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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960116016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896011601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896011601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-01
- Tag1896-01-16
- Monat1896-01
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381 Volkswirtschaftliches. Me für diese» Theil bestimmte» Ge»du»gea find z, richte» an de» veraLtwortliche» Redakteur desselben G. G. L»»e ia Leipzig. — Sprechzeit: a»r vo» 10—11 Uhr Bonn, und von 4—ü Uhr Nach«. Telegramme. * Berit«. 1V. Januar. Zwischen den Bertretern der maßgebenden Walzwerke Schlesien», Westfalens und der Saar ist eine Verständigung betreff» der Pr«i»haltung und de- Absatzge biete» erzielt worden. Für da- Frühjahr wird die Preiserhöhung für Walzeisen und namentlich auch für Träger angrstrebt und wahr scheinlich auch durchgesührt werden. * München» 15. Januar. Bei der heutigen Brrathung des CentrumSantrage», betreffend die Conversjon virrprocentiger Anleihen, erklärte der Finanzminister vr. von Riedel, er halte den gegenwärtigen Zritpunct für die Conversion ungeeignet; da er auch einen künftigen Termin heute unmöglich bestimmen könne, wünsche er, daß der Centrumsantrag, der die Wahl des Zeitpunctes der Regierung überläßt, zur Annahme gelange. Das deutsche Erwerbsleben im Lichte des Münzwesens.*) Wem» viele Kulturmenschen sich auch am liebsten mit idealen Dingen, mit Kunst und Wissenschaft, mit der Erforschung der Naturerscheinungen und der göttlichen Geheimnisse beschäftigen möchten, so bleiben wir doch alle immer abhängig von der rauhen Wirklichkeit des irdischen Daseins, von der Arbeit un- serer Hände und unseres Kopfe-, vom Austausch der Güter, von der Sicherheit unserer ErwerbsgesLäfte und unserer Erspar, niffe. Und e» ist ein Glück für die Menschheit, daß sie täglich für ihren Erwerb sorgen und ihr sauer erworbenes Eigen thum sicher anlegen und klug verwalten mutz. Wir würden uns sonst noch viel mehr in verschiedene Classen trennen. Für alle erwerbenden und vertragschließenden Personen und für alle Verwalter eigener oder fremder Ersparnisse ist nun aber nichts so nothwendig wie ein gutes und sicheres Geld- und Münz wesen. Die Sicherheit des deutschen Münzwesens ist vielleicht eine unserer wichtigsten nationalen Errungenschaften. Diese Sicherheit beruht aber daraus, daß wir nicht zwei, sondern nur ein Edelmetall und zwar das werthvollste und auf dem Welt märkte vorzugsweise giliige und maßgebende Metall Gold zum Werthmesser gewählt haben. Es erscheint zwar Manchem rath- sam, lieber zwei Metalle zur Ausgleichung unserer geschäftlichen Verbindlichkeiten gewissermaßen zur Aushilfe beizubehalten für den Fall, daß einmal entweder Gold oder Silber seltener werden sollte; aber es ist widersinnig, mit zwei Maßen messen zu wollen, von denen das eine 100 und das andere nur etwa 60 cm laug ist. Wir müssen einen einheitlichen Münzmatzslab in srst bestimmten Grammen Goldes haben, woran alle übrigen Güter im großen Weltverkehr gemessen werden. Die sogenannte Doppelwährung, das ist die Einrichtung, entweder in Gold oder in Silber nach einem vom Staat gesetzlich bestimmten Werth Verhältnis seine Schulden bezahlen zu dürfen, bedeutet so viel wie das dem Belieben überlassene Messen mit zwei Ellen von un> gleicher Länge. Einzelne Staaten können dies gesetzlich vor schreiben und dadurch ihre nationale Währung verschlechtern und unsicher machen; aber der Weltmarkt richtet sich nicht nach nationalen, sondern nach internationalen Gesetzen, nämlich nach dem jeweiligen Preisstande des werthvollsten Metalls. Das ist Gold, und Deutschland kann gerade wegen seines Uebergangs zur Goldwährung jetzt weit leichter als früher mit England auf dem Weltmärkte concurriren. Aber außer im Weltverkehr ist auch im täglichen nationalen Berkehr die alleinige Goldwährung nicht nur für alle Gcschästsmänner, mit Einschluß der nicht über- schuldeten Landwirthe. sondern auch für die ganze übrige Be völkerung, namentlich für alle Beamten und Arbeiter eine große Wohlthat. Wenn das minderwerthige Silber gleichzeitig mit dem höherwerthigen Gold als Werthmesser im Weltverkehr zugelassen würde, so würde ein Lohn von 5 sehr bald nur die Kaufkraft von circa 3 .6 erlangen, und wer 1000 .äl erspart hätte, würde in Wirklichkeit dafür nur Güter im Werthe von etwa 600 .6 aus dem Weltmärkte eintauschen können oder bei Reisen im Auslände nur 600 zur Bestreitung seiner Ausgaben zur Verfügung haben Treue und Glauben werden im Erwerbsleben schwanken, sobald der Werthmesser nicht ganz fest steht. Das beginnt man jetzt selbst in Amerika, dem Hauptpcoductionslar.de von Silber, einzusehen. Der nordamerikanische Schatzsecretair Mr. Carlisle hat am 19. November eine große münzpolitische Rede vor der New-Porker Handelskammer gegen die Silberagitatoren und Münzverjcklechterer gehalten. Diese Rede wird als die vielleicht klarste und kräftigste Kundgebung, die bis jetzt in den Vereinigten Staaten für gesunde Finanzen und gesunde Währung gemacht ist, bezeichnet. Sie enthielt vom Anfang bis zum Ende einen Protest gegen jede Form der freien Prägung. Sie war eine Kriegserklärung gegen den silbersreundlichen Flügel von Carlisle's eigener Partei. Er denuncirte die freie Ausprägung nach dem Verhältniß von 16:1 und nach jedem anderen VerhLltnik, das nicht mit dem Handelswerth der beiden Metalle übereinstimme, als Zwangsanleihe beim Volke zu Gunsten der Silberminenbesitzer, und zwar ohne das Ver sprechen der Rückzahlung zu irgend einer Zeit. Er führte aus, daß die politischen Parteien ein für allemal eine feste Stellung dieser Frage gegenüber einnehmen müßten. Die Zeit für unbestimmte zweideutige Erklärungen sei vorüber. „Möge man seine Meinung w klar, seine Zwecke so unverhüllt aussprechen, daß Niemand sie mißverstehen kann." Sodann verlangte der Schatzsecretair abermals die Einziehung der Greenbacks und die Zurückziehung der Regierung vom Bankgeschäft. Wie das ausgeführt werden falle, hat er freilich nicht mitgetheilt, sondern dem Kongreß Vorbehalten. Auch dabei sprach Carlisle eine unversöhnliche Feindschaft gegen jede Spiel art der Silberfreunde aus; die finanzielle Ehre der Vereinigten Staaten muffe mit jedem Mittel aufrecht erhalten werden .Möge der Kongreß unzweideutig erklären, erstens, daß jede finanzielle Verpflichtung der Bereinigten Staaten, gegenwärtige oder zukünftige, in Gold- oder Silbermünze nach Wahl des Empsängers erfüllt werden müsse; zweitens, daß der Schatzsecretair die erforder. liche Macht haben müsse. Len Geist und die Absicht solcher Er. Ilärung durchzuführen." „Kein Volk kann hoffen, den Handel eines beträchtlichen Theiles der Welt in Händen zu halten oder auch nur den vollen Vortheil au» seinem eigenen Handel zu ziehen, wenn er nicht auf einen gesunden und dauerhaften Werthmesser gegründet ist. (Andauernder Beifall der Hörer.) Mit einer cntwerlheten und ichwankendru oder hinter der anderer Völker zurückstehenden Währung muß es eine untergeordnete und abhängige Stellung einnehmen. Das Pfund Sterling hat London nicht nur zum Hauptmarkt, sondern zum Clearinghouse der ganzen Welt ge -nacht. England zieht nicht allein großen Vortheil von seinem eigenen Handel, sondern nimmt Bankierprofit von dem Handel aller anderen Länder, lediglich aus dem Grunde, daß die Zahlungen au Grund seiner Münze ausgeglichen werden und die Credite fast nothwendig durch die Hände seiner Kauslente und Bankiers gehen Mit einer untergeordneten Währung würden wir niemals Londons Ueberlegeuhrit erfolgreich bekämpfen können; der Glaube, daß wir London bestrafen oder uns selbst bereichern könnten, indem wir den Werth unseres Geldes zerstörten, ist eine der bemerkenswerthesten Täuschungen unsere» Zeitalters. (Heiterkeit und Bravo!) Wir sind groß und stark genug, um unsere kommerzielle und finanzielle Un abhängigkeit im Gegensatz zu irgend einem Lande der Welt aufrecht zu erhalten, aber dazu müssen wir Werkzeuge von gleicher Güte haben wie unsere Concurrenten. (Bravol) Wir müssen so gutes Geld und so guten Credit haben wie sie." Langandauernder Beifall folgte dieser und anderen Stellen der Rede. Selten hat eine Zuhörerschaft solchen Enthusiasmus gezeigt, selten die Beredsamkeit der Sache gesunder Währung einen glänzen deren Dienst erwiesen. Die Rede war eine Sammlung unbestreit barer Ftnanzweishriten in glänzenden Sprüchen. Und hinter einem Jeden steht Präsident Cleve land. Jeder weiß, daß Carli-le ein Abgesandter vom Weißen Hause ist und eine Botschaft des ersten Beamten der Union vortrug; di« technischen Kenntnisse, die Herr, ichast über Münzsragen, der Glanz der Beredsamkeit gehörten jedoch dem Redner. Das politische Programm ist das Cleveland's, und darin liegt ein gut Theil der politischen und wirthschaftlichen Zu kuuft der Vereinigten Staaten. *) Wegen Mangels an Raum verspätet. Vermischtes. Leipzig» 15. Januar. L. Fahrkartenverkauf auf hiesigem Dresdner Bahnhoi >m December v. IS. Einfache Fahrkarten 19073 (SO 1. Claffe, 690 N. «lasse, 5896 IQ. Classe. 12 437 IV. Claffe). Rückfahrkarten 18.984 (2544 II. Claffe. 16 440 III. Claffe), ErgänznngSsahrkarten 6029, SchnellzugSsahrkarten 1723 (73 I. Classe. 50b II. Classe. 1144 III. Classe), Militairfahrkarten 3979, insgesammt 49 787, hierüber 211 Hundesahrkarten und 357 Fahrkarten zum Omnibus nach dem Thüringer Bahnhöfe, Im December 1894 wurden 48 340 Eisenbahn-Pcrsonenfahrkarten, 292 Hundesahrkarten und 357 Omnibus ahrkarten, also letztvergangenen Monat mehr 1447 Eisenbahn. Krsonensahrkarten und 52 Omnibussahrtarten, aber weniger 81 Hundesahrkarten. Hierzu wurden an Gepäck expedirt 5809 Stück n einem Gewichte von 192 470 kg (5518 Stück zu 184 610 k<x im Binnen-, 291 Stück zu 7860 kx; im directen Verkehre) g^en 9197 Stück mit 160 268 lyg Gewicht im gleichen Monate des Vorjahres. L. Güterverkehr aus hiesigem Dresdner Bahnhose im Decemberv. I. Empfang: 32309 491 k^, und zwar 5840 049 kx Stückgut, 26469 442 kjx in Wagenladungen, hierunter 3 336 285 üp; Steine, 14079 756 kg Kohlen, 544 691 kx Holz, 89125 k); Heu, 3 523731 kg Getreide und Mühlensabrikate, 10 930 kx Spiritus, 92 677 kg Petroleum, 664 177 kg Sammelgut, 4110070 kg verschiedene Güter. — Versandt: 12824239 kg, und zwar 7 035 404 kg Stückgut, 5 788 835 kg in Wagenladungen, hierunter 640 662 kg Getreide und Mühlensabrikate, 65 942 kg Häute und Felle, 614 320 kg Düngemittel, 4300 kg Heu, 499o kg Petroleum, 1944 017 kg Sammelgut, 2 514 599 kg verschiedene Güter. — Gesammtverkehr 45133 730 kg gegen 40636 130 kg bei 28 780116 kg Empfang und 11856 014 kg Versandt im December 1894, also Steigerung um 4 497 600 kg, und zwar 3 529 375 kg im Empfang, 968 225 kg im Versandt. — Eilgutverkehr. Empfang: 901 100 kg. davon 798 440 kg Binnen-, 102 660 kg directer Verkehr. — Versandt: M8 245 kg, davon 519815 kg Binnen-, 88 430 kg directer Verkehr, zusammen 1509 345 kg, gegen 1 330 770 kg, bei 804 210 kg Empfang und 526 560 kg Versandt im December 1894. — Viehverkehr. Empfang: 82 Pferde, 37 Rinder, 105 Kälber, 81 Schafe, 62 Schweine. — Versandt: 146 Pferde, 58 Rinder. 13 Kälber. -«- Grtmutli, 15. Januar. Die hiesige Vereinsbank hat beschlossen, den Zinsfuß für Spareinlage» auf 3V« Proc. herab zusetzen. Diese Bestimmung tritt von heute an in Krast, bei Ein- lagen älteren Datums jedoch erst vom 1. Februar an. 1— Reichenbach, 15. Januar. Unter den an die sächsische Regierung bez. an den Landtag gerichteten Petitionen um Erbauung von Eisenbahnen befindet sich auch die erneuerte Petition des Stadtraths zu Lengenfeld i. V. und dortiger ndustrieller um Bahnverbindung mit Reichenbach, ie ungünstigen Verkrhrsverhältnisse zwischen den beiden Jndustrie- iädten Reichenbach und Lengenfeld zu verbessern, liegt schon seit Jahr- zehnten ein tiefbrgründetes Verlangen vor, und es soll jetzt auch die Regierung dem Projekte der oben genannten Bahnverbindung wohl wollend gegenüberstehen. Dem Vernehmen nach würde diese Bahn aber wegen bedeutender Terrainschwierigkeiten von Lengenfeld aus nicht über Schönbrunn bez. Waldkirchen nach Reichenbach, sondern den natürlichen Weg, das Göltzschthal entlang nach Mylau zum Anschluß an die Staatsbahn Reichenbach-Mylau gebaut werden. Durch den Bau dieser Bahn LaS Gölyschthal entlang würde auch die Weiterführung der Bahn Reicheubach-Mylau nach Greiz zum Anschluß an die Weijchlitz-Geraer Bahn näher gerückt. 8. Pirna, 15. Januar. Die seitens der Absuhr-Genossen chast des hiesigen Hausbesitzer-Vereins eingerichtete Fäcalien Versendung per Eisenbahn nimmt nunmehr ihren Anfang. Es wurden zu diesem Zwecke Bassinwagen angejchafst, mittelst deren die Versendung und Zuführung nach dem jeweiligen Bestellungsorte sehr leicht erfolgen kann. Für den Geschäftsbetrieb der Genossenschaft, deren Entwickelung überhaupt eine sehr erfreuliche ist, dürfte sich diese neue Einrichtung gewiß als höchst nützlich erweisen. — In den Steinbrüchen des Elbthales war jetzt immer noch ein Theil des Betriebes aufrecht geblieben. Seit gestern ist übrigens der scharfen Tonart des Winters wieder ein auffallend mildes Wetter gefolgt. Hält dasselbe an, so dürfte sich in allen Brüchen die Arbeiterfchast bald wieder wesentlich vermehren. 2) Dresden, 15. Januar. In der heutigen Aufsicht-rathssitzung der Dresdner Gardinen- und Spitzen - Manusactur Actien-Gesellschaft konnte der Vorstand schon die Bilanz per 31. December 1895 vorlegen und zeigte dieselbe sehr erfreuliche Resultate. Nachdem der Gejammtgewinn aus dem verkauften Areale in Höhe von rund 172 500 ./t, für welchen Betrag Aussichtsrath und Vorstand aus die ca. 21 000./t betragende Tantieme verzichten, vollständig zu Extraabschreibungen auf Anlagecouti zur Verwendung gebracht wurde, konnte» aus dem Gewinn des regulären Geschäftes nach den üblichen reichlichen Abschreibungen 16 Proc. Dividende zur Vertheilung vorgeschlagen und über 90000 gleich 10 Proc. des Actiencapitals in Reserve gestellt werden. Die General-Versammlung findet am 2. April statt. *—- Kaliverband. Am 22. Januar findet eine Verhandlung der Verbands-Mitglieder wegen Verlängerung des Vertrages statt. Zur Berathung steht insbesondere der Betheiligungsanspruch des neuen Bergwerks Glückauf in Sondershausen. * Berlin, 14. Januar. In seinem neuesten Situativ ns bericht bespricht der „Conf." die allgemeine Geschäftslage wie folgt: Der Geschäftsgang ist immer noch ruhig, wenigstens so weit der Verkehr am hiesigen Platze in Betracht kommt. Tie An zahl der hier erschienenen Einkäufer ist noch sehr gering. Die Berichte der Reisenden lauten ebenfalls seit einigen Tagen schlechter Man besucht die großen Kunden zuerst, diese haben ihre Ordres erlheilt; die kleineren Kunden sind jchwerer zum Bestellen zu bewegen, weil sie stets in der Lage sind, ihren Bedarf täglich decken zu können. Die allgemeine Stimmung ist aber trotzdem eine hoffnungsvolle; man glaubt an eine gute Frühjahrs Saison, weil Bedarf vorhanden ist, der gedeckt werden muß. Die Ordres aus England bleiben augenblicklich aus, doch beunruhigt man sich darüber bei uns nur wenig; die Engländer haben doch nur unsere Maaren gekauft, wenn sie solche gebrauchen konnten und billig fanden, deshalb werden sie sie auch in Zukunft kaufen. Die augenblickliche Aufregung gegen Alles, was „deutsch" heißt, die jetzt in England theilweije künstlich genährt wird, dürfte sich bald wieder gelegt haben. Wir sahen in den letzten Tagen einzelne größere deutsche Einkäufer aus größeren Provinzstädten hier; russische Einkäufer besuchten un», und außerdem waren sowohl hier als auch in Chemnitz und anderen Fabrikstädten canadijche Einkäufer in größerer Anzahl anwesend. — Vom ausländischen Geschäfte ist sonst wenig zu melden; die Reijeordres aus Holland, der Schweiz, Belgien, Schweden gehen nicht schlechter als sonst ein. Von vielen Firmen wird sogar das ausländische Reisegejchäst diesmal gelobt, weil es sich ganz im Gegensatz zum deutschen Reijegeschäft flotter als in früheren Jahren zu gestalten scheint. Diese Thatsache dürste allein ihren Grund darin finden, daß die deutschen Einkäufer von Jahr zu Jahr vorziehen, ihren Einkauf am Fabrikationsortr selbst zu besorgen, wodurch das Platzgeschäst größere Ausdehnung ge- winnt. Während vom Auslände nur solche Kunden, die größeren Bedarf haben, ihren Einkauf ia den Hauptsabrikplätzen besorgen, besucht jetzt selbst schon der kleinste Consument in Deutschland die Fabrikstädte. — Das Detailgeschäst verläuft ruhig. Nur einzelne Geschäfte hatten in Ball- und Gesellschastsartikeln etwas zu thun, sonst steht daS Detailgeschäft augenblicklich unter dem Zeichen der Ausverkäufe. Namentlich am Rhein und in Westfalen stehen dieselben jetzt in hoher Blüthe. Das Publicum der dortigen Gegenden hat sich aber an diese Ausverkäufe schon so gewöhnt, daß es dieselben aussucht, weil es hofft, in diesen Ausverkäufen sehr billig einzukausen. Jedenfalls erfüllen diese Ausverkäufe ihren Zweck. Sie gestalten den sonst so stillen Monat Januar lebhafter Viele Geschäfte erzielen durch diese Inventur-Ausverkäufe ganx bedeutende Einnahmen, und zwar nur aus dem Grunde, weil eS sich hier um reelle Ausverkäufe von angesehenen Firmen handelt, zu denen das Publicum Vertrauen hat. — DaS Fabrikgeschäft verläuft augenblicklich normal. Die Fabriken sind beschäftigt, neue Aufträge gehen täglich »in, viele derselben müssen zurückgrwiesen werden, weil die gewünschte kurze Lieferzeit nicht bewilligt werden kann. Die große Nachfrage, die noch bis End« vorigen Jahres herrschte, hat jedoch etwas nachgelassen. E» ist dies eine ganz natürliche Erscheinung. Der Großhandel hat seinen Bedarf größten, thrils gedeckt und zwar theilweise aus weitgehend« Termine hinaus, dazu kommt eine gewisse Unsicherheit, die sich unseres Handels in letzter Zeit wegen verschiedener Begebenheiten in den Vereinigten Staaten und in England bemächtigt hat, die zwar gerade nicht ba» Bertraucn erschüttert, aber doch Großconsumenten und Speculanten etwas vorsichtiger und zurückhaltender zu handeln veranlaßt. Für die Erschütterung d«S Vertrauen» liegen keine stichhaltigen Gründe vor, deshalb bewegt sich auch noch der Lonsum ia recht regem Umsanfle. o. ü. Berlin, 14. Jaaaar. Einem Beamten T. zu Barmen war im August 1888 eine auf 2000 .^l lautende Reick><schuldver- schreibung gestohlen worden, welche bei der Handlung W. in Brüssel versilbert, von dieser im September 1888 an ein hiesiges Bank- grschäft und von letzterem wieder weiter an eine hiesige Bankfirma verkauft wurde. T., der ursprüngliche Besitzer, verlangte nun unter Hinweis darauf, daß der Verlust de» betreffend«» Papier» unter Nummernangabe in zahlreichen für Bankierskrrise maßgebenden Publikationen, so namentlich auch im „ReichSanzeiger", erfolgt sei, Herausgabe des WerthpapiereS oder Ersatz desselben» und machte die beiden hiesigen Firmen im Wege der Klage solidarisch dafür haftbar. Das Landgericht I erkannte indeß aus Abweisung der Klage, indem e» bei beiden Verklagten die vom Kläger behauptete grobe Fahrlässigkeit nicht ür vorhanden erachtete. Von allen Bekanntmachungen, die angeb lich erfolgt sein sollen, könne überhaupt nur die im „ReichSanzeiger" in Betracht kommen, aber auch die bloße Bekanntmachung in diesem Blatte mache die Verklagten nach 88 52, 53 I 15 A. L.-R. nur dann zu unredlichen Besitzern, wenn ihnen nachgewiesen wird, daß ie zur Zeit de» betreffenden Erwerbes Kenntniß davon hatten. Dieser Nachweis fehle aber. — Auch komme iu Betracht, daß der erste hiesige Erwerber daS fragliche Papier von einer ausländischen Firma erwarb, mit der er seit Jahren im geschäftlichen Verkehr gestanden. Aehnlich liege der Fall bei dem anderen Verklagten, der den Borbrsitzrr als durchaus zuverlässig kannte. — Kläger legte hiergegen bei dem Kammergericht Berufung rin, deren Zurückweisung die Verklagten mit der Ausführung beantragten, daß der Kläger es selbst verschuldet habe, wenn sein Verlust nicht zur kenntniß der hiesigen Bankier» gelangt sei, indem er nämlich weder der hiesigen Polizei, noch dem Börsenvorslande Anzeige gemacht habe. Erster« Behörde theile der letzteren und allen hiesigen Bankier» die angenieldeten Verluste mit, worauf letztere auch durch Anschlag an der Börsentafel bekannt gemacht würden. Wenn der Bankier diese Einrichtungen beachte, so genüge er vollständig dem hiesigen Handels- rebrauche und könne nicht für verpflichtet erachtet werden, noch Zeitungen oder andere Blätter zu halten, um etwaige private Verlust anzeigen zu erfahren. Das Kammer ge richt erforderte hierüber owohl vom Polizeipräsidium als von den Aeltesten der Kaufmann- chast Gutachten. Letztere bekundeten im Wesentlichen überein- timmrnd. Laß die von Len Verklagten angegebenen Einrichtungen allerdings hier beständen und Laß ferner ein vom Kläger behaupteter Handelsgebrauch, wonach der „Reichsanzeiger" oder das „Central- Polizeiblatt" oder das derartige Verluste mittheilende Anzeigeblatt von Spanier, Herfurt L Hahn von den hiesigen Bankiers zum Zweck der Kenntniß von Verlustanzeigen gehalten wird, nicht sestgestellt werden könne, wenn es auch allerdings richtig sei, daß große Bank geschäfte die betreffenden Blätter zu den gedachten Zwecken zu halten pflegen. Das Polizeipräsidium speciell gab die Auskunft, daß der „Reichsanzeiger" von ihm zu solchen Anzeigen nicht benutzt werde, und ferner, Laß der Kläger — derselbe batte u. A. namentlich die oben genannten drei Blätter zu seiner Publicatiou benutzt — bei der hiesigen Polizei eine Anzeige von dem Diebstahl nicht erstattet habe. — Das Kammergerichi. welches dieser Tage über den Fall verhandelte, verurtheilte hierauf den Bankier, welcher das betr. Papier von der Brüsseler Firma erworben hatte, nach dem Klageanträge, wahrend es in Betreff des zweiten Verklagten die Klage abwies. Der Senat machte in seiner Entscheidung einen Unterschied darin, ob der Handel sich nur zwischen hiesigen Bankiers oder zwischen einem In länder und einem Ausländer abgespielt. In elfterer Beziehung er achtete der Gerichtshof dafür, daß, da hier Einrichtungen bestände», welche die Bankiers über Berluste von Werthpapieren informiren, die Bankiers der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmannes genügen, wenn sie nur diese Einrichtungen benutzen, ohne noch weitere Zeitungen zu halten. Anders liege die Sache bei denen, dir mit dem Auslande in Verbindung ständen. Diese seien zu einer erhöhten Sorgfalt verpflichtet und dürften sich daher nicht mit den hier be stehenden Einrichtungen begnügen, müßten vielmehr auch noch andere Hilfsmittel, wie z. B. Zeitungen, zur Information benutzen. — Im Uebrigen sei die Sache nur nach preußischem Rechte zu beurtheilen. *— Rheinisch-Westfälische Bank. Die Direction sendet uns folgende Mittheilung: „Gegenüber den an der Börse colpor tirten Gerüchten über die Rheimsch-Westfälische Bank erklärt die Direction, daß in der Bank mit dem größten Eifer daran gearbeitet wird, die Bilanz pro 1895 so schnell al» möglich fertig zu stellen, um die ordentliche General-Versammlung möglichst schon im Februar stattfinden zu lassen. Die Direction berichtet ferner, die Bank sei durch die letztmonatlichen Krisen in Mitleidenschaft gezogen, wodurch die Ausführung mehrerer vorhandener größerer Geschäfte verzögert worden sei, andererseits aber sei sichere Aussicht vorhanden, Lurch Realisirung ihrer Betheiligung an verschiedenen höchst werthvollen Accumulatoren-Patenten in naher Zeit einige Millionen flüssig zu machen. Außerdem stehe die Direction nunmehr vor der unmittel baren Durchführung anderer bedeutender Geschäfte, zu deren Reali sirung es bisher nur an der nöthigen Ruhe gefehlt habe. Allerdings würde hierbei das Colportiren falscher Gerüchte weder den Interessen der Actionaire noch dem Geschäft selbst dienlich sein. *— Tarnowitzer Gesellschaft für Bergbau und Hütten, betrieb. Nach dem Geschäftsbericht für 1894/95 ist da» Ender> gebniß des Betriebes ungünstig. Da» in Tarnowitz gelegene Hoh. ofenwerk, welches bekanntlich an die Oberschlesische Eisenindustrie. Actien-Gesellschaft verpachtet ist, ist von der Pächterin voll betrieben worden, da diese in der Lage ist, das selbst erzeugte Roheisen auf ihren eigenen Werken zu verarbeiten. Bei der Selbst- bewirthschaftung dieses Werkes hätte die Gesellschaft Berluste erleiden müssen, weil die Marktpreise für Roheisen iu Ober schlesien, dem alleinigen Absatzgebiete der Gesellschaft, gewinn, bringend nicht waren. Das in Braunschweig gelegene Eisenwerk der Gesellschaft, welches bekanntlich nur Schweißeisenfabrikate und Gußwaaren herstellt, litt unter den ungünstigen Verhältnissen der Verkaufspreise seiner Erzeugnisse ungemein. Seine Betriebs- sähigkeit konnte aus Mangel an Beschäftigung nicht voll ausgcnutzt werden. Der Betriebsverlust des braunschweigischen Werkes beziffert sich auf 91058 >t, der sich durch sonstige Einnahmen an Zinsen u. s. w. auf 84 310 .äS ermäßigt und durch die vorgenommenen Abschreibungen auf beide Werke in Höhe von 100000 auf 184 310 ./iS erhöht. (Bon der neuen Anleihe von 1 Million Mark ist in dem Bericht nicht die Rede. Die Rheinisch-Westfälische Bank, von der sie zur Zeichnung aufgelegt worden, hat sie bekanntlich nachträglich wieder zurückgezogen, weil sie allenthalben dem heftigsten Widerspruch begegnete.) Z Eine hochwichtige Erfindung, nämlich die Herstellung einer rauchverzehrenden Feuerung bei Dampfkesseln und Kachelöfen mit selbstthätiger Ventilation, haben Bender L Co. in Rybnik i. O.-S. gemacht und zur Patentirung in den meisten Ländern angemrldet. Eine der größten oberschlesiichen Dampskesselsabrikcn hat die Verwerthung des Patents zugeiagt. Die Construction ist, wie der „Rat. Anz." versichert, so einfach daß ein einziger Handgriff genügt, sie functioniren zu lassen Der rauchverzehrende und die Stubenlust venlilirende Patentofen unterscheidet sich äußerlich durch nichts von einem gewöhnlichen Stuben-Kachelosen. >V-v. Prag, 14. Januar. Vom Zuck er markte. In der letzten Woche fehlte eS den Märkten an Anregung. Vorübergehend wurde der Versuch unternommen, angesichts der durch den letzten Frost bedingten vollständigen Sistirung der Elbeschifffahrt die Preise hinaufzusetzen, doch zeigte sich zu den gebesserten Courjen wieder stärkeres Ausgrbot, mit welchem die Nachfrage nicht gleichen Schritt hielt. Es vollzog sich daher im weiteren Verlause ein AbbröckelungS- proceß, welcher an den deutschen und englischen Märkten zu einer Coursrinbuße von 5—?'/, <l sührte. In Paris stellten sich die Notirunqen FrcS. niedriger, während an unserem Markte die Schlußcourse sich ungefähr mit den vorwöchentlichen decken. — An unserem Markte blieb das Fabrikausgebot ziemlich belangreich, doch zeigten sich die Raffinerien aufnahmefähig, jo daß die Disparität sich neuerdings erweiterte. Zuhöchst wurde prompt mit 13,97V, und zweite Hälfte Mai mit 14,35 sl. gehandelt; die Schlußnotirungen stellten sich ca. 10 kr. niedriger. Ja Nacdvroducten mehrt sich das Ausgrbot: da jetzt zumeist nur gute Qualitäten zum verkauf« kommen, fällt fast alles den Raffinerien zn, welche bis 70 kr. unter Erstproductvreisen bezahlen. Mährische Zucker waren stärker offerirt und entwickelte sich ein lebhaftere» Geschäft, da die Raffinerien bessere Kauflust zeigten. Die Schlußnotirungen waren: 13,50 fl Rohrbach, Austerlitz, 13,55 fl. Lundenburg, 13F5 fl. Prerau, Koje- teia. Der englische Rasfinademarkt verharrte in seiner Lethargie Nur für ready Zucker zeigte sich in Folge de» starken Frostes bessere Frage, wodurch rin Nachlassen des Reports für Frühjahrssichten bedingt wurde. Die Notirungen zeigen keine nennenswerthe Acnde- rung. Triest ist noch immer im Banne jener GejchästSlosigkeit, welche die politischen Ereignisse de» Orients diesem Markte aus- erlegt haben. Auch dort scheinen die Ereignisse an Schärfe ein- gebüßt zu haben. E» bleibt zu hoffen, daß nach den griechischen Festen wieder soweit ruhige Verhältnisse eintrrten mögen, daß die anschließende, sonst geschäft-reiche Periode nicht ungenutzt vorüber- gehe. Der Markt für inländische Raffinade war recht ruhig. Der nächste Bedarf ist durch die letzten bedeutenden Käufe überall so ziemlich gedeckt uad kommt es daher nur zu geringfügigen Umsätzen. Die Raffinerien halten an den erhöhten Notirungen fest. *— Oesterreichische Südbahn. Mit dem 1. Januar 1896 ist der Termin ringetreten, nach welchem der österreichische Staat >i« Linien der Siidbahn auf Grund der Toncession einlösen kann Daß mit dem Eiutritt diese» Termins nicht auch die Verstaatlichung erfolgte, konnte Niemandem Wunder nehmen, der die enormc Schwierigkeit dieser Action kennt; auffallender erscheint e», daß dir Angriffe gegen die Verwaltung dieser Bahn fast gänzlich aufgehört haben, und daß dir Stimmen der Interessenten, welche vor Jahre» mit großer Heftigkeit sich für die Verstaatlichung aussprachen, gerade dein, Eintritt de» entscheidenden Termin» am wenigsten zu hören waren. Die Reformen im Tarifwesen und besonders die Erstellung niedriger Ferntarife, die zum größten Theile durchgesührte» Reconstructionen und Erweiterungen der Bahnanlagen, da» Entgegen- kommen der Verwaltung gegenüber den an sie herantretenden Wünschen ind gewiß nicht ohne Einfluß auf die Stimmung de» auf die Be- dienung der Südbobn angewiesenen Publicum» gewesen; außerdem ist aber auch da» Berständniß von der Schwierigkeit der verlangten Action in immer weitere Kreise gedrungen und hat calmirend gewirkt. Trotzdem kann die Brrstaatlichungssrage jeden Augenblick wieder actuell werden, namentlich wird sie bei den Ausgleichsverhandlungen mit Ungarn kaum zu umgehen sein. In dieser Beziehung ist die Situation eine recht heikle. Die Ausgleichsverhandlungen bieten eine erst wieder in 10 Jahren wiederkehrenve Gelegenheit, die Zustimmung Ungarns zur Verstaatlichung der Südbahn einzuholrn; andererseits kann Ungarn auch für seine Zustimmung Bedingungen ausstellen und Gegenconcessionen verlangen, die daS Conto der österreichischen Reichs Hälfte schwer belasten. *— Wiener Börsenverein. Am 14. d. M. hielt der Wiener Börsenvrrein eine Sitzung ab, in welcher Mittel berathen wurde», welche geeignet wären, de» CommissionSgeschästSinhabern eine» Schutz gegen säumige Committenten zu bieten. In dem erstatteten Referate wurde es als hauptsächlicher Uebelstand bezeichnet, daß der Commissionsgeschüftsinhaber den Auftraggeber, der den Bezug der gekauften oder die Lieferung der verkauften Effecten ver weigere, nicht belangen könne. ES wurde eine Reihe von oberst gerichtlichen Entscheidungen in Börsenstreitsällen citirt, um -arzuthun, daß die Commissionaire unsicheren Rechtsverhält nissen ausgesetzt seien. In einem Fall verlor der Kläger den Proceß trotz der Anerkennung der Abrechnung seitens des Geklagten. In den Motiven der Entscheidung hieß es, daß es als Spiel auszusassen sei, wenn der unter Intervention beeideter Sensale vorgenommene Verkauf aus Zeit erfolgt. Das Referat wendet sich gegen die Auffassung, daß der Commissionair der Mil spieler des Speculanten sei; er sei blos dessen Bevollmächtigter. Es wurde auch darüber geklagt, daß sich die Praxis ausgebildct habe, daß viele Committenten selbst bei Erlag einer Deckung diec nur als ersten und letzten Einsatz betrachten, über den hinaus zugehen sie nicht verpflichtet werden können. Es soll die Errick: tung eines Privaten Schiedsgerichts angestrebt werden. Schließlich wurde die Herausgabe eine- Vereinsorgans, dem auch ein Schwarz buch mit den Namen unreeller SchuldnerlbeizusüHen wäre, beschlossen. 21. Lodz, 12. Januar. Die auf die Ernfuhr lebender Pflanzen bezüglichen Bestimmungen sind vom Ministerium der Landwirthschast durch die nachstehende Verfügung ergänzt worden: die Einfuhr von Gartenerde sür Zimmerpflanzen, ferner von Stange» zum Stützen der Reben, desgleichen von bewurzelten Reben uad Stecklingen nach Rußland ist aller Orten verboten. — Um de» Käufern französischer Maaren Gelegenheit zu geben, sich mit de» Erzeugnissen der französischen Industrie auf eine bequeme Weise bekannt zu machen, soll im Sommer dieses Jahres iu Odessa eine Ausstellung solcher französischerJndustrie-Artikei veranstaltet werden, die in Rußland Absatz finden können. Diese Ausstellung wird sechs Monate dauern und hat sich die Odessacc Stadtverwaltung bereit erllürt, das erforderliche Local un entgeltlich zur Verfügung zu stellen. — Auf Grund de Post-Reglements ist die Adresse aus ins Ausland zu versenden!. Werthpackete, sowie auf recommandirte Briese, offene und geschlossene, und auf Kreuzbandsendungen durchaus in zwei Sprachen, in ruffifcher und französischer, anzugeben, wobei die Adresse der nach Deutschland und Oesterreich gehenden Sendungen statt in französischer in deutsche: Sprache geschrieben werden kann. —Die Marseiller Getreide firma I. Bourgogne L Co., welche ein eigenes Getreideexpori Comptoir in Mariupol besitzt, eröffnet in diesen Tagen eine Filiale desselben in Rostow am Ton. — Ter Export von Mast sch äsen nach Frankreich wird immer reger. In der vorletzten Woche vor dem Weihnachtsfeste zum Beispiel wurden 5000 Mastschafe, di. im Gouverneinent Warschau zusammengekauft worden waren, mi: der Warschau-Wiener Bahn nach Frankreich abgefertigt. — Tie französisch-italienische Gesellschaft der Dombrowoschen Kohlengruben hat im letzten Geschäftsjahre bei einer Brutto-Ei» nähme von 566 468 Rbl. und einem Reingewinn von 7545 Rbl. keine Dividende vrnheilt. Tas Grundcapital der Gesellschaft betrag! 6000 000 Rbl. — Ter Güterverkehr auf der Lodzer Fabrik-Eisenbahn ist fortwährend im Steigen begriffen, wie dies nachstehende Zahlen beweisen: Im Jahre 1894 betrug die Pudzahl der angekommcnen Frachten 59 711 795. Im Jahre 189 > war aber die Zahl der angekommenen Frachten schon bis zum 1. December um 9'-, Millionen Pud gegen das Vorjahr gestiegen. — Die Gesellschaft der Südwest-Bahneu beabsichtigt in der Nähe der Station Rostow eine specielle Niederlage mit ein:! Abtheilung zum künstlichen Gefrierenlassen von Fleisch und Fischen zu errichten; die gefrorenen Producte sollen dann in be sonders constrnirten Wagen weiter befördert werden. — Das Post- und Telegraphen.Ressort wird in allernächster Zeit mit der Telephonleitung zwischen Petersburg und Moskau beginnen. — Die Sosnowicer Kohlengruben-Actien-Ge sellschaft besitzt nach Ankauf der Milowicer Gruben einen so bedeutenden Theil des hiesigen Grubengebiets, daß auf ihren Thci fast die Hälfte der gesammten vom Dombrowobajsin nach den Gon vernements des Kaiserreichs, nach Warschau, Lodz und anderen Jndustriecentren gelieferten Quantität Kohle entfällt. — Die in Finnland producirten schwedischen Zündhölzchen finde» u. A. auch in Amerika Absatz. So wurden kürzlich aus Finnland 50 OM 000 Schachteln schwedischer Zündhölzchen nach Südamerilu exportirt. — Handelsagenturen in China. Um regere Han delsbeziehungen mit China anzubahnen, hat eine Gruppe russiichcr Kausleute den Beschluß gesaßt, mehrere erfahrene Handelsagenten nach China zu senden, um an Ort und Stelle Informationen darüber einzuziehen, inwieweit die Errichtung von Handelsagenturen in China voctheilhaft wäre. Gleichzeitig haben die Agenten festzustellen,welche russi schen Jndustrieartikel Aussicht haben, in China abgesetzt zu werden. - Aus Informationen, welche von den Fabrikinfpectoren gesammeli sind, ist zu ersehen, daß die Zahl der Fabrikschulen in Ruß land nur 2l3 beträgt. ES giebt darunter Schulen mit 900 Schülern. — Die Russisch-Baltische Waggonfabrik in Riga hat an- läßlich deS Baue» de» 25 OM. Waggons in ihren Werkstätten eine Stiftung in» Leben gerufen, aus der den nächsten Familienangc hörigen solcher Arbeiter, welche mindestens drei Jahre auf der Fabril arbeiten, im Falle von Erkrankung Geldunterstützungen zugcmicscn werden sollen, wobei die Unterstützung von Wöchnerinnen von vorn- herein aus mindestens 20 Rubel fixirt worden ist. Aus demselben Anlasse hat die Fabrik jedem ihrer Beamten eine außergewöhnliche Gratification zugewiesen. Unter Einschluß dieser jüngsten Spenden hat die genannte Fabrik im Laufe de» vorigen JahreS den verschic- denen Fond» zur Unterstützung von Beamten und Arbeitern nahezu IM OM Rubel zugewendet. * New-N»rk, 14. Januar. Der Werth der in der vergangene» Woche auSgeführten Producte betrug 9538642 tz gegen 7 227 728Z in der Vorwoche. *— Die Fahrgeschwindigkeit der atlantischen Ocean- Kämpfer hat sich in den letzten 50 Jahren fast verdreifacht. Sie ist von 8 auf 24 Knoten die Stunde gestiegen. Die damalige» Schiff-maschinen hatten 7M Pferdestärken, die heutigen Palastdampser 10000. Der Dampfdruck hat sich von 13 Pfund auf den Quadral- zoll auf 200 Pfund erhöht. Allerdings bringt man aus einem Pfund Kohle jetzt vier Mal so viel Kraft heraus als früher. Tie heutigen Dampfschiffe befördern die Post und die Passagiere über Len Ocean so schnell wie eine Locomotive auf dem Lande. ES ist jetzt möglich, in 14 Tagen von London »ach New-Uork und zurück zn fahren. Jemand kann jetzt in 13 Tagen von London nach Bonibay und von Southampton nach dem Cap in 13'/, Tage» fahren. Von dem Luxus der heutigen Oceandampfer haben sich sicher die alten Reisenden nichts träumen lassen. *— Aus London schreibt man der „Bcrl. Börs.-Ztg.": Tic- finanziellen Fortschritte, welche die Colon ie Westaustralien un abgelaufrnrn Jahre in Folge der verstärkten Thätigkeit in den dortigen Goldminenbezirken gemacht hat, kommen in dem Jahres Finanzbericht der Colonie zu vollem Ausdruck. Die Einkünfte stellten sich auf 1438 717 L oder um 575 038 L Höher alS in 189l Die gesommt« Goldau-brnte erhob sich auf 23l 512 Unzen zum Wcrlhc von 879 748 T gegen 207131 Unze» im Vorjahr, eine augenschein- lich nur mäßige Erhöhung. Gemäß den Versprechungen, welche der Premierminister während seiner Juspectionstvur im November den Interessenten der Goldminen-Jndustrie gegeben, hat die Regierung
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