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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950628016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895062801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895062801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-28
- Monat1895-06
- Jahr1895
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4603 VolkswirtWaMches. All» str öksttz Lhelk bestUWA L«Gm»gt» sirch z» rlihtt» «, b» verartworilichev Redacteur desselbeu C. G. L<me in Leipzig. — Sprechzeit: nur von 10-^11 Uhr Bonn, nnv M ^5 Uhr Nach» Telegramme. d Vase!» 27. Juni. Zu der bereit» aemeldeleu Wahl für den BerwaltungSrath der Schweizerischen Leutraibahn wird de«! Ferneren mitaetheilt: Dte General- Versammlung wählte Siemen» mit 38 657, Marquard mit 38 497, Brüderliu mit 38122, Spryr > mit 38 070, Christ mit 87 335, Waldmetr mit 87 370 von «^ge gebenen 39 217 Stimmen. Weißeubach erhieU nur 122? Stimme», so daß, abgesehen von de» durch di« Grupp« der Leutralbauk ab gegebenen 28000 Stimmen, auch alle andere« Actionairr t» über wiegender Majorität sich mit grüßt« Entschiedenheit gegen die! Politik Weißeubach» ausgesprochen habe». Jur Handelsbilanz Deutschlands i. 1. 1894. k'.o. Mit welch« Leichtfertigkeit in der agrarischen Presse statistische Zahlen zur Befehdung der HandrlSvertraaSpolitik ver wendet werden, lehrt wieder einmal eine von einem Leipziger Blatt, auSgegangrne und weit und breit krittklo» abgedruckte Notiz über die Handelsbilanz Deutschland« t. 1.1894. Im Jahre 1893 betrug nach der deutschen HandrlSstatistik d« Ueberschuß der Einfuhr über die Ausfuhr 889 Millionen Mark, i. I. 1894 ist dies« Ueberschuß der Einfuhr aus 1234 Millionen Mark gestiegen — diese Zahlen sollen genügen, um zu beweisen, daß die Handelsverträge Deutschland nicht Bortheil, sondern Nachtheil ge bracht haben. Man hätte Wohl mit Recht verlangen können, daß diejenigen, welche aus zwei statistischen Zahlen so weitgehende Schlußfolgerungen ziehen, wenigstens einen Blick auf die Posten geworfen hätten, welche diese Veränderung hnbeigesührt haben. Sir würden gefunden haben, daß das stärkere Ueberwiegea der Einfuhr i. I. 1894 in der Hauptsache veranlaßt worden ist durch die be- deutende Steigerung der Einfuhr von Edelmetallen, speciell von Gold. Im Gesammtverkehr stellten sich nämlich Ein- uud Ausfuhr folgendermaßen: Gesammtverkehr In Millionen Mark Einfuhr. 1 . . . 4288,5 4134,1 Ausfuhr. . . . . 305l»S 3244,6 1234,0 889,5 nachstehende Edelmetall-Verkehr in Der um Ueberschuß d« Einfuhr Hierbei kommt indessen der Betracht: Edelmetall-Berkehr in Millionen Mark 18SS 18S4 Einfuhr. . t . . 172,3 347L Aussichr. , . . . 152,6 90,0 Ueberschuß der Einfuhr 19,7 257,3 Allein durch die stärkere Einfuhr von Edelmetallen hat sich also die sogenannte passive Handelsbilanz Deutschland» um 237,6 Mist. Mark gesteigert, und diese Steigerung ist wiederum ausschließlich auf die sehr erhebliche Einfuhr von Gold zurückzuführen, welch« im Jahre 1894 nicht wenig« alS 328,3 Millionen Mark auSmachte, der nur eine Ausfuhr von 53,3 Millionen Mark gegenüberstand. Gerade unsere Schutzzöllner und Agrarier werden von ihrem prim civiellen Standpunkte auS in dieser Veränderung sicher keine Ver schlechterung des deutsche» internationalen Handelsverkehrs erblicken können. Der Waarcnverkehr (ohne Edelmetalle) berechnet sich nach obigen Zahlen folgendermaßen: Waarenverkehr (ohne Edelmetall«) in Millionen Mark 188« 1881 Einfuhr 8961,7 3938,3 Ausfuhr . . . . 3092,0 2961,5 Ueberschuß der Einfuhr 869,7 976,8 Ueberschuß der Waaren-Einsuhr ist hiernach nicht 345 Millionen Mark» sondern nur um 107,1 Millionen Mark ge stiegen. Diese Veränderung ist im Wesentlichen auf eine Abnahme der Ausfuhr zurückzuführen, welche ihren Grund in o« ungünstigen wirthschaftlichen Lage vieler auswärtigen Staaten gehabt hat. Fast alle wichtigen Abnehmer deutscher Jndustrieproducte, vor Allem die Ber> einigten Staaten, haben im Jahre 1894 unter einer mehr oder minder schweren wirthschaftlichen Krisis gelitten und naturgemäß ihre Einkäufe ausländischer Erzeugnisse eingeschränkt. Daß die wirthschaftlichen Verhältnisse des Auslandes, wie eS in der Natur der Dinge liegt, eine maßgebende Rolle für ihre Kauffähigkeit an deutschen Erzeugnissen spielen, ist recht überzeugend au» der günstigen Wandelung zu ersehen, welche da» laufende Jahr ge> bracht hat. In mehreren auswärtigen Ländern, vor Allem in den Vereinigten Staaten, haben die wirthschaftlichen Verhält nisse eine merkbare Besserung erfahren, und alsbald ist auch in der deutschen Ausfuhr eine erfreuliche Wiederbelebung eingrtreten Nahezu in allen Hauptartikeln sind in den ersten Monaten d. I. die Zahlen für den entsprechenden Zeitraum drS Vorjahres weit überholt worden. Der günstige Einfluß der Handelsvertrag-Politik hat sich aber ebenso im schlechten Jahre 1894 wie in dem gut begonnenen Jahre 1895 bewährt. AuS allen sachkundigen Kreisen wird man eS bestätigt hären können, daß das Jahr 1894 für die deutsch« Ausfuhr noch viel ungünstig« ausgefallen sein würde, wenn an Stelle der Handelsverträge weitere Erhöhungen der ausländischen Zölle erfolgt wären und insbesondere, wenn der Zollkrieg mit Rußland fort, gedauert hätte; nicht minder erkennen dies« kreise eS an, daß auch die günstige Wendung der Geschäftslage in den letzten Monaten der deutschen Ausfuhr durchaus nicht in gleichem Maße zu Gute gekommen sein würde, wenn unsere handelspolitischen Beziehungen zu den meisten auswärtigen Staaten nicht auf sicheren vertragsmäßigen Grundlagen beruht hätten, sondern fort und fort durch Repressalien LeS Auslandes gestört worden wäre». Vermischtes. Leipzig, 27. Juni *— Neue Sächsische Fluß-VersicherungS-Gesellschaft zu Leipzig. In der General - Versammlung wurde die Rück prämie pro 1894/95 auf 42 Proc. festgesetzt und die Bertheilung einer Dividende von 57 pro Aktie beschlossen. Die Rückprämie ist bis Ende Februar 1896 zu reclamtreu; alle bis dahin nicht reclamirten Rückprämien sind verfalle». Ferner beschloß die Ver sammlung, die Gesellschaft aufzulösru. Die Mitglieder de» Direk toriums , welches nach erfolgter Wiederwahl de» d« Reihenfolge nach ausgeschicdenen Herrn Geh. Commerztenrath Alfred Thie me aus den Herren Alfred Thirme, Leop. Franke, Fr. Hornig, Carl Gottl. Siedel und T. Philippi besteht, wurden als statutenmäßige Liquidatoren bestätigt. *— Deutsche ReichSbank. Di« deutsche Reichsbank hat den Satz, zu welchem sie im osfrueu Markte Diskonten aufkauft, von 2'/, auf 2'/i Proc. erhöht. s Plauen, 27. Juni. Di« hiesige von d« „Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin" «baute elektrische Straßen bahn ist in eine Actieu-Gesellschaft umgrwaudelt worden. Sitz derselben ist Plauen. 2 Die Bewegung aus dem Gebiete de» Handels und des Gewerbes, wie sich dieselbe in der westlichcn Hälfte vom Königreich Sachsen kund giebt, kann als ein Maßstab für die allgemeine Geschäftslage angesehen werden. ES ist nach den üb«, ein stimmenden Geschäftsberichten der größten Anzahl von Betrieben bis jetzt «in Jahr deS Aufschwung» zu verzeichnen gewesen, der sich zwar noch nicht ganz uud voll entwickelt hat, dessen Anfänge ab« von Monat zu Monat «starken. Nur auf dem Gebiete der Landwirthschaft haben die Preise für die Erzeugnisse derselben einen Tiefstand erreicht, wie er selten zu »«zeichnen gewesen ist. Aehnliche Erscheinungen traten auch btt anderen Rohstoffen, wie Flachs, Zinn, Talg, Baumwolle«, auf. Aufmerksame Ber- folger dieser Preisbewegung wollen di« Ursache derselben nicht in der Ueberproduction, sondern in d« Unterkonsumtion gefunden haben. WaS speciell die einzelnen Betriebe anlaugt, so giebt es deren eine ganze Anzahl, die nicht nur ihre Production bis zu 50 Proc. erhöhten, sondern auch durch bedeutende Engagement» von Arbeitern, Neuanlagen den Beweis «brachten, daß die Ge- schästSleiter auf eine dauernde Besserung der Geschäftslage rechnen. Ganz besonder» ist die Maschinrnindustrie eagagtrt. Die Nähmaschinenfabrik Seidel ät Naumann ist soeben dabei, einen großen Erweiterungsbau vorzunehmen, ein Gleiche» thut die „kette". Die Näh- und Sttckmaschineubrauche bat umfangreiche Auf träge und ist aus viele Monate hinan» vollauf beschäftigt. In den Eschebach'schen Werken müssen Arbetterzohl und Production erhöht werden, so daß dir Hoffnung, die Werke würden ibrea dies jährigen Umsatz auf 4 Millionen Mark bringen, wohl nicht uubo» rechngt ist. Di« Emaillirwerke sind vollauf beschäftigt, ebenso gewinnt der neuere FabrikationSzweig: di« Wetallplacatsabri- kotion, einen nenaenSwerthrn Umsatz» der sich in der Vermehrung der Arbeitskräfte »nd Erweiterungsbauten der Etablissement» deutlich kundgirbt. DtrBlechemballagehat ebenfalls einen neuen Industrie- zweig geschaffen, d« zeitweilig mit Aufträgen derartig überhäuft ist, daß RachtarbeltSschichte» eingerichtet werden mußten. In der veleuchtungSbranche herrscht zwar «in sehr scharf« Wett bewerb, ab« kotzdrm werden dort neue Arbeitskräfte fortwährend eingestellt und wird jede Tagesstunde voll auSgenutzt. Di« Lhamotte» und Strinzeugfabriken sind mit Aufträgen überhäuft. Auch ans dem Gebiete derNahruugS- und Genuß- mittrlbranche herrscht regste Thätiakrit, da dir Bestellungen für die Wtntersaisou in umfangreichster Weise rinlauseo. Der Dresdner udustriebezirk ist seit einigen Jahren auf dem Gebiete der besseren edergalanteriewaarra in diesem Geschäftszweig mit ton angebend geworden, da derselbe Preiswürdigkeit und Solidität der Maare miteinander verbindet. Auch in dieser Branche hat sich da» Geschäft ungemein belebt. Bei der Producti on der Biere hat man gegenwärtig eine so hohe Stufe der Voll kommenheit erreicht, daß dte „fremden", brz. die „echten" Münchener, Nürnberger rc. in ihrem Absatz zurückgrhen, während die einheimischen Schritt für Schritt an Boden gewinnen. Die Leder-Maschinen- riemeu- und Militaireffecteufabrikation hat große uud lohnende Aufträge: die Ofenfabrikation stützt sich auf die überall sich zeigende gesteigerte Bauthätigkeit und die Vorliebe für die großen Kachelöfen. Ein großer Theil der industriellen Thätigkcit zeigt also eine groß« Belebung des Geschäft«, leider seufzen unter Preis- druck, unlauterem Wettbewerb, Preissturz der Rohstoffe rc. aber auch eine recht bedeutende Anzahl Betriebe, so ganz besonders die Mehr- zahl der Papierfabriken, Tuchfabriken, dir sämmtlichen Holzschleifer»!»», die Textilindustrien und vor Allem der Getreidehandel und das Müllereiaeschäft. Hoffentlich tritt auch hi« bald eine Wendung zum Besseren ein. IV. Dresden, 26. Juni. Der soeben erschienene Geschäftsbericht deS kamrradschaftlichen Instituts de» Sächsischen Militair- LebenSvrrsicherungs-VrrrinS über das vollendete 19. Ge. schäftsjahr gewährt ein von den Vorsitzenden des Direktoriums (Kameraden Nicht« und Moldau) gegebenes, klares und vollständiges RechenschaftSbild, welche», in Druck gelegt, bei den betheiligten 200 bi» 300 Militairvrreinen einzusrheu bez. erhältlich ist. Der Bericht giebt Aeugniß üb« den günstigen Zustand, dir gesicherte Bermögens- und Reservenlage d« auS eigener kameradschaftlicher Kraft hrrvorgegangenen, zu großer Blüthe herangewachsenen Anstalt in ihren drei Abtheilungen: Leben-- und Aussteuerversicherung und Begräbnißcasse. 1894 wurden 3604 neue Versicherungen mit 898 440 Capital beantragt, d. s. über 15 Proc. mehr alS 1893. Nur 42 Anträge mit 39 800 ^4 Capital gelangten nicht zur An- nähme. Der gesammte Brrsicherungsbestand betrug am 31. Januar 1895 : 24 468 Mitglied« mit 5 85? 471 Versicherungssumme. Die Sterblichkeit, 1894 etwas größer als 1893, blieb hinter der erwarteten Ziffer zurück; sie betrug 281 Mitglieder (286 Versicherungen—86 348 ^l) und hat natürlich prompteste Erledigung gefunden. Die finanziellen Ergebnisse stellen sich, trotz hob« Anforderungen durch Auszahlung größerer Versicherungen durchaus befriedigend. Die Einnahmen betrugen 242112 die Ausgaben 133028 >i, die Reserven stellen sich auf 628 946 Letztere gestatten die Erfüllung jeder heran- tretenden Verbindlichkeit und bilden einen gesicherten Deckungssond» Da» Vermögen des Versicherung-Vereins beläuft sich auf 695 789 ^ Der JahreSgewinnabschloß von 11019 gelangte statutengemäß auf die einzelnen Reserve - Conten zur Bertheilung. Aus dem Geschäftsgewinn wird eS angängig, abermals steigend, eine Dividende an die Empfangsberechtigten» je nach der Dauer der Mitgliedschaft, in Höhe von 2 bi» zu 13,1 Proc. der Prämien zu gewähren. Die Geschäfte des Direktorium- — Bureau im eigenen Hause — haben sich sehr erheblich gesteigert. Eingänge zur RegistranLe gelangten eia 7153 (819 mehr als 1893), Postsachen gab eS 18120 (3340 mehr alS 1893) zu erledigen; dennoch ist der Berwaltungsauswand procrntuol gering« geworden. Die Ergebnisse de» Geschäftsbericht» werden sicherlich in allen betheiligten Kreisen im ganzen Lande mit Befriedigung ausgenommen werden. v. Ll. Berlin, 26. Juni. FürKaufleuke und alle Diejenigen, welch« Hilfspersonal beschäftigen, dürfte ein gestern vor dem 9. Livilsenat de» Kammergerichts verhandelter Proceß von Interesse sein. AuS dem Geschäfte des Kaufmannes N. war nämlich der Commis F. unter dem Verdachte der Unterschlagung von 130 entlassen worden, obwohl ein Beweis darüber nicht erbracht werde» konnte. F. bot sich nun dem Kaufmann S. al» Lommi» au, worauf sich S. zu N. begab, um Erkundigungen über F. eiuzuzieheu und mitzutheilen, daß « die Absicht habe, letzterem event. auch Postvollmacht auszustellen. N. lobte die kauf, männischen Fähigkeiten deS F., bemerkte aber, obwohl er von dem gegen letzteren herrschenden Verdacht der Unterschlagung nichts mit theilte, in Bezug auf die von S. kundgegebene Absicht der Er- theilung einer Postvollmacht doch, daß er eine solche einem so jungen Menschen wie F. nicht geben würde, sondern nur einem älteren erprobten Manne, worauf S. erwiderte, daß bei der in seinem schüft herrschenden großen Coutrole wohl schwerlich etwas passiren könne. — Er engagirte nun den F. und ertheilte ihm auch die Postvollmacht, welche dann von F. zur Unterschlagung von 5000 »l aosgenutzt wurde, was seine Verurtheilung zu 2 Jahre» Gefängniß zur Folge hatte. S. aber forderte nun von N. Ersatz deS unterschlagenen Betrages unter d« AuSsührung, daß N. bei Lrtheilung der Auskunft durch Verschweigung d« Thatfache, daß er den F. wegen Verdachts der Unterschlagung entlasten hatte, die Sorgfalt eine» ordentlichen Kaufmann» verletzt und sich dadurch haftbar gemacht habe. Vorläufig Nagte S. nur einen Theilbetrag von 1546 ein, der ihm auch in erster Instanz unter folgender Ausführung zuerkannt wurde. Der Verklagte wolle allerdings nicht, Laß Kläger dem F. die Postvollmacht ertheile, andererseit- hat er ab« doch den wahren Grund dieser Absicht, nämlich den be stehenden Verdacht d« Unterschlagung, nicht angegeben. Kläger mußte hierdurch, wenn er annahm, daß Verklagt« nach Treu und Glauben handelte, zu der Schlußfolgerung geführt werden, daß F., abgesehen vou sein« Jugend, eine vertrauenswürdige, von N. empfohlene Person sei. — N. legte Berufung bet dem Kammrrgericht ein, wo sein Mandatar ausführte, daß N. gar keine Ursache hatte, seinen Verdacht gegen F. mitzu- thrilen, ja» daß « sich durch eine solche Mittheiluug eventuell strafbar gemacht haben würde. Er habe genug gethan, wenn er den F. für die Ertheilung der Postvollmacht eben nicht empfahl» ja sogar von «in« solchen abgerathen Hab«. Hiernach sei ein ursächlicher Zusammenhang zwischen seiner Handlungsweise und der Unterschlagung de- F. ausgeschlossen. Daß S. dem F. die Post vollmacht gegeben, Hab« N. bi» zur Anstellung d« Klage gar nicht gewußt und nach Lage der Sache auch gar nicht annehmen können. Dem gegenüber «scheine auch der gegnerifcherseitS angeführte Umstand belanglos, daß ihm (dem Verklagten) später die Summe von 130 wegen deren Unterschlagung gegen F. Verdacht ge- herrscht hatte, von diesem-ersetzt worden war. — DaS Kammer« aericht «kannte hierauf auf Aufhebung der Vorentscheidung und Abweisung der Klage. ES nahm ebenfalls an, daß sich N. in seiner Auskunft nur üb« die technische Befähigung des F. anerkennend ausgesprochen, von der Zuwendung eine- so weit gehenden Ver trauens, wie die Ertheilung einer Postvollmacht, geradezu abgerathen habe. Dies« Umstand, sowie die anderen votn Mandatar deS Ver klagten angeführten GesichtSpuocte seien für die Entscheidung al» durchschlagend zu erachten. *— Liqutdatt on» - Lourse der Berliner Börse per Juni 1895. 8proc. ReichSanl. 99,70 , 3proc. pr. EonsolS 99,80, Oesterr. Lredit 251,50, Lombarden 46,75, Franzosen 184,75, Handels gesellschaft IM,—, Darmstädter Bank 158,—, Deutsche Bank 194,75, DtScontogesellschaft 221,50, Dresdner Bank 165,75, Nationalbank 143,50, Russische Bank 129,—, Wien« Bankverein 165,50, Aachen-Mastr. 81,—, Dortmund-Gronau 138,50, Lübecker 152,75, Mainz-Ludwig-H. 118,50, Marienburger 87,25, Ostpreußen 100,50, Werrabahn 74^0, Böhmische Nordbahn 208,— , Buschtiehrad« 283,—, Canada Pacific 52,50, Gotthardbahu 187,75» Ita lienisch« Meridional 128,—, Mitteln»»« 93,75, Jura-Simplon 97,25, Oesterreichilchr Nordwest 143,—-, OesterreichtscheElbtthal 147,50, Prince Henri 83.75, Schweizer Central 146,—, Schweizer Nordost 141,75, Schweizer Union 99,—, Warschau-Wiener 288,—, Egypter 104,75. Italien« 89,30, Mexikaner 92,80, Mexikaner von 1890 93,—, Oesterreichisch« MerLoose 158,75, Russische 4 proc. Lonsol» 103,—, Russische 80« Anleihe 101,75, 4proc. Russische Staat-rent« 67,90, Rusische 3'/,pro«. Gold 97,40, Türke«, ronv. 25,90, Türken. Loo e 144H0, türk. Tabak 247,50, Ungarische 4proc. Soldrente 103,75, Ungarische 4proc. krooenrente 99,10, Bochum« 160,—, Consolidation 190,—, Dannenbaum 106,—, Dortmund« 70,50, Geisenktrchen 172,25, Guano 127,50, Hamburg« Packetfahrt 104,50, Harpen« 155,25, Htbernia 157,50, Laura 135,75, Norddeutsch« Lloyd 106,—, Trust 147HO, Russisch« Roten 220,—. — Heutiger amtlicher Durchschnitt»- Cour« für Deutsche Fond» und Eisenbahn-Actien. — Amtlich« Durchschnitt» - LourS vom 28. b. Mt», für österreichisch« Roten, Wechsel per Wien «nd Petersburg. *— ProlongatiouSsätze der Berliner Börse am 27. Juni. Oesterretchische Eredit - Aktien 0,90-0,70-0,80 Rep., Franzosen 0,60 Rep, Lombarden 0,10 Dep., DiSconto-Eommandit 0,725 — 0,675 Rep., Deutsche Bank 0,575 Rep., Dre-dn« Bank 0,425 Rep., Berlin« Handelsgesellschaft 0,425 Rep., Gotthard 0,575 Rep., Mainz-Ludwigshafen 0,25 Rep., Marienburg-Mlawka 0,10 Rep., Ostpreußische Südbah» 0,175 Rep., Bochum« Guß- stahl 0Z75 Rep., Dortmunder Union 0,0125 Rep., Laurahütte 0F5 Rep., 4 proc. Italiener 0,075 Rep., 4 proc. Ungarn 0,25 Dep.» do. do. Kronenrrnte glatt Dtp., 1880« Russen glatt Dep., 4proc. Russische ConsolS 0,075 Dep.» 3'/, proc. Rüsten 0.175 Rep-, 4 proc. Russen 0,0125 Dep-, Russische Noten 0,10 Rep. bis 0,10 Dep, Alles mit Courtage. " - Zuckerausfuhrprämien. Die Nachricht, daß binnen Kurzem Delegirte der deutschen Reichsregierung und Vertreter der österreichischen Regierung zu Vorbesprechungen über eine inter nationale Regelung der Frage der Zuckerausfuhrprämien zusammen- treten sollen, hat die Hoffnung auf eine gedeihliche Lösung dies« Frage von Neuem belebt. Man erinnert sich der starken Betonung, welche der ReichSschatzsecretair bei der Verhandlung de» Zuckersteuer- zesetzeS im Reichstag auf die internationale Regelung der Prämienfrage gelegt hat. Graf von PosadowSki bezeichnete die internationalen Vereinbarungen alS die einzig durchgreifende Maßregel zur Beseitigung d« stet- drückender werdenden Calamität der Zucker - Industrie. Es dürste indessen ange- zeigt erscheinen, die Erwartungen auf das baldige Zustande kommen solcher Vereinbarungen nicht gar zn hoch zu spannen. Bisher ist nur die Geneigtheit Oesterreich-Ungarns zu constatircn gewesen, die Zuckerausfuhr-Prämien vorläufig auf dem statu» guv zu erhalten; eine Ueberrinkunst mit Frankreich, ohne welche die Abmachungen keinen Werth haben würden, wird ungleich schwerer zu treffen sein. Aber selbst wenn eS gelänge, mit Frankreich sich zu verständigen, wären die Schwierigkeiten nicht aus der Welt ge schafft. Die Entwickelung der Zuckerindustrie in anderen Ländern, namentlich in den skandinavischen, hat in den letzten Jahren der artige Fortschritte gemacht, daß es nur noch eine Frage der Zeit ist, wenn diese Länd« als beachtenSwerthe Concurrentea auf dem Weltmärkte auftreten werden. *— Allgemeine Local- und Straßenbahn-Gesell schaft. Im Gesellschaftsregister deS Berliner Amtsgerichts ist jetzt zur Eintragung gelangt, daß das Grundkapital um 2 Millionen Mark auf 5 Millionen Mark erhöht worden ist. f:f Dortmunder Bergbau. Die Nachricht, daß auf Zeche Helene", die während des Winters recht erheblichen Wasserzuflüsse wieder auf ihren früheren Stand zurückgedrängt seien und die Förderung innerhalb 14 Tagen vermehrt werden könne, lautet anscheinend recht günstig, ist aber, genauer besehen, außerordentlich ungünstig. Die stärkeren Wasserzuflüsse beginnen mit dem October, sobald durch die kühle Temperatur die Verdunstung der zur Erde kommenden Feuchtigkeit nachläßt; gelingt es erst in 14 Tagen, d. h. Anfang Juli, diese Zuflüsse soweit zu bewältigen, um die volle Förderung wieder ailfzunedmen, so hat die Grube ca. 9 Monate hindurch keine volle Leistung gebabt, dazu kommt noch eine Zeit verminderten Absatzes, ist doch schon für Mai die Für- derung der syndicirten Gruben vom Syndikat nm 14 Proc. ein. geschränkt, was im Juli-August aber schlimmer werden dürfte. Danach dürfte die vorjährige Förderung von 149 853 t bei „Helene" nicht wieder erreicht werden, und doch war sie damals noch zu klein, um den Betrieb mit Nutzen zu führen. Vielmehr brachte „Helene" in 1893/94 94191 Verlust und bringt in 1894/95 nach jener Mittheilung wahrscheinlich noch etwas mehr Einbuße. Dortmunder Bergbau besitzt außerdem noch die Zeche „General", die in 1893/94 123 396 t Kohlen lieferte, von denen 70 230 t verkokt und daran insgesammt 10118 ^ brutto ver dient wurden. Stellt sich dies im laufenden Jahre ähnlich, und aus dem Schweigen über die obige Mitthetlung bezüglich „General" läßt sich dies annehmen, so wird Dortmunder Bergbau, wie im Vorjahre, wieder mit ca. 168000 Verlust ohne Abschreibungen schließen. Letztere wurden 1894 in Höhe von 150 000 aus einem Special-Reservefonds von 4M 000 entnommen, und da derselbe noch 250 OM >1 beträgt, dürfte dasselbe Verfahren jetzt wiederholt werden. Dagegen ist der gesetzliche ReservefoudS schon 1893/94 durch Entnahme von 67 353 X ausgezehrt und wird sonach auf eine Unterbilanz von ca. 270 OM X zu rechnen sein. Ob die Gesellschaft mit solcher Unterbilanz fast ohne Reserven und ohne Geldmittel weiter bestehen kann, erscheint zweifelhaft. Die Borzugs- Actien notirten Ende 1893 ca. 29 Proc.» Ende 1894 ca. 30, gegen wärtig 27,60. Werden nun 4 Actien zu einer zusammengelegt, was durch den Cour- sozusagen als angemessen indicirt ist, und einige Hunderttausend Mark baar von den Actionairen zugezahlt, so wäre allerdings der Fortbestand d« Gesellschaft gesichert. Man hegte große Erwartungen vou der vor ca. 2 Jahren eingetreteuen neuen Verwaltung, doch hat sie denselben bisher nicht entsprochen. *— Westfälisches Coakssyndicat. Die statutenmäßige MonatS-Bersammlung findet am Sonnabend, den 29. d. Mts., rn Bochum statt. Die Tagesordnung lautet: 1) Geschäftlicher Bericht, 2) Productions - Einschränkung pro Juli l. I., 3) Festsetzung der Beiträge pro Juli l. I., 4) Aufnahme der Verhandlungen gemäß 8- 9 des Vertrages. *— „Hannovera", Militairdienst- und Aussteuer Versicherungsgesellschaft. Bor einigen Tagen hat in Hannover die diesjährige ordentliche General-Versammlung stattgesunden. An- wesend waren 19 Mitglieder mit einem BersicherungScapital von 74185 und 71 Stimmen. Im abgelaufenea Geschäftsjahr wurden 2011 Versicherungsanträge über 2 336 390 erledigt. Bei ahreSschluß bestanden 10 692 Policen über 11979 706 »> Die .rämirnreserve «höhte sich um 373 305 auf inSgesammt 2 4M 921 Das belegte Vermögen erhöhte sich um 385033 >l, und war angelegt in mundrlsicheren Hypo theken im Betrage von 1957 498 ^l, in Darlehen an die Versicherungsnehmer gegen Verpfändung von Policen in Höhe vou 23 657 in Wechselpapieren (nach den Bestimmungen de» 8. 22d des Statuts zum Äuchwerth vom 31. December 1894 im Betrage von 169 468 in Lombarddarlehen in Höhe vou 4000 ^!, insgesammt 2 154 624 Der Ueberschuß im Jahre 1894 betrug 15 902 ^l; die Zinsen-Einnahme stieg aus 86 90? Im Jahre 1894 wurden zur Zahlung fällig 35 Versicherungen über 39 478 ^k, 1895 werden fällig 55 Versicherungen im Betrage von 4? 952 Der Geschäftsbericht und die Bilanz wurden genehmigt und der Direktion und dem AufsichtSrath Decharge ertheilt. An Stelle de» statutenmäßig ausscheidenden Weinhändlers Michaeli» wurde He« Vr. Putensen mit 39 Stimmen gewählt, Herr Michaelis «hielt 32 Stimmen. *— Die Rhederei vereinigter Schiffer zu Breslau hielt eine außerordentliche General-Versammlung ab; in derselben waren 539 Stimmen, einem Actiencapital von 539 OM ^l! ent sprechend, vertreten. Als erster Gegenstand stand die Genehmigung deS Ankaufs d« Rhederei krause L Nagel auf der Tagesordnung. Der betreffende Vertrag wurde zur Kenntnißnahmr vorgelegt und der Ankauf der Rhederei fand einstimmige Genehmigung. Demnächst wurde beschlossen, das Actiencapital der Gesellschaft um 400000^, auf 1 Million Mark, zu erhöhen und demgemäß 4M Stück neue Actien auSzugeben. Die neuen Actien sind, wie hierbei mit- getheilt worden, von einem Consortium bereits fest übernommen. Hierauf erfolgte die Abänderung einzelner Paragraphen deS Statuts, wie sie vom Aufsichtsrath vorgeschlagen wurden. Hierauf wurde die Anzahl der Mitglieder de» AossichtsrathS auf die Maximalzahl von 10 «höht. Die Rhederei Krause L Nagel ist, wie bekannt, für einen Preis von 600 OM erworben worden; davon hat die Rhederei vereinigter Schiffer 4M OM baar erlegt und eine Hypothek von 200 OM selbstschuldnerisch übernommen. Z Nach oberschlesischrn Meldungen ist dort der Zuckerrüben bau in diesem Jahre sehr erheblich zurückgeaangea. Der Fürst Pleß soll beabsichtigen, den Zuckerrübenbau künftig ganz rinzustellrn und eine große Brennerei zn errichten. Z Die HandrlSkamm« für Sprottau-Sagan bezeichnet in ihrem Jahresberichte für 1894 den Geschäftsgang in fast allen Branchen de» Bezirks als schleppend. Ter von den Handels-Ver trägen «wartete allgemeine Aufschwung sei auSgeblieben, ober ohne die Verträge würde die Loge noch schwieriger sein. Der Zollkrieg mit Spanien wird beklagt, weil er auch die deutsch« Industrie und den deutschen Handel schädige. Di« Tuch-Industrie de« Bezirk», welche über 2100 Arbeiter beschäftigt »nd für über 6 Millionen Mark Tuche anfertigt, erkennt an, daß die Handelsverträge ruhige und stetige Verhältnisse geschaffen haben, betont aber, daß di« noch immer zu hoben Zölle für Wollwaarrn eine» lebhaften Export nach den LertragSstaaten nicht gestatte». *— In Ergänzung de« Bericht» üb» die am 25. diese» MonatS abgrhaltene General-Versammlung de- Oberschlest schen WalzwerkS-verbande« wird d« „Berl. Börs.-Ztg. mitaetheilt, daß beschlossen worden ist» dn» Verband bi» auf «eitere» fortbestehen zu lassen und, nachdem sich inzwischen die Aussichten für da« Zustandekommen eine» Rheinisch. West sälisch«,, bezw. Deutschen WalzwerkS-verbande» günstig« gestaltet haben, die Verhandlungen wegen Coustituirung eine» solchen unverzüglich eiMleiten. Zu diesem Zweck ist ei« Com- Mission, bestehend auS Vertreter» der drei größten oberschlrflschen Walzwerke gewählt worden, welche die erforderlichen Schritt« sofort unternehmen wird. Es läßt sich heute allerdings noch nicht sagen, ob und inwieweit diese Schritte den erwünschten Erfolg haben werden, sie werden indessen dadurch unterstützt, daß gleichzeitig cou- statirt werden konnte, daß der Beschäftigungsgrad der Werke in Oberschlesien ein durchaus befriedigender sei und daß für da» dritte Quartal nicht mehr belangreiche Quantitäten für den Verkauf disponibel sind. ES sollen diese noch freien Quantitäten nur zu erhöhten Preisen abgegeben werden. *— Rumänischer Schwindler. Au-kaufmännischen Kreisen schreibt man dem „Confect.": „Die Manufacturwaareufirma A. I. Barasch in Bukarest hat im October verflossenen Jahre» die Zahlungen eingestellt, und, trotzdem rin erdrückende» Beweis- material vor Augen aller Welt klar liegt, wie verbrecherisch d« Mann zu Werke ging, um seine Gläubiger vollständig zu über- vortheilen, hat die Justiz noch immer nicht die strafende Hand nach ihm auSgestreckt. Dte Zahlungseinstellungen in Rumänien sind keine überraschenden Erscheinungen, doch hat die Pleite Barasch in ihrer betrügerischen Natur, in der Art und Weise, wie sie angelegt, auSgedüstelt und begangen wurde, das Höchste erreicht, was die Criminalgeschichte einer civilisirten, auf Recht und Gesetz beruhenden Welt aufzuwrisen hat. Barasch besaß eine kaum glaubliche Fähigkeit, eine falsche Bilanz auszustellen» die ihm Oortheil bringen, die Gläubiger aber gründlich schädigen soll. Er wußte sich ein stattliches Contingrnt von armen Verwandten, ausirern und dürftigen, um den kärglichen Tagesbedarf ringenden ndividuen zu verschaffen, um sie al» Creditorrn in die Bilanz einzuschalten. Er schraubte somit seine Passiven, die ungefähr 70 OM FrcS. betrugen, auf das Doppelte hinauf» um die au» dem Plus der fingirten Passiven entfallende Quote in seine Tasche zu schieben. Er führte einen Zwangsvergleich mit 15 Proc. durch, da er kein Bedenken trug, selbst Fälschungen zu seinem Bortheil ins Treffen zu führen, lachte sich dann iuS Fäustchen, diesen böswilligen Gläubigern, die ihr sauer erworbenes Geld sich nicht mit Gewalt aus den Händen reißen lassen wollten, eins versetzt zu haben; doch ist jetzt endlich gegen Barasch Anzeige erstattet worden, und er wird sich vor dem Richter zu verantworten haben. j:j Mexikanische Werthe. Die drei an der Berliner Börse gehandelten Anleihen sind im Juni Wied« um mehrere Procent gestiegen: am 31. Mai notirten die großen Stücke der 6 proc. An- leihe von 1888 88 Proc., inzwischen sind sie schon mit 92,80 bezahlt worden. Die Anleihe von 1890 hob sich von 88,25 auf 93 und die 5 proc. Eisenbahn-Anleihe von 74,25 auf 79,50. Für die kurze Zeit eines Monats sind solche Courssteigerungen von 4,75—5,25 Proc. sehr beträchtlich. Die Anleihe von 1888 wurde am 23. März 1888 durch Bleichröder in Berlin zur Zeichnung aufgelegt zum Course von 78,25 Proc.; es ist erstaunlich, wie sehr die Wenhbemesjung während einer so kurzen Zeit sich geändert hat. Die Schuld belief sich ursprünglich auf 214 200000 und wenn auch dir Tilgung mit V« Proc. und ersparte Zinsen bereits 1893 begonnen hat, konnte sie in diesem kurzen Zeitraum den Betrag nicht nenncnswrrth ver mindern. Die zweite Anleihe von 1888 und 1889 sind die 5 proc. Staats-Eisenbahn-Obligationen der Bahn von Tehuantepec in Höhe von 55 080 OM die am 18. December 1889 von der Dresdner Bank zu 77,50 aufgelegt wurden, souach ebenfalls ihren Ein- sührungscours bereits überschritten haben. Die dritte Anleihe ist die 6procentige von 1890 in Höhe von 122 4M OM ^4, die am 9. September 1890 zu 93,25 vou Bleichröder aufgelegt wurde, so nach ihren Einführungscours noch nicht voll wieder erlangte. Die Tilgung findet seit dem 1. April 1893 durch '/« Proc. und ersparte Zi»>en statt. Die Steigerung ist in erster Linie der treuen Pflicht erfüllung und Ehrlichkeit der mexikanischen Regierung, welche jede Verkürzung der Gläubiger entschieden ablehnte, und der inneren Besserung der Finanzen zuzuschreiben. Letztere ist bedeutend, da es gelungen, den Coupon des 1. Juli aus den eigenen Einnahmen vollständig zu decken uud außerdem das bei Bleichröder hinterlegte Depot zu verstärken. Vergessen darf man indessen nicht, daß auch ein wichtiger, mit den mexikanischen Verhältnissen in gar keinem Zusammenhänge stehender Grund sehr zur Beliebtheit dieser Papiere beitrug, wir meinen die vielen Ziusherabsetzungen von Staats papieren und Renten, sowie die hohen für alle Werthpapiere gezahlten Preise. Die deutsche 3 proc. Reichs-Anleihe stand am Ende vorigen Jahres 95,75 und ist inzwischen auf IM gekommen, die Aussichten auf weitere Courssteigerung sind dah« sehr gering, und der Zius- genuß ist es gleichfalls. Schon haben die Landschaften angesangen, den Zinsfuß ihrer Pfandbriefe von 4 und 3,5 auf 3 Proc. herab- zusetzen, und die 4proccnt. preußischen Consols können in nächster Zeit denselben Schritt thun. Die gesammte deutsche Capitalisten- weit ist dadurch in Unruhe versetzt und zur Prüfung gedrängt, ob sie nicht besser thue, statt der herabgesetzten Papiere höher verzins- liche zu «werben. Biele kleinere Besitzer können den Verlust nicht ertragen, vermögen bei geringeren Zinscinuahmen und erhöhten Steuern den Schmachtriemen nicht mehr fester zu schnallen und sich mühsam durchs Leben zu schlagen; da werden naturgemäß in erster Linie Mexikaner als gegenwärtig höLstrentirrndeS Papier zum An- kaufe ins Auge gefaßt. Das Höchstrentirrnd ist wenigsten» mit Ausnahme der serbischen bproc. Rente, die ca. 71 steht, richtig. Sie verzinst ihren Kaufpreis noch mit 7 Proc., während Mexikaner zu 93 etwa» über 6,45 Proc. Zinsen tragen. Serben sind aber so wenig zuverlässig, daß vorsichtige Cavitalisten ihre Finger gewiß davon lassen. Freilich nimmt man allgemein an, daß Mexiko bald seinen Zinsfuß aus 5 Proc. ermäßigen werde; da indessen dies nur bei Ueberschreiten des Pari - Courses möglich ist, liegt darin «in großer Reiz zum baldigen Kaufe, da der letzige Erwerber die 7 proc. Courssteigerung bis zu IM Proc. gewinnt. Ob und wann solche Conversion zu Staude kommt, läßt sich indessen nicht vorher be- stimmen. Von 93 bi» IM fehlen nur 7 Proc., die in zwei Monaten erreicht sein können, ab« ebenso gut zwei Jahre braucheu; aur da» Glück entscheidet hier. LandwirthschaftttcheS. ir. Mehl von Sonnenblume».Kuchen als Futtermittel in Deutschland. Diese Kuchen sind rin hochgeschätzte» Liehsutter in Rußland und auch in den östlichen Provinzen de» deutschen Reiche». Schon im Jahre 1866 stellte Rußland auS den Kernen der Sonnenblumen IMOM Ctr. Oel her, das einen ausgezeichneten Geschmack besitzt und als Speiseöl dient. Seit dies« Zeit stieg die Production vou Jahr zu Jahr. Die übrigbleibeooru Kuchen (hydraulische Pressen werden «ach der Wochenschrift „Deutscher Müll«" zur Auspreffung drS Oeles verwendet) sind viel härter als alle andern Oelsaatenkochen, und auS diesem Grunde sind die Sonnenblumen «Kuchen in ihr« Anwendung alS gute» Futter- mittel auf kleine Kreise, die sich besonder» mit Viehzucht beschäftigen, beschränkt geblieben. Rußland führt solche Kuchen namentlich nach Dänemark, Schweden und Norwegen auS, ebenso sind die deutschen Ostprovinzen Abnehmer, wo durch geeignete Zerkleinerungsmaschinen die Kuchen zu einem körnigen Futtermehl verarbeitet wrrden. Gesichtet wird e» durch Gewebe von 1 mw Maschenwrite. DaS Mehl der Sonneoblumenkernr findet viel leichteren Absatz als die ganzen Kuchen, die im Westen uud Süden Deutschlands al- Futtermittel noch so gut wie unbekannt sind. Die Sonnenblume wird in der Mark neuerdings im Großen angrbaut, da da» Oel der Kerne dem Olivenöl sehr nah« kommt und 50 Pfd. Kerne iu der Regel ein Liter Oel enthalte». Post-, Telegraphen- und Fernsprechwesen. * Berlin, 27. Juni. Die Post vou dem am 23. Mai au» Shanghai abgegangenen ReichS-Postdampf« „Karlsruhe" ist tu Neapel eingetroffrn und gelangt für Berlin voraussichtlich am 28. Juni Vormittags zur Ausgabe. * Hamburg, 27. Juni. Post nach Westafrika. Die Woermann-Linie wird den Dampf« „Jeanette Woermann" (Linie IV) am 30. Juni nach der Westküste Afrika» abfertigeu. Derselbe soll nach folgenden Plätzen zur Postbeförderung benutzt werden: Teneriffa, LaS PalmaS, Monrovia, Goröe, Dakar, RufiSque, Accra, Addahf, Quittahf, Lomes, Baaidas. Slein-Povo7. Landaus, Sabenda, vanana, Boma, Matadi, Nkalakala, Noqui*, Sao Antonio*, Muculla", Ambrizrtte*, Mussera*, kinfembo*, Ambriz, Loantza. Benguella, Swakopmund*, Walfischbai* und Windhoek. (Nach den mit einem Stern (*) bezeichnete» Orten sind Einschreibebriefe nicht zulässig. Packete kommen nach den mit einem kreuz (s) bezeichnete» Orten nicht zur Absendung.) — Dte Schlußzrit für dir mit diesem Dampfer ,u befördernden Briefsendungeu tritt erst am 1. Juli, 12 Uhr Mittags, bei dem Postamt 1 (Stephan»- platz), diejenige für Packete an demsrlbeu Tag« 11 Uhr vormittag» bei dem Postamt 8 hi,«selbst ein.
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