Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-17
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
IK9. Sonntag den 17. Juni ,888. 82. ZühMNg. Die Gesammtlage nach dem Tode Kaiser Friedrichs. ' Europa hat die Nachricht vom Tode Kaiser Friedrich'S mit denselben Kundgebungen der Trauer und Verehrung sür den verblichenen Fürsten eiitgegengenoinmen, wie sie beim Ab leben Kaiser Wilhelm'S I. hervorgetreten sind; selbst Frank reich ist nicbt hinter den übrigen Machten zurückgeblieben, außer dem Präsidenten Earnot haben auch die Minister dem deuischcn Botschafter ihre Theilnahme an dem schmerzliche» Ereigniß auSgevrückt. tleberall, wohin sich die Bücke wenden, begegnet mau nur Zeichen der Betrüblich und bcS Mitgefühls, die nationalen Gegensätze verlieren so tragischem Ausgange einer glänzenden Laufbahn gegenüber ihre Kraft, die Völker Europa? ehren die Trauer Deutschlands durch ihr Mitgefühl. Unser treuer Verbündeter, Oesterreich-Ungarn, verkündet durch baS halbamtliche ,Frcmdenb>att", daß die Bevölkerung des DoppelreicheS von dem mächtigen Eindruck des Trauersalles lies ergriffen sei, spricht aber zugleich die Ucberzeuguug aus, daß das deutsche Reich unter seinem neuen thatkrästigen Regenten, welcher mit dem österreichischen Herrscherhaus- durch die Bande inniger HerzenSsreundschast verknüpft sei. Deutschlands Friedenssendung weiter sortsühren werbe. Das italienische Parlament hat seine Sitzungen drei Tage auSgesctzt, und die englische Regierung beabsichtigt, eine Adresse an die britische Krone und an die deutsche Kaiserin im Unterhaus- zu beantragen, welche den tiefen Kummer des Hauses über daS Unglück der deutschen Kaiser- samilie kundgiebt. Kaiser Wilhelm II. hat sogleich »ach dem Ableben seines erlauchten VaterS an den Prinzregenten von Bayern die telegraphische Mittheiluna des Ereignisses ergehen lasten und dadurch daS Beispiel Kaiser Friedrich'? be folgt, welcher das Gleiche beim Tode Kaiser Wilhelm'S that. AuS asten Meldungen, welche aus dem deutschen Reiche seit dem Eintritt des erschütternden Ereignisse» vorliegen, ist zu entnehmen, daß die Sachlage dieselbe ist wie beim Tode Kaiser Wilhelm'S, überall die nämliche Trauer und die gleiche Zu versicht, daß sich Alles in dem alten bewährten Gleise sort- bcwegen wird. DaS deutsche Reich ist so fest begründet, daß eS auch zwei so schwere Schicksalsschläge, wie eS am 9. Mar; und am 15. Juni erlitten hat. ohne jede Erschütterung und ohne Schaden für die Zukunft überdauern wird. Das Königreich Preußen befand sich beim Tode Kaiser Friedrich'? in einer Art von Krisis, welche durch den Rück tritt des Minister? v. Puttkamer ihren vorläufigen Abschluß gesunden Hot. Man besürchketc, daß diese Bewegung weiter greisen und noch andere einflußreiche Personen von ihrem Posten abberuse» werde. Diese Bewegung ist jetzt abge schlossen. Charakteristisch für da? Verhältniß. in welchem Kaiser Friedrich unmittelbar vor seinem Tode zum Fürsten BiSmarck stand, ist, waS ein Berichterstatter der „Post" meldet. Als Fürst Bismarck vom Kaiser Abschied genommen hatte, ergriff er die Hand der Kaiserin und legte sie in die des Fürsten. Der Gewährsmann der „Post" deutet diese Handlung de? Sterbenden in dem Sinne, daß er die Zu kunst seiner Gemahlin der Fürsorge de? Reichskanzler? anheim gegeben habe, sie läßt aber auch die Deutung zu, daß er den Wunsch voller Uebereinstimmung zwischen der Kaiserin und dem Reichskanzler für die Zukunft aus- drücken wollte, und diese Erklärung scheint dem Verhältniß beider Personen zu einander bester zu entsprechen. Un zweifelhaft besteht vollkommenes Einversländniß zwischen dem Reichskanzler und Kaiser Wilhelm H. über die Ziele der ReichSpolilik und über die in Preußen einzuscklagenden Wege; dafür bietet der von unS gestern an dieser Stelle erwähnte Trinkspruch de« nunmehrigen Kaiser« Len sichersten Anhalts punkt. Die weitere Entwickelung der inneren Verhältnisse de? Einzelstaates Preußen wirb sich hiernach ohne Schwanken nach den bisher befolgten Grundsätzen vollziehen und hinfort kaum noch Anlaß zu Meinungsverschiedenheiten in RcgicrungS- kreisen darbicten. Für das übrige Deutschland kommt in erster Linie in Betracht, daß die auswärtige Politik keine Aendcrung er leidet. Die Lage hat augenblicklich nicbt den Anschein, als ob sie in absehbarer Zeit einen acuten Charakter annehmen könnte, die Entwickelung hat ein ruhigeres Zeitmaß cingc- halten als seit geraumer Zeit, e« siebt sogar danach au?, als ob die neulich vom Berliner Correspondenten deS „Pcster Lloyd" gemachten Andeutungen durch die Thatsachen ihre Be stätigung finden sollten. Graf Kalnoky erwähnte i» der letzten Sitzung de? Ausschusses der ungarischen Delegation für die auswärtigen Angelegenheiten Rußland« mit keinem Worte und suchte auch den letzten Nest der Verstimmung zu beseitigen, welcher nacb der Rede Tisza'S im ungarischen Unterhause über die Betheiligung Ungarn« an der Pariser Ausstellung etwa noch verblieben war. Andererseits konnte Gras Kalnoky bei Darlegung der aus wärtige» Lage nicht verschweigen, daß die Quelle für gewisse Besorgniste bezüglich der Entwickelung der Zukunst nicht allein in den Zuständen aus der Balkanhalbinsel. sondern in der V allgemeinen europäischen Lage zu suchen sei, in den Macht- Verhältnissen der einzelnen Staaten, in den tiefgehenden Divergenzen nicht so sehr der Cadinete als der Bevölkerungen, in dem Gegensätzen darüber, was zu zerstören und was zu erhalten sei, und ,n den Fluktuationen von Ansichten und Ge fühle». welche sich zeitweilig glätte», aber auch plötzlich zur Sturmfluth anwachscn können. Bei solchen Befürchtungen, die ja in der Hauptsache nicht aus die nächste, sondern aus eine fernere Zukunft gerichtet sind, ist der Werth einer festen zielbewußten Politik Deulsch- lands nicht hoch genug anzuschlagen, und diese wird verbürgt durch feststehende Thatsachen, welche von der öffentlichen Meinung Europa» al« solche gewürdigt werden. Deutsch land stellt trotz LeS TodcS zweier Kaiser, welcher innerbalb dreier Monate erfolgt ist. fest und sicher gefügt gegen alle Stürme, die eS umtoben, ein FelS im Meer. DaS kommt daher, weil der ReichSorganiSmuS geiund ist. weil er aus dem einmiithige» Zusammenwirken aller Theile beruht. Fürst und Volk in Deulschland sind mit der Leitung der Reichspolitik, wie sie bisher gehandhabt worvcu ist. cinverstanden, und sie wissen, daß darin keine Aendcrung eintrcten wird und kann. Die öffentliche Meinung in Europa hat iiicmalS daran gezweiselt, daß kein Personenwechsel in der Leitung der auswärtigen Politik des denlschen Reiches jemals einen Umschwung herbcisührcn kann in dem Sinne, daß die bewährten Grundsätze der Friedenspolitik eitlem Streben nach kriegerischem Ruhm weichen könnte». DaS deutsche Volk befindet sich in voller Uebereinstimmung mit den Fürsten und den Freien Städten deS Reiche- darüber, daß alle Kräfte der Nation zur Erhaltung deS Friedens an gespannt werken müssen. Der Staat-man», welcher diese Politik deS Friedens eingeleitet und mit Esolg seit 17 Jahren durchgcsührt hat, steht noch heute au der Spitze der ReichS- regieruug, und diese Tbatsacbe dient unter so schwierigen Ver hältnissen, wie sie heule bestehen, Bielen zur Beruhigung, aber diese Politik ist dem deutschen Volk so in Fleisch und Blut übergegangen, daß sie auch die Richtschnur bleiben wird, Wenn dereinst Fürst Bismarck seine Geschicke nicht mehr leitet. * Leipzig, 17. Juni 1888. * Welchen Namen der neue Kaiser und König von Preußen annchmen wird, ist zwar noch nicht amtlich fest« g-stellt, aber eS gilt für zweifellos, daß er seinen Namen Wilhelm beibcdalten wird» zumal eS der seine» unvergeß lichen Großvaters ist, dessen LieblingScnk^ er stet« gewesen und der ein unbeqrenzte» Vertrauen in ihn setzte. Bekannt lich war Kaiser Wilhelm I. ein ganz seltener Menschenkenner, wie er Zeit seines Leben« bewiesen hat, und so mag die er wähnte Tbatsache eine neue Gewähr dafür sei», daß Pre»ßen und Deulschland unter dem jugendlichen Herrscher, dem heule die Geschicke deS mächligstcn Staates und Reiches zugesallen sind, sicherer Zeit entgegengehe». Bon den Anschauungen deS neuen Kaisers und Königs weis; man, wie die „Kölnische Zeitung" auS Berlin meldet, mit Bestimmtheit so viel, daß er an den von seinem Großvalcr geschlossenen, von seinem Vater hochgchalteiieu und gefestigten Friedens- und Schutzbündnissen unverbrüchlich sesthaltcn wird. Dem Fürsten BiSmarck bringt der neue Herrscher dasselbe Vertraue» und man darf wohl sagen dieselbe Freundschaft entgegen, wie Kaiser Wilhelm l. biS an sein Lebensende cs unentwegt getba» bat. Dabei dürfen wir unS und darf sich die ganze friedliebende Welt mit unS beruhige». In unterrichlelen Kreisen gilt der Erlaß einer Proklamation deS neuen Herrschers bei seinem Re gierungsantritt und zwar »ach der Beisetzung seines edlen VaterS für beschlossen, in welcher »amcnllich delont werden wird, daß die auswärtige Politik Deutschland« in demselben Geiste geführt werden solle, wie unter de» Kaisern Wilhelm I. und Friedrich III., daß sie bemüht sein werde, jeden Zwist zu vermeiden und ihre vornehmste Sorge auf die Erhaltung der bestehenden Verträge richten werde. — lieber die Besetzung der Hosäinlcr unter dem neue» König ver lautet noch nicht viel Zuverlässiges. Mau »ie»>t, Herr v. Liebenau, der Hosmarschall dcS bisherigen Kronprinzen, werde Oberhrsmarfchall deS Königs werden. Fürst Radolin, der Hosmarschall des Königs Friedrich Hl., dürsle einstweilen in den Ruhestand trete» und voraussichtlich den nächste» frei- werdenden Bolschastcrpvslcn erhalten. * In der ani kl. d. M. unler dem Vorsitz des StaalS- ministerS SlaatssecrctairS dcS Innern von Boetlichcr ab- gchaltenen Plcnarsitziing de« BundeSrathS wurde be schlossen, der Commission zur Ausarbeitung dcS Enlwuifs einer bürgerlichen Gesetzbuchs außer der Ausarbeitung dcS Entwurfs eines Euisührungsgesetzes die Ausarbeitung von Entwürfen einer Gruudbuchvrdnung. eines Gesetzes über die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen und, soweit hierzu der Commission bis zu de», von dem Vorsitzenden derselben in Aussicht genommene» Termin (31. März 1889) Zeit verbleibt, auch die Ausarbeitung von Vorschriften zu übertragen, welche zur einheitlichen Durchführung der Be stimmungen dcS bürgerlichen Gesetzbuchs für daS Versahren in den Angelegenheiten der »ichtstreitigen Rechtspflege er forderlich sind. Dir Zustimmung wurde ertheilt: dem Gesetz- entwurf wegen Abänderung de» Gesetzes über die Natio nalität der Kausfahrteischifse und ihre Besugniß zur Führung der Bundesflagqe. einem Nachtrag zur internationalen Nord- secsischerei-Convention. dem Enlwurt einer SchifsSverinessunz«- Ordnung. einem Anträge Bremens, betreffend die Abänderung der Statute» der Bremer Bank, und dem Gesuche bcS Vor standes eines in der Gründung begriffenen Bauverein« aus Aktien wegen Zulassung der Ausgabe von Aktien aus Namen zu dem Nominalbeträge von 200 — Die beantragte Inkraftsetzung de» Gesetze- über di; Unfall- und Kranken versicherung der in lanb- und sorstwirlhschastlicken Betrieben beschäftigten Personen sür das Gebiet de» FUrstenlhuin« Schwarzburg - Sondershansrn genehmigte die Versammlung. Den zuständige» Ausschüssen wurden überwiesen: der fünfte und sechste Bericht der BollzugScommission für den Zoll anschluß Hamburg«, der Entwurf cineS Gesetzes für Elsaß- Lothringen über die Gewährung von Beihilfen auS Anlaß de» ihnen verursachten Schadens durch Schwarzwild, und der Antrag Hamburg», betreffend die Kosten der Hamburgischen Zollverwaltung. Endlich wurde beschlossen, daß im Ham- bura-Nltonaer Freihasengebiete für die Zeit bis zur» Zoll» - anschluß desselben eine Lagerung zollinläudischen Getreides unter Zollverschluß mit der Wiiknng der zollfreien Wieder einlassung derselbe» in daö Zollgebiet unter den vom könig lich preußischen Finanzminlster sestzusetzenten Controlen auch an andern Stellen als in der ZollvereinSniederlage au der Sternschanze i» Hainburg solle statlfindeu dürfen * Wie der „Kreuz-Zeitung" auS Westpreußen gemeldet wird, hat die Regierung die Absicht, die dort durch die lieber» schwemmung gänzlich geschädigten Besitzer kleinerer Grundstücke in der Provinz Posen anzusicvcln. * * >ü * Aus Pest, I I Juni, wird über die Sitzung des Aus wärtigen Ausschusses der ungarischen Delegation dcS Weiteren gemeldet: Der Minister des Auswärtigen. Gras Kalnoky, fährt fort: Die Fragen übir Bulgarien seien bei der politischen Siiuaiion im Großen »ur ein relativ wichtiger Factor: sür Oesterreich-Ungar» jedoch ent schieden wichtiger, als snc die meiste,, europäischen Mächte. „Wenn an die Monarchie gewisse Besorg» sse sür die friedliche Entwickelung der Zukunft herantlkten, so sei deren Quelle nichl allen, in den Zuständen der Balkaiilialbiniel zu suchen, sonder» i» der allgemeinen europäischen Lage, i» den Machwerbälinissen der einzelnen Staaten, in den ticsgehciide» Divergenzen nicht so sehr der Calinete als der Bevölkerung, in de» Gegensätzen darüber, was zu erhalten und zu zerstören sei. und in den Fluelualio»?» von Ansichten und Gcsütilen, die sich zeitweilig glätte», aber auch plötzlich zur Sliirnisluih anwachsen können. DieleBerbällnissc inüßien neben denPhasen derOricnlfrage immer im Auge behalten werde»; wenn constatirt worden sei, daß in den letzten Monaten eine weicnilichc Veränderung der politisch'» Lage sich n cht ergeben habe, so habe sich di,s auch aus diese allgemeine polüijche Lage bezogen. ES sei viclleichl jetzt eine Phase relativer und bebrütender Beruhigung im Beigl-ich? zu der Lage bei Beginn deS Jahres. Er wolle keineswegs diese Ruhe sorticbcuchen und die Hoffnung schwächen, daß es gelingen könne, die FrledenSzuversicht sür die Zukunft aus eine mehr gesicherte Basis zu stellen. Anderer seits aber sei eS seine Pflicht, daraus hinzuweisen, wie eS ebciilowoht möglich sei, laß dicie Unsicherheit, unter welcher man seit Jahren zn leiden habe, eine längere Tauer behalt'. Diese Erkenntnis, habe eben »othwendig gemacht, daß die Staaten, welche zur Sicherung ihrer Machtstellung und dcS Friedens gezwungen waren,ihre Wchrträstc zu ver- stärken, sich »ich: daraus beschränken können, unter dem jeweilige» Drucke eines momenlanen Alarms vorübergehende SicherheilSiiiaßregeln z» ergreifen, sondern bedacht sein müssen, auch organisch ihre Kräfte zu stärken und zu vervollkommnen, ui» ruhig jeder Evcnlualilät, — und auch einer linvermuiheten. — entgeqenlretcn zu können. E,n solcher Zustand sei aber noch immer bester als der Krieg. Die im Berichte des Ausschusses angeregte Erwähnung dcs BniideSvcrtragcS inil Deutschland acceplirc er mu größter Befriedigung und Dank barkeit; eS bestehe wohl sür Niemand Zweiscl Laiüber, daß die Allianz Qestcireich-UngarnS mit Deutschland von alle» Völkern der Monarchie als Gewähr deS Friedens, als einer der nützl'chsten und segen-reichsten politische» Acic der letzie» Zeit anerkannt werbe. ES sei wohl kau», srülier geschehen, daß ein als geheim abgeschlossener Slaaslact, dcr auf diese Weise in die Öffentlichkeit gebracht sei, mit jo allsciiiger Billigung b-grüßt wurde. Dies sei zugleich ein voll listiger Beweis der vollen Ehrlichkeit und Lauterkeit des Bund. nisseS, sowie dasür, daß eS aus die wichtige Basis der Erhaltung de- Friedens und der StaatSwohlsahrt beider Theile gestellt iei. Ter Minister stimmt Cjern.itonl, vollkommen zn, welcher aus die Wichiigkeil deS Bündn-st.S n»t Italien als eines Compleineiits zu dem Bündnisse mil Deulichlaad h,»gewiesen habe. Gerade sür Ocsterrcich-Ungarn. welches Interessen nach Süden, Osten, nach dem Mittelländischen Meer und nach dem Oriente, also parallel mit Italien mahrziinihine» Hobe, sei diese- FreimdschastSverhälliiiß von großrr Bedeutung, abgesehen davon, daß dasselbe cin Vcrhäliniß der Sympathie und Gegenseitigkeit mit einem Nachbarstaat her- stclllc, welches nicht »uc beiderseits vollkommene Sicherheit, sondern auch ein Einsteben sür gleiche Ziele und Interessen in sich schließe. Dcr Minister spricht die Gcnuglhunng über Len mit Italien ab geschlossenen Haiidclsvericag auS, der gewiß auch beitragen werde, die Freimdschait beider Staaten zu erhöhen. Bciondcrcs Ver dienst an diesem Ersolge gebühre dem Ministerpräsidenten Cnspi, der mit großer Energie und erleuchtetem Vcrständniß die Richtung der italienische» Politik zu erfassen und zu be leben gewußt habe. Der Minister pflichtet der Bemerkung bei, daß die Interessen der Monarchie in dcr Orientfrage mit denen der Balkanvülker idcuttsch seien, doch möcht' er sie dadurch ergänzen, daß diese Jiüercssc» zugleich europäische leien, was lür die Stellung Oesterreich-UngarnS in dieser Richtung eine weienlliche Stärkung bedeute. Die Ziele der Orientpolilik Oesterreich-Ungarns leie» die selben wie jene der meiste» europäischen Cabmetc; dieselben wurden in England, welches hierbei iveseiitlich i» Betracht komme, und dessen politische Richtung mit dcr von der üsterreichisch-ungarischen Re gierung bezcichncien vollkommen übereinsttmnic, mit großer Sym- pnthie aiisgeiiomnien. Nachdem der Minister hieraus »och auf Ivecielle Fragen enizelner Dclegntcn über die Orientbahncn und ErrnlitlUig eines zwiichen Talonichi und Ucsküb gelegene» ConIulatcS geantwortet Helle, beschließt der Ausschuß enilllinmig, dein Minister des Auswärtige» die Anerkennung und Zustimmung auSzusprcche». * Die konservativen Mitglieder dcs bulgarischen Ministerium-Stoilow und Na tsch ewits cd haben dcr „TimeS" zufolge ihre Einlassung tingereicht, weil sie über die Vcrurkheilung Popow'S anders denke» als Stambulow; Prinz Ferdinand hat daS EnllassungSgcstich nicht angenommen, »nd daraus baden auch Slainbulow und seine liberalen Genossen ihr EntlasfnngSgesuch eingrreicbt, welches jedoch ebeiisvweilig angenommen wnidc. Der Prinz sucht die Streitenden durch «ine Abänderung deS Unheils z» versöhnen Der Prinz suchte sich bekanntlich, um sich von Stainbnlow unabhängig zu machen, einen festen Anhang in der Armee z» schassen und stellte sich deshalb mit dem begabten und verdienstvollen Major Popow, der früher rin leidenschaftlicher Anbänger de« Fürsten Alexander war, ans sebr vertraute» Fuß, Slainbulow durck schanke das Spiel »nd beschloß. Popow dadurch zu vernichten, daß er ihm einc» UnterschleisSproccß anhängle. waS >m Orient bei einigem guten Wille» so ziemlich bei jedem Menschen möglich ist. Popow hat seit der Zeit, da er vom Prinzen in aus- sälliger Weise ausgezeichnet wurde, auch in dcr Armee viele Neider; da er jedoch zweifellos einer der anständigsten und unbestechlichsten Bulgaren >st, welche es überhaupt giebt, so 1-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite