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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-29
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1888
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5892 cussion mit mir über die Zukunft Deutschlands und die Stellung des Kaisers zu den Fürsten erst in Versailles stattgesuodeo Hab«. Dieses Gespräch saad schon am 3. September in Douchäry statt und theilwei» bei einer noch früheren Verhandlung von mehrstündiger Dauer, von welcher ich mich nur entsinne. Laß sie zu Pferde, also wahrscheinlich bei Beanmout oder Sedan staitsand. In Versailles habe» Erörterungen von Meinuags- Verschiedenheiten zwischen Sr. Königlichen Hoheit und mir über die klinmge Verfassung Deutschlands nicht mehr stattgesunden. Ich darf vielmehr aiinednieii. dab Se. Königliche Hoheit Sich von der Richtig keit der von nur für das Erreichbare gezogenen Grenze überzeugt hatte; denn ich habe mich bei den wenigen Gelegenheiten, wo die Zukunft Deutschlands und die Kaisersrage in Gegenwart beider Höchsten Herrschaften zur Sprache kam. deS Einverständnisses Sr. König!. Hoheit de» Bedenken Sr. Majestät gegenüber zu erfreuen gehabt. Die Behauptung des ..Tagebuchs", daß Se. König!. Hoheit beabsichtigt haben lünne, Gewalt gegen unsere Bundesgenossen an- zuwendcn und denselben eventuell die von ihnen treu gehaltenen uns mit ihrem Biuie besiegelten Verträge zu brechen, ist eine Verleumdung des Hochseligen Herrn. Derartige vom Standpunkt des Ehrgefühls wie von dem der Politik gleich verwerfliche Gedanken illügcn i» der Umgebung Sr. König!. Hoheit Vertreter gefunden haben, aber sie waren zu unehrlich, um in feinem Herzen, und zu ungkschickt, um bei seinem politischen Verstände Anklang zu finden. Eb-n>owenig stimmt mit den Tbaliachen, was in dem „Tagebuch" bezüglich meiner Stellung zur Kaiserfrage 1866. oder zur Jnfallibi- litäisfrage oder zu der des Oberhauses und der Reichsministerien angeführt ist. Der Kronprinz ist nie darüber zweifelhaft gewesen, dag das Kaiserthum 1866 weder möglich, noch nützlich gewesen wäre, und ein „Norddeutscher Kaiser" wohl ein „Lwpsreur", aber kei» ge schichtlich berufener Vermittler der nationalen Wiedergeburt Deutsch lands gewesen fein würde. Ebenso war die Oberhaus-Idee in Douchöry am 3. September zwischen uns abgethan und Se. König!. Hoheit überzeug», daß die deutschen Könige und Fürsten für eine Annäherung ihrer Stellung au die der preußischen Herrencurie nicht zu gewinnen sein würden. Die Jnsallibilität war mir stets gleichgiltig» Sr. Königlichen Hoheit weniger; ich hielt sie für einen feblerhasten Schochzug des damaligen Papstes und bat Se. Königliche Hoheit, diese Frage wäh- rend des Krieges wenigsteiiS ruhen zu lassen; aber den Eindruck, daß ich sie nach dem Kriege betreiben wolle, kann Se. Königliche Hoheit niemals gehabt und in ein täglich geführtes „Tagebuch" eingetragen haben. S. 10 wird berichtet, dab Se. Majestät der König den Entwurf zu dem Briese an den Kaiser Napoleon an Graf Hatzseldt dictirt habe; der Kronprinz war zugeaen, als der König »»r befahl, den Brief zu entwerfen, und dieser Entwurf vom Grafen Hatzseldt der Allerhöchsten Genehmigung durch Verlesen unterbreitet wurde; es ist auch hier nicht glaublich, daß bei einer täglichen Einzeichnung ein derartiger Jrrthui» Vorkommen konnte. Ich halte nach Allem diesem das „Tagebuch" in der Form, wie es in der „Rundschau" abgedruckt ist, für unecht. Wenn es echt wäre, so würbe aus seine Veröffentlichung meiner Ansicht nach der Artikel 92 des Strafgesetzbuchs Anwendung finden, welcher lautet: „Wer vorsätzlich Staatsgeheimnisse oder Nachrichten, deren Geheimhaltung süc das Wohl des Deutschen Reiches ersorder- lich ist, öffentlich bekannt macht", u. s. w. Wenn eS überhaupt Staatkg-Heimniffe giebt, so würde dazu, wenn sie wahr wäre, in eriter Linie die Thatiache gehören, daß bei Herstellung des Deutschen Reichs Kaiser Friedrich die Absicht vertreten hätte, den süddeutschen Bundesgenossen die Treue und die Vertrüge zu brechen und sic zu vergewaltigen. Eine Anzahl anderer Anführungen, wie die angeb lichen Urtheile Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen über Ihre Majestäten die Könige von Bayern und Württemberg, die An führungen über den Brief des Königs von Bayern und dessen Ent stehung. die angeblichen Intentionen der preußischen Regierung gegenüber der Jnsallibilität fielen, wenn sie wahr wären, ganz zweifellos in die Kategorie der Staatsgeheimnisse und der Nach, richten, deren Veröffentlichung den Bestand und die Zukunft des Deutschen Reichs, die aus der Einigkeit seiner Fürsten wesentlich beruhe», gesährdrt, also unter Artikel 92 des Strafgesetzes. Wird die Publikation für echt gehalten, so liegt der Fall deS Artikels 921 des Strafgesetzbuches vor; wenn aber, wie ich an- »chmc, die V.-röffentlichnng eine Fälschung ist, so tritt vielleicht in erster Linie der Artikel 92II in Wirksamkeit, und wenn über dessen Ziilreffeu juristische Zweifel obwalten sollten, so werden außer Artikel 189 wegen Beschimpsniig des Andenken- Verstorbener, wie ich glaube, auch andere Artikel des Strafgesetzes die Unterlage eineS gerichtlichen Einschreitens bilden können, durch welches wenigstens di? Entstehung und die Zwecke dieser strafbaren, für die Hochseligea Kaiser Friedrich und Wilhelm und für Andere verleumderischen Publicatio» aiis Licht gezogen werden können. Daß dieses geschehe, liegt im Interesse der beiden Hochseligea Vorgänger Ew. Majestät, deren Andenken ein werthvolles Besitztbum deS Volke- und der Dynastie bildet und vor der Entstellung bewahrt werden sollte, mit welcher diese anonyme, im Interesse des Umsturzes und deS inneren Unfriedens erfolgte Veröffentlichung iu erster Linie sich gegen den Kaiser Friedrich richtet. In diesem Sinne bitte ich Ew Majestät ehrfurchtsvoll, mich huldreich ermächtigen zu wollen, daß ich dem Justiz-Minister Aller- böchstdero Aujsorderiing zugehen lasse, die Staatsauw altschast zur Einleitung des Strafverfahrens gegen die Publikation der , Deutschen Rundschau" und deren Urheber anzuweisen. von BiSmarck. An Se. Majestät den Kaiser und König." * In gleicher Sache schreibt die „Norddeutsche All gemeine Zeitung": „Angesichts der abfälligen Urtheile, welch« indem angeblichen Ta ge buche deS Kaisers Friedrich über deu König Ludwig von Bayern gefällt werden, ist es nützlich, daran zu erinnern, daß die entscheidende Kundgebung der nationalen Gesinnung de» bayeri schen Monarchen nicht in der Frage der Redaktion seiner formellen Anregung der Kaiscrwürde — obschoa auch diese den Dank Deutschlands für ewige Zeiten verdient, — sondern in der schnellen Entschließung liegt, mir welcher er unmittelbar nach der am 15. Juli erjolgten preußischen Mobilmachung am 16. Bor- mittags bereits den Berathungen seiner Minister über die Haltung Bayern- durch den kurzen telegraphischen Befehl, die Armee sofort zu mobilisireu, ein Ende machte. Durch diesen hochherzigen Entschluß, den der König au» ganz sreier Initia tive faßte und der im ganzen bayerischen Lande mit Jubel begrüßt wurde, hat sich König Ludwig ein unzerstörbares Denk- mal im Herzen des deutschen Volkes gesetzt, indem er ohne jede Rücksicht auf Eifersucht der Stämme und Dynastien sein Heer und sein Land sofort und energisch für da» gemeinsame deutsche Vaterland einsetzte. Keine nachträgliche Kritik wird ihm dieses Verdienst rauben können und ebensowenig das weitere, daß er in voller Consequenz dieser seiner prompten patriotischen Entschließung nicht nur der Herstellung de» KaiserthumS zugestimmt, sondern die Forderung desselben in einem eigenhändigen Schreiben an den König Wilhelm gestellt hat. — Ebenso unvergessen wird auch die deutsche Gesinnung deS bayerischen Stammes bleiben. Sie hat in der heldenmütbigen Tapferkeit der bayerischen Truppen im ganzer. Ver lause des Kriege» ihre Bethütigung gesunden." - < . * Die Paragraphen 92 und 18S de« Reich-straf« ge setz buchs lauten: AI. Wer vorsätzlich 1) Staatsgeheimnisse oder Festung-plän». oder solche Urkunden, Aktenstücke oder Nachrichten, von denen er weiß, daß ihre Geheimhaltung einer anderen Regierung gegenüber für da» Wohl des Deutschen Reiche» oder eine» vunde-staat- er forderlich ist. dieser Regierung mittheilt oder öffentlich b». kann» macht; 2) zur Gefährdung der Rechte de- Deutschen Reiche» oder eine» Bundesstaats im Berhältniß zu einer anderen Regierung die über solche Rccbte sprechenden Urkunden oder Beweismittel vernichtet, verfälscht oder unterdrückt» oder 3) ein ihm von Seiten deS Deutschen Reich- oder von einem Bundesstaate ausgctrageueS StaatSgeschäst mit einer anderen Regierung zum Nachtheil dessen führt, der ihm den Aastrag ertheilt hat, wird mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festung-Hast nicht unter sechs Monaten ein. 189. Wer das Andenken eine« Verstorbenen dadurch beschimpft, dab e: wider besseres Wißen eine unwahre Thatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben bei seinen Lebzeiten verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabznwürdigea geeignet gewesen wäre, wird mit Gesängniß bis zu sechs Monaten bestraft. Sind mildernde Umstände Vorhände», so kann aus Geldstrafe bi» zu 900 erkannt werden. «- Die Versolgung tritt nnr auf Antrag der Eltern, der Kinder oder des Ehegatten des Verstorbenen rin. Tagebuch-Fragmente» freilich nicht» mehr ändern kan«, die Folge der Erkeontniß de« Verlag» und der Redaction der „Deutschen Rundschau", daß sie sich — unzweifelhaft in guten, Glauben — zu einer unstalthasteu Beröfsentlichuug haben bewegen lassen. / - > * Die „National-Zeitung" schreibt zur Sache: Wir baden bereit» erwähnt, daß die Kaiserin Friedrich sich mit schärfster Mißbilligung über die Veröffentlichung de» krön- prinzlicheu Tagebuch-Fragmente» geäußert bat. Personen, welche mit den Ideen der Kaiserin vertraut sind, nehmen an, daß diese betreffs der Tagebücher süc die Zukunst Absichten hegte, welche durch jede Publication aus denselben durchkreuzt werden. Innerhalb der Regierung wird die Veröffentlichung schon letzt, namentlich aber, sosern sie fortgesetzt werden und dan» die neuere Zeit betreffen sollten, als eine Schädigung der auswärtigen Politik de- Reiches betrachtet. Schon in der Publikation der „Deutschen Rundschau" besanüen sich, wie wir vor einigen Togen hervorhoben, Stellen, welche, obgleich sie eine 18 Jahre zurückliegende Vergangenheit betreffen, dazu verwerihet werden könnten, im englischen Interesse in Petersburg zu verletze». Es wird die Vermuthung laut, daß die Veröffentlichung, deren Fortsetzung anscheinend babsichtigt war, aus eine englische Quelle zurückzusühre» sei, was nicht ausschließc» würde, daß ein Deutscher als Mittelsmann benutzt worden. s * Unser Berliner Correspondent schreibt unS: ** Berlin. 27. September. I» gehässiger Weise wird in der „Freisinnigen Zeitung" heule daraus bingcwiesen. Fürst Bismarck sei ein Man» von 74 Jahren und erfreue sich nicht mehr in erwünschter Weise eine- guten Gedächtnisses. Fürst Bismarck, 1815 geboren, ist allerdings 73 Jahre alt, daß er aber noch in höchst ersreulicher Weise über seinen gesunden Körper und starken Geist verfügt, daß er keineswegs der „greiie" Kanzler ist, als welchen man ihn von gewisser „sceisianiger" Seite so gern schildern möchte, haben Alle wahrgenommen, welche Gelegenheit hatten, am Mittwoch mit ihm zusamnienzukommen. Der Kanzler hat in diesem Jahre der Kissiager Eur nicht bedurft, zeigte aber das Bild außergewöhnticher Frische. Er macht durchaus den Eindruck eines höchstens lechz,gjährigea Mannes. Uebrigen- hat er seit Beginn dieses Jahccs so viel gearbeitet. daß sich wohl wenige jüngere Männer mit ihm vergleichen könnten; und daß sein wachsames Auge in gleicher Weise >n jedem Moment die äußeren wie die inneren Interessen des Reiches im Auge behält, davon konnte gerade die plötzliche Ankunst in Berlin auch den bös- willigsten Zweifler überzeugen. Nebrigens galt sonst stets dos höhere Alter für eine größere Bürgschaft dasür, daß auch die höhere Ein sicht und die politische Weisheit vorhanden sei, als die Jugend, und gegen die ihm nahe stehenden „Koryphäen", wie die Herren Windt- horst und Reirhensperger oder Birchow und Klotz, hat Herr Richter niemals den Vorwurf zu hohen Alters erhoben, und doch ist Herr Reichensperger 1810 und Herr Windihorst im Jahre 1812 geboren. Aber an unserem Reichskanzler ist eben nichts, was nicht den Unwille» und Tadel der fortschrittliche» Helden heraussorderte. Einen klassische» Beleg dasür liefert heute Abend wieder die „Frei- sinnige Zeitung", welche den vom Reichskanzler Sr. Majestät dem Kaiser auS Anlaß der in der Rodenberg'sche» „Rund schau" erstatteten Jmmed iatbericht einer „Besprechung" unterzieht. Herr Richter findet die Art des Fürsten „nicht hübsch ' und sordert besondere Beweise für seine Behauptungen vom Reichskanzler, „sonst könnten diese keinen Glauben finden"! Für jeden patrioti schen Deutschen findet nun freilich Alles Glauben, was Fürst Bis marck sagt, auch wenn eS durch Herrn Richter angezwenelt wird. Aber eS ist immerhin ein Beweis für das hohe Maß von Preßfrei heit. dessen wir uns in Deut'chland erfreuen, daß derartige „Urtheile" straflos gedruckt werden dürfen. Klar uud bestimmt wie immer hat Fürst BiSmarck in dem Sr. Majestät erstatteten Berichte hervorgehoben, um was eS sich bandelt. Im Interesse der hochseligen Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. liegt es, deren Andenken ein werthvolles Bcsitzthuni des Volkes und der Hobeazollern-Tynastie bildet, daß die Entstehung und die Zwecke dieser strasbaren, sür die beiden ersten deutschen Kaiser und sür andere Persönlichkeiten verleumderischen Publicalion ans Licht gezogen werden. Das Andenken der beiden Kaiser muß vor der Entstellung bewahrt werden, mit welcher diese anonym, im Interesse de» Umsturzes und de- iuueren Unfriedens «rsolgte Veröffentlichung sich zunächst gegen Kaiser Friedrich richiet. Wir glauben, daß alle Patrioten dem Reichskanzler dasür dank- bar sein werden, daß er darauf dringt, die Angelegenheit geeicht- lich klar zu stellen. Hier zeigt sich wieder, daß der große Staats mann der letzte ist, welcher die Oeffenllichkeit zu scheuen hat, ganz im Gegensatz zu jenen Feiglingen, welche glauben, ihr Gift un gestraft auSspritzen z» können, wenn sie sich in den Mantel der Anonymität hüllen. Die „Freisinnigen" sind durch dieses amtliche Vorgehen wieder einmal in größte Verlegenheit gesetzt, und der sonst so ge sprächige Herr Richter findet in seinem Blatte kein Wort zur Be- kämpjung oder auch nur zur Beurtheilung der Maßnahme. Doch halt: er bringt als besonders wichtig und durch den Druck hervor, gehoben die ganz neue „letzte Nachricht", daß Prosessor Delbrück >m Besitz eines Exemplars des angeblichen Tagebuches sich be finden soll! * ES ist jedenfalls hochbedauerlich, daß an dem frischen Grab deS verewigten Kaisers sich ein so häßlicher Streik er heben muß. Die Schuld trifft die Urheber veö Ver suchs, daS Andenken veS edlen Tobten fort und fort zu widerwärtigen Parteiinteressen miß brauchen zu wollen. * Die BerlagShandlung der „Deutschen Rundschau versendet folgende Mttthcilung: „Da» Octoberhest der' „Deutschen Rundschau" wird nicht weiter auSgeliefert. Berlin, 26. September 1888. Gebrüder Partei." — ,,,, , Offenbar ist dieser Entschluß, der UN df, Verbreitung'. dr-4Wjlhel« be1jed«r§»ele-r»deit»»dza wiederholten Mal«, seine Fried»»- Leipzig, 29. September. * In dem Augenblick, da sich die Feinde deS Reichs kanzlers bemühen, nachzuweisen, daß Fürst BiSmarck sich nach einem Nachfolger umzusehen habe, da sei» Ver- hältniß zu unserem jungen Kaiser Wilhelm II. nicht mehr dasjenige de» volle» Vertrauens sei. welche» zwischen ihm und Kaiser Wilhelm I. obgrwaltet habe, und daß daher ein ähn licher Schritt seitens de» Kanzlers, wie ihn jüngst Gras Moitkc qelhan, bald bevorstehe — in diesem Augenblick er scheint (Leipzig, Renger'sche Buchhandlung) ein Buch, betitelt: Fürst Bismarck unter drei Kaisern 1884—1888." Der Verfasser nennt sich nicht. Wir finden im „Hamburger Correspondent" eine Analyse der Schrift, die wir hier folgen lassen: In der kurzen Vorrede erinnert der Verfasser an daS „Niemals" deS Kaisers Wilhelm vom Jahre 1877 und an die Worte BiSmarck'S im Februar 1881: ,,6'xsuis, reste", „ick gedenke, so lange im Amte zu bleiben, wie Se. Majestät eS sür gut befindet. Sein Wille ist daS Einzige, waS mich au» dem Sattel heben kann." Seitdem ist ein zweiter und eia dritter Kaiser gefolgt, und Ereignisse, von denen sich I88t kein Mensch träumen ließ, Ereignisse von furchtbarer Schwere und erschütternder Gemalt liege» hinter uns. Der Wille de» zweiten wie deS dritten Kaiser« ist aber sür den ersten Kanzler de» deutschen Reiches so entscheidend gewesen, wie derjenige des ersten. Der Verfasser bemerkt ferner in der Vorrede: De» Uebergaag von Wilhelm l. zu Wilhelm II., vom mehr als nemizigjährigeu Greise zum kaum dreißigjährigen Jünglinge, dorzostellen, ist der Versuch, der bei der Neuheit der diese Zeit er füllenden Ereignisse und bei der Unsicherheit der Umrisse, i» denen namentlich die zwischcu den beiden Regierungen liegende tragische Katastrophe un» entgegeatritt, gewagt erscheinen könnte. Der Ber- saffer hat den Muth dazu auS der Beschränkung seiner Ausgabe aus die kritische Sichtung unv Verarbeitung de< in den Zeitungen ent haltenen Material» geschöpft. Daß ihm hier und da auch andere Quellen zu Gebote standen, wird dem kundigen Leser nicht entgehen." Der Verfasser behandelt seinen Stoff, die deutsche Kaisergeschichte der letzten 4 Jahre, ia einer Reihe von Lapiteln, deren letzte« „Kaiser Wilhelm H." überschriebe» ist. An dessen Schluß heißt e»: „Fürst Vi-marck dient dem dritten Kaiser so treu und standhaft wie dem ersten und dem »weiten. Er Hot sich noch dessen Thron- besteigung in einem Gespräch« mit einigen Mitgliedern deS Herren- Hauses über die politische Lage wie über den Kaiser Wilhelm H. ausjührlich geäußert. Er sprach sich zunächst mit solcher Anerkennung über die Begabung und Tiefe der Auffassung de» Kaiser» in Betreff der ihm gewordenen Ausgabe und über den Eifer, die Bereitwilligkeit und Hingebung, sowie die Festigkeit de» Willen», mit welcher der junge Kaiser sich der übernommenen Leitung der Regierungrqeschäste widme, au» uud wußte nicht genug die Ruhe und da- Berständniß bervorzuheben, welche Kaffer Wilhelm in allen Puucten der manaig- fache« Vorkommnisse ia der innere» wie äußeren Politik, wie auch in den vielfachen Angelegenheiten der Verwaltung zu erkennen gebe und die einem erfahreneren Berwaltung-beomten alle Ehre machen Würde«. Der Fürst hob sodann ganz besonder» hervor, daß Kaiser liebe nach alle» Seiten, hin zu erkennen gegeben habe, daß der Kaiser ihm aus da» Entschiedenste'und Eingehendste versichert habe, wie er die Ansrechthaltung de« Fried«»», so weit e« sich irgend mit der Ehre. Würde und den Interessen de» Reiche» uud seiner Angehörige» vereinbaren lasse, al» da» wichtigste und schwerwiegendste Vermächtniß übernommen habe und zur Durchführung zu bringen bestrebt sein werde. Die» erachte er al» seine erhabenste Mission nach außen hin, wie er die Fortsetzung der socialpoiitische» Gesetzgebung. die Ausgleichung der religiösen Differenzen und die Hebung der Pro duktivität de» Lande» durch Förderung der Lanvwirthichast. de» Gewerbes, der Industrie «ad des Handel» in gleichem Maße und nach gleicher und gerechter Berlheiluag der Kräjte olS ein gleich werlhovlleS und erhobenes Vermächtniß seiner beiden großen Vor fahren erachte und dasselbe allezeit vor Augen habe und zur AuS- sührung dringen wolle. Ihm in diesem Bestreben, wie bisher seinem Großvater und seinem Vater, in gleicher Weise treu zur Seite zu stehen und ihn unterstützen zu wolle», darum tiabe ihn Kaiser Wilhelm sehr ausrichtig und innig gebeten, und er (der Kanzler) habe ihm (dem Kaiser) auch die seste Versicherung ge- geben, daß er, so lange ihm dies Leben und Gesundheit gestatten, nicht von seiner Seite weichen werde. Und dies Versprechen werde er ldcr Kanzler) auch bis zu seiaem letzten Alhemzuge Hallen. Diese Zusicherung gab der Kanzler voller Begeisterung und mit Thränen im Auge, und sie wurde auch von de» Mitgliedern in derselbe» Weise ausgenommen und allseitig mit warmem Händedruck bekräftigt. Der Kanzler habe sodann hinzugesügt. dab er die seste Ueberzeuguag habe, daß unter den jetzt bestehenden Verhältnissen der Weltsriede nicht gestört werde, wenn nicht in anderen Elasten die Veranlassung hierzu gegeben würde. Aus Besragen äußerte der Kanzler den Herren, daß er eine derartige Befürchtung sür Rußland mcht hege und die seste Ueberzeogung habe, daß die Differenzen» die früher zwischen Berlin und Petersburg schwebten, jetzt vollkommen bcigelegt seien. Allerdings wünsche er wohl, daß er die gleiche Zu- verficht in Betreff de- westlichen Nachbars auch hegen könne; dies sei ja möglich, so lange es deu jetzigen Machthabern iu Frankreich gelinge, deu verschiedenen dort beliebenden Parteien gegenüber die Hand oben zu behalten. Allein bei dem reichen Zündstoff, welchen Frankreich biete, und bei der leichten Erregbarkeit seiner Bevölkerung sei es schwer, eine Garantie zu übernehmen, baß dieser Zustand aus die Dauer erhallen werde. Der Trapsen, welcher eia volles Gesäß überlaufen mache, schwebe in jenem Lande ständig in der Lust und könne zu einem Zeitpunkt uud von einer Stelle auS herabsallcn, wo man dies am allerwenigsten erwarte, und waS dann geschehen werde, lasse sich schwerlich jetzt Voraussagen. Vorläufig ober glaube er, Laß auch hier iobald nicht andere Zustände eiiureten werden." * Ter „Kölnischen Zeitung" zufolge trifft der Herzog von Nassau mährend der Anwesenheit des Kaiser« auf Schloß Mainau ein. Den Bemühungen de» Großherzogs von Bade» sei es gelungen, den Herzog zu diesem eulgegen- konimcnden Schritte zu bewegen, der gegenwärtig wegen der tuxenil'urgischen Erbfolge von Bedeutung sei. * In einer wunderbaren Situation befinden sich die ehe maligen Secessionlsten gegenüber dem Tagebuch Kaiser Friedrichs. In der fortschrittlichen, ja in ihrer eigenen Presse müssen sie ein Jubeigeschrei vernehmen, daß einige Slcllen deS Tagebuchs zu der Deutung benutzt werden können, der damalige Kronprinz habe die Reich-Verfassung sür niangelbast erklärt u»V somit der Fortschrittspartei, welche diese Verfassung ablehnle. Recht gegeben. Die ehemaligen Secessiomstcn aber haben als Mitglieder der nationalliberaien Partei ohne Ausnahme sür diese unvollkommene Reichsvcr- sassung gestimmt, sind theilweise mit großem Eifer dasür ein- gelrelen, daß die nationale Einheit aus dieser Grundlage zu Stande kam. waS nicht der schlechteste Theil ihrer polnischen Wirksamkeit war. Jetzt aber müssen sie in daS fortschrittliche Triumphgeschrei darüber mit einstlmme», daß sich ei» so hoch gestellter Mann findet, von dem eine flüchtig hingeworsene Bemerkung sür die Richtigkeit der damaligen fortschrittlichen Politik ins Feld geführt werden kann, gegen welche doch die Herren Nickert, v. Stauffenberg rc. mit aller Kraft an- gekänipst haben. Herr Rickert gewinnt eS überS Herz, sich selbst diesen Schlag in» Gesicht zu versetze». < « * » * Der Jubel über die Berössentlichung der„Deutschen Rundschau" ist in Paris »och fortwährend im Steige» unv in der Freude des Herzens verräth die Pariser Presse ihre tiefste» Nackiegesühlc gegen die Hoben zollern unv den deutschen Reichskanzler. Es liegt wieder ein ganzer Hauke von boshaften Ausfällen unv Auslegungen einzelner Stellen deö „Tagebuches" vor. deren Spitze gegen die be sprochenen Personen gekehrt wird. Dabei gehl inan ohne weiteren Beweis davon auö: 1) daß der Text deö Tagebuchs durchweg echt, 2) daß der Urheber der Veröffentlichung der Herzog von Coburg, 3) daß Bismarck entschlossen fei, ab- zutankcn, wen» ihm nicht gestaltet werden sollte, die Per sonen, die hinter dem Nänkespiel stecken, ohne Ansehen der Stellung zur Rechenschaft zu ziehen („GaulviS"), 4) baß Biö marck als Gründer der Einbcit sehr gemindert und Moltke alS der wahre Urheber und Eckstein deS dcutscheli Kaiser lhums erscheine: BiSmarck'S Kunst bestehe in der Aneignung fremder VerVienste(„Jntransigeanl"), 5l Bismarck sei Gegner der unverzüglichen Proclamirung des Kaiserthums gewesen („Ju- stice"), 6) daß die Kaiserin Victoria erklärt habe, sie wolle lieber sreiwillig nach England übersieveln, 7) baß die Töchter der Kaiserin Friedrich mit Ausnahme derjenigen, die den Batlenberger beiratben wolle, auf Seilen ihres Bru derS, de» Kaisers, ständen (»Malm"). So viel auS der Pariser Presse unv dem Salongeklatjch, daS kritikloser als je sich an Seifenblasen ergötzt und nur Werth hat als Zeichen ber Schadenfreude und Beweis der u»begrenzten und unent wegten Unkennlniß deutscher Verhältnisse. Ma» thut, als denke und bandle ganz Deutschland wie Eugen Richter und Genossen. Dabei fehlt es wiederum nicht an der beliebten Unterredung des Fuchses mit den Gänsen. „Paris" sucht unter der Ueberschrist „Wie eS sein soll" die alte Geschichte, baß Deutschland nach den deutsch - österreichischen Provinzen trachte, die eS verlangen werde sür seine Rettung Oester reich», fall- diese» von Rußland geschlagen werbe; Oesterreich müsse, wenn eS klug sei. durch England» Hilfe sich mit Frankreich und Rußland verständigem um Deittschlaiid zu Paaren zu treibe». „Paris" gilt zivar sür ein von Goblet beeinflußtes Blatt, aber so tolle Auslassungen können unmöglich au» dem Hirn eines französische» Ministers deS Auswärtigen herrllbren. „Paris" hält de» Engländern säst «ine Straf predigt, daß sie die Habgier der deutschen Colonialpolitik sich seit vier Jahren ruhig hätten gefallen lasse». „Paris" hält eS überhaupt a» der Zeit, daß die kleinen Künste der Diplomatie beseitigt unv die Völker dadurch zur Erhebung gebracht werden, daß man ihnen zeigt, wie ihre Interessen verrathen werden. „Pari«" hofft den Tag de» Umschwung» i» England von der Uebernahme der Regierung durch die Demokraten. Diese Treibereien sind indeß noch nichts gegen de» Schwindel der Boulaiigistrnblälter. Laut der „Presse" ist Elsaß durchaus boulangistilch und ganz Ohr, wenn über die Häupter der Vogesenberge der Lockruf erschallt: „Zu Frankreich um jeden Preis!" Die „Justier" unv nach ibr der „TülLgraphe" heben die Auszeichnung vom 31. December 1870 heraus: „Wir können unmöglich auf Eisaß-Lothringen verzichten, obgleich diese Erwerbung sehr precär sür unS werden muß." Im Uebrigen freut man sich in Pari« auf neue Veröffentlichungen: die jetzige sei nur erst der Anfang eine« Feldzugs gegen BiSmarck. «DieNachricht. daß der sranzvsischeUntersuchungS- richter auf Grund deS Rapporte» der GerichtSärzte die Niederschlagung des gerichtlichen VersabrenS gegen Garnier beschlossen, ist verfrüht, dagegen thatsächlich, daß der Rapport der GerichtSärzte Garnier für verrückt erklärt. Die Lröffuaug erfolgte von dem Vorsitzenden de» Ausstellung». auSschusse», Herrn Major Franke, in Gegenwart von Vertretern der städtischen Behörden, den Herren Preisrichtern und einer Anzahl Personen aus Stadt und Land. In der Eröffnung-red« erwähnte Herr Major Franke, unser Vogtland sei eia von Gott gesegnetes Laub. >es sei ein von Natur fruchtbares, eia von Natur schönes Land. Die Sache der Bevölkerung sei eS, diele Natur verstehen zu lernen und sie nach Bedürsuiß und Wunsch fruchtbarer zu machen. Jedermann, auch der Ungläubige, wisse dies heute. Eine Umschau lehre es, und die Vereine, welche sich allerort» bei uns gebildet haben, erleichtein diese Ausgabe, diesen Einblick in die Natur und das Berständniß für di» Natur unsere- Landes. Am Schlüsse seiner inhallreichen Rede gedachte Herr Major Franke dankend Aller, welche da- Werk fördern halse», so den Ausickiiißmitgliedera uud Ausstellern, der städtijchca Behörde, dem Ritterschasiltchen KreiSvereia des Bogtlandes, dem Landwirkhschafl- lichen Kreisvercin u. s. w„ besonders aber Seiner Majestät unserem allverehrten König, als einem Fürsten, welcher die Culturarbeit schütze und fördere in jeder Weise und bei jeder Gelegenheit. Sein Hoch galt unserem König Albert, unierem Schirmherrn, dem Förderer unserer Friedensarbeit, in das alle Anwesenden begeistert eiu- stimmten. Wirst man zunächst einen Blick ia die Ausstellung, so findet mau, daß diese Ausstellung eiue gelungene Arbeit der vier Vereine ist — eine Arbeit, wie sie in solch gediegener AuSkührung ia Plauen noch nicht gezeigt worden ist. Begebe» wir uns zunächst ia den großen Saal, so kommen wir hier, man kann wohl sagen, i» eine tropische Welt, denn der ganze große Saal ist gestillt mit den herrlichsten Palmen uud Blatt pflanzen. unter welchen auch die wertbvollen Ehrengaben der Kreis- siände, des Landwirlhschastlichen Kreisvereins, der Stadt Plauen rc. ousgcstellt sind. Unterhalb der Galerien befinden sich lauge Tafeln, besetzt mit den Erzeugnissen deS Obst-und Garten baues iu großer Fülle uns Vollkommenheit, wodurch der Beweis geliefert wird, daß das Klima des VogllandeS besser ist al- sein Rus und wohl geeignet zu Anpflanzungen. Wir begeben uns aus die Galerien und finden zunächst die Er zeugnisse des Obst- und Bienenzüchters Herrn F. Roth in Plauen, bestehend in Ligneureu aus Honig, Beerweinen und Wachs (besondere Aufmerksamkeit erregen, aus Wachs mod-llirt — Palligriai-Cbemnitz — die Büste» Ihrer Majestäten des Königs und der Königin), ferner die Obst- und Beerenkelterei und Champagnerfabrit der Sächsischen Schweiz „Wendischfähre-Schandau", wo man auch Gc» legeuheit hat. eine Erfrischung cinzuiiehmrn, sowie die Lehrmittel deS Herrn Kranchec.Franke»hal>sen über Bienenzucht. Ein Schild zeigt uns von hier in die Blumenbinderei im kleinen Saale. Hier ist wohl für die Damen der Glanzpunkt der Ausstellung. Ter ganze Saal ist gefüllt mit den herrlichsten Blumenbindereien, sowohl van lebenden Blumen als auch von getrockneten Blumen und Gläsern, gesammelt von alle» Ländern der Welt. Veilchen, Roien, Tuberosen und we alle diese seltene» Pflanzen heißen, in den maiiiiigjaltizslrn und künst lichsten Formen von den geschickten Händen der Gärtner und Gärtnerinnen zusammenaestcllt. Wetteifer» nm die Palme des Sieges. Die zierlichsten Biautsträuße und Brauiverzicrungen, Hand- und Ballsträuße. Ehrenschmuck sür besonderen Verdienst und Nus» zeichnunge» berechnet, Phantasicgeliilde in der inaunigfachsle» Form und Gebilden, sowie auch daS Mitleid unv die Tbcünahme bezeich nender T.auecichmuck in wahrhaft künstlerischer Ausstattung schließen sich würdig an. Die Wä»d: sind mit getrockneten, sogenannien MakartbinLereien geschmückt, in welchen die Büsten des Kaisers und drS Königs, sowie bas Lildniß der Königin Carola «ingeflochten sin». Verlassen wir diese Stätte und treten i» den Garten. In einer großartig decorativen Gruppe von Kalthauspslanzen erblicke» wir im Vordergrund- der Tonhalle die Büste Sr. Majestät des Königs, und ein Springbrunnen, umgeben von Pflanzen, Arabesken, plätschert uns hier anheimelnd entgegen. Zu einer Erfrischung winkt unS rechts die Obst- und Beere»kelteret von Schneider L Co. in Lengenseld. Anschließend Hiera» bcfindel sich hier eine künstliche Grotte mit plätschernden Wasserfällen. Eine Treppe führt unS aus die Hochebene der Grotte — ein entzückendes Bild eröffnet sich un'erem Gesichtskreise: ein Blumengarten, landschastlich-scenerisch geordnet. Im Vordergründe eine Blumenarabeske mit dahinter ausgestellten decorativen Blattpflanzen. In der Mitte der Anordnungen befinden sich ein großes Teppichbeet, das städtische Wappen, das sächsische Königswappe» und daS Eiserne Kreuz, durch Pflanzen gebilde in Verschiedene» Farbenschattirungen künstlerisch oargestcllt. Umgeben ist dieses Bild vo» blühenden Pelargonien«, Fuchsien-, Heliotrop- und andere» prächtigen Blumengruppen. Hieran schließt sich unter Glasdach und Frühbeetfenstern die Marklpslanzenhslle mit außerordentlich reichhaltigem Material gut- cultivirttr Pflanze», umgebe» vo» decorativen Coniscreugruppcn. Gedeckt durch eine Strauch- uud Baumpartie, sühn uns der Weg zu der Ausstellung der Bienenvölker. Rechts und links sind die BauiiisckiulaUikel von Obst, und Zierbäumen und Sträuchcrn auf gepflanzt. Kehren w.r von hier aus zurück, so begegnen wir unter den Gartenüberdachunqe» den Maschinen und Gerälhen. — Heute Abend ist der Generalsecretair des Landesculturraihs Ockonomierath v. Langsdorfs hier cingetrvffc». Derselbe besichtigt morgen früh die Arbeitercolonie Schncckengiün und dann die hiesige Ausstellung. Gartenbau- uud Bienenzucht-Ausstellung in Plauen i. v. s Planen, 87. September. Hente Nachmittag 3 Uhr wurde ia der Leutralhave die seit langer Zeit vorbereitete, höchst inler- rssaate Au«stelluag der Erzeugnisse de« Obst- und Gartenbau«», sowie der Bieueazucht, veranstaltet vom vogt- ländische» BezirkAobftbanverria, Obst- nnd Gartenbau»««!», Birnen- züchtervereü, «H Gärtnrrverrta. eröffnet. vermischtes. -Ic- Lützen, 28. September. Nach dem auf der vor gestrigen Kreissynode erstatteten Bericht über die kirch lichen und sittlichen Verhältnisse der Ephorie Lützen ist die Zahl der Getauften 826. DaS Sacrament der Taufe ist in keinem Falle verschmäht worden; nur wird geklagt über deren Verschleppung, denn es sind nicht nur Kinder erst nach ttr Jahre, sondern nach 3, sogar nach 4 Jahren ihrer Geburt getauft worden. Von den Getauften sind 4 Kinder auS gemischten Ehen. (Unter den 20 147 Ein wohnern des Ephoratkreiscs befinden sich überhaupt nur 116 Katholiken.) Auch der Segen der kirchlichen Trauung ist von allen 158 Ehepaaren nachgesucht. Von den 502 Gestorbenen sind 495 kirchlich beerdigt, ein Beweis, daß man den kirch lichen Trost in der Zeit deS KreuzeS wohl zu schätzen weiß. Die Zahl der Communicantcn, im letzten Jahre 10 618, hat gegen das Vorjahr um 751 abgenommen. Die Sammlung von Collecten für kirchliche Zwecke ergab einen Ertrag von 1250 .<7 Der Gustav-Avols-Verein hat 726 eingenommen, eine Höhe, welche wohl noch nicht erreicht worden ist. Abgesehen von dem Beitrage für den Hauptverein der Provinz, sind von dieser Einnahme unterstützt: die evangelischen Gemeinden zu Messina, Dingelstädt aus dem Eichöfelve nnd Wehnersdors in Westpreußen. — Die Einnahme der Bibelgesellschaft betrug 554 darunter eine außerordentliche Gabe von 100 V/ aus Lützen. Die Gesell schaft hat zu >/, ermäßigten Preisen im letzten Jahre 250 Bibeln und 23 Neue Testamente verkauft; in Lützen wurden 36 Traubibeln ausgegeben. — Der Missionsverein hat eine Einnahme von 275 .6 gehabt. — Der Frauenverein zu Lützen hat seine Wirksamkeit wieder in geordneter Weise ent faltet und sucht Kranken und Armen zu Helsen und ihnen eine Weihnachtsbescheerung zu bereiten. — Die Kinder bewahranstalt, welche an die Opsersreudigkeit unserer Ge meinde nicht geringe Anforderungen stellt, hat sich gedeihlich entwickelt und zu Zeiten bis über 70 Kindern Aufenthalt unv Pflege für Leib und Seele gewährt. — Das neue Kranken haus in unserer Stadt ist vollendet und bietet seine schönen Räume Kranken und Alten dar. So zeigt sich denn überall in unserer Diöcese die dienende und helfende Liebe. --- Haiorode, 26. September. Am Montag starb daS einjährige Töcktterche» deS hiesigen Hofmeisters Sch. infolge de» Genusses von Branntwein. In Abwesenheit der Eltern hatte ihr der dreijährige Bruder, der auch mit ge trunken hatte, denselben gereicht. Die ärztliche Hilfe rettete den Knaben durch Brechmittel, jedoch vie Schwester wurde leider da» Opfer des gefährlichen Getränke». ----- Der Capitain deS dänischen Sctooner» „Harbot", Wester, berichtet, baß. als er ans seiner Reise etwa 200 englische Meilen von Island entfernt war, die Atmosphäre plötzlich so dunkel wurde, daß er mehrere Stunden nicht wußte, wohin er segelte, und seinen CurS verlor. Capitain Wester glaubt, daß ein außerordentlich heftiger Ausbruch des VulkanS Hekla aus Island der Erscheinung zu Grunde lag. vernd. k»«r«ebw»nn, Neichsftraffe 4L. keldiwxsIiMliliixeii -eqe» Unfälle b. rran»milflon»b«trtrb. PtNWtntT-Lrt-zi«.
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