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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188812024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-12
- Tag1888-12-02
- Monat1888-12
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1888
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Dritte Mage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 337. Sonntag dm 2. December 1888. 82. Jahrgang. Aatissaclion. Noveslle von Alexander Baron von Robert». (Fortsetzung.) Für die sogenannte bessere Gesellschaft von Düsseldorf be deutet« diese Flucht das Ende der Well. Die berühmten Zeugen konnten durchaus nicht über die völlige Unberühmthrit de» „FarbenlleckserS" Hinweghelsen. Auch war es für die schwer- gelrofsene Familie nur ein geringer Trost, daß diese Flucht nicht unmittelbar aus dem elterlichen Hause erfolgt war. Daniela war nach jenem Attentat auf die Standesehre der Familie bei einer alten Berwaudten fern im Thüringische» in Sicherheit gebracht worden, wo sic in ländlicher Stille die unbegreifliche Berirrung ibrer offen eingestandeneu Leidenschaft heilen sollle. Aus der Rückfahrt war sie „in einen falschen Zug gerathen", wie die Spaßvögel meinten. DaS Paar siedelte nach Berlin Uber. Im Herbst des selben Jahres erhielt das junge Glück, das so verbrecherisch über Herkomme» und Pietät hinweggesctzt war, die Weihe deS Ruhmes. Die Strafe des Himmels, wo die Familie von Pnesdors Connepionen zu haben vorgab, schien außzu- bleiben — „Frau Professor Graham" — da» lautete nicht so, al» sollte Daniela im Eiend des künstlerhaftet» Zigeunrr- lhums Vorkommen, wie ihr versprochen war. Doch der starke Egoismus, den ihnen da» Bewußtsein von Graham'S wachsender Größe und ihre« unzerstörbaren Glücke« verlieh, vermochte den Schatten der Aecbtung, der über ihnen hing, nicht zu scheuchen. Der Batersegen fehlte, Len da» alt- ebrwürdige Recept beim Bau eines HauseS als Mörtel ver« weiidet wissen will. E» blieb der Schatte», den sie vergeblich nwegleugnetcn; bi« i» ihre Liebkosungen hinein wußte er sich . .»zudrängcn. Stürme und vorübergehende Wolken heben die Weiterpracht; und solche, wenn auch nur flüchtige Stürme webten ihnen westwärts aus Düsseldorf herüber, wo sie den alten Bater in grollender Einsamkeit wußten. Heute Abend, da PapaS überraschender Brief ihr die Be freiung von dem Alp brachte, fühlte sie erst, wie schwer dieser bisher aus ihr gelastet. Lange hatte sie den Brief in der z tternden Hand gehalten — sie wagte nicht, ihn zu össnen. WaS konnte er bringen? Sie fand die Schrift der Adresse unsicher — Papa mußte sehr gealtert sein — er ist doch nicht krank? — schwer krank? — und diese Botschaft bedeutet einen letzten Ruf Sie zerrte daS Couvert auseinander. „Liede Daniela!" Richt „Nella", wie Papa sie von Kind an genannt! Und cS durchzuckte sie hier im Herzen. „Liebe Daniela! Du wirst Dich Wundern, diese Zeilen von mir zu erhalten. Ich wollte Dir nur ganz kurz mittbei len, daß ich mich den Anstrengungen meine- Berufe- nickt mehr gewachsen fühle und Se. Ma;estät gebeten habe, mich gnädigst aus dem Allerhöchsten Dienste zu entlassen. Ich werde nicht in Düsseldorf bleiben und vielleicht nach Berlin übersiedeln. Dies zur Nachricht von Deinem alten Bater, der cs stets gut mit Dir gemeint hat. von Priesdors." Sie war so erregt vom gewaltigen Freudenschreck, daß sie in einem Athem lachte und weinte. In convulsivischer Ge- bcrde da» Papier zerknitternd, preßte sie eS an ihre Brust „mein Vater, mein guter, braver, alter Bater!" schluchzte sie laut, durch die Zimmer stürmend. Der Brief bedeutete die Verzeihung, so geschäftsmäßig er auch gehalten war und so großartig da» dienstliche Paraphe sich darunter spreizte. Er zieht nach Berlin — deutlicher als in dieser Mittheilung konnte er die Sehnsucht, die er nach seinem jüngsten, seinem Liebling-linde, empfand, nicht au- drücken. Und nur zu schmerzlich empfand sie den stillen Jammer seiner Einsamkeit. O, eS soll ihm hier in Berlin Alle» ersetzt und vergolten werden! Und gleich mischte sich in diese Rührung daS Gefühl befriedigten Stolzes. Also die PricSdors'S beugen sich vor Werner'S Geniel Nun, sie sollen sich seiner auch gesellschaftlich nickt zu schämen haben! — stehen Werner nicht alle Thüren offen? O, Papa soll es nicht be reue», diesen Schritt gelhan zu haben! — Al» die gellenden Schläge einer nahen Glockenubr eben Mitternacht verkündet halten, hallte» Graham'S feste Schritte ans dem Trottoir. Da- Gttlerthor deS Garten» girrte und die Dogge im Hose belferte kurz auf, um dann in dumpf hörbaren Freudensätzen auf ihren Herrn loSznprellen. Daniela hatte die Flügelthür zur Treppenhalle ausgerissen und war Werner die paar Stufen hinab entgegengestürzt. „So spät! «ch so spät!" Und mit klammernden Armen umfing sie seinen Nacken „Ist Dir die Zeit laug geworden. Du armer Liebling?' Mit seinen Händen hielt er ihr sehnsüchtig nach ihm aus- geneigtes Köpfchen umsangen, und ihre beiden Lippen bebten von leidenschaftlichem Verlangen. Dann schritten die beiden Gestalten, eng aneinander ge schmiegt. in zärtlichem Geflüster, die Stufen hinan. Lange noch in die Nacht hinein blieben die gothischen Spitzensenster der Billa am Nollcndorsplatz erleuchtet. Die Freude über de» BaterS Brief hielt sie Beide wach und erregt. ES war, als erhielte ihr Glück durch den nachträglich sich ein findenden Batersegen jetzt erst sein rechte« Fundament. DeS Zwischenfalls m der Friedrichstraß« hatte Werner gänzlich vergessen. Ein Insect, da« vorübergeschwärmt war und da» er mit der Hand abgewchrt — weiter nicht». UI. Auf Pistolen?! Graham soll sich mit dem „grünen Jungen", genannt Kurt Bolz, aus Pistolen schlagen? Er halte wohl geträumt? Aber dort neben der Staffelei lattcn soeben noch die beiden Studenten gestanden, zwei sehr lösliche, stattliche, gesetzte Herren, deren überaus peinlich ge- lnegelte Frisur jedoch nicht den Ausdruck des Katzenjammer» in ihren Mienen zu verringern vermochte. Herr Studios»» jar. birl Bolz gab nch die Ehre, Herrn Werner Graham eine Fordemng auf Pistolen zustrllen zu lassen; behusS näherer Vereinbarung werde Herr Graham gebeten, seine Zeugen zu nstruiren. Graham mußte stark an sich halten, um nicht mit einem Zellen Hobngrlächter herau-zuplatzen. Aber der Rest de alten Juristen, der »och in ihm steckte, vermochte es, den revolutionäre» Künsilersinn. der sich über Convention und kavaliermäßige Begriffe hinwegsetzt. zu unterdrücken. Nur rin üurze» Zucken der llebrrraschung überschnitt seine Mund, Winkel, dann quittirre er die Forderung mit einer sormstarren Verbeugung. Die beiden Studenten mochten selbst die Nothwendigkeit Ansehen, diesen „etwa- starken" Fall zu erläutern. Also Herr Bolz hatte sich gestern Abend noch so in seinen SatissaclionS- grdanken verbissen, daß ibm zwischen einem Schluck Bier und dem andern ein feierliches Ehrenwort entschlüpft war, die Beleidigung nur mit dem Knall geladener Pistolen tilgen zu wolle». Und ein Ehrenwort ... ei war nicht» mehr dagegen tinzuwenden! UebrigenS gaben sie zu verstehen, hätte Herr Bolz sich auch schwer mit Rappier oder selbst Krummsäbel begnügt — „mit Kleinigkeiten" gedächte er sich nicht ab zugeben. Graham sah sofort ein. daß eS die Heiligkeit de» alt hergebrachten Comincnts antastcn hieße, wenn er jetzt nähere Erörterungen anregte. Nach einem ganz kurzen Schweigen, wäbrend dessen er anscheinend die heule »n schönstem Purpur blühenden Narben des alten Semesters von gestern Abend bewunderte, bat er uin die Wohnung der Herren: er würde sich die Ehre geben, ihnen bis zum Mittag weitere Nachricht zukommen zu lassen. Die Studenten mochten kaum noch die Treppenhalle ver lassen haben, als Graham in eine dröhnende Lache auSbrach. Frau Daniela kam herzugerauschl, wa» denn sei? — „um GotteS Wille», was hast Du, Werner?" Die» eigenartig schrill herauSplatzenke Lachen war wirklich zum Erschrecken, und der Ausdruck desselben aus Werner'» Gesicht hatte so etwa» unheimlich Grinsendes. Er nabm ihre schlanken Hände und zog ihre Gestalt an seine Brust: „Mir ist nur etwa» ungemein Lächerliche» zugemntbet worden. Aber Du kannst sicher sein, ich werde lbu», wa» ich vor meiner Ehre und Pflicht verantworten kann!" Sie wollte zu ihm ausblicken, er wehrte ihr da», indem er ihr Köpfchen sanft gegen seinen barlbedecktcn Hals gepreßt hielt — sie sollte nicht da» Zornflammen feiner Blicke sehe»! Und mit innigem Ungestüm küßte er ihr aromatisch duftende» Vollbaar, die Biegung deS Halse-, die kleine Ohrmuschel — „Du bist mein liebe», liebes — liebe» Weibi — keine mensch liche Dummheit, und wenn sie noch so ehrwürdig ist, soll mich von Dir trennen!" Sie riß von Neuem erschreckt den Kops aus seinen Händen. „Und nun pscht! Nicht gefragt!" beruhigte er sie. „Frauen dürfen nicht Alle» wissen! ES ist nichts — wirklich nicht»! — Ist übrigen» Fritz da? Ich habe eine Karte an Herrn von Mock zu besorgen. Ich möchte mit ihm sprechen. — Ist noch eine Flasche von dem alten Schwerenblhcr, dem Port wein, im Keller?" Eine Stunde daraus war der hünenhafte Westfale aus Graham'S Bitte, ihn, wenn er Zeit hätte, zu besuchen (sollle wohl beißen : wenn er »och nicht zum Frühschoppen bei Siechcn ausaebrochen) in der Billa erschienen. „N'lag Mock! Gut bekommen gestern Abend? Verzeih', daß ich Dick heute gleich incommovire! Du warst wohl schon aus dem Sprung?" Mock zwängte die zwei dicken Wulste von Daumen und Zeigefinger in die eine Westentasche und brachte eine große altmodische Kartoffel von einer Uhr daraus hervor, deren Zifferblatt er mit einer bedenklichen Pressung der Lippen prüfte: — „zehn Minuten vor Elf! Na, waS giedlS? Bitte, schnell!" „Nun wegen der Affaire von gestern Abend!" sagte Gra Ham, die Glaser, die zwischen Pa'elten und Farbenbeutcln aus dem kleinen Tischchen Platz gesunden, mit dem Goldbraun de- Porter» süllenv. „Oho! — Bitte, für mich nicht!" Und Mock streckte abwcbrend seine gewaltige Rechte nach dem Gläslein au» Er kam mit dieser Abwehr, seiner westfälischen Natur ent sprechend, stets zu spät!" „Na Prosit, Alterchen!" rief Graham. „Also ich möchte Dick bitten, al» mein Zeuge zu sungiren — wenn cs Deine Zeit erlaubt, natürlich." „Oho! Der Grünschnabel hat doch nicht etwa zuge schnappt. wie?" „Bor einer Stunde waren die Zeugen La — und was glaubst Du wohl?" Mock machte die Geste deS auSholenden Säbelhiebes „Wie?" „I bewahr« — mit solchen Kleinigkeiten giebt er sich nicht ab! — knallen! — nicht anders al- knallen!" „Wa—a—hl" „Pistolen! -- er hatte sein Ehrenwort verpfändet, gestern Abend während eine« grauen Elend«, daß er nur mit Pistolen losgehen wollte. Schneidig, wie?" „Er ist wohl verrückt!" Block» kuzelartige Augen quollen vor Entrüstung und Er staune» auS ibren Höhlen. Graham schenkte eben zum zweiten Mal die Gläser voll. „Bitte, sür mich nicht! — Aus Knallbonbon» meinet wegen! Oder wollten wir ibm wirklich die Ehre anthun uno ihm Pulver zu riechen geben? — Weißt Du, ich habe z« Hause zwei wundervolle alte Neiterpistole». von Gustav Adolph her. Die einzige Möglichkeit, damit zu treffen, ist, sie seinem Gegner an den Kops zu werfen." „Laß den Scherz! Prosit!" „Und da soll ich laben helfen, meinst Du, wie?" Mock blinzelte durch daS volle GlaS. „Ich werde mich nicht schießen! Nicht in dieser Sache und nickt mit diesem Herrn!" ries Grahani. und seine Augen blitzten in fester Entschlossenheit. Mock setzte daS Gläschen, daS er in Höhe der Lippen ge halten. langsam wieder ab, ohne Jenen anzuschen oder nur eine Spur der Ueberraschung zu zeigen. „Ich meine, von dem Verdacht, daß ich mich meines bischen L'bcnS wegen fürchtete, bin ich wohl ausgeschlossen", fuhr der Andere fort. Der Assessor hob unmerklich die breite Nackenmassc und eine Spur eine« mitleidigen Lächelns zuckle um seine starken Gourmetlippen. .Abgesehen davon, daß zum LoSgehc» mit Pistolen nicht 'mal sür einen Sechser Eouragr gebört. Man hat nichts zu lhun, als still zu halten und aus Eommando an dem Hab» zu drücke». Ein Fortlauscn ist absolut ausgeschlossen. Wo bleibt va die Tapjerkett? — Tapferkeit ist rur Product auö Geschicklichkeit und Muth. Jeder Crcti» ist aber geschickt genug, um an dem Habn einer Pistole zu knipsen, und er wird da durch zum Held! Mil Krummsäbel, sogar Rappier — ja da zeigt sich doch noch, waS ein Mann an Geschick und Schneid vermag —" Mock wuchtete nickend feine Rechte, die bekannte Bewegung: wenn es nach ihm ginge, so entschiede die einfachste Waffe da, die Faust! „Natürlich würde ick. deS lieben Herkommen» wegen, mich auch ul» Scheibe benutze» lassen, wenn die Sache es werlh wäre, mein Lebe» zu opfern. Aber auf ver Straße angerempcll werde», halb Zufall, halb kindische Absicht, den Attentäter durch ein ruhiges Wort oder eine Geste zurecht weisen und sür den Scherz nachträglich sein Leben lassen müssen, weil der Andere in der Belrunkenheit sein Ehrenwort auf einen Pistolen schuß verpfändet — no. »o, »o! zum Donnerwetter nvl" Graham war aufgesprungen: „Mag werden waS will, den Humbug mach' ich nicht mit!" Mock stürzte zum Zeichen der Zustimmung den Inhalt deS Glases hinab. „Wie ich über die SatiSsactionSsähigkeit denke, weißt Tu", sagte er. „Heute noch aus der Schulbank, morgen soll er schon das Recht haben, die Leute von der Straße weg ans Pistolen zu fordern — Du hast vollkommen recht! — nur sürcht' ich —" Graham überhörte da» Letzte. „SatiSsactionSsähigkeit!" — ries er höhnend, „eS giebt nicht» Relativere«. Ein Leben mag so viel werlh sein als ein andere- vom zoologischen Standpunkt. Aber ich mrine, bei unS sogenannt Civilisirlen wäre mehr in die Waagschale zu werfen als Muskel- und Knochengewicht. Zum Teufel, wer bin ich denn? Ich heiße Werner Graham. Ich bin durch Talent und Arbeit da« ge worden, wa» ich bin. Ich babe mich durch manche Noth uno Sorge und Enttäuschung i» die Höhe gebracht. Und ich will mehr werde» — viel mehr! Ich kenne meinen Werlh und überschätze ibn nicht! WaS? Ich soll meinen Ruhm und meine Zukunft durch eine stupide Pistolenkugcl zertrümmern lasse»! WaS ist er den»? Nabt«! Vielleicht wird ein Bis marck au« ihm — möglich! Vielleicht versäuft er seinen Verstand oder verschleudert ihn sonstwie. Ich will meinet, wegen warten, blS er annäbernd etwa» mehr bedeutet in der Welt, als ein Eeirelhcld und Skandalmachcr. Dann wollen wir loSknallen, eher nicht!" „Für mich, bitte nicht! — Tu bist famoS, Prosessorchen. aber Du hast recht — ganz Deiner Meinung! Wir sind er- bärmliche Wichte, wir von der boheil Eivitisation. Wir haben allerlei Art von Courage, nur die nicht, der Logik fest in» Gesicht zu feben!" „Ueberdies —" unterbrach Graham, nichts hörend, „über- dies vom rein bürgerlichen Standpunkt weigere ich mich. Man weiß, wa» eS mich gekostet, mein junge» Weib zu er ringen. Ich habe sic von ihren, Vater, ihrer Familie und ihrer ganzen Vergangenheit losgelöst. Sw hat sich mir in völliger Ausschließlichkeit zu eigen gegeben. Ohne mich ist sie verloren. Ich habe ihr Treue vor dem Altar gelobt uuv ich lasse mich nicht durch da« betrunkene Ehrenwort eine» dummen Jungen von meiner Treue abdränge»!" „Prosit, Alterchen I Aber ruhig Blut! Na, nun setz'Dich 'mal her und wir wollen überleqen —" ,,E» ist nicht« zu überlegen! Ich schieße mich nicht in dieser Sache!" „Man wird Deinen Namen viel zu Gute halten. Du wirst Vertheidiger genug finden. Biel werden zwar nicht den Muth habe», Dich zu vertheidigen, aber daS schadet nichts! Du mußt nicht so hiyig sein — eS giebt dock noch Mittel. Solchen gerecht zu werden. Wir lege» die Affaire bei! Ter tapserc Jüngling revocirt sein betrunkenes Ehrenwort, es werde» ei» paar höfliche Worte ausgewechselt — damit basta !" „Nichts! NichlS davon! Ich will, daß man mir die Be rechtigung zuerkennt, mich nicht schießen zu müssen I Wer bin ich?" Der ganze Künstlerstolz bäumte in Graham auf. Flam mende Rölhe bedeckte sein Antlitz; seine großen Auge» sprühten, sein ganze« Wesen war begeistert von Zorn und Stolz. Er chlug sich mit der Faust aus die Brust: „Ich heiße Werner Graham! Ick lasse weder an meine» Ruhm, noch an me n Glück tasten! Hand davon! sag' ich." Mock hob die Schulter» hoch empor, so daß sich der große Kops wie halslcö dazwischen versenkte, als gelle eS einen Schutz gegen einen Prasselregen. ES war nicht dagegen anzukämpsen. Künstler sind in solchen Ansällen unansecktbar. So blieb Herrn von Mock »ichlS übrig, al» sich in seine» Freundes Wunsch zu fügen und die heikle Mission bei den Zeugen deS Sluvenleu zu erledigen. Diese Mission bestand in emem einfachen ,. Nein!" Die Sache würde Ansseben machen. Ader er kannte Grahani. Der würte nicht von seinem Stanvpunct rücken! Mock versuchte „och einen letzten Einwand; „Du vergissest wohl, baß Du Reseiveoisirier bist . . . Da erreichte Graham'S Empörung ihren höchsten Grad: „Schlimm genug, daß das Leben eines OsficierS. daS doch dem Vaterland g-hört, jedem Schulknaben aus der Straße zur Verfügung siebe» soll!" Eine wunderschön tönende Phrase, die Mock nicht anders als n»l einem lauten „Bon!" zu quittire» wußte. Und seine rechte Jaust stärker wuchtend, als er sonst zu thun pflegte, machte er sich mit dem unerquicklichen Aujlrag aus den Weg. (Fortsetzung solgt.) vermischtes. " Elberfeld, 29. November. Ein Bubenstreich wurde hier in den belebtesten Straße» der Mittlern Stall auSgesührt. Ei» leider unbeinerkl gebliebener Bursche be schädigte durch E>nr>tzungei, bczw. E>»kritzelunge» mit ciiiein Glaserdiamanten nicht weniger als 5,7 größere Schaufenster. Aus die Ermittelung de» TbälerS wurde von den Beschädigte» eine Bclobnnng von tOO ^ und von der PolizeivcrwaUung eine solche von 50 auSgesetzt. ----- Ein neue» Trinkerasyl ist die neueste Schöpfung de» unermüdlich wirkenden Arule»sreuiidev Pastor v. Bode schwingt'. Dasselbe heißt: Asyl Friedrichshütte, ist eine Viertelstunde cnljeriit von der bekannten Arbeite,colonie WilhclmSkors und soll eineStbeilS gesunde Gewobnheits- trinker, die in der Arbeitercvlonie nicht die nöthige B^aus sichtigung finden könne», andererseits halb arbeitsfähige Gebrechliche, denen Niemand gern Arbeit, desto lieber aber Geldniiterslützuiig gewährt und die dadurch nur zu oft in den Versichrungen der schlimmen Branntwcinhcrbergcn unter gehen, Ausnahme gewähren. Die erste Einrichtung der kleinen Anstalt erfordert einen Zuschuß von loooo .//. Im Unterschied von anderen äknlichen Anstalten soll bier mangelndes Pensionsgeld kein Hinderniß der Ausnahme ab- geben, ja die Trinker sollen arnndsätzlich unentgeltlich aus' genommen werden. Von 20 Pfleglingsstcllcn sind l3 bereit» besetzt. --- London, 29. November. Bor der OueenS Bcnch Ablheilung deS obersten Gerichtshoses wird gegenwärtig ein Proceß w egen nichle rsülltenHeira tbSver sprechen» und Ebrenkrankniig Verbandelt, den Frl. W., eine deutsche Erzieberi» und Tvck'ter eine» Pastor- in Norddeutlchland, gegen Robert Hvrace Watpvle, den Träger eines berübinlcn NamenS und Erbe» einer Grasenkrone (Verklagter ist ein Neffe teü Earts vo» Orsord. der keine männlichen Erben bat. angestrengt bat. Die Klägerin beansprucht ein Schmerzen«' geld von nick t weniger als l» 00» Psd. Stert. Herr Walpote machte die Bekanntschaft der Klägerin vor «> Jahren ini Hotel d'Aiiglcterre in Konstantiiiopet, wo sse Erziekerin der Kinder des Hotelbesitzers war. Er verliebte sick in sie und machte ihr einen HeirathSantrag, den sie annahin. Daraus schlug er ihr vor. mit ihm nach England zu reisen, wo er sie beirathen wolle, und als einen Beweis seiner guten Ab- sichle» schenkte er ihr seinen Siegelring, aus welchem sein Wapven cingravirt war. Frl. W. reiste aus Wunsch ibrcs Verlobten nach Cannes, wo sie mit dessen Mutter zusammen tras. welche daS Verhältuiß zwischen ibr und ihrem Sobne nicht billigte. In Cannes stellte sich ihr Capitain Darlington vor, der in Wirklichkeit ein geheimer Agent Walpole's war und sie veranlaßte. mit ihm nach Paris, London und Berlin zu reisen, wo sie Walpole begegnen sollte; dieser war jedoch nirgends aiiz»trcsien. Ihre wiederholten Briese an Dalpole blieben unbeantworlet. Nachdem sie gebört. baß Walpote sich inzwischen verheirathet hat strengte sie die Klage gegen ib» an. Die Verhandlungen dürsten mehrere Tage in Anspruch nehmen. ---- Brüssel, 30. November. Einer Meldung au» Litze zufolge ist in dem Kohlenbergwerke Marihaye ein theilwciser Streik au-gebrochen. t^nir »«»kl »'« Juweliere, Leipzig, Grimmaische Straße 3. Großes Enger in Juwelen, Gold- und Silberwanren. Geschmackvolle Neuheiten in Netten, Armbändern, Shamlbrsehe», Tsrallen und Granatmaaren. Werkstatt für Grcwirungen, Neuarbeiten und Reparaturen. Wo-
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