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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940628023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894062802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894062802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-28
- Monat1894-06
- Jahr1894
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47-2 imponirrndrn Mehrheit von VS Stimme« »naenommeu worden. Da» hatte Niemand erwartet und Crispi eine» förmlichen Triumph. Di« Finanz-Debatte» von welch«, man di« schwersten Erschütterungen befürchtete, ist uan so gut wie beendet, denn nach dem vorgestrige» Sieg« find alle weiteren Beralhungen nebensächuch, und die Kammer wird voraussichtlich bald idrr Ferien antretr». Allerdings kommt dieser große Erfolg fast ansschlirßlich auf die Rechnung Erispi's und die ihm so Überaus günstigen Umstände der letzten Tage. Nach dem Attentat auf Crispi und nach dem Prästdenlcnmord von Lyon wäre es für die Kammer ebenso unpatriotisch wie unmög lich gewesen, Crispi zu stürzen. Die Ablehnung der Coupon- steuer wäre gegenwärtig, da die Vorgänge in Frankreich die Belaffvng Cnspi's am italienischen StaatSrudcr zur unabweis- liche» Nothwendigkeit machen, zweifellos gleichbedeutend mit eine« Selbstmorde der Kammer von 1892 gewesen. In dem Augenblick, da die Vorgänge in Lyon, Marseille und anderen französischen Städten leicht internationale Verwickelungen herbiiführeo konnten, hätte Crispi, wenn er nicht schon an der lastenden Stelle stände, dabin berufen werden müssen. Di« Wahl zwischen diesem Manne und der Kammer wäre der KroNe und der Nation nie leichter geworden als jetzt, «vd die Kammer hat nur ein Gebot der Selbstcrhaliung erfüllt, indem sie sich CriSpi'S Willen beugte. Daß sie dä» Couponsteuer leicht hätte verwerfen können, lehrt «in Blick auf di« AbstimmungSziffern. 508 Mitglieder zählt die Kammer» die gegenwärtig nur wenig Vakanzen hat. 2üs Abgeordnete stimmten für das Cabinet, wohl so ziemlich da» ganze Aufgebot überzeugter Anhänger, aut die «s in diese» Tagen rechnen konnte, 138 fanden den Muth, mit Nein zu stimmen, der ganze große Rest zog es vor, sich fernzuhaltrn und dadurch einen Mißerfolg des Ministeriums zn verhüten, der zu einer Katastrophe für di« Kamm«r und vielleicht auch für da« Land hält« werden müssen. Crispi hat Monate lang gekämpft Wie «in Feldherr, auch da- Glück, da« zum Schlachtenschlagen «hört» hat ihm nicht gefehlt; ja, wenn man bedenkt, was für Italien auf dem Spiele stand, darf man wohl sagen, daß die Vorsehung mit ihm war. Möge Cri-pi nun auch die Kraft finden, das begonnene Werk, zu dem jetzt die Vorbedingungen geschafft« sind» gleich glücklich durchzuführen! König Alexander von Serbien ist gestern in Konstan- tiaopel, mit königlichen Ehren empfangen, eingctroffen und hat sich direct nach dem Iildis-Palast zu Abdul Haniid be geben. Dieser Besuch ist sicher kein bloßer Höflichkeitsbesuch, wie officiös verbreitet wird, sondern bat auch den Zweck, das Ansehen der Dynastie Obrenovitsch und des serbischen KönigS- reichs in den Augen der Pforte zu erhöhen und die selbe gewissen nationalen Forderungen des SerbenthumS günstig zu stimmen, welche auf die Erhaltung des „Gleichgewicht-" zwischen Serbien und Bulgarien am Balkan abzielen. Die Nachgiebigkeit der Pforte gegenüber den kirchlichen Wünschen de« macedonischeu BulgarenthumS hat in Belgrad die alte Eifersucht gegen Bulgarien neu belebt und zugleich die Besorgniß wachgerufen, daß das Serbenthum seine macedonische „Einflußsphäre" eines Tages ganz verlieren könnte. Man weiß in Belgrad sehr gut, welche natioualpolitische Errungenschaft di« jüngste Bestallung von zwei neuen bulgarisch-macedonischen Bischöfen für da« bulgarische Fürstenthum bedeutet, mau würdigt die von der Pforte dem bulgarischen Schulwesen in Makedonien gewährte freie Ent wickelung und möchte daher analoge Zugeständnisse für die serbische Kirche und Scyule in Altserblen und im nördlichen Makedonien erreichen. Daß König Alexander seinen Zweck erreichen wird, ist uns sehr zweiselhast. Bei der politisch und finanziell so desolaten Lage des serbischen Königsreichs wird man sich auf der Pforte sehr harthörig stellen, denn dort ist man bekanntlich gegen Bittende nur nachgiebig, wenn dieselben auck die Kraft haben zu jo rdern, oder wenn man sich von der Erfüllung der Bitte einen Vortheil verspricht. Beides trifft aus Serbien nicht zu, desseuKonig das Land in vollsten Partei- Hader zurückgelassen bar und. wenn er zuriickkommt, vielleicht noch Schlimmere« vorfindct. Noch immer zanken sich die Liberalen und die Fortschrittler um die Herrschaft, aber weder mit Diesen noch mit Jenen kann der König aus Grund der octroirten Verfassung und Wahlordnung Skupschtina-Neu wahlen machen. Einigen sich daher beide Parteien nicht, so ist die nothwendige Folge entweder ei» rein absolutistisches Regime oder der Eintritt solcher Verwickelungen, die nur wieder die radikale Partei hochbringcn können. Was aber unter solchen Umständen aus der Reform der serbischen Finanzen werden soll, weiß Niemand zu sagen. Deutsches Reich. * verlt», 27. Juni. In der kürzlich veröffentlichten Criminalstatistik für das Jahr 1891 sind u. A. auch die Berurtbeilten nach den Altersklassen sowohl für die ein zelnen Jahre des im genannten Iabre beendigten zehnjährigen Zeitraums l882/91 als auch nach dem Durchschnitt des selben zusammengestellt. Da ergiebt sich nun die interessante Wahrnehmung, daß die Criminalität zu Anfang der zwanziger Jahre am größten ist, dann aber mit dem zu- ich nicht genug davon, ein Glas und mehr nicht, die Kerle wären im Stande, mir die Perle des Kellers auf einmal auS- utrinken. Setzen Sie einen alten Xeres aus, ich habe eine ehr gute Marke davon, der thut auch seine Dienste, wollen Sie aber", 'ügte er lächelnd hinzu, „für Sich noch ein zweites GlaS Madeira baden so sagen Sie dem alten PbilippS Bescheid, der als Kellermeister sungirt, der wird cs Ihnen bringen und mir auch, ohne daß die Andern es merken." „Dann", fubr Hilmar, weiter lesend fort, nachdem er mit dankendem Lackeln sich verneigt batte, „folgt Karpfen in zwei Formen: blau mit Meerrettiz, und mit polnischer Sauce, dazu haben der Herr Oberamtmann Scharzberger Mosel- Auslese ausgezeichnet; das ist ja ein vortreffliches Getränk, aber ich mochte daraus aufmerksam machen, daß man in Frankreich viel weißen Burgunder zum Fisch serviren läßt." „Meinen Sie?" fragte der Oberamtmann. „Ich habe da einen ganz schönen CbabliS im Keller, aber ich bin eigentlich nicht für die Neuerungen. Nach alter hiesiger Landesstttt schwimmt der Fisch im klaren, duftigen Mosel wein am besten." „Die Sic befehlen, Herr Oberamtmann " „Doch halt" — sagte der alte Herr nachdenklich, „machen Wir einen Vergleich mit der neuen Mode und der alten Sitte, zu den Karpfen blau mit Meerrettiz paßt der Mosel und zu den polnischen der weiße Chablis, da mögen sie wählen —" ,— oder beides versuchen" — lachte Hilmar. „So wird eS wohl kommen", sagte der Amtmann, di« Hände reibend — „der alte Oberst von Franken läßt gewiß nichts vorübergebcn." „Nun, weiter?" Hilmar las eine Reihe von Gemüsen und Zwischenspeiscn mit allerhand Beilagen und dazu in wechselnder Folge eine Reihe edler Bordeaux- und Rheinweine in fortschreitend anfsteigender Qualität vor Der Oberamtmann nickte zustimmend. Dann folgte ein Plumpudding. „Ich möchte dem Herrn Oberamtmann", sagte Hilmar, „noch einmal bemerken, daß ich den Plumpudding an dieser Stelle für irrationell balle. Wenn einmal die Zunge zu dem süße» Gts.t'mack übcrgegangen ist, so ist eS schwer, sie wieder zurückzustimmen und man verliert die Empfänglichkeit für die folgenden Gange. — In Frankreich wrrv sogar da« -»«;« Geschirr geändert, Salz und Brod vom Tisch genommw nehmenden Alter immer mehr abuimmt. Lieht man alle Ver brecher» und Vergehe» in Betracht, so stellt sich allerdings die Criminalität nach Altersklassen schon am stärksten für d,e 18 bis unter 21 Jahre alten Person«: jedoch »st dies bedingt durch di« wegen Verletzung der Wehrpflicht verurteilten, bei denen in der Regel das zwanzigste Jahr als Zeit der Tbat angenommen wird. Ohne dieses Delikt aber er weist sich dir Criminalität am höchsten für die 2t bis unter 25 Jahre alten Personen, und di« 18 bis untre 21jährigen folgen erst nach ihnen. Dann aber verringert sich die Erimi- nalität, wie gesagt, mit zunehmendem Alter. Es wurden nämlich in dem zehnjährigen Zeiträume durchschnittlich von 100 gleichaltrigen Personen verurtheilt 1,60 >8- bis unter 2ljährige (mit Einschluß der Verurtheilungeo wegen Ver letzung der Wehrpflicht 2,35), 1,62 2l- bi« unter 25jäbrige, 1,54 25- bis unter 30 jährige, 1,31 36- bi- unter -Oiävrigr, 1,6l 40- bis unter 50jährige, 0,66 50- bi- unter SOjährige, 0,34 60- bis unter 70jährige und 0,13 70- und mehr jährige. * verlin, 27. Juni. Die „Kreuzztg." schreibt: „Die Vorbereitungen für da« Erscheinen der von dem Bunde der Laadwirthe heraulzugebenden Tageszeitung habe» noch immer ihren Abschluß nicht gesunden. Anscheinend ist »S die Frage, wem die verantwortliche Redactton des Blatte« über tragen werden soll, welche groß« Schwierigkeiten macht. Es begreift sich das vollkommen bei der Eigenartigkeit der in Aussicht genommenen Zeitung, die zwar den agrarischen Stand punkt des Bundes der Landwirthe entschiede» zur Geltung bringe», dennoch aber kein« bestimmte Parleirichtung vertreten soll. Tiefe Aufgabe zu lösen ist schwer, um jo unglaublicher erscheint eine uns von sonst wohliiiformirter Seite zugehende Nach richt, wonach in erster Linie der frühere Thejredacleur der „Post", Vr. Kayßler, für die Leitung in Aussicht genommen fei. Wer die Haltung der „Post" unter oer Leitung diese- Herrn nur mit einiger Aufmerksamkeit versolgt hat. wird sich erinnern, daß dtesetbe geradezu ontiagrarisch und ausgesprochen freiconservativ gewesen. Ter „Bund der Landwirrhe" kann also unmöglich dies Panier aus- werfen wollen." Es wäre nur zu wünsche», daß der „sonst wohlinformirte" Gewährsmann der „Kreuzztg." auch dieses Mat Recht behielte, daß wirklich Herr Vr. Kayßler die Leitung der Zeitung des Bundes der Landwirthe übernähme und damit der Bund in die neue Bahn einer maßvollen Interessenvertretung ein- lenkte. So lang: aber extreme Agrarier vom Schlage der Ploctz, Kanitz und Genossen die Wortführer deS Bundes bleiben, hofft man unseres Erachtens auf einen solche» Umschwung vergebens. — Der Unterlieutenant zur See, Prinz Adalbert von Preußen, erhält, der „Post" zufolge, bereit« regelmäßig« Instruction durch den Eorveltencapitain v. Usedom. Es wird dabei di« klein« bei der Malrosenstation in Potsdam liegende Fregatte benutzt, an deren Bord dex Prinz und sein Instrukteur sich einichiffen. — Die Proviozial-Steuer-Directvren, Geheimen Finanz-Räthe Kolbe in Danzig und vr. Feh re in Köln, sind zu Geheimen Lber-Finanz-Räthen ernannt worden. — Wie nach der „N. A. Z." verlautet, steht Herrn v. Kotze NecktSanwalt vr. Fritz Friedman» als Anwalt zur Seite. Der „B.-L.-A." bestreitet dies. — Zu dem bekannten Verhalten deS NeichStazSabgcord- rieten Haas bemerkt die „Weser-Ztg." vollkommen richtig: „Es kann jetzt immerhin der Fall rintretrn, daß der Reichs- tagSabgeorknete vr HaaS Kenntniß von vertraulichen Dingen erlangt, die dem späteren französischen Lieute nant Haas von Wichtigkeit werden könnten. ES darf daher wohl von dem Anstand des Herrn Haas erwartet werden, daß er, nachdem er für seinen Sohn für die fran zösische Nation optirt hat, dies auch für sich nachholt. Die MandatSsrage wäre dann von selbst zum Au-trag gebracht und in Deutschland würde niemand eine Thräue weinen, wenn Herr vr. HaaS dem Beispiele seines Vor gängers Antoine folgen und sich nach Frankreich selbst begeben wollte." — Wie der „Hamb. Correspondent" officiös mittheilt, dürfte sich die Gesetzgebung sehr bald mit der Erweiterung der Thätigkcit der Rentenbanken hinsichtlich der Ver wandlung der auf Rentengüter eingetragenen Erdantheile in TilgungSrcnten befassen. — Da- ReichS-VersicherungSamt hat Veranlassung genommen, dir Berufsgenossenschaften und Schieds gerichte auf folgende, namentlich für Vormünder wichtigen Grundsätze hinzuweiscn: Sowohl von den Organen der BerusSgenoffenschaften als auch in dem schiedsgerichtlichen Verfahren ist wiederholt mit Personen verhandelt worden, welche rechtlich der Handlung«- und Proceßfähigkeit entbehren. ES sei hierbei zunächst zu bemerken, daß auch im Geltungs bereiche deS preußischen Gesetze« vom 12. Juli 1875 (Gesetz- Sammlung Seite 5l8) der minderjährige Arbeiter nicht deshalb für die Unfallversicherungsstreitigkeiten al« Handlung«- und proceßsädig zv gelten hat, weil sein gesetz- licher Vertreter (Vater oder Vormund) ihm die Genehmigung ertheilt hat, in ein Arbeitöverhältniß einzutreten. Noch häufiger ader als in denjenigen Fällen, in welchen der Berujuag einlegende verletzte Arbeiter wegen Minderjäbrig- keit proceßunsähig ist. ist der Mangel eines gesetzlichen Ver treter« übersehen worden, wenn eine die Rente nach ß. 6 de« UnsallversicherungSgesetzeS vom 6. Juli 1884 beanspruchende und ein Dessert-Service ausgestellt, wenn man zu den süßen Sachen übergeht, und sogar der Käse vorher gegeben." „Nein, mein lieber Herr von Bergholz, nc,a", rief der Amtmann lebhaft, „da haben die Herren Franzosen ganz unrecht, von denen ich mir überhaupt nicht gern etwa- vor- schreiben lassen mag, — wir haben sie ja endlich glücklich wieder au« dem Lande gejagt und da sollten wir uo« auch ganz von der Nachahmung ihrer Sitten und Unsitten frei machen. — Sehen Sie. ich finde den Pudding in der Mitte, wie cS alte niederländische Sitte ist, sehr rationell. Wie e« im Leben einen Punkt giebt, an welchem man mit einer gewissen Ruhe rückwärts auf die Anstrengungen berabblickt, die man gemacht, um eine Stellung und einen Wirkungskreis zu erringen, und zugleich vorwärt- auf ein woblüberlegtcS ordentliches und solide« Schaffen, — so muß daß auch bei einem richtigen Diner sein, und diesen behaglichen Rubepunct bildet der Pudding und er fügt sich noch besser in die ganze Ordnung ein. wenn e« ein Plumpudding ist, den ich ganz besonder« dazu ausgesucht habe; denn er hält so die Mitte zwischen den weichlichen Süßigkeiten und den kräftigen Schüsseln. Aber ich bin mir noch nicht recht klar darüber, wa« man dazu giebt, man müßte wohl zum Burgunder übergehen." „Dagegen möchte ich mir eine Erwiderung erlauben", bemerkte Hilmar, „mit dem brennenden Rum verträgt sich der Burguadergeschmack am wenigsten, und wenn der Herr Oberamtmann bei dem Plumpudding bleiben, wofür ich die Gründe ja anerkennen muß, so würde ick Vorschlägen, einen kalten Punsch eiozuschieben, der sich allein mit dem Plum pudding richtig in Geschmack verbindet." „Teufel", nef der Oberamtmann, „da« wäre eine Neuerung, die nicht wenig Erstaunen erregen würde! — Dir Idee ist nicht schlecht, mein junger Freund, Sie baden Berständoiß und Erfindungsgeist, e« soll so sein, ich will e« damit wagen, obgleich ich die Neuerungen sonst nicht liebe; aber jede gute Sach« muß koch einmal zuerst da« Licht der Welt erblicken." „Und wenn der Herr Oberamtmann mir erlauben wolle», den Punsch zn brauen, so werde ich hoffentlich damit Ehre einlegen." Der Oberamtmann stimmte z« »nd schmunzelte behaglich bei dem Gedanken an die Ueberraschnog, die er seine» Gaste» bereiten würde. Es kamen die Rehrücken, dir Rebbübner und die Kapaunen, dazu die fortschreitenden Burgundern,arten von NuitS, Chamber tin und Pomard. endlich di« Confiture» und di« uaumgLnglich oothwaodigen M»nd«ln «nd Rofiae» «i» d«» Champagner, Witt»« und hinterblieb««« rentrnbrrechtigte Kind«« ein«» aetödteteu Arb«it«rS mit Ansprüche» gegen eine verufsgenoffrn» schaft hrrvortrrte». Unverkennbar wirkt — nicht nur bei der die Berufung eialegendr» Dittwe — i« vielen derartigen Fallen di» Rechtsanschaunag mit, al» ob d«r in tz. 8 a. a.D. den Hinterbliebenen gewährte Anspruch ei» einheitlicher, und daher di« Wittwe zur alleinigen Geltendmachung desselben befugt sei. Indessen ist in Wirklichkeit der Anspruch ein für sie und di« Kinder getrennter und zu seiner Verfolgung, was die Kinder angeht, nur der gesetzliche oder ordnungsmäßig bestellte Vormund berufen, welcher sich als solcher im letzterem Falle durch seine Bestallung auszuweisen hat. — Der Verein für Hinderoißrenoen zu Frankfurt a. M. hatte um Auskunft darüber gebeten, ob nach der Tarif- nummer 5 Absatz 2 de- Reichsstempclgesrtze» vom 27. April diese-Jahres auch solche Wetten der Besteuerung unter liegen. die von Mitgliedern de» Berein» unter sich au, Tota lisator in dem aus der Rennbahn befindlichen abgesperrten Raum abgeschlossen werden. Diese Frage ist, wie dem „B. T." mitgethcilt wird, vom Finanzminister in nachfolgen dem Bescheid bejaht worden: „Dem Berein für Hindernihrennen erwidere ich auf die an den Herrn StaatSsecretaie des Reichsschatzamt« gerichtete, an mich ab- gegebene Vorstellung vom tl. April d. I., daß ich mit Rücksicht ans den Wortlaut de« Absätze- 2 der Tarifnummer 5 des Reichs- stempelgesetzeS vom 27. April d. I., wonach den im Absatz 1 er- wähnten Svteleinlaaea bei öffentlich veranstalteten Ausspielungen von Geld- und anderen Gewinnen dt« „Welleinsätze bei öffentlich veranstalteten Pferderennen" gleich gestellt sind, sowie mit Rücksicht darauf, daß die von dem Berein veranstalteten Pferderennen üfsent- lich sind, di« Wetteinsätze bei den unter Vermittelung de« Vereins stattfindenden Wetten von Bereinsmitgliedern für stempelpflichtig erachten muß." — Dcr Vorstand deS „Deutschen Bunde« für Bodeu- besitzresorm" hat im Verfolg der Beschlüsse der großen Baubandwerkerversamnilung vom 2l. d. M. an die Gewerbe- deputation de« Berliner Magistrat« da« Gesuch gerichtet, zur Ermittelung der Berluste der Bauhandwerker und Lieferanten nach Art der früheren Umfrage über die Arbeitsdauer und DurckschnittSlöbne Fragebogen zu versenden. Bei dem VercinSvorsitzenden, Fabrikbesitzer Heinrich Freese, sind bis jetzt schon privatim l 510 809 .sl Verlust von Bau- Handwerkern angemeldet worden. — Die Conferenz für internationale« Privat- recht. an welcher Geh. Leg-Ratb v. Dirksen und Frhr. von Seckendorfs auS dem NeichSjuftizamte tbeilnchmen. wird »ach der „B. Z." auch von Einfluß sein auf da« Bürger liche Gesetzbuch. Wenn auch die CivilaeseybuchScommiision zunächst Abstand davon genommen bat, Vorschriften Uber da- internationale Privatrecht dem Entwurf zum Bürgerlichen Gesetzbuch einzuverleiben, so bat sie doch eine Anzahl Paragraphen, betreffend da- internationale Privatrecht, auf gestellt, um demnächst die Frage zu entscheiden, ob diese in den Entwurf aufzunebmen feie». Die vorjährige Conferenz für internationales Privatrecht batte Bestimmungen über internationales Erbrecht, über da« Zwangsverfahren gegen Au-länder und über die UntersuchungScommissionen, sowie die allgemeinen Grundzüge für da- internationale Erbrecht und Testament-recht aufgestellt. — Die Kleiderfirma „Solidarität", die der bekannte socialdemokratische Agitator, Schneider Täterow, in- Leben gerufen hat. wurde vorgestern, wie die „Post" berichtet, in einer Versammlung der HerrenconfeclionS-Schneider von dem „Genoffen" Kulicke nicht besonder- günstig beurtheilt. Ter „Genoss-" glaubte, die Herren Agitatoren hätten e« lediglich auf die Füllung ibrer eigenen Taschen abgesehen. Die Kleider würden durch die Controlmarke unnöthig vertheuert. Täterow und seine Firma ständen im Anreißen hinter dem „Propheten" und anderen Firmen nicht zurück. Die Versammlung beschloß, obwohl ibr Herr Täterow die Ungunst der Conjunctur vor Augen geführt hatte, von den Unternehmern eine Lohnerhöhung zu verlangen, außerdem aber die Einticbtung von BetriebS- werkstätten, für die auch Herr Täterow sich auSsprach. Der Bersammluna wohnten auffallend viel Frauen bei, die zum Theil ihre kleinen Kinder mitgebracht hatten. Die Kleinen mußten mit den zielbewußte» Müttern in dem tabakrauch erfüllten Raume bis nach Mitternacht geduldig auSharreo. * Danzig, 27. Juni. Wie der „Danz. Mg. Ztg." von der russischen Grenze geschrieben wird, hat die gemeinsame russisch-österreichische Commission, welche die obere Weichsel bereiste, um an Ort und Stelle sich über die so überaus nolh» wendigen RegulirungSarbriten schlüssig zu machen, eine Denkschrift auSgearbeitet, welche den beiderseitigen Ministerien übersandt wurve. Man sei darin übereingekommcu, baß eS nicht nur einer Regulirung de« eigentlichen Flußbettes bedarf, sondern daß namentlich auch die Dämme erhöht werden müssen. * Oldenburg, 27. Juni. Sammtliche Arbeiter der Oster burger Glashütte haben die Arbeit eingestellt. ---Altenbnrg, 27. Juni. Bei der LandtagS-Ersotzwayl im 7 Wahivtjlrk de« Wesrkreisrs vereinigten sich alle Stimmen auf den Landratd de- Westkreises, Kammer-«»» v. Kropfs, weicher der konservativen Partei angedört. * Meiningen, 27. Juni. Heute wurde der Landtag vertagt. Der Staat-Vertrag mit Preußen über die Eisen den der Oberamtmann mit einem verächtlichen Achselzucken nur beiläufig erwähnte, und dem alten Portwein zum Schluß. „Nun, ich glaube, die Sache ist in Ordnung", sagte der Oberamtmann äußerst befriedigt, „nun wollen wir die Aus führung meiner Köchin überlassen, die sich auch wohl diesmal bewähren wird, und wir beide, mein lieber Herr von Bergholz, wollen heute Abend noch eine letzte Probe von einige» Wein marken halten, die ich selbst noch nicht gut genug kenne. Auch Ibr Punsch soll die Probe bestehen, und der Doktor Mendel wirb un« Gesellschaft leisten." Der AmtSrogt Philipp«, der inanbetracht seiner wichtigen Functionen als Kellermeister, welche ihm in diesen Tagen eine doppelte AnuStbätigkeit auferlegte, noch würdiger auSsah, trat ein und überreichte seinem Chef einen Brief, den dieser schnell durchflog und dann heftig auf den Tiscd warf. „Teufel!" rief er. „das ist em schlechter Streich, eine Bosheit von diesem AmtSratb Grundnian»! — Da schreibt er mir, daß eS ibm ganz unmöglich sei, mir die versprochenen Karpfen zu liefern, auf die ick schon den ganzen Tag gewartet habe, er bade alle« vorbereitet für seine große IakreSfisckerei und mit dem Aufkäufern abgeschlossen und da könne er keine Einzelfischerei mehr vornehmen. Da« ist nicht wahr, da« ist ein Unsinn", rief er unwillig, .da« hätte er vorder wissen müssen, da» ist eine Do-Heit von ibm! Er bildet sich viel aus seine Karpfen ei», er ist neidisch darauf, kein Andrer soll sie haben, nun sucht er eine solche Ausflucht!" „Da« ist unrecht, sehr unrecht von dem Herrn AmtSrath", sagte Philipp«, mit finster zusammengezogeaen Augenbrauen den Kopf schüttelnd. „Läßt sich denn kein Ersatz schaffen?" fragte Hilmar, .e« giebt ja zuweilen Heckte hier in den Flüssen und andere Fische." .Bi« morgen?" rief der Amtmann, .da« ist unmöglich! Und wie er bohnlachen würde dieser Grunbmano, wenn ich hier mein so wohl überlegtes und wohl zusammengesetztes Diner mit kleinen Hechten oder gar mit Barschen und Karauschen verderben müßte! Bon weiter her die Fische kommen zu lasse», dazu ist keine Leit, durchaus keine Zeit!— O ich war so zufrieden mit Allem «ad nun dieser Schlag!" Er stützte den Kovf in die Hände und murmelt« leise Verwünschungen vor sich bin, deren Erfüllung den heuchlerischen Amtsrath Grundmann jedenfalls in sehr unbebaglichr und mißlich« Situationen versetzt und ihn in nähere, wenig erfreuliche Beziehungen zu de» finsteren Mächte» HM höllische» Abgrundes gebracht Hab«, wllrd«. bahn Probstzella-Wallendors »urde genehmigt und de. Rech- trag zum Berggesetze angenommen. (M. ZI * Frankfurt a. M.» 27. Juni. Im Soriald,«,. kratischeu Verein ging es gestern Ahend sehr lebhaft Es handelte sich, so berichtet die ,F. Z ", um dir verichi». rrstattung der Commission, die eingesetzt wurde, um die zwischen der Preßcommission und Herrn Gg Meie,, dem Mitgliede der Verwaltung des Partriorgau«, schwebenden Differenzen zu untersuchen. Namen- der Eon, Mission erstattete deren Vorsitzender, Herr vr. Qnarck, Be richt und machte die Vorschläge, daß die von der Preß Commission veranlaßt« Kündigung Meier'« zurückzunchmen. den beiden Mitgliedern der Verwaltung, Dunkrlbera uvk Meier, ein Verweis zu «rtheilen und der von Mein zu viel bezogene Gebaltsbetrag von 75 -4 zu- rückzuzablen sei. Herrn Meier war vorgeworfen, daß er sein Gehalt selbst erhöht habe. Die Vor schlage wurden scharf bekämpft. Der gewesen« Vorsitzende de« zurückgetretenen BereinSvorstanteS, Hr. Diener, sprach u. A sein Bedauern aus, daß man an die Spitze der Commission einen Mann gestellt habe, der noch sehr wenig vertraut mu den hiesigen Parteiverbältniffen sei und mit einem aewiffe» Borurtheil an die Sache herantrrte. Die dreistündigen Debatten hatten zum Ergebniß, daß die Versammlung fick mit 83 gegen 29 Stimmen für Zurücknahme der Kündigung Meier'» und Ertheilung des Verweise- an Dunkelbrrg uuc Meier, aber gegen Zurückzahlung veS angeblich zu viel be zahlten Gehalts seiten« Meier'S aussprach. Der Abstimmungs- nwduS durch Akklamation rief große Erregung in der Versammlung hervor, da ein Theil der Anwesenden geheime Abstimmung verlangte und die Akklamation als eine Verletzung deS demokratischen Princip« bezeichnet«. * Au» Württemberg, 26. Juni. Mao erinnert sich, baß im Gegensatz zu dem Beifall, den die neuen Posttarise Württembergs im Reichstage auf radikaler Seite gefunden haben, im Frühling diese« Jahre« 39 württembergische Lrul- lagSabgeorduele aller Fractionen die Bitte an den zuständigen SraarSminister richteten, eine Wiederherstellung derfrüheren Postlaren herbcizusühren. Der frühzeitige Schluß des Land tage« hat dir Berathuug dieser Anregung, der ein säst ein- stimmiger Beschluß im gleichen Sinne gefolgt wäre, verhindert. Die Bewegung zu Gunsten der Aenberung der neuen Ver fügungen, m denen man landaus landab eine erhebliche Le- lästigung und Vertheuerung de« LanbdezirkSverkchr« erblick, ist aber nicht zum Stillstand gekommen. In den gegen wärtig durch da- ganze Land abgehaltenen AmtSversammlungcn der Oberamtsbezirke wird eine Resolution vorgelegt, dir dringend um Abschaffung der neuen Tarife bittet. (N. Z.) Oesterreich-Ungar«. * Wien, 28. Juni. (Telegramm.) Von den hiesigen Blättern wird die Wahl Casimir Perier'S durchweg sympathisch begrüßt. DaS „Fremdenblatt" sagt: Perm ist ein energischer Vertreter deS Princip« der Ordnung im Staate und wird sicherlich den an ihn gestellten Anforde rungen zu genügen wissen. Die Wünsche der ganzen gebil deten Welt werden ihn bei seinen Bemühungen zur Berthe,- digung der Gesellschaft begleiten. Die „Neue Fr. Pr." schreibt: Seit ThierS stand keine so stark ausgeprägte Persö». lichkeit an der Spitze Frankreichs. Die Wahl bedeute den einmütbigen Entschluß deS französischen BürgerthumS, sick durch Presse und Mord nicht einschüchtern zu lassen. Cr,si eine würdige, mutbige Antwort aus da« Attentat. An Perier knllpsr sich die Hoffnung, daß er sein Volk mit Würde unk Einsicht vertrete, sich aber als Freund re« Friedens bewähren «erbe. Frankreich. * Pari», 27. Juni. Ueber Carnvt s letzte Stunde» macht ein Mitarbeiter des „Jour", CH- Fromentui, diese:, Blatte folgende Mittheilungen: Es war genau 9 llb. 10 Minuten, als Herr Carnot in da« für ihn eingerlchteii Zimmer auf der Präfektur gebracht wurde. Er war n> diesem Augenblick ganz obne Besinnung; sein Antlitz war leichenblaß, seine Hände eiskalt. Nachdem er auf da« Veil gelegt worden, den Kopf aus die Matratze und die Füße bockgelegt, trennte vr. Poncet durch einige Scheeren- schnitte da« mit Blut überdeckte Hemd auf, auf dem man vor lauter Blut da« Band der Ehrenlegion nicht unterscheiden konnte. Al« die Brust entblößt war, sah ich unter dem reckten Knopf eine schwärzliche Wunde von etwa 2 cm Länge. Um den Blutverlust zu stillen, begann vr. Poncet mit einem EiSausscklag, indeß erwies sich diese» Mittel al« unnütz. Herr Carnot war noch immer besinnungs los; in dem Zimmer befanden sich nur General BoriuS, die Herren Dupuy, Gailleton, Tranckau, Cbaudey, mein College vom „TempS", Perreau, und ich. Schon glaubten wir. daS Alle« zu Ende sei. — Rasch eine Matratze, sagte der Doktor, wir müssen unverzüglich die Operation machen. Ein Feldbell ward sofort berdeigrbracht und der noch immer besinnungslose Herr Carnot ward daraus gelegt; er war nur mit einer Unter bose und weißen seidenen Socken bekleidet. Beim ersten Ansatz de« Messer« kam Herr Carnot wieder zur Besinnung und stieß herzzerreißende Seufzer au«: „Mein Gott! Mein Gott, wie thun Sie mir wehe! ... Ich leide zuviel, genug! . . . Der Amt-vogt Philipp« murmelt« ebenfalls leise Worte vor sich bin, die zwar in schuldigem Respekt unverständlich blieben, aber gewiß keine freundlichen Wünsche für den AmiSratb Grundmann enthielten, der bier einen so tückischen schwarzen Strich durch die wohlgeordnete Speisekarte des AmtShauses machte. Plötzlich richtete sick der Oberamtmann auf, au» seinen Augen blitzte r« wie ein plötzlich aussteigender Gedanke. „Haben wir da nicht den Harbrand im Loch sitzen?" fragte er. „Zu Befehl, Herr Oberamtmann", erwiderte Philipps, äußerst erstaunt über kiese plötzliche Frage; „der Tcrmir steht vor dem Herrn Auditor von Bergholz an, der Harbran: führt sich sehr gut und ist überhaupt kein schlimmer Mensa,, ick habe ihn gut verpflegt und etwa« >m Garten arbeiten lassen — er macht alles recht geschickt, wenn er nur daS Wildern und da« Fischestchlen lassen könnte." „Ich habe die Acten gelesen, Herr Lberamtuiann", sagte Hilmar, nicht minder über diesen plötzlichen Uebergang zu den Geschäften erstaunt, „wenn aucv wobl moralisch lau», ein Zmrisel an der Schuld deS Delinquenten besteht, so ist dock der Lewe,« etwas mangelhaft — die Leute des Anils- ratb« Gruntmann babxn ibn nur gefunden, wie er die Kischc im Netze batte, er behauptet, er hätte die wirklichen Diebe verscheucht und den Fang abliefern wolle». eS fehlt der voll- Beweis, daß er selbst den Diebstahl verübt bat." „So so", sagte der Oberamtman». „Nun, Philipps, führt den Harbrand mal vor." „Zu Befehl, Herr Oberamtmann." Der Oberamtmann durchschritt schweigend da« Zimmer: über sein Gesicht zuckte e« wie ein Lächeln aufsprudrlndcr innerer Heiterkeit. Hilmar legte sich in seinem Gedachtniß den Inhalt der Acten de« ziemlich einfachen Falle» zurecht, um zum Vortrag bereit zu lein, wenn der Oberamlmauu etwa den Teruun sogleich halten wollte. Nach kurzer Zeit trat der AmtSvogt mit dem Delin quenten eia. Dieser machte eia außerordentliches zerknirschte« Gesicht und begann sogleich seine Unschuld zu belheuern, al« der Oberamtmann mit scharf forschenden Blicken vor ihm hinlrat. lSartsetzn», folgt--
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