Inferno XXXI „Uber die Monarchie“ niedergelegt und in einigen „Send- fchreiben “ (eine einflußreichen Zeitgenoßen mit beredten Wor ten unmittelbar zu überzeugen verfucht — ein Patriot von alt- römifcher Größe, dem das Ziel [einer Sehnfucht verfagt blieb. Dies fein äußeres Leben. Sein inneres erhielt fchon früh die entfcheidende Prägung durch ein Ereignis: die Liebe zu Bea trice. Wir wißen über die hißorifche Perfönlichkeit, die ßdi unter diefem Namen verbirgt, nichts Näheres; aber Dante hat uns felbß das Erlebnis gefdiildert. „Neun Jahre hatte ich faß zurüchgelegt, als meinen Augen zum erßenmal die glorreiche Herrin meiner Erinnerung erfchien, die von vielen, die ihren Namen nicht wußten, Beatrice (die Befeligende) genannt ward. Sie erfchien mir, gekleidet in edelße Farbe, fchlichte, ehrbare, blutrot, gegürtet und gefchmückt in folcher Weife, wie es für ihre zarteße Jugend ßch fchickte. Und ich [age es wahrhafüg, daß in diefem Augenblicke der Geiß des Lebens, der in der geheimßen Kammer des Herzens wohnt, fo ßark zu zittern begann, daß es in den kleinßen Pulfen erfdirecklidi zutage trat.“ Jahrelang hat der Knabe diefe Liebe gehegt, ohne daß ein Wort über feine Lippen kam. Und auch fpäter blieb es bei einem Minnedienß aus fdieuer Entfernung, in dem ein Lächeln, ein andeutendes Wort das Höchße war; Bealrice wurde die Gattin eines andern und ßarbinfehrjugendlidiem Alterl290. Ihrer Erinnerung hat der Dichter den Kranz von Sonetten ge widmet, die er „Das neue Leben“ nennt. Nun wißen wir zwar, daß Dante nach ihrem Tode andre Frauen geliebt hat, und dürfen aus verfchiedenen Bekenntnißen fchließen, daß ihm finnliche Glut nicht fremd war. Aber das ändert nichts daran, daß Beatrice für ihn die große und reine Liebe gewefen und geblieben iß und ihn zu feinen erhabenßen Schöpfungen in- fpiriert hat. Die „Göttliche Komödie“, das Werk, das Dantes Namen un- ßerblich gemacht hat, wird von dem Dichter ins Jahr 1300 ver legt, das, wie gewöhnlich die Jahrhundertwende, von der Chrißenheit feßlich und erwartungsvoll begangen wurde. Er felbß, in der Mitte der Lebensdauer angelangt, die nach dem Pfalmißen dem Menfchen zugemeßen iß (ßebzig Jahre),ßndet ßch in einem dunklen Walde verirrt; wildeTiere, in denen die Laßer der Zeit verkörpert ßnd: Wolluß, Herrfchfucht, Habgier, verfperren ihm den Ausweg nach einem lichten Hügel, wo er das Heil zu ßnden hofft. Da naht ihm ein Helfer und rät ihm einen andern Weg an. Und nun beginnt Dante die Wanderung durch das Jenfeits, die ihn, nach mittelalterlicher Yorßellung, durch drei Reiche führt, durch Hölle (Inferno), Fegefeuer (Purgatorio) und Paradies. Für die erßen beiden wird ihm jener Helfer ßelbß zum Begleiter: Virgil, der antike Dichter, der dem Mittelalter als der Inbegriff der weltlidien Weisheit galt und den Dante felbß als feinen verehrten Meißer begrüßt. Für das letjte aber, das Reich der dirißlichen Seligkeit, be darf es eines andern Führers, und das wird ihm Beatrice, die verklärte Geliebte. Es iß nicht möglich, den Gang der Ereigniße und den Ge dankeninhalt des Werkes auch nur anzudeuten. Es iß eine Weltanfchauungsdiditung, in die ein univerfaler Geiß die Fülle