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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189302190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-19
- Monat1893-02
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1893
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strunz. >r«s. L MM M WM Tagkblxlt mii» AlyM Ü!r. Sl, SmtM IS. Kkmr W. I ikl. k. 00 Ouatzrate »Manchester; btiilix». rnds. r»»v<it k--ett» wontiet. >oi> ln kk»<e-v » poNreil. 0<n> ion »utrn»t»li rsobiocksnen . ll«a roll- uk 4Vun»ed Lu» unoerer ltierneklueu seruux vov p-Apparat«. Verffixuaa. uf Wunsch o. ?n-«»a mcrreicht zum lvvOU- «»st MokerftaNen persönlicher Fürsorge von Meilgebern für ihre Geschäftsangehörigen. ** Bereit- in der Nummer vom 9. Dcccmber v. JahreS lensten wir die Aufmerksamkeit auf rin Werk, welches, unter obigem Titel erschienen und von den Herren I>r. Julius Post, Geh. Regierungsratb im königl. preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe, und Or. Alb recht in Groß- kichterfelde verfaßt, in ausführlicher Weise sich mit den Ein- richlungen beschäftigt, die von Arbeitgebern zur Fürsorge für ihre Geschäftsangehörigen getroffen worden sind. Das Werk verdient, obwohl eö das aufgeworfene Tbema noch keineswegs erschöpft, die weiteste Beachtung, lieber die Grundsätze, denen sich die Verfasser im Allgemeinen hinncigen (patri archalische Gestaltung der Begebungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer), haben wir uns schon früher ausgesprochen. Heute wollen wir auf das in dem bezcichnctcn Werke ent- baltene Material selbst etwas näher entgehen. Dasselbe ist ein äußerst reichhaltiges, und eS ist zu bedauern, daß leider der Preis des Werkes*) die Verbreitung desselben beschränken wird. Jedenfalls sei cs Arbeitgebern, sowie volkSwirthschafl- lichen Bereinigungen und allen der Forderung socialpolitischer Wissenschaft dienenden Arbeitervereinen zur Anschaffung an gelegentlich empfohlen. In dem unS vorliegenden II. Bande ist die Fürsorge für die erwachsenen Arbeiter behandelt. Unter „Fürsorge" wird hierbei durchgängig zu verstehen sein das Opfer, welche- der Arbeitgeber von seinem Gewinne bringt. Eine .Fürsorge", die mit einer Schmälerung dcS Verdienstes der Arbeiter verknüpft ist, also aus Kosten derselben erfolgt, verdient wohl kaum zur besonderen Erwähnung gebracht zu werden. Der Arbeiter selbst hat hierin auch ein sehr seines Gefühl und meist wird von ihm eine Fürsorge letztbczeich- neter Art nur mit Widerstreben hingenommen, oft sogar mit Unwillen. Aber eS ist unwahr, daß — wie von einer Seite ber permanent den Arbeitern vorgcpredigt wird — alle Für sorge der Arbeitgeber nur einem egoistischen Interesse entspringt. Zu allen Zeiten hat eS Arbeitgeber gegeben, denen daS Wohl ihrer Beschäftigten dem eigenen gleickstand. E- ist niedrig, wirklich wohlwollende Acte der Arbeit geber nur in bekrittelnder Weise den Arbeitern dar zustellen, und Diejenigen, die solches kbun, sind unwissende Menschen oder Heuchler, die dann, wenn daS Geschick sie zu Arbeitgebern macht, in der Regel als die schlimmsten und widerwärtigsten „Ausbeuter" sich zeigen. Aus der anderen Seite sündigt aber jeder Arbeitgeber, der seine Angestellten nur als eine Sache und nicht als Mitmenschen betrachtet. Herr Geh. Regierungsratb Vr. Post bat sehr Reckt, wenn er seinen Ausführungen gewissermaßen den Satz vovanstcllt, daß bei allen fürsorglichen Unternehmungen viel daraus ankommt, wie sich der Arbeitgeber in seinem persönlichen Umgänge den Arbeitern zeigt. Das gilt auch außerhalb dcS Bc- schästigungSorteS. Trotz aller Sympathien für daS Post'scke Werk stimmen wir dennoch keineswegs mit allen darin enthaltene» Ansichten überein. Wenn z. B. der bekannte Deutsch-Amerikaner Dolge (irren wir nicht, ein Leipziger) als „halber'oder dreiviertel Socialdemokral" bezeichnet wird, so trifft das sicher nicht zu. Ein Mann, der sich bezüglich der Forderung nach Herabsetzung der Arbeitszeit dabin äußert: „be weisen Sie, daß Sie bei verkürzter Arbeitszeit dasselbe producircn", der hat von dem Wesen der Forderung — eiuen Ausgleich zwischen Hand- und Maschinenthätigkeil zu gewinnen und allen Händen Arbeit zu schaffen — wohl Irum einen Begriff oder will keinen haben. Und dock liegt in dieser Forderung (die Anschauungen über die zur Erreichung derselben führenden Wege können ja verschieden sein!) zweifellos daS A und daS O der Lösung der socialen Frage innerhalb der gegenwärtigen gesellschaftlichen Einrichtniige». Dir gehen nunmehr zu den einzelnen Abschnitten dcS I)r. Post'schcn Werkes über. Allerdings müssen wir »nS hierbei im Wesentlichen aus die Erwälmungen beschränken, die einige Leipziger Einrichtungen gefunden haben, denn e« würde unmöglich sein, daS umfängliche Werk im Rahmen eine- einzigen Artikels zu besprechen. Zunächst gelangt das Wesen der Arbeiterausschüsse zur Erörterung. Die Zusammensetzung derselben ist eine sehr verschiedene, denn obligatorische Vorschriften rxistiren be kanntlich nicht. Der erste ArbeitcrauSsckuß in Deutschland wurde vor bald IO Jahren von David PeterS (Mechanische Weberei in NevigcS bei Elberfeld) i»S Leben gerufen. Die Ausgabe eines ArbeiterauSschuffeS dürfte zweifellos in der Uederwachung der Gesammintcrcssen des Betriebes zu erblicken sein. Durchgehend« hat der Satz Geltung gefunden, daß ein Tbeil der Ausschußmitgliedcr durch Vertrauen der im Be triebe Beschäftigten berufen sein muß. Abweichungen hiervon finden sich jedoch häufig. Im zweiten Abschnitt deS Werkes werden die Arbeit- erdnungen besprochen. In Gemäßheit der Novelle zur ReilbSgewerbeordnung müssen solche erlaffe» werden für alle Fabriken mit 20 oder niehr beschäftigten Leute». Die Einrichtung ist also in Fleisch und Blut deS Fabriklebens übergcgangen. Dennoch bleibe folgender bcherzigenSwerthcr Hinweis nicht unerwähnt. Es heißt da: Einer der wundesten Pnncte in mancher Arbeitsordnung sind die Strafen, die für Unpünctlichkcit im Jnnehalten der Arbeitszeit verhängt werden. „In der Androhung und Verhängung von Straf geldern (so schreibt Hitze in „Pflichten und Ausgaben^ sollte äußerste Zurückhaltung beobachtet werden. Dieselben werden nur sehr unwillig ertragen und verbittern meist mehr, als daß sie bessern." Ein trefflicher Ersatz für solche Strafen sind aber Prämien auf Pünctlickkeit. DaS Excmpel bat ergeben, daß mit denselben eine weit bessere Wirkung zu erzielen ist als mit Strafen. Der folgende Abschnitt behandelt die Lohn form und Verwandtes (Productiv-Genossenschaften, Tbeilbabcrschaft, Gewinnbetheiligung und Prämien). Namentlich der Gewinn 1 Erschienen sind: Bd. 4: „Die Kinder und jugendliche» Arbeiter", Preis 10Bd H: „Die erwachsenen Arbeiter" Preis 24 ^ Verlag von Robert Lppenheün. Berlin 8ZV. brtheilic wenden die Verfasser besondere Aufmerksamkeit >guna l zu. In Deutschland hat diese Lohnsorm bisher keinen großen Anklang gesunden. NachKatscher gab eS am l.Januar l89l inSgesammt 262 Firmen mit Gewinnbctbeiligung der Arbeiter, darunter 84 in Frankreich, 73 in Großdritannien. 49 in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, l8 in Deutschland, l2 in der Schweiz u. s. w. Grundsätzlich zu dem System der Gewinnbetheiligung Stellung zu nehmen, ist hier nicht der Ort. Als Erfinder des Systems gilt gewöhnlich der Stubcnmaler Leclaire, der eines Tages (1842) einen Beutel mit 12 266 FrcS. (etwa 10 000 ^s) vor seinen Leuten aus den Tisch warf und ihnen daS Geld obnc Weitere- al« Gewinnantheil zuwies. Damit batte er die Leute sofort für das System gewonnen. DaS großartigste Beispiel bat aber die Wittwc Boucicaut gegeben, Inhaberin der welt bekannten „Llagasius »u dcm Hluioiis'', welche bei ihrem Tote daS ganze Geschäft mit einem Eapitalwerthe von 12»/, Mil lionen Francs den Angestellten vermachte. In Bezug aus Prämiengewährung führt vr. Post von Leipziger Firmen an: die Leipziger Wollkäm merei, welche den Arbeitern mit zwei- bis vierjähriger Dienst zeit einen doppelten, mit fünf- und mehrjähriger Dienstzeit einen dreifachen Wochenlobn alS Jabree gescheut zumeist; die Schöttler'scke Eigarrcnsabrik. die nach lOjahriger Ge- schastSangebörigkeit 100^ Gratificalio», und die Leiner'sche Buckdruckerci, die nach gleichfalls lOjähriqer Dienstzeit Weihnachtsgeschenke bis zu 20 gewährt. Derartige Bei spiele dürsten sich allerdings stark vermehren lassen, da solche Geschenke die übliche Anerkennung für mehrjährige Dienste sind. Was die Arbeitsstätte anbetrifft, verlangt Herr vr. Post getrennte Anklcide- und Wasckräume für Arbeiter und Arbeiterinnen, sodann aber für Betriebe, welche mit anstrengender oder beschmutzender Arbeit verbunden sind, ein Bad. In Leipzig ist ein solches Arbeiterbad bei der 'taktischen II. Gasanstalt und bei Niebeck L Co. vor handen (im Post'schen Buche nicht aufgesübrt). DaS Gebiet dcS Wohnungswesens ist ausführlich ur Erörterung gebracht. I» Leipzig sind Arbeiterwob»- läuser bei keinem industriellen Betriebe anzulresfen. Die hiesige Wollkämmerei hat sich lediglich darauf beschränkt, neben der Fabrik drei Bcamtenwohnbäuser mit zusammen 17 Wohnungen (und 11 Gärten) zu erbauen. Dagegen hat Octavia Hill'S System (Erbauung von Wohnhäuser» für die ärmere Bevölkerung, mäßige Verzinsung des Anlage- capitals, wöchentliche Mielhzahluug) hier Eingang gesunde» Herr Geh. Regierungsratb vr. Post erwähnt auch in seinem Werke des de Liagr"e'scken Versuche«, scheint jedoch von dem Hasse'scken Unternehmen in GobliS und Len wirklich großartigen Mcyer'sckcn Arbeiter-Wohngebäuden in Linkcnau, woselbst 314 Familien mit etwa 1500 Kopsen Unterkommen gefunden haben, nickt unterrichtet zu scin. Wenigstens vermissen wir jeglichen Hinweis. UebrigcnS hält Herr Vr. Post dasür, daß daS Hili'sche System, zunial in großen Städte», mit gewissen Abänderungen gerate in den Händen des Arbeitgeber« ein wirksames Mittel zur Linderung mancher Wohnungsmißstände werden kann. Ter Arbciter- auSsckuß bez. der Vorstand der Fabrik Krankenkasse hätte tan» die Erhebung der Mietben zu besorgen. Bezüglich der Ernährung und Beschaffung von Lebenöiuittcln, sowie hinsichtlich deS Sparwesens sinken wir Leipzig nicht erwähnt. Dock bestehen unseres Wissens in einigen größeren Betrieben biersclbst Einrichtungen, die »ach gedachter Richtung hin rum Vorlbcil der Arbeiter getroffen sind (so ist ihnen das Kaffcckocbcn srcigeslcllt :c.). Sparprämicn" gewährt übrigens die deutsch amerikanische Maschinenfabrik Ernst Kirchner L Co. in Sellerhausen Von Seiten der Firma werden aus ein Sparbuch eingelegt: Nach mindestens I'/sjähriger ununterbrochener Thätigkeil all jährlich der einmalige Wochenlobn, nach 4'/-jähriger Thätigkeil der anderthalbfache Wochenlohn, nach "'/»jähriger Tbätigkcit der zweifache Wochenlobn und nach 11>/,jäbriger Thätigkeil der dreifache Wochenlohn. DaS Ganze gleicht einer 2 bis 6prcccnligen Lobnzulage. Dieselbe wird jedoch nicht durch die ununlerbrochcnc Tbätigkeit deS Arbeiters an sich erworben, sondern sie ist „an die Zustimmung des Fabrikberrn" ge knüpft. Auch gebt derjenige Arbeiter, welcher vor Ablaui von 7'/, Jahren auS der Arbeit tritt, oder ohne Erlaubniß bez. aus gemeinsame Verabredung bin die Arbeit unterbricht, ohne Weiteres seiner Rechte aus die Spareinlagen verlustig; ebenso ist eine Anrufung richterlicher Entscheidung bei etwaiger Meinungsverschiedenheit ausgeschlossen Dieses Sparprämieiisystcm ist von genannterFabrikeingerichtet, „um einen geringen Beweis davon zu geben, welche Achtung die Firma der Thätigkeil ber Arbeiter zollt." DeS Fernere» wird die Sparprämie als eine „Bclheiligung am Gewinn" bezeichnet, lieber die bisher bewirkten Auszahlungen ist eine Mitthcilung nicht gemacht. Im vorletzten Abschnitt deS vr. Post'schen Werke- wird das Unterstützungswesen erörtert. Bon Leipziger Firmen wird hierbei u. A. die Wollkämmerei angeführt, welche den zu militairischcn Hebungen eingezogenen Arbeitern den vollen Tagclobn weiter gewährt. Sovann ist der Unterstützung« casse der Buchdruckcrei von B. G- Teubner Erwähnung aelba». Dieselbe wird nur durch Beiträge der Inhaber der Firma unterhalten, die wöchentlich sür jeden Beschäftigten (mit Ausnahme der Lehrlinge) 10 an dir Casse zahlen Die Berechtigung zu Unterstützungen wird nach lOjahriger Thätigkeil im Geschäft erworben. Auch können Darlehen (unverzinslich) gewährt werden. Die Casse besteht seit 1869 daS jetzige Statut ist seit 1880 in Kraft. Im Zeitraum der letzten 12 Jahre haben die Inhaber der Firma 19 400 -L' eingestcuert. In demselben Zeiträume wurden 535 Unter stüyungen mit 15 700 und 313 Darlehen mit 6800 ><ü gewährt. Der Reservefonds beträgt 37 000 DaS Werk schließt mit Betrachtung der für die Er holnng der Arbeiter getroffenen Einrichtungen. DaS Wesentlichste wird in dieser Beziehung immer die Gewäb rung einiger freier Tage im Sommer sein, natürlich mit Fortzahlung des LobneS. Bei unS in Leipzig baden bis ber nur sehr wenige Firmen (darunter auch E. W. Pol;> für ihre Arbeiter „Ferien" cingcsükrt; einige knüpfen hieran die Bedingung der „Geschäft-stille" (wie i. B. die in dem Werke erwähnte Buchdruckerei von C G- Naumann, deren Hausordnung auch Abdruck gefunden hat). Weitere Er- bvlungSmittel, wie Bildung von Gesangvereine», Bibliotheken rc.» kommen für eine Großstadt, die ge nügende Unterhaltung sür Jedermann auswcist, weniger in Betracht. Wir schließen hiermit. Was Herr Geb. Regierungsratb vr. Post in seinem Werke bietet, dürfte aus vorstehendem ersehen sein. Mögen die enthaltenen Winke vieljache eherzigung finden. vermischtes. I-. Nordhausrn, 17. Februar. Auch unsere Stadt soll ihre Straßenbahn bekommen; der argen Steigungen wegen kann daS natürlich keine Pferdebahn sein, sondern entweder eine elektrische oder eine GaSmolor-Bahn nach dem System Lürig, von dem in Dresden bereu« ein Probewagen läuft. Gestern fand nun wegen dieser Straßenbahnsrage, die seit einem halben Jahre hier aus der Tagesordnung steht, eine Bürgerversammlung statt, welche nach langer Debatte gegen nur ganz vereinzelte Stimmen eine Reso- ulion annabm, welche die Schaffung einer Straßenbahn ür Nordhausen befürwortet und in Hinsicht auf die Vorthcile, die solche der Stadt bringen wird, sich auch sür eine eventuelle Betkeiligung der Statt mit looooo-/! an dem Unternehmen auSspricht. Nordhausrn ist, das conslalirlen alle Redner gestern, längst nicht mehr im Fortschreuen begriffen; viele Leute in der Stakt sind dasür, durch Hebung naincntlich auch dcS Fremdenverkehrs durch die Stadt nach den herrlichste» Punctcn dcS SüdharzcS unsere Stadt in ihrer Entwickelung zu fördern und deshalb plant ein Comits hiesiger reicher Leute und Bankiers gleichzeitig den Bau einer Sükkarzbahn bis zum Bahnt,os Tanne. Unsere, dem Kysskäliser nächste Stadt kann von den Fremde» nur dann prositircn, wenn sie eine Sütharzbahn und überdies die Annchmlichlcil einer Straßeubabn bis zu der Zeit fertig hat, wo mit Einweihung des Kysshäuscr- DenlmalS der sicher enorme Fremdenverkehr »ach dem Denk male und seinem sagenumwobenen Berge beginnt. Finden die vielen Fremde» dann den bequemen Weg von liier i» den Südbarz und weiter gebahnt, so werden sie Nort- bausen dauernd im Auge behalten, ist die Sükbarzbabn nicht fertig, dann werten sic auch scrner um unsere Stadt und de» schönen Südbarz herum weitersahrcn. — Auskunft über den Verbleib von Schiffen. ES ist eine bekannte Tbatsachc, daß viele, namentlich ,m Binnen- lande, fern von den großen Vcrkchrs-Centren, wohnende Eller» und Verwandte von Seefahrern üdcr das Schicksal ihrer in der weiten Welt »nibersahrenken Angehörigen oft i» banger Sorge schweben. Weder tommc» directe Nachrichten von den schrcibunlusligen Seeleuten, noch dringt eine sonstige Kunde von dem Schiffe und seiner Route, von Havarien und etwa bestandenen Fährlichkciten bis zu den bc- orgten Verwandten. Oftmals sind diesen auch noch HcimalkSort, Rheder und Correspoudenien des Schiffes »»bekannt geblieben; man weiß nur, daß der zur See ge gangcne Sohn oder Bruder z. B. mit einem Schiffe „Anna" oder „Paulinc" seiner Zeit von Hamburg oder Bremerhaven auS in die Ferne gegangen ist. Mittel und Wege, den Spuren des Verschollenen und seines Schisses zu solge», sind den An gehörigen nicht bekannt, und rath- und hilflos sieben sie der bangen Sorge gegenüber. Und doch gicbt eS einen Weg, der in den meiste» Fällen zum Ziele führt und dabei — unent- eltlich betreten werben kan». Die Redacrion der „Hamb. Börscn-Halle", des bekannten großen Handels- und Schiss- sabrtSblatleS in Hamburg, ist diejenige Stelle, an welche sich alle in der geschilderten Nothlagc befindlichen Personen ver trauensvoll weilten können und welche alle mit einer Post marke sür die Auskunft versehenen Ansragen bereitwilligst und kostenlos beantwortet. Tie genannte Redaktion (Abth. Schiss fahrt) übt eine genaue Contrcle über die Bewegung aller Schiffe auS und erhält vermöge ihrer langjährige» Be Ziehungen zu in- und ausländischen Rkcdcr», Capctainen, Schiffsmaklern, Consulatcn und Assecuradeureu täglich um fassende Berichte über Schiffe und Schifföangclegcnheiten. — Bei Stellung der Anfragen wolle man »ur alle bestimmt bekannten Angaben über den Namen de« Schiffes und des CapitainS, sowie bezüglich der Nationalität dcS Schisses, recht deutlich macken, namentlich in solchen Fälle», wo eS sich um Schiffe mit häufig wiederkehrenden Namen handelt. an das Stift zu Straßburg mit allen Gerechtsamen. AlS ihn die- aber später wieder gereute, alS er um Wiedergabe de« Geschenkten bat, al» der Resse leibst, der sich inzwischen eine Elsässer Burgdame zur Gattin gewählt, daraus drang, erhielten Beide nur abschlägigen Bescheid. Seine Rechte aber übte da» Stift mit turanuischer Will- lür auS, bedrückte die Bürger und verfolgte rücksichtslos All«, die ihm rnlgegeulroten. Zu diesen gehörte bkwnder» Rvsscimann, der Bürgerin«,sier von Colmar, der neben Rudolf von Habsburg i» Rivtte's Drama die Hauptrolle spielt. Ter Sobn des klösterlichen Burgvogt» Lchsenstein auf Schloß SckirankenselS, Eginhard, liebt Rösseliininn's Tochter Gertrud: der Bischof droht, den Vater seiner Stell« z» entlegen, wenn er die Liebenden nicht trennt. So von alle» Seite» bediägt, ruft Rössetmann Rudolf von Habsburg ins Land, dcsien Anrecht an die Herrschaft „unbestritten sei". In dieser Aeußerung geht der wackere Volkssührer zu weit — die- Recht wird nicht nur vo» dem großen Anhang deS Still» von Etraßburg bestritte», sondern es steht auch im Wider spruch init dein Rechtsacte der Schenkung, die sein Ohm gemacht Rudolf ist ebenfalls vo» seinem guten Recht überzeugt, da »ur eine Laune seines Okcims die Güter sortqab; doch er will auch die Be druckten seiner Länder schützen; er zögert lange, ehe er sich in den Kamps stürzt. Inzwischen hat daS Capilet zu Straßburg den Böalider von Geroidseck zum Bischof gewählt, einen gesircngen zzerrn, der die Macht der Kirche energisch wahrt. Nach einer erfolglosen Verhandlung inil dem Bischof, den die ausfälligen Straßburger aus ihre» Mauern verbannt haben, greift nun Rudolf zum Schwert. In Colmar ist der Bürgermeister Rösselmann aus daS Gevol de» Bischofs auS der Stadt verwiese» worden, doch durch einen Uebe» sallc, bei weichem er selbst, in einem Faß versteckt, wieder in die Stadt kommt, bemächtig! sich seine Partei von neuem der Herr schaft. Ter Bischof von Straßburg wird in einer Schlacht vor den Thoren der Stadt besiegt — in einem Nachspiel wird Rudolf zum römischen König gewählt. Vielen Scencn des TramaS muß man eine markige Sliuaiioiis- »laterei »achrülnuen und in der zweiten Hälft« steigert sich die Wirkung; das Hiswrieiihasle tritt mehr zurück. Bei einer Bühnc»- einnchtung müßte der erste Tbeil deS Stückes weseiittich gekürzt werben. Tie Zögerungen Rudolf'», in die Aciion eiiizulrelcn, iahnicn hier etwa» den dramatischen Fortgang, und bisweilen zersplittert sich h>cr die Handlung i» «n Scenenkonglomerat, in welchem oft das Genrebildliche überisiegt. Einzelne dieser Genrebilder, Eharatlere, wie der von des Rudolf'» lunigem Sänger^Bitlerpseil mit seinen, unerschrockenen Humor sind durchaus ansprechend, und de» strengen Bischofs Waiiher milder Bruder Heinrich »I jaiigcssreudig, wie der lustige Narr, und beide durchwirlc» die Handiung mil pocliiche» Sprüchlein. Thalkrästigcr alS Rudolf ist der Voltsmaiiu Roiselman» u»d beim Elsässer Rütli am Ufer dcS Rheins führt er die eusictieidende Stimme. Tic Elsässer freilich schwüre» dem Grate» Habsburg Treue, während die Schweizer sich gegen die Herrschast der Habsburger verschwüren. Neben Rössel, »lann ist der Straßburger Bischol an, »lartlgstc» gezeichnet, sein Monolog vor der «chlachl mit den theatralischen Traumvisioneu crinncn allerdings sehr lebhaft an denjenigen von Richard III. und diese Erinnerung soll!« nicht durch seinen Schlachtruf: „Ein Pferd" verstärk» werde» diirseu. Vo» de» FrauenroUen tritt Rudois'S Gatt,,, in ihrer müden versöhnlichen Haltung am meisten hervor; die Liebessceueu zwilchen Eginhard und Gertrud si»d ohne aus» dringt,>r,e Lprik gehalten. Tie Sprache wahrt meistens den treu- h-rzlgen Ton des „Wilhelm Tcll" und hält sich von jedem falichei» PaihoS frei. Literatur. Rudolf von HabSburg, In dramatischer Form geschichtlich rgesiellt von Hermann Riotte. Leipzig, 1892. Verlag von dhriich. DaS Titelblatt dieser Dichtung ist viel reichhaltiger, o>» wir hier angegeben; denn eS enthält zugleich eine Jnbatlsangabc. Rudolf von Habsburg wird bezeichnet als der Erretter Dentschiands auS den Wirren des Interregnums und geschildert wird sein Kamp! um das Elsaß im Bunde mit de» Bürger» der führende» Reich», slädle des Elsasses: Straßburg und Colmar, und des gesainnilen eisäsjischen Oberlandes gegen das BiSthum von Straßburg, bis zu seiner Erwählung zum deutsche» König. Scho» der Titel legt einen Hauptnachdruck aus LaS Geschichtliche, Las hier nur in dramatischer Form erscheint; wir haben also in dieser umsangrcichc» Dichtung welche 285 Seite» umiaßt, eine Historie im großen Stil vor lins In der Thal Hai Hermann Riotte die urkundlichen Quellen mil Lein Fieiße eines GesäiichisforscherS durchstudirt, und da «r in den Hauptzügen der Geschichte solgt, jo hat sein Werk auch Werth sür die Kcnntniß jener keineswegs inlcrejseloien Epoche. Es ist der Kamps deS Bürgerthums gegen die Willkülh.rrschast der geistlichen Machthaber, der hier wie in de», Hcnzen'ichcii Drama „Deutsche Bürger" den eigentlichen Kern der Handlung bildet, und in beide» Stücken stehen dculjche Fürsten aus der Bürger Seile. In dem Riotte'ichen Schauspiel ist Rudolf von Habsburg, dcr spätere König und Kaiser, der Kampfgenosse derselben; er kämpst dabei auch für sich selbst und seinen eigenen Besitz. Der Elsaß war früher zum größlen Theil ein Lehen dcr Grasen von HabSburg, und als der lepie alle Herr gestorben war, überließ er die Sorge sür den Sobn dein allen Grasen von Kyburg, dem dessen Güt.r im Elsaß »ach dem Tode zusallen sollten. Dcr Sohn aber, Rudolf von Habsburg, ging aus eigene Faust aus Kriegszüge auS, und verschwendete das Geld, das der Oheim ihm zuwendele. Da übertrug dieier die Lehen im Elsaß (Eingesandt.) Das Projcrtirte VolkSthcatcr. DaS Leipziger Publicum hat in den lepicii Tagen erfahren, daß nun doch auch unsere Stadt em VolkSthcatcr i» nicht allzu langer Zeit erhalt. Tie Form der Mittheiluiigen bat jedoch vielfach die irrige Aiinahine hcrvorgerufeii, daß dasselbe nur ein Heim der zehnten Mu>e, des Ebaiilanl», werden svll. Doch dem ist nicht jo, londern da» prvjeclirte Theater soll ein echtes und wahres Kiinstmstitut werden und daraus bcrechnel sei», vor allen Dingen dem Geichmacke des Volkes zu culiprcchcii, wie auch de» Forderungen der anspruchs volleren Kreise zu genüge». Man ist dabei von der Ansicht auSgangcn, daß eS nur dcr An regung bedarf, um m den breiteren Schichten der Bevölkerung den Stillt sür Kopf und Herz erquickende Vergnügungen zu erwecken, und ich glaube nicht mit Unrecht, wenn inan die volksthümlichkii A,issü!>r»ngen zu halben Prellen, sowie in Betracht zielst, daß das Voll >cderzelt gern billige Theatervorstellungen ausincbl und deshalb in Ermangelung vo» künstlerische» Lenen des TileltantiSmuS in die Hände sällr. Letzterer selbst ist der beste Beweis für die Tbcalerleidenichast deS großen Publicum», indem linicr der Unmasse vo» dramaiischcn Vereinen nur dcr kleinste Thcii seine Möglicher au» dcr wohlhabenden Elass« recrntiri. Dadurch, daß ein Volksihealer durch billigere» Eintrittsgeld und späteren Beginn »»»er denen wirbt, welche jetzt »nr selten oder gar nicht ins Stadllhealcr koinmen, daß eS das Volk vo» trivialeren Vergnügungen zu den bildenden des Theaters zu ziehen sucht, weckt eS wieder ei» Interesse sür das Theater. Ich bin schon verschiedentlich der Ansicht begegnet, daß durch eine dem Stadllhealcr erwachsende Eviicurrenz die Theatcrvcrhält- nisse noch Mißlichere werden dürften als bisher, daü Stadtlhealer aber entschiede» geschädigt würde. Nun, man denke doch nur daran, daß eine vcriiünilige und ansländiac Eimcurrcnz »och keinem Ge- ichäsiSzwcige geschadet hat, ja, eine >olche jogar unbedingt »ürhig ist, »i» reges Interesse zu erhallen und einem ohne sie naturgemäß ei»- tretenden Stillstand und Rüchchrilt seines volkSwirtbichafttiche», in diesem Falle künstlerischen Werlhcs vorzubeligen. Durch Vergleiche ober wiro der letztere nach wie vor dem Sladtthealcr und mit demielbcn ihm seine Freunde erballe» bleiben, da cs natürlich dem Volkslheaterdurch seine geringeren Einnuhliien versagt sein wird, eine gleiche Kuuilbohe, wie jene», zu behaupte». Ter küiisttcrilcheSlaiiLpuiicl wird doppelt durch ein solches Theater gesichert sein und gesördert werden, wen» eS von diesem übcrhobeu wird, sich mit Anssührungen zu beschäftigen, die seine künstlerische Vervollkommnung hindernd beeinflusse». Das VoitSIHcaicr erhält gleichzeitig aber ein weiteres Arquiiient seiner Existenzherectstiguiig, indem eS die Lücken aussüllt, die das SloLlidcaler tenizusoigt vsscn lassen muß und so die uothwcndige Ergänzung desselben bildet. Endlich sind alle mit den Verhältnissen vertrante Personen darin einig, daß einmal Etwas geschehen muß, unsere Theaterverhälliiisse z» bessern und die dem Theater entfremdeten Kreise ihm wieder zu gewinnen Daß dies der Tirectio» des SladtthcalerS, selbst bei!» besten Wille» und dcu grüßte» Anstrengungen, nicht möglich ist. haben wir oft genug zu deobacklen Gelegenheit gehabt, aber, das, dies durch ei» küiistlerssch geleitetes, nationales Volksthccttcr eher zu erreiche» wäre, werden berufene Personen gewiß eingeslehcn. Tie Rentabilität deS VolkslbealcrS ist bei einer Einwohnerzahl Leipzig» Uvn circa 350 <XX> Menschen, durch oben erwähnte Puncle, durch das große Conlingenl studirender und condilivnirrnLcr sunger Leute, gewiß aber Lurch die Sonntage und Messen unzweifelhaft gcstckcrt. Immerhin gehört eine ziemliche Portion Miilh zu einem solchen Uiilernchmen, sowie ein großes Vertrauen aus »»icrcn Volksgcist, und ist nur zu wünschen, daß dies vom Rathe dcr Stadt und dem L ipziger Publicum anerkannt, der Unternehmer aber »ach Kräften unlerslützt wird. F. O. Wedel. Mss Zsi L-osisn? Diese Frage unserer Damenwelt vorzuleczen und zu beantworten ist gewiß scbr zeitgemäß, da Loden für die kommende FrübjaßrSsaison zu Damencostümcn eine scbr große Rolle spielen wird. Schon seit einigen Jahren sehen sie die Alpen bereisenden Damen und Herren mit Reisektcidern erscheinen, welche leicht und dock warm, porös »nd lustdurchlasscnk nnd dabei wasserdicht sind, welche einfach und solid gearbeitet sind und doch sehr gut Neiden. Wir , daß diese geschmackvolle», anspruchslosen Gewänder und Coslüme auS Loden hergcstcllt sind, und so drängt sich den» für die Wißbegierigen die Frage auf: Was ist Loden? — In dcr Wolltuchsabrikation bezeichnet man als wir die hören, d ^ „Loden" daS vom Wcbstubl abgcnommene Stück Wolltuch, wie eS fertig gewebt in die Färberei oder in die Walke und Appretur abgeiicscrt wird. Die Tiroler nannlcn daher ihre altherkömmlichen, im Hau« gearbeiteten, kaum gewalkten und gar nickt appretirtcn Wolltücher einfach „Loden", und dieser Name ist dem Artikel geblieben auch in die jetzige vervollkommnet« Groß-Jndustrie hinein. Seit einigen Jabrcn erst ist man ans die Anjertigung immer leichterer, immer feinerer, wunderbar weicher Damen Loten in allen schönen Nüanccn übergcgangen, und es bat sich mit rasender Schnelligkeit eine Groß Industrie hcrausgebildet, welche mit Wasser- und Dampskrast in Färberei, Tpiniicrei, Weberei, Walke und Appretur arbeitet, und zwar hauptsächlich in Oesterreich, Deutschland, namentlich Bayern; auch England ist mit dem Loden-CheviotS, FlottcurS u. s. w. in den Artikel eingclrcten. Tie beste Waare in scincren Damcn-Lodcn wird man Tirol, Sachsen, Bödmen, Bayern zuschreiben dürfen. Der Loden unterscheidet sich von Wolltuch und Buckskin durch sein dickeres Gespinnst und durch weniger Walke, weniger Raubaarnng und Appretur, so daß die Wollfädc» weniger ineinander gefilzt, weiter auseinander liegen und weniger anfgcrauht und ausgekratzt sind. Daker bleibt der Faden intacter. Der Lodenstoff ist porös, gestattet die Luftcirculation, ist leicht im Gewicht und doch sehr erwärmend und sehr dauerhaft, wenn aus reiner, langhaariger Schafwolle fabricirt und kommt gegenüber Wolltuch und Buckskin ganz bedeutend billiger zu stehen. Man fabricirt jetzt die hochfeinsten, ganz leichten Damen-Loden in den reizendsten Nüanccn wie die schwersten Herrcn-Loden, alles weich, mollig und porös und macht sie, soweit daS Bedürfnis; vorliegt, wasserdicht, IhcilS während der Fabrikation am Stück, theilS erst vor dem Zuschnciden nach einem sehr guten, die Qualität nicht beeinträchtigenden JmprägnirungSversabrcn. Loden wird der Stoff dcr Frühjabrsmode werden, und daher wird unsere Besprechung desselben den Leserinnen koppelt interessant sein. Ebenso wird eS sie intercssiren zu hören, daß da« OleschiftStzau« ^n>x> diesen Stoffen seine ganz besondere Ausmcrksamkcit zugewcndct hat, so daß in seinen reichen FrühjabrSsortimenten dcr Artikel Loden in nicht weniger als 20 verschiedenen Qualitäten vertreten ist und zwar in dcr Preislage von 1 ^ 25 Z beginnend bis zu 5 .6 50 »1 da« Meter hinauf.
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