Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189508114
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950811
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-11
- Monat1895-08
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1895
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Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichnib. Tabellarischer und Ziffernsa- nach höherem Tarif. Extra »Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderimg 60.—, mit Postbesordrrung 70.-'. Annahilieschluß für Änzeigea: (nur Wochentag») Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. vei den Filialen und Annahmestellen je rin» halbe Stunde früher. Auzei-eu sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^° 386. Sonntag den 11. August 1895. 89. Jahrgang. Die nächste Nummer erscheint am Montag Abend. Anzeige« für diese Nummer, welche in erweitertem Umfange ausgegeben wird, werden bis Montag früh ttt Uhr angenommen. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Das 32. Stück des diesjährigen Reichsgesetzblattes ist bei uns eingegangen und wird bi« zum 4. September VS. IS. auf dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auShüngen. Dasselbe enthält: Nr. 2L60. Gesetz, betreffend die Bestrafung deS SclavenroubeS und de- Sklavenhandels. Vom 28. Juli 1895. Nr. 2261. Gesetz, betreffend die Abänderung des Gesetzes, be treffend die Einführung einer einheitlichen Zeit bestimmung, vom 12. März 1895. (ReichS-Gesetzbl. S. 93.) Vom 31. Jult 1895. Leipzig, de» 7. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Krumbiegel. Bekanntmachung. I e 2342 Nachdem zufolge unserer Bekanntmachung —— vom 28. Juni -r> V 1895 der Plan y ^ / 7130' ^ Fluchtlinien der für das Areal zwischen Wurzener, Bernhard-, Roßbach« und Gartenstraße in Aussicht genommenen, die beiden letztgenannten Straßen mit einander verbindenden Straße ^ in Leipzig-Neusellerhausen und Leipzig- Sellerhausen sowie die Fluchtlinien der Gartenstraße in Leipzig- Sellerhausen bei der Einmündung der Straße X betreffend, vor schriftsmäßig und zwar vom 6. Juli bis einschließlich 2. August 1895 öffentlich ausgelegen und Widersprüche nicht erfahren hat, so hat derselbe nunmehr gemäß 8- 22 des Regulativs vom 15. November 1867, die neuen städtischen Anbaue und dir Regulirung der Straßen betr., für festgrstellt zu gelten. Leipzig, den 7. August 1895. Der Rath -er Stadt Leipzig. Io 8842. vr. Tröndlin. BtS' Bekanntmachung. Die Herstellung einer 40 om im Lichten weiten Thonrohr- schlentze in der verlängerten Eisenbahll-Stratze, von der Lützner bis zur verlängerten Demmering-Straße in Letpzig-Lindenau soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 28 aus und können dort eingeschen oder gegen Entrichtung von 50 ^ die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Thonrohrschleuke in der Eisenbahn-Stratze in Leipzig-Lindenan" versehen, in dem oben bezeichnet«!, Geschäftszimmer bis zum 17. dss. Monats 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zulehnen. Leipzig, den 10. August 1895. Des RathcS der Stadt Leipzig Io. 3699. Stratzenbandeputatian. Gesucht wird der am 16. Mai 1859 in Peisterwitz geborene Handarbeiter Karl Ernst Salzborn, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 9. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig» , ^ ^ m 448? Armenamt, Abth. ll. 8a. 231.4. L. v. I. Nr. ^ - Hentschel. Kaniß. Gesucht wird der am 17. Juli 1850 in Wilschkowitz geborene Handarbeiter Carl Wilhelm Knorr, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, de» 8. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen-Amt, Abth. II. k. HI Nr. 1152b. Hentschel. Käppel. Bekanntmachung, Gencralrevision über die Droschken betreffend. Die Geueralrevision der Droschken mit ungeraden Nummern findet Dienstag, den 2V. Auanst or. ans dem Wege an der Tribüne der Rennbahn statt. Es haben am gedachten Tage ihre Geschirre vorzufahren, die Concessionare mit den Anfangsbuchstaben —P. Vormittags 8 Uhr, O—» 9 » L.—dl. - '/«10 - K.—3. - »/.ll - 8od.—2. « V»l2 - Die Ausfahrtszeiten sind pünktlich einzuhaltrn. Die Concessionare haben bei Vorführung ihrer Nummern zugegen zu sein. Droschken und Ge,panne müssen in Bezug auf ihre Beschaffenheit den in 8- 6, die Dienstkleidung der Drojchkenführer den in 8- 10 des Droschken-Regulativs vom 22. November 1890 gegebenen Be stimmungen allenthalben entsprechen. Die Lackirung der Droschken hat io der Weis« zu geschehen, wie die« an einer bei dem Polizeiamt ausliegenden Probespeich« er sichtlich ist. UnvorschriftSmäßig lackirte Wagen werden, wie tu der Bekanntmachung vom 7. Juni or. bereit- bekannt gegeben, zorück- gewiesen und nach Befinden bi- zur probemäßigen Hnfftellung außer Betrieb gesetzt. Zuwtverhandlnngen gegen vorstehend« Anordnungen werden nach 8. 53 de- Regulativs bestraft werden und haben die Concessionare nach Befinden überdies die Außerbetriebsetzung der nicht vorschrifts mäßig vorfahrenden Geschirre zu gewärtigen. Leipzig, am 22. Juni 1895. Da» Polt,eiamt der Stadt Leipzt«. v. L. 2812. Bretschneider. Erledigt bat sich der gegen den früheren HauSmanu Robert Munktvitz au» Leipzig erlassene Steckbrief vom 7. Juni 1895. König!. Landgericht Leipzig, am 10. August 1895. Der Untersuchungsrichter. Rauher. Bekanntmachung. Die diesjährige hiesige MichaeliSmcffe beginnt für Erotz- nnd Uleinhandel Sonntag, den 25. August, und endet Sonntag, den 15. September. Die Lcdermeffe wird jedoch erst Montag, den 2. September, eröffnet und die Metzbörse für die Lederindustrie Dienstag, den 3. September, Nachmittags 2—4 Uhr im Saale der „Neuen Börse" hier abgehalten. Leipzig, am 18. Juli 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Lampe. I» 3159. 1084. Freiwillige Versteigerung. Das in Leipzig an der Hohen Straße Nr. 18 gelegene, auf Fol. 1589 des Grund- und Hypothekenbuchs für die Stadt Leipzig eingetragene Eckgrundstllck, ferner die in Leipzig an der Elisenstraße Nr. 19/21 gelegenen, auf Fol. 1825 de- Grund- und Hypotheken buch- für die Stadt Leipzig eingetragenen HauSgrunbstücke, ins- gesammt den Loth-Müller'jchen Erben gehörig, sollen erbtheilungs- halber durch das Unterzeichnete Gericht öffentlich an den Meist bietenden versteigert werden und ist deshalb der 12. August 18S5, Vormittags 10 Uhr als Bersteigerungstermin anbcraumt worden. Die Versteigerung findet an Unterzeichneter Gerichtsstelle, Zimmer 88, statt, woselbst auch die Bersteigerungsbedingungen eingesehen werden können. Leipzig» den 22. Juli 1895. Königl. Amtsgericht, Abtheilung V, S. Rehrhofs v. Holderberg. Häußler. Die städtische Sparcaste beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, deu 1. Februar 1895. Die Sparcaffen-Deputatio«. Ein conservativer Vorstoß gegen das geheime Wahlrecht. ^ Ein Veteran der conservativen Partei, der zweiund- neunzigjährige Graf von Pfeil-Burghauß, hat in einer offenen Ansprache seine Partei- und Gesinnungsgenossen zum Kampfe gegen daS geheimeWahlrecht aufgefordert. Das allgemeine, gleiche und direkte Wahlverfahren will er Wohl gelten lasten, nur die geheime Abstimmung nicht. Die Eonser- vativen würden wenigstens auf gesetzlichem Wege bleiben, wenn sie diese Verfassungsänderung in ihr Programm als Forderung aufnähmen. Falls aber die Conservativen auf diesem Wege obne Erfolg oder gar, was Graf Pfeil nicht für ausgeschlossen hält, nur mit wachsendem Mißerfolg operiren sollten, empfiehlt er den verbündeten Regierungen, Deputirte aus allen Landtagen einzuberufen und diesen einen Reformplan für da- ReichStagswahlverfahren vorzulegen. Da» wäre ein Verlassen des verfassungsmäßigen Weges, zu Deutsch der Staatsstreich. Die Persönlichkeit, von der die Empfehlung auSgeht, ist der Alterspräsident des preußischen Herrenhauses und ein Conservativer vom alten Schlage. Seine offene Erklärung bestätigt wieder die Vermuthung, daß eine mehr oder minder große Gruppe von preußischen Altconser- vativen auch heute noch nicht so weit mit dem Gange der Zeit ein Abkommen getroffen hat, um sich rückhaltlos auf den Boden der freiheitlichen Errungenschaften von 1867 bi» 1871 zu stellen. Das nach unserem Dafürhalten glück liche Compromiß, welche- in jenen Jahren zwischen dem reinen Majorität-- und dem AutoritätSprincip, zwischen dem nach seinem Selbstbestimmung-recht verlangenden Volke der allgemeinen Schul- und Wehrpflicht und den älteren Mächten des Staates getroffen ist, besteht für die Altconservativen vom Schlage deS Grafen von Pfeil entweder nur auf kurze Probe zeit oder überhaupt nicht zu Recht. Wer sich einmal auf diesen äußersten Standpunkt begiebt, muß sich natürlich auch darüber klar sein, daß für ihn auf dem Boden deS gegebenen Wahl rechts, auf dem verfassungsmäßig die Mitwirkung deS Volkes an der Bestimmung seiner Schicksale stattfindet, kein Raum zur Bethätigung übrig bleibt. Wollte also die konservative Partei der Ermahnung deS Grafen von Pfeil Folge leisten, so thäte sie allerdings am besten, lediglich noch mit Miß erfolgen bei allgemeinen ReichStaaSwahlen zu rechnen. Wir bezweifeln übrigens, daß die Conservativen von Partei wegen diesen entsagungsvollen Standpunkt beziehen, sehen vielmehr voraus, daß sie sich möglichst bestreben werden, den Eindruck der Kundgebung de- Grafen von Pfeil abzuschwächen, namentlich betreffs de- einen Satze-, in welchem er den Wählern freistellt, jeden Conservativen für einen verkappten Gegner der geheimen Stimmabgabe zu nehmen. Die große Verlegenheit, welche für die Conservativen au« diesem einen Satze der Pfeil'schen Veröffentlichung erwachsen muß, wird man erst dann verstehen, wenn man erwägt, wie die Conservativen seit einigen Jahren ihre strategischen Künste in den west-, nordwest- und mitteldeutschen Gebieten er proben, wo der bäuerliche Besitz in den verschiedensten Ab stufungen zu Hause ist. Dort herrschen ganz andere sociale Einflüsse und Gegensätze, als in den ostelbischen Ge bieten de- Großbesitzes. Die Conservativen hatten diese Ein flüsse und Gegensätze unverkennbar richtig gewürdigt, indem sie den Anschein vermieden, al- ob sie selbst, die Conservativen au- dem ostelbischen Preußen, den Vorstoß nach Mittel-, West- und Nordwest-Deutschlaub unternähmen. Dazu mußte ihnen eine andere Organisation dienen, und in dem Cartrl zwischen der Berliner Leitung de- Bunde- der Landwirthe und Herrn Liebermann von Sonnenberg war eine gar nicht üble Organisation hierzu gefunden. Aber wenn diese ack kcw geworbene Hilfstruppe den konservativen Parteischild in da- Gebiet de- bäuerlichen Besitze- erfolgreich vorantragen sollte, mußte sie im Puncte de- Wahlrecht- zuverlässig sein. Namentlich der kleinbäuerliche Besitz in Mitteldeutschland hat in den zurückgelegten und glücklich abgeschlossenen Jahr hunderten deutschen Elends jener breiten Schicht der be herrschten Classen angehört, denen jeglicher Stachel fehlte, um sich gegen politische und wirthschaftliche Bedrückung der oberen Zehntausend zu wehren, bezw. um diese zur Er füllung der Pflichten anzuhalten, die ihnen der Besitz anf- erlegen mußte. Zwar ist die Befreiung deS Bauernstandes der Verleihung deS Wahlrechts lange vorausgegangen, und Bürger und Bauer haben da- Wahlrecht erhalten als Mittel zum Zwecke einer unbefangenen Mit wirkung in der vor dem Gesetze gleichen staatsbürger lichen Gemeinschaft. Aber etwas Anderes ist es, in welchem Geiste das Mittel dargeboten und in welchem es entgegen- genommen wurde. WaS den kleinbäuerlichen Besitzer betrifft, so hat er es entgegengenonimen und verstanden als einen Stachel, um sich gelegentlich auch mal wehren zu können, und gerade im Geheimniß der Stimmabgabe bat er die Wirksam keit dieses Stachels erkannt. Nun kommt Gras von Pfeil- Burghauß mit einer Erklärung gegen eben diese Eigenschaft deS Wahlrecht- und verräth gewissermaßen, daß alle Confer- vativen im Grunde des Herzen« doch die nämliche Gesinnung betreffs der geheimen Stimmabgabe hegen, wie er. DaS muß den conservativen Strategen, die sich die Eroberung der deutschen Landschaften mit mittlerem und kleinem bäuerlichen Besitz vorgenommen haben, bitterliche Verlegenheiten schaffen. Doch nur verdientermaßen. Die Erfahrungen, auf die Graf Pfeil sich stützt, um schließen ein Vierteljabrhundert. Die Vergangenheit, die wir mit der Einrichtung deS neuen ReickeS abgeschloffen haben, währte ein Jahrtausend. Wenn die Deutschen erst seit 25 Jahren im Besitz deS bedeutendsten Mittels zur Ausübung ibreS Selbstbestimmung-rechte- sind, so läßt sich über den Gebrauch, den sie auf die Länge der Zeit von diesem Mittel machen werden, au« guten und unbequemen Erfahrungen einer so kurzen Ein führung-Periode überhaupt noch nicht urtheilen. Wenigstens lehnt man vom liberalen Standpunkt jede- solche Urtheil, da« abschließenden Werth beansprucht, am besten kurzer Hand ab. Versucht man e- aber, einmal auf den conser vativen Standpunkt sich zu stellen, so bietet sich doch auch dort mancher praktische Gedanke, der Zurückhaltung zu empfehlen scheint. Wer sagt denn den Conservativen, daß diese 25 Jahre schon alle und jede Möglichkeit haben er kennen lassen, Angesichts deren es auch einem conservativen Politiker sehr nützlich erscheinen könnte, daS Wahlrecht zu besitzen, so wie es zur Zeit beschaffen ist? Deutsches Reich. L. 6. Berlin, 10. August. Von der Gesammt- bevölkerung des preußischen Staates sind nach der amtlichen preußischen Statistik im Jahre 1893 385 661 männ liche und 360 817 weibliche, überhaupt 746 478 Personen gestorben. Außerdem sind den Standesbeamten 39 043 (2l S80 männliche und 17 053 weibliche) Todtgeborene gemeldet worden. Ohne Berücksichtigung der Todtgeborenen beträgt die Sterbeziffer, auf 1000 Lebende am 1. Januar 1893 berechnet, für die Bevölkerung überhaupt 24,2, für den männlichen 25,5 und 23,0 für den weiblichen Theil derselben. Vergleicht man diese« Ergebniß mit dem für die früheren Jabre ermittelten bi- zum Jahre 1875 zurück, seitdem durch die Stande-amt-einnchtung eine ein heitliche Berichterstattung und Verarbeitung der Nachrichten über die Gestorbenen ermöglicht worden ist, so erscheint da« Jahr 1883 ungünstiger als die sechs vorhergehenden Jahre, indem von lOOO Personen überhaupt starben im Jahre 1892 23,5, 1891 23,0, 1890 24,0. 1889 23,1, 1888 22,9, 1887 23,9, während in der Zeit von 1875 bis 1887 die Sterblichkeitsziffer sich zwischen 24,8 und 26,3 bewegte. Die Sterblichkeit der einzelnen Regierung» bezirke zeigt verschiedene Abweichungen: am niedrigsten war sie im Regierungsbezirk Aurich mit 17,2; eS folgen Stade mit 19,4, Osnabrück mit 19,5, Schleswig mit 20,1, Köslin mit 21,0, Wiesbaden mit 21,6, Lüne dura mit 21,7, Minden mit 21,8, Hannover mit 22,0, Düsseldorf mit 22,1, Berlin mit 22,3, Kassel mit 22,6, Erfurt und HildeSheim mit 22,7, Arnsberg und Trier mit 22.9, Posen und Coblenz mit 23,2, Aachen mit 23,5, Frank- furt mit 23,7, Münster mit 24,4, Stettin mit 24,6, Brom berg mit 24,8, Merseburg mit 25,0, Sigmaringen mit 25,1, Magdeburg und Köln mit 25,3, Gumbinnen mit 25,5, Königsberg mit 25,7, Marienwerder mit 25,8, Danzig mit 25.9, Pvt-dam mit 27,2, Stralsund mit 27,5, Oppeln mit 27,8, Liegnitz mit 28,9 und BreSlau mit 29,3. Be- züglich wichtiger Todesursachen sind hervorzu- Heven 136 Todesfälle an Pocken, 289 an Cholera asiatica Es sind ferner gestorben unter 10 000 Einwohnern an Scharlach 3,23, an den Masern und Rötheln 2,84, an Diph therie und Croup 17,97, an Keuchhusten 4,95, an TyphuS 1,71, an Ruhr 0,37, au einheimischem Brechdurchfall 7,37, an Diarrhöe (der Kinder) 6,44, an akutem Gelenkrheumatismus 0,63 an den Skropbeln und an der englischen Krankheit 0,96, an Tuberkulose 24,96, an Krebs 5,10, an Luftröhrenentzündung und Lungencatarrh 8,22, an Lungen- und Brustfellentzündung 18,64, infolge von Selbstmord 2,08 und durch Verunglückung 3,68. Bon Interesse sind ferner die Todesfälle an Influenza. Es erlagen dieser Krankheit 10 403 Personen gegen 15 911 im Jahre 1892, 8050 im Jabre 189l, 9576 im Jahre 1890 und 314 in den beiden letzten Monaten de- Jahre- 1889. Durch Selbstmord endeten im Jahre 1893 in Preußen 6409 Personen ihr Leben, und zwar 5135 Männer und 1274 Frauen. Auf 100 000 Lebende entfallen ebenso wie in den beiden Vorjahren 21 Selbstmorde. DaS Verhältniß schwankte in den Jahren 1869 bi« 1893 zwischen 11 und 22, da« günstigste Verhältniß wurde 1871 und 1873, da- ungünstigste 1883 und 1888 beobachtet. Die Untersuchungen haben ergeben, daß mit zunehmendem Alter der Hang zum Selbstmorde wächst, nur in der Altersklasse zwischen 25 und 30 Jahren ist in jedem Jahr eine Unterbrechung dieser Zunahme zu verzeichnen. Die Beweggründe der Selbstmorde sind naturgemäß in vielen "'allen sehr schwierig festzustellen, eS blieb daher in jedem .ahre eine Anzahl von Selbsttödtungen übrig, deren Trieb feder nicht zu ergründen war; im Jahre 1893 war dies bei 1293 Selbstmorden, das sind 20,2 v. H., der Fall. Im Nebligen hat sich ergeben, daß ungefähr der vierte Tbeil der Selbstmorde unzweifelhaft durch Geisteskrankheit verursacht wird und daß auch von den Uebrigen eine noch größere Zahl auf psychologische Beweggründe zurückzusühren ftt. Unter den Arten des Selbstmordes treten vier, nämlich Erhängen (an erster Stelle), Ertränken. Erschießen und Ver giften besonders hervor; von den 6409 Selbstmorden deö Jahres 1893 sind 6048 auf diese Weise bewirkt, und zwar zeigt sich in dem Verhältniß der verschiedenen anscheinend willkürlichen Handlungen, durch die freiwillig der Tod herbei geführt ist, in allen Jahren eine merkwürdige Uebereinstimmung. Die Anzahl der tödtlichen Verunglückungen hat sich gegen daS Vorjahr um 20 vermindert, es verunglückten 11 873 Personen (9386 männliche und 2487 weibliche) gegen 11893 im Vorjahr. Unter den Arten der tödtlichen Verunglückungen steht daS Ertrinken mit 2884 Fällen an erster Stelle, es folgt Sturz vom Baume, Gerüste u. s. w. mit 2121 Fällen, Ueber- fabren mit 1383, Verbrennen und Verbrühen mit 1106, Ver schütten und Erschlagen mit 863, Schlag und Biß mit 539, Ersticken mit 486 Fällen. * Berlin, 10. August. Die Erklärung deS Grafen Strachwitz wird, wie nicht anders zu erwarten war, von der „D. Tagesrtg." mit Befriedigung wiedergegeben. Aber obgleich Graf Strachwitz mit der Bemerkung schloß: „DaS Centrum wird agrarisch sein, oder es wird nicht sein!" ist er dem Blatte des Bundes der Landwirthe noch immer nicht agrarisch genug. Graf Strachwitz bat nämlich die Ketzerei begangen, zu schreiben, der Weg, den Graf Kan itz vorschlug, habe sich nickt als ausführbar erwiesen. — Die Erregung der „Kölnischen Volkszeitung" hat sich inzwischen geletzt. DaS rheinische CentrumSblatt schreibt neuerdings: „Wrr haben die Ueberzeugung, daß die jüngste Auseinander setzung über daS Thema Centrum und Jntereffen-Politik für die CentrumSpartei nützlich sein wird. Hätten wir diese Ueberzeugung nicht, so würden wir in die Auseinandersetzung nicht eingetreten sein. Es kam uns darauf an, den Gegen satz der Anschauungen ein Mal etwas auS dem Nebel heraus zuheben, in welchem derselbe steckte. Klarheit ist zu allen Dingen nütze. Die Mitglieder der Centrums - Fraktion, die führenden Persönlichkeiten der CentrumSpartei in den einzelnen Wahlkreisen und die CentrumSprefse werden wachsamen Auges eine Bewegung verfolgen müssen, welche in ihrer Einseitigkeit zweifellos eme Gefahr für den Bestand deS CentrumS werden kann, aber nicht zu werden braucht, wenn man ihr überall umsichtig und entschieden begegnet, den hochwichtigen Interessen der Landwirthsckaft nachhaltige Aufmerksamkeit und eifrige Förderung angedeihen läßt, aber zugleich das Bewußtsein in der Wählerschaft lebendig erhalt, daß die Ueberspannung einer Einzelfrage mit der auf daS Wohl aller Volksclafsen gerichteten Politik deS CentrumS sich nicht verträgt und daß es für die deut schen Katholiken, die ländlichen wie die städtischen, keine wich tigere politische Aufgabe giebt, als daS ReichStagS-Centrum stark und möglichst geschloffen zu erhalten." --- Berlin, 10. August. (Telegramm.) Die wegen MajeftätSbeleidtgunn angeklaaten bulgarischen Studenten Jliu Iwanow und Kroum Raynow sind heute vom Gericht freigesprochen und sofort auf freien Fuß gesetzt worden. L. Berlin, 10. August. (Privattelegramm.) Der Gouverneur von Deutsch-Ostafrika Major von Wtffmann Hat, wie die „Ruhrorter Zeitung" von gut unterrichteter Seite erfährt, daS Schiff, welches ihn an seinen neuen Wirkungsort zu bringen bestimmt war, in Neapel verlassen, und zwar, wie behauptet wird, wegen taktloser Behand lung, die ibm auf demselben widerfahren sei. Er bat sich sofort auf den Dampfer „Preußen" betzeben, der dort zur Fahrt nach Ostasien bereit lag. Zur Weiterfahrt nach Ost afrika, wo inzwischen der Gouverneur angelangt sein wird, bedurfte eS in Aden wiederum eines Dampferwechsels. — Namentlich die süddeutsche socialdemokratische Presse hatte, Angesichts der Verwirrung, welche die Dis kussion über das Agrarprogramm unter den „Genossen" bervorgerufen, das Verlangen geäußert, auf dem bevorstehenden Breslauer Parteitage die Agrarfrage nur zu erörtern und bindende Beschlüsse auf das nächste Jahr zu verschieben. Der „Socialdemokrat" besteht dem gegenüber auf einer möglichst bald herbeizuführenden Klärung. Das Blatt schreibt, die agrarischen Wünsche, welche die Mehrheit der Agrarcomnnssion sich zu eigen gemacht, seien nicht von heute und gestern; seit Jahren seien sie in locale AgitationS- und Wahlprogramme übergegangen und längst ress, endlich einmal gründlich abgethan zu werden. Die beste Unterlage für eine Kritik böten in ihrer scharfen Zuspitzung die Dollmar'schen Agrarforderungen. Diese seien die gefähr lichsten, weil sie sich jeden Augenblick in Kammeranträgen bekunden könnten. Der Zweck, um dessen willen eine ent scheidende Beschlußfassung schon jetzt herbeigeführt werden soll, tritt in dem Schlußsatz des Artikel- deutlich hervor: » „Das Agrarprogramm ist bereits eine Leiche; e- wird auch niemals wieder irgend welche Aussichten auf Leben gewinnen. Warum sollen wir ihm erst über- Jahr den Leichenschein auS- stellra?" — Der Handel-minister hat in Gemeinschaft mit dem Minister des Innern angeordnet, daß die maß- und gewichts polizeilichen Revisionen in Fabriken in Zukunft auf die Räume zu beschränken sind, in denen sich der Absatz der Erzeugnisse vollzieht, während sie sich auf die dem inneren FavrikationSbetriebe dienenden Räume nicht zu erstrecken haben. — Freiberr v. Huene tritt, wie der „Schief. Ztg." ans Berlin gemeldet wird, am 1. October seine Stellung al« Direktor der unter
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