Peter Dörfler vr. t^oi. geb. 29.4.78 in Unter-Germarmgen. Schwaben. Lebt in München. Die Schrift scheint in das Papier hineingearbeitet wie das Muster einer Stickerei in den darunter liegenden Stoff. An vielen Kurzbuch staben wie am „m" und „n" sind in den ersten Grundstrichen noch die Nadelstiche erkennbar und am letzten Abstrich eine eigenartige Verknotung. Die ziemlich weit voneinander abstehenden Kurzbuchslaben werden gleich sam durch einen Faden miteinander verbunden. Auch einige kreisförmige Unterlängen des „g" erinnern an umsäumte Ränder mancher Stickereivor lagen. Die ganze Seite erhält das Gepräge einer kunstvollen, bunten Handarbeit durch: überraschend geschlungene Formen vieler Gebilde und durch häufige Vereinzelung von Buchstaben, die auf diese Weise hervor gehoben werden. Druck und Tintenfiille ergeben lebendige Bielfarbigkeit. Mit viel Liebe und feinem Verständnis für alle kleinen Regungen des Lebens ist dieses Schriftwerk entstanden, als ob der Schreiber, ganz hingegeben an jede Einzelheit eines noch so geringfügigen Geschehens, mit seiner Feder Strich auf Strich aneinanderreiht und in das Papier hinein stichelt zu einem fortlaufenden Bild der sich ständig ändernden Welt. Die Weichheit und Wärme der Schrift läßt die Aufgeschlossenheit und das Mitgefühl des Dichters für Menschen und ihre Schicksalswege erkennen. Hier nimmt eine Persönlichkeit am bunten Wechsel des Lebens Anteil und weiß es in aller Ausführlichkeit zu schildern. Nicht genießend, sondern geruhsam betrachtend nimmt der Dichter die Verhältnisse und Begebenheiten auf und gestaltet sie mit lebhafter Phantasie. Der Farbe des gesamten Schriftbildes, dem zusammenhängenden Fluß der vorwärts schreitenden Zeilen und der schwungvollen Form vieler Großbuchstaben sieht man die Fülle der Anschauung und den Reichtum der Einfälle an. Da der Künstler auch seelisch mit dem Leben stark verbunden ist, er liegt er leicht seinen Stimmungen: die Zeilenführung und die Unregel mäßigkeit der Schrift weisen darauf hin. Fadenbindung deutet auf um fassende Menschenkenntnis, und manche bogig geschwungene Form erzählt von einem gesunden Humor des Dichters.