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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940719010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894071901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894071901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-19
- Monat1894-07
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L268 »er gehörigen Gut« au« noch nicht ermittelter Ursache Feuer auSgekoiumeu, welche« so ralch um stck griff, daß da« Wobn- hau« in kurzer Heil bi« aus die Umfafs»».>Miaueru m Asche gelegt war. Glücklicherweise gelang e« dem Eingreifen der beibeigekommcnr» Feuerwehren, den Brand aus diese« eine Gebäude zu beschränken. Leider ist aber dir Frau de« Besitzer», welche sich noch einmal in da» brennende Ge bäud« begab, um einige ihr besonder« lieb gewordene Sachen »u retten, ia den Flammen umgekommen; sie wurde heut« al« Leichnam au« den Trümmern gezogen. s Pleme«, l8. Juli. Der hiesige Stadtgemeinderath hat i» seiner gestrigen nichtöffenllicheu Sitzung die Mittel be willigt zur Erbauung der Kaltrnbachwassrrlritung. Mit dem Bau der Leitung wird sofort begonnen, so dag dem Wassermangel noch ia diesem Jahre abgeholsen Werde» wird. * Drestze«, 18. Juli. (Vl. deutsche« Bunde«keglrr- se st.) Bei dem deute stattg.sundenen Balle wurden die beim Bunde«kegelu hrrvorgegangenen zehn ersten Sieger verkündet: Al« erster Rudolf Wilde-Dresden (56), al« zweiter Milde- Küstrin (55). al» dritter Tümpe-Leipzig (55), al« vierter Wiese-Hamburg (54), al- fünfter Mey er-Goßlar (54), al« sechster Peter-Hannover (54), al« siebenter Bach mann- Hannover (54), al» achter Betzold-Cheninitz (54), als neunter Schickwirth-Auerbach (53), al« zehnter Iohne- Hannorer (53). Dresden, 18. Juli. Der König hat dem Pfarrer Christian Samuel Theodor Klein Paul in Altenberg da« Ritterkreuz 1. Classe vom AlbrechtSvrden verliehen Sitzung der Stadtverordneten V»rlS«figer Bericht. * Leipzig. l8. Juli. Den Borsitz führt der Vorsteher Herr Recht«anwalt Justizrath vr Schill. Am Ratb-tische anwesend dir Herren Oberbürgermeister vr. Georgi. Bürger meister Justizrath vr. Tröndlin, Stadträthe vr. Wange mann, Vr. Fischer, Ramdohr, vr. Schanz, Frieling, Büttner und Roßbach. Auf der Registrande befindet sich eine Eingabe de« Hau«- besitzerverei n» zu Plagwitz, in welcher um Fort führung der elektrischen Straßenbahn durch die Weißensrlser Straße nach dem Plagwitzer Bahnhöfe gebeten wird. Herr Prof. vr. v. Zahn machte die Eingabe zur seinigen, woraus dieselbe an den Oekonomie-Au«schuß verwiesen wurde. Für Aufstellung von 46 Candelabern für die elek trische Beleuchtung bewilligt da-Collegium inSgesammt IS 320 Die Eandelabrr sollen aus dem Marktplatze, Augustu-platze, Blücherplatze, Töpserplatze, An der Pleiße und ferneren Stratzentheilen der Promenade errichtet werden. Die bedingungsweise Einführung der Wasserleitung in die Privalhäuser an der Mühlenstraße in Plagwitz wurde genebmigt, ferner die Au-sübrung einiger baulicher Her stellungen in der Krankenhaussiliale am Täubchenwege. Für Erweiterung der Räume de« Stadtverord- netrn-Bureau« und Beschaffung von Mobiliargegen ständen rc. wurden 10 060 bewilligt. Dem Verkaufe de« an der Carl Tauchnitzstraße gelegenen BillenbauplatzeS von 1530 gm st 44 .4 (--- 67320 .4) an Herrn Maschinenfabrikanlen Swider-ki stimmte da« Collcgium zu, ebenso dem Verkaufe des städtischen HauS- grundstücke« Seitengasse Nr. 17 in Lößnig für 1700 an Herrn Baron v Tauchnitz. Die Ausführung eine« Anbaues an die Xlll. Bürger und 24. Bezi».«schule in Plaawitz und Herstellung der Fußwege daselbst mit einem Gesainmtaufwandc von 373 722 -« wurde mit der Bestimmung genebmigt, daß sänimtlichc Arbeiten i» öffentliche Submission vergeben werde». Die gleiche Bedingung wurde gestellt für den geplanten Anbau an den nördlichen Giebel der 19. Bezirksschult in Eutritzsch und einen Aborlneubau daselbst mit einem be willigten Kostenauswande von zusammen 55 938 Für die Herstellung einer Fußwegverbindung von der Wilhelms!raße in Gohlis »ach Ueberbrückung der Pleiße bi« zum Dammwege im Rosenthal wurden 4500.4 bewilligt. Die theilweise Auslösung de« Pachte« über den Teich in Anger - Crottendorf und Ausführung ver schiedener Herstellungen (Fußwegregulirungen rc.) daselbst mit einem Aufwand«: von 3358 ^ genehmigte da« Collegium. Für Asphaltirung der Kreuzung der HoSpital- und der Thalstraße, sowie AuSsührung einiger Fußwegübergänge wurden zusammen 13 202 .4 verwilligt. Bebus« Erweiterung de« Wasserwerke« bei Naun hof macht sich die Herstellung eine« Betriebsgebäude-, sowie eine» Wohnhauses mit Zubehör nöthig Der hierfür erfor derliche Gesammtaufwand von 416 000 ^ (einschl. 207 000^« für Dampfkessel und Maschinen) wurde mit der Maßgabe bewilligt, daß die Arbeiten in öffentlicher Submission ver geben werden. Die nächste Vorlage betr. den RatbSbcschluß: »den Concertsaalslügel de» alten Gewandhauses, da« alte Conservatorium und die Hänser Nr. 3, 5 und 7 de« Kupsergäßchen» sobald al- möglich abzubreche» und aus dem sreigelegten Areale mit 14,65 m Straßenflucht in der UniversitälSstraße und 10 m im Kupsergäßchen einen hauptsächlich für Meßzwccke bestimmten Neubau »u errichten, die Kostenverwilligung aber bi« nach Fertig stellung specicller Pläne und Anschläge vorzubehaltrn". Hierzu lagen vor 1) die Eingabe des Meßau«sch usse« der Handelskammer, betr. da« Gesuch um Ertbeilung der Zustimmung zu der Vorlage, sowie 2) die Eingabe der Herren Amt«gericht«rath vr. Kind und Gen., betr. die Erhaltung de« alten Gewandhan-saale« Von dem Bau-, Oekonomie- und Finanzausschüsse wurde empfohlen: Die Vorlage zu genehmigen und hierdurch die Eingaben unter 1 und 2 für erledigt zu erklären Den Bericht über die Vorlage erstattete Herr Architekt Pommer. Derselbe vrrla« zunächst die vom Rath« und vom städtischen Bauamle gegebenen ausführlichen Begrün dungen, denen wir entnehmen, daß die Verzinsung de« Baue« auf 7'/, Proc. geschätzt wird. Der Herr Referent fuhr dann fort: Ja den Ausschüssen sei reiflich erwogen worden, ob sich bezüglich der Eingabe der Herren vr. Kind u. Gen. eine Erkaltung de« alte» Concertsaale« ermöglichen lasse. Durch Anfrage wurde zunächst jestgestellt, daß ein Project, welche» die Erhaltung de« Saale» einschließe. nicht entworfen worden war. Ermöglichen ließe sich dieselbe nur bei einem be deutende Kosten erfordernden Umbau de» Saale«, denn die Balken seien außerordentlich inorsch Von Herr» Bau- commissar Haubold hat unter Beihilfe von drei Assistenten eine bauliche Untersuchung staltgesunden. In dem er statteten Gutachten sei ansgesprochen worden, daß der bauliche Zustand an sich zwar keine Bedenken errege, daß aber die Holzverschalung der Wände eine große Feuer«- aefabr mit sich brächte und der Zustand de« Saale« den jetzigen lände-polizeilichen Vorschriften wegen der Feuersichcr- per» in keiner Weise mehr entspräche. Weiter muß als fest- gestellt gelten, daß der Saal in seine» ganzen Verhältnissen für Meßziorcke nicht brauchbar wäre Wa« nun den etwaige» Umbau de« Saale- betrifft, so würde dadurch in den Pläne» de« Rathe« eine bedeutende Verzögerung einlreten und nakb Außen würde e» den Eindruck machen, al« ob man aus halbem Wege bezüglich der Hebung der Messe» siebe» hleiben wollte. Dadurch würde für unsere Handel-weit ein großer Nachtbeil entstehen, und in Berücksichtigung te-' Um stande», daß die Erhaltung der Messen auf ihrer gegen wärtigen Höbe rin dringende« Erforderniß für die Iateressen der Stadt sei, empfehlen die AnSfchüsse, die Ralb«- vorlage zu genehmigen. In der sich anknllpfenden Debatte trat Herr Oherjustiz- rath Schmidt dafür eia, daß man der Frage, ob sich der Saal erhalten laste, dock noch näber trete. Bei Beseitigung de« feuergefährlichen Holzwerk« ließe sich da« gewiß erreichen. Herr Oberbürgermeister vr. Georgi: E« thut mir gewiß leid, daß eine solche Stätte, wie der alte Concertsaal, beseitigt werden soll, e« liegt aber in der Tbat so. dah eine Erhaltung nicht denkbar ist. Die Räume sind thatsächlich so feuergefährlich, daß sie in dem beutigen Zustande nicht serner benutzt werden können. Die Be»nitzu»g de« Saale« ist immer nur mit den größten Bedenken gestattet worden; nach dem vom Herrn Referenten verlesenen Gutachten ist es aber un möglich, den Saal noch serner benutze» zu lasten. Ein Umbau de« Saale» sei mit einer Neugestaltung desselben nabezu gleich bedeutend, und da sei denn der Unterschied zwischen einem solchen Umbau und einem alle Bedürfnisse entsprechende» Neubau doch so gering, daß man dem letzteren doch den Vorzug geben müsse. Herr Vorsteber Justizrath vr. Schill gab dem Wunsche Ausdruck, daß die Gründe, welche für die Nothwendigkeit der Beseitigung de» Saale« sprächen, doch eingehender mit Nach weisen belegt worden wären. Er sei nicht von der Nvth- wendigkeit der Vorlage in ihrer jetzigen Gestalt überzeugt. Man Kälte wobl einen AuSiveg finden können, der die Er haltung de- Saale« ermöglicht hätte. Damit wäre die Miß stimmung, welche in vielen guten Kreisen über da« Project Platz gegriffen hätte, vermieden worden. Bei der obwaltenden Sachlage enthalte er sich, Abändrrung-anträge zu stellen, seinem Bedauern über die Beseitigung de- alten historischen Saale« müsse er jedoch Ausdruck geben. Herr Architekt Weidenbach trat im Wesentlichen den Ausführungen de« Vorsteher» bei und hielt e« nickt für er wiesen, daß ein Umbau nicht möglich sei. Man könne wobl die Angelegenheit an den Rath zur nochmaligen Prüfung zurückweisen, ohne daß eine Verzögerung de« Baue« einlreten würde. Herr RecktSanwalt Harick machte darauf aufmerksam, daß die Concertdirection seit Eröffnung deS neuen Concert- kause« keine Concerte mehr im alten Concertsaale abgebalten habe. Wenn daber in vielen Kreisen keine Sympatdie für die Erkaltung de« alten Saale« vorhanden sei, so dürfe man fick darüber nicht wundern. Er habe nun ein Mittel, die Gesühle der Pietät, welche dein alten Saale von vielen Musikfreunden bewahrt bleibeu werden, zu schonen, und er stelle deSbalb den Zusatzantrag, daß der neue Saal in seiner ganzen Gestaltung dem alten möglichst an gepaßt werde. Herr Oberbürgermeister vr. Georgi glaubte nicht i» Aussicht stellen zu können, daß der Versuch zu einem Erfolge führe» würde. Die technischen Sachverständigen, so weit er ibr Urtheil vernommen, seien einniütbig dahin gegangen, daß eine Erhaltung de« allen SaaleS nicht möglich sei, also wahr scheinlich ebenso wenig die gewünschte Anpassung de« neuen Saale« an die alten Forme». Herr Bankier Mayer trat für die Rath-vorlage ein, deren schnelle Erledigung sich nöthig gemacht habe, >»» an gesichts de« frühen Anfang« der dieSjährigeu Messe »ach außen hin zu zeige», daß man gesonnen sei, für die Hebung der Messen in Leipzig alle« Nöthige zu tbun. Herr Privatmann Rudolph erklärte sich mit dem RatbS- projecte völlig einverstanden. Er stimme für dasselbe, obwohl er fick sage, daß die Hausbesitzer der Peter«- und Grimmaischen Straße durch seine Ausführung vorläufig Schaden erleiden werden, denn er hoffe, daß sie durch die Hebung der Messen diesem Schaden wieder beilonime» werden. Nach einer nochmaligen vom Herrn Referenten gegebene» Erläuterung wurde die Debatte geschloffen. Die )slb>t»,»»u»g ergab die Annahme der Rathsvorlage mit allen gegen 8 Stimme», ebenso die Annahme de« Zusatzantrages Harich mit allen gegen 3 Stimmen. Die Vorlage, nach der der Rath nunmehr bittet, „zu der Ueberlafsung de« zum Neubaue der IohanniSkirche erforderlichen, jetzt zum IohanniSplatze gehörige» Areale« an die IohanniSkirchgenieinde Zustimmung z» ertheilen", wurde angenommen und zugleich erklärt, daß man gegen den Neubau der IohanniSkirche mit dem herabaeminderte» Kosten- anfwande von 280 000 -ck, bez. gegen die Aufnahme einer Anleihe von 280000 auf den Credit der Kirchgemeinde St. Johanni« keine Bedenken erhebe. Zu den Mittheiliingen de« Rathe- über die von ihm be schlossene Ablehnung de« Anträge« de« Collegium« wegen Ausstellung eine« gemeinsamen Etat« für alle drei Gymnasien erklärte da« Collegium, bei dem früheren Beschlüsse sieben zu bleiben. Durch die Aufstellung eine» aemcinsamen Etat», welche auch von dem Herrn Oberlehrer Vt. Steffen und Professor vr. v. Zahn befürwortet wurde, sollen die Unterschiede innerhalb der jetzigen Gehalt-staffeln möglichst beseitigt werden. Die Errichtung eine« Wärter-AborthäuSchcn« im Parke zu Sellerhausen mit 6000 .4 Berechnu»g-geld wurde genehinigt. Der letzte Punct der Tagesordnung betraf den Bericht über die drei preisgekrönten Projccte, betreffend die Klärung der Schleußtnwässer; serner den Bericht über di« RathS- vorlage, betreffend dir Herstellung und den Betrieb einer Versuchsanlage auf der Starwiese zur Klärung der Wässer der ersten südliche» Vorfluthschleuße mit einem Be- rechiiuiiaSgelde von 60 000 -4, sowie Mittheilungen über Nieselfelderanlagen. Von dem Oekonomie- und Finanzausschüsse wurde hierzu empfohlen: 1) die Vorlagen wegen Herstellung und Betrieb einer Vers»ch«a»laae abzulehnen; 2) dem Hkathe anheim- zugeben, Versuche in kleinerem Maßstabe und zwar thunlichst unter Leitung städtischer Beamten anzustellen und dazu die Restsninnie de« für gleiche Zwecke früber be willigten Betrage« von 20 000 .4 zu verwende»; 3) den Rath weiter zu ersuchen, über die Beseitigung der Schlenßenwäffer auf dem Wege der Boden berieselung weitere Erörterungen anzustellen und baltlbuiilichst dem Collegium darüber zu berichte», und endlich 4) Einverständiiiß zu erklären, daß eine an« höchstens 5 Mitgliedern bestehende Commission der Aus schüsse weitere Information durch eine Besichtigung bestehender Klär- und Berieselung-anlagen einziebe. Der Referent. Herr Vicevorsteher Ehmig» besprach zu nächst kurz den von un« schon erörterten Au-schußbericht und begründete sodann in au«sübrlicher Weise die AuSschuß- anträge, deren Annahme er empfahl Herr Oberbürgermeister vr. Georgi bedauerte, daß die RathSvorlag« zur Ablehnung gelangen soll und erklärte, daß er beim Rathe dringend beantragen werde, sich bei diesem Beschlüsse nickt zu beruhigen. Nack einer längeren Debatte, auf die wir »och zurück- konimen worden, wurde zur Abstimmung geschritten. Dieselbe ergab die Annahme de- Ausschuß-Anträge« a<1 1 gegen 11 Stimmen, sowie dann die Annahme der andere» Anträge. Schluß der Sitzung nach ll Uhr. vermischtes. — Gtuc ganz elgenarttge Vrschss»>»ung«-R,«rosc. die sonst meist al« Schreibkramps austritt, wurde, wie rin Arzt der „Kieuz-Zig" milldeil», kürzlich auf einer Nervenklinik in Voll» beobachtet; jedermal wenn der Patient seinen Kops »ach recht« wandte und mit den Augen ohne weiter« Mit- bcwtgnng de« Kopfe« weiter nach recht« sehen wollte, ent stand ein Ionischer Krampf de« schiefen oberen Augenmuskel« und de« geraten inneren A»zenmu«kel« de« linken Auge«, so daß da« linke Auge in dem oberen inneren Winkel der Augenhöhle förmlich wie angenaht erschien «nd wie ein künstliche« Auge au«sah. Um den Kramps zu lösen, mußte der Patient erst den Kopf noch bi« zur Mittellinie bewegen und einzelne blinzelnde Bewegungen mit den Augenlidern niachen; dann kehrte da« linke Auge gleichsam schnellend in seine Geradestellnng zurück. Al« Ursache für die Assertion wird da« vielt Exrrciren in der Militairschul« betrachtet, Wo der Patient zwei Jahre hindurch auf dem linken Campagnie- stügel sich befand und in Folge dessen bei iedr«maligem „Sich- rickten" den Kops nach recht» auf etwa 40 Grad drehen mußte, während die Augen noch weiter nach recht« zu blicken ge zwungen waren. Da bei dieser Kopswrndung zugleich der Kopf etwa« schräg von link« oben nach recht« unten zu stehen kam, mußte im Interesse de« binoculären Sehen« da- linke Auar stark nach reckt« oben gedreht werden, wodurch regel mäßig eine übermäßige Spannung de» oberen schiefen und de« geraden inneren Augenmuskel« de« linken Auge« bewirkt wurde. Da- Leiden war demnach nicht» Andere«, al« eine neu« Art BeschästigungS-Neurose, der sogenannte Exercir- AugenmuSkel-Kramps". — Et« Mordproceß Hst in Mülhausen einen unerwarteten AuSzang genommen. Der „Köln. Ztg." wird darüber berichtet: Der am 9. Juli zur Verhandlung gelangte Fall betraf die Marie Ackermann, Ehefrau des Schlosser« Meyer, die am Morgen de- 6. Juni ihre Nebenbuhlerin, die Justine Boll au« Taqol-beim, getödtet hatte. Der Andrang der Menge zum <Lchwurgcricht«saal war sehr groß. Vor der sehr bleich au-sehenden 30 jährigen Frau Meyer saß ihr Mann, der wegen Mißhandlung seiner Frau in UnIersuchungShaft ist. Der Mann verweigerte da- Zeuqniß und wurde daher bald wieder in La« Geiängniß zurückaeführt. Den Hergang erzählte die Angeklagte, ohne zu stocken, indem sie zu nächst ein Bilv ihre« anfänglich glücklichen ehelichen Leben« entwarf und dann zwar da« spätere schlechtere Verbältuiß schilderte, ohne indessen den Mann zu sehr zu belasten Au« der ganzen Verhandlung ging hervor, daß Frau Meyer die Boll al« Freundin betrachtete, und erst in dem Augenblicke von der Untreue ihre« Manne» überzeugt wurde, al- sie kurz vor den, Verbrechen den Brief und ein Medaillon mit dem Bilde ihre« Manne« in der Tasche der Boll fand. Der Entschluß, dir Boll au- dem Wege zu schaffen, ist dann sehr rasch in ihr gereift. Sie ging nach der Entdeckung in da« Zimmer der schlafenden Boll und kam in da« vordere Zinimer zurück, wo da« Fabrikoiädchen stand und sich kämmte, da« mit der Boll da« Lager getheilt hatte, sie weckte ihr elfjährige« Töchterchen au- bei» Schlafe, um demselben mitzutheilen, daß der Vater der Liebste der Boll sei; dann ging sie mit raschen Schritten zum zweiten Male an da« Bett der Boll und versetzte ihr nun den TodcS- streich Gleich nach der Tbat stellte sie sich selbst auf der Wache. Die Boll stieß »och einen Schrei au- und sprang au« dem Bette. Da« Mädchen, da« mit ihr im Bette gelegen hatte, lief bei dem Anblick erschrocken au» dem Hause, ebenso eilte da» Kind hinüber zur Nachbarin, während der au« dem Schlaf rmporspringende Meyer die NachbarSfrau zu Hilfe ries »nd zunächst da« Blut durch Um- binden von Tüchern zu stillen suchte und dann hinan-lief, um einen Arzt zu holen, den er aber vergeben- zum Mit- kvmmen zu bewegen suchte. Al« er nach 10 bi« 15 Minuten zurückkebrte, war die Boll todt. Auf die Frage de« Vorsitzen de», ob sie keine Reue über ihre Thal suhle, antwortete die Angeklagte mit „Nein", und al« darauf der Vorsitzende ihr vvrstclltr, wie verkehrt doch diese Ansicht sei und wie der Mensch nicht da« Recht habe, da« Blut seine« Neben menschen zu vergießen u. s. w., da sagte sie mit großer Ruhe, „sie glaube eben, die Boll habe da», wa« sie gethan, an ihr verdient". Die Schilderung der al- Zeugin vernommenen Nachbarin über die letzten Augenblicke der Ermordeten körte die Angeklagte mit Interesse an, und c« schien ihr Befriedigung zu gewahren, daß der ToveSkampf der Verhaßten kein leichter gewesen war. Der Spruch der Geschworenen war überraschend; sie beantworteten die vom Gerichtshof gestellte Frage: „Ist die Angeklagte schuldig, die Boll vorsätzlich getödtet zu haben?" mit Nein. Die An geklagte wird darauf sreigesprochen. Die Vertbetdigung wurde sehr geschickt von Rechtsanwalt Dummer geführt, der sich dabei auf den tz. 51 de« Strafgesetzbuche« stützt« und daher für Freisprechung plaidirte; dabei warf er die von mittelajterlichen Schriftstellern erörterte Frage auf, ob Frauen überhaupt bei ihrer Reizbarkeit, Unkenntnitz der da« öffentliche Leben betreffenden Fragen u. s. w. verantwortlich für ihr Thun gemacht werden könnten u. s. w. Vertreter der Staatsanwaltschaft war Gericht-assessor Gulat, der sich tbensall« sehr redegewandt zeigte und wenn auch für Strafe, so doch für mildernde Umstände sprach. — Ro«, 18. Juli. (Tel.) In Siena und Volterra wurde rin 8Secunden dauernde«, wellenförmige« Erdbeben verspürt, welche« große Panik, aber keinen Schaden verursachte. — Der Etsselthm«, diese« Hauptauziehung-mittel der Pariser Weltausstellung von 1889, wird letzt wahrscheinlich von der Biltfläche de« Champ de Mar« verschwinden. Der Ausschuß für die Weltau-stellnng von 1900 hat sich nämlich nicht für die Erhaltung de« Thnrme« ausgesprochen. Die Verehrer de« Thurme« suchen ihn noch zu astronomischen Zwecken oder al« dereinstige Station für die Luftschiffs tbrt zu empfehlen. Doch finden sie damit wenig Anklang. Viel mehr scheint man de« Tburme» gründlich überdrüssig zu sein. Al« Anziehung-mittel für die Weltan-stellung, so heißt e« jetzt, sei der Eiffellburm ganz gut gewesen; nach Schluß der Ausstellung aber habe er keine Dasein-berechtigung mehr, denn er sei ein Bauwerk ohne Schönheit und ohne jede» sonstigen idealen oder praktischen Werth. Nachdem da- erste Staunen vorüber war, siel nur noch die Stupidität, dir Un- sinnigkeit deS Machwerks auf. Je eber mau desselben ent ledigt werde, desto besser sei e«. Dies ist die Ansicht rinr« der bedeutendsten Pariser Journale. 8ie trausit gloi i» mumli I —o. Panzer »au gesteppter Wolle, welche Pfeilen und Wu,ssperren gegenüber dieselbe Widerstandsfähigkeit zeigten, wie Dowe'S Panzerung gegen Kugeln, haben im 15. Jahr hundert schon die Spanier bei der Entdeckung und Eroberung Amerika- bcniitzt. Erfinder derselben soll EolumbuS, nach Anderen erst Cortez, gewesen sein. Die damals üblichen eisernen Rüstungen waren den spanischen Soldaten in diesen warmen Landstrichen so lästig und schädlich, daß man aus einen Ersatz denken mußte. Die Wollschickten, welche den Panzer bildeten, batten besonder- auch den Vortbeil, daß die Pfeile oder Wurfspeere mit den Spitzen in ibnen hängen blieben, während sie von dem eisernen Rüstzeug? abglitten und oft die Nebenleute verwundeten Ein alte« SicherungS- mittel gegen Schuß und Stich war da« aus Ringen geflocktene Panzerhemd, am berühmtesten durch Festigkeit und Leichtigkeit die der Mailänder Waffenschmiede, aber de-halb auch sehr theuer. --» Ueber sie Roth ber Weinbauern in Algerien schreibt man der „Str. P." au« Kolmar, 3o Juni: Bekanntlich sind zahlreiche Elsässer nach 1870 in Algerien ansässig geworden und haben dort zumeist Reben angelegt. Diese unser« Lands leute sind gegenwärtig sehr übel daran; denn wäbread hier dir Weine kaum unter 32 .<k da- Hektoliter gelten, erzielt dort der arme Pflanzer jetzt nur 3grc«. Wir lesen darüber in dem »Journal de la Vigne", wa« folgt: Die Blüthr der Reben vollzieht sich in Algerien unter günstigen Verhältnissen. Dir Traubenfrucht scheint sebr schön au«sallea zu müssen, und die Weinernte kündigt sich al« eine reiche an. Unglück licher Weise gehen die Preise täglich mehr herunter, und e« wird für die Weine, welche zum Brennen bestimmt sind, nur noch 40 Centime« da« Grad bezahlt, also da« Hektoliter 3 Frc«. Angesicht« diese« Unheil« sind dir Eolonistrn ohne Hoffnung. E« giebt noch große, gute Weinlagrr, welch« zu keinem Preise Abnahme finden. — 8«r Geschichte »er Weiuksrt» bringt da« soeten «, di« Mitglieder de« Germanischen Musrum« in Nürnberg versandte Heft der „Mittheilungen" einen sehr interessanten Beitrag. E« find da« zwei au« alten fränkischen Wirth«- häusern stammende hölzerne Tafeln in geschnitztem Rahme», aus welchen die Wein« verzeichnet sind, die e« in den be treffenden Gasthöfen gab — sie weisen nach dem Stilcharaklc der Ornamentik in die erste» Jahrzehnt« de« 17 Jab. hundert«. Di« Rahme» sind reich verziert, mit Karyatide, und Fruchtgrhängrn geschmückt und bunt bemalt, di« Tafel, selber sind schwarz angestrichen und die Namen der Weine mit weißer Farbe aufgetragen. Hinter der Abkürzung für Wein wurde der Prei« mit weißer Kreide ausgeschrieben — er war wechselnd und fiel nicht unter die obrigkeitlich, Taxe, die nur für gewöhnliche Lanvweine Geltung halte Die Weinsorten auf der einen Tafel lauten: Rhein Wein. Moßel, Höniogerbleicher, Wertheimer, Gaßlacher, Stein. Leisten, Markgräfler, Kräuter, Ebampagne, weiß uni rother, Bourgogne, weiß und rotyrr, Pontack, Medcck, Mou«cat, weißer und rother, Lünel, Frontignant, Mallaga Sect, Alicant, Spanischen W- Die andere Tafel zeigt ziemlich dieselben Weinsorle», nur noch Cortebenedicten, Wärmuth, Spanischen Sect, Meth, weiß und roth. Zur E. klärung diene, daß der Höningerbleicher wahrscheinlich dci Ahrdleichert ist (e« giebt ein Hönningen an der Ahr und eint am Rhein), jener zwischen Weiß und Roth schimmernde Wein, der in Württemberg „Schiller" (von schillern) genannt wird. Betreff« der verschiedenen Sectsorten sei bemerkt, daß man damit süße, starke Weine bezeichnet?, vie in südlichen Gegenden gebaut werden — eben diese Sorte ist e«, dir als Falstaff'« LieblingSgetränk in der Schenke zum „Wilden Schweinskops" unsterblich geworden ist. Die Nanien Frontig nant, Mu-kat und Lunel sind Weine, deren Herkunst Languedoc im südlichen Frankreich ist, während Pontaik, eigentlich Pontacq, Departement Nieder-Pyrenäen, der alk Gatt»ng«name für unsere jetzigen Bordeauxweine ist. Dc, Cortebenediclenwrin ist, ebenso wie der Wermuthwein, rm künstliches Product, da« au« Most hergestellt wurde, der n::l allerlei feinen Kräutern versetzt und vergährt wurde. Dics: sebr interessanten und seltenen Wrintafeln haben ein Gegen stück in den Tafeln für Hau«baltungen, auf denen der Vc: rath au Wäscht, Leben«mittrln ». s. w. verzeichnet wurde — von denen auch einige Exemplare i» Germanischen Museum aufbewahrt werden. Literatur. Vrlh.iseu L Klnjln,« M«n«t»hestr. Monatlich 1 Heft ->w von 1,25 .>l Inhalt de« Junihefte«: Vlinde Liebe. Rc- vellr v. » Ernst Wichert. Kunst und Photographie. Bon Ludwig Pteii > «Mit ll photographischen Ausnahme» von W. »ou Älvedrn Taormina). — Der Bras mit dem Kännlela. Bedicht vou Lrnü V.hrend. — Prinz Heinrich von Portugal, genannt „de. Seesuhrer". Zu seinem bOOjahrigen Beburt-tag. Boa Theodvi Schott Mit Portrait, 3 Karten und 3 Abbildungen. — Alte un: Junge. Roman von Moritz von Reichenbach. (Schluß.) — T Mittagsfee. Bedicht von Reiiihold Fuch«. Mit Vignette. — T neue Donauthalbahn. Text und 16 Bilder io Farbdruck i. Robert Aßmu«. — Frage und Antwort. Bedicht von Bull« Falke. — Da« Blück tm Hexenloch. Erzählung von Hennin« kl: - linger. — F. W. Weber, der Dichter von „Dreizehnlinden". Ei Lebensbild »ou Botthold Kreyenberg. Mit Portrait und Facsimü- — Letzter Wandergruß. Gedicht von L. Tnniu«. Mit Bignetl, — Zwei froh« Tage. Bon Hon- Pictor. Bilder von M. Rol decke. — Erloschen. Bedicht von Elotilde von Schwartzkoppen. - Neue« voin Bücherltsch (..Freiheit, Liebe, Menschlichkeit'^. Äon Paul v. SzczeponSki — Zu unfern Bildern. Bon Ebby. — Am Schluß. Belbageii L Klasings Romanbibliothek. Vierter Bant Nr. 10. Die Heimkehr. Roman au« dem französischen Land- leben von Th. Bentzon. (Fortsetzung.) — A, selbstständigen Text- bildern, Studien, Skizzen rc. enthält da« Heft: Ick deiitc Tein. Nach dem Bemäld« von Walther Ftrle. — In Berlegenbelt Nach dem Gemälde von E. Gciitzner. (In Farbdruck). — Unterm Apfelbaum. Nach de», Beiuäld« von H. König. — Ein Besuch. Nach dem Gemälde von Ferdinand Brütt. «In Farbdruck). — Die Werbung. Ruch dem Gemälde von Henry Wood«. — ktndienkvps au« Olevano. Boa Otto Knill«.^ Falsch «epktlt. Beschichte eine« Marine^sficier« von y. Frhr. von Dincklag« lHanz Nagel von Browe), Beilin 45'. 57, Richard Eckstein Nachfolger. Der recht biibich »rzübileu Beschicht» liegt «in criminalistische« Motiv von spannender Wirkung zu Grund«. Taö wenig umsangreiche Vüchelcheu ist von der Verlag-Handlung ganz reizend au»g«itatt«t. U. Aus dem Geschäftsverkehr. f Fröhlichen Weintrinkern ist jetzt in unserer Stadt eia neue» gastliche« Heim eröffnet: Herr Anton Larisch hat seit Kurzem in Koch'« Hof, ReichSstroße 15 (Eingang aiich vom Markt 3 au«) «ine Weinstube »rösfnet, di, ln jeder Beziehung warm empfohlen werden darf. I» dem schönen, altdeutsch eingerichtete:!, hohen und doch trauliche» Raume, zu dem mau auch durch ein« im Durchgang in Koch'« Hos befindliche Thür gelaugt, wird ein oor»üglicht« Bla« Rhein- und Moselwein, sowie ei» trefflich mundender Plölzer kredenzt. Daiieben hält Herr Larisch auf ein.n ausgezeichiieteu Bordeaux, sowie aus Medicinal- und Südweire sowie Schaumweine und Lhampagner von großer Böte und Relnde,. Zur warme» Sommerszeit labt Herr Larisch seine Gäste mit Bvw., . di« au« den vortrefflichsten Weinen, Ken köstlichsten Friichin, zusammengesetzt ts». Fugen wir noch hinzu, daß Herr Larisch t:. Wein« auch «o Kro» abgiebt und daß er, mag man einen Schopp, > trinken oder größer« Mengen beziehen, stet» auf civil« Preis« hä» Aach Schluß der Redaktion eingegangen. 6. N. Berit«, 18. Juli. (Privattrlegramm.) Ti- Reichsregierung hat den vom deutschen Comitö für de» 8. Congreß für Hygieinr und Demograpbie e>- betenen Zuschuß von 8000 .4 abgelrhnt. Ta« Gesund heitSamt erklärte, dir Au-stellung nicht beschicken zu können. * Lstßach, 18. Juli. Heute Nachmittag gerietb «in Tbc l der staatlichen Pulverfabrik in Stein in Brand Ein Arbeiter ist verunglückt. Der Drandplatz ist abgespenl Für dir Stadt Stein besteht keine Gefahr. * Part», 18. Juli. (Drputirtrnkammrr. Fort setzung der Berathung de« Gesetzentwürfe«, betresst»: dir Unterdrückung de« Anarchismus.) Gablet l> kämpft dir Vorlage. Dieselbe verletze die Freiheit der Person und dir Freiheit der Presse; sie schau em AuSnahuiegesetz, ein reactionaire», rein politische« Gesetz (Beifall aus der äußersten Linken.) Der Redner beschwö l schließlich die Republikaner, nicht die Freiheit zu »er leugnen. Da« Heilmittel gegen den Auarchi-mu« beste!- nicht in der Unterdrückung, sondern in demokratischen Re formen. — Der Iustizininister GuSrin vrrtheidigt da« Gcsetz L« sei nothwendig für die Sicherung de« Lande«. „Wir wollen rin Gesetz von größter Strenge und schnellster Wirkung, welche« Nicht« dem willkürlichen Ermeffen über läßt." Der Entwurf schaffe nicht ein Au-nahmegesetz oder ein Gesetz der Reaktion, er beeinträchtige nicht die Freiheit der Presse. * Lüttich, >8. Juli. Gestern Abend platzte eine Dynamitpatrone vor der Wohnung de« Bürger meister« in Hrrmalle. Die Explosion richtete ziem lich beträchtlichen Schaden a».
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