer-, AsolirnngS-. Steinmetz-, Sisenconftrurtion-, Zimmer-, Klempner-, Schieferdecker-, vlitzableiter-, «laser-, Tischler., Schlosser-, Maler- u. Lackirrrarbette». Plüne und Vertragsbedingungen sind einzusehen bei dem Archi- testen Ru» LUsonfteix in Leipzig. KönigSstraßc 14, woselbst auch die Anichlagsformularc zu entnehmen sind. Letztere sind portofrei, versiegelt und mit der Aufschrift „Maurer-, Jsolirungs- rc. Arbeiten Schulbau Plagnny betr." bis 18. Juni a. v. au obengenannten Herrn einzurrtchen. Ter Schulvorstand behält sich die Auswahl unter den Submittenten vor, ebenso das Recht, sämmtliche Offerten obzulehueu. Plagwitz, den 7. Juni 1888. Ter Schulvorstand. verkrigerungsausgebot. Zum Zwecke der ZwsngSvollftr-cku ig soll der dem Bildhauer Wilhelm Bischoff in Tannroda gehörig. in der Anlage X nach- sieden» bezeichnet», in dem Orte Tannroda belegen» Grundbesitz TonnerStag, den 21 Jnni 1888. Vormittag» von els Uhr an, im RathSkeller zu Tannroda meistbietend v-rsteigert werden. Das llrtheil über Ertheckung de- Zuschlags wird an demselben Tage nach Schlug des Bersteigernngsierniin« verkündet werben. Die näheren Nachweisungen über den zu versteigernden Grund besitz und die VerkaulSdedin,nagen liegen in unserer Gertcht-schreiberei zur Einsicht au«. Der Grundbesitz liegt an der Straße Tannroda. Kranichseld, unweit de« Bahnhofs »a Tannroda. Tie Gebäude sind erst in neuerer Zeit errichtet. Blankenhain, bei, 28. April 1888. «L»lzhö>»va>,ch SSchs Amtsgericht Reinhard. Anlage 4. Nr. 30 jtzr« —- — -179 gm Wohnhau-1 Fnadb. —. —. 56 . Ncbengeb. l hinter der — - I» 54 - Hosranm l Hsune —. 5- 66 - Artland s , —^ TA» L30 Vieb-ahls-VrkannlmachllNS. Geftvbleu wurde» laut vier erstatteter Auzeige: 1) ein schwarzlederne« Portemonnaie mit Schlößchen a« der Seite, euthalteud S70 Mark in 3 ReichSnoteu 4 100 Mark, eiueu 50- und 20-Markschein. sowie emen Schuldschein über 45V Mark, auf Leon Rosenzweiq lautend, in dem Gastlocoie Nr 44 deS BrühIS, mittelst raschendiedttahls, vom 2. bis 3. d. M Nach»; L> »in 2rädriger Handwagen mit Kastenaussatz. hellblau ge- strichen, au- dem Hosranme in Nr. 8 am Tdeaterplatz, vom 8. bi- b. d. M.: S) «in Tischtuch, weiß, mit gestreiftem, von Ranken durch- zogeuem Muster, „4. O. 4" gez., und ein weiße« Tischtuch mit kleinem Sterumnfter, „4. 2. 2" gez., auS einer Wohnung in Nr. 6 der KönigSstraße, am 4. dis. Mts.; 4) et» stbwarzledernes Portemonnaie mit Nickelbügel und Knöpschenverschluß, entkalkend ca. 38 in Doppel- und ei»sacher Krone und Silbergeld, vermuthlich mittelst TaschendtkbstahlS tn der Tauchaer Straße, vom 6. bis 7. dss. Mts. Nacht«; 5) ein neue-, dnnkelblauwollcnes Kleid mit Taille. Stehkragen, einer Reihe Steiunußknövle, buuicm Auspuy und 2 verschiedenen Stoffstreisen, auS einer Wohnung in Nr. 25 der Frankfurter Straße, am 8. dss. Mts.; 6) eine goldene D»mcn-Ehlinder-Ubr mit anscheinend unechtem Ring mit schwarzer Schnur mit Schieber, eine wetßletneae Ser viette mit kleinem Sternmuster „4. 8." gez., ein neuer Sommer- üderzieher von braunem geriesten Stoff, mit braunem Futter, schwarzem, blaugelb and rolhgestreistem Aermelsutter, einer Reibe Perlmotterknöpse und Keltchenhenkcl; Rock und Weste, neu, von schwarzem, schräggestreiftem Kammgarnstoff mit weißem, bla», carrirtem, bezw. blaugestreiftem Futter und einer Reihe über- sponnener Knöpfe, eine Hose, grau- »nd braunschräg gestreift, eine Hose, blau- und weißgestreist, ca. 6 Stuck weißleinene Taschen tücher und 3 Stück dergl. mit rolder Kante, „6. II." ge»., eine Hose von braunem glatten Winterstoff mit dunkelblauen Streifen durchzogen, eine goldene llhrkette mit sogenanntem Knebel und Medaillon in Buchform mit einer Photographie und einem Ver logne in Form eine« BiersäßchenS auS Serpentin, endlich eine Anzahl Festzeichca vom Dresdner, Berliner und Leipziger Kegeltest, aus einer Wohnung in Nr. 31 der Sidonienstraße, mittelst Nach schlüssels, am 8. dss. Mts. Nachmittags; 7) ein neuer Sommrrüberzirher von schwarzgrauem Stoff mit schwarzem Wollatlaslutler, einer Reihe schwarz überfponnener Knöpfe mit verdeckter Batterie und Lederhenkel mit Firma „Lurl kieäel, vsiprix", auS dem Tanzsaalc in Nr. 30 der Zeitzer Straße, am 10. dss. Mts. Nacht»; 8) ein Packet mit 7 Psd. Kaffee in gelbem Papier mit der Etiqnette „4. IVolter", vo» einem Wagen in der Hainstraße, am S. d>«. Mi». Vormittag»; S) ein großes schwarzled. Portemonnaie mit Schlößchen, ent- haltend 58 in Gold und Silber, aus einer Wohnung in Nr. 14 der Gustav Adolphstraße, am 9. dss. MtS. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Thäter sind uugcsäumt bei uuierrr Erimiaai- Adr Heilung zur Anzeige »u bringen. Leipzig, am 11. Juni 1888. Das Poltzeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. L. Kirschcn-vkrSeigmlilg. Die diesjährige Nutzung von den fiskalischen Kirschbäumen an den »achgenannten Straßen soll öffentlich versteigert werden Freitag, am 15. dss. MtS., Vorm. 9 Uhr in der Restauration zur Terrasse in sttrimma: Grimma-Wurzener, Leipzig-Giimmaer, Grimmo-Ofchatzee mit Zweig strecke nach Leisnig, Rochdtz-Leipziqer und Grimma-Eoldiy-Walo- heimer Straße in den AmtSstra>;e»metsterdr,trkrn stkrttnma; an demselben Tage Nachmittags 4 Uhr i« Gafthof zum Feldschlöftche» in tzolvig: Rochlitz-Leipziger, Grinimo-Colditz-Waldhcimer und Colditz-LeiSuiger Straße in dem AmtSsirakellme>strrbr;irk volditr: Sonnabend, um lk. dss. MtS.. Nachm 2 Uhr tn der Meher'schen Restauration i» Wurzen: Dresden-Leipziger, Wurzen-Torgauer und Wurzen-Eilenburger Straße in dem AmtSstraszenmeifterbezirt Wurzen. Grimma, am 9. Juni 1888. Königliche Straften- »nd Königliche Wafferbau-Inspectiou. Vauverwalteret. Nichtamtlicher Theil. Die Eröffnung der Delegationen. Von Pest, Wien und Berlin ist in neuester Zeit La» Stich wort gegeben worden, daß die Lage einen friedlichen Cbarakter trage und demzufolge wird auch die Thronrede bei Eröffnung der Delegationen in Pest als Friedenskundgebung ausgenommen. Man erkennt daraus, wie groß daS FriedenSbedürsniß in Mitteleuropa ist, denn, wenn man der Thronrede aus den Grund geht, so klingt sie nichts weniger als friedlich. Der Ton liegt aus den Worten, welche die Nothwendiglcit hervor heben, bedeutende Credite für die Sicherung der Grenzen und die Förderung der Wehrkraft in Anspruch zu nehmen und als Grund dafür die fortwährende Unsicherheit der politischen Lage Europas und die dadurch bedingte unausgesetzte Steige rung der Schlagsertigkeit aller anderen Staaten ansühren. Man kann mit Recht behaupten, daß aus der Tbronrcde der ausrichtige Wunsch des Kaisers hervorleuchtet, soweit es von ihm abhängt, den Frieden ausrecht zu erhalten, aber eS ist darin auch die Besorgnitz nicht verschwiegen. Laß die Erfüllung diese- Wunsches auf Hindernisse stoßen könne Gleichzeitig wird au« Berlin berichtet, daß Fürst Bismarck die Erhaltung de« Frieden« für die nächst« Zukunft gesichert betrachtet. Das entspricht der Gesammtlage, wie sie sich ist den Stimmungsberichten aus allen europäischen Centralpuncten spiegelt, aber da« sind Augenblicksbiider. welche an jevem Tage eine andere Gestalt annehmen können. Wir sind an eine sehr gespannte Lage seil Jahren gewöhnt und gerathen deshalb durch Nachrichten, welche unter anderen Verhältnissen all gemeine Bestürzung erzeugen würden, kaum noch in Wallnng Die Ausnahme, welche die nculiche Rede Tisza'S in Paris gesunden hat, war gewiß nicht daS Kennzeichen einer fried lichen Lage, ebensowenig wie die Mißhandlung deutscher Studenten in Belfort und die Preßverordnung der Regierung von Elsaß-Lotbringen. Solche Vorkommnisse lasten unS aber nachgerade kalt, weil wir wissen, daß die sranzösi'che Regie rung ebenso wie die öffentliche Meinung Frankreichs, die oft stärker ist. al« die Regierung vor der Entfesselung des Kriege« zurückschreckt, bevor cs gelungen ist, die russische Bundes- geuosienschast zu gewinnen. Von dem Nichtzustandckommen diese« Bündnisses hängt die Erhaltung des europäischen Frieden« fast allein ab, daran vermag der mehr oder weniger friedliche Ton einer Thronrede bei Eröffnung der Delegationen nicht« zu ändern In dieser Beziehung sind vor Kurzem Meldungen au« Berlin eingelausen, welche die Hoffnung aus eine Ver-l ständigung zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn erweckt haben. Solche Hoffnungen bestehen feit langer Zeit, ohne daß sie bisher verwirklicht worden wären, aber schon da»> Wiederaustauchen derselben muß für die Sache deS Friedens als Gewinn betrachtet werden — so genügsam sind wir heute in dieser Beziehung geworden. Mag nun diese Verständigung gelingen oder nicht, so bleibt doch als wichtigste FriedenS- vürqschaft der unveränderte Fortbestand des Bündnisse« zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn, und in den Aeußerungen der beiden Delegationspräsidenten über die Festigkeit dieses Bündnisse» scheint unS die Frieden erhaltende Kraft der Kundgebungen bei Eröffnung der Delegationen zu liegen, soweit von einer solche» überhaupt die Rede sein kann. Die vollständige Uebercinstimmuiio der beiden ReichShcilsten über den Werth und die Nothwendigkeit diese« Bündnisses, wie sie bei diesem Anlaß hervorgetreten ist, war unerläßlich als Antwort aus die Rede deS französischen Minister« Goblet vom 31. Mai, welche den Jrrtbum aufrecht zu erhalten suchte, als ob zwischen Ungarn und Frankreich eine innige Freundschaft bestände, welche im Kriegsfall für Frankreich ihre Wirksamkeit erweisen werde. Gras TiSza, der Präsident der ungarische» Delegation, — nickt zu verwechseln n»l dem ungarischen Ministerpräsidenten v. TiSza — sagte gegen Ende seiner Ansprache, daß Diejenigen sich täuschten, weiche anS einzelne» vorgekoinmeiien Tbalsackcn schließen wollten, daß die Monarchie im gegebenen Falle nicht fähig sei, ihre ganze Kraft harmonisch zu entfalten, denn Harmonie Kerrsche zwischen den Reichüangehörigen in unverbrüchlicher Treue für den Monarchen und im Gejuhle der Pflicht für die Erbaltung des Staates. Diese Worte wurden mit langanhallenden Rusen der Zustimmung ausgenommen, und sie werden unzweifelhaft in Paris verstanden werden. WaS die gewünschte und gehoffte Verständigung zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn über die Lösung der bul garischen Frage betrifft, so liege» darüber bestinimle Mil- thcilungen gegenwärtig nicht vor, eS ist aber klar, daß Oester reich-Ungarn nickt eher auS seiner Zurückhalung heraustreten kann, als bis Rußland annehmbare Vorschläge für die Regelung der bulgarischen Angelegenheiten nach der Beseitigung de« Prinzen von Coburg vom bulgarischen Throne gemacht hat. Es ist bekannt, daß Oesterreich-Ungarn daS Verbleiben deS Prinzen von Coburg a» der Spitze der bulgarischen Regierung dem chaotischen Zustande verzieht, welcher der Entfernung deS Fürste» sotgc» würde. Rußland würde zunächst eine annehmbare Persönlichkeit als Nachfolger de« Prinzen von Coburg in Vorschlag bringen und dann die Grenzen der Machtvollkommenheit bezeichnen müssen, welche eS durch Bermitlelnng deS neuen Fürsten für sich in Anspruch nimmt. Diese müßten natürlich der Art sein, daß sie auch die Zustimmung deS bulgarischen Volkes finden könnten. Di?se Erfordernisse sind sehr schwer zu befriedigen, weil die Hartnäckigkeit, mit welcher Rußland an seine» einmal auf- gestelllcii Forderungen fcstbält, offenkundig ist. Ebenso wenig, wie Alexander III sich zur Versöhnung mit dein Fürsten Alexander entschließe» konnte, ebenso wenig, wie er seine Abneigung gegen ei» Bündniß mit einer Republik zu überl winden vermochte, gerade so undenkbar erscheint cs, vaß er Bulgarien nach Entthronung deS Prinzen von Coburg den Grad von Selbslsläntizkeit emräumen wird, welcher von Oesterreich-Ungarn al« unerläßlich für die Wahrnehmung seiner Interessen erachtet werde» muß. Unter diesen Umstände» ist eine Verständigung zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn sehr unwahrscheinlich. DaS Einzige, was man sich von der Wiederaufnahme der Ver handlungen versprechen kan», ist die Verlängerung Lcö gegen wärtigcn ZilstandeS aus unbestimmte Zeit. Besonders günstig liegen die Verhältnisse für den Prinzen von Coburg in Bulgarien gegenwärtig nickt. Cs ist bekannt, daß au« Anlaß de« Proteste« Popow eine Minislcrkrisis ausgebrochcn ist, cs ist ferner bekannt, daß Bulgarien zur Beseitigung seiner finanziellen Bedrängnisse notbwendig einer Anleihe bedarf und daß diese wegen deS ungesetzlichen Zustandes in Bulgarien nicht zu Stande kommt, also ist die Erwartung Rußlands, daß früher oder später i» Bulgarien eine Katastiophe cin- treten muß, vielleicht nicht ganz »ngegründet. Was an Ruß land lag, hat diese Macht gethan, um in Bulgarien un erträgliche Zustände berbeizusübren; wenn diese Bemühungen endlich Erfolg haben, so kann da« nickt überraschen. Diese Hoffnung ist c« wohl hauptsächlich, welche Rußland bestimm!, die Unterhandlungen uiil Oeslerreichstlngar» über die Zu kunft Bulgariens wieder anzuknüpsen. Bürgschaften sür Be sestigung deS europäischen Friedens sind au« dieser Bereit, Willigkeit Rußland« nicht zu entnehmen, die Unterhandlungen haben nur den Zweck, eine unwillkommene Pause au« zusüllen. * * 41 * * Telegraphisch wird uns »och specieller gemeldet: * Pest, 9. Juni. Die ungarische Delegation wählte den Grasen Tisza zum Präsidenten. Derselbe betonte, der Patriotismus werde die Grenze zu fi»den wisse», zwischen der PrciSgebung der Entwickelung der Heeresmocht und der Ueberschätzung der materielle» Kraft der Nation. In der gegenwärtigen Situation bilde das FriedeuSblindniß der Mächte de» einzigen Ruhepunct. Die uuisichliqe und vorsichtige Politik Oesterreich-Ungarns wolle d » Angriff : nd die Eonflicle vermeiden, doch seien Bcrtbkidiguugsiuasiuadnie» noth- wcndig. Jene würden sich täuschen, die auS den einzelnen vor- gekommenea Jncidcnzsällcii schließen wollten, daß die Monarchie im gegebenen Falle nicht sähig sei, ihre ganze Kraft harmonisch zu ent- satten (lebhafte Zustimmung), „denn Harmonie herrscht zwischen „ns in unverbrüchlicher Treue sür den Monarchen und >m Gesnkle der Pflicht sür die Erhaltung des Staates." (Langanhaltende Eljenruse.) * Pest, 10. Juni. Bei dem Eii'psange der Delegationen durch den Kaiser betonten die Präsidenten derselben die Bereit Willigkeit der Delegationen, die sür die Sicherheit und Machtstellung d-r Monarchie unausweislich erforderlichen Milirl zu bewilligen. Gras Tisza sagte, wenn auch der von uns gepflegte Friede bisher erhalle» blieb und die allseitigen Beziehungen ungetrübt sind, so können wir uns doch Nicht vor der Erkenniniß verschließen, daß wir inmitten hohe Wogen wertender, divergirender Beftrcduugen stehe» und deshalb stark sein müssen. * Pest, 10. Juni. In der von dem Präsidenten der öfter reichlichen Delegation, Smolka, gehaltenen Ansprache an den Kaiser heißt es: „Kaiser Wilhelm, der Mitbegründer de- »wischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn geschlossenen Freund schaft». »nd Bü'idnißverhältnisse» ist zwar zu unserem grössten Leid, west» vor kurzer Zut in «in besseres ;<enftsts eingegange», aber der jetzige erhabene, hochherzige, »icnsch,»freundliche Träger der deutschen Kaiserkrone, welchen der Allmächtige mit vollkommener Genesung begnaden wolle, ist von demselben edlen Geiste, wie sein verenngier Vater drftell. »ud wir wissen es; Besagtes Frenndschafts- »nd Nündnißverhaltniß besteht auirechi, besteht al« ein unzerreißbares, besteht al« werthvollste. a>« znverläsftgste Bürgschaft sür den Frieden wohl noch durch lauge Zeit und da, wie selbst Uneingeweihte» er- kennbar seit» kann, unsere Beziehungen zo den übrigen Mächten auch freundliche sind, können wir uuS wohl der srohea Hoffnung hin- geben, daß die Wohlthat des Frieden- uu« »och durch längrre Zeit werde erhalten bleiben". * Pest, 10. Juni. Ans die Ansprachen der Präsidenten beider Delegationen erwiderte der Kaiser: „Der Ausdruck hrer treuen Gesinnungen gereicht Mir zur herzlichen Befriedigung, n den wenigen Monaten, seit Ich Sie um Mich versammelt sah, ist eine wesentliche Veränderung in der politischen Lage nicht ein- zetreten. Der Hingang Sr. Majestät des deutsche» Kaisers Wilhelm, Meines langjährigen Freundes und Verbündeten, hat Mich tief betrübt. ES erfüllt Mich mit Beruhigung, daß die nicht minder innigen Beziedungcn, die Mich mit Sr. Majestät dem Kaiser Friedrich verbinden, dem zwischen den Nachbarreichen bestehenden Freundschasls und Friedensbunde aus'- Vollkommenste entsprechen. Die Be- ziehnngen der Monarchie zu den auswärtigen Mächten tragen fort während einen durchaus sreundschasilichen Tharafter, auch sind Europa die Segnungen des Friedens erhalten geblieben. Wenn trotzdem Meine Regierung gezwungen ist, in ihrer pflichtmäßigen Sorge sür die Sicherung unserer Grenzen und die Förderung unserer Wehrkraft bedeutende Credite in Anspruch zu nehmen, so liegt der Grund hiervon hauptsächlich in der fortwährende» Unsicherheit der politische» Lage Europas und in der unausgesetzten Steigerung der Militairmachl und Schlagsertigkeit aller anderen Staaten. Judem auch Oesterreich-Ungarn seine Entschlossenheit zeigt, mit ebenbürtigen Krästen und traditionellem Patriotismus sür die Bertheidigung seiner Interessen »nd jener deS allgemeinen Friedens einzustehen, erfüllt es ei».' erhabene Pflicht und wird es ihr», so Gott will, auch scruerhin gelingen, etwa drohende Gefahren zu dannen. Im Hinblick aus diese Verhältnisse fällt meiner Kriegsverwaltung die Ausgabe zu, in dem Werke der Vervollständigung und Erweiterung unserer mili- tairischen Stellung und Schlagsertigkeit nicht zurückzubletben. Bei gcwisseiibaiier Prüfung der bezüglichen Vorlage» Meine» Krieg»- Ministers wird es Ihnen nicht entgehen, daß dieselben mit thnulichster Rücksicht aus die finanzielle Lage der Monarchie adgesaßl sind. Die Ausgaben der Verwaltung Bosnien« und der Herzegowina werden auch in diesem Jahre in den eigenen Eiunahmen dieser Länder ihre volle Deckung finden. Uebcrzeugl, daß Sie Ihrer Ausgabe volle Einsicht und Hingebung entgegen bringen, wünsche ich Ihrer Tätig keit gedeihlichen Erfolg und heiße Sie von Herzen willkommen." Leipzig, 12. Juni 1888. * Da« Befinden de« Kaiser« ist augenscheinlich wieder »»günstiger geworden. Im Lause de« Sonnabend stellten sich Schlingbeschwerden ei», welche zwar am Abend behoben waren, sich jedoch am Sonntag wiederholten Nachdem am Sonnabend Nachmittag im Beisein der Professoren Krause und v. Bardclebcn eine neue Canüle eingesetzt worden, fühlte sich der Kaiser bedeutend wohler als zuvor. Die Nackt war daher auch befriedigend und weniger durch Beschwerten gestört Am Sonntag Vormittag erschienen um 9 Uhr die Professoren Leyden, Senator und v. Bardeleben zur Conserenr. die b>« lO Uhr dauerte AlSdann wurde folgendes Bulletin au«- gegeben: Bei Sr. Majestät dem Kaiser und König sind l» den letzten Tagen von Neuem leichte Schlingbeschwerden ausgetreten, jedoch hat dies keinen wesentlichen Einfluß aus daS Allgemeinbefinden gehabt. Mackenzie, vr. v. Wegner. Krause. Leyden Seuator. v. Bardeleben. Nach der Conserenz verließ der Kaiser da« Bett und begab sich gegen t l Uhr in de» Park. Um dem hoben Patienten die Einatbmung der Lust zu erleichtern, soll dem Bcrnebmen nach die Ganüle mit einer zweiten Oeffnung versehen sein, an der ein kleines Mundstück sitzt. An diesem Mundstück wird ein Schlauch befestigt, der in einen Ball auSläust. Bei etwaigen AlhmungSbeschwerden kann mit der Hand Lurch Zusammen drücken des BalleS frische Lust von außen cingesührt werden Am Sonnabend Abend conserirte der Kaiser etwa >/« Stunden mit dem Justizminister von Friedbcrg und am Sonntag erschien Mittag 12 Uhr Oberstallmeister von Rauch und gegen l Uhr Fürst Bismarck zum Vortrag. Derselbe con serirte bi« 3 Uhr mit dem Kaiser und fuhr dann von Schloß FriedrichSkron zu Wagen nach Potsdam und von da bald »ach > Ubr mit der Eisenbahn nach Berlin zurück. Um 6 Ubr subrc» Se Majestät ver Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin in geschloffene», Wage» nach Dornstedt, begleitet von den Prinzessinnen-Töchtern, vr. Mackenzie und dem Flügeladjutanten Rittmeister Freiherr von Bietinghoff. Um 5 Uhr hatte Se. k. und k Hoheit ver Kronprinz dem Kaiser einen Besuch abgestattet. Der Tag verlies sür den Kaiser ziemlich gut * Einen nicht unbeträchtlichen Verlust bat die Bevölkerung der alten deutschen Sprachinsel Gvttschee im südlichen Krain in den letzte» Jahren durch starke Auswanderung er litten. Im Jahre 1886 verließen 400, im Vorjahre über 300 Gottscheer den heimalhlichen Boden, um in Nord-Amerika ein besseres Fortkommen zu suchen Schon seit dein 16. Jahr hundert sind die Gottscheer ans den Hausirhandel angewiesen, da der unfruchtbare Karstbvdcn selbst die verhältnismäßig geringe Bevölkerung — aus 16 Geviertmeilen wohnen 27 000 Seelen — nickt zu ernäkren vermag. Seit >873 ist aber der Hausirhandel wesentlick eingesckränkl worden; sehr viele wohlhabende Gottsckeer, die nickt sofort einem anderen Erwerb nachgchen konnten, gcriethen in Schulden, und ganze Dorf schaffen verarmten zusehends. Im >1abrc >882 wurde zwar eine Hvlzindustriesckule im Stäktcke» Vft'ttsckee erricktel und somit der Grund zu einer nickt unbedeutenben Hausindustrie gelegt; dock wird es »ock ei» Jabrzcbnt dauern, bi« da« neue Gewerbe einigen Tausenden Bewohnern Nabrung geben kan» So wird nock manckes Hundert Gottsckeer über« ÄNerr ziehen und die Bevölkerung der Sprachinsel nock weiter geschwächt werden. Dock ist diese Auswanderung beute nock nicht be denklich, da nickt slowenische« Element, sondern junger Gott- sckecr Nacktwuchs in die verlassene» Heimstätte» einrückt. Auck in Sagor im östlichen Krain, hart an der steyerischen Grenze, Kat die deutsche Bevölkerung in Folge de« Rückgänge« de« Steinkoblenbergöaur« starke Verluste erlitten Diese Verluste sind bedenklicher, weil sie kaum wieder ausgeglichen werden tonne» und weil sie die Eristcnz der kleinen deutschen Sprach insel in Frage stellen. * Nack einer Meldung au« Warschau ist mit Rücksicht aus die bcvorstcbcnden Manöver, die sich auch aus die Grenzdistriclc erstrecken werken, den Gemeinden in den letzteren neuerdings ausgetrogen worden, aus die Beistellung bestimmter Mengen näber bezcichneler Bedarfsartikel sstr die Verpflegung der Truppe» vorbereitet z» sein * Folgendes Schreiben de« Fürsten Nicolau« von Montenegro ist den, Vice-Prästventcn der St. Peter«- bürger „Slawische» Wohttbäl>gke>tSgesel1schast", Wasstltschi« kow. ziigegaiigen: .Hockieebeter Herr, Peter Alexejewiftchi Durch den Vertreter dci l.'l rlickei. Nevciung a» meinem Hose, Herrn Argiropulo, habe ich ein Schreiben Ew Epcelloaz
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