Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-17
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»«, »«, Erscheint täglich früh S'/, Uhr. UedKrti«« und Lrprditi»» Johaane-gasft 8. ZPrechkuntrn der KrdacNsn: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag- b—6 Uhr. Ntt«tß»de »>,«-c«»klrr »amilkri»«, tir ttrtacNra nicht «ndintlich. >»«tz«e »er sür sie nüchstsslse«»« R«»«er drstimmten Inserat» an ttachenta,rn tzt« 8 Uhr Nachnittta»«, an kann- untzKrftta-en früh tzt«'/,»Utzr. drn Fttialkn sür Ins.-^nnah«r: Hn« Klemm, Nniversititsstraße 1. Louis Lösche» Kathariuenstt. 23 part. u. König-Platz 7, nur bi- '/,S Utzr. aWM.TWMtt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. MvounementOprei» vierteljährlich 4>/, Mk. inrl. Vriagerloha 5 Mt., durch dl» Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Rummee Ni) Ps Belcgeremplar 10 Ps. Gebühre» sür Extrabeilage» liu Tageblatt-Format gefalzt) »tzne Postbr>ördening 60 Mk. . »tt Postbefördernug 70 Mk. Inleratr 6gespaltene Petitzeile ro Pf. Grögere Schriften laut »ns. Prei-verzeichnth. ladellarifcher u. Zisfernsatz nach höberm Tarif, Neelamen Mlter dem Nedaction-strtch die «gefpalt. geile 50 Ps., vor de»Famili»»»achrichte» dir Kgespaltene geil» 40 Pf. Inserate sind stet« an die Gxpetziti«« senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonumvraililo oder durch Past- »achuahme. 188. Dienstag den 17. Juli 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Thetl. ManiitmioMlt. Die Herstellung verschiedener FußwegübergLage soll au einen Unternehmer Ut Acccrv verdungen werden. Di« Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, NathhauS, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. l4, au« und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „FuHwegiibergLnge" versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 28. diese- Monat- Rachmittag- b Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 14. Juli 1888. DeS Stath» der Stadt Leipzig II». 2907. Straßenbau-Deputation. Virb-alils-vtkaimlmaLilng. Gestabten wurven laut vier rritalteter Auieiae: 1) Ein Deckbett mit schwär», und hellgestreiftem Anleit, au« einer Wohnung in Nr. 15 der Nicolaistrabe, seit Mitte Mai; 2) ein Apazierstock von schwarzem Ebenholz, mit erhabenem Arionra-Zirkel aus dem Elbenbeingriff und silbernem Ring mit der Gravirung: ,,bl»x Vollbnrckt und Auro Leoaler i. l. Kurt Atzruvr", au« einem Lorridor in Nr. 24 der Liebigstrabe, am 6. ds«. MiS. Mittag«; 8) ein »ierräberiger Lastwagen mit Kastenaufiatz und der Firma „Auauft vrrger Leipzig , au« dem Hosraum in Nr. 11 der Lo-pitalstraße. vom 7. bi« S. dss. Mt«.; 4) e>n schwarzlederneS Parten,anuaie mit gelbem Schlöbchen, «„»haltend 2 ^ nutz einige Pfennige, sowie einen Pfandschein de- Psandleiher- Leuus Nr. 44315 und '/« LaaS der Braun- schweigischen Lotterie Nr. 35398, au- ei»em Abort im Hause Leplap- grab» 6, am 9. di«. Mi«.; 5) ein wenig getragene- Mann-facket von graumeliriem Stoff mit braunem Futter «nd einer Reihe Horaknöpse, «in blauleinenel Taschentuch mit «eißei» Rande, sowie ein Paar langichäsiige ri»dltder»r Stieseln mir ringepretzten Fallen, Doppelsohle» und Stistabl-tzen, au« eigrrWohuung in Nr. 27 der Pleibrnstraße, vom 9. bt« 10. ds«. Ml«.; 8) ein weibleinener Deckbett-Ueberzug. ein drrgl. Lapskisien» Aeberzna und »ine weibe gemusterte Damast-Tischdecke, au» einer Wohnung in Nr. 14/16 der Wiiidmühlenstrabe, am 11. ds«. M»«.; 7) »in kleine« Holjkäitche». enthaltend ein goldene« Glieder» «rmdand mit einem Zehnmarkstück, «in Ntckelarmbaud, ein Gmailearmband, eine goldene Sette mit goldenem Kren«, eine goldene Brache» zwei Thalrrbrachen, ein Armband mit 8rhn- »srnnigktnckeit, eine Talmi-Herrrnutzrkrtte und zwei goldene Gra>a»kapfnadclu (Schmetterlinge), im Postamt 2, am 12. ds«. Mt«. Vormittag-, zwilchen >0 und 11 Uhr; 8) ein schwarrlcdcrncS Portrmonnate obae Bügel mit weibem Schlöbchen, euihaitend ca üv >t. sow e neun Stück Zehnpfenuia- vrirkmarkeu, ein '/»Loos der letzten und '/„ Load I. CI. Nr. 3351 der jetzigen Sachs. Lotterie, am Schalter im Postamt 7, am 13. ds«. Mt«. Vormittag-: 9) eine silberne FZlindcrithr mit Sekunde, geriester Rückseite und wappeiiähnlichei» Schildchen, au« einer Wohnung im Bothijchen Bad. am 15. ds«. Mts. Vormittag«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriminal Abtbeilunq «ur Anzeige zn bringen. Leipzig, am 16. Juli 1888. Das Palizriamt der Stadt Leipzig. I B. Iunck, Pol.-Ratb. D. Lies- und Äandanliefttung. Die Anlieferung de- zur Unterhaltung der st-calischen Land berger Straße auf die 5 Jahre 1889 bi« mit 1893 erforderlichen gereinigten Kiese«, sowie die Anlieferung de« zur Unterhaltung der Schteuditzer. Landsberger, Delitzscher und Däbener Strotze aus die- selbe Zeit ecsorderliche» durchgeworienen Sonde- soll im Wege de« öffe»llichen Angebot« verdungen werden. Die bezüglichen BediU- gongen können in der Exvediiion der Unterzeichneten Bauverwalterei — Bahnhos-strabe 17, 2 Trepm» — eingesehen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift „Sie-» und Sandliefrrung" versehen bi« zum 2S A»li dsS. As., vormittags Uhr, an die Königliche Bauverwalterei hier, woselbst zu dieser Zeit deren Eröffnung im Beisein etwa erschienener Bewerber statlfinben wird, riuzureichen. Die Bewerber sind bi« zum 1b. August ds«. I«. an ihre Gebote grbtlndrn und sind diejenigen Angebote, welch« bi« dahi« nicht be- antwortet sein werden, al« abgelehut zu betrachte». Auswahl der Uaternehmer bleibt Vorbehalten. Leipzig, den 9. Juli 1888. A-Itigl. Strotze»- «n» SSnigl. vanberwalteret. fferbantnspection. Hoh-Auction. I« UniversilötS-Holze bei Liebertwolkwitz sollen vkittwach. »e« 18. Auli p. A.» I. »an varmtttag« » Uhr an s Raummeter kieferne Brennscheite, 197 » - vrennknüppel u»d 27,7 Wellenhundert kieferne« Brennreifig. V pan var«ittag» '/,I1 Uhr an 260 fichteae Derbsta,gen von 8—12 ew UntrrftLrk« »nd 6—7 w Länge, 8950 sichirne Rei-staage» vo» 3—7 ew Uaterstärke »nd 3—7 w Länge und 100 Wellenhundert sichten«« und kiesernr« Brennreifig auctivn-weise verkauft werden. Kauflustige werden ersucht, zu der angegebenen Zeit am Vahnü Hergang hinter be« Farfthanse der Universitätt-Waldung sich einzufinde». Di« grorvnete» A»- zahlangen sind sofort nach dem Zuschläge zu bewirken. Leipzig, am 10. Juli 1888. UntpersitätS-Aeutamt. Gebhardt. Po-nciibii« in Banmburg (Seele). Di» Herstellung der Eutwässeruug-anlage sür den Postnrubau zu Naumburg (D.) einschlirtzlich Lieferung »er säm«»lichen zngehhrtgrn Materialien soll im «ege de« öffentliche» An- geböte- verdungen werde». Bedingungen, Anschlag-au-zng und Zeichnungen siegen im Amt-- immer der Postneudaue«, Große Fischstrabe Nr. 18, hierseldst zur kinsicht au«. D e Angebote find poftfrei, verschloffrn und mit der Aufschrift: „Angebot aus die Entwäfferung-aulage" bt< zum DaunerstaG» de« 26. Auli 1888, varmtttag- 11 Uhr au obengenauate« AiNlszimmer einzusenden, woielbst zu dieser Zeit die Eröffnung der Angebote in Gegenwart der etwa erschienene» Bieter ersolgen wird. Naumburg («.), 12. Juli 1888. Der Söniglichr «rgtrrun»«-vau»etfter. Klaumell. Stkiubruchs-Vtrpachluiis. Der in Kliogaer Flur — in der Röhe von Nauuhos bei Grimma — gelegene Malische Strinbruch mit dem dabei befind siche» Hause »nd Ackerland« soll Mantaa. den 28. Anlt ds«. As vormittag- » Uhr ta der Expedition der mit»»terzeichnrten Va»ver«asierri, vahahos- ftrah« 17, 2 Treppe», unter drn daselbst tinzusehende» Bedingungen a»i «« b Jahre 1889 bi- mit 1894 ,, de» Meistbietende» ver- »inkparrtan. RInshl. Va«-r»-lk-r«s. Nichtamtlicher Thetl. Die Feier des tlutionalfestes in Paris. 99 Jahre waren am 14. Juli seit dem Tage verflossen, an welchem die Erstürmung der Bastille da« Zeichen zu der zroßcn Umwälzung gab, deren Folgen sich in Frankreich noch >i» zur gegenwärtigen Stunde geltend machen. Frankreich ist chon seit geraumer Zeit mit den Vorbereitungen zu einer würdigen Säcularfeier de- geschichtlichen Ereignisse- beschäftigt, aber e- ging damit wie mit den Anstalten zur letzten Pariser Weltausstellung, die noch unter der Präsidentschaft Nac Mahon'« getroffen wurden. Die Welt glaubte nicht an den Ernst der friedlichen Arbeit und hielt sie nur Ür den Borwand, hinter welchem sich andere Absichten der- >argen. Wenn heute Frankreich wirklich aufrichtig einen rievlichen Verlauf der Säcularfeier herbeiwünfcht, so thut er da- nicht au- eigenem Antriebe, sondern unter dem Druck der Nothwendigkeit. Frankreich ist jetzt gar nicht in der fage, den Frieden zu brechen, selbst wenn eS wollte, denn e- leht verlassen von aller Welt, nur auf seine eigene Kraft angewiesen, da, und diese reicht nicht au-, den vereinigten §riede»«mächten die Spitze zu bieten. Präsivent GrLvy hatte den ehrlichen «nd guten Willen, den Frieden ansrecht zu Hallen, und de«halb beauftragte er Rouvier mit der Bildung de» Ministerium«, in welchem Boulanger al« Krieg-minister keine Stelle fand, und der Nachfolger Trüvh'S. Carnot, steht genau auf dem Stand» »unct seine» Vorgänger«. Er hat sich eifrig bemüht gezeigt, die Umtriebe Bonlanger'S zum Sturze der Republik un wirksam zu machen, aber es ist ihm bisher noch nicht gelungen, die Bewegung, welche Boulanger entfesselt hat, vollständig einzudämmen. Zuerst Tirard und dann Floquet haben Alle- ausgebolen, um den Feind der Republik, der Ruhe und der Ordnung unschädlich zu machen; Boulanger wurde allen «ntgegenstehenden Bemühungen zum Trotz im Norddepartement gewählt und hat seine Rolle mit wechselndem Erfolg bi- zu seiner MandatSniederlegung und dem Duell mit Floquet fortgespielt. Jetzt scheint der Augenblick der Entscheidung gekommen. eS muß sich jetzt au-- weisen, ob Boulanger noch hinreichenden Anhang im Lande hat, um bei den nächsten Ersatzwahlen wieder ein Mandat zu erhalten, oder ob sich die öffentliche Meinung von ihm abwenket. Präsident und Ministerium hoffen da- Letztere, aber sie haben sich darin schon wiederholt getäuscht. Carnol hat bei dem Banket der Maire- von Pari- aus dem Mar-selde eine beifällig ausgcnommene Ansprache ge balten. welche in dem Satze gipfelt: „Sie werden Ihren Mitbürgern sagrn, daß sie Herzen gefunden haben, welche entschlossen sind, die Einrichtungen de- Lande- zu vertheidigen und die sich durch trügerische und lärmende Unternehmungen nicht verführe» lassen.- Al- Earnot sich zur Revue begab, wurde er mit dem Rufe: „ES lebe Boulanger" empfangen, und wenn auch diese durch Hochrufe aus Carnot und Floquet erwidert wurden, so bleibt dock die Thatsacke bestehen, daß die Anhänger Boulanger'» unter allen Weckselfällen sich behaupten und bei ieder Gelegenheit von ihrem Dasein vffenNick Kunde geben. In Pari- war die Zahl der Freunde Boulanger'« niemals sehr groß» aber sie waren stet» bereit, sür ihr Haupt mit Wort und That einzutreten, und sogar ein Theil der Pvlizrimannsckaflen stand »ock vor Kurzem auf der Seite Boulanger'-. wie die Pariser Studenten zu ihrem Schaden erfahren mnßlen. Ganz wie i»> April, al- Bou langer mit großer Mehrheit im Norddepartement gewählt war. schlugen sich auch in der Nacht vom 14. zum 15. Juli seine Anhänger in den Straßen von Pari- sür ihren An führer, und diese Sccnen bleiben nicht ohne Wirkung auf die übrige Bevölkerung. Man spricht wieder mehr al- sonst von Boulanger, unv da» Duell, in welche», er schwer verwundet wurde, hat gewiß nicht dazu gedient, die Zahl seiner An- bänger zu verringern. Floquet, der sogar vo» dem Raufbold Caffagnac al» muthiger Fcckter anerkannt wird, ist Bou langer in der Führung de- StoßbegenS überlege» und hat ihm bewiesen, daß man nicht General zu sein braucht, um in dieser Kunst etwa- zu leisten. Aber Boulanger hat seinen Gegner an Muth nicht» nachgegeben, und damit ist sein Miß gesckick vollständig au-geglicken. Der Zweck der Ueberraschung vom 12. Juli ist durchsichtig genug; Floquet sollte zu», Rücktritt genölhigt werden, ui» wieder mehr Raum für die Umtriebe Boulanger'» zu schaffen. Wahrscheinlick wird da» nickt sogleick erreicht werden, aber Floquet'» Stellung ist durch sein Auftreten vom 12. Juli kaum befestigt worden; seine leidensckaftliche Erwiderung aus di« Anklagen Boulanger'« ließ die Ruhe und Kälte, welche er bei dem nachfolgenden Duell bewiese» bat. sehr vermissen. Die Nachwirkungen der letzte» Aufregungen werden nicht au»- blriben und sich in den Kammerverhandlungen widerspiegeln. Präsident Carnot steht Verhältnissen gegenüber, die er nicht versckuldet hat. die er aber auch nicht zu beherrschen vermag. Die durch Boulanger veranlaßt« Bewegung ist an sich so läckerlich und vrräcktlich. daß sie wo ander« al- in Frankreich überhaupt nicht möglich gewesen wäre, aber diese Bewegung ist vorhanden und sie ist da» Zeichen kranker Zu stände, welch« Abhilfe verlange». Frankreich süblt sich inckl wohl unter de» Zuständen, welche der 4. September 1870 geschaffen hat, es hatte auf einen baldigen siegreichen Rache krieg gerechnet» de« die Niederlagen der Jahre 1870 und >87l wieder gut gemacht hülle, statt dessen hat e» Kriege in Tonki» und Madaqa-kar geführt, dir viel Blut und Geld gekostet, aber weder Ruhm noch Mackterrveiteruna arbrackl yodrn. Da- Huvptziet, da- Bündnitz mit Rußland, «ft nicht zu Stand« gekommen, und jetzt steht Frankreich rathlo» unv mißmuthig vor einer Zukunft, die seinen Wünschen und Hoff nungen noch weniger entspricht al» die Vergangenheit. Die Enttäuschung und di« Verdrossenheit der Franzosen waren auch dir Merkmal« der Feier de- 14. Juli; e» kam nicht- Rechte- zu Stande, weder ein großer Skandal, welcher sür riniae Zeit da« Gespräck-thema bilden konnte, noch war national« Begeisterung für die Errungensckastrn der Republik erkennbar. Ein 14. Juli ohn« rechte Freude und ohne tüch tigen Skandal ist ein Bewei» dafür, daß sich die Franzosen langweilen, und da- ist erfahrung-gemäß ein sehr gefährlicher Zustand, der von ihnen nicht lange ertragen wird. Glück licherweise ist dafür gesorgt, daß die Au-brüche ihre» Miß vergnügen» anderen Völkern keinen Schaven bereiten können, sie wrrden sich also damit begnügen mvffen, ihre Wünsche im Lande selbst zur Erfüllung zu bringen. Präsident Carnot sieht die Lage ia rosigem Lichte; nach seiner Auffassung soll die Einweibuna de« Gambetta-Denk- mal- auf den, Carouffelplatz und die Truppenrevue auf den Longchanip» die Gefühl« sür die nationale Einheit stinken. Darum ist es den Franzosen jetzt gar nicht zu thun, die nationale Einheit kommt bei ihnen blo» im Kampfe gegen da» Ausland zur Geltung, im Frieden glauben sie sich den Luxu» erbitterter Parteikämpse, welche fortwährend die Ge fahr der Auslösung aller staatlichen und gesellschaftliche» Ber- hälknisse beraufdeschwören, erlauben zu dürfen. Die Partei- leidenschaft ist jetzt wieder erregt, die Verwirrung wird also wieder Fortschritte mache». , Leipzig, 17. Juli. * General d. Caprivi ist wieder zu der Waffe, für die er, wie selten einer, geboren scheint, zurückgekeyrt und hat ein Armre-Commando im Landheer übernommen. Bei diesem seit langer Zeit und von vielen Seiten erwünschten Anlaß mögen einige Angaben au- dem Leben-gange de- General» hier Platz finden. General v. Caprivi hat Univer sitätsstudien gemacht und die Zeit, welche er dadurch in, Ver gleich zu früher einqetretcnen gleichaltrigen Kameraden ver loren hat, durch sehr rasche Zurücklegung der niederen OfficierSgrade di» zum Hauptmann wieder ciiwebracht. Wäh rend de- Feldzüge» 1870—71 war er noch Oberstlieutenant. Chef des Gencralstab» de« 10. (Hannoverschen) ArmeecorpS, welche- General v. BoigtS-Rhey comrnandirte. Letzterer wurde schon während de- Feldzug- mehrfach von der schweren Krankheit heimgesucht, der er Mild nach dem Kriege erlag, so daß die Verantwortlichkeit seine- GcneralstabSchesS öfter- m hohem Grade in Anspruch genommen werden mußte. Der gegen so große Uebermacht am 28. November 1870 haupt sächlich von Truppen de« 10. Corps erfochtene Sieg über die Franzosen bei Beaune-la-Rolande bildet «in schöne- Ruhmes blatt in der Geschickte diese« ArmeecorpS, und Caprivi'- Name nimmt ans diesem Blatt eine hervorragend« Stell« rin. Nach dem Kriege längere Zeit mit einem hohen Posten im Krieg-Ministerium betraut, wurde später sein Name auch genannt, als e» sich um die Neubesetzung der Stelle des Krieg-minister» nach General v. Kamcke'S Abgang handelte. * Aus Requisition der Staatsanwaltschaft wurde am Sonnabend die MoracoauSgabc der „Danziger Zeitung" beschlagnahmt, Nachmittag« jedoch wieder freigegeben. Der Grund liegt in dem Abdruck eines AuSzugS der Münchener „Allgemeinen Zeitung" einer Correspondenz deS „SkotSman", in welcher eine Aussprache Mackenzie'« über den Gesundheitszustand Sr. Majestät des Kaiser- enthalten war. — E« handelt sich um eine jener gehässigen Acußerungen in anscheinend harmloser Form, womit jetzt nicht Mackenzie allein die öffentliche Meinung zu vergiften versucht, und welche die freisinnigen Blätter in ihrer Taubenunschuld ge wiffenhast sammeln. * Von Sir Morell Mackenzie finden wir in der „StaatSbUrger-Zeitung" den Zug erwähnt, daß er angesichts der Resultate der Section de- hochseliaen Kaisers, noch ehe sie beendet war, todtenblcich, halb ohnmächtig vor Schreck über den entsetzlichen Befund, daS Zimmer verlassen hat. — Vielleicht kommt e« daher, daß Herr Mackenzie sich auf seine osficielle Anwesenheit bei der Section so lange nicht besinnen konnte, bis ihm der amtliche Bericht seine Unter schrift unter dem Protokoll in Erinnerung brachte. * Wie in anderen Bunde-staate». so hat man auch in Hessen au- Veranlaffung der Veröffentlichung deö bürger lichen Gesetzbuch« sür da- deutsche Reich die Bestellung einer Lande-com Mission für nöthig erachtet, um die für die hessische Landr-grsetzgebung daraus erwachsenden gesrh- gebrriscken Arbeiten vorzubereiten. Naturgemäß fällt dieser Commission die doppelte Aufgabe zu, eine-theil- zu erwägen, ob und inwieweit etwa Abänderungen oder Ergänzungen de- obigen Entwurf« angezeigt erscheinen, anderntheilS die in mehrfache» Richtungen gebotenen AuSfübrungSgesctzc zu ent werfen. Die letztere Thätigkeit wird allerdiiig» erst späterer Zeit Vorbehalten bleiben. Nack einer Bekanntmachung hat va» Ministerium in die Commission berufen: al-Vorsitzenden den Geheimen Staat«rath Hallwachs, al- Mitglieder den Ministerialrath vr. Dittmar» die Oberlande-gerichtSräthe Heinzerling und Lippold, den Geheime« Oberconsistorialrath vr. Büchner, die Landgericht-räthe Oppermann und vr. Gilmer in Gießen, drn Landgericht-rath Steinen, in Mainz, den Landrichter Eellarin- in Darmstadt, sowie den Notar Justizratb vr. Braven in Main,. Die LandeScommission wird zunächst in zwei gesonderten Abtheilungea — einer rechts rheinischen unter dem Vorsitz de- Ministerialrath» vr. Ditt mar und einer linksrheinischen unter dem Vorsitz de« Ober lande-gericht-rath- Lippold — arbeiten. * Au- Thüringen wird un» vom l4. Juli geschrieben Die Veröffentlichung der Bericht« über den Kraukheit«- »erlo»s de» Kaiser« Friedrich ha» «ach in alle» Schichlen der Vevllkerunq Dhürincien« einen außerordeallichen Eindruck der- vorgerusen und die absvrechende» Uriheile über da» leichtiertlqe Sebahren de« englischen Lharlatan» wrsenilich erhöht. SLmiiitliche ni»ion»lqefinnte Blätter und selbst die kleinsten, beeilten sich, die amtliche ärztliche Darstellung tbre» Lesern durch möglichst au«, sühriiche Auszüge — hier und da tn besonderer Beilage — zur Kenntnib zu bringe». Ander- die sortschrittlicke Press« dc« Lande«. Dieselbe, ansang« augenblicklich verblüfft, berichtete kurz, daß der mit so vielem Geräusch onqekündigte Bericht erschienen sei und zum Tkell au« unisanareichen Gutachten rein medicmiicher Natur bestehe, die kaum etwa« Neue« enthielte». Eine- der schärssten Fortschritt«, blätter in Thüringen, da« ,.Gotbo>1che Tageblatt" — welche« selbst ln seinen Ausdrücken und Au-iällen de» Herrn und Meister der Partei, Eugen Richter, bet Weitem Nberirtsft — lagt«: „Dir lange ,ngekü«d«gte «sslesel« Vralchür, aber die Krank, hett be» Kaiser« Friedrich ist setzt erschienen. Sie charakterifir« sich als rin« einseitig« Par«r,schrift, dir »ater einer sehr durchsichtige» Ma«kr der Objektivität eine Polemik gegen Mackenzie ist. Proseffor Bergmann scheint den Hauptantheil a» dem Machwerk u haben, «ad da- Uriheil über diesen intriguauteu Lharakler siebt a längst fest. Daß die Gutachten Mackenzie'«, Hovell'S und krause'« einen Platz sandea, sagt schon genug. Da« medicinische Gezanke hat sür die Laienwelt weiter kein Interesse, al« datz sie wieder ei», mal sieht, wie sehr da« medicinische Wissen eitel Stückwerk ist." — Mit solchen mageren Andeutungen konnten jedoch die Abonnenten nicht abgespeist werden, we«halb sich auch diese Presse nach der erste» Bestürzung zu gröberen Mittheilungen veranlabt sah, die au«- geprägteren Fortschritt-blätter aber nur unter Anlehnung an de» geifernden Ausflug der bekannten Berliner Pretzorgoue, um den englischen Abgott gegen „politische Pamphlete", „ärztliche Recht haberei und verletzik« Bröbengesühtt' zu vertheidigen und die deulschcn Aerzte und die „Lartelbrüder mit ihre» Niederträchtig- leiten" mit Schmutz zu bewerft». Bei den meisten Lesern dieser Blätter werden freilich solche Au-sälle und die beliebten Verdrehungen der Idotsachr» wenig Eindruck hervorrusen, den» selbst dem gewöhn lichen Manne sind jetzt in dieser Sach« dir Augen ausgcgangea. Und wenn gestern in einer thüringischen Rcsiden»stadl ein schlichter paadwerker nach Anhörung de« gedachten ärztlichen Berichte« ganz offen erklärt hat: „Da mutz man sich ja schämen, solch einer Parte« anzugehören", so hat der Mann vollkommen recht. » » » * In Welscktirol hat sich ein merkwürdige», noch nicht ganz aufgeklärte« Ereigniß vollzogen, welche- von den Zeilungen al» „die An»treibung der „RoSminianer durch den Fürst bischof von Trient" bezeichnet worden ist. Ro-mini, einer reichen AdelSsamilie von Roveredo entstammend, der persön liche Freund der Päpste Greaor XVI. und Piu» IX. (ia dessen aufgeklärter Zeit), hat bekanntlich einen neuen. 1838 vom Papste bestätigten katholischen Orden gestiftet, welcher die neuere Wissenschaft Pflegen und sich den bürgerlichen, religiösen unv politischen Fortschritten der Neuzeit nicht feind selig gegenüberstellen, sondern vielmehr dieselben, wenn sie als richtig und zweckmäßig erkannt worden, nach Kräften fördern sollte. Die Jesuiten bekämpften den neuen Orden mit den schändlichsten Mitteln, e« gelang ihnen auch. RoSmini und seine Anhänger zu unterdrücken. Aber einige Gemeinschaften de- Orden- erhielten sich bi- jetzt in die Gegenwart, namentlich eine solche zu Roveredo, wo der Erbe Ro«m>ni'S und seiner reichen Güter, der greise Priester Don FranceSco Paoli, ihr Vorstand oder Abt war. Man durste annehmen, daß Papst Leo seinen Anschauungen und Bestrebungen nach den RoSminianern sehr nahe stehe, aber da geschah e» jüngst, daß er über 40 in drn Werken RoSmini'S enthattene Sätze die Verwerfung au-spracb» und nun scheint in Trient vom dortigen Bischof eine förmliche Verfolgung gegen die RoSminianer in Roveredo, die sie zur Auswanderung nach Italien zwang, eingeleitet worden zu sein. Tie „Kleri kalen Tiroler Stimmen" melden nämlich, da der heilige Vater 40 in den Werken Rosmini'- enthaltene Sätze verworfen habe, sei dem hochwürdigsten Fürstbischof von Trient eine vom ge- sammle» DivcesankleruS unterfertigte ErgebenheilSadreffe über- i-icht worden, welche auch Sr. Heiligkeit vorgelcgt werden soll. Gleichzeitig meldet dasselbe Blatt, daß die in Roveredo lebenden Mitglieder der vom Abte RoSmini gestifteten Con- gregation nach Italien auSgewandcrl sind. Am 8. ds». Vor mittag- seien die RoSminianer von Roveredo abgereist. Die Liberalen hatten sich vollzählig ringesunden, um den greisen Ton FranceSco Paoli (Rosmini'S Erbe) auf den Bahnhof zu begleiten, wo noch große Ovationen stattsande». Damen bewarfen die RoSminianer mit Blumen. Auch einzelne Rufe gegen den Fürstbischof wurven laut. Aus den Kirchthiiren fand man Zettel angeschlagen, welche die Worte enthielten: „Vottvxu li'akLtLrs" (VerkausSgewölbe zu vermietben), unv aus be» Straßen wurde ein Manifest vertheilt. Don Paoli werde sich zunächst nach Cremona begeben. In Roveredo hätten die RoSminianer keine von der kirchlichen Behörde anerkannte Communität gebildet. (?) Die ganze Angelegen heit sieht fast so au» wie ein Triumph der Jesuiten über die vom Papste bisher verkündeten Grundsätze. * Große Verdienste um die Kräftigung deS National- aesühl« der Deutschen Oesterreich- hat sich seit vielen Jahren der deutsche Verein zur Verbreitung gemein nütziger Kenntnisse, der seinen Sitz in Prag hat, er worben. Die Zabl der Mitglieder beträgt gegenwärtig fast 6000, die in allen Ländern Oesterreich-Ungarn- zu finden sind. Die Einnahmen beliefen sich im letzten Jahre aus 7514 st., die Ausgaben auf 8058 fl. ES konnten 1887 fünf Volks« und fünf Schulbibliotheken, seit dem Bestände deS Verein- aber im Ganzen 692 Bibliotheken in deutschen Orten auf gestellt werden. Um den deutschen Schulderem nach Kräften zu entlasten, wurde beschlossen, allen ncugegründeten Schulen eine Bibliothek unentgeltlich beizustellen. Me Sammlung der Publikationen wurde im Vor)ahre um 8 Hefte bereichert, deren jede- in einer Auflage von 7000 Exemplaren erschien. Im Ganzen wurden etwa t30 Schriften verschiedenen Inhalt« veröffentlicht, unter denen sich z. B die folgenden befinden: die deutschen Stämme in Böhmen; die Stellung der Deutschen in der Geschichte Böhmen-; die deutschen Cvlonien in Syrieü; die Deutschen in Brasilien; die Deutschen in Rußland; die SicbenbÜrger Sachsen; der Streit um die Königinhoser und die Griinebcrger Handschrift; die Sprachgcbäüde Europa« am AuSgange deS Mittelalters verglichen mit den Zuständen der Gegenwart; über deutsche Ortsnamen; Ludwig Uhland; das deutsche Räthsel; die Götterwelt der alten Deutschen; die deutschen Personen- und Familiennamen u. A. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" nimmt von einem Artikel der „Moskauer Zeitung" Notiz, der unter der bezeichnenden Ueberschrift: ,An Erwartung besserer Zeiten" die St. Petersburger Kaiser-Zusammen kunft bespricht. AnS dem gaiczen Artikel spricht die bekannte Böswilligkeit deS Moskauer Blattes; am stärksten vielleicht au» folgender Stelle: „Frankreich hat zu der Zusammen kunft in der vernünftigen Ueberzeugung Stellung genommen, daß Rußland eS im kritischen Augenbuck doch nicht verlassen wird." — Dazu bemerkt die „Norddeutsche Allgemeine Zei« tung": „Die ganze Tendenz de- langen Artikels der „Mos kauer Zeitung" kennzeichnet sich in den Worten, daß Rußland Frankreich in» kritischen Augenblick nicht verlassen werde; man ersieht daran«, waS die russischen Panslawisten wünschen unk hoffen und waS man von ihnen zu erwarte» hat; man wird sich danach aber auch bei uns klar machen können, wie gänz lich unfruchtbar alle Bemühungen sein würden, eine Partei zufrieden zu stellen, die sich durch ein Organ, wie die „Mos kauer Zeitung", vertreten läßt." * Wie man au« Odessa meldet, hat der russisch« Minister sür öffentlich« Communicalionen, General-Adjutant Poßjet. dieser Lag, di« strategischen Eisenbahnen des Kaukasus eingehend besichtigt und dabei seine besonder»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite