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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189402118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-11
- Monat1894-02
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1894
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1024 Torr." daraus am'merksam. daß derartige Bestrebungen unter da« Reich« strafgesetzbuck fallen, ts. 107 de« R.-St -G -B. lautet nämlich: „Wer einen Deutschen durch Gewalt oder durch Bedrohung mit einer siraidoren Handlung verhindert, in Ausübung seiner staats bürgerlichen Rechte ju wählen oder zu stimmen, wird mit Ge fängnis, nicht unter sechs Monaten oder mit FeslnngShaft bi« zu film Jahren bestraft. - Der Versuch ist strafbar." Aus Grund diese« Paragraphen schreibt da« genannte Blatt: „Es ist eine ganz willkürliche Beschränkung, wenn man diese Strafandrohung nicht auch aus die Stimmabgabe im Reichstag bezieht; und e« kann leider ebenso wenig ein Zweifel darüber besiehe», daß mit den „unliebsamen Proteste» und öffentlichen Erklärungen" re., die Herrn Ubden in Aus sicht gestellt werden, ihm — für den Fall, daß er sich nicht fügsam erweisen sollte — Beleidigungen angedroht worden. Man wird auch gut thun, sich darüber klar zu werden, daß bei verletzenden Redewendungen aus der hier in Rede siebenden Grundlage die Behauptung, daß eine Zusage, den russischen Handelsvertrag unbedingt abzulehnen, gemacht wäre, nicht eine „erweislich wahre Thatsachc" (tstz l8ti und 187 de« R St.-G.) geltend macht; denn ein Versprechen, da« dieser Auslegung — im Sinne der Bedingungslosigkeit — fähig wäre, lau» der Wahlcandidat nach der ReichSverjassung gar nickt abgegeben haben." * Berlin, I». Februar. Der kürzlich in hohem Alter verstorbene ehemalige Botschafter Frhr Karl v. Weither wurde schon i»i Fahre 18!! l LegationSseeretair in München; später war er >n gleicher Eigenschaft im Haag, in London und in Paris thätig. 1812 wurde er Gesandter in Bern. Drei Fakre später ging er als Gesandter »ach Athen, 1819 nach Kopenhagen, 1851 nach Petersburg und 1859 nach Wien. In Kopenhagen siel ihm die ichwierige Ausgabe zu, die amtlichen Verbindungen zwischen Preußen und Dänemark wieder auzuknüpfen; in seine Amtszeit in Petersburg fiel der Krimkrieg; in Wien Unterzeichnete er 18t; 1 den Frieden mit Dänemark, 1888 mußte er seine Pässe fordern, als der Itrieg auSbrach. Später nahm er an den Verhandlungen in Nicolsburg und an dem Ab schlüsse des Prager Friedens Theil und kehrte dann als Vertreter teS norddeutsche» Bundes nach Wien zurück. Im Oktober 1809 wurde er als Botschafter nach Pari« versetzt Hier mußte er im folgenden Jahre bei Ausbruch des Kriege« seine Pässe fordern. Im Frühjahr l87l schied er au« dem Dienst, nahm aber 187 1 wiederum den Posten eines Botschafters in Konstant in vpel an. Dort blieb er indessen nur kurze Jahre: schon 1877 trat er endgiltig io den Ruhestand und nahm seinen Wohnsitz theil« in Baden-Baden, theils i» Münster. Frhr. v. Werther war, wie wir aus der „M. Z." ersehen, seit laiiHe der älteste der preußischen Wirklichen Ge heime» Rälhe. Echo» 1850 erhielt er diesen Titel. Zugleich war Werther der älteste preußische Kammcrherr Seine Er nennung zu dieser Würde erfolgte 1890. — Weither bat, wie schon mitgetheilt wuroe, ein Alter von 85 Jahren erreicht. V Berlin, Itl. Februar. (Telegramm.) Der zwischen dem Reiche und Rußland heute hicrselbst im Reichskanzler palaiS von dem Reichskanzler Grasen von Eaprivi und dem Gesandten Freiherr» von Thiel mann einerseits und von dem russischen Botschafter Grasen Schuwalow und dem Wirklichen StaatSrath Timiriasesf andererseits Unter zeichnete Handels- nnd 2chisisatzr1snertrag ist in französischer Sprache abgcfaßt und enthält 2l Artikel. Ter Vertrag enthält die Meistbegünstigung, gewährleistet den beider seitigen Unlerthanen im Handel« und Gewerbebetriebe das Ber- mögcnSrecht gegenüber der Justizverwaltung, gleichmäßige Behandlung mit den eigenen ReichSangehörigcn,so fern nicht besondere Gesetze in dieser Beziehung allen Ausländer» Beschränkungen oder besondere Verpflichtungen auserlegen. Artikel5 bestimmt, den gegenseitigen Verkehr durch keinerlei Einfuhr- und Ausfuhrverbote zu hemmen, die freie Durchfuhr zu gestalten, soweit es sick nicht »m Wege handelt, die der Durchfuhr verschlossen sind oder sein werden. Au « nahinen sind nur für Gegenstände de« Staatsi» onopvl« zulässig, sowie für die Verbote aus sanitären Gründen Die russisch-deutsche» Boden- und GcwerbS-Erzeugnisse genießen bei Einfuhr, Lage rung, Wiederausfuhr und Durchfuhr eine Meist- Bcgünstigung. Artikel 7: Die in dem Tarife bezeichneten Boden- und Gewrrb«-Erzeuguisse sollen bei der Einfuhr keinen anderen oder höheren EingangSzöllen unter liegen, al« de» in dem Tarife festgesetzten. Jede neue innere Steuer, Accise oder jeder Zuschlag auf Tarif gegenstände berechtigt den anderen Eontrahenten zur Einführung einer gleichen oder entsprechenden Abgabe, wofern dieselbe für die Provenienzen aller Länder gleich ist. Artikel 8 bestimmt betreffs der inneren Abgaben für die Hervorbringuag, die Bearbeitung und den Verbrauch die Gleichstellung der Erzeugnisse deS anderen TheilS mit denen deS eigenen Lande-, Artikel 9 die Gleich strllung der AuSgangSabgaben nach einem der beiden Länder mit den in dieser Beziehung meistbegünstigten Ländern, Artikel 10 die Freiheit von Durchfuhr Abgaben. Artikel 11: Der Vertrag berührt nicht die Begünstigungen für den Grenzverkehr, die deutschen Begünstigungen für Luxemburg, die österreichischen Ge meinden Jungholz und Mittelberg, die deutschen Begünstigungen der Einfuhr und Ausführ für da« Gouvernement Archaugel, sowie Serbien, ebenso nicht den Vertrag zwischen Rußland und Schweden und Norwegen von 1898, sowie die Vereinbarung mit den angrenzenden Gebieten Asien-, Artikel 12 bestimmt die Meistbegünstigung für die beiderseitigen Kausleute, Fabrikanten, Gewerbtrcibenden, Handlung« reisenden, sowie Zollfreibrit für Waarenmuster bei Wiederausfuhr. Artikel l9 bestimmt: Die deutsch-russischen Schiffe und Ladungen sollen beiderseits wie inländische behandelt werden, obae Rücksicht aus den Au-lauf«- und Bestimmungsort und die Herkunft der Ladungen. An« genommen sind besondere Bestimmungen für die Be günstigungen deS inländischen Fischfang» und seiner Er Zeugnisse, sowie die Begünstigungen der Kaufsabrteiflotte und Küstenschifffahrt. Iedock» steht es den beiderseitigen Schiffen frei, nach einem oder mehreren Häsen desselben Lande» zu fahren und die Au-laadsladung dort zu löschen oder eiozunehmen. Artikel 14 enthält die gegenseitige An erkennung der Schifs-nationalität und Schisf-mastbriese, Artikel 18 bestimmt die Freiheit von Tonncngelkern und Abfertigungsgebühren für gewisse Schiffe, Artikel 17 die Behandlung der gestrandeten Schiffe, Artikel 18 die Be Nutzung der Ebausseen und BerkebrSanlagen gegen gleiche Gebühren wie die inländischen Artikel 19: Für den Eisen bahntranSport steht den beiden Tbrilen die gleiche Behandlung wie dem inländischen Iransrort zu. Artikel 20 bestimmt, daß der Vertrag am 20. März 1894 oder wo möglich frsstzer ia Kraft treten und bi« zum 3l. December 1903 i, Gew», bleiben fall. — In der Budgetcommission deS ReichtageS ersuchte de, Abgeordnete Bebel um Aufschluß darüber, ob eS zulässig ra Berit», lo.Februar. (Telegramm.) D«r„vossische» Zeitung" zufolge hat da« preußische Staat«ministerium in einer der letzte» Sitzungen den Antrag de« Schweizer vunde«rathe«auf Bildung eine« tnternntWnnle« verrtn« zur veröffentlich«», der Ltaalsnertröge ab ge lehnt, weil die Kosten dem Nutzen nicht entsprechen würden und weil der Vorschlag, die Staat-vcrträge in französischer Ueber- 'etzung zu veröffentlichen und ihnen in dieser Gestalt bindende Straft beizulegen, keinen praktischen Werth haben. verlt«, 10. Februar. (Telegramm.) Da« Urtbeil »egen die Redacteure de- anarchistischen Blatte« „Laetalift", Elend und Brandt, sowie gegen den Drucker Werner, ist heute verkündet worden. Elend und Brandt wurden zu 4 bezw 8 Monaten Gefäugniß wegen Aufreizung, Werner zu 8 Monaten Gefäugniß wegen Beihilfe, verurtheilt. -^Berlin, 10. Februar. (Telegramm.) Der Ventral- veretn der deutsche« Lrtzer-Industrtelleu beschloß beuie, den Vorstand zu beauftragen, dem Reichskanzler für die im Handelsverträge mit Rußland erreichten Vorthrile ür den Erport der deutschen Leder-Industrie nach Rußland, »wie dafür, daß die Leder-Industrie zu den Vorverhand- ungen zugezogen wurde, worin der Verein eineu erfreulichen Fortschritt gegen früher erblickt, zu danken. — lieber die Feier de« 18. März berichtet der „Vorwärts": „Tie Parteigenossen und Genossinnen der sechs Berliner Wahl kreise lassen durch Vertreter am Morgen des 18. Marz in üblicher Weise Kränze aus de» Gräber» der Märzgefallenen im Friedrich«. Hain niederlegt». Außerdem finde» zur Erinnerung an die Freiheit» kämpser der Revolutionsbeweguugen in alle» Kreise,, Versamm lungen statt. Tie Nummer des Parteiorgan« von Teltow-Berskow- Slorkow erscheint mit entsprechendem Inhalt an diesem Tage ia rothem Feslgewande. (!) — Nachdem vor Kurzem der geschästsführende Ausschuß deS LandeSvercinS preußischer Volksschullehrer an den KricgSininister und den Eultnsmiiiistcr um Zubilligung der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militair- dienst a» die i-seminar Abiturienten petitionirt hat, st jetzt auch vom geschäft-führenden Ausschuß deS deutschen ichrcrvereinS eine ähnliche Petition an den Reichskanzler »nd den Reichslag gerichtet worden. — Hiesige militairischc Kreise betrachten die Verleihung der Grenatiermützen an da« Alexander-Regiment als eine Aufmerksamkeit des Kaisers gegen den Zaren, welcher Regimenlschef deS Alexandrr-RegiincntS ist. der ... Zulässig e>, deutsche Marincsoldaten, ohne sie erst zu ragen, nach Kamerun zu conunandiren, wo die Gefahren mrch das Klima und ankere Umstände ganz besonder- groß eien. Ans diese Frage, die in der Eomniission unbeantwortet Kieb, auf die aber vom RezierungStische eine Antwort rr- -olgen muß, geht eine inilitairische Zuschrift an die „Nat.- Ztg." ein. Dieselbe stellt fest, daß die Eominandogcwalt über die Verwendung der Truppen und der Marine im Interesse des Reiches unbeschränktes Recht deS Kriegsherrn bleiben muß. Gegen diese Auffassung wird grundsätzlich — ganz abgesehen davon, daß die Eommandirung nach Kamerun aus Grund freiwilliger Meldungen erfolgte — nichts rinzuwenden sein. — Erzbischof vr. von StablewSki ist auS Posen hier »in- getrossen. — Tie 8. Hauptversammlung des deutschen Herbrrgsver- »ins findet am 21. Februar in Berlin statt, Wllhelmstraße 34. Vormittags 9', Uhr. — Der Eentralvorstand deutscher Arlieitrrcolonien tagt am 20. Februar von Vormittags 9', Ubr ab im Herrenkause, '.'lbtheilungszrminer 5. Ebenda halt am 22. Februar der Gesa,»int- verband deutscher Verpslegiingsslatioiien seine 2. ordent liche Versammlung. Vormiltags II Uhr beginnend, ab. * Lldtndnrg, 9. Februar. Die Regierung beantragt beim Land tage die Genehmigung von 400000.4! für den Umbau des groß, herzoglichen Schlosse- und die Ausbringung dieser Bausumme durch eine Anleihe für da- vorbehaltrnc Krongut. * An» Westpreutzrn, 9. Februar. Der B u n k d e r L a n d - wirtbc scheint nickt blos bei dem ReichStagSabgeordneten Ubden, sondern auch bei anderen Abgeordneten vcrsnckt zu haben, einen Druck auSzuüben, um diese zur Verwerfung des russischen Handelsvertrages zu zwingen. So wurde am Mittwoch in Plch nendorf eine Versammlung des KrciS- vcreiiiS deS Bundes der Landwirtbc adgehalten, bei der sich ein Herr Prohl-Tchnakenburg Danziger Blättern zufolge dahin aussprach: „In der Nehrung ist noch wenig für die Zielt de- Bundes ge schehen , ich eigne mich aber nickt zur Agitation und stehe der Leitung des Bunde- kritisch gegenüber, namentlich tadele ich da« Schreibe» desselben au unseren Abgeordneten Meyer- RottmannSdors. Dieser Halle sich öffentlich vor der Wahl seine Stellungnahme zu dem russischen Handelsverträge Vorbehalten, und nun wurden ihm von Berlin darüber Borsiellungen gemacht. Eine solche Bindung gefällt mir nicht, ich halte am Selbst- bestimmungsrecht fest, der Bund aber hat einen Truck auögeübt und daher stehe ich ihm kritisch gegenüber; die Leitung be kämpfe ich, die Ziele will ich." * Karlsruhe, 9. Februar. Die ossiciöse „Badische Eorre spondenr" spricht sich an leitender Stelle in zu st inime »der Weise über den deutsch-russischen Handelsvertrag aus, der die Gewähr biete für eine fortschreitende Gesundung unserer Beziehungen zu Rußland und hinsichtlich seiner wirth schastlichen Bedeutung als verheißungsvoller Schritt zum Besseren zu begrüßen sei. Der Artikel polemisirt zugleich sckars gegen den „Bund der Landwirtbc", der nicht „auS bäuerlichen, als »ielmebr politischen Beweggründen oppo sitionell sei". * v«n» Rhein, 9. Februar. Die Handelskammern von Düsseldorf und Duisburg sprechen sich entschieden für den deutsch-russischen Handelsvertrag aus * Ltrasstznrg t. Vis., 10. Februar. 49 Mitglieder de« Landesausschusses haben einen Antrag ringebracht, durch welchen die Regierung ersucht wird, daraus binzuwirken, daß die gegenwärtig auf dem Tabak ruhende GewicktSsteuer, welche den einheimischen Tabak in unhaltbarer Weise belaste, durch eine Fadrikatsteuer ersetzt und dabei auf den Sckntz des einheimischen TabakSbaucS ttmnlichst Rücksicht ge nominea werte. * München, 9. Februar. Der „Fall Tbünaen" wird immer verworrener. Heute erklärt die „N B. Landesztg. „Nicht der verantwortliche Redactcur, Thomas Memminger, bat eine Anklage wegen Beleidigung zugestellt erhalten, sondern dessen Vater, Anton Memminger, welchem Freiherr v. Thüngen sein Mannscript übergeben batte Anton Memminger ist nach Art. 1" des Strafgesetzes wegen Beihilfe angcklagt, weil er dieses Mannscript dem verant wortlichen Retactenr zur Veröffentlichung in der „Neuen Bäuerischen Landcszeitunz", welche nickt in Berlin, sondern in Würzburg erscheint, weitergegebrn hat, also wegen einer Handlung, welche von einem Bayer in Bayern begangen wurde. Und trotzdem will nun auch ihn der Berliner Staats anwalt nach Berlin eitirrn." Daß man in Berlin mit solcher Hartnäckigkeit auf einer zum mindesten zweifelbastrn Sache besteht, beweist wieder einmal, wie schlecht man dort vielfach über den Eindruck solcher Maßnahmen in Südvrutschland unlerrichtet ist! * München. 10. Februar. .Telegramm.) Da« Organ de- Eentrum«, die „Augsburger Postzeitnng", erklärt, da« bayerische Eentrum werde geschlossen gegen den Han delsvertrag mit Rußland stimmen. Man glaubt, daß tanrlbe auch dir übrigen EentrumSmitglieder thun werten, so weit sie nicht industrielle Kreise vertreten * Wie«, 10. Februar. (Telegramm.) Da« „Militarr- Lerordnnog-blatt" meldet die Ernennung de« Freiherro Set ried zum Lieutenant de« Infanterie-Regiment« Kaiser Nr. 1. — Die Schließung de« dalmatiaischen Laudlag« steht bevor, weil die Kroaten einen Antrag auf Vereinigung Dal matien« mit Kroatien zur Verhandlung bringen wollen. — Die Schließung der technische» Hochschule in Graz ist voll zogen und ruft in deutsche» Kreisen große Sensation und Verstimmung hervor. * Prag, 10. Februar. (Telegramm.) Omladina- proceß. Im Omladinaprocrß wurde beute Mittag da« BeweiSversahren geschlossen. Die in Hast befindlichen An- reklaglcn weigerten sich den Saal zu verlasse», ehe nicht da- verbot de« Empsange« von Besuchern an Sonntagen wieder aufgehoben würde. Trotz der Aufforderung de« Präsidenten blieben die Angeklagten auf den Plätzen. Als sie später sich zurückzogen, veranlaßtcn sie Tumulte in den Eorridoren, so daß die bewaffneten Gefänguißwächter die Ruhe Herstellen mußten. Den Bcrtheidigern, welche sich zu dem Präsidenten des Strafgericht« begaben, wurde bedeutet, daß die Besuche an Sonntagen nicht mehr gestattet werden, weil Mißbräuche tattgcsunden hätten. * vrünn, lo.Februar. (Telegramm.) Die klerikale Partei in Mähren beabsichtigt die Abhaltung großer all gemeiner Versammlungen zu veranstalten, behufs rustimnien- dcr Kundgebungen zu der von den Klerikalen in Tyrol und Vorarlberg eingeleitcten Aclion zur Abschaffung deS Duells unk zur strikten Einhaltung der Sonntag-Heiligung im Heere. * Mätzrisch-Istra«, 10. Februar. (Telegramm.) Der Streik der Kohlenarbeiter gewinnt fortgesetzt an Aus dehnung und man befürchtet, daß nach der heutigen AuS- ahlung eine weitere Zunahme stattfinden werde. Dir Ruhe ist bisher jedoch noch nicht ernstlich gestört worden. * Graz, 9. Februar. Zn einer von einem RegierungS- commissar besuchten Studentrnversammlung der Tech nischen Hochschule wurde den Studenten vom Eommissar die Frage gestellt, ob sie sich zur Urheberschaft einer in Heidel berg erschienenen Flugschrift bekennten, die sich gegen den vor>äbrizen Rector wendet. Die Studenten antworteten ein- niüthig „Ja". In Folge dessen wird die Schließung der Hochschule nunmehr erwartet. Die Vorlesungen sind aus Veranlassung des Ministeriums für heute bereit- eingestellt. Tic Bevölkerung ist dadurch lebhaft de>orgt. Sie hält zu den Studenten. Der Bürgermeister von Graz, vr. Portugall, kam telegraphisch beim Untcrrichtsminister um Aufhebung der Maßregel ein. Im steirischen Landtage wird von sämmtlichen deutschen Abgeordneten eine Interpellation an die Regierung eingcbrachl werden. * Pest, 10. Februar. (Telegramm.) Im Abgeord- netenhause kam es bei der heutige» Debatte über die Auberauulung der Verhandlungen bezüglich der Eivilehe zu wilden Tumulten zwischen den klerikalen und liberalen Abgeordneten. Man spricht bereits von mehreren Duellen, welche den erregten Scenen folgen dürften. Abg. MeSzcleny brachte eine Interpellation ein, ob die Regierung mit Rück icht daraus, daß sie die kirchenpolitische Vorlage nur mit Hilfe der Unabhängigkeit-Partei durchbringen könne, auch gewillt sei, auch die Zurückbcrufung Kvssuty S zu veranlassen und die Errichtung eines unabhängigen ungarischen Staates vorzuschlagen. Frankreich. * Pari«. 10. Februar. (Telegramm.) Präsident Earnot gab heute den Mitgliedern der SanitätS- Eonsrrenz ein Frühstück von 00 Gedecken. Zur Rechten der Gemahlin des Präsidenten saß der schwedisch-norwegische Gesandte Tue. — Im Flotten-Ausschuß wurde gestern Elömenccan vernommen, welcher erklärte, seinen Ver öffentlichungen nichts kinzusügrn zn können. Auch Admiral Rieunier wurde vernomincn, welcher zugab, daß die Torpedoboote viel zu wünschen übrig lassen. Im Mobil- machungSsalle hätte man nicht ans sie rechnen können. Als Minister habe er herauSzubringen versucht, wen die Ver antwortlichkeit für die Mangelhaftigkeit der Schiffe träse. DicS sei ihm jedoch nicht gelungen. Den Erlaß, in welchem er die Ordnung in den Arsenalen tadelt und verurtheilt, habe er absichtlich übertrieben, um den Eifer seiner Untergebenen anrustacheln. Gegen ein solches Vorgehen deS Ministers er hoben mehrere AuSschußmitglieker aufs Lebhafteste Einspruch. — Im Ministerrath wurden Maßregeln bcrathen für die Sicherheit der Truppen in Timbuctu. Heute wollen die Abgeordneten Eouchard und Boifsy über die Niederlage bei Timbuctu anfragcn und die Anfrage in eine solche über die Colonialangelegenheiten i». Allgemeinen umwanteln. In Abgeordnetcnkrcisen herrscht trotz der sonstigen Abneigung gegen neue Abenteuer die Ansicht, daß Timbuctu gehalten und die Niederlage gerächt werden müsse. Die Jahreszeit ist »ngilnstig, da der Wasserstand des Niger und seiner Nebenflüsse jetzt sebr niedrig ist. Voraussichtlich wird ein Theil der jetzt verfügbar gewordenen Dahomer Truppen nach Saint LvuiS und von da möglichst rasch inS Innere geschickt werden. — Sämmtlicbc Blätter besprechen die Niedermctzelung der Expedition des Oberst Bonnier und meinen, es sei jetzt nicht Zeit, Anschuldigungen zu erheben, sondern eS müßten die »öthigcn Maßregeln getroffen werden zu einem Schlage, der daS Ansehen Frankreichs in Eentralafrika wieder hebe. — Der „Figaro" sagt, die Besetzung des Tuat- GebieteS scheine dringend geboten. — Die radicale Presse fährt fort, Baillant in überspannten Artikeln als Held und Märtvrer zu feiern. Einige Blätter dieser Richtung geben so weit, dem Präsidenten Earnot vor- zuwersen, er bade durch die Unterzeichnung deS TodeSnrtbeilS die Legendenbildung um dir Gestalt Vaillant S ermöglicht und dadurch den Weg geschaffen für andere Wahnwitzige, denen das Beispiel Vaillant'S vorbildlich ist. Schweiz. * Bern, 8. Februar. Zwischen dem schweizerischen Land- wirtkschaftS-Departement und einer Anzahl von Viehzüchtern besteht ein Conflict über die Anschauung bezüglich der Maß nahmen gegen die Verbreitung der Viehseuchen. Die Be hörde hat allerdings die Grenzsperre verhängt gegen Italien nnd Frankreich, aber sie erblickte in der nachlässigen Hand habung der Viebseuckenpolizei durch die centralen Behörden eine mindesten« ebenso große Gefahr wie in der Einschleppung von außen, während die Landwirthe freien Verkehr iin Innern und vollständige Absperrung der Grenze, namentlich gegen Italien, oder doch die schärfsten Schutzmaßregeln verlangen. Eine hier abgehaltcnc Bauernversammlnng faßte Beschlüsse in diesem Sinne und ging sogar so weit, die eidgenössischen Organe für den der Lanrwirtkschast an- der Einschleppung entstebenden Schaden verantwortlich zu »lacken. Da da- Departement seinen Stantpunct bereits in einer längeren Darstellung der Verbältnisse vertreten bat und die Anschauung der Bauern nicht tbeilt, so wird der Streit obne Zweifel vor die Bundesversammlung gebracht werden, die aus Ende de« nächsten Monat« einberufen wird. * Bern. >0. Februar. (Telegramm.) Der BundeSrath wir« l.9 in Zürich sich aufhaltende Anarchisten unk un abhängige Socialistcn, darunter den Schriftsteller Wicher« von Gogb, au«. Italic». * »««, >0. Februar. (Telegramm.) Wie die „Agencia Stefani" mittbeilt, sind die an auswärtigen Plätzen ver breiteten Gerüchte über die schwere Erkrankung EriSpi« un begründet. Eri-pi ist bei bestem Woblsrin. Er begab sick beute wir gewöhnlich in« Ministerium zur Erledigung der Staat-grschäftr. - Shauiea» * Madrid, 10. Februar. Ja Folge der Ausdehnung, welche da« Rauberunweseu in der Manche» nimmt, ist eine allgemeine Absuchung der Berge um Toledo aogeordnet worden — Wegen der wachsenden Noth io der Provinz Eadix verlangt der Gouverneur die Ausführung großer Arbeiten, um der Bevölkerung Beschäftigung zu geben. — Wie die „Aaenzia Fabra" au« Tanger vom 5. d. Mts meldet, bestätigt eS sich, daß zu Beginn teS spantsch- marakkanische« Canssicle» von einigen Mächten Bemühungen gemacht wurden, ihren Einfluß in Marokko zu vergrößern. Hiervon wurde indessen Abstand genommen, als den Repräsentanten der fremden Mächte genaue Instruc lionen zur Unterstützung der Ansprüche Spanien« zu gingen. Der Sultan soll dem Vertreter einer große» continentalen Macht rrNärt haben, baß er, da Spanien seit alten Zeiten mit Marokko ein freundschaftliche- Einvernehmen pflege, ersterein die nvthwcndige Genuathuuog obne Ein mischung Fremder zu leisten wünsche. Ohne Zweifel bezog er sich in diesen Worten aus gewisse Länder, die sich erboten, die an Spanien zu zahlende Entschädigungssumme ibm vor zuschießro, um durch ibre finanzielle Operationen ihr Prestige im Reiche Magreb el Aksa zu erhöhen. (Fortsetzung ia der 1. Beilage.! «"dH«-'» (v. L.-L>»tsut) Aur veiit, »eu mit sieni: LUMM. »erl!» ii. 2tun vräüsn mul äer lorrosxoväsüL. SeelviMrig« Oarauti«. Kk. 6.80 (cs. 275,000 ^ppsi-ste in Oeutscklssicj im LebpauclH »Selirts kiMsninilig WMmtöllliiig vkiesgo. lilersii n.u. Wasserheilanstalt, Billa Aurara, nächst dem Curhauje. Besitzer I>r. 8. Lallmauo. Projpecte aus Verlangen. 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Höchste Sicherheit de^ billigsten Prriien. Nachdem nu» auch in Preußen seitens des Eiseiibabn-Fiscus die Wandflächen in den Warteräumen und Vorflurea der Stations gebäude behufs Anbringung von Geschästsanzeigen u. s. w. frei ge geben sind, ist dem Reclamewesen ein neuer Weg eröffnet, der zweifellos für die Interessenten wegen der allgemeinen Verbreitung durch ein stets wechselndes Publicum durchaus zweckentsprechend u»ö außerordentlich werthvoll werden dürste. Im AuSIande, besonder- in England und Fraakreich, erfreut sich die BahnhosS-Reclame seit langen Jahre» der größten Beliebtheit und ist dadurch der Beweis der Rentabilität zur Geniige erbracht. Die Eisendahnstrecken der Königlichen Betrieb-ämter Wittenberge Leipzig, Mogdeburg-Halbersladt, Berlin-Lehrte und Halbersladl. sowie der Großherzogltch-Oberhessischen Bahnen sind dem Herr» Hermann lSebiakdt m Cassel, Müncheberg 91, verpachtet worden und wolle man sich wegen Anbringung von Placaten auf gcnannlen Strecken an diesen Herrn wenden. Hlktretn sil Wm Hm liktm. liortiiioii». «neisenaustratzr Nr. IS. 8. «tage. k. V. vanntiauser, Ltz'entnti-. IK. — Llilcropkov ^mt 11. 2059 ^IleiniLee Vertreter der Deutschen kt»!>eiu>ilie>,t- Xeliell-tieseUovhatt nur sllr l-eivri? v. Vorort--. Tageskalender netze 4. Beilage. Neues Theater. Sonntag, den 11. Februar I8S4. Anfang '/,7 Uhr. (42. Abonnements-Vorstellung, 2. Serie, roth.) Gastspiel de» Herz«gl. Kammersinger« Herrn V. Kaki log »am Hakitzealer in G,ttza. ElitzWtzllllimi. Lpcr in 4 Acten. Text nach P MSrimS's gleichnamiger Novelle von H. Metldae und L. Halövv Musik von Georges V<j«t : Lber-Regiffear Goldberg — Direktion: SopeUmcister Panzner. Personen: Lärmen Fr. SrzyzanowSki-Doxat. Micaela Frl P. Dünge«. MercSdü« Fr.DaacawHdamder«. FraSguita » Frl. Kernte. Ton Iviü GG (ttcmnillo. Toreador - Herr Deoutttz. Regie:
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