Dieser Rangunterschied trat namentlich auch in der Anrede und im Ge spräche hervor. Man bediente sich dabei gewisser Phrasen und bestimmter Titel. Der König und die Königin von Tahiti galten für so heilig, daß nichts, was sie einmal benützt hatten, ja nicht einmal die Laute, aus denen ihre Namen bestanden, zu gewöhnlichen Zwecken verwendet werden durften. Wie man es vermied, den Namen der Gottheit unnütz auszusprechen, so vermied man es auch möglichst, den Namen des Königs im Munde zu führen.*) Die alten Egypter durften den Namen ihrer Herrscher nicht unter die ge wöhnlichen Worte setzen, man schloß sie daher in einen ovalen Ring ein, der sie von den anderen profanen Worten trennen sollte, was dem heute noch üblichen Brauche der Herrscher entspricht, in Urkunden das „Wir", „Unser", „Ich" stets groß zu schreiben. dWKRU) Namenszug eines altegyptischen Königs. Um die Heiligkeit des Namens des Königs nicht zu profanieren, umschrieb man denselben, man sprach von dem „Herrn des Palastes", von dem „guten Gott", später vermied man sogar diese umschreibenden Bezeichnungen und deutete nur durch ein „man" an, welche heilige Macht hier walte. „Man hat Dir be fohlen", „man befindet sich augenblicklich zu Theben", heißt soviel als das heu tige „der Hof befindet sich da und da".**) Die Sprache, welcher sich die Umgebung der Herrscher bediente, war in der Regel aus den lächerlichsten Schmeicheleien zusammengesetzt. Auf Tahiti wurden die Wohnungen des Königs ^.urui, d. h. „Wolken des Himmels", ge nannt; das Canoc, in welchem er fuhr, hieß ^uuunua oder „Regenbogen"; die Stimme des Regenten wurde als Donner bezeichnet. Der Schein der Fackeln, welcher seine Behausung erleuchtete, ward mit dem Blitze verglichen, und die Vorübergehenden pflegten nicht zu sagen „heute Abend brennen die Fackeln im Palaste", sondern „der Blitz zuckt durch die Wolken des Himmels."***) In einer Zuschrift^) zu Abydos wird Ramessu II. von seinen Beamten an geredet: „Herr des Himmels, Herr der Erde, Sonne, Leben der ganzen Welt, Herr der Zeit, Messer des Sonnenlaufs, Herr der Wohlfahrt, Schöpfer der Ernte, Bildner und Former der Menschen, Spender des Odems an alle Sterb lichen, Beleber der Götterschar insgesamt, Säule des Himmels, Schwelle der *) Ratzel, Völkerkunde II., S. 199, 281. **) Er man, Egypten I., S. 92. ***) Ellis, kolMssian Rsssarokes II., S. 348, 360. f) Brugsch, Geschichte Egyptens unter den Pharaonen, S. 125, 481.