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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189010094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-09
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1890
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«480 Prediatamt-candidat Alfred Groß, » Z. m Kötzscheubroda, zum Nachfolger des Herrn DiakonuS Hessel gewählt. Pegau, 7. October. Ein recht bedauerliche» Unglück ereignete sich auf einem Felde in der Nähe de» Dorfe» Kob» sch uv. Ein 13 Jahre alter Schulknabe, welcher daselbst mit dem Auslesen von Kartoffeln beschäftigt war, wurde von seiner Mutter, die die Kartoffeln herauSnahm, mit der Gabel so unglücklich in da» rechte Auge getroffen, daß diese» vollständig verloren ist. LeiSnig, 6. October. Die Stadtverordneten nahmen dieser Tage Kenntniß von der Zusammenstellung der Auf wendungen, welche die Stadt für da» dort garnisonirende Bataillon gemacht hat. Nach derselben beläuft sich der Auf wand für Kaserne, Exercirhalle, Lazareth, PulverhauS, sowie kleinen Exercirplatz rc. aus 402 000 -E Chemnitz, 7. October. Von einem äußerst schmerzlichen Verluste ist unser Realgymnasium betroffen worden: seinen ersten Lehrer, Herrn Professor vr. Hansel, hat un erwartet der unerbittliche Tod dahingerafft. Ueber 30 Jahre lang entfaltete der Heimgegangene an der Anstalt eine über verbundeu mit vielen werthvollen Ehrengeschenken, darin-> bringen. Bon beiden städtischen Collegieo wurde dem Jubilar eine Gehaltszulage von 600 gewahrt. Dem eigentlichen Fcstaetu» schloß sich Nachmittag» »/,2 Uhr ein Festmahl an, j an dem sich gegen 200 Personen betheiligten. Löbtau, 7. October. Infolge Genüsse» von krankem! Rindfleisch sind hier viele ErkrankunaSfälle vorgekommen und sind behördlich an 200 solcher Fälle sestgestrllt worden. Leib- fckincrzen, Durchsall, ErschlaffungSgesühl mit Kopfschmerz, in einzelnen Fällen auch Erbrechen sind die Kennzeichen dieser Krankheit. Da» kranke Fleisch ist tbeil» al» rohes, gehacktes Fleisch, thcil» in Mett- oder warmer Wurst von den Fleischern verkauft worden. In welch' hohem Maße da» Fleisch Krank- beitSerzeuger in sich gehabt hat, ergiebt die Thatsache, daß Familien von 6 Personen nach dem gemeinschaftlichen Genüsse von nur für 15 Z gekackten Fleische» sämmtlich krank wurden und Symptome der Fleischvergiftung zeigten. E» ist weiter festgestellt, daß da» Stück Vieh von dem früher in Löbtau, jetzt in Grumbach wohnhaften Fleischer Sch. an die genannten Fleischer wahrscheinlich sehr billig verkauft wurde, die e» dann verarbeiteten. Derselbe Lieferant hat früher einmal einem M'' ^ginn^d-S W.n.er.. Fleischer da» Pfund Rindfleisch zu 16 Z ang.boten, I Unterhaltung ft !s?für die Stadt Cbcmn.y und deren ^nduA-llcS Hinterland ist aber von diesem abgewiesen word-m (DreSdn. Nachr.chten.) Anschauungen , ^ . - --- , Riesa, 7. October. Die Diebe, welche m der Nacht' - zum Freitag bei dem Fleischermeister Fischer hier einge- nordd'^tsche'Nachtpöst ni'cht" mehr' wie b^Sh^'m'Chemnitz s brocken und ^1000 gestohlen hattem sind '» den^Personen Morgen» gegen 4 Uyr über Zwickau ankommend und mit " dem ersten Briefauftrage zur Bestellung gelangt, sondern wegen mangelnden Anschlusses auf der Leipzig-Hofer Linie über Dresden befördert und erst mit der zweiten Austragung, also etwa zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags, den Empfängern be- uändigt wird. Diese Verspätung in der Bestellung erstreckte sich z B. am ersten October auf über 3100 Bricfpoststücke einschließlich Zeitungen aus Berlin und den Seeplätzen, und eS wird darnach unschwer zu bemessen sein, welch' empfind liche Störung daS GesckästSleben in Folge dieser unbefriedi genden Zustande erleidet. DaS rasch pulsirende Verkehr-S ieben unserer Tage verträgt eine solche Zurücksetzung nicht, wo oft binnen weniger Stunden von früh bis Mittag mittelst TclegraphS wichtige Dispositionen getroffen werden müssen. Man darf gewiß annehmen, daß in kritischen Zeiten, wie sie unsere Industrie im Augenblicke durch Maßnahmen anderer Staaten zu erdulden hat. im eigenen Lande Alle» gelhan wird, um Hantel und Industrie zu unterstützen. Wie ver lautet, ist das Präsidium der hiesigen Handel»- und Ge werk e kämm er an zuständiger Regierungsstelle bereits um Abhilfe vorstellig geworden, und wäre es in hohem Grade erwünscht, wenn die Bestrebungen der Kammer recht bald von Erfolg begleitet sein würden. (Chemnitzer Tageblatt.) Glauchau, 7. October. In feierlicher Weise vollzog sich am Montag Vormittag in hiesiger R ealschule die Ein weisung des neuen Directors Schaarsckmidt. Besonders ausgezeichnet wurde die Feier durch die Anwesenheit deS Ge heimen NathcS Vogel aus Dresden. Die Einweisung erfolgte durch Bürgermeister Brinck. Flöha,-6. October. In der Nähe deS Gasthofe» GückelS- berg entstand in der Nacht vom Sonntag zum Montag nach beendeter Tanzmusik eine arge Schlägerei, wobei daS Messer leider wiederum eine traurige Rolle spielte. Ein der Grundursache vollständig fremd gegenüberstehender junger Mann von 2l Jahren wurde durch 5 Stiche in den Unter leib, einige in Brust, Rücken und am Hals derart schrecklich zugerichlct, das; au seinen, Aufkommen gezweifelt wird. Vier der robcn Mensche» (angeblich Arbeiter aus Bayern) wurden beute bereit» durch die Gendarmerie verhaftet und nn Amts gericht Augustuöburg zur Untersuchungshaft eingeliefcrt. Mittwcida, 7. October. Der 00 Jahre alte Schuh machermeister Damm hier feierte da» seltene Fest des diamantenen Meisterjubiläums. Marienberg, 7. October. In derNacht zum b.October brannte in Lauta das dem Zimmermann Schönherr gehörige Haus gänzlich nieder. * Freiberg, 7. October. In Anwesenheit zahlreicher Mitglieder te-Z OfficiercorpS, sowie anderer Ehrengäste und I — Wien, 7. October. Der Kronprinz von Schweden Abordnungen der Militairvcreine von Brand, Lichtenbcrg, I ist heute Abend nach Neuwied abgereist. des Fleischers Lorenz, eine- früheren Lehrling» Fischer», und deS Schlossers Reincrt au» Kötzschenbroda verhaftet worden. Bei ihrer Verhaftung fand man noch 429 in baar, außer dem einen Nachschlüssel und fünf andere Schlüssel vor. s Dresden, 7. October. Auf der Brühl'schen Terrasse bat sich in vergangener Nacht ein unbekannter junger Mann durch mehrere Revolverschüsse zu tödten versucht. Man fand den Lebensmüden aus mehreren Kopfwunden blutend auf einer Bank sitzen und brachte ihn noch lebend in da» städtische KrankeubauS. Die Verwundungen sind derart schwere, daß an sein Auskommen nicht zu denken ist. Der junge Mann nennt als seine Heimath Chemnitz. Etwas Weiteres war aus demselben nicht hcrauSzubringen. — Auf der Eiseubahnstrecke Kloyschc-Langebrück wurde heute früh gegen 5 Uhr der arg verstümmelte Leichnam eines etwa 20 jährigen unbekannten Mädchens anfgefunden, das sich kurz zuvor vom Zuge hatte überfahren lassen. Die Arme und Beine waren vom Körper vollständig abgctrennt und der Hinterkopf war zerschmettert. Die Todte wurde nach dem Friedhofe von Klotzsche gebracht, um dort beerdigt zu werden. vermischtes. — Bremen, 7. October. Die Rettungsstation Krax tepellen telcgraphirt: Am 7. October von dem vorDirsch- heim gestrandeten deutschen Schooner .Emma", Capilain Brinkmann, die au» 4 Personen bestehende Besatzung durch das Rettungsboot der Station gerettet. --- Bremen, 7. October. Die Rettungsstation Amrum telegraphirt: Am 7. October von der hier gestrandeten Kuff, .Tetta Margaretha", Capitain Tadsen, die au» 3 Per soncn bestehende Besatzung durch da» Rettungsboot.Elber feld" der Südstation gerettet. Sturm aus W. Boot 4 Stunden unterwegs. — Stuttgart, 7. October. Vr. Marx, Professor der Chemie an der hiesigen Technischen Hochschule, ist gestorben. --- Stuttgart, 5. October. Der Stand unserer Weinberge ist ein vorwiegend günstiger und erfreulicher. Der September bat die Trauben ,n der Reife tüchtig ge fördert. Zweifellos ist eine erheblich bessere Qualität al» im vorigen Jahre zu erwarten. --- München, 7. October. Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich ist heute Abend 7 Uhr nach Homburg v. d. Höhe weitergereist. Die Mitglieder der preußischen und der eng lischen Gesandtschaft hatten sich zur Verabschiedung am Bahn Hofe eingefunden. Halsbrücke, Oberlobritzscn u. a. O. und unter Tbeilnabme vieler VercinSmilglicdcr beging gestern Abend der Militairverein l zu Freiberg sein lO. Stiftungsfest im reickgcschmückten Saale zum Bayerischen Garten durch Concert und Ball. DaS Concert dcö StadlmusitcorpS und die vorzüglichen GesangSvorträgc der Freiberger.Liedertafel" verschönten da» Fest. Während einer Concertpause hielt der VercinSvorsteher Herr Stadtverordneter Wilhelm Butze die patriotische Fest rede, die mit einem jubelnd aufgcnommenen Hoch auf den hohen Protektor von Sachsens MililairvereinSbund, Se. Maj. den König Albert, schloß. DaS Vorstandsmitglied Herr Hofschneidcrmeister Opitz veranlagte die Kameraden, den Ehrengästen ein dreifaches Hurrab zu widmen. Den Dank der Ehrengäste brachte in kernigen militairischen Worte» der Nadmer, 7. October. Bei der heutigen Jagd am Gerstenberg erlegten Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm 5 Hirsche, der Kaiser Franz Josef 1 Hirsch, der König von Sachsen 1 Hirsch und 3 Thicre, Prinz Leopold von Bayern 1 Hirsch und 1 Thier und Prinz Arnulf 1 Hirsch. Die Rückkehr der Majestäten von der Jagd erfolgte Nachmittags 2 Uhr. Die Witterung ist günstig. Morgen ist Jagd am Schreibach. ---Lüttich, 6. October. Durch Gemeinde-Erlaß ist in hiesiger Stadt da» Betreten von Thierkäsigen in Mena zerren untersagt. E Jtaliana. Aus Rom wird der „Vossischen Zeitung" geschrieben: Das schöne „Land, wo dir Orangen blühen", ist nach wie vor LandwehrbezirkscommandeurHerrOberstlieutenantKannegießer I ^ ^ , . - . , mit einen, Blinkspruch aus den Militairverein I. Die eckte I°'^?.°E-L^ "" Briganten, und d.e vielbesungene Cam und rechte Kameradschaft pries Herr Inspektor Claren- HilberStorf. Den Glückwunsch der Brudervereinc brachte der Vorsteher des MililairvcrcinS Brand, Herr Meiling. Ein fröhlicher Ball bildete den Schluß deS Jubelfestes. Gclenau, 7. October. Gestern Abend nach 10 Uhr brach in der Scheune deS Gutsbesitzers Osw. Harzer hier Feuer aus und griff mit rasender Schnelligkeit uni sich, so Laß daS massive Gebäude mit seinen reichen Crntcvorräthen ein Raub der Flammen wurde. Merkwürdiger Weise ist diese» selbe Gehöfte zum dritten Male, und zwar jede» Mal in einem Zwischenraum von 13 Jahren, in den Jahren 1864 und 1877, von Feuerschaden beimgesucht worden. Ueber die Ursache des Feuer» verlautet noch nichts. Reichenbach, 7. October. Heute Vormittag brannte ein zur Ziegeleianlage deS Herrn G Kuchs anderCunS- dorfer Straße gehöriger Ziegelschuppen nieder. Derselbe war vorübergehend als Strohniederlage benutzt worden und ist mit Stroh vollständig gefüllt gewesen, daS von einem vierjährigen Knaben, Sohn eines dortselbst beschäftigten ZiegclciarbeitcrS, mit einem angeblich von ihm gefundenen Zündhölzchen in Brand gesteckt worden war. — Vor acht Tagen bereits batten einige spielende Kinder, worunter sich der hierbei erwähnte vierjährige A Z. mit befand, eine mit Stroh bedeckte EiSniedcrlaae der Fischer'schen Brauerei an gezündet, doch wurde damals der Brand im Entstehen wieder gelöscht. OlberSdorf, 7. October. Heute früh >/«6 Uhr hat sich der Bergmann Lange vor den Fenstern seiner Geliebten im Mitteldorse erschossen. Olbernbau, 6 October. DiePatronatSberrschaft,Ritter gutsbesitzer Karl Alexander von Schönberg auf Pfaffroda, spendete 3000 ^ zum ErncueruuaSbau der Kirche in Ober neuschönberg. — Am Sonnabend Nachmittag fiel der Wirth- schastsbesitzer Emmerich aus Oberneuschönberg beim oberen Hüttenwehr in den Grünthaler Walzwerkgraben und wurde todt aus demselben herauSgezoaen. — Zur selbigen Zeit wurde hier ein 5 Jabre altes Mädchen, welches vom Steg durch daS eiserne Geländer in die Flöha gefallen und vom Strome eine ziemliche Strecke fortgetrieben worden war, noch lebend herausgeholt. Bischofswerda, 7. October Am Sonntag beging man hier den 25jährigen Gedächtnißtag der Einwei- pagna di Roma wird vo» ihnen für eins der geeignetsten Felder ihrer Thätigkeit gehalten. Kein Sommer vergeht, ohne dag aus den von Rom auslansenden oder die Campagna-Orte untereinander verbindenden Straßen einige räuberische lledcrsälle in aller Form ausgeführt werden, die bei dem brutalen Charakter der Bevölkerung des Kirchenstaates gewöhnlich nicht ohne Blutvergießen ablausen. Denn bei dem geringsten Streit oder Widerstande das Messer zu gebrauchen oder aus der Hecke ein paar Flintenschüsse auf de» ersten besten Christenmenjchen abzugeben, ist für den echten römischen Gauch nur eine Spielerei. Tie Verödung der Cam- pagna, die weit« Entfernung der Ortschaften und Gehöfte von einander, die zahllosen Schlupfwinkel in den Ruinen, Grotten, Puzzolangruben, Schilsdickichten, Buschwäldern u. s. w. erleichtern den Brigantaggio ungemein. Die Patrouillengänge der Carabi- nieri erfolgen lächerlicherweise ausschließlich aus den gebahnten Straßen und zu feststehenden Stunden. Tie Bevölkerung, die gern jeder Unannehmlichkeit aus dem Wege geht und Rache fürchtet, oder aber den Hütern des Gesetzes instinctiv abgeneigt ist, erleichtert viel mehr den Uebelthätern als der Gerechtigkeit ihr Werk. Tie Sicher heitsbehörden sind mit halbpolitischen Ausgaben: der Ucberwachung der radikalen Vereine, der Verfolgung irrcdentistijcher Kundgebungen u. s. w., zu viel beschäftigt, um die öffentliche Sicherheit schützen zu können. Diebstähle, gewaltsame Einbrüche, blutige Streitigkeiten und Raubanfällc haben deshalb in erschreckender Weise zugenommen. Ein Schrei der Entrüstung geht durch die Localpresse, seitdem die Einzelheiten einer kürzlich zwischen Monte compatri und Paleslrina verübten Unthat bekannt geworden sind. Ein Eigenthümer von Frascati, Ramens Lovctti, der in Begleitung feiner Frau, eines zwanzigjährigen Sohnes und eines elfjährigen Neffen mit dem eigenen Gespann von Frascati nach Paleslrina fuhr, wurde auf der offenen Landstraße, 4 km jenseits Monte compatri, durch drei vermummte Individuen angefallcn, die mit Doppelflinten bewaffnet waren. Dieselben sprangen unversehens aus einem Seitenwege vor die Pferde und gaben ohne Weiteres mehrere Schüsse auf die Insassen des offenen Wagens ab. Ter junge Mann, welcher mit feinem Vetter aus dem Kutschbock saß und die Zügel führte, wurde durch den Hals und die Brust geschossen und stürzte rücklings seiner Mutter in den Schooß. Während der Vater aussprang und die Zügel ergriff, fielen noch mehrere Schüsse Einer tras Lovetti in den linken Arm, ein anderer streifte den rechten Ellenbogen des Knaben, der sich nicht von seinem Platze gerührt hatte Da die sehr feurigen Pferde unaufhaltsam weiter- jagten, so hatten die Räuber nicht Zeit, nochmals zu laden. Ein nachgesandter Schuß durchbohrte einen Waqenschlag und verwundete ein» der Thiere. Erst in der mehrere Kilometer entfernten Besitzung S. Ccsario, die dem Fürsten Rospigliofi gehört, wurde de» Ueber- sallcnen Beistand zu Dheil. ES zeigte sich, daß die Gewehre der Unmenschen außer mit Kugeln auch mit Bleistücken geladen gewesen. Der Hals deS jungen Lovetti, der sofort verschieden war und kein« Spur entdeck» Dieselben waren wie Lampaguolen gekleidet, trugen Schlapphüte von grauem Filz und hatten die Gesichter mit durchlöcherten Taschentüchern bedeckt. Man nimmt an, daß es Landarbeiter seien, die sich, wie das oft vorkommt, in Gelegenheitr- briganteu verwandelt haben. Doch könnte auch »ine der Räuber banden, die ini südlichen Toscana und an der Küste schon längere Zeit ihr Wesen treiben, nach den Albanerbergen übergesiedelt sein. New-Uork, 7. October. Der 61. Mormonen- Congreß in Saltlake-Eity beschloß die Abschaffung der Polygamie gemäß der Proclamation des Präsidenten Woodruff vom 24. September. Infolge dieses Beschlusses dürften die 42 derzeit wegen Polygamie in Haft gehaltenen Mormonen aus freien Fuß gesetzt werden, wofern sie versprechen, sich nunmehr den betreffenden Gesetzen der Bereinigten Staaten zu unterwerfen. ---- Au» New-Aorl wird der „Natiooalzeitung" ge schrieben: Ueber die Stellung, welchr sich da» Englisch« gegenüber dem ranzösischen in Berlin erworben, äußert sich in einem nterview der augenblicklich in New-Uork weilende hiesige amen- kanilche Gesandte Mr. Walter Phelps gegenüber einem ihn sofort bei seiner Landung in Empfang nehmenden Berichterstatter. Die Unterhaltung knüpfte an den Vertrag über Samoa und an die deS Herrn Phelps über die Aufgaben an, di« sich :lm gestellt. Beide sind bekannt. Man weiß, daß Herr PhelpS rin glühender Bewunderer deS Kaiser» ist. Interessant ist daS Folgend«: „Die Samoa-Conferenz", so führte Herr Phelps aus, „hat noch eine weitere Folge gehabt, die von großer Tragweite sein kann. Der Vertrag ist in englischer Sprach» ausgeführt, die Vcrhand- lungeu wurden ebenfalls in dieser Sprache erledigt. Es geschah dies aus besonderen Wunsch der amerikanischen Delegirten und er- regte ein gewisses Aufsehen. Das damit gegebene Beispiel hat Nachahmung gesunden. I» der Eongo-Conferenz, der Antisclaverei- Conserenz, auf dem medicinischen Coiigrcß in Berlin und bei anderen Gelegenheiten internationalen Charakters ist daS Englische nunmehr als gleichberechtigt neben das Französische gestellt worden. Das Samoa-Protokoll ist das erste europäische, oas in englischer Sprache gefaßt wurde, aber es wird nicht das letzte sein. Und das muß auch so sein", fügte Mr. Phelps hinzu, „denn die Anwendung de» Eng- lischen hat sich in den letzten 30 Jahren verhundertfacht." „In der Thal", fiel hier die Gemahlin des Herrn Phelps lachend ein, „als ich nach Berlin kam — es ist jetzt ein Jahr her — konnte ich daS Deutsche geläufiger spreche» als jetzt. In der Heiniath habe ich es. wenn deutsche Besucher kamen und auch bei anderen Gelegenheiten oft gesprochen. Aber in Len Berliner diplomatischen Kreisen, in denen wir uns hauptsächlich bewegen, habe ich meines Wissens, das ganze Jahr zusamnienaerechnet, nicht eine Stunde deut'ch gesprochen. Ter Kaiser, der Reich-Kanzler Laprivi, alle hohe Beamte, säst die ganze „Gesellschaft" spricht englisch und zeigen eine solche Vorliebe dafür, daß cs unlicbenrwürbig wäre, daraus zu bestehen, Deutsch zu sprechen." Und auch Herr Phelps fügte hinzu: „Es wäre in der Thal grausam, darauf zu bestehen, Deutsch mit einem Deutschen zu spreche», wenn er es vvrzieht, Englisch zu sprechen." Tamatave (aus Madagaskar), 8. September. Vergangenen Mittwoch 6»/« Uhr Abends, bei völliger Dunkel- beit, siel hier ein Meteorit. Wunderbar schön war die etwa zwei Minuten andauernde, dem elektrischen Licht ähn liche Helle. Ein runder Stein fiel nahe bei uns nieder. Einige Minuten später vernahm man ein lang anhaltendes donnerndes Geräusch, auch blieb eine Stelle am Horizont über eine Stunde lang hell erleuchtet. Die Sternwarte zu Antananarivo wird vcrmuthlich den Gegenstand weiter be handeln. Literatur. Ter eiserne Rittmeister. Roman von Hau»Hoffmann (Preis 12 >0 Berlin, Gebrüder Paetel. Unseres Wissens ist dies der erste große Roman, an welchem Hans Hoffnmnn seine Kraft erprobt, und diese Probe ist so glänzend ausgefallen, ganz so, wie wir es von dem vortrefflichen Novellisten, als welcher sich der Autor schon vielfach bewährt hat, erwarten konnten, so daß wir wohl berechtigt sind, ihn nach diesem einzigen Werke schon nnsern tüchtigsten Romanschriftstellern zuzurcchnen. Die Sonderart, welche Hosiniann's sämmllichen Novellen ausgeprägt ist, und die sich sowohl in der Form wie der Charakteristik der einzelnen Figuren und der Erfindung ausspricht, hastet auch diesem Roman in ganz ausfälliger, lebhaftestes Interesse erweckender Weise an und kommt am meisten in der Figur des Titelhelden, des eisernen Ritt- mcislers, zur Geltung. Es tritt uns in dieser Figur eine Art Don Quixote entgegen, aber durchaus originell erscheint der Versuch, in ihr gewisserinatzcn den Typus eines ganzen Bolksstammes zu ver körpern: das Prcußenthum, aus dem ein Kaut hervorging, das mit seiner rubigen, nüchternen Ucberlegung, seinem Mangel an leichtem Sinn und schnell erregter Phantasie, aber auch mit seinem starren Pflichtgefühl, seinem Opsermuthe in Lagen der Noth am ehesten befähigt und gewillt scheint, das Wesen des „kategorischen Imperativs" zu begreifen und ihm sich unterzuordncn. Aus diesen „kategorischen Imperativ" nun ist der ganze Roman auf gebaut, und der Niltmeistcr Hagcteusel, eben der „eiserne Ritt mcister", hat sich ihm völlig mit all seinem Thun und Denken zu geschworen. Dadurch, daß er ihn bis zu seinen äußersten Consequenzen befolgt, gerüth er selbstverständlich in die selt samsten Verwickelungen mit seiner Umgebung; sein beste» Wollen wird verkannt, nian lacht hinter seinem Rücken, Niedertracht und Bosheit kühlen an ihm ihr Müthchen und schmettern ihn, den arinen Don Quixote, der mit Windmühlen ficht, zu Boden. Aber es ist bei all der Absonderlichkeit doch etwas gar Gewaltiges um ihn, daS ihn wieder ausrichtct, ihm Be wunderung und mehr noch Liebe erzwingt. Trotz der leis carikirenden Züge dieser Figur, welche in der ganze» Anlage derselben begründet liegen, wirkt sie dennoch in nahezu überwältigender Weise aus den Leser. Die eiserne Festigkeit des Willens, wenn auch in Aeußcrlichkeiten oft irrend, dieses Selbstvergessen des eigenen JchS, dieses völlige Untcrordnen der eigenen Wünsche und Erwartungen unter ein für recht erkanntes Di« drei Frauengestaltm de» Roman» verleihen demselben einen überaus anmuthigen Zauber, eine jede einzelne ist lichtvoll gedacht und doch jede von der andern in reizvoller Weise verschieden So zeigt sich das Werk so reich an Vorzügen, wie man solche nur den besten feiner Art nachrühmen kann, und wird ihm, deß sind wir überzeugt, auch überall die Anerkennung zu Theil werden, deren sich nur jene erfreuen: die Anerkennung des anspruchsvollen Lesers, der von dem Autor geistige Anregung, sittliche Förderung und poesievcrklärtcS Hinwrgsühren über den Wust des Alltagslebens verlangt. I» dem gleichen Berlage erschien eine neue Sammlung „Torf und Schlossgeschichten^ von Marie v. Ebn«r-Esch«u. doch, zweite vermehrte Auflage (Preis 5 >0, welche all' die reichen, oft von uns gerühmten Vorzüge der genialen Schriftstellerin entfallen und darum sicherlich den gleichen Anklang beim Publicum finden werden wie ihre sonstigen Werke. Dieser Baud enthält: „Der Kreisphysikus"; „Jacob Szela"; „Krambambuli"; „Die Resel" und schließlich „Die Philosophie deS Unbewußten", Novellcheu in Korrespondenzkarten. dl—o. « * « Man wirft unserer Zeit vor, daß sie dem Materialismus huldige, dem Idealen abhold fei, daß si« am Einzelnen, Kleinen hänge und darüber da» große Ganze aus den Augen verliere. Ein ganzes Buch ist darüber geschrieben worden, daS mit viel Behagen dies« Anschauung breittritt und unglaublichen Anklang gefunden hat. Aber, fragen wir, sind es nicht auch ideale Ziele „Daß ich nicht mehr, mit sauerm Schweiß, Zu sagen brauche, was ich nicht weiß; Daß ich erkenne, was die Welt Im Innersten zusammenhält, Schau' alle Wirkenskraft und Same» Und thu' nicht mehr in Worten kramen." und hat eine andere Zeit in dieser Beziehung mehr, größeres ge- leistet, al» die unsere? Aber von omni» possumu» omnoa. Wenn wir im Laufe der Entwickelung dahin gekommen sind, daß wir heute das Reale als den sicheren Grund und Boden ansehen, aus dem wir stehen und von dem aus wir uns erheben müssen, wenn wir es un- angelegen sein lassen, die unerschöpflichen Kräfte der Natur kennen zu lernen, so hat das sicher dieselbe Berechtigung, wie das Sich- ergchen in einer metaphysischen Welt. Da man aber nicht zweien Herren zugleich dienen kann, so muß vorläufig der eine, und zwar der, dem schon genug gedient worden ist, zurückstehen, damit auch dem anderen sein unbcftreitbareS Recht werde. So hat auch unser« Zeit ihre volle Berechtigung, sie ist in ihrer Art eben so groß, in ihrem Wesen eben so bcdeutungS- und werthvoll, wie jede andere große und bedeutende Zeit. Und wenn heute die Künste schlummern und die Naturwissenschaften blühen, so ist das eine natürliche Folge, wie die Jahreszeiten aus einander folgen, und darüber unmuthig zu fein, wäre ebenso thöricht, wie wenn man klagen wollte, daß der wonnige Frühling vorüber und nun der bluthenreiche Sommer gekommen sei, dem der Scheuern und Keller füllende Herbst folgte Wenn die mechanische Weltanschauung unserer Zeit die Signatur ausdrückt, so braucht man deshalb noch nicht die Existenz einer metaphysischen Realität in Abrede zu stellen. Nicht jene ist zu bekämpfen, sondern nur deren verderbliche Auswüchse, an solchen hat aber jede Zeit, jede Weltanschauung gelitten. Die empirische Forschung an sich verdammen, weil sie neben vielem Großen, in dem unser Jahrhundert einzig dasleht, auch Materialismus und Pessimismus gezeitigt, hieße bas Kind mit dem Bade auSschütten. Wie ernst auch in weiteren Kreisen die uns zu Theil gewordene Aufgabe erfaßt wird, wie man immer mehr ansängt, das Wort Bulwer'S: „wir werden populär, indem wir affectiren ärmer an Geist zu sein, als wir wirklich sind" Lügen zu strafen, beweist die Thätigkeit der Gesellschaft „Urania" und die von ihr heraus- gegebene illustrirte naturwissenschaftliche Monatsschrift „Himmel und Erde". Freilich es ist hier erst ein Anfang gemacht, und das erkennt keiner mehr, als der treffliche Leiter des genannten In stituts und Herausgeber der Monatsschrift, die nunmehr bereit» ihren zweiten Jahrgang beendet hat und in zwei im Verlage von HermannPaetel erschienenen stattlichen Bänden vorlieat, vr . M. Wilhelm Meyer. Wie er, dessen Aufgabe es ist, „Wissen" in die weiteren Kreise der ernst Strebenden zu verbreiten, dieses auf saßt, geht aus seinen eigenen Worten hervor, die sich in dem jüngsten Heste der Monatsschrift über „populäre Wissenschaft und Halb bildung" verbreiten. Ihm ist „Wissen" nicht nur das Wissen der Wissenschaft, „sondern namentlich jenes Wissen und können der Seele, welches uns erst zu recht einpfindenden, ganzen Menschen macht". Das bloße Lernen und geistige Festhalten und schließlich das Wiedergeben des auswendig gelernten Gcdankenmatertale» betont er mit Recht, macht aber das wahre, fruchtbare, ganze Wissen noch längst nicht auS. ES gehört dazu noch ein seelisches Erfassen, wel ches das Gelernte zu einem wenigstens einigermaßen abgerundeten Ganzen zu vereinigen versteht und andererseits eine strenge Selbstbeherrschung, welche diesem Drange zur Vereinigung der aufgenommenen Elemente zu einem verständlichen Welt- gemälde Schranken anzulegen versteht, damit nicht ein allzu unkritisch und flüchtig entworfenes Bild uns von der Wahrheit allzu sehr ent fernt. Solch ein „Weltgemäide" entwirft uns Meyer nun auch in der vom „Allgemeinen Verein für deutsche Literatur" herausgegebeneu sesselnden geistvollen Darstellung der „Entstehung der Erde und des Irdischen. Betrachtungen und Studien an den diesseitigen Grenzgebieten unserer Naturerkenntniß." Wir erhalten hier ein Bild der Welt, das den Kosmos als ein abgerundetes Ganze aufsaßt, dessen Theile überall einander ähnlich und in beständiger Wechsel wirkung begriffen sind. Den kopernikanijchen Gedanken, sagt Meyer, wonach die Erde keine bevorzugte Stellung im Universum mehr ein- nehmen darf, sondern nur als Glied einer größeren Gemeinschaft unter einander verschwisterter Welten zu betrachten ist, habe ich so sehr als möglich zu verallgemeinern gesucht und bin dadurch zu ge- wissen GesichtSpuncten gelangt, welche meiner Uelerzeugung nach auf anderen Gebieten als dem astronomischen einen vereinfachenden Uebcrblick gestatten, indem man eben der lebendigen Welt aus der Erde nicht als einen völlig ursprünglich schöpferischen Act aufsaßt, sonder» aus dem Einflüsse der übrigen Weltkörper hervorgegangen Lenkt, ohne welchen eben die Geschehnisse auf unserem planetarischcn Wohnorte nicht betrachtet oder erklärt werden dürfen und können. Aus breitere Basis ist die Thätigkeit Meycr's durch sein Wirken bei der „Urania" und durch die Herausgabe der illustrirtcn natur wissenschaftlichen Monatsschrift „Himmel und Erde" gestellt, und wird in Zukunft eine noch erweitertere werden. Während sich dies» bisher auf das Gebiet der kosmischen Physik und Geologie beschränkte, wird sie in Zukunft ihr Programin bedeutend vielseitiger gestylten. Princip — alles Dies spricht eine gar gewaltige, überzeugende Sprach« zu dem Leser, zwiefach gewaltig, zwicrach überzeugend, I So werden beispielsweise auch gelegentlich biologische Fragen, so weit sie wenn er den leichten Andeutungen deS Autor« folgt und ihm zum I ein allgemeines, zur Entwickelung eine» einheitlichen Weltbildes in Be- Bcwußtsein kommt, welchen Antheil dieser „kategorische Imperativ an der Erhebung eines ganzen Volkes aus tiefster Schmach (der Roman spielt im Jahre l8lö) gehabt hat. Tie philosophische Grundidee des Roman» bedingt manch längere, mehr lehrhafte Auseinandersetzung, die aber, Dank der geniale» Er- zählungSkunst des Autors, nie zu trockener Langeweile auSartet, sondern sich überall reich an Anregung zeigt, ja Hossmann darf es selbst wagen, was sonst den Gesetzen einer guten Romanform direct widerspricht, seilcnlange Gespräche führen zu lassen — chm gelingt dieses Wagniß, da er eben die Sprache in nahezu vollendet schöner Weise zu beherrschen versteht, und zwar nach jeder Richtung hin, also auch in den, wir möchten sogen, mehr lyrischen Momenten dieses Werkes, welche ihm neben der geistigen auch die vollste Herz- liche Antbeilnahme des Lesers sichern. Hier übt der Autor eine wahrhaft hinreißende Wirkung aus durch den Schwung und das Feuer seiner Tiction. Schöneres kann einem Dichter kaum gelingen, als zum Beispiel hier die Liebeserklärung Hartmul's an Lisbeth gelang, da er, der schüchterne Philosoph, glaubt, die still Geliebte sei ihm für immer verloren. Neben der idealen Wcltaussassung Hartmul's gicbt die feurige Begeisterung Ulrich s dem Autor stets zichung stehendes Interesse haben, in den Kreis der Betrachtung gezogen werde», um ei» Bild des Kosmos zu geben und wahre Bildung über diesen u verbreiten. Bet dieser Gelegenheit wollen wir auch nicht unterlassen, ne Aiismerkiamkeit auf das im Verlag der Herder'scken Buchhand lung in Freiburg im Breisgau erscheinende „Jahrbuch der Naturwissenschaften" zu lenken, von dem unter Mitwirkung von Fachmännern, von vr. Max Wildermann herauSgegcben, der fünft« Band vorliegt, welcher die hervorragendsten Fortschritte, welche in dem Jahre 1889 auf 1890 auf den Gebieten der Physik, Chemie und chemischen Technologie, der Mechanik, Astronomie und mathe matischen Geographie; ferner der Meteorologie und physikalischen Geographie, weiter der Botanik und Zoologie, der Forst- und Land- wirthschaft, der Mineralogie und Geologie, endlich der Gesundheits pflege, Mcdicin und Physiologie, Anthropologie und Urgeschichte, der Länder- und Völkerkunde, des .Handels, der Industrie und des Verkehrs gemacht worden sind, in gedrängter Form, aber für das allgemeine Bedürsniß durchaus hinreichend und in klarer Darstellung voriührt. Man erhält in dem Buche einen Uebcrblick über die ge- sammten Leistungen der Naturwissenschaften im Laufe des Jahres 1889—1890, das auch dem Fachmann, der sich über die Ergebnisse trefflich benutzte Gelegenheit zur Verwerthung der ihm innewohnende» I der neuesten Forschungen in ihrer Gesammtheit unterrichten will. fung de» dermaligen Herrn Bürgermeister« Sinz. Am dessen Entfernung °uS dem Wagen tu einer herzzerreißenden Seen, folgt Vorabend hatten die hiesigen Vereine einen Fackelzug ver-1 zerfleischt. Eine Kugel fand sich ferner ,n einer! §igu anstaltet und der Festtag selbst wurde durch eine borgen- L'^LeL musik der städtischen Capelle r.ngeleitet Am Vormittag Ps„LVleicht zu einem anderen Unglück hätte führe» können. Ob- erschienen Deputationen der konigl. und kaiserl. Behörden, der I wohl bald eine Menge amtlicher Persönlichkeiten und Carabinteri Vereine und Innungen, um dem Jubilar ihre Glückwünsche, I zur Stelle war. hat man wie gewöhnlich von den Thäteru noch dichterischen Kraft der Darstellung. Tie Figurenzkichnung weist die gleichen glänzenden Vorzüge aus wie die sonstige Ausführung des Werkes. Alle Linien sind klar und bestimmt ausgeprägt und eine jede Einzelheit zeigt sich logisch bc- gründet in der Anlage des Ganzen. Gleichzeitig bekundet sich hier Hojftnann aber auch als Humorist von ganz ungewöhnlichem Talent, der, auf dieser wenig betretenen Bahn fortschreitend, wohl bald als Erster ans Ziel gelangen dürste. Tie Gestalt des Küsters, welche der Autor seinem Werke eingefügt hat, ist so großartig gezeichnet, von so drastischer Wirkung, da« sie ein wahres Meister- stück genannt zu werden verdient. Ist in dieser Figur das verkommene Lumpentbum des unverbesserlichen Säufers, der aber, mit einer guten Portion frechsten Witzes begabt, diesen an seinen Mitmenschen, am häufigsten mit den von seiner früheren Stellung her ihm noch vcr- blicbenen biblischen Citaten zu übe» weiß, verkörpert, so kommt in dem Physikus Gugelmann die gallige Bitterkeit des Ncidlings zur Geltung, der, selbst in seiner fratzcnartigen Häßlichkeit zu stetem Entsagen verurtheilt, mit grimmem Haß den Andersgearteten vcr- folgt. Als Gegenstück zu dem eisernen Rittmeister gebucht, ist diese Figur mit schier unheimlicher Lonseauenz ausgesührt, aber dabei wiederum so fesselnd, daß der eigcnlhümliche Zwang, welche der häßliche Krüppel aus alle ihm in den Weg Tretenden ausübt, dem Leser völlig erklärlich erscheint, geht es ihm doch kaum besser al» Jenen. Denn hier entwickelt der Autor eine Schärfe der Tialeclik, di« unmöglich wirkungslos bleiben kann. sehr willkommen sein wird. Was das Jahrbuch vor allen äbnlichen llntcrnchmungen auszeichnct, das ist die bei aller Knappheit vor handene Vollständigkeit, die strenqe und gewissenhafte Kritik, die gewissenhaft die Spreu von dem Weizen svndert, die Hypothese von der erwiesene» Thatsache, die Correctheit in der Behandlung des Stoffes und die Sorgfalt der Darstellung. Bei dem Umfange, welchen dir Naturwissenschaften in der Gegenwart angenommen haben, ist der Einzelne nicht im Stande, die Gesammtheit derselben zu umfassen, wie es seinerzeit noch einem Alexander von Humboldt möglich war. Ein zusammensasiender Bericht ist daher zu einer Nolhwendigkeit geworden und erkenntlich muß man für einen solchen sein, namentlich wenn er seinen Zweck so vollendet nach Inhalt wie Form erfüllt, wie cs von Seiten des Jahrbuches der Fall ist. —x . * . Mairr-Zrittliig. Illustrirte Zeitschrift für Tecorationsmalcr, An- streichrr, Lackircr und verwandte Gewerbe. Kostenfreie Auskünfte über alle Fachsragen. Versuchsstation für Farben, Oele, Lacks u. s. w. Offizielles Organ des IIntcr-Verbandcs der Maler und Lackirer der Provinz Sachsen, Herzogthum Anhalt, Braunschweig und Thüringen. Nr 38. XI. Jahrgang. Verantwortlicher Re- dacteur: Richard Hesse in Leipzig, iLcipzig, Verlag und Ex pedition: Jiistel L Göltet.)
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