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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940111029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894011102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894011102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-11
- Monat1894-01
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238 über tzanz Italien gesponnen wurden, um eine all gemeine sociale Revolution hervorzurusen. Daß eS auf eine solche abgesehen war und die Tumulte in Sicilien nur ein Borspiel de» Drama» bilden sollten, da» man aus de»Festlande aussühren wollte, wird in Rom nicht nur be hauptet, sondern auch geglaubt und durch die riaenthümlicke Erscheinung bestätigt, dag, während Sicilien sich allmählich beruhigt, der politische Boden der italienischen Halbinsel ron Taa zu Tag m bedenklichere revolutionäre Bewegung gerät!». Bald hier, bald dort, namentlich aber in Apulien und Calrrbrien, bricht die socialistisch-anarchistische Lava durch, und es wird noch der größten Energie und bedeutenden Kraftaufwandes von Seiten der Regierung bedürfen, um die Gluth zu löschen oder auch nur zu dämpfen. Der Zusammenstoß zwischen Engländern und Franzosen in Weftasrika, der als das Resultat eine» ver- hangnißvollen IrrthumS de» französische» eommandircnden Ofsioier», Lieutenant» Moritz, anzuschen ist, welcher auch mit seinem Leben dafür büßte, hat zu beide» Seiten de» Canal» eine Fluth von Preßcommciitare» erzeugt. Man ist auf englischer wie auf französischer Seite nicht geneigt, die Affaire tragischer zu nehme», als sie cs ver dient, wa» freilich nickt hindert, daß die coloniale Eifer sucht der rivalisircndcn Mächte deutlich zum Vorschein kommt. Jeder Theil sucht den anderen von seiner eigenen völligen Loyalität zu überzeugen, giebt damit aber gleichzeitig zu verstehen, baß er dem anderen Tbeile eine solche Loyalität nicht zutraut. Bei der Entlegenheit de» Schauplatzes rer Affaire mag immerbin noch eine geraunie Frist bis zum Ein treffen auSlührlicherer Berichte vergehen, inzwischen vertreibt sich dir öffentliche Meinung Englands die Zeit damit, den Franzosen vorzuwersen, daß sic eigentlich ihre afrikanischen Expeditionen mit unverantwortlicher Leichtfertigkeit i»S Werk setzten, unbekümmert, ob sie bei ihren Streifereien sich in anderer Leute Interessensphäre verirren; und die Franzosen revanchiren sich damit, daß sie England unersättlicher Colvnic- ier anklagen und sich selbst auch in diesem Falle als die armlösen Opfer britischer Heimtücke hinstellcn. Schließlich wird sich die ganze Sache wohl zu einem diplomatischen Blau» oder Gelbbuch verdichten und damit ihrer Erledigung auf dem üblichen GeschäftSwcgc zugcführl werden. Washingtoner Drahtnachrichten der „Time»" au» Hawaii bestätigen, daß die provisorische Regierung sich ge weigert bat, zu Gunsten der Königin abzudanke». Wegen dieser Weigerung ließ der Vertreter der Vereinigten Staaten, Willis, Mannschaften von den amerikanischen .Kriegsschiffen auf der Rhede von Honolulu landen, aber die anfängliche Meldung über blutige Straßen- kämpfe und die Abreise des Gesandten wird nicht bestätig t. Willis verlangte weitere Instructionen. Mittlerweile scheint die Regierung der Vereinigten Staaten cinzulenken und auf Wiedereinsetzung der Königin verzichten zu wollen, da die Anwendung von Gewalt gegen die provisorifche Regierung nickt geboten erscheint. Im Senat wurde eine angeblich die Anschauungen der Negierung vertretende Resolution eingebracht, die sich gegen die Annexion Hawaiis ausspricht, das Fortbestehen der provisorischen Re gierung befürwortet und ferner erklärt, die Einmischung fremder Mächte in die politischen Angelegenheiten der Sand- wickSinseln würde als unfreundliche Handlung gegen die Regierung der Vereinigten Staaten betrachtet werden. Schon am 8. Januar batten die Führer der Republikaner Los Repräsentantenhauses eine Versammlung abgebalien, um zu berathe», was gegenüber der Politik des Präsidenten Eleveland bezüglich Hawaiis geschehen solle. Einige waren dafür, den Präsidenten in Anklagezustand zu vcrsetzen. Schließ lich beschloß man aber, daS Eintreffen weiterer Nachrichten aus Honolulu abzuwarten. Auch die Demokraten sind über da« Eingreifen des Präsidenten zu Gunsten eines verrotteten KönigtbuniS nickt» weniger als entzückt, und eS wird, nach dem die Vereinigten Staaten durch daS unberechtigte Ein greifen des ehemalige» Gesandten Stevens für die Revo- lutionaire doch einmal ein Unrecht begangen hätten, empfohlen, die provisorische Regierung einfach anzuerkennen und der Königin eine Pension auSzable» zu lassen. Sicher ist, daß die hawaiische Frage in, Eongreß die stürmischsten Er örterungen Hervorrufen wird. Deutsches Reich. ^ Berlin, lO. Januar. Leider bestätigt e- sich, daß der Abgeordnete von Benda mit Rücksicht auf sein vor geschrittenes Alter (er ist >8lt> geboren) daS Amt al« zweiter Vicepräsidcnl des Übb geordnete» Haus eS nicht mehr annehnien kann. Er hat dieses Amt drei Legislaturperioden hindurch in der würdigsten Weise ausgcübt und sich durch sein freundliches, mildes Wese» und seine völlige Unparteilich keit viel Anerkennung aus allen Seiten erworben. Ueber den Nachfolger, den die nalionalliberalc Partei designiren wird, können naturgemäß erst nach Eintreffen der Landlagsabgeord neten Entschließungen gefaßt werten. — Die angeblichen Aeußcrungcn des Finanzministers Or. Miguel über Stcuerfragcn, den russischen Handelsvertrag und dergleichen, bin und wieder Gast, der ins Philisters»», Übertritt und die anderen Geister werde» für Willy nicht genug Anziehung be sitzen, um ihnen zu Liebe sich die Gunst seiner Mutter zu verscherzen ..." „Ich danke Ihnen für diese Mittheilung," sagte Frau Trübe warm und drückte Eckart « Hand, „mir fällt gewisser maßen damit ein Stein vom Herzen. Aber nun zu etwa» anderem. Sic batten mir daS letzte Mal, als Sic hier waren, von Ihrer neuen Eomposilion erzählt. Würden Sic nicht die Güte haben, sie mir einmal vorzuspiclen?" .Ich möchte daS lieber nicht thun," erwiderte Fritz, „ich weiß noch nicht, wie sie sich aus dein Elavier macht. Ick habe sie gleich für Orchester componirt und ich habe noch keine Zeit gehabt, sie einmal auf dem Elavier zu spielen." „Wie Sie haben sic noch niemals gespielt und sind doch schon mit dem Orchester fertig?" „Ja, ja. In ein Stück für Orchester kann man mehr kineinlegen, eS macht mehr Spaß, so etwa« zu schreiben. DaS Elavier giebt doch nur unvollkommen die Harmonie der Töne wieder." .Sie müssen aber doch die Melodie oder die Motive einmal durchspielen, wie können Sic denn sonst wissen, wie e» klingt." „Wie e» klingt? Die Noten klingen dock. Ich höre daS Alle«, auch wenn ich kein Iiistrnmcnt habe." „Haben Sie den kein Elavier?" Eckart.brach in ein herzliches Lachen an«. „Nein, gnädige Frau. Ein solcher Kasten war noch nicht in meinem Besitz." „Wie macken Tic denn die Compositioncn. ich denke, man muß daS allererst aus dein Elavier probircn." „Um Gotte« Willen, nein, daS Instrument ist ganz Nebensache. Man setzt sich hin und schreibt Noten. DaS genügt. Da« übrige thun die Streicher und die Bläser, wenn e« zur Aufführung kommt." „DaS ist schade, da»» komme ich um den Genuß, da» Stück früher zu bören, als andere." Sic schien enttäuscht zu sein und au» ihren Augen blitzte ein geheimes Feuer aus. „DaS sollen Sic »,ckt. gnädige Frau, ich werde versuchen, Ihnen da» Stück vrrzuspiclen." Eckart setzte sich a» da- Instrument und fing an zu vban- tasiren. Sic batte sich >n einen Sessel gelehnt und schaute unverwandt nach ihm bi». Wie sie so leicht hingegossen da lag, bemerkte man, daß sie noch eine schöne Frau war. Sie die er bei einer von ihm veranstalteten Festlichkeit ge- tban haben soll, sind von Allen, die den überaus vorsichtigen Mann nur einigermaßen kennen, sofort als leere Erfindungen erkannt worden. Wenn die Erfinder und Verbreiter der Meldung sie trotzdem und trotz de- bündigen Dementi» der „Nordd. Allgem. Ltg." aufrecht erballen, so ist da» eine Dreistigkeit, welche die schärfste Rüge verdient. Geradezu unbegreiflich ist eS aber, daß auch Blatter, die ernsthaft ge nommen sein wollen, zur Verbreitung von so elendem Klatsch sich hergeben. — Eine unter den ReichStagSabgcordnrlen verbreitete Denkschrift eines Hamburger Tabak- sabrikanten schlägt, wenn auf eine Ablehnung der Mehr belastung de» Tabaks nicht überhaupt vollständig verzichtet werten kann, eine höhere Belastung der im Ausland fabricirten, durchweg als LuxuSwaaren ersten Ranges zu betrachtenden Cigarren vor. Ter GewicktSzoll für Importen sollte statt auf 40» für 100 kg wenigstens aus 2000 erhöht werden. Es wird ans diese Weise ein Mehr dcS Zoll- crtragS allein aus den im Ausland fabricirten Cigarren von 5 Mill. Mark hcrausgerecknct, und dieser Betrag könnte von der Belastung der deutschen Tabakfabrikation in Abzug gebracht werden. * Berlin, 10. Januar. Eine wichtige Aendcrung in der Leitung der Colonial-Angelegenbeitci« scheint bevorzu- slehcn. Dem Vernehmen der „N. Pr. Ztg." nach finden Er wägunge» darüber statt, die Colonial-Abtheilung vom Aus wärtigen Amte zu trennen und sie dem RcickS-Marine- ainte zuzutheilc». DaS genannte Blatt bemerkt hierzu: „Tie Marine stehl vv» Aniaiig an >» Leu regsten Beziehungen zu den Colonien; als in Lstasrika der Aufstand der Araber aus- brach, mußte ein Geschwader eingreiscn und die wirkiainste Unter stützung bilden; Kamerun wurde 1884 gleichsam erst von den Matrosen der Kriegsschiffe erobert; bei allen Vorgängen in den Schutzgebiete» Kamerun, Südwest-Asrika, Neu-Guinea greisen die Kriegsschiffe ein; ein Eorvellen-Capilai» war schon Vicegouverneur in Kamerun u. s. s. Schon aus diesem Grunde läge cs »atze, die Colonial- Berwaltiing an die Marine anzuschtießen; der Uebergang würde amt lich eine Erleichterung gewähren, den» dann fiele daS zuweilen zeit raubende Eingreifen zweier Reichsämter weg. Auch in anderen Staaten find die Colonien wohl aus gleichen Erwägungen der Marine zugetheilt; so giebt es in Frankreich ein Ministerium der Marine und Colonien. Ferner könnte eS vielleicht gute Folgen haben, wenn im Ganzen ein milita irischer Zug in die Ber- Wallung der Schutzgebiete käme; doch dürste es sich empfehlen, eine Scheidung der Einzelverwaltung in so fern herzustellen, daß die wirthschastlichen Angelegenheiten der mil den heimischen Erwerbs- Gcielljchaslen i» naher Verbindung stehenden Een trat lei tun g ver- bleiben. Reuerdings z. B. sind von verschiedenen wirthschastlichen Gesellschaften in Lstairika Beschwerden gegen den Gouverneur er hoben worden, der mit seinen Verfügungen cs ihnen fast unmöglich machte, ihre dortige» Betrieb« sortzusetzen. Auch in den englischen Colonien giebl es viele mililairische Gouverneure; doch bleiben mit Ausnahme dringlicher Fälle die Entscheidungen in Handels- und Verkehrs-Angelegenheiten immer dem Londoner Eolonialamte Vorbehalte». In den deutsche» Schutzgebieten ist ei» Eingreifen in die wirlhschastlichen Unternehmungen um so bedenklicher, als das deutsche Capital in viel geringerem Maße an die Colonien heran- getst, als in England, und die bestehenden Gesellschaften nur mit größter Mühe zu «lande gebracht sind. Auch aus Kamerun liegen Klagen von deutschen und englischen Firme» über solche störende Eingriffe vor." Da die colonialen Tinge auch künftig oft ein Eingreifen des Auswärtigen AintcS erfordern dürsten, so würden sich, wenn die behaupteten „Erwägungen" zu der angedeutetcn Aendcrung führten, drei RessorlS: das der Marine, de» Auswärtigen und der inneren Reichs-Verwaltung, zu ver ständigen haben. — Der Kaiser empfing nach der Rückkehr von einer mit der Kaiserin unternommenen Ausfahrt den StaalSsecrctair de« ReichS-MarineamtS und darauf den Chef des Civil- cabinetS zum Vortrage. Gegen f Uhr wurde der Hosbuch- häadlcr vr. Tocchc vom Kaifer empfangen. — Der Kaiser hat, wie der „Kölnischen DolkSzeitung" geschrieben wird, den Reichskanzler anläßlich der in der Presse gegen ihn erhobenen Angriffe in der letzten Zeit wiederholt seine« besonderen Vertrauens versichert und ihm al« äußere« Zeichen seiner Anerkennung mehrere iin kaiserlichen Privatdcsitz befindliche kostbare Oelgemälde ur Ausschmückung der NepräsentatioilSräume des RcichS- anzlerpalasicS überwies. — Major v. Miss mann ist von Mozambique, wo er am 12. Tecember eingelrvffe» war, nach Aden gefahren, wo er dem Vernehmen der „N. Pr. Ztg." nach krank darniederliegt. — Nach einer Meldung deS „Berl. Aet." stehen die Ar beiten zur Vorbereitung eines Reichs - VersicherungS- GcseycntwursS unmittelbar vor dem Abschluß, so daß die commissarischen Diirchbcrathuiigen demnächst beginnen können. Sind auch diese beendet, so wird der Entwurf dem öffent lichen Unheil vorgelcgt werden und eS wird dann an eine Anzahl von Sachverständigen die Einladung ergehen, ihn einer Prüfung zu unterziehen. — Wie die „T. R." hört, soll vom 1. April ab die Ver ordnung über die Gewährung von Tagegelder» und Reise kosten bei Dienstreisen der VerwaltungSbeamten dabin abgeändert werden, daß nur die Kosten einer Fahrkarte erster Classe bezahlt werden und die» auch nur dann, wenn die erste Elaste tbatsächlich benutzt worden ist. Dafür werden die Diäten von 12 aus 15 ^ erhöht. Ob sich diese Acnde- rung auch aus die Justizverwaltung bezieht, ist nicht bekannt. batte nickt die Frische de« Mädchen«, nickt die Lieblichkeit der Jungfrau. Der herbe Zug um den Mund deutete zu sehr ihr Älter an, aber Stirne und Wangen waren noch ohne Fältchcn, die Gesichtsfarbe ein wenig malt aber interessant, daS dunkele Haar in einen griechischen Knoten geknüpft, die Augen strahlten in lebhaftem Glanze. Auf die reckte Hand gestützt, lauschte sic den Klänge», die unter eine« Meister« Fingern den Tasten entquollen und die sie hinübersührten in ein geträumtes Reich, in ein Paradies Und Fritz? Er schien völlig auszugebe» in der Musik, sic war ja sein ein« und sein alles. Auguste liebte die Musik leidenschaftlich, und je weniger sie selbst sie nicht auSüben konnle. desto mebr börtc sie. Früher batte sie jeden Leicrkastenmann vergöttert, dann war sie jedem Tromniler- zug nackgelaufen, auf der Wachtparade hatte sie gestanden und war spät zu Mittag »ach Hause gekommen. Tan» batte sie. als sic Karl Trübe kennen lernte, die kleinen Bierconcerte und Tanzlvcale besucht und immer mebr war ibre Lcidenschasl für die Musik gewachsen. Dann kam die große Zeit der Pause. Bald fünfzehn Iabren batte sie sich »icktS gegönnt. Sic batte mit ibrein Manne zusammen gearbeitet unv ge schasst und gespart, und erst seitdem sich Karl al« Bank- dlreetor ui seiner Stellung immer mebr befestigt batte, gab sie ihr Einsiedlerleben aus, ging ins Tbeatcr, in die Concerte. Jetzt aber, als sie das Leben so recht genießen wollte, jetzt taugte Karl nicht mebr zu einem Lebemann. Sein GeschäflS- eifer war gewachsen, seine Arbeit eine größere geworden, mit teni Anwachsen der Arbeit batte er den Sinn für die Kunst so ziemlich verloren, er aß und trank lieber gut. ibm gcnügte auch die Achtung und Anerkennung, die er fand, und so konnte er sich eigentlich nicht gut in die Ansprüche seiner Frau schicken. Sic aber wollte nun leben, sic wollte jetzt, da sic eS batten, glänzen unk eine Rolle spielen und Karl batte dafür immer nur einen leisen Spott. DaS war e«. wa- sie ein wenig verbitterte, wa» sie vielleicht ibrem Gatten schon ein wenig entfremdet batte, odne daß dieser eS nur ahnte. In der Musik fand sie ein Traumrrich. Ihr Leben zog noch einmal an ibr vorüber. Sie kam sich fast verlassen vor Wehmülhia und leise schauernd gedachte sie ihrer freudlosen Jugend, ihrer Arniuth, dann dachte sie an dir Arbeit in der Fabrik» sie erinnerte sich wir sie Karl kennen lernte, wie sie stolz aus ihn war, und ihn in ihrem Edrgeiz mit sich fortzog Wie sie gewünscht batte und welche Hoffnungen sic auf dir Zukunft gesetzt hatte. Sir wurde weich, sie glaubte sich nicht mebr von ihrem Manne geliebt, er hatte immer so viele andere Gedanke», hatte sie — In der Angelegenheit einer Regelung de« Geb alt» der Universitäts-Professoren nach Altersstufen hat der CultuSminister die Universitäten zur Entsendung von Ver trauensmännern veranlaßt, welche in einiger Zeit hier zu gemeinsamen Berathuugcn mil den Commissaren de- CultuS- und Finanzminister- zusammeotreten werden. Dabei wird natürlich auch die Frage de» Honorar» nicht übergangen werden. DaS Gerücht, daß eS dabei um eine Beeinträchtigung des Gehalte» der akademischen Lehrer abgesehen sei, ist nach der „Kreuzztg." unbegründet. — In Bezug aus die Anklage gegen daS antisemitische Klee blatt Ahlwardt-Schweunhagen-Plack-PodgorSki meldet die „Post": „Es handelt sich um 3 gesonderte Straf sachen, die aber wegen de» gleichartigen Charakters zu einem Strafverfahren vereinigt sind. Ahlwardt und Schwcnnhagen sollen die Beleidigungen in den Versammlungen begangen haben, über die seiner Zeit berichtet wurde, Plack in der bekannten, auf Grund des sogenannten Ahlwardt'scheu Acten- matcrials auSgearbeitetcn Broschüre. Ahlwardt sitzt in Strafhaft; die beide» anderen befinden sich in Unter suchungshaft. * Hamburg, 10. Januar. Auf dem heute abgegangenen Afritadaiiipser „Adolf Woermann" schifften sich nach Kamerun ein der Gouverneur Zi m mcrer» der von der RcichSregierung als Referent der Colonialahtbcilung abgesandte Regierung»- ratb Rose (der nach einer früheren Meldung schon aus dein „Admiral" mitgefahren sein sollte. Red.), verschiedene Unter- ossiciere, welche schwarze Rccruten auSbildcn sollen, die Neger Kwist und Guepajeke, welche sich bekiff- ihrer Ausbildung zu Missionairen drei Jahre lang in Deutschland aufgehalten haben, sowie eine Anzahl Kauflcute. Rose ist. der „F. Z" zufolge, beauftragt, eine Untersuchung wegen der letzten Empörung zu veranstalten. " Stuttgart, 10. Januar. Sicherem Vernehmen nach bcab- sichligt König Wilhelm zur Theilnahme an der Feier LeS Ge- burlslags deS Kaiser» nach Berlin sich zu begeben. * ttciSltnge», 10. Januar. In einer hier abgehaltencn B auernvers ammlung rechtfertigte der nationalliberale RcichStagSabgeordnelc Bantleon seine zu stimmende Stellung zu dem rumänischen Handelsvertrag. Unter dem lebhaften Beifall der Anwesenden, unter denen sich auch zahlreiche Mitglieder des Buntes der Landwirihe befanden, wies er nach, daß dieser Vertrag die Landwirtbschafr nickt schädige, dagegen die Industrie ein Absatzgebiet für 130 bi» 140 Millionen Mark erhalte. Er habe daher »ach bestem Wissen und Gewissen für den Vertrag gestimmt, während er gegen den russischen Handelsvertrag stimme» werde, da die politischen, wirthschastlichen und WährungSoerhältnisse Rußland gegenüber ganz andere seien. * München, lO. Januar. Prinz und Prinzessin Ludwig Ferdinand begeben sich am 17. Januar »ach Berlin, um dem Kaiserpaar einen mehrtägigen Besuch abzustatteu. Prinz Ludwig Ferdinand wird dein feierlichen OrdcnS-Capitel des „Schwarzen Adlcr-OrdenS" beiwohnen, dessen jüngster Ritter er ist. Es ist das erste Mal, daß daS Prinzenpaar den preußischen Hof besucht. — Wie die „M. N. N." auf Grund von Erkundigungen an maßgebender Stelle mitlhcile» können, ist die civile und kirchliche Trauung der Prinzessin Elisabeth mit dem Baron Secsried erfolgt. Die der Ehe etwa entstammenden Kinder werden katholisch erzogen. Erzbischof Antonius hat die cndgiltige Regelung dieser Angelegenheit vermittelt. ' München, 10. Januar. Kammer der Abgeordneten. Bei der sortgesetzlen Bcrathung deS Etats des Ministeriums deS Innern erklärte der Minister de» Innern, Freiherr v. Feilitzsch, aus ein« Anfrage des Aba. Grillenberger, die bayerische Regierung sehe lei» Vedürfiiiß zum Erlaß eine- Reichs-SeuchengesetzeS, sie Hobe Bedenken gegen den vorliegenden Enlwurs und werde im Bundes- rathe Modifikationen beantragen. O esterreich - Un gar«. * Wien, ll. Januar. (Telegramm.) DaS „Fremden blatt" erklärt auf Grund authentischer Informationen die Meldung eine- Wiener Blattes von bevorstehenden großen personellen Veränderungen im Heere, sowie von der angeblichen Durchführung einer Art VerfüngungSprocesseS in den höheren BefchlSbabcrstellen Lurch Pensionirung mehrerer CorpS-Commandanten re. in ihren Voraussetzungen und Folgerungen für durchaus unbegründet. — „Durch solche Meldungen", schreibt daS Blatts „würden ganz un- nötkigrrwcise Hoffnungen, sowie Befürchtungen wachgerufen." * Lemberg. lO. Januar. Ter Statthalter Gras Badeni theilte im Landtage mit, daß der UnterrichtSmiuisler die Uniformirung der Mittelschüler bewilligt habe. * Pest, lO. Januar. Der „Budapest» Correspondenz" zufolge ist die Meldung verschiedener Blätter, daß der öster reichische und der ungarische Minister de» Innern sich mit der Frage der Monopolisirung aller Spreng st ojje beschäftige, völlig unbegründet. Frankreich. * Pari», il. Januar. (Telegramm.) Während der gestrigen Verhandlungen gegen Baillant belagerten zahlreiche Anarchisten und Socialisten da» GcrichtSgebäude seit Iabren gehabt. Oder sollte irgend eine andere ibre Stelle im Herzen ihre» Manne» eingenommen haben. Er war manchmal so furchtbar zerstreut, er kümmerte sich so wenig um sie. Sie malte sich diese« Unglück in den schlimmsten Farben au«: dann fragte sie sich, ob sie denn durch ihr Wesen KardS Liebe bade erkalten lassen. Sie machte sich Vorwürfe über ihre Sucht reich zu werde», da die Arbeit so manche freundliche Stunde verschlungen batte, Stunden, die jetzt unwiderruflich dabin waren, die Musik ging ibr nabe und ihr vermeintlich verlorene» Glück krampfte ihr Herz zu sammen. Schon zogen trübe ZukuustSgedanken durch ihre Seele und ihre Äugen füllten sich mit Thränen, da — erscholl ein lebhafte» Händeklatschen und lauter Bravo ruf. Willy war unbemerkt cingclreten und hatte die letzten Tacte gehört. Ter Bann war gebrochen. Auguste war wieder sie selbst. Willy hatte auügeschlasen und in heiterer Weise bat er zum Kaffee zu kommen, der schon lange ausgelragcn sei. Man sprach von diesem und jenem, berührte auch rin wenig den Klatsch der Stadt, bis Willy plötzlich herauS- platzie: „Mama, kannst Du Dir e« denken, Referendar Berger macht Milli die Cour!" „Referendar Berger? Du scherzest Willy, da» ist Wohl nickt möglich, seit wann soll denn da- sein'?" „Seil wann, weiß ich nicht, jedenfalls habe ich aber heute Mittag aus unserem Bummel so etwa- AehnlicheS gemerkt. Ist Dir da- nicht auch ausgefallen Fritz?" „Ich wüßte nicht, ich habe übrigen- nur Fräulein Kühne bemerkt." „Aha, Deine Flamme!" Fritz wurde roth. In den Augen der Frau Trübe malte sich etwa» wie Erstaunen, da» jedoch rinrr gewissen Befrie digung wich. „Ich merkte e» Wohl," fuhr Will», dem dir Verlegenheit Eckart'Z nicht unbemerkt geblieben war, fort: „Du grüßtest ja drei bis vier Mal, und daß der Gruß meiner Cousine nicht galt, da» weiß ich, denn die ist Dir nicht Hrün und ich möchte nicht wissen, wie die in der ersten Etage über Dich reden." „ES ist möglich, daß Deine Tante mir nicht sehr freund lich gesinnt ist, indessen ich Hab« wirklich noch nicht« davon gemerkt." „Glücklicher Mensch, und doch pfeifen e« di« Spatzen von den Dächern." und zogen nach Fällung de» Urtbeil» unter Hochrufe» auf Vaillant durch die Straße». Baillant weigerte sich nach seiner Berurtbeilung zum Tode, Berufung gegen den Wahrspruch der Geschworenen einzulegen. Wie eS heiß!, habe er den Geschworenen gedankt, da er den Tod lebens länglichem Zuchthaus verziehe. Vaillant wird Keule in da» Zcllcngefänzniß abgcsübrt werden. Tie republikanischen und conservaliven Blätter stimmen dem Wabrspruch der Geschworene» zu, während die revolulionairen Organe Vaillant als Märtyrer seien, und seine Vcrurtheilung zu», Tode als höchst grausam bezeichnen, da bei dem Attentate Niemand gelobtet worden sei. Im Publicum wirb der Proceß und das Urtbeil iu gleicher Weise lebhaft be sprochen. Ten Verhandlungen wobntcu nur MagisiralS- mitglieder, Advocatcn, Geschworene, Zeugen, Berichterstatter, Vertreter deS Ministers dcS Innern und die Polizeipräsecten bei. Auf dem Tische lag die von Nägeln zersplitterte Ukr aus der Deputirtenkammer, ebenso Kleidungsstücke und Möbel. Bei der Stelle in der Anklageacte, in welcher eS sich um die Beziehungen Vaillant'S zur Frau Marschall handelte, sing Vaillant laut zu lachen an. Als die Anklageacte verlesen war, verlangte der Gencral-Procurator, taß den zwölf Ge schworenen ein dreizehnter beigefllgt würde; durch das Leos wurde Gustav von Rothschild dazu bestimmt, welchen Vaillant refusirte. * Pari», lO. Januar. Ter Generalconsul in Hamburg, Graf Batny d'Avricourt, ist zum Gesandten Franl- reichs in Chile ernannt worden. * Paris, lt. Januar. (Telegramm.) Von zuverlässiger Seite wird bestätigt, daß der bisherige russische Botschafter Baron Mobrenheim durch hohe Functionen in Peters burg zurückzehalten ist unv wahrscheinlich nickt mebr aus seinen Posten nach Paris zurückkchrrn wird. * Pari», 9. Januar. Der Proceß gegen Leautbicr, der daS Attentat auf den serbischen Gesandten Georgicvilsch verübt hatte, gelangt in der zweiten Hälfte LeS Januar vor daS Assisengcricht. Belgien. * Brüssel, lO. Januar. Infolge einer Miltheilung der französischen Regierung, taß zwischen de» belgischen unv französischen Anarchisten eine enge Verbindung bestehe, wurden heute bei 200 Anarchisten Hausdurchsuchungen vorgcnommcn und zahlreiche conipromiltirendc Briese, Schriften unv Zeitungen hcichlagnakmt Mehrere Anarchisten wurden verhaftet. Die Regierung beschloß die Ausweisung von 26 zumeist deutschen Anarchisten. * Brüssel, 11. Januar. Heute Nachmittag wurde von einer aus 12 Mitgliedern bestehenden Commission »uw mehr enbgiltig der Antrag Bccrnacrt's, betreffend die proportionale Vertretung, berathe». Ter Antrag erhielt keine Majorität. Der SenatSpräsidcnt und der Kammerpräsident wurde» beauftragt, das Resultat dieser CommissionSsitzung bekannt zu geben. In politischen Kreisen ist man der Ansicht, Bccrnacrt werde infolge Ablehnung seine» Antrages sofort demissioniren. * Brüssel, ll. Januar. (Telegramm.) ,.8'Indepentcncc" meldet: Im fortgesetzte» Verlause der gestrigen Versamm- lung der Co in mi ssi on der Rechten, welche beauftragt in, eine Verständigung mit der Regierung anzustreben, entschloß sich der Ministerpräsident Becrnaert definitiv zum Nücktri tt. Die übrigen Minister werden den« Beispiel folgen. * Brüssel, ll. Januar. (Telegramm.) DerSecretair dcS Aeußern im Conzostaat, Rogier, ist gestern auS Pari» hierher zurück gekehrt. Seine Reise dorthin batte den Zweck, die französische Regierung zur cndgiltigen Antwort betreffs der Grenzregulirunq im oberen Ubangi zu rer anlassen. Die Meldung der „Äazette", daß die Verhand lungen ganz abgebrochen seien, wird hierdurch demenlirk * Antwerpen, ll. Januar. (Telegramm.) Vom 7. bis 13. Juli tagt hier anläßlich der Weltausstellung ein Prcß- congreß. Derselbe wird sich mit den Fragen beschäftigen, ob die Kosten für die Versendung der Zeitungen nickt zu ermäßigen seien, ob directe telegraphische Ver bindungen zwischen Zeitungsgruppen zu organisiren seien. Es soll ferner eine Bersch me lzun g der belgischen Preßvereine bewerkstelligt und über das Eigenrhlims- rechl telegraphischer Meldungen berathen werden. Schweiz. * Ber», 0. Januar. Den „Baseler Nachrichten" zufolge hat eine Anzahl höherer Osficicre sich in Bel» ver sammelt und beschlossen, für die Einführung eines stehenden Heeres mit einjähriger Dienstzeit Propaganda zu macken. Ter Bevölkerung ist »» Allgemeine» der Gedanke sicher nickt genehm, nichtsdestoweniger inacht sich mehrfach auch die Meinung geltend, daß das gegenwärtige Milizsystem un zulänglich ist. * 8e»f, S. Januar. Ter Staatsanwalt hat eine Unter suchung eingclcitct gegen zwei hiesige Cvmmissionairc und einen Transportunternehmer, welche (wahrscheinlich schon seit längerer Zeit) eine großartige Betrügerei zum Nacktheit de« Zollamtes orgauisirten. Schwere, aus Frankreich kommende Kisten, enthaltend Stoffe oder Parfümerien, wurden „Laß die Sache ruben", beschwichtigte Frau Trübe. „Es kann uns hier doch glcichgiltig sein, wie man in der Forsl- straße über uns denkt." „Sie kommen reckt wenig mit Ihrer Frau Schwägerin zusammen?" fragte Fritz ein wenig indiSerct. „Nicht viel", aiilwortcte sie glcichgiltig. „Wir passen nickt zusammen." „DaS konnte ich mir denken", enthielt sich Fritz nickt zu bemerken. „Sonst sind wir aber, wie Verwandte eS sind, befreundet. Was mein Mann mit seinem Bruder macht, geht mich nichts an." „Nun, Onkel Julius ist jetzt oft bei Papa auf der Dank, viel mehr als sonst", warf Will» ein. „Dann möge» sie Geschäfte haben, die geben un« nicht« an." Ten letzten Satz betcnte Frau Trübe scharf, und Willy merkte sebr bald, daß seine Mutter eine weitere Erörterung diese« Themas nickt wünsche. Aber daS Thema Berger- Milli mußte er doch »och einmal anschlagen. „Ich möchte nur wissen, warum Berger unS die Geschichte immer verheimlicht hat. Dir hat er doch auch nie etwas erzählt — Fritz?" „Niemals, ich habe auch nichts davon gehört. ES scheint fast, als ob Tu etwa« mehr sähest» al» andere Leute." Willy lackte. „Nein, durchaus nickt. Ich habe schon auf den, letzten Castnoball so etwa» gemerkt. Unser Baron machte sich ganz ausfallend »m Milli zu schaffen, und Milli hat mich sebr angelegentlich nach Berger« Verhältnissen gefragt. Auch Berger scheint sich erkundigt zu baden. Mich selbst bat er gefragt, ob das Hau« in der Forststraße dem Onkel gehört, ob Milli daS einzige Kind ist, unv wa» man so fragt " „Und Du hast aus Alles getreulich Auskunft gegeben?" fragte spöttisch die Mutter. „Nun ja, warum sollte ich nicht? Im Adreßbuch und aus dem Standesamt oder im Hause konnle er dock alle« erfahren. Aber ganz besonders hat sich Berger erst an Milli gemacht, seitdem der Onkel am Mumpendvrser Wege das Areal gelaust hat, wo die Caserne hinkommen soll. Ta hat er nämlich dem Onkel einen großen Druckauftrag zu- gewiesen, bat ihn we^en dessen Ausführung mebrmalS besucht und schließlich den Onkel zu einer Flasche Wein eingelaken, die..." „Er gewiß nicht bezahlt bat", siel Eckart ein. (Fortsetzung folgt.)
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