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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950601019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895060101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895060101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-01
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»- Naumburg, St. Mai. Im Luftrag« de» Landwirth» schastSminister» ist heute der vormalige Rector der thierärzt- lichen Hochschule in Berliu Prof. Ür. Dickerhoff hier et»- aetroffeu, um, begleitet von dem Departement» - Tbirrarzt Oemler au» Merseburg und dem KreiSthierarzt En der» au- Weißenfel», die Einrichtung unsere« Schlachthofe» zu besichtigen. V. Erfurt, 30. Mai. Die hiesigen StadtbehSrden haben vom Fürsten Bismarck einen eigenhändig geschriebenen Danke-bries erkalten, worin der Fürst der Stadtvertretung von Erfurt seinen Dank ausspricht für die übermittelten Gratulationen und da» »schöne Geburtstagsgeschenk", welche- brkanntlich au- einer prachtvollen Blumenspende bestand. — Der heutigen Stadtverordnetenversammlung wurde officiekl bekannt gegeben, daß die Minister de» Innern und der Finanzen die von den diesigen Stadtbehörden beschlossene Steuer auf Jagdscheine, Fahrräder, sowie LuxuSpferde und Equipagen abgelehnt haben. —Da» von den Stadtbebörden begründete BolkSbad erfreut sich einer riesig aawachsrnden Frequenz. Bom t. Januar bi» 1. April zählte mau 10 286 Badende, vom 1. April bi» 2V. Mai aber schon 12 837 Bäder. Diese Frequenz dürfte, das gegenwärtige Maß beibehalten, eine jährliche Bäderzahl von mehr als 70 000 Bäder darstellen. Diese Anzahl würde einen Jahres- zuschuß der Stadt von 3000 ^tk erfordern. Ebenfalls in der heutigen Stadtverordnetensitzung interpellirte ein Stadt verordneter den Magistrat über die jüngst erfolgte Ver haftung de» hiesigen Polizeicommifsar» Krüger, über die Hohe der von Letzterem unterschlagenen Summe städtischer Gelder, sowie über die Person Desjenigen, welcher die von Krüger verwaltete Cafse zu prüfen gehabt. Der Bürger meister stellte die erfolgte Unterschlagung, sowie die Ver haftung de» EommissarS in Folge jener Defraudation fest und theilte mit, daß die veruntreute Summe nach amtlicher Feststellung 781 betrage, sowie daß eine DiSciplinar- Untersuchung noch nebenher laufe. Der Magistrat werde nach Abschluß der Untersuchung von dem Falle eingehend Mittheilung machen. Auf diese Erklärung hin beschloß die Versammlung, in eine Besprechung der Interpellation nicht einzutreten, sondern die Angelegenheit nach Ablauf des Straf- procefseS wieder aufzunehmen. Alen-burg, 31. Mai. (Privattelegramm.) Pastor Jörgrnsen aus Fohl, Kreis HederSlebrn, wurde heute von der hiesigen Strafkammer wegen Betrugs zu 8 Tagen Ge- fängniß verurtheilt. Er hatte wider besseres Wissen seinem Schwiegervater, welcher früher gegen Lohn und Kost bei ihm als Arbeiter beschäftigt gewesen war, in der Karte für die AlterS- und InvaliditätSversicherung 15 Monate zu viel be scheinigt, um demselben dadurch eine Altersrente zu verschaffen. — Et» Erzgauner von bodenloser Frechheit ist Ludwig Swietly, ein au« den eisernen Ketten und steinernen Mauern der Salzburger Frohnfeste entsprungener Stempeldieb. Nach dem 30 OOO-Guldendiebstahl in Salzburg wurde der weltberüchtigte Ein« und Ausbrecher in Wien ver haftet, aber man wußte lange nicht, wer er ist und wo er wohnt. Als eS einem Wiener Polizisten gelang, ihn zu ent larven, stellte eS sich heraus, daß er ein im Bezirke ange sehener Kaufmann war, der mit Gemeindebeamten, Geistlichen, Bürgern, Lehrern und Aerzten alle Abende am Stamm tisch saß. Man sandte ihn nach Salzburg, wo er trotz seiner großartig vorbereiteten Alibibeweise — er hatte den Kellner einer großen Bahnstation auf der Salz burger Strecke gesprächsweise im Datum irre gemacht, um später Zeugenschaft von ihm erhalten zu können — auch im Procefse zweiter Instanz seine acht Jahre schweren Kerker« bekam. Mit einer Schaar von Helfern, die zum Theil nach seiner Flucht aus der Frohnfeste sestgenommen wurden, entkam er Nachts in Frauenkleidern mittels eines bereitgehaltenen Wagens. DaS allergrößte Aufsehen erregte eS, als das Salz burger Gericht Swietly'S Lertheidiger, Vr. Huber, einen der besten und bekanntesten österreichischen Provinzavvocaten, unter dem Verdachte der Beihilfe in Haft nahm. Allgemein wurde für den Anwalt Partei genommen, und jetzt erst, nach dem vr. Huber frei ist, erfährt man, waS gegen ihn vorlag. Er hatte um den Fluchtplan gewußt und batte seinem Clienten, der ihn von der Kcrkerzelle aus bat, ihm nach der Flucht verschwiegenen Unterstand zu besorgen, schriftlich geant wortet: „Ich kann nicht, ich darf nicht, ich will nicht." Der Zettel wurde gefunden und zeugte wider den Advocaten, dessen Schreiber ein Helfer Swietly'S war. Der freche Dieb aber bat von Lindau aus der Salzburger Gemeinde tausend Gulden als Spende für dir OrtSarmea gesandt „anläßlich seiner glücklich durchgeführten Flucht". Ein hervorragender Wiener Jurist, der interviewt worben ist, um zu erklären, waS mit der Spende zu geschehen hat, be hauptet, daß dir Summe unbedingt im Sinne de« „edlen" Spenders verwendet werden müsse. Da e« aber zweifellos gestohlenes Geld oder der Erlös einer DiebeSbeute ist, meint der Rechtsgelehrte, kann da» Acrar sowohl als zuletzt Be stohlener, wie auch als Depositor unbestimmter Beschädigter mit dem Salzburger Bürgermeister darum processiren. — Ltfi-Jenö, 29. Mai. Die Paffagiere de« gestern Morgen von Arad in der Richtung nach Siebenbürgen ab gehenden PersonenzuaS schwebten in großer Lebensgefahr, der sie nur durch die Wachsamkeit deS Zugführer- entgingen. Nach kaum viertelstündiger Fahrt bemerkte dieser zwischen dem zweiten und dritten Wächterbause auf den Schienen mehrere Steinhaufen. Es wäre sicher eine Katastrophe erfolgt, wenn eS dem Zugführer nicht gelungen wäre, den Zug im entscheidenden Momente zum Stehen zu bringen. Kaum war der Zug stehen geblieben, als sich der Paffagiere großer Schrecken bemächtigte; in einem Augenblick hatten sämmtliche Reisenden di» Wagen verlassen. Bald aber Var die Bahn frei gemacht und der Zug konnte weiterfabren. Der Verdacht, da» Attentat verübt zu habe«, richtet sich gegen «inen ent lassenen Weichenwärter. — Pari», 81.Mai. Heute früh wurde ei» Postwagen zwischen Nogeant und Chaumont, sozusagen vor den Thoren von Paris, auSgeraudt. Der Conbuctrur wurde ermordet, die Postsäcke gestohlen und zum Theil erbrochen. Bon den Thäteru hat mau bisher keine Spur. (B. L.-A.) --- London, 29. Mai. Herzzerreißende Geeaen spielten sich gestern bei der FeuerSbrunst ab, welche am früb»» Morgen um 1 Uhr in einem Hause in Look'» Court in Chancery Lane zum Ausbruch kam. Ja dem Gebäude wohnten der Copist Le Feul und di« Familien Ford, BuSkin und Butler: die letztere batte da» zweite Stockwerk innr. Auf diesem scheint da» Feuer zuerst bemerkt worben zu sein. Die Familie wollte sich dir Treppt hinunter flüchten, sah aber bald, daß die Flammen dieses unmöglich machten. Ihr Ent schluß, au» dem Fenster zu springen, war bald gefaßt; Vater, Mutter und die kleine Tochter stürzten mit furchtbarem Krache auf die Erde und alle Drei erlitten schwere Ver letzungen. Dann that «in junge« Mädchen NamenS Helen Wright den gewagten Sprung; auch sie wurde schwer ver wundet. Um diese Zeit langte die Feuerwehr an; der Auf opferung deS Feuerwehrmannes BarneS gelang e». die BuSkin'sche Familie zu retten. Auch MrS. Le Feul kam mit dem Leben davon. Am schwersten ist MrS. Butler verletzt; eS ist ihr die Wirbelsäule gebrochen. ->--> Madrid, 26. Mai. In Barcelona wurde «in ver brechen verübt, wie eS sich furchtbarer kaum auödenken läßt. Ein hübsches junge- Mädchen, FranciSca Querol, das längere Zeit «in Liebe-verbältmß mit einem gewissen Juan Parra unterhalten hatte, wurde von dessen Mutier, die gern einen zwischen den beiden entstandenen Zwist beilegen wollte, zu einem Besuch aufgefordrrt. Sie kam und wurde von Juan empfangen, der sie bat, von der Heirath mit einem Änderen abzusteben und die srübrren Beziehungen zu ihm wieder derzu- strllen. FranciSca verweigert« dies rundweg, worauf der erbitterte junge Mann ihr mit den Worten: „Du sollst Dich mit keinem Anderen verheiratbenl" ein große? Messer in die Brust stieß. Auf das Hilfegeschrei de« Mädchens eilte die Mutter deS Parra herbei, der in dem Glauben, sie wolle das Mädchen gegen ihn vertbeidizen, völlig außer sich gerietb und der alten Frau mehrere lebensgefährliche Wunden beidracbtt. In diesem Augenblick kam seine Schwester hinzu, die er nun ebenfalls mit Messerstichen empfing, bis auf die Straße verfolgte und dort vollend« tödtete. Im Begriff, zu entfliehen, wurde er von herdeieilenden Polizisten verhaftet. — Am Löwen käsig im Park zu Barcelona ereignete sich dieser Tag« ein Vorfall, der leicht schlimme Folgen hätte haben können. Einer der Zuschauer, eia anständig gekleideter Herr, trat plötzlich dicht an das Gitter heran und versuchte die Löwin u streicheln. Diese faßte aber die Sache falsch auf und chlug ihre Tatze in den Arm deS Manne». Einem binzu- springenden Sicherheitsbeamten gelang e», nicht ohne daß ihm auch die Hand aufgeriffen wurde, dieAufmerksamkeit deS ThiereS von seinem Opfer abzulenken und dieses aus seinen Krallen zu befreien. Während der Herr verbunden wurde, äußerte er: „Na, daS war mal ein schöner Schrecken. Ich wollte meinem Großvater die Hand schütteln und bin meiner Schwiegermutter in die Hände gefallen." Jetzt erst merkte man, daß man eS mit einem Geistesgestörten zu thnn batte. — Eine jener barbarischen Wetten, wobei eS sich um die Menge deS zu verschlingenden EssenS bandelt, hat in ArcaleS de Manjoya (Oviedo) wieder ein Opfer gefordert. Nachdem der Betreffende 2 Kilo rohe- Pökelfleisch, mehrere heiße Drode und eine Anzahl Liter Wein verschlungen hatte, brach er plötzlich todt zusammen. Lader, Sommerfrischen und Reisen. §. Die freundliche Nachbarstadt Altenbur», von un« au» in kurzer Zeit zu erreichen, bietet allen Besuchern so Manche-, um dort einen Tag recht angenehm zu verleben. DaS reizend hochgelegene Plateau, von dem ans man einen großen Theil der Stadt über blickt; der großartige Park des Herrn Tommerzienrath Hugo Köhler an der Leipziger Straße; der in nächster Nähe liegende Schloßgarten mit dem MuseumSgebäude; da- Herzog!. Schloß, au« dem einst Kunz von Kauffungrn die jungen Fürstensöhne raubt«; die wunderbar schöne Teichpromenade, mit der großen durch Kahniahrer belebten Wasserfläche und die erste jüngst eröffnet« elektrische Straßenbahn, welche den Berkehr vom Bahnhof auS nach der Teichpromenade und den westlichsten Theilen der Stadt so außer ordentlich schnell vermittelt, sprechen für obige Behauptung. Eine der Haltestationen dieser Bahn befindet sich bei dem hrrzogl. Hoftbeater, in dessen lichtvollen Foyer» zar Zeit die unter Mithilfe der weit über Leipzig» Mauern rühmlichst bekannten Hofkunslhandluna von Pietro del Vecchio arrangirte Gemäldeausstellung des Alten burger KunstverrinS stattfindet. Dieselbe darf sich selbst vor denen größerer Städte nicht scheuen. ES ist j«it zehn Jahren keine dagewejen, die so viel Treffliche- und Interessante» geboten hätte. Dieselbe wird den 4. Juni d. I. geschloffen, und da der Eintritts preis während der letzten drei Tage um die Hälfte ermäßigt wird, so ist zu erwarten, daß vor und insbesondere während der Pfingstfeiertage der Besuch der Gemäldeausstellung eia sehr reger werden wird. Äus dem Geschilstsverkehr. k Ein lnaschigeS Plätzchen ist am Eilenburger Bahnhofe dadurch dem öffentlichen Verkehre zugänglich gemacht worden, daß Herr Müller, der Wirth de» Restaurants Eilenburger Bahn- tz»f, den aegenüLe« d«» Bahnhofsgebäude« befindliche» Sart«n zum Ansenthalt sür seine Gäste eingerichtet hat. Hier läßt sich« höchst angenehm weilen, der Garten befindet sich in vortrefflichem Zustande, seine Lauben gewähren erquickenden Schatten. Anerkannt vortrefflich ist die Bewirthung, di« Herr Müller den Gästen zu Theil werden läßt; di« Küche lägt nicht« zu wünschen übrig. der MittagStisch ist auSgezrichnrt. früh und Abend« findet man »io« reichhaltige Stamm- karte im Restaurant vor. in welchem neben bestem Ägrr- und Böhmischbier auS der rrnommirten heimische» Bramrei von Riebeck und Co. auch rin wohlschmeckende« Bayerbch verzapft wird. Der Besuch de« Restaurant« -um Eilenburger Bahnhof darf auS allen diese» Gründe» besten» empfohlen werden. Rach Schluß -er Redaktion eingegangen. * verltu, 31. Mai. Die Ansprache de» Kaiser» an die II. Garde-Infauterie-Brigade am 29. Mai lautet un gefähr folgendermaßen: „Grenadiere, Füsiliere! Der 29. Mai ist ein unvergeßlicher Tag, heute vor sieben Iabren führte Ich eure Brigade in Eharlottenburg Kaiser Friedrich vor. ES waren die einzigen Soldaten, über welche Mein hochseliger Vater die Parade abgenommrv hat. Der Tag soll auch unvergeßlich bleiben; von Generation zu Generation muß sich die Erinnerung an die hohe Ehre der Parade fortpflanzen. Ich beschloß, diesen Tag stet« in eurer Gemeinschaft zu verleben, und hoffe, ihr werdet ruck durch Strammheit im Dienste und treue Pflichterfüllung als gute Soldaten bewähren. Seid eingedenk der siegreichen Kämpfe vor 25 Jahren! Damals zeichnete sich die Brigade besonder« au« und besiegelte die Treue für da« Vaterland mit ihrem Blute. Soeben habt ihr gesehen, wie man einen Feind angreift, auS der Stellung treibt und zu Boden wirft. Zur Erinnerung an den heutigen Tag verleihe ich euren Fahnen dir Keile de« HanSordenS der Hohenzvllern. Nun gebt nach Haufe und macht morgen den besten Parade marsch !" (Kreuzzlg.) * Berlin, 31. Mai. Nach Blättermeldungen ist gegen Pastor Witte vom Cvnsistorium zu Breslau nicht auf Amlsentsetzung, sondern auf Amtsenthebung erkannt worden. * Elberfeld, 31. Mai. Der Führer des mit Pulver beladen gewesenen Wagen-, der bei der heute stattgefuuvenen Explosion schwer verletzt wurde, ist gestorben. * Harburg, 31. Mai. Bei einem heftigen Gewitter schlug heute Nachmittag kurz vor 6 Uhr der Blitz in einen Petroleumtank der Gesellschaft Bremer Trading Company Limited; 5 Tank« stehen zur Zeit in Flammen; eine Löschung ist vorläufig nicht denkbar. Die Polizei ergriff Sicherheitö- maßregeln. Trauten«», 31. Mai. (Privattelegramm.) Die Versammlung österreichisch - ungarischer Iutefabri- kauten wegen einer Cartellbildung verlief resultatlos. Die Errichtung einer Centralverkaufsstelle wurde zwar als er sprießlich erkannt, eine Einigung jedoch nicht erzielt. * Part», 31. Mai. (Senat.) Beaumanoir (Royaliss interpellirte die Regierung über ihre auswärtige Politik und hob dabei hervor, Europa würde sich erleichtert fühlen, wenn die Besorgnisse verschwänden, welche sich als Folgen des Frankfurter Vertragsergäben; aber dieVerwirklichung dieses Traumes scheine nicht nahe bevorzusteben. Die französische Flotte gehöre nicht «ach Kiel. Redner betonte, er zolle dem wahrhaft könig lichen Verhalten deS Kaisers Wilhelm Anerkennung und sei überzeugt, daß das französische Geschwader mit aller Zuvor kommenheit empfangen werde; allein der Nordostsrecanal sei durchaus ein kriegerisches Werk. Man opfere den republi kanischen Stolz, von dem man so oft spreche. Elsaß werde wissen wollen, ob die Regierungspolitik, nach Kiel zu gehen, eine Politik deS Verzichtes sei. (Lärm links.) Redner fuhr fort: „Frankreich will den Krieg nicht, aber welche Rolle wird eS in Kiel spielen? WaS haben wir in Japan zu thun? Unterhält Frankreich seine gewaltigen Heere für ausländische Interessen? Werden wir die Politik ewiger Täuschungen fortsetzen? Die russische Flotte geht nach Kiel, aber die französischen Schiffe werbe» von den russischen getrennt sein. Die Feier wird am Jahrestage der Schlacht bei Waterloo statlfinden. Anstatt deutsche, englische und selbst russische Politik zu treiben, wird es besser sein, französische Politik zu machen. Frankreichs Freundschaft ist ein kostbarer Schatz, den man nicht zum Gegenstände eine» geheimen Vertrage» machen darf. Andere Nationen verheimlichen ihre Bündnißverträge nicht, wir müssen das selbe thun." * Laudon, 31. Mai. (Unterhaus.) Der L-oonto- Eredit wurde angenommen. Sodann vertagte sich das HauS bi- zum 10. Juni. * Lauda«, 31. Mai. Wie dem „Reutersschen Bureau" aus Alexandria gemeldet wird, sollen 3 Schiffe deS zur Zeit dort befindlichen britischen Geschwaders nach Djeddah zesandt worden. — Seit dem 22. Mai sind in Mekka keine Cholera-TodeSfälle vorgekommen. * Landau, 31. Mai. Dem „Reuter'schen Bureau" ging au« Koustantinopel die Meldung zu: Nack einer Mit- theilung auS Musch seien dort die Vertreter der drei Mächte von der türkischen Polizei gröblich beleidigt worden; die Gendarmen seien in die Wohnung der Delegirten ein gedrungen und hätten versucht, einen Diener derselben zu verhaften, wobei sie Beleidigungen auSgestoßen hätten, die Gendarmen seien mit Mühe von den Kawassen der Dele girten vertrieben worden. Bereit- vor diesem Vorgänge hätten mehrfache Beleidigungen der Diener der Delegirten, sowie Beleidigungen Eingeborener, welche zu den Dienern Beziehungen gehabt hätten, vorgekommen. Meteorologische Beobachtungen uni cker Sternwarte In Dvlpitlx. Hübe IIS llvtsr über äsm Llserv. 2«>t der Leobsehluo«. U-UtU!m 1-U«ewo Ol».-c>i'. Us». «, w>ml. lloUrull» o. 8t»rll». - " ' 'l Lo»u»t»l. 30. Lkai Lb. 8v. 7525 -«-21.4 58 0 2 KInr 31. Llai Ilg. 8 - - lim 2 - 751.8 -i-19.6 61 8 3 KI» 750 2 -1-L6.Ü 29 8 8 klar Rarimum äsr Temperatur -»»- -ft 24°,?. Amirmun ----- -s- 10°,5. Wetterbericht «>«8 14. 8. -»«tewr-I-Ltavtivn Inntttntv» 1» t'bemnltr vom 81. 8 Dkr Ilorirsvs. 8t»tiou»-I>smo. s - -- L § Lichtung und Ltärko des Wtuds» Wetter. 6 L <2 S. s L> i- ftodn .... 765 ^ leicht bald bedeckt -t- 7 Lnpsesnds . . 761 IM stark beiter -i » 8 8kudesmls . . 76 l 0 leicht wolkenlos -i- 17 Stockholm . . 762 !M oiässix wolkenlos -l- 13 Kopo»b»g0ll . 762 KO leicht K'edsl -ft io Lemei . . . 76 l W leicht beiter -ft 15 ?wmeinlliido 762 8 leicht wolkenlos -ft 19 skar-su . . . 762 KO leicht K'edsl -ft io Zyll .... 760 880 leicht wolkig -ft 19 Uamburir . . 761 80 leiehr wolkenlos -ft 19 lieldcr . . . 759 8W mkssix bald bedeckt -ft 20 Okerdoure . . 760 88W milssig beiter -ft 17 Ilimsier . . . 760 880 leucht wolkenlos -ft 2 ! Lcrliu.... 762 880 leicht wolkenlos -ft 18 Kaiserslautern . 763 still kalb bed--ckt -ft 18 Lambert; . . 763 80 leicht wolkenlos i- 18 Illllkaussp i. 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Dresden .... 115 -ft17,1 -ft 9.7 080 2 Leiprits .... 117 -r-19.2 -ft 9,1 80 3 — Laulren .... 211 -ft!6,9 -ft 10,2 8 3 — Nttau 258 -i-15.8 -ft 7.9 88W 4 — Okemnitn.... 310 -ft17.2 -ft 9.0 80 1 — 378 -i-17.3 -ft 9.3 80 5 — Drei der«; .... 398 -ft16,3 -ft 10.7 88W 2 — äckosederx . . . 495 M86 -ft 8.7 88W 3 — ^Itenberx . . . 751 -ft13.6 -l- 8.4 880 5 — koitrenkaill . , . 772 -s-13.6 -ft 59 880 3 — kiehtslberg- . . . 1213 -ft10.8 -ft 6,0 880 3 — tdlinimum und K'iedvrsehlae werden am dlittau adtrölesen.) Lei leichten, meist südlichen Winden dielt am 30. ölal in xaor 8aedsen das trockene, beiter«, vielkak soxsr wolkenlose U etter mit abermals stechender Temperatur an. Die Taxesmittel bsVesten sieb Zwischen 11° und 19, die älaxima Zwischen 1b" uoä 24°. Dodorsiokl der Wetterlage io Luropa bents krtlk: Oer Koks Druck Kat noek etwas abgenommen uncl beschränkt sied mit seinem Aaximachediet auk den 80 des Oontinents. Lin weites Rarimum von 765 mm ließst Uber dem nördlichen Kor- wexen. Die Depression im W (Oeotrum 748 mm Uber Irland) breitet sied in östlioder Ricdtuoe bereits bis nach K'W-Doutaek- land aus. Ausserdem bedeckt noeb eine üacbv Depression den IM Duropas. Durek diese Druekvertbeilunx werden aut dem Festland andauernd sUdlicbe bis südöstliche Winde errcuxt, welche kUr 8aehsev noek immer heiteres, trockenes und sehr wanne« Wetter rur Loche Kaden, ^bxeseken von localen Oe- witteru dürfte die warme und trockene Witterung auch ruuäckst noch ohne ^.enderung tortbestekeo. den de» Sophokles (!) halten wollte — diese Frage hat keiner gestellt und noch weniger beantwortet; Professor Hi- bat sie im vorliegenden Falle zum ersten Male zu beantworten ge sucht. Er hat im Lause de» letzten Winter- an 3? mensch lichen Körpern an 15 bestimmten Punkten deS Gesichts (oberer Stirnrand, unterer Stirnrand, Nasenwurzel, Nasen rücken, Wurzel der Oberlippe, Oberlippengrübchen u. s. w.) Messungen vorgenommen, um über die Frage in- Klare zu kommen. Das Ergebniß war, daß in der That für jede Stelle deS Gesicht» eine gewisse Normaldicke der Weicktheile angenommen werden kann, die bei gesunden Menschen inner halb ganz enger Grenzen schwankt. Größere Abweichungen von den Mittelmaßen fanden sich nur bei Menschen, di« entweder in Folge langer Krankheit abgemagert oder die mit Fettsucht behaftet waren. Diese Mittelmaße wechseln aber natürlich nach Geschlecht und Alter. Um ganz genau zu geben, hat Professor His schließlich nicht die Mittelmaße auS allen angestellteu Messungen, sondern nur au» denen, die er au acht aesunden Männern zwischen 50 und 72 Jahren vorgenommen hatte, dem Künstler als Norm übergeben, außerdem ibm sür jede Norm den Spielraum bezeichnet innerhalb dessen er sich bei seiner Arbeit bewegen dürfe. Nachdem alle diese Vorbereitungen getroffen waren» machte sich nun Herr Seffner noch einmal ganz von Frischem an die Arbeit. Er hielt sich dabei einerseits genau an dir ihm von Professor His vorgeschriebenen Maße, andererseits an die hervorstechenden und übereinstimmenden Eigenthümlich- keitrn der beiden Leipziger Oelbilder. Ein wenig hat er sich allerdings auch durch den Kütner'schen Stich beeinflussen lassen; doch wäre, auch wenn er da« unterlassen hätte, da« Ergebniß seiner Arbeit nicht wesentlich ander» ausgefallen. Diese- Ergebniß aber ist, daß Herr Seffner eine Büste Bach'S geschaffen hat, die Alle, die sie bis jetzt gesehen haben, mit höchster Freude und Bewunderung erfüllt hat, da st« alle wesentlichen Züge der Bilder Bach'» in sich vereinigt, an Leben«- Wahrheit aber und Glaubwürdigkeit die Bilder weit übertrifft. Ja! so ruft nowillkürlich Jeder auS, der vor die Büste tritt, fo hat er auSgesrhev, so muß er au-grsehea haben, der ge waltige Meister, au» dessen Kopf die MatthäuSpassion und die Hohe Messe entsprungen sind, so groß und erhaben und so mild und freundlich zugleich muß er aus seinen tiefen kleinen Augen in die Welt geblickt haben. Erst jetzt, erst mit dieser Büste Seffner'», haben wir ein wirkliche» Abbild Jobann Sebastian Bach'«! Die Art, wie sich Wissenschaft und Kunst hier zur Ausführung einer wissenschaftlichen Untersuchung die Hände gereicht haben, stebl bis jetzt wobl einzig da. Und einzig in seiner Art ist auch da» Doppelergebniß der gemeinschaftlichen Arbeit: die Wissenschaft hat der Kunst die Mittel gewährt zur Schaffung eine« Kunstwerks, da» überall, wohin e» dringen wird, die Herzen erfreuen wird, und die Kunst bat der Wissenschaft einen Beweis führen helfen, der ohne ihre Hilfe ein bloßer Wahrscheinlichkeitsbeweis geblieben wäre, nun aber bi» dicht au die Grenze der Gewißheit geführt worden ist: den Beweis, daß die am 22. Oktober vorigen Jahre» auf dem alten Leipziger IobanuiSkirchhof au-gegrabrnrn Ge beine eine» alten Manne» wirklich die Gebeine Johann Se bastian Bach'» sind. Nur ein ganz unwahrscheinlicher Zufall bätte au jener Stelle einen Schädel an» Tage-licht bringen können, der alle Bedingungen der Echtheit in solchem Maße erfüllt wie der vorliegende und doch — nicht Bach'« Schädel wäre. Wenn irgend Jemand Anlaß hätte, diesem Ergebniß gegenüber nach Zweifelsgründen zu suche», so wäre «b e», da ich die Traditio» angefochtrn und auf Grund archiva« lischer Forschungen als unwahrscheinlich hingestellt habe. Und zur Noch ließe sich ja auch jetzt noch ein Häkchen finden, an dem ein Zweifrlsüchtiger Anstoß uebmen könnte: die Tiefe de« aufgedrckten Grabe- nämlich. Bach ist unzweisei Haft in einem flachen, nur für eine Person berechneten Grab» beerdigt worden. Nun hat man aber unmittelbar über Bach'« Gebeinen noch die Gebeine einer anderen Person ge funden. DaS stimmt nicht mit dem alten Doppelgräberbuckie Dennoch fällt r« mir nicht ein, mich an diese« Häkchen zu stoßen. Wir wissen nicht, wie sich die Vorschriften über di, Liefrnmaße der Gräber seit 17S0 geändert habe«, oder ob man sich nicht in Zeiten großer Sterblichkeit bisweilen mit geringeren Tiefen begnügt und in Gräber, die ursprünglich für «ne Person bestimmt waren, noch eine zweite gelegt hat. Ich zweifle nicht an der Echtheit de» Schäkels, gebe also zu, daß die Tradition in diesem Falle einmal Recht gehabt hat. Genau an der von ihr bezeichneten Stelle sind die Gebeine freilich nicht gefunden worden, aber doch auch nickt allzu weit davon*). Gemeint, kann man sagen, bat die Tradition die richtige Stelle. Daß sie angezweifelt worden ist, darüber kann sie sich nicht wundern; eS geht ihr wie dem Hirten in der Fabel: Wer einmal lügt u. s. w. Die HiS'scke Veröffentlichung ist, der Würde deS Gegen stände» entsprechend, von der Verlagshandlung auf« Vornehmste auSgestattrt und reich mit Abbildungen versehen worden. Die wichtigsten in Frage kommenden Bildnisse sind, ebenso wie die Seffnerffche Büste, in Heliogravüren beigegeben, außerdem Abbildungen de» Schädels in der Vorder- und in der Seite», ansicht. Nicht die schönste, aber ohne Zweifel die wichtigste und überzeugendste Abbildung und die, die bei Anatomen, Künstlern und Laien da« größte Interesse erregen wird, ist die, die den LängSdurchscknitt der Seffner'scken Büste wieder- giebt und zeigt, wie gewissenhaft und naturgetreu der Schädel vom Künstler mit den Weichtbeilen bekleidet worden ist. Wer vor dieser Tafel noch zweifelt, der wird durch «ine Unter suchung wie diese überhaupt nicht zu überzeugen sein. Die Gebeine Bach'» sollen — nach dem Wunsche de» Kirchrnvorstanvr» — in der im Bau begriffenen neuen IobanniSkirche wieder brigesetzt werden, neben ibnen die Hebeine Geliert'», dessen Rubeitätte 1850 bei der Aufhebung 'e» alten IobanniSkirchbof» unbrrübrt gelassen worden ist, der man aber heute, wo sich der gleickgiltige Straßenverkehr an ihr vorübrrtreibt, einen stilleren Platz wünschen möchte. *) Der Zufall hat «» gefügt, daß eine Gedenktafel, die 1885 an )«r Kirche angebracht wurde und die dl« Inschrift trug: „Aus dieier Lette de» ehemaligen IodanniSkircdhos» wurde Johann Sebastian Lach am 81. Juli 1750 begraben," sich fast genau der Fundstätte der Gebein« gegenüber befand. Ein schöner Gedanke: der fromme Kirchenliederdichter und der größte Meister der protestantischen Kirchenmusik vor dem Altarplatze des neuen Gotteshauses neben einander ruhend. Möge er freundliche Förderer finden. Ans Maiglöckchen.*) Unter alter Buchen Zweigen Stehst du in dem dichten Wald, Wo nur süß zu deinem Reigen Der Gesang der Vögel schallt. Wenn die Elfen in dem Thale Tanzen NachtS in muntern Reihn, Läutest du zu ihrem Feste Mit den Blumenglöcklein ein. Wenn der Mai dann kommt gezogen Und die Lerche singt ibr Lied, Zieht» mit Macht mich zu vem Walde, Do die holde Freundin blüht. Frei werd' ich von allen Sorgen, Aller Kummer weicht von mir; Ach, wie gerne, liebe« Blümlein, Bliebe immer ich bei dir! *) Wir werden von einem Pädagogen um Abdruck dieser Strophen mit der Morivirung ersucht, daß der Verfasser ein dreizehn jähriger Knabe :n Freiberg ist, dessen Eltern — der Vater ein Maurer, die Mutter immer kränklich — zu arm sind, um dem be gabten und lernbegierigen Sohne gründlicheren Unterricht ertdeilen zu lassen. Vielleicht lenkt diese Veröffentlichung die Aufmerksamkeit mitdtdätigrr Gönner aus den Knaben, dessen Fürsprecher — sein Name »st auf unserem Bureau zu erfahren — gern zu weiterer «u-kuost bereit sein wird. D. Red. d. Lechz. Togebl.'
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