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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920215025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892021502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892021502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-15
- Monat1892-02
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1074 mecre zu verhüten, und die drei Machte werden bemüht sein, sich gegenseitig im Gleichgewicht zu halten. Erst wenn die italienische Flotte sich um etwas mehr als ein Fünftel ihres jetzigen Umfangs verstärkt und ihre Organistruna beendet babeu wird, werde e« — darin gipfeln die Ausführungen des Herrn de Zerbi — angesichts der nahezu gleichen Starke der drei Flotten berechtigt erscheinen, von einem thatsäch- lichen Gleichgewicht im Mittelmeere zu sprechen. * Wie man auS Rom meldet, ist der Eommandant der soeben vor Alexandrien angrlangten dritten Division der ilatirnischr» Flotte, Admiral Turi, beauftragt, dem Khedive AbbaS Pascha die Glückwünsche deS Königs Humbert und der italienischen Regierung zu überbringen. Die Ueberreichung cineS italienischen Ordens an den neuen Khedive wird nicht erfolgen, da derselbe bereits im Besitze der höchsten italieni schen Decoration, des Annuuziaten-OrdrnS, ist. * Ter Papst hat den Wunsch geäußert, daß die anläßlich seine« Bischofsjubiläums in Rom stattfindenden Bischofs- rouferenzen sich mit der socialen Frage und den Mitteln zu ihrer Lösung beschäftigen möchten * Urber den Nothstand und die Volksvrrpslegung in Rußland erfährt mau nach wie vor viel Ungünstige«. Fm Kasan'schen Gouvernement hatte im vorigen Herbste rin Notbstand«comit6 eine größere Partie Weizen augekaust, welche zur Aussaat bestimmt war. Nun ist nn Kasan'schen >Gouvernement der Boden lediglich zum Bau von Winter- weizen geeignet, bei der Untersuchung deö angekausten Getreides rrwieS es sich aber, daß man Sommerweizen cnvorben hatte. Wie jetzt den Schaden autmacken?! EineS dcr Glieder des NothstantScomiiLö schlug vor, nicht« von der Sache verlauten zu lassen, das Sommerkorn mit Winterweizen zu mengen und dieses gemischte Getreide re» ahnungslosen Bauer» zum Bestellen ihrer Felder zu übergeben. So geschah cS denn auch In welchem Zustande werden sich un Frühling die so besäten Felder be> linken?! Mitunter wiederum greift daS Bestreben, helfend (inzngreisen, zu den ungewöhnlichste» Mitteln. Co hat ein Großgrundbesitzer de- Taganrog'schcn KreiseS den Gouver neur von Woronesch gebeten, ihm 40 Personen unter den Nothleidenden auSzusucheu und auf seine Besitzung zu senden, da er für deren Verpflegung sorgen wolle. Dieser Wunsch ist natürlich sofort erfüllt worden ur.d hat auch Anklang und Nachahmer gesunde». Solche vereinzelte Fälle privater Hilfeleistungen können aber natürlich keinesfalls in durchschlagender Weise der Noth Abhilfe schaffen und liefern nur immer wieder den Beweis, wie planlos und schlecht organisirt die Negierung vorgegangen ist. WaS soll aber in Westeuropa davon gedacht werden, wenn man erfährt, daß, zufolge amtlicher Bekanntmachung, die zur Zwangs arbeit vrrnrtheilten, im Gefängnisse ru IrkutSk Ostsibirien) eingesperrten Verbrecher freiwillig aus einen Tbext ihrer Ration während der Dauer eines Monat« ,»m Besten der Nothleidenden verzichtet haben sollen! Diese ..freiwillige" Maßregel übersteigt alles bisher Dagewesenc. Wie muß e- mit der Verpflegung der Nothleidenden bestellt sein, wenn man zu solchen Zwangsmitteln greift?! Möglich, daß e» in Rußland einzelne naive Gcmüther giebt, welckc an die Wahrheit dessen glauben, daß sibirische, rum großen Theil der schwersten Verbrechen gegen die menschliche Gesellschaft schuldige Sträflinge ihre, wie bekannt, überaus kärgliche und schlechte Gefangenenkost „freiwillig" zu Gunsten anderer Hungernder sich schmälern lassen. * Nach einer auS St. Petersburg eingehenden Mel dung stößt die Neubesetzung des CommunicationS-Ministeriums, welche im Hinblick auf die diesem Departement gegenwärtig zusallenden großen Aufgaben dringend nothwendig wäre, hauptsächlich auS dem Grunde auf bedeutende Schwierig keiten, weil die ins Auge gefaßten Kandidaten die leb haftesten Bedenken hegen, mit dem Obersten Wendlich, der auf die Leitung dcS Eisenbahnwesens einen fast unbe schrankten und unheilvollen Einfluß auSüdt.zusammenznarbeiten. Oberst Wendrich habe dnrch die Maßregeln, die er für die beschleunigte Beförderung von Getreide in die nothleidenden Provinzen traf, den gesammtcn Verkehr der russischen Bahnen in dem Maße deSorganisirt, das rollende Material so sehr zerstreut und eine solche Verschlechterung desselben berbei- gesührt, daß nach dem Urtheile inilitairischcr Fachleute eine etwaige Mobilistrung, wenn eine solche innerhalb einer kurzen Frist durchgeführt werden sollte, in Folge des jetzigen Zu standes der russischen Bahnen aus sehr ernste Schwierigkeiten stoßen würde. Als Candidat für die Stellung des Eonimn- nicationS-Minister» gilt in erster Linie noch immer Baron Korffj neben ihm werden auch die Generale Pclrow und BobrrnSky genannt. * Wie die „Agence de Eonstantinople" meldet, ist der Firman für den Khedive AbbaS trotz gezentbeiliger Be strebungen in der gleichen Form wie für den verstorbenen Kbedive Tewfik auSgefrrtigt, wodurch alle Schwierigkeiten be seitigt worden seien. * Wie man a»S Athen meldet, hat der griechische Minister des Innern an die il»n unterstehenden politischen Behörden ein Rundschreiben gerichtet, welche«, in Erläuterung der früher ergangenen und so vielfach angefeindrteu Paß verordnung, erklärt, durch letzter» sei lediglich brabfichtrgt worden, den Schifffahrt«-Gesellschaften im Interesse de« reisenden Publicum« selbst »zu empfehlen", daß sie auf die Beibringung von Reisepässen achte». Allgemein betrachte man diesen Eommentar our al« die maSkirte Zurücknahme der Paßverordnung. * Der „Risorma" wird ans Massauab gemeldet, König Menelik habe die Abgesandten des Ra- Mangascha zurlickgewirsen und damit Tigre den Krieg erklärt. Die Häuptlinge von Tiare seien enlschjossen, sich der Invasion zu wiversetzen. — Der Londoner »Standard" bringt eine auö Ron, ihm von Massauah zugeaangene Nachricht, wonach eS in Khartum zwischen Abdallah vom Stamme der Baddara und dem nach dem Khalisate strebenden Sheriff zum offenen Kampfe gekommen sei. Der letztere soll einige Erfolge gehabt haben. * lieber die Auslösung des japanischen Parla mentes wird der »P. E." auS Tokio geschrieben: Am 25. December, genau einen Mona« nach der seierlichen Er öffnung der zweite» Parlainenlsjession durch Ee. Majestät den Kaiser, erfolgte mittelst kaiserlichen DecreteS die Auslösung de- AbgeordnetenhauseS und die Vertagung de« Oberhauses. Die Maß regel war nach der Vereinigung der beiden Oppositionsparteien, welche einen systematischen Widerstand gegen die Regierung organt- sirten, unvermeidlich geworden und kam Niemandem überraschend. Die Mehrheit des Unterhauses verwarf consequent jede Regierung«. Vorlage »nd votirte anderseits eine Reihe von Gesetzen über die Er weiterung der Preßfreiheit, sowie deS Vereins- und VersammlungS« rechtes, deren demokratischer Charakter der Regierung absolut unan nehmbar erschien. Die Session verlies somit gänzlich unfruchtbar, und die Regierung mußte angesichts der grundsätzlichen Opposition deS Unterhauses jede Hoffnung ans das Zustandekommen des Budgets aufgeben. Ter Budgetausschuß hatte Abstrich« iin Gejammtbetragc von 8000 000 Bens vorgenoinmen. Der Minister-Präsident Gras Maksukata erklärte im Plenum diese Abstriche im Allgemeinen für unannehmbar und, soweit dieselben das verfassungsmäßige eiserne Budget betrasen, cinsach für undiScutirbar. In derselben Weise äußerten sich die einzelnen Ressortminister. Trotzdem wurden sämmtliche Abstriche fast ohne Debatte nach den AuSschußanträgen votirt. So erledigte daö Unterhaus in einer einzigen Sitzung die Budgets der Ministerien des Aeuslern, des Innern und der Finanzen. Bei der Berathung dcS Marine-Etats kam cS zwischen dem Marine- Minister Admiral Kabayama und der Majorität zu einer heftige» Scene. Ter Minister verurtheilte in scharfen Ausdrücken die Lb- struclionslaktik des Parlaments und verwies dagegen auf die vrr- diknstvolle Vergangenheit der seit der Restauration die Geschicke des Landes bestimmenden Sat-Cho-Combinatio» (Cabinelte aus den ClanS der Satsu.ua und der ChoShiu). Ter Redner wurde durch eine» Eiitrnslnngvsturm unterbrochen und mußte die Tribüne ve» lassen. Tic Sitzung »ahm einen stürmischen Charakter an und wurde aufgehoben. Nach Wiederaufnahme der Berathung wurde die hauptsächlich im Interesse der Marine beantragte Position für Er- richtung eines Eisen- und Gußstahlwerkes abgelehut. Unter den übrigen Regierungsvorlagen, welche von dem gleichen Schicksale betroffen wurde», besanden sich das Projekt eines Eise». bahn-NnlehenS z» Zwecken deS AnSbancS »nd der Verstaatlichung des Val,»Netzes, dann das Jiideiiiniläls-B zehren für die Hilseciction aus Anlaß der Erdbeben-Katastrophe. Das Haus genehmigte jedoch blos zwei Tritiibeile der sar diesen Zweck in Anspruch genommenen Summe. Ter Gesammtanswand, welchen die Regierung aus Anlaß der im letzten Fuhre vorgekommenen Verheerungen durch Erd beben und Ucberichwemmungen in Anspruch nahni, belief sich auf 6 800000 Pens, welche ans mehrere Budgetperioden vertheilt werden sollte». Zn dieser rücksichtslose» Verwerfung oller Regierungsvorlagen kam »och die Annahme aller von der Regierung bekämpften An träge des Budget-Ausschusses, und der Gegensatz zwischen Regierung und Pnrlnmcnr war damit zu cincni Puncto gediehe», bei weichem auch die letzte Hoffnung a»t ein ciwn noch mögliches gedeihliches Zusammenwirken schwinden mußte. Ein weiteres Hinniiszichen der nussichtsios vcrsahrone» Situation schien unnütz und die Regierung schritt somit unvcrwcitt zur Auslösung des Unterhauses. Sie Idal dies millelsl eincö Gesninintvorirages an den Kaiser, der die schärfsten Anklagen gegen das Abgeordnetenhaus enthielt und i» dem Aus druck der Ueberzeugnng gipfelt, daß rS mit den Interessen des Reiches »nd des Bolk-wohles unvereinbar sei, die Behandlung der Staatsangelegenheiten einem solche» Hanse anznvertraiien. Die Auflösung des Abgeordnetenhauses dal i» der Hauptstadt keinerlei Erregung hervoigerufen. Tie Presse aller Parteiichattirungcn bespricht das Ereigniß in vollster Ruhe. Tie Neuwahlen haben ver fassungsmäßig innerhalb süns Monaten stattzusinden. Bon dem Ausfall derselben hängt die Entscheidung der Frage ab, ob in Japan künstighin eine rücksichtslose PariniiirntSherrschast etablirt werden soll, ober ob die Monarchie in constiliUionellen Formen zu bestehen vermag. Füllt das Verbiet der Wähler, welche in Folge LcS hohen Wnhlcensns ausschließlich den hemiUellen Elasten aiigehören, zu U». aimsten des herrschenden Systems anS, dann wäre die Folge unab sehbar, da die Rückkehr zum Absolutismus nngesichts der in der Intelligenz des Landes mehr und mehr um sich greifenden FrciheitS- idecn unthunlich erschiene. Tie NoihsiandSdistriete werden übrigens unter dem Stillstände der Parlamentär scheu Berathungen nicht zu leide» haben, da «ine kaiserliche Verordnung die außerhalb dcs Budgets erfolgende Verwendung von rund 3 800 000 Bens für technische Bauten in den Provinzen Aichl, Gis», Dssuvka »nd To- gaina verfügt. Militairischer. ' Wie», 18. Februar. Der „Neue» Freie» Presse" zufolge erhält di« rumänische Armee von der österreichische» Wossen- iabrik iu Steyr üchcolibrtge Manulichergewehr» mit Berbefferungen de« schweizerischen Obersten Radix, welche gegen die rasche Ab nützung der kleiuealibrtgen Gewehr« schützen solle». Wegen der Anlage rlarr Patronenfabrik im Lande unterhandelt Rumänien mit ausländischen Firmen. Arbeiterbewegung. * London, 13. Februar. Der Streik der Kohlenträge* naht seinem Ende. Die Polizei wurde zurückgezogen und die größer* Zahl der Vcrcinsarbeiter hat ihre Beschäftigung wieder ausgenommen' mit Ausnahme derjenigen, welche kürzlich von zwei großen Firmen beschäftigt wurden und deren Angestellte den Arbeitern die Rückkehr zu ihrer Arbeit nicht gestatten wollten. Es werden fernere Unruhen befürchtet, wenn dieses ZugestSndiß nicht gemacht wird "Turin, 13. Februar. Die unbeschüftigtenArbeiterwollten eine Kundgebung veranstalten, wurden aber durch die Polizei ver- sprengt. Gegenwärtig herrscht Ruhe. Lilcrarur. Milttair-Zeitung. Organ für die Reserve- und Landwehr- Ossiciere. Verlag von R. Eisenschmidt i» Berlin A.>V., redigirt vom Hauplniann a. D. Oettinger. Nr. 7 des 15. Jahr ganges enthält: Die Thätigkeit der Reiterei vom 19. August dis zum I. September 1870, während des Vormarsches gegen die Armee von Ehülons. Von Major a. D. Kunz. (Fortsetzung.) — Umschau im Waffenwesrn. Von R Wille, Generalmajor z. D. — Ein Bermächtniß Moitkc'S: Stärkung der sinkenden Wehrkraft. — Skandinavische Reiseerinnerungcn. Bon A. von Trygalski. (Fort setzung > — Personal-Veränderungen. — Bücherschau. — Kleine militairischc Mittbeilungen. — Vermischtes. — Briefkasten. ätan-ksamtliche Nachrichten. Dom 8. bis 13. Februar 1892. StanVeSamt!. Aufgebote: Hentichcl, Gustav Moritz, Lagerist in L.-Nnger- EroUciiLvrs,miI verw. Förster gesch. gew. Schneidergeb Schröder,E»»na Wilh., hier. — Meigang. Gustav Paul, Stellmacher, mit Schünzel, Albcrline Therese Einiite, hier. — Rötung, Georg Friede., Laborant und Weinlüser in L.-Reudnitz, mit Rudolph, Berlha Elisabeth, hier. — Kob», Friedrich Robert. Vahnarbeiler. mit Türpe, Marie Helene, hier. — Schmock, Otto Max Richard, Tiichler, mit Rvitzjch, Juligua Maria, hier. — Kaiser, Friedrich Eduard, Geschäftsführer, mit Bitleriiian», Margaretha, hier. — Weber, Arthur Richard, Schuh- niachernieisler, mit Ricdrich, Anna Augnsle, hier. — Steyer, Carl Otto, Schlosier hier, mit gcsch. Jedermann gcb. Fischer, Thekla Hulda, in Grimma. — Spaih, Johann Joseph, Schneider, mit Mcnd, Barbarn, hier. — Donner, Friedrich Alba», Kaufmann, mit Appenselder, Albine Jda, hier. — Barlh, Llto, Buchbinder, mit Lehmann, Marie Emma, hier. — Trimper, Heinrich Wilhelm Anglist, Gnininiarbeiler hier, mit Reich, Augnsle Lina Klara, in Alienburg. — Horn, Friedrich Herma»», Maurer, mit Ezold, Helene Auguste Atmn, hier. — Elans, Otto Moritz. Zeilungs-Mitarbeiter, mit Riemer, Julie Elisabeth Olga, hier. — Schullcs, Moritz Einil, I'r. weck., Assistenzarzt I. Elaste bei dem Corps-General arzt II. Arineecorps i» Stelrin, mit Bornmüller, Marie, hier. — König, Paul Bernhard, Heizwärtrr an der Thüringer Eisenbahn, mit Strauß, Henriette Luise, hier. — Klrinkans, Friedrich Georg Enrt, Lithograph, mit Hanne», Selma Anna Mathilde, hier. — Fuhr- mann, Carl Friedrich August, Glaser, mit Polster, Laura Emma, hier. — Lehmann, Johannes Ferdinand, DiaconaiS-Bicar vr. plul. in Denke», mit Carus, Johanna Louise Ehariotte, hier. — Klee- i»a»n, Friedrich Earl Pani, Schirmsabrikant, mit verw. Helliuan» gebor. Weißgetbcr, Friederike Augnsle, hier. — Ziinmennann, Friedrich Max, Pastor in Cannrwitz, mit Grobrngge, Auguste Malhiide Gcbecko, hier. -- Grimpe, Friedrich Hermann Louis Robert, Konsnian» in Berlin, mit Schöne, Hedwig Agnes, hier. — Krocker, Enei Julius, Hausdiener im Hotel de Rnssie hier, mit Gebhardt, Christiane Helene, in Dresden. — Hübner, Georg Franz, Apotheker in Coburg, mit Goldlin, Maria Elija, in Vitznan. — Seiffert, Friedrich Hermann, Tischler »nd Meublespotirer, mit Hacnsel, Franziska Natalie, hier. — Held, Max Emil Arthur, prakl. Zahnarzt, mit Toering, Jda Martha Helene, hier. — Landgraf, Johann Gottlob, Staatsanwalljchaslsdicner, mit Schindler, Amalie Clara, hier. — Ullrich, Georg Adolf August, Poslassisient, mit Wiebach, Emma Linna Auguste, hier. — Franke, Otto Richard, Fleischer, mit Giebncr, Jda Emma, hier. — Wenzel, Arno Wilhelm, Buchhaller hier, mit Martin, Anna Maria, in Dresden. — Ehlers, Theodor August Hermann, Knischer, mit Lageniann, Marie Selma, hier. — Witz, Franz Asaver, Kellner, init Scheibe, Anna Auguste, hier. — Lösche, Albert Joseph, Tischler, mit Heilcmcinn, Selma Lina, hier. — Groß, Georg Edmund, Bussetier, mit Siebek, Sofia, hier. — Lindncr, Richard Birgilins Bernhard, GcrichtSschrciber beim Kgl. Landgericht zu Chemnitz, mit geschicd. Puschet geborene Friese, Emma Maria, hier. , Eheschließungen: Panzer, Friedrich Gustav, Schänkwirthhier, mit Gärlncr, Anna Tosco, in Fuchshain. — Hanicke, Georg Maximilian, Ranchwonrentiändler, mit Meyer, Marin Ernestine Mdjekiiihi», hier. — Löffler, Johann Paul Robert, Hnlmacher, mit Scheits Paulioe Emma, hier. — Horner, Leonhard, Handarbeiter in Zipfein dors, mit Petrik, Maria, hier. — Paul, Friedrich Ernst, »imchner. mit Sardtler, Maria Theresia, hier. — Fricke, Friedrich Wilhelm, Maurerpolier hier, mit verw. Bienrrt geb. Albrecht, Anna, in Leutzsch. — Ende, Johann Gotthels, Pserdebohnkutscher in Leipzig. Gohlis, mit Fritz, Amalie Bertha, hier. — Kaiser, Friedrich Wilhelm, Pferdehändler, mit veno. Rebhuhn gesch. gew. Peine geb. Backmann, Clara Auguste Amalie, hier. — Winkler, Eduard Einil, approb. Arzt, Dr. lue-ä, Assistenzarzt 1. Cl. der Res., mit Goetz, Anna, hier — Eberlein, Carl Heinrich, Droichkenbesitzer. mit Speck, Sophie, hier. — Westphal, Ferdinand Hermann, Handluiig-coininis, mit Lindau, Ernestine Caroline Alma. hier. — Kreysing, Otto Reinhold, Hand liingscommis, mit Bauman», Emma Franziska, hier. — Lester, Leo, Kaufmann, mit Peltin, Margaretha, hier. — Hier!, Carl Friedrich Gäriner i» L.-GohliS, mit Tischer, Auguste Sophie, hier. — HSriltc, Louis Jea» Pani, Attache beim französischen General-Consnlat, mit von Swnine, Gustave Paniine Henriette Constanze, hier. — Ziinmerschilt, Jakob, Geschäftsführer des Theater« „Wallend»" in Mainz, zur Zeit hier wohnhaft, mit Heesurth, Panline Maria, hier. — Lorenz. Heinrich Richard, Schlosser in L -Pingwitz, mit TönineS, Annn Marie, hier. — Gebauer, Hermann, Rollkulscher, mit Richter, Emilie Jda, hier. — Gotischalk, Ernst Otto, Militairanwärier, mit gesch. Kahle, geb. Schmidt, Marie Ernestine, hier. — Schröder. Friedlich Wilhelm Ferdinand, Monteur, mit verw. Lindstädt, geb. Laube, Henriette Minna, hier. — Gramm, Wilhelm Max, Bäcker in L-Lindrnau, mit Tempel, Emilie Anna, hier. — Schrödler, Kart August Louis, Hausdiener, mit Thiele. Anna Bertha, hier. Geburten: Stadler, Rupert, GlasermristersT. — Hasse, Job Aug. Joses, Aufsehers S. — Ctaußen, Hern,. Jürgen Gast., Kauf, manns T. — Groß, Joses, Schneiders T. — Herzog, Carl Aug. Emil, Stodtreiseiiden T. — Hörig, Friedrich Paul, Martlhelsers S. — Hübsch, Johannes Theodor, Handlnngsreisenden T. — Lochmann, Franz Herrn., Maurers T. — Schicker, Gustav Min, Cassirers beim Armenamte S. — Müller, Johann Fricdr. Richard, Schneider« S. — Pöppert, Joses, Schneidermeisters S. — Winkler, Friedr. Earl, Maurers T. — Rezek, Wenzel, Schneiders T. — Leonhordt, Johann Carl Ehreg. Eugen, Ciaarrenhandlers T. — Müller, Johann Heinrich, Buchdruckers T. — Heer- meier, Franz Hcrm., Kutschers S. — Noinanus, Carl August Rob., Buchdruckers S. — Engelmann, Gottlieb A»g. Reinhold, Bezirks-Schoriiiteinsegerineisters T. — Münch, Wilhelm August, ManrcrS und Hausmanns T. — Blasig, Friedrich Aug., Bäcker- meisirrs T. — Radler, Friedr. Max, Marklhelsers T. — Wintcr- strin, Erhard Ludwig, Lehrers an der königl. Kunstakademie T. — Eckoid, Gustav Emil, Handarbeiters S. — Heidrich, Carl Aug. Herm., Schlossers T. — Schubert, Friedr. August., Handorbeiters E. — Beckmann. Carl Gottlieb Adolf, Schneiders S. — Häselbartb, Herm. Franz, Kausmanns S — Hecht, LSknr, KausmannST. —Rappe, Wilh. Friedr., Üankmaiins S. — Mocker, Richard Paul, Schänkwirth- S. — Decker, Joh. Friedr. Nndr., Schneidermeisters S. — Lorenz, Adols Moritz. .Kaufmanns S. — Werner, Carl Clemens, Maurers T. — Pelz. Heinrich, Lchristgießers S. — Schilling, Hugo Herrn. Gustin, Oskar, Raiichwanre»iorlirerS T. — Erdmann, Adolph Gust. Rich. Schncidcrs S. — Janke, Arthur Felix. Kausinonns T. — Martert, Carl Heine. Wilh., Hausmanns T. — Freid, Samuel, Handelsmanns T. — -chauerbainiiier, Christ. Herm., Schmied« T. — Becker, Franz Heinr., Handarbeiters T. — Tumonk. Max Herm. Eduard, Färberei- bejitzers S. — Jaegcr, Herm. Emil, Fleischers T. — Ludwig, Gust. Max. Lithographens S. — Klug, Mojes, HaiideiSmanns T. — Spaniiaiis, Earl Gustav, Buchhandlungsreisendens T. — Seiiarth, Friedrich Herm., Handarbeiters T. — Deutlich, Friedrich Ernst, Haiidaibcilcrs T. — Roßberg, Wilh. Rich., Llempnermeisters T. — Pirat, Joses, Dekorationsmalers S. — Weber, Ernst Albrecht. PosthilssbolenS S. — Fritzsche, Heinrich Rob. Rich., Bäckermeisters E. — Semsroib. Joh. Heinrich Wilhelm, Drechslenneislers T. — Martick, Friedrich Hermann, Zimmerer- S. — Herbst, Paul Gustav, Handarbeiters ZwillingS-S. — Zeidler, Ernst Otto, Buchbinders Zwillings-S. und -T. — Töpfer, Hermann Marklhelsers S. — Seifert, Richard Oscar, Handels» anns S. — Henze, Carl Friedrich Arthur, Tchristenvergieichers und Redakteurs S. — Slesanski, Stanislaus, Posl-AssistentenS S. — Engelhardt, Friedrich Hermann, Maurers T. — von Linsingen, Carl Hugo Alexander, acliven LsficierS T. — Jahn, Friedrich Alwin, Modell tischlerS T. — Echässner, Joh. Gustav, Markthelser» S. — Schocbcl, Carl Richard, Productenhändlers S. — Drescher, Bruno, Schneiders T. — Severin, Ernst LouiS Reinli., Handelsmanns S, — Gnrnch, Friedrich Wilhelm Hermann, Gastwirihs T. — Reisen- schcid, Johann, Handarbeiters S. — Schnell, Carl Otto, Hermann, Schneiders T. — Grnichwitz, Karl Bernhard, Kaufmanns T. — Böhme, Franz Theodor, TsschlerS T. — Wisse, Johannes Hugo Paul, Buchbinders S. — Schwalbe, Ernst Otto, Tischlers T. — Tiltrich, Adolph Eduard George, Kaufmanns S. — Puchheim, Hennann Otto,' Bäckermeisters T. — Buch, Heinrich Johann Friedrich, Vr. weil, prcsst. Arzts T. — Winkler, Gustav Franz, Milch- und Productenhändlers S. — Grase, Franz Hermann, Zimmerers S. — Außerdem wurden 18 unedeliche Knaben und 18 uneheliche Mädchen, wovon 16 in der Entbindungsschnle ge- boren wurden, in das Geburtsregister eingetragen. Standesamt N. Aufgebote: Thorschmidt, Kurt Hermann, Schänkwirih, mit Meischner, Friederike Emilie Jda, in L.-Botkmarsdorf. — Müller. Friedrich Wilhelm, Maurer, mit Wermonn, Amalie Auguste, in L.-Anger-Crollendors. — Mchlhorn, Wi helm Emil, Maurer, mit Krumdirgei, Anna Lina,, in L.-Sellerhausen. — Reimann, Emil Heinrich, Buchbinder, mit Riedel, Lina Elisabeth Martha, i» L.-Rc»dnitz. — Petri, August Waldemar Paul, Poslhilfsbole, mit verw. 2hieine geb Reimer, Anna Bertha, in L.-Nrnsiadt. — Lel- schläger, Eieginund Bernhard, Ansjeher in Bitterseld, mit Pitzler, Dock nun — mit einem Aufsckrei flog er in ihre a»S- gebreiteten Arme. „Mutter, ich habe eS nicht gethan! Mutter, ich habe niemals gestohlen! Weine doch nicht, liebe gute Mutter!" Aufschluchzend lag der Knabe an ihrem Herzen, und Frau Brenner hielt ihn umschlungen, den blonden Kopf, besten lockige«, weiche- Haar einst ihre Freude gewesen, jetzt aber kurz geschnitten war, fest an ihre Brust druckend. „Oh! oh!" kam e» nur über ihre Lippen. Und, sich scheu umblickend, flüsterte der Knabe wieder: „Mutter, ich habe nicht gestohlen, nie, Mutter. Du weißt doch, ich habe auch nicht gelogen, nur als ich sagte, daß ich die Birnen gegessen, die Jakob der Obstfrau genommen, da log ick' — Deinetwegen." „Meinetwegen?" schrie die Mutter auf. den Knaben von sich haltend und ihm mit entsetztem Ausdruck in daS Gesicht starrend. „Ja — Mutter, vergicb! Sie sagten, wenn ich bekennen würde, daß ich gestohlen, so würde man mich nicht so hart bestrafen — ich könnte vielleicht bei Dir bleibe»." Und wieder schlang daS Kind die Arme um den Nacken der Mutter und barg da- thränenüberströmte Gesicht an deren Brust. Die Frau atbmete tief und schwer. Ten jüngeren Knaben sesthaltend, wandte sic sich dem alteren z>>, der regungslos, mit ;» Boden gesenktem Blick an derselben Stelle stand. „Jakob — und Du?" fragte sie mühsam mit heiserer Stimme. Der Knabe gab keine Antwort. Die schön geschweiften Brauen über einem dunklen Augenpaar zogen sich noch dichter zusammen. „Jakob", wiederholte sie, „und Du?" Noch einen Augenblick dasselbe Schweigen. Dann bob der Knabe rasch den Kopf einpor. Finster nnd trotzig begegneten seine Augen den angstvoll aus ihn gerichteten der Mutter. „Ich? WaS soll ich?" Nöthe »nd Bläffe wechselten in dem Gesicht der Frau. Sie schien eine weitere Aeußerung machen zu wollen, aber lein Laut wollte sich ihrer Kehle entringen. In dem Blick auf dr» Solm aber lag rin Flehen, den, dieser nicht widerstand. „Muß ich noch einmal ansangen? Haben sic nicht genug gefragt? Ick weiß nicht« mehr", kam eS in abgebrochenen Worten über seine Lippen. „Ich möchte, wenn ich wieder gebe, so gern einen leisen Lrost mit fortnehmen", sagte Frau Brenner in müdem Ton. „Du glaubst nicht, Jakob, wie schwer da» Leben mit der Be fürchtung ist, daß jene Anschläge in Deinem Kopse entstanden sein könnten. Giev mir wenigsten« die Beruhigung, daß Du »ur «in verführter gewesen und in Deinem Trotz die Schuld Anderer ans Dich genommen hast." Der Knabe biß sich aus dir Unterlippe, seine Wangen waren blaß, und er blickte scheu zu Boden, indem er ein be harrliches Stillschweigen beobachtete. Seine ganze Haltung aber zeigte, daß der weiche, bittende Ton in der Stimme seiner Mutter Eindruck auf ihn gemacht und eine gewisse Unsicherheit über ihn gekommen war. Mit scharfem Blick batte Frau Brenner die kaum merkliche Veränderung in der äußeren Erscheinung ihres Sohnes ge sehen und trat jetzt noch um einen Schritt näher an ihn heran. Ihre Hand legte sie auf den dunklen KrauSkopf, den auch daS kurz geschorene Haar »och als solchen verrietk. Der Knabe erschauerte sichtlich unter der Berührung. „ES ist doch gleich, Mutter, ob ich Anstifter oder AuS- sührer war", »lurnielle er unsicher. „ES läßt sich nicht ein Punct von meiner Schuld hinwegwischen. Ich habe gestohlen." ,.O mein Gott!" In den drei Worten lag der Höhepunct eines grenzenlosen Schmerzes. Dann entstand eine Pause. HanS schmiegte wieder seinen Kopf an die Brust der Mutier, aus deren Augen heiße Tropfen auf seine Stirn sielen. „Ich habe Dir doch gesagt, daß Stehlen Sünde sei, Jakob. Wie hast Du cS vergessen können ?" Die Haltung dcS Lknabe» war plötzlich wieder eine straffe, die Farbe kehrte in seine bleichen Wangen zurück, in seinen Augen glühte abermals der Trotz. „Ich babe cS nickst vergessen, daß Du uns so gelehrt, aber — der Maurerpolier von drüben war anderer Meinung, nnd — ich dachte, er sei nicht im Unrecht. Warum giebt cS Reiche und Arme? Warum haben jene Alles und wir nicht«, manchmal nicht Brod? Ich will mich nicht ent schuldigen. Du weißt, ich habe eS auch dem Gerichts hof gegenüber nicht versucht, obgleich eS besser für mich gewesen wäre. Zu lügen wäre mir nicht möglich. Ala ich bei dem reichen Schindler stahl, wußte ich, daß ich gegen daS siebente Gebot und gegen Deine Lehre ban delte, aber — ich glaube, ich würde heute dasselbe thun. Ick hasse den Geizkal«, der die kleine Kordel Nachmann an dern Hause in de» Rinnstein geworfen hat, daß sic mit blu tigem Kopf liegen blieb, weil sie um ein Stück Brod gebettelt. Der Gedanke, mit seiner Trüsfelwurst. seinem Eaviar und all' de» anderen Dingen in seiner Speisekammer, die ich von der Bodenluke aus scden konnte, und über welche er so viel gejammert, einmal eine ganze Reihe von Bettrlkindern ordentlich satt zu machen, ließ mich nicht zur Ruhe kommen, bi- er zur Ausführung gelangte. Da- Uebrige weißt Du. Die Köchin fand die schwarzen Körner deS EaviarS im Rinn stein. Wir legte» ibn in die Dachrinnen, und der Regen bat ihn beruntergespült. Die Anderen verriethe» mich, ob gleich sie mitgeholfen und tüch.ig gegessen hatten, während i ch -« Um die Lippen dcS Knaben zuckte eS plötzlich verächtlich. Dann warf er den Kopf zurück, wie uni unerfreuliche Ge danken abzuschütteln. „Die alte Obstfrau war nicht geizig", sagte Frau Brenner in einer Tonart, deren Ruhe nachhaltiger wirkte, als der herbste Vorwurf. Jakob schwieg, und obgleich seine Mutter in ihn zu dringen fortsnbr, war er doch nicht zu bewege», über diesen Punct eine Aeußerung zu machen. Sein Schweigen bestätigte ihr aber seine Schuld im vollsten Umfange. Heiß wallte eS in ihr auf. Der Jammer, den dieses Kind über sie, über seinen Bruder gebrack,t, wollte sich in Worten Luft mache», aber ein Blick auf sein bleiches Gesicht, seine schmalen Wangen ließen sie verstummen. „Gott wirk unS beistehcn, Jakob", sagte sie endlich mit bebender Stimme, indem sic mit ihrer kalten Hand zärtlich seine Wangen streichelte. Er schüttelte nur finster de» Kopf, doch erfaßte die Mutter die Bedeutung dieser Bewegung nicht. „Zeick'ne Dick dnrch ein gute« Betragen auS", fuhr Frau Brenner fort, „damit man Dir Deinen Aufenthalt ini „Dcnn- hardt" nickt zum Vorwurf machen kan». Vielleicht wird aber auch ein Theil der Strafe erlassen, und Du darfst zu niir zurückkebren. Noch kann Alle- gut werden, wenn Du nie wieder ein Unrecht begehst." Blitzähnlich schoß eS aus Jakob s Augen. „Nichts kann gut werden, Mutter. Ich babe gestohlen und werde bis an» Ende incincS Lebens ein „DennhardtSbruder" bleiben — auch HanS, obwohl er schuldlos ist." Zwei große Tropfen perlten über die Wanzen deö Knaben, aber nickt Thräne» dcS Scknierze«. sondern Thränen de« grimmigsten, ohnmäcktigen Zornes. Und die Mutter konnte kein Wort de- Trostes sprechen. WaS er gesagt, enthielt eine furcktbarc Wahrheit. Die Zeit verging — der Augenblick de» Abschiede- für heute nabte. „Sei fromm und gut, Jakob, ob auch daS Unglück schwer ans u»S lastet", flüsterte Frau Brenner mit thränrnerslickter Stimme, al» sie den ältesten Sohn umarmte. „Du hast nicht Ursache zur Bitterkeit und zum Groll, denn Du leidest nicht schuldlos. Ick weiß in Dir schlummern Keime, die zu ernsten Besorgnisse» Veranlassung geben, aber ich hoffe, da« viele Gute in Dir werden sie nicht ersticken. An Dir wird eS sein, diese Zeit mit ibren Folgen zu überwinden. Du wirst eine« Tage- ein Mann sein, und dann sollen Deine Thaten für Deinen Ebarakter sprechen." Der Knabe entgegnete nicht-, er schüttelte nur finster mit dem Kopfe. HanS aber sagte: „Mutter, Du wirst n,r unrecht von mir denken. Ich verspreche Dir, immer da« zu thun, wa« Du mich gelehrt hast. Kannst Dn glauben, daß ich zum zweiten Mal sünd ge» würde?" Die Frau blickte in die großen, blauen Kinderaugen, die mit ernstem Ausdruck auf sie gerichtet waren. E« lag eine überzeugende Aufrichtigkeit in ihnen. „Nie, mein Kind." Ueber da« Antlitz de« Knaben ergoß sich leichter Sonnen schein: „Mama, sehen wir unS wieder?" „So oft ico kommen darf." „O, daS wird oft genug sein. Nun ist mir wieder besser um- Herz, Mutter. Wie habe ich mich gefürchtet, daß T» nicht kommen würdest." Mntter und Kinder trennten sich. Beinahe wäre die Befürchtung ihre« Knaben in Erfüllung gegangen! Ihr war leichter um» Herz, wie seit langer Zeit, obgleich die Zusammenkunft mit ihren Kindern auch neue Sorgen in ihr wachacrufen. Besonder« war cS der Gedanke an den finsteren Trotz ibrcS Aeltestcn, der sie unablässig peinigte Sein Wort: „DennhardtSbruder" tönte in ihren Ohren nack wir ein Echo. Wieder vergingen Tage nnd Wochen — Monate. Scknice- Massen und Schmutz hatten weicken müsse», und auck in den lärmenden BerkehrSstraßen der Stadt zog der Frühling ein. Nicht nur die warmen belebenden Sonnenstrahlen erzählten von ihm, mehr »och tbat eS da« frische fröhliche Leben, welche« in Jung und Alt pulsirte nnd sich in rascheren Bewegungen und srichlichen Gesichtern zu erkennen gab. Auch Frau Brenner'« Stübchen machte einen minder trüb seligen Eindruck, al« in den kalten Wintertagen, an welchen kaum in den Mittagsstunden die Dämmerung dem Tage ge wichen war. Sie konnte bisweilen da« Fenster öffnen »nt der Luft Einzug gestatten. In den Zügen der einsamen Frau war aber nicht« von FrühlingSsoniienschcin, von frischerem Leben und froben Hess nunge». Bleich und schmal waren ihre Wange» wohl seit langen Jahren aewcse», aber sie batte nie den Eindruck eou Schwäche und Hinfälligkeit gemacht, der sich gegenwärtig in all' ihren Bewegungen zu erkennen gab. Kummer und Herzc leid hatten an rhr genagt, der Gedanke an ihre Kinder ließ sie weder Tag noch Nacht zur Rub« komme» und zehrte an ihrem Leben — ihr war'« nicht selten, al« fühle sie c» laug sam dahinschwindrn. (Fortsetzung folgt.)
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