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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930317010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893031701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893031701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-17
- Monat1893-03
- Jahr1893
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und yas PensionSregulativ. di» die Stadtverordneten wenig inter- »ssirr», dagegen nicht Regulative, war er für wichtiger halte. Herr Borfitzender entgegnet, daß er in dem letzten Puucte gerade entgegengesetzter Meinung fei. Herr Oberbürgermeister vr, Georgi bemerkt, daß man seiner Zeit Revidirte Städteordnung und Lrtsslatut zusammen in einen Band gebracht habe, um sie als die Bersasjung der Stadt jedem neuen Bürger auSzuhündigen. Herr Redner warnt davor, ohne Noth an der Verfassung der Stadt zu rühren. Solche Gesetze seien für die Dauer geschaffen, und inan dürfe in alle Wege nicht eine Revision derselben nur mit dem Hinweis», daß sie schon eine Anzahl von Jahren bestanden habe, be. gründen. Herr Redner verweist aus die sächsische BersaffungSurkunde, bei der kein Mensch aus den Gedanken gekommen sei, sie deswegen z« revidiren, weil sie schon seit INI besteht. Herr Direclor Sauer hat den Antrag Kohlmann unterstützt, da er geglaubt hat, daß es sich nur um «ine Vervollständigung der Sammlung handele. In dieser Beziehung sei er von der Erklärung L«S Herrn Oberbürgermeister Or Georgi befriedigt und bittet die Antragsteller, den Antrag nur insoweit ausrecht zu erhalten, als er die Geschäftsordnung betrifft. Insofern er weiter gehe, könne er nicht für den Antrag stimmen. Herr Vorsitzender bemerkt, daß über die Frage sich ja reden lasse, inwiefern unsere Geschäftsordnung hinsichtlich der combinirten Ausschüsse, die ja etwas schwerfällig seien, sich vereinfachen lasse, obwohl er nach den von ihm gemachten Erfahrungen nicht glaube, daß sich dies bewerkstelligen lasse. Seines Erachtens genüge es aber, wenn alle einschlagenden Wünsche an den zuständigen Ver- sassungsausjchuv gelangen, bei dem — insbesondere beim Bor- sttzenden — doch wohl die größere Kenntniß der Bedürfnisse der Geschäftsordnung vorauszusetzen sei. Seines Erachtens werde der Antrag Kohlmann gedeckt durch die von ihm berührten Erörterungen, die — wie er wiederhole — aus de» Versuch einer Vereinfachung der hinsichtlich der combinirten Ausschuß-Berathungen etwas schwer» fälligen Geschäftsordnung Hinausliesen. Herr Conrector Professor vr. von Zahn ist für den Antrag Kohlmann deswegen, weil er geeignet ist, den Gang der Verhand lungen wegen Abänderung der Geschäftsordnung wieder in Fluß zu bringen. Zunächst ist gemäß der Geschäftsordnung der Antrag Kohlmann, der die höhere Summe bewilligen will, zur Abstimmung zu bringen, sodann aus dem gleichen Grunde der Antrag Rudolph und hieraus der Antrag des Ausschusses zu dem vorliegenden Conto. Herr Director Pache bittet den Antrag Kohlman», wenn mög lich, zu theilen. Herr Kohlmann erklärt sich hiermit einverstanden, kann aber einem Ersuchen deS Herrn Vorsitzenden, wie er die Theilung vor- nehmen solle, da alle Sätze des Antrags in einander greisen, nicht entsprechen, womit sich die Theilung erledigt. Herr Winkler fragt als Mitantragsteller Herrn Kohlmann, ob er nicht ihm gestatten wolle, den Antrag zu besserer Fvrmulirung heute zurückzuziehen. Zur Erörterung dieser Frage gestattet das Collegium einhellig, daß die Debatte nochmals eröffnet werde. Mit Genehmigung des Collegiums wird hieraus der Kohl- mann'sche Antrag vorbehältlich der Einbringung in anderer Form zurückgezogen. Hieraus wird der Antrag Rudolph mit 35 gegen 27 Stimmen abgelehnt und das Conto gemäß dem AuSschußanirage einstimmig genehmigt. 8. Conto 4 „Pensionen, Wartegelder und Unterstützungen" wird nach dem Ausschußantrage debattelos und einstimmig ge» nehmigt, ebenso 6. Conto 5 „Stadtorchester". l). ». Conto 7 „Städtische milde Anstalten, sowie Beiträge an nicht städtische Anstalten und an Religionsgemeinden , und d. den Rathsbeschluß: „den in Conto 7 Pos. 103 des dies jährigen Haushaltplanes eingestellten Beitrag von 100 für den Leipziger Geflügelzüchter-Verein im Hinblick aus die im Februar d. I. hier slattsindende „Erste deutsche nationale Geslügklausstellung", also nur für dieses Jahr, aus 500 X (einschließlich der budgetirte» 100 ^l) zwecks Beschaffung von Ehrenpreisen zu erhöhen." Bon den Ausschüssen wird hierzu beantragte 1) Pos. 45 „an den Turnverein der Südvorsladt 1000 ordent lich" aus 600 herabzusetzen. 2) Pos. 54 „an de» Centralausschuß zur Förderung der Jugend- und Volksspiele in Deutschland 300 ordentlich" abzulehnen. 3) Pos. 103 „an den Leipziger Geslügelzüchter-Verein mit 100 ordentlich und 400 .si außerordentlich" zu genehmigen. 4) im Uebrigen das Conto mit Ausnahme von Pos. 1—4 zu genehmigen. Zu Antrag 1 bemerkt Herr Referent, daß man die bisherige Unterstützung für genügend erachte und bei der große» Belastung des Conto« und Angesichts der zu erwartenden Consequenzen gegen die Erhöhung sei. Antrag 2 rechlsertigt sich durch den Hinweis daraus, daß Ein- richtungen sür derartige Spiele bereits in unsere» hiesigen Schulen bestehen. Allerdings ist diese Motivirunq i» de» Ausfchllssen von einer Minorität als nicht stichhaltig bezeichnet worden, da man von dem Vereine eine segensreiche Anregung zu erwarten habe, die auch unseren bestehenden Einrichtungen zu Gute kommen werde. Mit Antrag 3 bezweckt man nur eine anderweite Buchung, als im Budget zu Pos. 103 vorgesehen. Herr Stadtrath Hehler verwendet sich sür den Turnverein der Tüdvorstadt, der gegenüber den beiden Brudervereinen insofern un günstiger dasleht, alS man jenen bei Beschaffung ihrer Stätten entgeaengekommen ßi, während der Verein der Südvorsladt sich ganz aus eigenen Mitteln habe ein Heim gründen müssen. Zu Pos. 54 erkenne man zwar an, daß unsere Schulen schon an sich die Zwecke des Vereins erfüllen, betrachtet eS aber als eine Pflicht der größeren Gemeinden durch Gewährung von Beitragen zu diesen Bestrebungen den kleineren Gemeinden zu Hilfe zu kommen. Herr Reg.-Baumeisler Goetz verwendet sich ebenfalls sür Be willigung der Pos. 45 und 54, insbesondere zu Pos. 54 rühmt Herr Redner dir Thätigkeit des Vereins, der die Juqendspiele in einem ganz anderen Geiste betreibe, als es an unseren Schulen geschehe, und sich insbesondere die Heranbildung von Lehrkräften zur Aufgabe gemacht habe. Herr Lehrer Kirchhofs verwendet sich unter Erläuterung der Ziele des Verein« ebenfalls sür Pos. 54. Im Allgemeinen beklagt Herr Redner das große Anwachsen des Cvntvs und bedauert, wie gering die vorgeschlagenen Abstriche deS Finanzausschusses seien. Speciell bemängelt er Pos. 13, 15 und 35, bei welchen er nicht gewußt hat, daß die betr. Empfänger der Unterstützung bedürfe» Seine» Erachtens müsse man einmal de» Anfang mit Erspar nissen mache» und die früher bewilligten Unterstützungen nicht ohne Weiteres stets in da» neue Budget herübernehmen, svndern neue Begründung fordern. Zweiselhast sei ihm endlich, ob die seines Erachtens reiche israelitische Gemeinde eines Zuschusses bedürfe. Herr Rector Pros. vr. Richter verwendet sich warm und dringend sür Bewilligung von Pos. 54. Er glaube, daß gerade hier jede Mark gut angebracht sei und zwar besvndrrs im Interesse der größeren Städte Herr Director Sauer weist ans die mißlichen Verhältnisse des Turnverein« der Südvorstadt bin, der speciell unter der Schwierig, keil der Verwendung von Mtetvsraumen leide, und bittet aus diesem Grunde um Ablehnung des Ausschußanlrages zu Pos 45, ganz abgesehen von den sonstigen allgemeinen Gründen, die für Unter stützung der Turnvereine an sich sprechen. Herr Bernhard erläutert gegenüber Herrn Kirchhofs, daß Pos. 13 doch bestimmt sei, einen Ausgleich zu bilden, gegenüber der Unterstützung, dir anderen Gewerben durch die Fortbildungsschulen und die Gewerbeschule durch die Stadt zu Theil werde. Gegenüber einer Anfrage des Herrn Conrector Prof. Vr. von Zahn, ob durch die Genehmigung deS Contos etwa auch schon über die Petition des Turnvereins „Kleinzschocher" entschieden werde, bemerkt Herr Referent verneinend, daß der Ausschuß hierüber noch gar nicht beratken habe Zu Pos 15 bemerkt Herr Referent, daß die Wohnungsentschädi- gnng an Herrn Ged Hosrath Rieper seiner Zeit aus Antrag der Stadtverordneten als dauernde Ausgabe bewilligt worden sei. Herr Sladtrald Hehler erklärt die Entstehung der Pos 13, insofern die Stadt durch die Errichtung der Handelslehranslalt durch die Handelskammer bedt»tend entlastet worden sei und der eingestellte Beitrag aus einer Vereinbarung der Stadt mit der Handelskammer beruhe. Ebenso erörtert Herr Redner ausführlich die Herkunft der Pos 15. Pos. 35 enthält die llnterstiitzung, die die Stadt an di» sehr segensreiche Sonntagsschule der Loge Balduin zahle. Wegen der Unterstützung an die israelitische Gemeinde bemerkt Herr Redner, daß der Rath sich von ,eber snr vervflichtet gehalten habe, anerkannte Religionsgemeinschaften zn «nterst,itzen. Herr Lebrer Kirchhof' wiederholt seinen Wunsch, da' Conto 7 zweck« Erzielung von Abstrichen eurer gründlichen Prüfung zu »aterztetzen l.Schliß folgt ) Lenz-Convent -er Fraternität vom Jahre 1624. „Vaor »atur»". Fürwahr eine „reichgesüllte. gutgemischte Schale" von Genüssen aller Art, köstlich für Geist und Leib, bot sich der stattlichen Tafel- runde vom 15. d. M. in Wteguer's Grsellschastshause beim Lenz- convente der Fraternität von 1624 dar. Der Bereinigung der ConsratreS mit ihren Gästen aus dem Civil und Mitilair — es eien nur Consistoriatrath Pros. Vr. tbeol. Heinrici, Major vr. Kloß und Concertmeister Röntgen genannt — war der Stempel einhelligster Geselligkeit und geistiger Belebtheit ausgedrückt von Ausang bis zu End«. Die Stimmung gab sich durch die zahl reichen, auch diesmal vorwiegend lateinischen Tischreden ernsten und heitern Inhalts kund. AlS Pröpositus eröffnest Schulrath Pros. vr. Nüldeke den Reigen, indem er den Haase-Eberhard'schen Pocal mit Steinwein gestillt kreisen ließ mit de» Worten: „kewiniscere! Lud duju» verdi aigm» ttaternitati» coaveu- tum vervalcm cdebrauiu». lteminiscere! tzuick »idi vult, quick vu» judet koe verdum? — tjuuru augnruw instar kockio eircum- «peclcuiu» ocnl» »ck orientam verai» »urorau» vickemus »urgentem aoo ro»e»w, »eck attopurpureaw, et ack oecickeulem ver»i» »olew eervimu» ckeaeenckevtem in wäre quasi nanguinv.iparsum Dalibu» »igni» proeella» st tempe»!ate» porteuäi qui» e»t qm ignoret? 1u dae mecki» patri» voluors» iam eireumvolitavt pigras et rudrae, utraequs siuistrae. Hass auguria sati» sunt ack terrevckos anstno» von »olum pavickos, »eck eo» etiam, qui cks patriae »alut« »olliciti et auxü, vo» rectum cursum teuere von erisUwant, qm ticko et certo gudernatore oo» rarere iuckicaut. Lie ckie» vo» reimvisei juket gravia jlla ckiscrimiva, e quidu» germavia vigiuti ckuo» ante aovo» velut e protüvcki» aqms einer»» et per a»pera ack antra elata e»t, Onilielmo, »»mwo 1110 imperatore rempublieam ackministrante, »iljuvaotibu» 8i»marc>cio et tloltlcio, quorum memoriam null» unquaw vblivio ckeledit. kemivisei vo» ludet, ackdue »köre Imperium Oermavieum inkractum integrumque, acklnic i mperch- torsm zuvenew, clari iUiu» avi oepolem, „atavis eckitum regibus", darum imperii teuere; ackduc Xldertum, Laxooiao regem amatisnimnm, owues deUi et paci» arte» eckoctum, patriae »pemet »ubsickium e»»e. Vas istis rerum novarum cupickissimi», qui summa doua uostra oekariv iwpieque attingere auckeant! Lursum igitur eorcka, eunkratrer ckilectissiwi! Hie ckie» oos ckeuuo ckocsat „uil mirari", „vemiuem vereri uisi »oluw veuw Optimum Llaximum! vraeveruat dockte; dauck procul adsit ver illuck saerum, euius ckesickerio owoes üagramu»! Oonsrautiav, coueorckiae, tickuciae exsmpla nodi» »iut krsterui- tati» eouckitore» qui meckii» in peruieiosissimi delli (XXX avnorum) per culis dauc »oeietatew olim iniere. Lxempla nodi» »iut viri 1111 uodile», quidu» doc aeueur» ckedemu» poculum, quock ja»» tidi, revsreucke Leuior, tracko, viuo rdenauo repletum atqus tibi owui- dusque couvivi» propiuo: iu Vratoruitati» iucremeutuw pereuns et iu memoriam t'arvli vaasii uee von iu recorckationeni ejusckem soceri Lderkarcki! Diese Worte fanden reichen Widerhall und Tank, Erwiderung vom stellvertretenden Senior, Justizralh An schütz, der sich der Anwesenheit mancher lange nicht hier gesehener Altersgenossen freute, und vr. weck. Hcnrici, der in seinem rein und klar sprudelnden Grimmenser Latein alSbatd den Praepositus und Ex« Praepositus feierte. Des Letztgenannten Amt ist es herkömmlich, der seit dem letzten Convent ins Jenseits- abgeschiedenen Consraircs zu gedenke», vr. meck. Schenkel erfüllte diese Pflicht sehr würdig gegenüber den, verstorbenen College» vr. meck. H. L. Goepet und LandgerichtSrath Georg Scheussler. Ersstrcn feiernd als „collegan, ioler mvckico» carrissimum et dumanwstinm» iu meckieinae lilteri» et »rtibu» deue versatui», ckiscencki »tuckio ack extremo» anno» vedeuieuter iueensum, imrgua vilav »trcnuitat« et virtutv iusiqnem, non multo» ante anuo» fwaepositi et expmefwsiti munera optime odservautcui", den Letzteren aber, einen tapferen Inhaber des Eisernen Kreuzes, ob seines tragischen Schicksales beklagend. Der Syndikus (Assessor Wilisch) ließ die Gäste in seiner oraiioucul» leben und gedachte dann, noch einmal sich erhebend, der vor 25 Jahren ausgenoimiienen ConsratreS. Ein illustrer Gast erwiderst erster» Willkommen in classischem Latein: Consislorialrath Pros. vr. tsteol. Heinrici, indem er ankniipfend an eines früheren berühmten Mediciners und Philosophen, Ernst Platner, Schrift: „vanx salura", aus die in der Fraternität „evuse»»»»" so glücklich sich vollziehende harmonische Bereinigung von Angehörigen und Schülern aller Facullateii anklingen ließ. (Beifall.) Eine der Fraternität vergleichbare, jüngst ansgeblühst Vereinigung akademisch gebildeter Männer brachte der Fraternität als ,,ülia ex esu» ssremio oata" einen dankbar beredten Huidigungsgruß, in welchem der fraleruita» eine materuita» vindicirt ward (Oberlehrer vr. Baldamus). Deutscher Zunge bedienten sich die Consraires Jnstizräthe Schrey, Erdmann, A»ichätz Erslerer cnlsaltete wieder reichen Humor und ward dafür durch einen prächtigen ciceronisch-Iateinischen Toast des Schulratds vr. Bräutigam ausgezeichnet. Vr. .jur. Erd- mann's Sprüchlein galt der guten Stadt Leipzig und ihrer wehr- hasten Communalgarde, die in Zeilen gefährlicher Bewegung mit ihrem Blust die Mitbürger todesmnlhig zn schirmen gewußt habe. Scdreif's Trinkspruch, gewürzt durch Rcminiscenze» aus der Nico- lailana und au« der Studenleiizeit, durch Anspielungen aus neueste brennende Tagessragen, gipfelte schließlich in einer Verherrlichung des Geistes, der da die Fraternität ewig jung erhalte, des Geisles der Liebe, des Friedens, der idealen Gesellschaftlichkeit. (Stür mischer Beifall.) Die Annalen der 270jährigen Gesellschaft sind durch diesen „ge lungenen" Convent wieder um ein schönes Blatt bereichert worden. Vr. Karl W. Whisiling. Gerichtsverhandlungen. KöntgltckrS Landgericht. Straskammr» l. o. Leipzig, 16. März. linier der Anklage der Unstrschlagttiig und ichwere» Urkuiideiisäischung Halle sich der an, X Juli 1875 in Meißen geborene, bisher unbestrafte Handlungslebriiiig Alfred Max Fischer zu perantwvrst». Fischer war am 15. Februar 1891 bei der elektrotechnischen Fabrik von St. L Cc>. in Plagwitz als Lehr ling einqetrestii. und es gehörte zu seinen Lbliegeiideistn, täglich drei Mai von der Post die Posteinzahlungen und Geldbriesguittunge» ahjuholen. Diele Werthsendungen hatte er dann in ein von tkm zu führendes Poslanweismigcbnch einzutragen. Bei der nächsten Abholung ließ sich dann Fis.ster vom Schallerbeoinien aus Grund der inzwischen vom Principal bez Cassirer bewirkst» Quittung die Gridbriefe bez. die Posteinzabliingsbelrage ausbandigeii, nm sie dann seinem Prinrival. bez. deijen Stellvertreter zn übermitteln, der sie mil de» im Posleiiizahlnngsbuche vermerkten Beträgen ver glich. Seit Februar vorigen Jahres desuchie Fischer die Tanzstunde und wurde hierdurch zu Ausgaben verleitet, die zu seinem monat lichen Taschengelde von 4 .« im Widerspruch standen. Trotz seiner >7 Jabre balle er auch bereits eine Geliebte, die er Sonntags jpazieren führst, auch war er iu eine etwas leichte Gesellichosi gr- raiden, die er mitunier sreihielt, so daß er an Sonntage» 25 .L und mehr verbrauchte. Fischer verschaffte sich nun das Geld sür seine Passionen Lurch Unterschlagungen Zunächst hat er im April v. I. zwei PostciiizahlungSbeträge von ll und 7 die er aus Grnnd der von seinem Principal ausgeseriigken Quittungen erhoben balle, sür sich behalten, und »m diese Unterschlagungen zn verdecken, die Postanweisungen in das von ihm geführte Buch nicht eingeirage». Als aber im Mai die beireffenden Kunden gemahnt werden so»!«,,, bat Fischer die entsprechenden Einträge »achlräglich in daS Posl- einzadlnngsbuch gemacht und das so gefälschte Buch dein Buch halter S. vorgelegt, der dadurch getäuscht wurde und die Mahnung unterließ Im Monat Mai faßte dann Fischer den Entschluß, durch fort- geictzlc Unterschlagungen sich Geld zu verschaffen, und er Hai auch di- December 1892 in gegen 50 Fällen in Einzelbeträgen von 1,60 /t bis zu 124,45 .sl insgesammi 1718,95 .« nnterichlagen und zwar meist PostanweisungSdeträge, iodann aber auch einen Geldbncs mit 50 .<4 70 und einen Baarbeirag von 9 .sl 48 welch letzteren er von einem Kunden sür die Firma erdalten batte. Ilm die Be- träge auSqezadl» zu erdalten. dal Fiicher in 46 Fällen ans der Rück seite der Postkinzahlnngen eigenmächtig die Quittung des EaffirerS K nochgeadnit und dir so gemilchten Quittungen dem Schalt,rbeamten vorgelegt, der auch die Betrage ohne Weiterungen auSgezablt hat Ebeniv dal er aber auch die Quittung über den Geiddries eigen mächtig ausqesullt. Fischer mußte nun aber auch aus Mittel und Wege sinnen, das nicht Mahnungen an die Kunden, welch« bereits bezahlt hatten, abaingra. Zn diesem Zweck trug Fischer in 23 verschiedenen Fällen Betrüge, die er unterschlagen hatte, heim lich aus der Eredil-Seite des Hauptbuchs, das ihm unter Mittag zugänglich war, «in. Auch einen Betrag von 16,70 >ll hat er in dieser Weise als eingegangen verzeichnet, obwohl derselbe noch gor nicht bezahlt worden war. Es geschah dies aus dem Grunde, weil Fischer einen früheren Schuldposlen des betreffenden Schuldners, der bezahlt worden war, unterschlagen hatte und fürchten mußte, daß bei einem Mahnschreiben eventuell die Unterschlagung an den Tag käme. Er hat es aber auch weiter in der Absicht gethan, sich das eventuell eingehende Geld anzueianen. Wegen Unterschlagung, eiu- ocher und schwerer Urkundenfälschung wnrde Fischer unter Etn- rechnung eines Monats aus die erlittene Untersuchung-Hast zu 9 Monaten Gesängniß verurtheilt. Ter Vater Fischer's Hot übrigens die von dem Angeklagten veruntreute Summe vollständig gedeckt. Königliches Schössen,ericht. 6. Leipzig. 16. März. Im Wiederaufnahmeverfahren wurde heute gegen das am 25. November 1868 in Nimkau geborene Dienst mädchen Hedwig B öhnijch verhandelt. Tie Böhnisch hat früher gedient, ist aber später unter sitlenpolizeiliche Control« gestellt worden und hat wegen sittenpolizeilicher Contraventionen Hast- und Gesängniß- lrasen erlitten. Sie ist bereits einmal im Zwangsarbeiishause internirt zewesen und gegenwärtig wieder im Georgenhause untergebracht. Auf )ie Frage des Borsitzenden Herrn Oberamtsrichler Schwerdseger, weshalb dies geschehen sei, zuckle sie nur mit den Achseln. Der Herr Vorsitzende forderte sie. eindringlich aus, sich doch nicht so zurückhaltend zu zeigen und ihm ans seine Fragen zu antworten, es geschähe doch nur ru ihrem Besten und sie habe es auch ihrem Verhalten in der vorigen Verhandlung zum Theil selbst zuzuschreiben, daß der Gerichtshof damals zu einer Berurtheilung gelangt ist. Der Thalbestand ist ungefähr folgender: Gegen Milte November brachst eine ältere Frau die Böhnisch zur Schneiderin N. mit der Bitte, die Letztere als Lernende anzunehmen. Die N.'schen Eheleute er klärte» sich auch hierzu bereit, setzten aber zunächst eine Probezeit fest. Wenige Tage erst war die Böhnisch bei o)S ine Pächterssrau Schl, aus Kcffelshain am 15. November einen von Frau N. gefertigten Mantel abhoien wollte. An dem Mantel sollte noch eine kleine Aendernng vorgenommen werden, und Frau Sch. bat daher Fra» N„ ihr den Mantel zum Portier des Bayerischen Bahnhofs zu schicken. Frau N. versprach das und beauftragte die Böhnisch, nachdem die Aendernng besorgt war, den Mantel zum Portier des Bayerischen Bahnhofs zu tragen. Sie kam auch zurück und erklärst der Frau N., es sei Alles besorgt und in Ordnung. Am Abend erbat sie sich sür den nächsten Vormittag Urlaub, weil sie aus dem Gericht wegen Nachiaßregu- lirung zu thun habe. Sie kam aber nicht wieder, wohl aber traf von dcni Kürjchnermeister in Borna, der den Mantel mit Pelz füttern sollst, ein Brief ein, worin um Zusendung des Mantels ersucht wurde. N. erkundigst sich beim Portier des Bayerischen und Thüringischen Bahnhoss und erfuhr, daß kein Packet nicdergelegt worden sei. Aus ein Telegramm an Frau Schl, kam die Antwort, daß ein Mantel ihr nicht übergeben worden sei. N., welcher weder den Namen der Böhniich, noch denjenigen der Frau kannst, welche sie zu ihm gebracht hatte, suchst vergeblich die Frauenspersonen aus findig zu mache». Auch eine Aufforderung im Blatte, daß sich die Frau melden möge, blieb resultatlos. Auch die Bekannmachungen des Polizeiamts in dem „Tageblatt", den „Neuesten Nachrichten" und dem „Stadt- und Torsanzeiger", in welchen um Auskunft über den Verblieb des Packeis ersuch! wurde, waren ohne Erfolg. Unter diesen Umständen schien der Verdacht begründet, daß das Packet nicht abgeliesert, sondern unterschlagen worden sei. Nachdem es gelungen war, die Böhniich als Diejenige);» ermitteln, weiche von Frau N. das Packet übergeben erhalten hatte, wurde ihre Verhaftung wegen Unterschlagung beschlossen. Nach Zustellung des Eröffnung-- beschlusscs wurde sie am 7. Februar befragt, ob sie einen Antrag wegen ihrer Bcrtheidigung zu stellen habe, sie hat das verneint. Am 10. Februar hat dann die Hauptverhand- iinig slatlgcsnndeu. In derselben war die Böhnisch sehr zurück- haltend. Sie gab nur an, daß sie das Packet aus dem Bayerischen Bahnyofe einem jungen Manne übergeben habe. Sie konnte aber den junge» Mann nicht näher beschreiben. Die als Zengin abgehörte Frau N. sagte aus, daß aus den Bahnhöfen trotz aller Nachforschungen der Mantel nicht gesunden worden sei und daß sie infolge dessen einen neuen Mantel sür 75 Ri habe anseriigen müssen. Eine» Antrag, auf den Bayerischen Bahnhos geführt und dem jungen Manne gegenübergesstllt zu werden, hat sie nicht ge- stellt. Ans die Schlnßsrage des Borsitzenden, ob sie noch etwa- zu ihrer Berlhcidigung anznführen halte, erwiderte sie: nein, denn ihr würde doch nicht geglaubt. Der Gerichtshos verurtheUlr daraufhin die Angeklagte unter Anrechnung von 10 Tagen der Unstrjuchungs- hast zn 4 Monaten Gesängniß. An demselben Tag noch erklärte die Böhnisch in der GerichtS- schreiberei: „Ich unterwerfe mich dem Ilrlheiie, verzichte aus das Rechtsmittel der Berufung und will meine Strafe sofort an- treten." Da auch von Seiten der Staatsanwaltschaft keine Be- rnsung eingelegt war, so sollst das Urtheil vollstreckt werden. Am 15. Februar wnrde sie von dem Transporteur F. nach BoigtSberg gebracht. Unterwegs erzählte sie demselben de» Vor fall und meinst, sie bleibe aber dabei, daß sie das Packet an einen jungen Menschen im Buffet des Bayerischen Bahnboses abgegeben habe. Daraus bin wurde nochmals Ansrage gehalten. Beim Portier war kein Packet abgegeben, auch beim Buffetier nicht, dagegen hatte der Bussctburschc Weber, der zeitweilig den Buffetier vertritt, ein Packet übergeben erhalten. Dasselbe war bis dahin nicht abgeholt worden. Bon diesem Packet hatte er aber weder dem Portier, noch dem Buffetier etwas gesagt. Das Packet war von Weber aus ein Regal gelegt worden und dort liegen ge- blieben. Nur beim großen Reinemachen ist es einmal herunier- gelangt worden und später noch einmal, als eine Dame nach einem Packele fragte. Dieselbe verneinte aber, daß das Borgezeigtr das ihrige sei. Das Packet war noch in derselben Papierumhüllung und enthielt den ron Frau N. gefertigten Mantel. Unter diesen Um ständen wurde sofort die telegraphische Haftentlassung der Böhniich angeordnet und aus ihren Antrag die Wiederau in ahme des Ver fahrens verfügt. In der heutigen Hauplverhandlung erklärst die Böhnisch, sie habe geglaubt, daß den bcichworenen Aussagen der Frau N. gegenüber ihr nicht geglaubt würde, und daher aus die Schlnßsrage geschwiegen und auch sich dem Urtheil unstr- worse». Ihr Fernbleiben von Frau N. erklärte sie heute dadurch, daß sie an, 16 November schon ins KrankenbauS gehen und hier bis zum 14 December bleiben mußte. Aus Grund der heutigen Beweisausnahme gelangte der Gerichtshof zur vollen Uederzeugung, daß die Böhnisch das Packet mit dem Mantel nicht nur nicht unter schlagen, sondern dasselbe an den Buffeiburschen Werner (den sie übrigens nicht wiedererkannt hat, ebenso wenig, wie er die Böhnisch bat recognosciren können) abgeliesert babe, und sprach daher die Böhnisch unter Uebernahme der Kosten aus den Staat von der Anklage der Unterschlagung frei. Verhandlungen des üirchenvorstilndes der peterskirche. Styling l»u 13. März 18K3. II Der Vorsitzende, Herr Pastor 1». Hartung, theilt Zunächst mit, daß der Bau des Gemeiiidcsaales soweit vorgeschritten sei, daß am Geburtsage Sr. Majestät des Königs der Jünglingsverein in idm eine Feier werde abdallen können. 2l Tic nölkigen Ausstattungs-Gegenstände sollen nach den Vorschläge» der Bandepulation angeschafft werden. 3» Ebenso beschließt man »ach den Vorschlägen der Bandeputation über einige kleinere Verbesserungen in, Gemeindckause, Emilien straße 10, „,id über die Vergebung der einen Parlene-Wohnung. -ll lieber Organisation der kirchlichen Liebrsthätigkeit, de- sonders der Armenpflege, innerhalb der Parochie soll ein Ausschuß vorbereitende Beraibung pflegen und seiner Zeit Vorschläge machen. Ltipnyer Franengewerbeverein. 8 Behufs Erwerbung der Rechte einer juristischen Person fand am 15. vor Monots eine außerordentliche Generalver sammlung des Vereins statt. Zunächst wurde daS im Hinblick an dieien Zweck veränderte Statut vorgeleien und von der Versamm lung gkiikdmigt. Die Vorsitzende, und in deren Behinderung deren Stellvertreter»», wurde ermachliql, von der Behörde etwa geforderte Abänderungen vorrunedmen. Hieraus schritt die Versammlung zur Neuwahl des Vorstandes. Rach Erfüllung aller durch Las Geietz geforderten Formalitäten erklärte die Vorsitzende die Gründung des Vereins als Genossenschaft für vollzogen. Es folgst» dann noch Mitlheilungen über di« von Fräulein Bodeck, Poniatowskystraße Nr. 15, geleitete Stellen-Vermittelung des Vereins: den Schluß bildest ein Vortrag von Frl. Dan über die Pflege deS Schönen, in weichem dargelegt wurde, wie dem sür taS Schöne emvsänglichen Sinn sich auch in den beicheidensstn Verdältniffen vielfach Gelegenheit bietet zur Freude und Erhebung an dem Schönen in Natur und Kunst und wie wünschenswertd und förderlich di« Entwickelung de« guten Geschmackes auch sür Gewerb- treibend« sei. Ja Bezug aus die Frauentrachten beklagte die Bor- tragend« das Unschöne so mancher Mod« und erklärst deren Geschmack- losigkett au« der Abweichung von der Natur, bei welcher Gelegen heit vor Allem der Entstellung der menschlichen Gestalt durch die ogenaaate „Wespentaille" mitzbilligend gedacht wurde. Ter sehr interessante Borttag wurde mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Turuwese». na. Der diesjährige Gau turn tag des„Schlachtseldgaues" wird am Sonntag, den IS. Mürz, Nachmittag 6 Uhr im Saale des „Bereins für Bolkswohl", Löhrslraße hier, alle Vertreter der zahl- reichen Vereine deS stärksten Turngaues der deutschen Turnerschast unter dem Vorsitz« des seit seit seinem Bestehen den Gau leitenden Herrn vr. Ferd. Goetz, Lindena» vereinen. oa Der nordamerikanische Turnerbund läßt sich die Gelegenheit nicht entgehen, seine immer groß und echt amerilaniich angelegten Pläne auch gelegentlich der Weltausstellung in Lhicago zum Nutzen des TurnwesenS z» verwrrthen und zu ver- breiten. Eine besondere turnerische Weltausstellungsbehörde ist bereits fieberhast thätig, die deutsch-aineritanische Turnkunst in ihrer eigenarttgen und vielseitigen Gestaltung auf der Ausstellung würdig zur Schau zu stellen. Doch nicht allein das deutsch-amerikanische Turnen soll systematisch und methodisch dargestellt werden, sondern man wird die Individualität und Freiheit jedes Landes und jedes Turnsystems in voller Gleichberechtigung den geistigen Wettkampf mit dem deutschen Turnsystem anfnehmen sehen. Der pädagogische, hygieinyckie und sittliche Werth der einzelnen Systeme und ihre Bestrebung?» und Erfolge sollen sichtlich vor Augen geführt werden. Dem Turnerbunde sind dieserhalb vom Directorium der Welt ausstellung folgende Zusagen gemocht: 1) Benutzung eine« Raunies unter Dach von 100 x 45 Fuß ür Vorführung von Musterclaffen; 2) Benutzung der 480 x 280 Fuß großen Arena bis zum 21. August zur Vorführung größerer Masse,ischauturnen, sowie der Massenvorführungen nach dem Biindesturnseste; 3) Sichere Verfügung über die 5000 Sitzplatz« zählende Musik- Halle an bestimmten Tagen; 4) Freier Zutritt zum Ausstellungsglatz sür die aktiven Turner; .5) Ausschließliche Leitung des Turnunterrichts im Kindergebäude unter der Bedingung, daß der Turnerbund einen Turnlehrer zur Verfügung stellt; 6> Leitung und wesentliche Vertretung im internationalen Longreß ür körperliche Erziehung, welcher im Anschluß an die Vorführung der Bllndesliirnfesliibungen staltfinden wird. Masjen-Vorsührungen von Kinderclassen und Vereinen und eine zetreue Wiederholung des in Milwaukee stallfindenden Bundesturn- estes, zu welchem deutsche, sranzösische, italienische und schweizeriiche Turner eingeiaden sind, werden in großartigster Weise abwechseln, und wir wollen hoffen, daß eS vielen deuljchen Turnern zum Nutzen unserer deuljchen Turnkunst beschiel»«» sein möge, den turnerischen Vorführungen beiwohnen zu können. Vater Brosius, der tüchtige und bekannte Leiter des Bundesturnsestes sowohl, als auch alle seine getreuen Mannen erwarten die Deutschen mit offenen Armen und an Freiquartieren ist reicher Ilebersluß. Truckfehler-Bkrichtiguilg. In dem letzten Berichte über den Connewitzer Turnverein muß es heißen: Turnwart „Teubert" und in der letzten Zeile: „die karg bemessene freie Zeit benutzen, um rc." vermischtes. V Gera, 16. Mär). Die AbgangSprüsunge'n der ürstlichen Gymnasien in Schlei; und Gera fanden unter dem Vorsitz deS Geh. Obers chulralhs vr. Vogel a»S Dresden statt. Cs erhielten zwei und neun Oberprimaner daS Reifezeugnis. In Gera wobnlen der Erbprinz Heinrich XxVII. und Staatsniinister vr. Bollert der Prüfung bei. — Der als langjähriger Mitarbeiter der Garten laube bekannte Landgerichtsratb Fr. Helbig ist seit längerer Zeit erkrankt und wurde aus sein Ansuchen zur Disposition zestellt. — Die auS Anlaß derGlier'scken Unterschlagung nn städtischen Leihbause vom Stadtratb anqeordneic Inventur ist beendet. Hiernach beziffert sich der Äertb der zesammtcn unterschlagenen Pfänder aus iilSgcsanimt 22 485,35 Mark. — DaS Wasser der neuen Leitung aus Pforten hat sich fortgesetzt als ein gutes Trinkwasser erwiesen, und die vom Sanitätsamt deS 4. ArmcecorpS n Magdeburg ent nommenen Proben haben sich bei der bacteriologischen Unter suchung als völlig keimfrei erwiesen. — Der hiesige Ge- lügelzüchter-Berein giebt an Ockonomen und Hübner züchter deS Unterlandes gegen Umtausch von Landeiern rasse reine Bruteicr von Nutzgestügel ab. s. Tchleij, 16. Män- In dem benachbarten Iollgrün bat eine Mordthat die Gemüther in Aufregung versetzt. Eine Anzabl junger Burschen und Mädchen batte am Dienstag die Spinnslube nm die Mitternachtsstunde verlassen, als zwei Burschen, der Dienstknecht Göll und der Maurer Kießling, im Tborwege in Streit gcrielben, welcher in eme Schlägerei auSartete. Dabei zog Göll, als jähzorniger Mensch bekannt, ein Taschenmesser und stieß es dem Kießling unterhalb dcS HalseS in die Brust. Scdon auf dem Wege nach der elterlichen Wohnung brach der Gestochene zusammen und starb. Der Mörder ist bereits gefänglich eingezogen. — In der Nacht von, Sonntag zum Montag sind in DitlerS darf zwei Häuser niedergebrannt. Man vermuthet Brandstiftung. — In TeichwolframSdors brannte vor gestern das RestaurationSgebäude der Brauerei von Geißler nieder. DaS Brauereigebaude blieb glücklicherweise von den Flammen verschont. -- Heidelberg, 13. März. Ein schöner Brauch, der bis in die beidnische Vorzeit unseres Volkes zurückltichk, ist nach mancherlei Wandlungen, die er im Laufe der Zeiten erfahren hatte, wenigstens in der Form, in welcher er dem Geschlecht der älteren Heidelberger in Erinnerung siebt, zu neuem »nk hoffentlich dauerndem Leben erweckt worden. Der Heidcl berger „Gemeinnützige Verein" bat nämlick den Versuch ge macht, die alle Sitte: »ach ranben Winterlagen die Wieder kehr des Früblings freudig zu begrüßen, in ihrer Ursprung lichen Idee, die verloren zu geben drobie, zu erbalten Ein fast »nabscbbarer Zug von etwa l!>00—2ooo Kifldern Knaben und Mädchen, von den kleinsten Watschclinännchei' bis zn den Zehnjährigen, hielt beute, am Sonntag Lätarc dem „Sommerlag", zwischen kl »nd 12 Ubr seinen Um gang durch die Hauptstraßen der Stadt, zwischen einem dickt gedrängten Spalier von Erwachsenen. Ganz Heidelberg war aus den Beinen. Und cs verlohnte sich schon der Mübe. diese strablenden, von den. Glanze der lieben FrüblingSsonne wie verklärten Gesiclitcken der Kleinen, die mit »Kren durch Apfel, Ei, Bretzel und buntfarbige Bänder prächtig alisgeputzten Somnierstäbe» unter Ad singiing des allen Sommcrtagliedes dabinzogen, sich anz» schauen, und aus gar manchem alten Antlitz leuchtete cs auj wie Widerschein von so viel unschuldiger Freude und Kinder glück. Dem Zuge wnrde daS schön geschmückte Wappen der Stadt vorangetragen, und dann drängle die kleine Welt, z» der, was besonder- zu begrüßen ist, alle Kreise der Be völkeruiig ihr Eontingent gestellt batten, hintendrein, von zahlreichen Gestalten des „Sommer«" und de« „Winters" gar lustig und anmnthig unterbrochen, deren Kamps und entgilligen Sieg de- Frühlings sie ja versinnbildlichen sollten Ei» so schöne« und beikereS Bild» daß Einem das Herz im Leibe lachte, und gewiß von einer so erquicklichen Wirkung, wie manche- mit viel Aufwand gar prunkvoll inscenirle sogenannte „bistorische Festspiel" sie nimmermebr erzielen kann. So mächtig zwingt, was wirklich der Seele des Volke- entsprossen, Alle in seinen Bann! Der Ausschuß des Heidelberger „Gemeinnützigen Vereins" bat sich mit diesem ersten, vom Himmel wunderbar begünstigten und mit vollem Gelingen gekrönten Versuche den warmen Dank aller Derer erworben, welche wünschen, daß diese alten, aus inniger DaseinSsreude und sinniger Natnrbetrachtung bervorgegangenen Bräuche und damit ein Schatz von Poesie und GemutbS wärme unserm Volke erhalten bleiben.
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