01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.04.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930420018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893042001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893042001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-20
- Monat1893-04
- Jahr1893
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> —— Bezugs-Preis tz, tz« Hauptexpedision oder den im Stadt bezirk and den Vororten errichteten Aus- batrslellea abgeholt: vierteljährlich ^l4L0, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haas ^lbchÜ. Durck die Post bezog»» für Deutschland und Oesterreich: vierlellührltch > S.—. Direkte tägliche ktreuzbandiendung in» Ausland: monatlich äHl 7.50. DieMvrgen.Au»gab« erscheint täglich '/,7Uhr, di» Sldend-Lusgabe Wochentag» 5 Uhr. LkLarlion und LrpeLittoa: AohnnneSgafie 8. Die Expedition ist Wochentag» nnunterbrochra geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: Ott» Klemm« Lortim. (Alfred Hahn)» > Univrrsitätsstraße 1, L,«t» Lösche, Katharineustr. 14, hart, und künla-platz 7. Morgen-Ausgabe twilger und TagMait 199. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Di» L»»st>ngSscheine der im Jahre 1893 von der Künt>- licheii Grsattrvmmisftv», Leitzitg«rta»t 1 gemusterten mtlitair« Pstichtige« Maunschaste«, deren Familiennamen di« Anfang», buchslaben 8 bi» mit K haben, sind »ingegangen und liegen auf unserem Ouartiera«te. Raschmarkt Nr. 2 lm Erdgeschoß links, zum Abholen bereit, wa» hiermit zur Kenntnis! der Vetheiligten gebracht wird. Leipzig, am 15. April 1893. Der «attz der Stadt Leipzig. r/A. 6883. Or. Georgi. Lomprecht. iVekanntmachnng. Nachdem wir beschloffen haben, die an der Nordseitr des Thomasgäßchen» gelegenen städtischen Grundstücke, sowie das Grundstück Markt Nr. 14 im Laus« de» kommenden Winter» ab« zudrechen und da» nach Verbreiterung de» Thomasgäßchen» ver- bleibende Bauareal im Frühjahr 1894 zu verkausen, so bringen wir hiermit zur öffentlichen Üenntniß, daß Pläne über diese» ver- bleibend« Bauland in dem Zimmer Nr. 8, HI Etage, de» Grund stück» Markt Nr. 14 während der Expeditiontzeil zu Jedermann» Einsicht austiegrn. Gleichzeitig «rsucheu wir Reflectanicn aus da» gesammte Areal oder einzelne Baustellen, ihre Gebote bis zum LI. Juli diese» Jahre« Nachmittags 5 Uhr schriftlich und ver- siegelt in unserer Nuntiatur, Rathhaus, 1. Etage, rinzureichen. Ta» fraglich« Areal umfaßt nach Planvermessung circa 1388 <zu> mit 76,1 w Front an dem ThvmaSgäßchrn, 16 w Front am Markt uud 19,5 m Front an der «loftergoss». Bezüglich der eingehenden Gebote behalten wir un» Ablehnung oder nach Befinden wettere Verhandlungen vor. Leipzig, den 83. März 1893. . 1874 Der Rath »er Stadt Leipzig. 898' vr. Georgi. Ass. vr. Redlich. Erledigt bat sich unsere Bekanntmachung vom 10. Februar lfd. I»., den Handarbeiter Friedrich Wtlhel« Heinrich von hier betreffend, durch dessen Aufgreifung. Leipzig, am iS. April 1893. Der Rath der Stadt Let-zi». Armeuamt 8dtd. H. >. k. IV., Nr. 7L5n/I37S. Hentfchel. Tolge. Lekanutmachunß. Bon dem Unterzeichneten Armenamte sollen Freitag, de« 21. IÜ>ril 1893, vormittag« von 9 Uhr an tm hiesigen Stadthanse verschieden« Gegenständ«, al«: Mödrl. vetten. Wäsche, »leidnngdftücke, Hand-, tuchen- nnd Wtrthschaftdgeräthe «. R. m. öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 19. April 1893. Das Rrmenamt. Hentschei. Artu». Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, ßandcls- und GcMstsmkchr. Nnzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem IiedactionSstrich s4 ge spalten) 50^, vor den Familieunachrichlea <6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Sptra-Vrilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, obne Postbesürderung -4l 60.—, mit Postbesürderung 70.—. Ännalfmeschluß siir ^nseigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh ',,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an di« Expedttt«» zu richte». Druck und Verlag von E. Polz kn Leipzig. Donnerstag den 20. April 1893. Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs von wachsen Sonntag, den SS. d. Mts., Nachmittags S Uhr, ein Festmahl im Etablissement LR»noi'»N«L stattfinden. .. zu Diejenigen Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden er i i , ...^lEn. 4 Mk. bis zum Abend des 20. d. MtS. auf unserer Nuntiatur im ^athlMse zu ent ^ Daselbst werden auch Bestellungen auf Tafelplätze angenommen, ohi 1 .t HiLL ÄÜLL d°r°n, m°ch°n, dah wir 87. Jahrgang. wie in den Vorjahren, nicht ergehen lassen tverden Leipzig, den 14. April 1893 ^ Der Nach der Stadt Leipzig. Do. Georgi. Grösrel. ilerfteiaerllllg. Sonnabend, den 29. April, Vormittags 11 Uhr sollen im Hofe des hiesigen Posthallercigruiidsiücks. Hvovitaistruße Nr. 4, 6, 8, zwei zwcispännige ausgemuslccle Äülcrposlwagen und ein altes Kanal, sowie ein dreirädriger und drei zweirädrige aus- gemusterlc Packethandwagen unter den unmiltelbar vor dem Aus- gebot bekannt zu machenden Bedingungen gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 17. April 1893. Kaiserliches Postamt 19. Lehme. OeKentlieliv Uniitlelslolli'rnistall. Vleostng, ckeo 25. TprII, trlli, 7 1 br. beginnt >iw reeelt« 4ukn»l»m«prllruog I» äar I-ebrllugenbtkeilaiiz.', e» reelclwr eich ckis bereits nugomelcleteu, «ovi« >Iie »oel> niiruiusläemien I-eiir- lluge, mit 8eurelblecker versehen pliuctlieli eiu/utiniioo bubeo. ^umellluuxeo kür äen eioMdrlgen knuilnlsseuseliuktilelieu Larsus (Uebrliiixsadtbeilung) resruen iw Vauks üieeer IVocde gleiebkaUs ent^exeuxsoowweu. L»ri N oirrum. Direktor Hebammengesnch. Für den aus der Stadt Trrbscn und den Ortschaften Alten- hain. Paiischmiy, Rathersdors. Seelingstädt. Walzig und Cch.i„spiei deö ÄnScinandersallciiS" Wcdnig beilehenden, circa 86oO Einwohner zahlenden. Hebammen- .--.l..- Sl.„d bezirk, wird an Stell« der freiwillig weggehenden eine zweite Hebamme gesucht. Wehns,g ist in Trrhsrn zu nehmen. Geprüft» Hebammen wollen unter Beifügung ihrer Zeugnisse und eines ortsbehörblichen Leumundszeugnisses, bei Verhciraihetcn solches nur sür ihren Ehemann, gefälligst bald diesbezüglichc Gesuche anher einreichen. Trebsen, am 18. April 1893. Der Stadtrat h. Berger. In Gemäßheit von 8. 17 der Leipziger Sparcassen^Lrdnung beziehentlich 8. 19 der Leipziger Leihhaus-Ordnung werden die als abhanden gekommen angezeigten n. Sparbücher Serie II Nr. 86. 147 835, 147 836; d. Ouittungöscheine über di« Sparbücher Serie II Nr. 122 944, IS7 846; e. Pfandscheine Nr. «747, 7375; Int. L Nr. 47 453. 54 159, 54 160, «5 347 hiermit für ungiltig erklärt. Leipzig, den 19. April 1893. Die Verwaltung de» Leihhause» «nd der Sparkasse. Gefunken oder als herrenlos ongemeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom I. bi» 15. April 1893 folgende, zum Theil schon früher gesunden« oder von verübten Diebstählen herrvbrende Gegenstände: eine «alden« Damennbr. eine filderne und «in» neusilderne Hcrrenuhr, «in Geldbetrag von 19 «in Pprtenionnaie mit 11 8 -H, mehrere dergl. mit geringeren Beträgen, darunter ein» mit einem goldenen Ring, verschiedene gvltzcne Ringe, ein vridantrtng, ein gravirter Trauring, 2 galdene Vrtllen. ein goldener Klemmer, »in goldener Uhrschlüssel mit Stein, «ine Hornlorgnette, ein» Stahlbrille, ein ebensolcher Klemmer, ein Theil eine» goldenen Ohrringe«, mehrere Armreife, verschiedene Broschen, 2 Cvradentrtten, eine Haaruhrkette, S schwär,ledern« Handtäschchen, ein« derselben mit Portemonnaie, 7 Stück Hutfrdrrn, ein schwarzer Fächer, »in Stück schwarz« Spitz«, »in« größere Gcheere, einige Leih- hau«scheine, ein Geschichtsbuch „Der Raubgras", L Wandbilder, mehrere Schlüssel, einige Stöcke, ein Herrenschirm, mehrere Tamrnschtrme, ein Packet Eacao, 2 Brod« und eia Eimer, ein Packet Cigarren, ein Packet Schuhrvsetten, rin Domenfkrohhut, garntrt, »in Packetchenorauer Stoff, eia schwarze« Domrnjacket mit Sammetkragen, ein Mann«rock, II Stück rund« Handkörbe, rin grauer Handkoffer, »ine Sicherheitllaterne, ein vierrädriger Puppenwagen, rin hölzerner Ktnderspielwagen, «in« Peitsche, eine Pferdedecke, eine Echrotleiter, rin Locheisen, rin« Radehacke und ein großer 2rädrt«er Hnndtoagen. Zur Ermittelung der Eigrnthümer wird die- hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im I. Quartale 18SS Fundgegenftünd« bet an« abgegeben habeu, auf, diese Gegen- stand« zuttickzufordern, audernfall» hierüber de» Recht«» gemäß verfügt w«rden wird, Leipzig, den IS. April 1898. D«d P»ltzrt-R«t »er Stadl Leipzig. Bretschneider. Ml. Städtische Volksschulen. Der »ednrtdr«, Sr. Majestät de» König« «tdert wird in sämmtliche» hirstgea volktschnlrn (Bürger- «nd vezirktschulen) Lannaden», den 22. April, durch »in» Gch»Ifet«r festlich begangen. Diese Feier findet in der 1. höhere« Bürgerschnl» für Knate» 1 in der S. veztrttschni« für Knabe» r »m > Uhr, in der 86 Bezirksschnlr ) in der S. höhere« Bürg«sch»l« 1 „ in d« 8. Buraer chul. ^ »m 10 Uhr. in ale« üdrige« Dchnle» ,» » Uhr statt. Zur Tdeilaahm« an dieser Fei« beehre» wir un» hierdurch er- gebenst «inzniaden. Leipzig, 19. April 1893. Dt« Dtr»ei»r»» d«r ßkädtischen MaNdschnl««. Oeffentliche verziachtnng. Das der Kloster Berge'schen Stiftung gehörige, im Kreise Calbe (Eisenbahnstation Schönebeck a. E) gelegene Gut Jackmünvc mit eine», Gejamml^flächeninhalte von 299 üa 28 a 17 um loll nebst allem Zubehör vom I. Juli 1894 ab bi» dahin 1912 im Wege des Meistgebot« neuverpachtet werden. Zu diesem Zweck« haben wir auf den 39. Mat ». I.. Vor- mittag» I I Ubr, in unserem Sitzungssaale, Domplatz Nr. 4 tnerjclbft, vor unseren Eommissarien, dem Verwaltungeratd Herrn Gebeimen Regierungerath Schuppe und dem Herrn Gerichts-Assessor Or. Lüdet» Termin anberaumt, zu weichem Pachtlustige mit folgendem Bemerken «ingeladen werden: Das mindeste Pachigebot ist aus 15000 festgesetzt. Der Pachtbewerber hat spätestens 8 Tage vor dein Bietung«, termine seine landtvirthschasliiche Befähigung, Solidität und «in ver- sügbaret Vermögen von 110 000 nachzuweisen. Darüber, ob der Vermvgensnachweis sür geführt zu erachten ist, wird seiten» der Lammiffarien spätesten« im Termine mit Ausschluß des R«chI«ivegeL befunden. Die Schließung des Termins erfolgt um 12 Uhr Mittags, sofern bi« dahin ein Meistgebot erzielt ist. Die näheren Verpachtung«, und Bietungs-Bedingungen, sowie die zugehörigen Verzeichnisse können in unserer Registratur beim Herrn »anzleirath Koch während der Diensistmiden und aus dem Gute Zackniünde bei dem jetzigen Pachter Herrn Lucke, w»lä)«r auch zur örtlichen Information bereit ist, eingesehe» werden Maßdeburg, den 10. April 1893. Könttzltche« Pr«pin,i«l-rchl,lk»llegi,»iu. Gras Ba»bisst». Franz. Ultramontane Lorrespondcnzen ans Lachsen. i. Es ist leider geboten, von Zeit zu Zeit die ultraniontancn Anschauungen, wie sie in manchen römischen Kreisen Sachsens grassier», zu beleuchten, damit unser protestantisches Volk nicht vergesse, von welchen nickt immer bescheidenen und freundlichen Gedanken die Vertreter Roms gegen uns erfüllt sind. Wir begreifen e«, daß die Römische» de» Evange- tischen Lund zur Wahrung dcutsch-prolcstanlischer Inter essen mit ihrem Zorn überschütten. Insbesondere taucht der Leipziger Eorrespontent der „Germania" seine Feder in Ingrimm geaen ihn. um freilich nur, weil er Bessere» nickt zur Verfügung hat, au« dem Lexikon der Eaplaii-sprache und EaplanSwissensckaft die übliche römische Rederei in der „Germania" niederzulegen. An diesem Vorposten und Verfechter des UllramontaniSmuS geben wir vorüber. Etwa» ernster ist der Eorrespvnbent aus Dresden zu nehmen, der unter ..VV." seine Schmerzen und Hoffnungen, seine Klagen und Anklagen dem Berliner Een- trumSblatt anvertraut. Gerade der Artikel, den der VV Eorrcspondent in dir Nummer der „Germania" vom «1. April lsd. I. »inzesendet hat, ckaraktrristrt die Anschauungen unserer «inheimischen Ultramontanen so, daß e« sich verlohnt, wieder einmal aus diese hinzuweiscn. Natürlich ist Herr W. auch ein Echo der römischen Meinung, daß „die Einheit der katbolischen Kircke Beweis der Echtheit, Wahrheit und Unversälschiheit, sowie auch der Untrügbarkect sei." Denselben Grund könnte für sich die ortkodox«. griechisch-katdolische Kirche auführrn; dir Römischen dürfen sich auf ihn nur stützen, wenn sie eine Weile die Geschichte vergessen. Denn diese bezeugt e«, daß in. Lause der Jahrhunderte von Rom sich wahrlich nicht dir schlechtesten Lhrikra getrennt haben, weil sie dort nicht die „Wahrheit und Unve,fälsckldeit" fanden, daß in e"'Ztlucn Landern das Baud, das die Völker an das Papsttdu», grausamer Gewalt gehalten werden oni'le. rast rov A n u der römische» Kirche nickt seilen d.c verschied schlecht die Kunst des IesuitiSmuS m de» römischen GeH-t'en eine schweigsame Unterwerfung unter den ">'^'0'»«.,. w.r hoffen „n Interest- der kalboi„chen «'v-be auck nur au k> rz Frist, zu Stande brachte. Uuvergesten wird da« Lrrl a l ter deutschen BisÄöfe vor und »ach den, vaNcantsche Eoncile sein: eS wird die stunde schlagen, ,n der das Gewissen de« kalbol.schcn Volkes diesen Beweis der.,Untrüg- barkeil" fick wieder näher betrachten wird. wir wollen dem Herrn >V. diese« Pocken auf die romstcke E"'be,t gern lassen: ist dies doch da» Einzige, womit dw Einzelnen sich über die Schwierigkeit de« RvmaniSmus siir den denkenden Geist hinwcghcifen können, das Einzige, biiiter daü st- sich vor der Ueberlcgenheit de« Protestantismus flüchten und verstecken. . ^ ^ Jininer und iiniiicr wieder, eine Periode um die andere, wird aus der lebensvollen Mannigfaltigkeit der evangelischen Glaiibensbilrungen der durch die geschichtliche Erfahrung widerlegte Schluß gezogen: „Der Protestantismus dielet das Schauspiel des AiiSciiianderfallcnS". Wirkliw, Herr >V.. Sehen in der Thal die kräftigen Aeußerungcn des evaiigelischen Geistes wie Altersschwache oder wie Fabnciiflucht aus? Ist drüben unbcfaiint. daß sich unsere Gemeinden immer energischer hinter ihre Kircke stellen nnd sür diese große Opfer bringen, auch ohne Verheißung irgend eines Ablasses'? Weiß man dort gar nict-lS davon, da» unser Volk im stolzen Gefühle, die höhere und reinere Form der christlichen Wahrheit zu besitzen, und in Erinnerung an daö unsägliche Unheil, das über die Alpen herüber in unser Vater land geschritten ist, nicht die mindeste Anwandlung, nein, den stärksten Widerwillen empfindet, unter den Krummslab zurück,zukehren? Sollen die tausendfachen Proteste der jüngsten Tage wider die Einwanderung des Jesuitenorden« und der tiefe Groll über die Pactirerei mit dem Eenlrum nichts gelten? Und was sagt die Statistik? Ihre Zahlen rollen cm ganz anderes Bild von der LcbenS- dewegung des KaiholiciSmuS und de» Protestantismus auf, als es die Tusche der Ultramontanen zu zeichnen beliebt; sie beweist, daß der Protestantismus in viel mächtigerem An wachsen und Vordringen ist als der RomaniSmuS mit allen seinen äußere» Mitteln, mit seiner Diplomatie und Demagogie. Die Geschickte verscheucht die römischen Hallucinationen von der Auflösung des Protestantismus. Nur dann wäre diese zu erwarten, wenn die germanischen Völker, geistig müde, oknc weitere Forschungslust, ihrer Frei- beittlirbe nnd ihrer Art überdrüssig, religiös verarmt, am Ende ihrer Geschichte im Schatten Petri nicht mehr arbeiten und denken, sondern r»l>e», träumen und genieße» wollten, soweit e« der Priester gestattet. Aber noch sehe» die Germanen trotz aller römischen Anstrengungen und Bearbeitungen nicht darnach aus. Freilich, Herr stützt seine Annahme von dem Hin sterben de« Protestantismus auf die Secten-Bewegung in der evangelischen Kircke. Wir können nickt erwarten, daß ein römischer Sinn sür die Sectenerschcinung ein richtige« Vcrstäntniß hat. Nom legt alles Gewicht auf die Mit gliedschaft z» der sichtbaren Kirche, die mit ihrer ganzen ReckiSverfaffung göttliche Anordnung sein soll; e- bietet Alles aus, die Einzelnen im Gekorsani gegen sie zu erbalten. Gewiß regt sich auch bei dem katbolischen Volke der SelbststäntigkeitSIrieb; diesen besänftigt der Roma- niSmus und lenkt ibn ab, indem er seine Angehörigen von alten zu »cugeichaffciicn Gnadenslälten, ve» alten zu neu- ernannten Heiligen, von dieser zu jener Relignie, aus einem Verein in den andern geleitet. Aus solchen Wegen tonnen die Protestanten nicht pilgern. Ihnen ist die Kirche die Führcrin z» Ebrlslu«, nicht der Mittler selber. Ter Protestant»»«- sucht religiös selbstständige Persönlichkeiten zu bilden, Gläubige aus innerster Ucbcrzeugnnz und Erfahrung, nickt solche, die aus da« Eommaiido einer Autorilät glauben; er pflegt da« allgemeine Priefterthuiii. Es liegt nahe, daß daSauf diese Weise geweckte tiefer, religiöse Interesse einzelne Kreise bald zu diesem, bald zu jenem Puncte der christlichen Lehre führt, »in in seiner aiissckließ licken Betonung das Wesentliche des EhristenlbumS zu suchen. Wir können die« sür eine ungerechtfertigte Einseitigkeit ballen obne doch in ihr den vollen Pulsschlag des Glaubens zu ver- kennen, nnd ohne die Meinung aufzngebcn, daß sich hierin icldilllandlHere und darum hoyer zu werthende Nequnaen des rel^wieu EmneS finden, als nur der willigen (Yedülv Mil der sich das römische Volk ohne eigene Prüfung von seinen Hik.en le.ten läßt. Wem der Eadavergehorsan, las Ideal der Christen ist, der wird sich aUcrd.ngs :n d.cser protestantischen «nffassuiia und Anerkennung religiöser Freiheit mchl erbebe» können. L,e römische Kircke könnte den ihrer Anschauung aus keine Seele,ibewegung ertrage»; sie würde stben. und wir können ja die Beweismittel, mit denen sie die Ketzer überwunden hat der Name JnguifiNon sagt Alles. ^ ' Wir Eoanzclischeii aber brauchen »nS vor dieser Sccten. bewegung ,»chi zu fürchten. DcrRcich,hum der christlichen Religion kann nicht und braucht auch .„ch, sich e. ner Form de« Glaubens zu erschöpfen, di« allen Individualitäten Zusagen und ihnen geben müßt«, wa« sie begehren. Wir «rlchrecken nicht über die Fülle von religiösen Gemeinschaften. Manche von ihnen, die meist auf fremdem Boden und unter anderen geschichtlichen Voraussetzungen entstanden sind, werden um ihrer Eigenart willen eine Zeit lang die Neigung einzelner deutscher Pro testanten finden. Fremdes übt nur eine Weile seinen Reiz aus. Aber wir hegen die Hoffnung, daß gerade aus der Vergleichung mit den Seelen unserem Voile deutlicher zum Bewußtsein kommt, wa« eS an seiner evangelischen Kirche für ein kostbare» Gut besitze; in der Reformation hat sich auf das Innigste das Christentbum mit der deutschen BolkS- arl verbunden, ans ewig ungelhcilt; die Kirche Lnkher's ent spricht dem deutschen Wesen am meisten. Und die bisherige Erfahrung bestätigt es, daß das Auftauchen der Seelen in Sachsen unserer Landeskirche nur zum Segen gereicht; die große Masse schließt sich in um so festerer Treue an ihre Kirche an, in der ihr Geist nnd Herz sich heimisch fühlt. Herr VV. wird dadurch um eine Illusion reicher werden; sein feiner Satz: ,U»S kann eS nur angenchm sein, wenn das protestantische, durch Lutber verbreitete Seclenwesen sich immer mehr nur als Mict HS Parteien im großen Gebäude de« Reformation«- LulherlhiimS offenbart!" wird dieselbe Enttäuschung erleben, wie schließlich der ganze UltramontanismuS im deutschen Reich. il. Deutsches Reich. 6. H. Berlin, 18. April. In zahlreichen Processen der letzten Zeit bat sich gezeigt, daß der Schnaps teusel be reits seine Opfer unter der Schuljugend gesunden hat. Der deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke hat beschlossen, an die deutschen Unterrichlebcdörden und an die deutschen Lehrer die Aufforderung zu richten, auch ihrer» seil« mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln in die Mäßigkeitebewegung cinzutrete» und alle ihnen gebotenen Gelegenheiten, Auillärnng und Belehrung über die Alkohol- getränke zu verbreiten, .recht auszunützen. In dieser Hin sicht geschieht in anderen Cuiturländern bereits viel. In Amerika batten 189l 24 der 38 Staaten der Union obligatorischen Unterricht cingeführt in „Phusiologie und Hygieine mit besonderer Rücksicht aus die Einwirkungen rer berauschenden Getränke auf Gesundheit und Glück"! Der gleiche Unterricht wird auf Beschluß de» Congresses in allen Schulen der Territorien erlheill. Tie Londoner Schulcommission hat bereits 1877 beschlossen, daß „in Rück sicht auf die Verbreitung der Unmäßigkeit und ihrer schlimmen Folgen für die Gesellschaft eine besondere Belehrung über die Gefahren der Trunlsuchl in allen Vollssckule» der Stadl geboten werden soll, wo sich die Gelegenheit bietet". Es sollen 1) die Lehrer im Anschluß au da« Lesen der heiligen Schrift, wenn der Text eine Handhabe bietet, zur Tugend der Mäßigkeit ermahnen, 2) solle» an den Wänden der Schnlziiumer Darstellungen auf Piacaten angebängt werden, die den Nutze» der Nüchternheit, Arbeitsamkeit »nd Spar samkeit zeigen, 3) sollen in den Gesangsstunden Lieder zum Preise der Mäßigkeit ciugcübt werden, 4) wird empfohlen, daß die Sch»lz»iimcr »ach den Unterrichtsstunden ge eignete» Rednern sür Mäßigkcitsvorträge zur Verfügung gestellt werden, damit sic vor den Schulkindern sprechen. In chwedcn ist Lurch tönigi. Verfügung vom 4. November 1892 ungeordnet, daß gemäß einem Beschlüsse der Kammer vom 4. Mai l89l die Hygieine und besonders der Unterricht über die Gefahren de« Alkohol« als obligalvrisches Sckulfach ein- zusühre» ist. Auch da« neue Schulgesetz Norwegen« macht die Volköhygieinc zum Unterrichtsfach. I» Dänemark hat kürzlich das Ministerium 500 Krone» zur Herausgabe einer Aikvhoikunte für Lekrer bewilligt. Auch in Belgien und in der Schweiz sind die Behörden ersucht worden, die Lebrer aufzusordern, der Jugend Abscheu vor der Trunksucht einzttflößen. Hoffentlich werten die Bemühungen des deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke nicht ohne Erfolg bleiben. Es sei bei dieser Gelegenheit wiederholt bemerkt, daß der Verein seinen Sitz von Bremen nach Hildcshcii» verlegt hat und seine Jahresversammlung in Düsseldorf abhaltcn wird. E) Berlin, 19. April. Tie unabhängigen Socialisten batten sich Montag in Bnggenhagen's Etablissement ver sammelt, um nochmals die Maifeier zu besprechen. Ta aber die Anarchisten gleichzeitig tagten, jo war auch diese Versammlung wieder schwach besucht. Der Redacteur de« „Socialist", Landauer, setzte die Bedeutung des l. Mai für da« inlernalivnale Proletariat au«e>nanter. In der DiScufsion plaidirlen zahlreiche Redner für eine gemeinschastliche Feier mit den Anarchisten, während Andere diesen Vor schlag verwaisen. Einzelne Redner gingen so weit, zu cr- llärcn, daß nur diejenigen als Genossen zu betrachten seien, die aus der Kirche auStretcu und am l. Mai nicht arbeiten. Ein junger Fahrilanleiijoh» zeigte den Mulh, de» Versammelten das Tbönchlc ihre« Handelns vorznhallen.jSie hätten da« Wahlrecht, das Versainmlungsrccht, die Redefreiheit und wollten nun die ihnen gewäbnen Rcckle durch Vertragsbruch vergelten. Ihr Znkunfisstaal müsse auch aus Treue und Glauben auf- gebaut weiden. Sie irrten sich, wenn sic meinten, die Arbeit geber würden die Arbeitsverweigerung ruhig binnebmen. Sie, die Arbeiter, könnten ebenso gut am Sonntag temonstrircn. Taß man den Gegner nicht ruhig anhörte, sondern dazwischen schrie, lärmte und ihn auch beleidigte, versteht sich von selbst. Interessant war die Miltbe>l»ng eines Redners, daß in Rummclsbuig ein Club Uiiabbängiger gegründet worden, der statutarisch verlangt, daß jedes Mitglied aus der Landes kirche auStritt und am I. Mai nickt arbeitet. — Das Ende vom Liede war ein Beschluß, nach dem am l. Mai vor mittags im Buggenhagen'ichcn Etablissement eine Versamm lung al'gekallen werden und Abends daselbst eine gesellige Zulammeiikuiist statlfiiideii soll. Tie Anarchisten halten am l. Ma> Vormittags eine Versammlung im „Allen Schützen hause" in der Llnienstraße ab. * v«lin, !'.). April. Unter dem Titel „Reichstag und Heer. Ein Won wider den FractionSgeist" hat General von Boguslawöki eine kleine Schrift (Verlag von N. Eisenschmidt i» Berlin) erscheinen lassen. Er tritt darin unter eingehender Kritik der Commissionsverbandlungen von Neuem sür die Bewilligung der ganzen Militairvorlage ein. Wir laste» diese Darlegung auf sich beruhe». Weiler erörtert er die Art, wie in der gegenwärtigen Reich»tag«session do»
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