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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940508012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894050801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894050801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-05
- Tag1894-05-08
- Monat1894-05
- Jahr1894
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4S10 ei»e laogjähriqr Dhatißkeil i« mastchAtle? BosktschtrstNt. vittvk! ankeren ui der Schrift: Fürst und Volt im Sachsenland, sächsischen Patriotismus und monarchische Gesinnung zu pflegen beflissen gewesen ist Man wagt, den Evangelischen Bund als Störer de« konfessionellen Friedens zu bezeichnen, und schmäht jede energische Betonung des evangeliscken Geistes all» Lagerung de« Bande» zwischen Fürst und Volk! Hat doch die .Germania" sich erdrcistet, sckon die Existenz des Evangelischen Bundes in Sachsen mit Rücksicht aus die Eon session de» Herrscherhauses zu bemängeln, wie es auch nicht a» Solchen gefehlt bat. die auö gleichem Grunde jede Jubelfeier de« Gustav Adols-BereinS in unserem Paterlande tadelten. — Dir Ultrainontanen haben nickt das geringste Persländiiiß für den Protestantismus, seine staatliche Auffassung und monarchische Treue; sie taxire» uns nach der Methode, die sie selber befolgen würden, etwa in dem Falle, wenn der Herrscher einer katholischen Majorität der evangeliscken Eonsession ulgehörte. UnS evangelischen Christen steht Artikel 16 der Augustana fest. Und die evangelischen Geistlickcn haben in manchen bedenklichen Lagen, in kritischen Zeiten unsere« Vaterlandes, in denen e« sich um seine Sonderexistenz handelte, durch die That bewiesen, dah sie va» von Gott geknüpfte Band zwischen Fürst uud Volk au« keinerlei Rücksicht gelockert wissen wollten. Gerade die, welche mit vollem Nachdruck den Protestantismus vertreten, sollten bei Einsichtigen vor dem Verdachte bclvabrt bleiben, als wären sie von einem Grund gedanken desselben, von der staatlichen und monarchischen Treue, weniger beseelt, als die lauen Evangelischen, die mit jedem laute» Wort« für ihre Kirche ängstlich zurückhalten, weil sie fürchten, damit irgendwo anzustoßen. In gefährlicher Etuodc sind jene eine zuverlässigere Stütze der bestehenden Ordnung als diese. Es ist herzlich dumm von den Ultra montanen, wenn sie die Arbeit de« Evangelischen Bunde» als eine Saat des Mißtrauens zwischen Land uud Herrscher ver dächtigen. Wer könnte ausrichtiger dankbar als wir für die verständnißvolle Pflege sein, welche der evangelischen Kirche unter der jetzigen Regierung zu Theil wird? Wir hoffen, daß sie durch solche Fürsorge zu einem starken Damm für die Zeit errichtet wird, wenn die Hochfluth der rothen und der schwarzen Internationale hcranbrausen sollte. Gerade wir sind aufrichtig dankbar für das Gesetz vom 23. August l876, welches, auch io Verwirklichung von Gedanken des König- Johann, die Oberaufsicht des Staates über die römische Kirche sicher regelt uud dem evangelischen Ebarakter des Lande» Rechnung trägt. Was hätten wir für Grund, Unzufrieden heit gegen das jetzige Regiment hervorzurufen V Wir grrietben damit in Widerspruch zu unserem Programm. Ich wüßte auch nicht, daß irgend eine Handlung de» Evangeliscken Bundes mit Recht nach dieser Seite hin gedeutet werden könnte. Di« ultramontane Presse hat sick bemüht, die Resolution der Generalversammlung vom 5. December 1893 in Dresden für ihre Zwecke zu benutzen, um Miß trauen gegen uns auszustrcucn. WaS sagt denn diese Erklärung? Sic warnt nackdrücklich vor den Aspirationen der römischen Politik. Die Erfolge, die diese außerhalb Sachsens gehabt hat, können sie zu einem neuen Ansturm aus unser Vaterland, wie sie ihn früher gewagt hat, ermuthigcn. Wer wollte denn leugnen, daß ihr der Kamm geschwollen ist? Wer kennt nicht die Illusionen Roms, das meint und träumt Z«le zu kö .... dildung und Wirksamkeit der Kleriker so zu dirigiren, daß sie nicht lieber den pootificalen als den staatlichen Weisungen gehorchen, auch aus dir Gefahr hin, einen heftigen konfessio nellen Kamps in uusern Grenzen zu entzünden? Lag nicht schon ein Versuch gegen da» Gesetz vom 23. August 1876 vor? Hatte nicht Rom in unsere sächsischen Verhältnisse ringrrisen wollen? Wer hat ungenirter die Jesuiten ver- therdigt und gerühmt, als der jetzige Bischof? Ist seine frühere Preßthätigkeit, die schließlich da« Gesetz vom 23. August t876 veranlaßte, bereit» vergessen? Und wenn nun unsere Resolution io Erwägung der ganzen Zeitlagc, in Erinnerung an jene Tage, in denen der Vatikan durch den Cardinal von Sachsen gegen den EonfefsionSstand Sachsens anstüruete, zur Wachsamkeit gegen römische Thätizkcit auf- forderte, wir kann man darin Mißtrauen gegen die jetzige Regierung erblicken wollen? Sollte nicht vielmehr unsere Erklärung die Regierung in der Richtung stärken, die sie selber nach dem Geeste der Verfassung durch da« Gesetz von 18?« eingeschlagen bat? Klar genug sprechen wir Miß traue» nur gegen die römische Politik aus, und Niemand kann es uns bestreiten, daß wir ei» Recht und daß wir Grrmd dazu haben. Dcr Evangelische Bund ist r« gewohnt, von ultramontaner Seite mit Verdächtigungen und Schmähungen überhäuft zu werden; aber dieser Haß ist ein Zcugniß für die Notbwendigkcit und die erfolgreiche Arbeit des Evangelischen Bundes. Wie zu allen Zeiten, so bringt auch heule jede energische Ber- iheidigung des Evangeliums Dornen. Die Männer unseres Vereins haben sich darein gefunden, mit Schmutz beworfen zu werden, sei es von Ultramoutanen, sei e« von den mit diese» liebäugelnden Evangeliscken. Sie trösten sich mit Ioh. 15, 18 ff. Auch die neueste ultramontane Ausdeutung de« Sehdewitz'schen Wortes wird uns nicht kränken; wir kennen den Interpreten für die .Germania", da» genügt. Wenn die römische Agitation zuletzt zu dem verzweifelten Mittel greift, daß sie aus Furcht vor weiteren Erfolgen de« Bunde« die Lüge ausstellt, er bade da» Bestreben, Mißtrauen zwischen Volk und König zu säen; wenn sie Zeter schreien muß über jede historische Darstellung, welche frühere ultramontane Intriguen aufdeckt: so beweist sie nur ihre eigene Armseligkeit und d,e Schwäche ihrer Sache, die Helles Licht nicht verträgt. Der Evangelische Bund brauckt sich mit seiner Arbeit nicht zu verstecken; er hat keine Hintergedanken, er geht keine Schleichwege. Wir werden auch in Zukunft gerade als gute Protestanten ebenso entschieden unsere staatsbürgerliche Pflicht, wie unser evangelische» Bckenntniß Hochbalten. Wir sind gewitzt daß der plumpe Versuch der Ultramontanen, den Evangelischen Bund bei unseren monarchischen Sachsen zu verdächtigen, al« elende» Parteimanöver durchschaut und, ab gesehen von den Eckwächliugen, die im Bunde mit dem RomaniSmu« Heil sacken, von dem Kern unseres Volke» ab- grwirsen wird. E» soll den Römlingen nicht gelingen, durch irgend welche noch so sinnlose und ordinäre Verleumdungen u»S i» dem Bestreben irre zu machen, nach Krästeo da« Erb« der Reformatio» zu wahren. Zwickau. Meyer. Deutsches Reich. ' Lttpzt«. 7. Mai. In Nr. 219 des „Leipz. Tagebl." vom 1. Mai wie« unser Berliner -li-Eorrespondcat auf eine Beschwerde der .Germania" darüber hin, daß in Alkc- dorf a. W., wo unter 17 Bewerbern um ein stättisckeS Amt sich auch ein Katholik befunden habe, dieser zwar mit einem protrfiaotiscken Bewerber zur engeren Wahl gekommen, aber sriuer Eonsession wegen nicht gewählt worden sei. Jener Hinweis auf die Beschwerte de» ultramontanen Blatte» ver anlaßt den Bürgermeister einer ostsriesischen Stadt, folgende Zuschrift an uns zu richten: .Es ist mir unver ständlich, wie die „Germania" sick darüber aushalten kann, daß man in Gegenden mit vorwiegend protestanliscker Be vötkerung den gleichen Motu« beobacktet, wie in katboliscken Ich selbst Hab« die» de» Oestrrcn. als ick mich noch in der Rheiuprovinz um eine Biirgermcisterstelle bewarb, ersabren. Und mit den dortigen Verhältnissen vertraute Personen rielhen mir dann, um Arbeit, Kosten und Enttäuschungen zu ersparen, m>ck nach Orten mit auch nur vorwiegend «Atholischer Bevölkerung überbaupt nickt zu melken. Tie »»zweideutigste Antwort aus mein bezügliche» Gesuch erbielt ich »«» d«m Magistrat in An holt» einem kleinen Stäbchen a» klnkerchek«, dtdem derselbe ansnrg, «rl-er Esnstsfli» ich sei, und mir gleichzeitig den Rath erthrilte, fall« ich evangelisch sei, möchte ich mein Gesuch zurvckzirhen, da als dann eine Aussicht auf Erlangung der betreffenden Stelle gänzlich ausgeschlossen fei. Natürlich erhielt ich auch die Stelle trotz guter Empfehlungen nicht." «s. verlin, 7. Mai. Der eodgiltigen Abstimmung über die LandwirthschastSkammrrn wird von verschiedenen Seite» eine parteipolitische Bedeutung beigemessen, die dieser Vorgang, er mag sich wie immer abspielen, nicht haben wird. Falls ein« Vereinbarung zwischen Nationalliberalen und Co»servativen zu Stande kommen sollte, so würde dieses Ereigniß weder aus die Verhältnisse innerhalb der konserva tiven Partei Einfluß üben, noch die Chancen einer konservativ- klerikalen Coalition ernstlich mindern. Au» dem partei politischen Gesichtspunkt kann diese Frage oationalliberalerseit« weder bejaht, noch verneint werden. Man wird den östlichen Provinzen die LandwirtbschaftSkammern nicht in der Er innerung konservativer Brutalitäten verweigern, auch wird mau nicht sie den westlichen LandeStheilen gesetzlich octroyiren, nur um den Anblick eine« .dupirten" Centrum« zu genießen. * Verlin, 7. Mai. In den.Diplomatischen Denkwürdig keiten des Lord AugustuS LostuS", des ehemaligen briti schen Botschafters in Berlin, wird, wie wir der .Münchener Allgemeinen Zeitung" entnehmen, folgende Episode au« dem Jahre 1866 erzählt: „Lord AugustuS Lostu» erhielt von Lord Clarendon, dem da maligen englischen Minister de» Auswärtigen, den Auftrag, dem Grafen Bismarck zu erklären, daß e» Preußen zu großer Ehre gereichen würde, wenn eS, «he «< sich ln den Kamps mit Lesterreich eiaiieße, Sachwaltern sich aavertraute, aus deren Unparteilichkeit e« sich verlassen könne. Gras BiSmarck ant wortete böslich, aber nach seiner Gewohnheit etwas ironisch. Er bat Lord AugustuS, dem Lord Clarendon seinen Lank für das freundliche Interesse für Preußen zu bezeugen. Er beabsichtige, so versicherte er, keineswegs die Anwendung von Gewalt. Die Lag« sei jetzt einfach dl« daß das Büudniß zwischen Oesterreich und Preußen ausgehört habe. Er schloß mit der Beinerkuug: „Ich möchte die Worte Richelieu'« gebrauche», welcher seiner früheren Geliebten sagte: ^,'ous ne »onime« pas enoemis, mal» oou» ne uouZ aimoiu gilus'." Dann sielen die Würfel." Diese« Eitat hat, den „Hambg. Rachr." zufolge, in seinem französischen Originale wie in seiner damaligen Benutzung durch deu Grafen Bismarck etwas anders gelautet, aämlich: >'ous uous sommes aiwös et uous uous aimerons plus; est-ce quo c'est oue raisou pour uous Imir? ll > a taut cke woucke, <zui ne se kvieut jamais aiwes saus «Ire ennemis. * Verlin, 7. Mai. Einem königlichen Gymnasium der Provinz Posen wurde kürzlich ein deutsches Buch zur Ansicht und mit einer Einladung zur Anschaffung für die Lchrerbibliolhck zugesandt. ES betitelt sich: .Der letzte Köniz von Polen." Drama in fünf Aufzügen von Philipp Höllischer. Stuttgart, SüddeutscheSBerlagS-Iaftitut." Der Inhalt geht uns weiter nichts an; uns interessirt nur die Einleitung, aus der die „Tägl. Rund." folgende Stellen wiedergiebt: .Hundert Jahre sind verflossen, seitdem ein politischcsVerbrechen begangen wurde, wie ein ähnliches selbst die dunkelsten Blätter der Weltgeschichte nicht zu verzeichnen haben. Mitten im Frieden, ohne vorauSgegangene Kriegs erklärung, wurde da- polnische Reich von seinen mächtigen Nach barn plötzlich überfallen, erobert und als Kriegsbeute getheilt. Ein mächtiger, blühender (!) tausendjähriger Staat im Herzen Europas, von einem intelligenten, bildungsfähigen, freiheits liebenden Volke bewohnt, e»aer Sprache, eines Glaubens, wurde mit einem Federzuge seiner Selbstständigkeit beraubt, von der Karte gestrichen . . . Und dennoch ist der Entwick lungsgang dieser verhängnißvollen Epoche von hohem In teresse, und Diejenigen, die den trockenen Auseinandersetzungen des Berufshistorikers scheu aus dem Wege gehen (l), werden vielleicht dem darstellenden Drama, in welchem die handelnden Personen ihren geheimsten Gefühlen Aus druck verleihen, ihr Wohlwollen nicht versagen. Io dieser Hoffnung und von wahrer Sympathie für das unglückliche Volk geleitet, habe ich diesen unerschöpf lichen Stoff dichterisch bearbeitet. Ich nahm keine Rücksicht aus Bühnenmäßigkcit; deiln ich hatte kein andere« Ziel im Auge, als derFlamme derBegeisterung für die Wiederherstellung Polens — die kommen wird, weil sie im Interesse der Sicherheit und des allgemeinen Friedens Europas liegt — neuen Nährstoff nach weinen ge ringen Kräften zuzusührrn." — Daß der Verfasser, von dessen StammeSangchörigkcit wir zudem nichts wissen — sich dermaßen seinem Stoffe hingiebt, wollen wir ihm hier nicht weiter verübeln. Aber die Thatsache, daß eine deutsche Buchhandlung ein solche« Werk einem königlich preußischen Gymnasium zur Anschaffung empfiehlt und empfehlen kan», stellt doch in ihrer Art auch em Stück Polcn- politik dar, wie eS, wenn eine andere Lust von oben wehte, schwerlich ins Leben getrelcn wäre. L. Verlin, 7. Mai. (Privattelegramm.) Bei der heutigen Feuersbrunst in Gatow hat sich der Kaiser selbst an den Löscharbeiten betheiligt. Er nahm Eimer und Axt zur Hand und erkundigte sich wiederholt, ob noch Per sonen in den Gebäuden wären. Als er sah, daß das Feuer überaus schwer zu löschen war, alarmirte er die Berliner Feuerwehr und die Spandauer Garnison zur Hilfeleistung. Im Ganzen sind trotzdem 6 Gehöfte niedergebrannt. V. verlin. 7. Mai. (Telegramm.) Wie der „Köln. Ztg." von hier gemeldet wird, begleitet die Kaiserin den Kaiser aus seiner Nordlandsfahrt, wenigstens auf einem Theile derselben. Die Kaiserin wünscht besonders den Hardanger- und den Sojnesjord kennen zu lernen. <« verlin, 7. Mai. (Telegramm.) Den Abendblättern zufolge gedenkt die Commission zur Ausarbeitung de» Bürgerlichen «teseizbuch«, bi» zu ihrer für Anfang Juli in Aussicht genommenen Sommervcrtagung mit Berathung de» Familienrechts zu Ende zu kommen. -r-verlin, 7. Mai. (Telegramm.) Der Entwurf von Ausnahmebestimmungen, betr. die Sonntagsruhe «er Papierindustrie, wurde dem .ReichSanzciger" zufolge am vergangenen Sonnabend unter Vorsitz de« UnierstaatSsccretairS v. Rottenburg mit Arbeitgebern und Arbeilnebmern der betbeiligten Industriezweige beralben. Außer den Com- niissaren deS Reichsamt« des Innern und de» preußischen Handelsministeriums nabmen 4 GcwrrbeaussichtSbcamtt, 22 Arbeitgeber und 22 Arbeitnehmer daran Theil. D verlt«, 7. Mai. (Telegramm.) Die dritte Conserenz der Ceutralstelle sür ArbeiterwotzlfahrlSeiu- rtchtuugeu wurde beute Vormittag bier eröffnet. Anwesend waren ein« Anzahl höherer Ministerialbeamten, die Professoren sessoren Schmoller-Berlin Hitze-Münster, sowie Vertreter großer industrieller Etablissement». Der StaatSsecretair a. D. Herzog eröffnet« die Versammlung. Professor Schäfer- Hannover reserirte über da» Sparcassenwesen und seine Bedeutung sür die Arbeiterwrhlfahrt. Der VersicherungS- tirector Drape- Hannover batte ein umfangreiche« schriftliche» Referat über da» Sparcassenwesen eingcsandt. Gebeimrath Sydow befürwortete diePostsparcasjen. An der weiteren Debatte betheiligten sich Moeller-Brackwedr, Hitze, Sckmoller, Sydow und Kalle-Wiesbaden. Sodann empsablen Senekell Hvhenwaldr und Wittrnstrin- Barmen die Schulsparcassen, Niethammer Kriedsteia die Fabrikspareassen. Nach längerer Debatte wurde beschlossen, von der Abstimmung über die von den Referenten Schäfer und Drape ausgestellten These» Abstand zu nehmen. Fortsetzung morgen. li Berlin, 7. Mai. (Privattelegramm.) Mit Hilfe der vom Kaiser bewilligten Mittel will der Teutschc Verein ,ur Fiirdrrnng Prr Luktschifssaßr» im Lause der nächsten Monate einige kieinereLustballon» mit selbstschrribenden meteorologischen Apparaten in Höben aussteigcn lasten, welche dem Menschen in Folge der Lustvrrdüuauog nicht mehr „»ly ssiid. Ja dm amtlich«» Organs» drr NeichD« Förden wird eine Belohnung von 50 ^ Demjenigen zugesagt, welcher einen solchen Ballon in gutem Zustande und den Apparat unbeschädigt und uoeröffnet zurückliefert. v verlin, 7. Mai. (Privattelegramm.) Beim StaatSsecretair ». voetttcher findet Mittwoch eia größere« Diner statt, wozu vornehmlich die BundeSrathSbevoll- mächtigten geladen sind. (Wiederholt.) * Lübeck, 6. Mai. Der XlX. deutsche Schmiedetag, der von 42 Delegirten au« allen Theilen de« Reich« besucht ist, sprach in der Erwägung, daß die gesetzliche Gestaltung deS S<nntag«-Unttrricht« lfür die Forterhaltung der Schmiedefachschuleu eine unbedingte Nothwendigkeit ist, sein Bedauern darüber au», daß der deutsche Reichstag die Novelle zur Abänderung de« tz. 126 der ReichSzewerbe- ordnung abgelehnt hat. * FriedrtchSrnh, 7. Mai. Die Fahrt der Erfurter nach FriedrichSruh ist in Folge eine» Telegramm» von vr. Cbrysander, wonach jeder Empfang v»uDeputationen im Hinblick aus den Gesundheitszustand de« Fürsten einstweilen unthuolich erscheint» verschoben worden. * Minden, 6. Mai. Wie die „Rh -Wests. Ztg." hört, haben Mitglieder der hier bestehenden Religionsgesellschaft der Quäker die Bitte an den Iustizmiuister gerichtet, gesetz geberische Maßregeln dahin zu treffen, daß sie bei gericht lichen Veruehmungen von der Pflicht der Eidesleistung entbunden werden. Die Eidesleistung durch Anrufung Gotte» als Zeugen der Wahrheit ist den Quäkern bekannt lich nach ihren Satzungen verboten: in Amerika oder doch in den meisten Provinzen der Bereinigten Staaten sind die Quäker vou der Pflicht der Eidesleistung auch entbunden; ihre Aussage hat dieselbe Wirkung, als Ware sie beschworen und würde, wenn sie falsch abgegeben, dieselben Strafen nack sich ziehen, wie wenn sie mit dem förmlichen Eide be kräftigt wäre. Sehnliche Bestimmungen finden sich auch in englischen GesetzeSvorschriften. Die Gesetzt in Deutschland setzen aber bekanntlich unabhängig vom ReligionSbekeontniß des Schwörenden die gleiche Eidesform fest. * Grlsenktrche«, 6. Mai. Der Redakteur de« hiesigen Berg- arbeiter^kerbandSorgan», der „Berg- und Hüttenarbeiterzeitung", Hüninghau». wurde von der Strafkammer zu acht Mouaten Gesängntß verurtheilt. Die Anklage legte ihm zur Last, am 14. Februar d. I. zu Sewaltthätigkeitea und zum Llassen- haß aufgesordert zu baden und zwar in einem Artikel, der die traurigen Verhältnisse der aiederschlesischen Kohlenarbeiter besprach und die Bergleute zur Selbsthilfe gegen die Werkbesitzer und Beamten aussorderte. In einem anderen Artikel batte er dem LoinitS, da» für di« Hinterbliebenen der kn Jahr« 1868 auf Zeche „Reu-Jserlohn" verunglückten Bergleute Baben gesammelt hatte, den Vorwurf gemach«, die gesammelten Gelder pflichtwidrig »er- wendet zu haben. Jeder der beiden Artikel trug dem angeklagten Redakteur 4 Monate Gesänguiß rin; der Staatsanwalt hatte 1 Jahr uud S Monate beantragt. * Witte», 6. Mai. Die von sden Canalvereinen zu Hagen und Witten nach Berlin entsandte Abordnung ist kürzlich von dem Minister für öffentliche Arbeiten empfangen worden. Herr Thielen versprach, der „Kölnischen Zeitung" afolge, die wohlwollende Prüfung der von den genannten iereinen erstrebten Canalisirung der mittleren Ruhr uud deren Verbindung mit dem Dortmunder Hafen durch einen SchifffahrtScanal, vorausgesetzt, daß der Landtag den Vau de« Dortmund-RheincanalS genehmige. Falle dieser Plan, dann werde seiten» der königlichen Staatsregierung in nächster Zeit überhaupt keine Canalvorlage mehr gemacht werden. Kehl, 6. Mai. RelchStagSabgeordneter Bebel erstattete heute Nachmittag aus badischem Gebiet« au der Kinzigbrücke bei Kehl unter freiem Himmel in zweistündiger Rede vor ungefähr 3060 Personen de» Bericht über seine Thätigkeit im Reichstag. Rach Bebel sprach der ReichStagSabgeordnet» Bueb.Mülbause,. sowie Böhlr-Strakburg. Die Versammlung »ahm eine Resolutioa an, in der das Einverständniß mit der Haltung Bebel'S, sowie di« Ent- rüstung darüber ausgesprochen wird, daß man «S Bebet unmöglich machte, in Strahbnrg zu sprechen. Während einer Red« de« Anarchisten Rieß erfolgt« die Auslösung der ruhig verlaufenen Versammlung. (F. Z.) * Stuttgart, 7. Mai. (Telegramm.) Heute wurde der Proceß Hegelmaier zu Ende geführt. Die UrtheilS- verkündigung erfolgt am 2l. Mai. Oesterreich-Ungar«. * Wien, 7. Mai. (Telegramm.) Der PreßauSschuß sormulirte mit Zustimmung de« Ministers de» Innern die Petition-Vorschläge, betr. die Genehmigung und den Vertrieb de» ZeitungSverkausS, und nahm die von dem Minister Marqui« Bacquehem formulirten Bestimmungen über den automatischen ZeiiungSverkauf an. (Wiederholt.) * Wien, 7. Mai. (Telegramm.) Die deutsche Linke uud der Coronini-Club beschlossen einstimmig, der Valuta Vorlage zuzustimmcn. — Gegen 1060 streikende Manrer- gehilsen versuchten heute Vormittag, die aus dem Bürger- platzc arbeitenden Collegen zu vertreiben. Die Wache, welche die Streikenden zerstreuen wollte, wurde mit Steinen be worfen und mußte von ihrer Waffe Gebrauch machen, indem sie mit flacher Klinge aus die Streikenden einhieb. 7 Personen wurden verhaftet. * Klauseutur«, 7. Mai. (Telegramm.) Heute Vor mittag hat der Memorandum-Proceß gegen den Führer der ungarländischen Rumänen, Katin Lucaciu und 26 Ge nossen, begonnen. Hier sind zu demselben etwa 1600 Rumänen ringetroffen, welch« die Angeklagten mit Zurufen begrüßten. * Mitzrisch-Ostrau, 7. Mai. (Telegramm ) Die Zahl der im mährisch - schlesischen Kohlenreviere streitenden Arbeiter ist heute aus 8000 angcwachsen. * Pest, 7. Mai. (Telegramm.) Da» Oberhaus hat beute die Berathung über da» Civilehegesetz begonnen. Die Geistlickkeit aller Riten hat sich sehr zahlreich ein- gefunden. Die Minister Gras Csaky und vr. von ScilLgyi wurden bei ihrem Eintreffen vor dem Hause mit Zu- stimmungSrufen begrüßt. Die Officiösrn betonen, die even tuelle Ablehnung der Civilehe durch das Magnatenbau« werde die Existenz de« Oberhauses selbst bedrohen. Aussehen erregen die wiederholten Artikel der hiesigen liberalen Presse, die den Grasen Kalnoky als Mittelpunkt aller gegen die ungarischen Liberalen gerichteten Intriguen bezeichnen. — Den jüngsten Gerüchten über den Austritt de« Erzherzog- Joses au» der Akademie liegt Folgende» zu Grunde. Der Erzherzog ließ thatsächlich dem Präsidenten der Akademie eine Erklärung über seinen Austritt zugrhrn. Di« Klerikalen beuteten diesen Zwischenfall au« und verkündeten, hierin liege ein Fingerzeig de« Hofe« für da» Oberhau», die Re gierung bei dcr Verhandlung über da« Ehegesetz zu Fall zu bringen. Wekerle richtete hierüber einen Bortrag an den Kaiser, woraus dem Erzherzog uahegelegt wurde, seine AuS- triltSerklärung zurückzunrhmen. Frankreich. * Pari«, 7. Mai. Unter den zu Ehren der Gedäcktniß- feier für die Jungfrau von Orleau« von der katholischen Kirche veranstalteten Kundgebungen erregt ein an der Pyra- midenstraße errickteter Triumphbogen mit der Inschrift: .Da« dankbare Volk feiert da« glorreickr Andenken der Jungfrau von Orleans" deSbalb Aussehen, weil daneben gleichzeitig «ine große Pbotographir, Elsaß-Lotbringrn in Trauer darstellend, angebracht ist. — Gestern Abend wurde im Stadtviertel Montmartre rin VolkShavS sür katho- liscke Arbeiter eröffnet. Dasselbe ist vom Abb4 Garnier gegründet worden und enthält «in VolkSsrcretariat, eia« unentgeltliche Stellenvermittelung, sowie eine Klinik und andere sociale Anstalten. — Da« Gerücht, daß die Hin richtung Henry» durch Krankheit de« Scharfrichter« Dribler ausgrschoden ist, wird at« «»begründet bezeichnet. Dkr Matter wurde« bereit« alle Gegenstände anrgtbändi^ Welche Henry im Augenblick der Verhaftung bei sich truz, ebenso seine Kleidungsstücke. Belgiers. * Lüttich, 7. Mai. (Telegramm.) Der bei dem Dynamitattrntat verwundete Arzt Renson hat da« Augen licht vollständig verloren. Tie anderen Verwundeten befind» sich aus dem Wege der Besserung. Schweiz. O Zürich, 7. Mai. Die Arbeiter der Handschuh fabrik von I. Wirßoer hatten ihrem Chef angueizi, daß sie am l. Mai feiern resp. die Arbeit ruhen lass» würden, und ihn um seiue Zustimmung ersucht. Daraus erhielten die Arbeiter folgenden humorvollen Bescheid: „Dem Verlangen meiner sämmtlichen Gehilfen nach einem Ruhetage komme ich entgegen: Ibr ruht am l. Mai, Ich ruhe am 2. Mai und Wir ruhen zusammen am 3. Mai, somit Geschäft für meine sämmtlichen Gehilfen geschlossen bi« 4. Mai!" lD Bern, 7. Mai. Der Bundesanwalt hat 2 Deutsch« und l Oesterreicher, die bei dem Demonstrationszug am l. Mai eine schwarze Fahne und andere anarchrstisch« Embleme getragen, verhaften taffen. Die AuSweisunz der Betreffenden auS dem Gebiet der Eidgenossenschaft sieht unmittelbar bevor. Italien. ^ * vom, 7. Mai. (Telegramms Die Blatter ver- urtheilen in scharfen Worten die Mailänder Kund- zebungrn gegen CriSpi, welche hauptsächlich der Er bitterung über sein Vorgehen in Sicilien zuzuschreiben sind. „Popolo Romano" sagt, jene Ausschreitung ehre CnSxi, sie beweise, daß in ibm Pflichtgefühl und Opfers,»» lebendig sei. Wer bourbonischen Kugeln die Stirn bot, um da« Königreich Italien zu schaffen, könne dem Gepfeife de« Mai- länder Janhagels Trotz bieten, welcher wüthe, weil Italien einig und monarchisch bleiben wolle. * Die „Vossische Zeitung" meldet au» Neapel, 7. Mai: Major von Wissmaon, Hauptmann Kundt und Olle Ehler» sind hier eingetroffen, Wissmann, krank auS Indien kommend, Kundt, um demnächst seine Hochzeit zu feiern, und Ehler», um eine asiatische Reise anzutrelen. (Privattelegramm) (Fortsetzung ia der 1. Beiloge.l Bei der Gesammtauslage der vorliegenden Nummer befind«! sich eine Extrabeilage vou der Soffer- und Lederwiaren- fabrtk Mvrty BiäSler io Leipzig. Mit Rücksicht aus die beginnend« Reisezeit werden in dieser Extrabeilage die in der genannten Fabrik in größter Auswahl hergestellten Utensilien sur die Reise empfohlen. Außer io Leipzig, Petersstraße 8, befinde» sich auch in Berlin, Leipziger Straß» 10t—102, und in Hamburg Neuerwall 84, BerkausSlocale der wohlrenommirten Firma. Architekt «. gepr. van«eister. empfiehlt sich zur Anfertigung v«n Bauplänen, Anschlägen, statischen vercch.lunae« und zu Bauleitungen. Leipzig-Aeupnitz, Katzigarlenftraße 4»b, l. AEt llitnWm» ?«"" Schwarze Strümpfe im AuSvcrtans billigst ^ «rnhl 1a. Tageskalender Gehe ». veilage. Neues Theater. Dienstag, den 8. Mai I8S4. Anfang 7 Uhr. (122. AdonnemeatS-Borstellung, 2. Serie, rvth.) j Oper ia 4 Acten von Friedrich Kind, iusik von E. M. von Weber. Regie: Oberrrgisseur Goldberg. — Direktion: Capellmeifler Porst Personen: Ottokar, böhmischer Fürst Herr Deinuth. Euno, fürstiicher Erbsürster Herr Neldel. Agathe, seine Tochter Fr!. P. Dünger. «ennchen, seiue Verwandte Frl. Lüliug. Caspar,> therr Wittekopf. Max. ) NS" - )Hm de Grach. Kilian, ein reicher Bauer Herr Marion. Samiel, der schwarze Jäger Herr Tschurn. Ein Eremit Herr Kuüpser. Eine Brautjungfer . Frl. Dirken«. AL.!»--- fürstliche Jäger und Gefolge. Bauern und Bäuerinnen. Musikanten. Brautjungfern. Zeit der Handlung - Kurz vor Beendigung des dreißigjährigen Kriege«. Da» decorative Arrangement der „Wolssschlucht", die Maschinerien und Beleuchtungen nach Angabe des Künigl. Maschineriebirector» Herrn Carl Lantenschläger in München. Die Decoration der „Wolssschlucht" (3. Acti au» dem Atelier de» Hoftheatermalers Herrn H. Burghartin Men. Die Decoration de» 2. Acte» (Zimmer im Forsthause» an« dem Atelier des Hoftheatermalers Herrn I. KantSky in Wien. Sämmtlich« Requisiten und cachlrtr Gegenstände angeserligi vom Eacheur Herrn Koch. Leitung der Maschinerien: Herr Lber- Maschinenmeister I. Denk. Beleuchtung: Herr Inspektor Witte. Elektrische Apparate: Herr kühne!. Rach dem 2. und 3. Acte finden längere Pausen statt. Text« 4 30 ^ an der Tasse und bei deu Logenschließern, v p e r «- P r e t s«. Einlaß '/«? Uhr. Anfang 7 Ubr. Ende ".10 Uhr. Bille».Verkauf sür den laufende» Tag an der Taqer-Cosie von 10—3 Uhr. Vorverkauf für den nächsten Tag (mit «uigeld von 30 von 1—3 Uhr. Sonn» und Festtag« wird di« Lasse erst um '/,! l Uhr geöffnet. Garderobe-LbonnemantS-Bücher, 25 Billet« enthalte»» L 4 an der TogeScosse. Kepvrtvtr«. Mittwoch, den 9. Mai 1S94 k123. AbonnementS-Bor- stellung. 3. Serie, weiß): Falstaff. Anfang 7 Uhr. Altes Theater. Dienstag, den 8. Mai 1894. Ansang Ubr. Idl« S-lre»»«»«S»cktIiiN. Schwank in 4 Acten von Oscar Blnmenthal und Gustav Kadelburg. Regie: Ober-Regisseur Brünberger. Personen: Martin Schröder Sabine, fein« Tochter Fr. Franck. Walter Leaz. Recht«anwast Herr MalthoeS. Antonie, seine Frau Frl. Mancke. Bernhard Gemp«, ihr Cousin Herr Hänseler. Fritz Flemmiog, Ingenieur Herr Geidner. vr. Crusin« Herr Krause srao vr. Crusin« Fri. Lauterbach. iector Arnstädt Herr Thiele. srao Rector Arnstädt Fr. Kuntzichmaim. Narth«, Dleastmädche» Frl. Friese. Ein Tapezierer Herr «arwinkel. Ei» Diener Herr Schmiedecke Martin SchrSder — Herr Schiele dom Stadttheater in Barmen al« Gast. Roch de» 1. »ad S. Act finden längere Pausen statt. «swätzKltche Preise «inlaß '/.7 Uhr. Anfang '/H Uhr. Ende »ach 10 Uhr. Kepertair» Mittwoch, 9. Mai: 29 vorstellnng z» Halden Preisen: G»Ma Galattt. Anfang 7 Uhr. vt, vireätt», 4a, Stsckttßaatsn.
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