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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930105023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893010502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893010502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-05
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Ilv Diese zwei Divisionen weiten wodl für immer im Kaukasus, rcspective in TranSkaukasien verbleiben, wo sie gew-ssermaßen a!» Kerniruppc» für den Kriegsfall mit der Türkei orer auch als strategische Reserve für etwaige Verwicklungen in Cenkral-Aüeii dienen Außerdem bcsinben sich aber auch noch zwei Infanterie Divisionen in Ciskautasien, nämlich die 2». Division in WiabikawkaS unv vie 2l. Division in Temir Cboa Sckura. Diese beide» Divisionen und die in Saralow besintliche 40. Division dürften jene Truppen fei», welche nun nach Warschauer Meldungen nach der Wcstgrenze gezogen werten sollen. Mit der Verlegung der oben gciiannleu drei Divisionen und der bereits vor zwei Jahre» von KukaiS »ach Kiew gebrachten 38 Division bat Rußland abermals zwe, neue ArmeecorpS für den europäischen -Krieg disponibel, welche die Nummer» 18 und 20 führen werden, so daß die Gesammtzabl der für den Westen in Betracht koiiiincnden Corps fammt der Garde und den Grenadieren die respektable Ziffer von zweiundzwanzig erreich!. Die sieben bereits beileoenden Schützen-Divisionen unk die sechs Reserve-Brigaden, die i»> Mobilisirungssallc sich zu Reserve Divisionen ausgestaltcn, sind bier Nicht mit- gerechnet. Die bilden abermals sieben neue ArmeecorpS. — Ci» llnislant ist bei alleren, nicht außer Äugen zu setzen. Wenn Rußland in einen Krieg gegen Deutschland »nd Oesterreich fick verwickeln sollte, dann weiß eS selbst sebr genau, daß ilnn auch ui Len Polen rin nicht zu unter schätzender Gegner ersteben und eS bedeutender uiililairischer .Cräne bedürfen wird, uni die Revolution in Pole» niever- zuhaltcn. Eine seltsame Ueberraschung kommt heute auS Kon stant, »opel Der von Haus aus so träge und wenig zu giögcre» Unternehmungen geneigte Türke trägt sich allen Crustes mir dem Plane, in der Hauptstadt seine- RcicheS enir 'Weltausstellung zu veranstalten. Kein Geringerer als der Sulla» selbst ist der eifrige Härterer dieses ProsecicS iint zwar ans Grund res Berichtes, den der Uebcr- setzer i»> kaiserlichen Palais. Hattki Bey, der im Austrage der türkischen Regierung nach Chicago entsendet worden war, uin die Vorarbeiten für die Be- tbciligung der Türkei a» der dortige» Weltausstellung zu leiten, erstattet hat Der gewaltige Eindruck. de» die amerikanischen Verhältnisse und das in voller Ausführung begriffene Werk der Clncagoer Ausstellung aus den Türken hervorbrachten, war ein so nachhaltiger, daß durch den Be richt Hank, Bey'S auch der Sultan zu dem Vorhaben, eine Weltausstellung an den Ufern des Bosporus in Scene zu setzen, sich begeistern ließ. Cs inag übrigens auch der Um stand fordernd aus das Project eingewirkt haben, baß man sich durch die Pkilippoxeler 'Ausstellung, die ohne die unglückselige» Ouaraiitaincmaßregeln zweifellos außer dem nicralischen Erfolg auch einen materiellen Nutzen auszuweisen gehabt haue, gewissermaßen von den Bulgaren überflügelt sah. Da mag fick renn der Sultan gesagt haben, was die Bul garen lönnen, das können wir auch, und angeregt durch een Haltkischcn Bericht betraute er Seliin Essend! Mcldaine, den ciiisligc» Director des Ocin-jc.il sie lu Dvtto putsiigue OUo- iniinc-, niil rer Ausarbeitung des ProjectS Ob dieses in absetzbarer Zeit zur 'Ausführung gelangen wird, bezweifelt man jedoch in fränkischen Kreisen, wo man derartige Tinge minder sanguinisch aussaßt, sehr stark. In der That wirken viele Umstände zusammen, ui» das Gelingen des schönen ProjccieS, wenn nicht gänzlich in Frage zu stellen, 1v doch in unerfreulich weite Herne z» rücken. Tie Aus stellung soll bei Schischli, einem Vororte im Norde» Peras, slaiifinden. Der Play wäre auch sehr geeignet, wenn nur sür die nienschcnwllrdigc Unierbiingung der Aussteller Raum vorbanden wäre! Tan» fehlt eS auch an geeigneten Verkehrsmitteln, um die Aussteller und die Bciucher von Pcra nach Schischli und innerhalb derselben Zen wieder zurückzubringen. Auch fehlt eS i» Pera an schicklichen Räumlichkeiten sür die Fremden, in Stambul und Galata erst recht. Endlich ist ganz Kvnstantinopel beut- zutaAe leider noch immer nichts Anderes, als ein un geheures Wirrsal von Häusern und Sckinintz, wobei dadurch, daß das Wort „Schmutz" erst in zweiter Linie genannt ist. nicht etwa gesagt sein soll, daß eS dessen weniger gäbe als Häuser. Vor Allem mußte also für passende Verkehrsadern, sür neue Tram oder Eiienbahnanlagen, sür gründliche und systematische Slraßcnreinigung gesorgt werken. An letztere könnte aber nur »ach einer vollständigen Neupslasterung der HanpiverkebrSwege gedacht werten. Das Alles würde so viele Millirne» verschlingen, daß man sich nicht reckt vorstellen kann, wo und wie dieselben alle a»sgtlr>eben werden sollen. Zwi'ckcn Egyp'tern und den Mahdisten dauern die Kämpfe fort. Es war den rrsteren bekanntlich gelungen, die Derwisch-Armee in einem deftigen Gefecht bei gort Gemai, in der Nähe von Wadibalsa, zu schlagen, woraus die energische Verfolgung der Derwische «„geleitet wurde. Nach einer.Draktmeldung der .Time»' auS Kairo bolte da» rgypiiscde Drvmedarcorp» die Derwische am 2. Januar bei Tagesanbruch an dem Brunnen von Ambigol ein Ein scharfe« Tressen entspann sich. Die Derwischreiierei und das Fußvolk, den Egypkern numerisch bedeutend überlegen, schritten wiederbol« zum Angriff. E« kam zu einem blutigen Hand gemenge. Beide Tkeile erlitten ernste Verluste. Egyplischer- ieit» sind zwei Osficiere. darunter der englische Haupt mann Pyne, der als Adjutant de« Befehlshabers sungirle, sowie 40 bis 50 Mann gefallen. Lieutenant d'Aguilar, der mit einer Abtdeilung Cavallrrie kurz nach dem Kampfe in Ambigol rintras, »lelrcte, der Feind habe sich südwärts zurückgezogen. Eine Anzabl der Derwiscbreitcr wurde tobt aus dem Kampfplatze vorgesuudcn, doch ist die genaue Höbe des feindliche» Verlustes unbekannt. Oberst Wodebouse, Befeklsbaber der an der Grenze stationirten egyptiscken Streitkraft, begab sich nach Ambigol. Der Erfolg der Egypler ist mindestens ein sebr zweifelhafter; die Höbe der Verluste, die nicht sestzusteUenre Anzahl der feind lichen Tobten läßt sogar daraus schließen, daß die egyp- tischen Truppen da» Schlachtfeld nicht behaupteten. Aller dings nehmen orientalische Völker ihre Tvttcn und Ver wundeten meist mit sich, wenn die Art des Rückzuges die» nur irgend erlaubt. AuS der Heftigkeit des Widerstande» der Derwische aber gebt aus alle Fälle hervor, baß die «zyprischen Truppen kein leichtes Spiel batten und wohl auch künftig mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben werden. Deutsches Reich. N Berlin, » Januar. Wie wir bereits mitgctbeilt baten, sind die ortsüblichen Tagelöhne, wie sie sür die ein zelne» Kreise und Kreistheile Geltung erlangt haben, von AmtS wegen veröfi ntlicht werden. Die Zusammenstellung ist am 24. Decemder >802 abgeschlossen. Spätere Abänderungen der bisherigen Festsetzungen werden gesammelt und alljährlich einmal je »ach Bctürjniß entweder als Nachträge zur ersten Nachweisung oder in Form einer völlig neuen Zusammenstellung vervfstnrlicht werten. Diese Veröffentlichungen bieten ein um so größeres Interesse, als die ortsüblichen Tagelöbnc gegenwärtig nicht bloS sür das Arbeiterversicherunqswesen, Ivndern auch sür die Bemessung der Höhe der an Familien von zu FriedenSübungen eingczogenen Mannschaften zu zahlenden Unterstützungen Bcdeuiung haben. Dir ver öffentlichten Tagelötzne zerfallen in vier Classcn, solche sür erwachsene männliche und weibliche Tagearbeiter und für jugendliche männliche und weibliche Arbeiter, d. h. sür solche unter 16 Jahren. Nack der Novelle zum Kranken- versicberungSgesctz ist es auch gestattet, die Sätze sür jugend liche Arbeiter getrennt sür solche zwischen vierzehn und sech zehn und sür Kinder unter vierzebn Jahren vorzunehmen. Von dieser Besugniß ist mehrfach Gebrauch gemacht, so sür den Kreis Ruppin, für den Saalkrei«, den Kreis Neustadt a. R, sür einen großen Tbeil des Regierungsbezirks Aachen, sür verschiedene bayerische Bezirksämter, sächsische AmtSbaupt- maiinschasten und für den ganzen Regierungsbezirk Cassel. In dem letzteren ist der Tagelohn sür Kinder unter l4 Jahren aus 66*/, Pfennige festgesetzt. Was die Höbe der Tage- lvhnsätze bcirifft, so ist es natürlich, daß sie in den größten Städten und i» den Jndustricdistriclen diejenigen aus dem flachen Lande überragen. Berlin weist 2,70 sür erwachsene männliche, l,50 -ct für weibliche, 1,30-ct sür jugendliche niännliche und 1 sür weibliche Arbeiter aus, Breslau sür erwachsene männliche Arbeiter 2 »4, München 2,30 u. s. w. Die höchsten ortsüblichen Tagclobnsätze verzeichnen die Stadt Hamburg, der Stadtkreis Altona, Geestemünde, sowie Theile de« Kreise« Kehdingen mit 3 sür erwachsene männliche Arbeiter, während die niedrigsten niil 0,00 -ckl auf dem platten Lande der Kreise Leobschüy und Lubliiiiy in» Regierungsbezirk Oppeln Geltung baden 6. I!. Berlin, 4. Januar. Daß der Kaiser sich beim NeujabrSempsangc der comiiiandircntcn Generäle sehr scharf gegen die milnairische Opposition gegen die Miliiairvorlagc gewandt hat, steht fest. In einige» Blättern ist nun der cvmmaneirendc General des IX. ArmeecorpS, Graf Walderse, als derjenige Mann bezeichnet worden, aus den die Bemerkungen de« Kaisers wegen der Opposition gegen die Militairvorlagc hinzielcn könnten. Wir glauben kaum fehl zu geben, wenn wir annebmen, daß die Aenßerunqcn des Kaisers sich in der Thal an den ehemaligen Cdes de« Gencral- stabeS wenden sollten. Wenn bier und da eingewenkct wirk, daß die Beziehungen Kaiser Diltzelm'S zu dem jetzigen cominankirenken General deS IX. ArmcecoipS die denkbar herzlichsten wären, und diese Einwendung sich daraus stützt, daß Gras Waldersee zu Weltmächten durch ei» Geschenk de« Kaiser« ganz beionters ausgezeichnet worden sei, so ist daraus zu erwidern, daß der Kaiser eine ganze Anzahl Generäle mit Aufmerksamkeiten zu Weihnachten zu erfreuen pflegt. Graf Waldersee hat eben da« Glück, daß die ihm zu Tbeil gewordenen kaiserlichen Auszeichnungen alsbald ihren Weg in die Presse finden, während die» bei Aufmerksamkeiten, die der Monarch den anderen Generälen und Würdenträgern zu Tbeil werden läßt, nicht der Fall ist. Hieraus entsteht nun die Meinung, als stände Graf Waldersee dem Throne ganz besonder- nah«. — Beim Kaiser fgnd am TienStag Abend ein Herren abend statt. Eingelaten waren General von Plrffcn, der Contreatmiral Freiherr von Scnden-Bibran, Oberst v. Kessel, der Major v. Höpfner, der kaiserliche Cvnsul in Tientsin Frhr. v Seckendorfs, Professor vr Güßseldt. der Marine maler Salzmanu u A. Am heutigen Vormittag empfing der Kaiser den Präsidenten de« RlickSversickerungS-Amte« l)r. Bödiker, den Vicepräsidenten de» RcicbSbank-DirectoriumS vr. Gallenkamp und die Ministerialdirectoren Wirkliche Geh. Ober-Reg.-Rätbe v. Wcndt und Haase auS Anlaß ibrer Beförderung zu Rätheu erster Classo; sodann auch den RegierungSrath v. Guentber, der die Orden seine« ver storbenen Vater«, des Ober-Präsidenten a. D. v. Guenther, in die Hände deS Kaisers zurücklegtc. — DaS Reicks- Versicherungsamt ist damit be schäftigt, seinen dem Reichskanzler vorzulegenden Geschäfts bericht für da» Jahr 1882 auSzuarbeiten. Aus einen aus der Mitte de« Reichstags geäußerten Wunsch ist dieser Bericht seil einigen Jahren auch dem Reichstage zugestelll worden. Der Geschäftsbericht sür 1892 wird gleicdiall» dem Reichs tage zugeben und zwar voraussichtlich noch im Lause des Januar. — Der Ober - Berghauptminin und Ministerial - Director im Ministerium für Handel und Gewerbe Freund ist nach Saar brücken abgereist. — Der Professor v. Len doch ist von Schloß Friebrichsruh mit seiner Gemahlin hier eingetroffen. — Unmittelbar nach dem Tivolitage stellte die „Kreuz- zeitung" im Hockgcsüble des Sieges die baldige Veröffent lichung der Präsenzliste in Aussicht; alle Bemängelungen über die Zusammensetzung der Versammlung, insbesondere die Angaben über das Vorberrschc» der hauptstädtischen und provinzialen Antisemiten sollten dadurch widerlegt werden. ES vergingen Tage und Wochen, die verheißene Liste blieb aus, obgleich Herr von Hellborf fortsubr, die conservativc Legitimation der Gäste in Abrede zu stellen. Nun endlich rückt die „Kreuzzkg." mit der Erklärung heraus, die Ver öffentlichung der Präsenzliste werde unterbleiben; sie be merkt dazu: „Zu was konnte das (die Veröffentlichung) auch südren? Die große Mehrzahl derNamen ist natür lich nicht bekannt und vermag deshalb nichts zu sagen." Sollte nicht vielmehr das Gegcntheil richtig sein? — DaS Ministerium deS Innern findet sich mit Rück sicht darauf, daß amtlicher Mitibeilung zufolge die Mast anstalten Steinbruch und Bielitz-Biala gegenwärtig stark von Maul- und Klauenseuche betroffen sind und tbatsäcklich auch Einschleppungen der Seuche durch Schweine au« diesen Anstalten erfolgt sind, veranlaßt, zu Vermeidung weiterer Gefährdung die Einfuhr lebender Schweine au« den genannten Anstalten, gleichwie die» von Seiten der königl. preußischen Regierung hinsichtlich der preußischen Grenze bereits ersolgt ist, auch sür das sächsische Staats gebiet vom 10. d. MtS. ab bis auf Weiteres zu untersagen. Dagegen ist die Einsnbr von lebenden Shweincn auS Wiener Neustadt über die Grenzstationen Bodenbach, Zittau und VoiterSrcutb unter den bekannten Bedingungen auch fernerhin gestattet. — Dem „Berl. Actionair" wird eS als im Princip sest- stebend bezeichnet, daß dem preußischen Landtage auch in dieser Session wiederum eine Eisenbadn-Vorlage zugeben wird. Wegen deS Umsanges derselben schweben indcß noch Verhand lungen und aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Feststellung der Vorlage in den nächsten Wochen noch nicht zu erwarten. — Wieviel in Preußen für kirchliche Zwecke freiwillig geopfert wird, ergiebt sich daran«, daß, der „VolkSztg." zu folge, die kirchlichen Collecten im letzten VerwaltungS- berichtSjabre in der evangelischen Landeskirche l 097 850 .<? eingebracht baben (gegen 1 240 898 ^ im Vorjabrc). Die sür kirchliche Zwecke gemachten Geschenke und Vermächt nisse betrugen 3 172 387 ^ (gegen 2 500K72 /k im Von» jakre); zusammen also beinahe 4s» Millionen Mark in einem Jahre. — Der Gesetzentwurf, betreffend di« Aushebung der Stol- qebührei, »iir kirchliche Aufgebote, Trauungen und Taufen in dem Regierungsbezirk Cassel, ist im Abgeordnetendause eingegangen. Der Enrivurj Hai dieielbe Fassung wie die srüheren, aus andere LandeSlhkclk bezüglichen Vorlagen. — Wir lesen in der „Kreuz-Zeitung": „Gewisse Dinge der letzten Zeit haben die Freimaurer srage acut gemacht und eS wird deshalb angezeigt erscheinen, dieser Sach« größer« Aufmerksamkeit zu wibmeu. LS ist nicht unwahr schel. .ch. daß dies« Frag» auch bei Gelegenheit im Landtag» zur Discussio» gebracht werden wird. IlebrigenS bringt di« „Dentiche Ostwacht" au« Schweidnitz eine inlerestaute Nachricht Dort ist, noch den verbürgten Mitthecluugen eines Mitgliedes de« deutsch- socialen Vereins, ,n einer der beiden Logen, welche Juden aus- nimmt, „von einem lüdische» Rechisanwalt angereg, ober geradem beantragt worden, die des AntiiemuiSmus verdächtigen „Brüder" auszuichließen oder ihnen wenigstens den Austritt nah« zu legen". Sollte sich diese Angabe de» antisemitischen Blatte» bewahrheiten, dann wurde sestslede». Laß in dieser Log« politische Fragen zur Erörterung gelangt w-'-en. Wir behalte» un« vor. aus die hieraus sich ergebenden Loaiequeuzen zurückzukommen " — Die nächste Generalversammlung de- Gymnasial vereins (Vorsitzender Geh. OberregierungSralb vr. Schräder in Halle) wird, der „Kr.-Z." zufolge, in der Osterwoche nicht (wie aus der letzten Versammlung in Berlin beschlossen wurde) in Leipzig, sondern in Dresden statt- finren, da dort gleichzeitig die sächsischen Gymnasiallehrer ihre VereinSsitzung abalten werden. * Aus Schlesien, 4. Januar. Alle» Orten in der Provinz rührt sich die Socialdemokralie für die RcichStagS- auflösung, inte», sie schon jetzt dir Candidaten bestimm!. So wurde, der „Voss. Ztg." zufolge, für BreSlau-Land der Verleger der socialdemokralischen „Volkswacht", Former Schütz-BreSlau, und für Schweidnitz der Redacteur deS „Prolet. auS dem Eulcngeb", Feld mann, zu>» Rtichslagü- candidaten ernannt. * Mainz, 4. Januar. Ter neue Jesuitengeneral, Pater Martin, traf hier gestern Abend auf der Reise von England nach Italien mit zwei Patres ein, übernachtete im bischöflichen Palais und setzte beute Morgen die Reise nach Basel fort. * Nürnberg, 3. Januar. Die Staatsanwaltschaft ließ die bentige Nummer der „Nürnberger Stadtzcitung" bescklaznabmen, da sic eine Beleidigung des Prinz- Regenten in einem Artikel erblickte, in dem die soeben erfolgte Verleihung deS persönlichen Adels an den Bürger meister von Nürnberg, Herrn vr. Schub, mißbilligend be sprochen war, und zwar vom Standpuncle der Bürgerschaft aus, die keine Ehrung darin erblicken könne, wenn für ihren ersten Angehörigen, den Bürgermeister, der schlichte bürger liche Name sür nicht mehr gut genug erachtet werde. * Wiirzburg, 3. Januar. Für die in den Tagen vom 27. August bis l. September hier stattfindende General- Versammlung der Katholiken Deutschland» beschloß deute der Magistrat, die geräumige LudwigSballe (den früheren Bahnhof) sammt erforderlichen Dekorationen und Nebenlocalitäten untntgettlich zur Verfügung zu stellen. * Aus »e« Laarrrbier, 4. Januar. Bis jetzt dauert der Ausstand säst unverändert an; er scheint aber den Höhe- punct bereits überschritten zu haben. Biele der Ausständigen sind nur ans Furcht von der Arbeit fern geblieben. Sie erklären, sie würde» gern arbeiten, doch seien sie dann ibres Lebens kaum sicher. Tbatsächlich ist an verschiedenen Schächten mit Revolvern geschossen worden. Die noch arbeitenden Berg leute geben vielfach in ihren Sonntagskleidern zur Grube, um nickt sofort als Arbeiter erkannt zu werden. Den Ma schinenwärtern und Schürern wurde, wie berichtet, die Mit- tbeilung, daß, wer von ibncn nicht anfabre, sofort und für immer abgelegt werde Es handelt sich darum, die Maschinen anlaaen nicht zum Stillstand kommen zu kaffen »nd dadurch ein Ersaufen der Gruben zu verhüten, da- vielleicht einen Monate langen regelrechte» Betrieb unmöglich machte. — DaS Organ Warke nS, „Schlägel und Eisen", setzt die Ber betzung der Bergleute ungeschwächt fort. In der letzten Nummer veröffentlicht das StreikcomitS einen Strrik- bericdt. Derselbe schließt mit den Worten: „Nun Kameraden, auigepaß», Iva« grjpieli wird, ist immer Trumps. Schnee zum Fressen ist jetzt keiner da. Wir warnen alle Bergleute vor Aueichreitungen. Kameraden, harret nur oa«, ent weder oder". Da» LomilS Dann fährt das Blatt fort: „Nun (kapital und Ihr Herren vom Lehrstuhl, was sagt Ihr jetzl dazu? Habt Ihr letzt gesehen, was die Roth bei dem Berg- mann, lrotz all Euren Machinationen, fertig bringt? Hoben wir nicht gcbillet »nd gestehi schon drei Jahre lang, aber leider ohne Eriolg ? Ja, Herr Veranlwortlicher des „BcrgmannSsreunV", daS sind Frücdie von dem Samen, den Sie in Ihrem Blatte auegesttcul haben! Bangen Sie nicdr, alle Körnlein, welche Sie gesät und noch iäe», werden ihre Frucht bringen. Tie Würfel sin- gefallen und Nr. 6 lieg« oben. Die Noll, hat die Würfel geworfen und wird sich Nr. 6 oben hatten und wenn das Spiel auch noch so warm wird. Ja, der Kampf ist ausgenommen, Kameraden, und muß zur Entscheidung geführt werden, denn unsere Feinde und Gegner -ollen nicht den Triumvb feiern. Kameraden, Mutt» und Ausdauer muß unsere Losung sein! Wir werden nicht »erhungern, das ganze Proletariat Europa» wird uns zur Seile sieden mit idrem Scherilein in diesem Kampfe für Wadrheit, Freiheit »nd Recht! Ja, diese drei Puncte wollen wir gerade so gut wce unsere Gegner, welche uns die schön« Arbeitsordnung, die viele schlechte Sie zuckte lackend die Achseln. „Du solltest Dinge nicht scherzhaft behandeln, die mit Deinem Rus zusammenbängen", verwies die Präsidentin die Uedermüihige. „DaS Vars keine Frau ungestraft. — Mir scheint, der lange Aufenthalt in Paris hat Dir nicht gut gelkan" „Ack!" rief die Sckwcster, die Hände nachlässig über dem Kops zusammenschlagcnd, „und ich finde, ich habe erst in Pari- lebe» gelernt " Die Präsidentin machte eine unwillige Bewegung mil dem Kopse: „Warum seid Ihr denn nicht dort geblieben, wenn Du nur kort glaubst leben zu können?" Octavia zuckle die Achseln. „Wecß ich «? Danach trage meinen Mann — „Freilich", fügte sie in nachlässigem Tone bin;», „wirst Du da- deute und morgen nicht können, den» mein Mann reist beute Nackt noch »ack, Petersburg " „Nack-Pcier-burg?" ries die Präsidentin ganz erschrocken. „Und Du bleibst allein bier? Davon sagtest Du mir gestern noch Nichts." „Möchtest Du mich vielleicht mit nach Rufiland schicken?" scherzte Octavia. „Ich versichere Dir, ich babe so wenig Lust, meinen Mann aus dieser Geschäftsreise zu begleiten, wie er hat, mich »iil;»nkbnien " „Octavia, Tn giebst Dir den Anschein, als verständest Du mich nicht, Du suchst mich mit Scherzen abzufertigen, aber D» solllest mich doch bester kennen; ich balle e- sür meine Pflicht, Dich zu warnen, und nicht- soll mich daran veruiiirern." „Wovor willst D» mich warnen!" „Gieb den Verkehr mit dem jungen Wolken aus" „Wie löimte ich? — Jkm unser HauS zu ve»schlicßen, haben weder ich, noch Hegener Grund" — „To ciiipiaiige ib» wenigste»« nicht während Deine« Gatten Abwc'tiibeit." „'Was iur Gesvenster siebst Du nur?" „Octavia, bei dem Andenken an unsere Mutter beschwöre ich Dick' —" „Dieses Andenken ist mir so tbcucr wie Dir", unter brach sie Frau von Hegencr und ihre Haltung bekam jetzt etwas EriistcS, Würdevolles „Beruhige Dich, Elvira, unv sei überzeugt, ich weiß ganz genau, was ich mir und meiner Stellung ichuldig bin." „Wirst Du ras wirllich nie vergessen?" Die Präsidentin atbmete bei dieser Frage schon erleichtert ans; die Werte ibrer Sä-wester batten sie etwa- berub>gt unv sie ward dies noch mehr, als Octavia binzusügte: „Du ball nicht allein den makellosen Rus unserer Eltern ererbt, er aebörl mir auch und ich werte >da nicht bestecken; unsere treffliche Mutter ist mir noch beute «n leuchtenve» Vorbild." „DaS denke ick auch", sagte die Präsidentin, „mit einem Erbtheil von Tugenden, wie uns unsere Eltern bintcrlasscn, kann man nicht straucheln. Unsere Brüder sind aus een, Felde der Edre gefallen; noch nie war in unserer Familie ein Glied, dessen wir uns zu schämen bätlen. Wenn nur Arnold eine ankere Wab> getroffen bätte!" Jetzt, wo sie sich die Sorge um die Schwester etwa« vom Herzen geredet, kam sie wieder aus den sic am meisten be- scbäikigenden Gedanken zurück. „Ta kannst Du auch ebne Sorge sein, Commerzienrath Rösicke und seine Frau sind ja die Edibarkeit in Person", erwiderte dir Schwester, und unwillkürlich duschte ein Lackeln über ibr Gesicht bei der Erinnerung an die drolligen Schilderungen, welche Paul von dem spießbürgerlichen Leben im Hause semeS BormundeS zu macken pflegte. Die Präsidentin erhob sich. „Ich muß fort, wir er warten Keule da» Brautpaar mit den Eltern und Ge schwistern El-beib - zu Tische, nur Herr Wolken seblt, da er uns noch keinen Besuch gemacht hat. — Und Tu, darf ich Dick erwarten?" „Ich bitte, sür beute entschuldige mick noch, ich komme, sobald ick rin wenig erst bier wieder beimisch geworden bin." Sie reichte der Präsidentin die Hand, ti«e schlang aber beide Arme »m sie und sagte in einem Tone, besten Wärme um so tiefer berübne, je strenger unv gemessener sie sich sonst gab. „Lctavia, sag eS mir nock einmal, kann ick mick aus Dick verlassen? Ick betrachte Dick ja mehr als eine Tochter wie als eine Sckwcster, denke, eS ist die Stimme unserer Mutier, die Dir zürnst: „Wadre unser Erbtdeil!" „Es ist bei mir sicher aufgeboben." Sir begleiiete die Schwester durch eine Flucht reich auS- gestalteter, mit erlesenen Kunstwerken geschmückter Zimmer und kebrtc aus demselben Wege nack ibrem Boudoir zurück Bei ihrem Eintritt beg nn baS Winzerpaal auf der Uhr seinen Tanz, eS schlug zwölf. Octavia sank in einen Sessel, stützte den Hand und starrte sinnend vor sich bin. Die der Schwester batten koch ihre Wirkung nickt Frage, die sie bi-ber noch immer mit Scheu von sich ab- aeichoben, welche die um ein bald«- Dutzend Jabrr ältere Frau dem fUnsliiidzwanzigjädrigen Maler gegenüber sich vorzulegen nickt sür netdig befunden, sie war zetzt mit er schreckender Klarbeit an sie derangetreten: In welchem Verhältmß siebst Du zu ibm? — Da- soll daran« wrrreo? — Liebst Du ihn? — Und wenn Du ihn liebst! Ein Zittern durchlief ihren Körper Die Versicherung, die sie der Schwester gegeben, war keine Phrase gewesen, auch sie besaß den ganzen Stolz ihrer Herkunft. — Unk dieser Stolz batte sir in dem glanzenden geräuschvollen Leben von Pari«, an der Seil« eine« Manne«, dem sie ohne Neigung Kops in die Ermahnungen verseblt. Die ihre Hand gereicht, der selbst Lebemann und von skrupellosen Ansichten, ibr eine unbeschränkte Freiheit gelaffen, vor jedem Straucheln bewabrt. — Er sollte sie auch jetzt schützen, — schützen vor sich selbst. — Doch wie? Gestern erst batte sie ein Billei an Paul geschrieben und ibn zu einem Besuche aufgesorder», gestern noch hatte sie an keine Geiabr geglaubt. Unv beute? — Jetzt erst, dem forschenden Blicke der Schwester gegenüber, war eS mil erschreckender Wahrheit in ihr aufge- ftiegen: sie liebe Paul. DaS Spiel war zu Ende, der Ernst des Lebens trat an sie heran. Ibr blieb nur Eine«: zu entsagen. — Aber dann, dann durste sie ibn auch nickt mehr wicberseben — kenn Auge in Auge mit ibm, daS süblte sie, würde sie die Krast, die sie dazu sbedurfte, nicht finden. — Also stieben — flieben, — bis die aussiammendc Glutb ibrer Gefühle sich besänfrigl balle, bis sie ibm wieder gelassen gegeniibcrtreien konnte, unk bot fick ihr nickt, wie vom Schicksal gesandt, die Gelegenheit dazu? Sie durfte ibrem Gatten nur ein Wort sagen, daß sie ibn nach Petersburg zu begleiten wünsche, um die nordische Residenz kennen zu lernen, und der Gefällige würde nichts dagegen einzuwenden haben. Ja, so war eS das Richtige, so mußte eS geschehen. — Schon streckte sie die Hand nach der Klingel, um dem Diener den Befebl zu geben, Wolken nickt vorznlassen. Aber ebe ihre Hand noch den Knopf der elektrischen Glocke be rührte, börle sie Schritte im Borzimmer, unv eine Stimme, die sir nur zu wobl kannte, die ibr alle« Blut nach dem Herzen trieb. — Der Di-ner zog die PvrtiSre zurück und meldete den Maler, der ibm aus dem Fuße folgte. Halb obnmächlig sank sie auf ihren Siubl: „Zu spät, zu spät!" kam eS über ihre erbleichenden Lippen. „Um Gott", rief Paul, näber tretend. „Octavia, was baben Sie? —" Er kniete an der Seite der nach Atbem Ringenden nieder, faßte »dre Hand unv streichelte sie zärtlich leise — Mit einem jäben Ausschrei sprang sie empor und stieß den Knienden von ttck: „Geben Sie, Wolken, geben Sie — begreifen Sir eS denn nickt, daß wir scheiden müssen, scheiden für immer —' „Scheiden?" Auch er war jetzt bleich geworden, in seinen dunkeln Augen funkelte e« eigentbümlick aus: „WaS sprechen Sir da, Octavia; scheidrn, scheide» für immer und aus welchem Grunde?" Er war ihr näber getreten, sie süblte seinen Atbem auf ihrer Dange Wie ein Schauer durchrieselte e« ihren Körper, in ihren Obren brauste eS wilv. „Warum?" wiekerbolte sie mit bebenden Lippen. Aber schon füblie sir sich von zwei Armen stürmisch umicklungru, zwei heiße Lippen schlossen ihr den Mund, »m dazwischen in binsterbender Wonne zu flüstern: „Du liebst mich, Octavia, Du liebst mich!" Dock nur momentan ließ sie sich von ihrer leidenschaft lichen Schwäche überläuben: „Lassen Sie mich — Paul — hören Sie mich ruhig an. ich bitte Sie! —" Nur widerwillig gehorchte er; immer noch streiften seine Lippen der sich ibm Entwindenden Haar unv Hals. — „O, wie ick Sie liebe — und Sie, Sie können in diesen ersten süßen Augenblicken an etwa- andere- denken al« an unsere Liede?" — „O, Paul — seien Sie barmherzig — lassen Sie mich frei! - Mit einem tiefen Seufzer öffnete er die Arme. „Alle-, wa» Sie befehlen, Octavia — Ihr Wille soll der meine sein." „So geben Sic jetzt, lassen Sie mir Zeit, mich zu fassen"; denn — ibre Augen nabmen einen dunklen Glanz an — „da- begreifen Sie wohl, daß diese Minuten, die Sie bei mir waren. verbängniHvoll für mein ganze- Leben geworden sind. Noch kurz bevor sic bier einlralen, war ich im Begriff, mit meinem Manne beut Nackt nach Petersburg zu gehen." Paul wechselte die Farbe: „Und jetzt", rief er, nach ihrer Hand fassend und dieselbe fest in der seinigen pressend — „jetzt, Octavia, können Sie, dürfen Sic nickt mehr so grausam sein —" „Nein", sagte sie ernst, „jetzt kann und darf ich e< nicht mehr." „Sie bleiben also bier?" — jubelte er also auf — „meine, — meine Octavia —" Wieder bedeckte er ikrr Hände und Arme mit brennenden Küsseo. — Cie entzog sich idm sanft. — „Ihre Octavia? — Wenn ich t« werden soll —, dock nein, jetzt nickt« weiter. Geben Sie, Paul, gehen Sie — lassen Sie mich erst mit mir selbst in« Klare kommen." „Sie wollen e«! Ick gebe; ab« jetzt bitte ick: kaffen Sir mich nick« zu lange schmachten, verschmachten nach Ihrem Anblick. Ick lebe ja nur noch in Ibrer Näde." Cie winkte ibm rasch mit der Hand. „Sie kören bald von mir!" „Bald!" Noch eia beißer Blick Auge io Auge, noch einmal dielt er sie in seinen Armen, preßte sie an da« stürmisch klopfende Herz. Dann riß er sich mit einem tiefen Seufzer lo«. und die PortiSreo rauschten hinter seiner schlanken Gestalt zusammen. Octavia sank vor dem Stublr» an dem sie gestanden, nieder und barg den Kopf in ihren Händen. So blieb sie liegen, bi« die Jtungsrr kam, zu mahnen, daß e« Zeit sei. Toilette zu machen. (Fortsetzung folgt.)
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