01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930622014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893062201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893062201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-22
- Monat1893-06
- Jahr1893
-
-
-
4456
-
4457
-
4458
-
4459
-
4460
-
4461
-
4462
-
4463
-
4464
-
4465
-
4466
-
4467
-
4468
-
4469
-
4470
-
4471
-
4472
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VezugS Preis t> der Hauptexpeditton oder den tm Stadt, tezirk and den Vororten errichtekea Aut- -adesiellen abgeh oll: vierreljötirüch ^14.20. hei zweimaliger täglicher Zinrellung in« Laue » öLO. Durch die Post bezogen für leuiichlond und Leskerreich: vierteliährlich . Direct» tägliche Kreuzbandienbiutg i»1 Ausland: nionallich 7.öO. tieMorgen-Ansgab» erscheint täglich die Abend-Aukgad« Wochentag« ü Uhr. Lrdariio« und Ervrditirm: Aadannr»«afir 8. UeErpedltt», ist Wochentag« unnnterbroche» «eäljaet tu», früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. /Malt«: ktt» Me«« » kortim. lAlfrc» Hahn), Uai»erütLl»>irahe 1, kaut« Lische. liathartneastr. 14. pari, und Löntgsplatz 7. Morgen-Ausgabe. nvMtrMgtblatl Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionssrrich (4ga» spalten) SO^j, vor den Familieanachrichte» (6 gespalten) 40^. Gräber» Schriften lant «ajerrm Preis» verjeichaiß. labellarischrr and Zifserusatz nach höherem Tarif. Eptrs-Brilagen (gesalzt), anr mit de« Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderuaa » W.—, mit Postbesörderuug 70.-^ ^nvahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« lO Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh ' ,9 Uhr. Bei de» Filialen und Annahmeste.kle» je ein» halb« Stunde früher. >«iei,e» stad stet« an dt» Eppesttiaa za richte». Druck »ud Verlag von L. Pol» in Leipzig. ^ 311. Donnerstag den 22. Juni 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Heule früh wurde der Universität ein beliebter und trotz der Kürze seiner hiesigen Wirk samkeit um Leipzig verdienter Lehrer. der ordentliche Professor in der philosophischen Faeultät vr. Hrrbrrt Janitschek, nach längerer Krankheit durch den Tod entrissen. Indem wir diesen schmerzlichen Verlust zu öffentlicher Kenntniß bringen, haben wir hin zuzufügen. daß nach dem Wunsche des Verstorbenen eine Trauerfeier in Leipzig nicht stattfindet. Leipzig, den 21. Juni 18SS. Ver akademische Senat. Lrisxsr, d. Z. Rector. Bekanntmachung, die am 23. d. M. für Leipzig-Stadt stattfindende Reichstagswahl betreffend. Für die am 23. d. M. in Leipzig-Stadt bevorstehende engere Wahl zum Reichstag ordnen wir hiermit an: 1) daß die Zugänge zu einem jeden Wahllokal für die Wahlberechtigten frei zu halten sind, und daher insbesondere da« unbefugte Verweilen in den Fluren und Gängen, welche zu den Wahllokalen führen, nicht gestattet ist; 2) daß entweder innerhalb des betr. Hausgrundstückes oder unmittelbar vor demselben nur ein Zettelträger für einen und denselben Eaodidateu gleichzeitig sich aufhalten darf; 8) daß endlich Ansammlungen von Personen in der Nähe der Wahllokale oder sonst auf öffentlichen Straßen und Plätzen, durch welche die Wahlberechtigten in der Ausübung de« Wahlrechts irgendwie beeinträchtigt werden könnten, »er« b»trn sind. Wir erwarte«, daß diesen Anordnungen allenthalbr» Folge geleistet werden wird, und bemerken, daß Zuwiderhandlungen, insoweit nicht Einschreiten «ach »rm Strafgesetzbuch begründet erscheint, mit Geldstrafe bi« zu KO ^ oder Haft bis zu 14 Tagen geahndet werden, sowie daß die Sicherhritsorgane angrwiesen sind, wo nöthig» gegen Verletzung unserer Laordnungen unnachstchtlich einzuschreiten. Leipzig» den 20. Juni l8S8. D«r -taeh «»d das Polizeta«t der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Br et schneid er. Größe!. Lekannlmachnn-. Di» Pflasterung verschiedener Kntzwrakbera-nge in Letpzlg- Valtmarssars mir dossirte» Steinen I. Liass« toll an ritten Uater- nehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeit liegen in nnserrr Tiefbau- Benvallooq, Nachhalls, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 23 aus uud könne» dort eingelehen oder gegen Entrichtung von SO >4. di« auch in Brieimart»» eingesendet iverdell können, entnommen werden. Bezüglich» Angebote sind versiegelt und mit der Aufjchrift: „-uß»e,-Urder,Sn,r in i.'etz,zta-V,ik»ars»ars" versehe« in dein oben bezeichnrten Geschälisztmmrr dts 3K. s. Mts-, b Uhr Nachmittag« rinznretchen. Der Rath behtU sich das Recht vor, sämmtlich» Angebot« ab» zalehaen. Leipzig, den M. Inas 1898. Des Rath« der Stadt Leipzig la. 8166. Gtraßrnbauseznitatian. »«« Freiwillige Grundftücke-Versteigerung. Von dem noterzeichneten Königlichen Amtsgerichte soll auf Am trag der Erben da« zum Nachlaße der Frau Amalie Eleonore verwiiiweten Elolpr geborenen Lindner gehörige, in Leipzig an der Zettzer Strohe unter Nr. 82 gelegene, aus Fol. IÜ20 de« Grund- und Hypochekenbuch« für di» Stadt Leipzig eingetragen«, di» Parcell» Nr. 906» de« Flurbuch« für Leipzig umfassende, mit Nr 132 de« Brandcotaster« bezeichnet», mit Loncertiaal versehene und »um RestaurarionSbetrieb eingerichtete Hau«- uud Garten, arundftück zum „Tiselt" freiwillig verstetgrrt werde» »ad ist al« Versleiger»aa«termin «itt»«ch. der ir. Ä«„ 18»S. Varmtt»«,« 1« U»r. anbrraumt worden. Kauflustige werden ersucht, zu diesem Termine an hiesiger Amt«- gerichtSsielle, hochpaNerre, Zimmer Nr. 81, sich «tazufindeu und de« Wetteren gewärtig zu sein. Die Veril»igerung«d»dingungen känuen au« dem an hiesiger SerichiSstell« aa«däiiarnd»n Anschlag» »riehen werdeu. Adjchrist hiervon wird «ns Lasuchr» gegen Erstattung der bchretdläha» erihrtll werde». Leipzig, am 16. J»»i >893. königliche« Amtsgericht AttH. Landgraf. A ffertsepu», »me >«tk»chen vetanntm»chn»gen »n per I. veiloge Der Schuh der Lauhandwrrker. vr. 1,. Da« preußische Abgeordnetenhaus wird demnächst Gelegenheit haben, sich mit einer Frage zu beschäftigen, well r durch die stetig wachsende spekulative Thäugkeil auf dem Gebiete des Bauwesens zu einem der wundesten Punkte de« großstädtischen vaugeschäfl« geworden ist, und deren ein- schneidend« sociale Bedeutung aus große Masten des Volke« nicht mehr unirrschätzt werdeu darf' mit dem Vorrechte der Vauhandwerkrr. Der „Bund sür Bodenbrsitzreform" dal an das Abgeordnetenhaus rin» Petition gerichtet, deren Forderungen zum Schluß dabin zusammengesetzt werken, .da« koke Haus wolle bei der königlichen Staatsregierung auf den baldigen Erlaß von Bestimmungen zum Schutz der Bauband' Werker, vaulirseranten, Eoastructrure uud Arbeiter vorstellig » Der Petttioa wurde freilich io der Justiz» Schicksal zu theil. Obwohl der Berichterstatter Schumacher nach eingehender Darlegung der einschlägigen Verhältnisse dringend beantragt Halle, die Petition der StaatSregierung zur Erwägung dahin zu überweisen, ob nicht alsbald für da« Königreich Preußen derartige gesetzliche Schutz- bestlmmuligen einzusühren seien, beschloß die Commission schließlich dennoch, zu beantragen, mit Rücksicht auf die in Anssicht genommene reichSzcsrtzliche Regelung der Materie zur Tagesordnung überzugehen. Man bars diesen Besiluß nur dann gutdeißen, wenn in der Tbat augenblicklich eine besondere rrichsgrsesliche Regelung dieser Frage in der Schwebe wäre oder »ave bevorstände. Sollte aber, wir au« einer in der l. Beilage der Morgen ausgabe de« „Leipz. Tagest." vom t2. d. M. (Nr. 29L) ab» gedruckten Berliner Correspondenz hervorzugehen scheint, mit dem angcdeutetcn„Rci-vsgesetz" da« .bürgerlich« Gesetz buch für das deutsche Reich" gemeint sein, so wäre eine so weite Hinau«schiebung einer so dringenden Frage vom socialen Standpuncte ebenso gefährlich, wir vom rechtlichen und redlichen Standpuncte aus ungebührlich. Preußen sollt« dann gerade hier mit nackahmenswerthrm Beispiel den anderen Einzelstaaten vorangehen. In einer Generalversammlung de« .Deutschen Bundes für Bodenbrsitzreform" sind im vorigen Jahr« statistische An gaben veröffentlicht worden» deueo man bei ihrer Un geheuerlichkeit erst dann Glauben deimaß, als der .Reichs anzeiger' nicht umhin konnte, dir Zahlen ohne Beri t tigung wiedcrzugeben. Danach sind in der Zeit vom l. Ocrodrr 1889 bi« 30. September l8U0 bei den in diesem Zeiträume auf- geflllirlrn Neubauten von Handwerksmeistern und Lieferanten allein in Berlin dreißig Millionen Mark verloren gegangen. Von S35 in dieser Frist ausgesübrten Neubauten sind IN subhastirt worden. Don 186 Neubauten, die in den letzten zwei Jahren in vier neu angelegten Straßen auf dem Terrain der ehemaligen Maschinenfabriken von Borsig, Wöhlert und Eggells errichtet wurden, sind nur sechs nicht sudbastirt worden. Biele dieser Bauten verfielen nicht nur ein Mal, sondern zwei und drei Mal der Sudbastatiou. Wem aber sind die SO Millionen Mark verloren gegangen, wem sind sie zugefallen- Sin Blick aus die Art und Weise, in welcher heute die eoßilädtische Bauspeculation betrieben wird, gilbt uns die nlwort. Der Baustellenbändler I. verkauft, entweder direct oder durch die Häode weiterer Bausprculanlen, dir voo ibm erworbene Baustelle unter ansehnlichem Preiszuschlag an den Bauunternedmer A Da D. gewöhnlich vollkommen mittellos ist, so „begnügt" sich Zk, oder der andere Vorbesitzer, mit einer bescheidenen Anzahlung, den Rest läßt er hypothekarisch auf dem Grundstück rintragen. A. beginnt nun au' Credit de« L. zu bauen. Damit beginnt das Unglück der Bauhandwerkrr. Da der Gruud und Boden verpfändet ist, so wird nach dem geltenden Recht auch jede daran errichtete Baulichkeit sofort und schon während der Bauzeit von dem Pfandrecht mitergriffen. In dem Augenblick also, wo der Lieferant ein Stück Waare zu dem Bau grliesert, der Handwerker eine Arbeit auf dem Bau auSgesührt hat, hat er da- Recht daran verloren, der Hypothekengläubiger ohne irgend welches Zuthun von seiner Seite es gewonnen. Jede« Stück Waare des Lieferanten, jede Arbeit de« Hand werker« verfällt unrettbar den, Hypothekengläubiger. Kommt da« Hau« dann zur Subhastalion, so dient das ganze Grund stück natürlich vorweg zur Befriedigung des Spekulanten, als erst eingetragenen Gläubigers, der nunmehr in die Mogliä,- «erdr» «»«»isst,», w»h«v dieselbe überwiesen wnrb«, kein günstiges tbekarischen Sicherheit gefährdet werden, soll bis zu einem gewissen Maße zuaestanoeu werde». Aber hierbei spielen zum größten Theil doctrinaire Er wägungen mit Die Praxi« ist weitsichtiger als die tarre Formel der Lebrmeinung. Der sociale Gedanke muß den Ausschlag geben. Wehl kann der Capitalist ver langen, daß die rechtlichen Beziehungen, welche seine Sicher heit beeinträchtigen können, klar zu Tage liegen, daß nicht durch nachträ-zliche Forderungen Anderer seine ursprüngliche Forderung an Werth verliert. Aber mit ebendemselben Rechte änn der Handwerker beanspruchen, daß seine Arbeit ihm nicht verloren geht und einem Anderen zu Gute kommt. Dem einen Capitalisten, besten Sicherheit möglicher Weise eine Beeinträchtigung erfährt, stehen Hunderte gegenüber, deren Existenz aus dem Spiele siebt. Die verlangte Scluiybestimniung oll üdervicS dem Hypothekengläubiger nur ein Psanbobjec« nehmen, da» ibm zu Unrecht zugefallen ist, daS er nicht hatte, als er die leere Baustelle besieh, da« daher eine Bereicherung auf Kosten Anderer darstellt. Die Gefahr, welche dem Hypothekengläubiger zum Theil bedroht, wird dadurch abgewendet. daß man die vorgcschlagene Aenverung der Gesetzgebung nach einer Anregung des Geh. Iustizratb« Pros. Dcrnburg durch eine Bestimmung modi- rcirt, wonach den Hyothekengläubigcrn sofort von jedrin aus brem Pfanvaruildstücke geplanten Neubau eine Nachricht eiten- der Baupolizei zugehen muß und ibncn da- Recht »gesprochen wird, binnen 30 Tagen nach der Anzeige ihre eingetragenen Capitalien zur Rückzahlung in drei Mo naten zu kündigen. Der „Bruch in da« EintragungSprincip" kann ferner dadurch erheblich gemildert werdeu, daß man die Handwerker und Lieferanten verpflichtet, ihre bevorrechteten Forderungen bei Nichtzahlung binnen einer kurzen Frist nach Fertigstellung de« Gebäude« iu da« Grundbuch eintragcn zu affen, so daß der Käufer genau weiß, welche Lasten auf dem Hause ruhen. Mit diesen Concessiouen an den Hypotbekenbesitzer wird da« angestrebte Vorrecht der Baubandwerker — auch wenn man dieses nicht bloS auf den Mchrwcrth beschränkt, den das Grundstück infolge dts durch ihre Tbäligkeit errichteten Neubaues erhalten hat —, den Interessen beider Tbeite i» ast gleichem Maße nabe kommen, der schwindelhaften und unfruchtbaren Spekulation aber rin Gebiet entreißen Helsen, welches bereits zu Besorgniß erregenden Auswüchsen geführt dal. und damit einen bedeutsamen Schritt in der wirlhschaft- lichrn »ad socialen Gesetzgebung bilden. keil kommt, für denselben Preis, den er für ein unbebaute« Grundstück creditirt batte, dasselbe Grundstück bebaut zuruck- zuerwerben. Ja den Rest, der, wenn er übrrbaupt vorhanden ist, nur verschwindend gering sein kann, können sich dann — aber auch nur, soweit nicht noch andere Hypothekengläubiger vorgehen — die Baubandwerker theilen. Hieraus sin» die empfindlichen Verluste zu erklären, welche bei jeder Zwangsversteigerung Hunderte von armen, strebsamen Handwerkern erleiden. Hier ist der Grund zu suchen, warum der Rus nach gesetzgeberischer Hilfe immer lauter ertönt. einem richtig beloni bat, hier nicht um eine einfache Recht«fragr, bandelt e- sich doch um eine Frage „von höchster politischer und volk«- wirthschaftlichrr Bedeutung", dir an Erheblichkeit gewinnt in einer Zeit, wo Gährung und Unzufriedenheit ohnehin von da« . »u wird handelt es sich doch, wir jüngst Heinrich Frees, in einem brachtcnSwerthen Aussatz« in SchmoUer's Jahrbüchern richtig . »u, gewissenlosen Agitatoren in die große Menge getragen, Vertrauen zu der socialen Fürsorge in der Gesetzgebung, der Unparteilichkeit in der Rechtsprechung erschüttert w oll die Gesetzgebung leder Spur eines verdachte« entgehen, s ob sie durch einseitige Beschlltzuag der Hypotheken- aubiger gegenüber dem Schudbedürfnissr der Baubandwerker Soll al« gläubiger die Macht des wirtbschaftsich Starken über den wirthschaftlich Schwachen noch erhöben wolle, so wird sie sich den For derungen des Baubantwerkerstandes nicht länger entziehen können. E» ist klar, daß ein hinreichender Schutz nur dadurch gewährt werden kann, daß den Ansprüchen der Baudand- werter ein Vorzugsrecht »or den Hypotheken uud Gruod- schulkrn zugesichert wird. — Daß dadurch, wie von den Motiven de« Entwurf« eines dürgertichrn Gesetzbuchs an- gedeutet uod von den Gegnern jener Forderung immer beton» wird, eia ^Vrnch iu das Sintraguagsvriucip" de« heutigen Rechts q»rissen und dir natürlichen Grundlagen der bypo- Leutsche» Reich. 8?. Berit», 2l. Juni. Dieser Tage ging durch dir Blätter die Notiz, daß die Fzihrer Ker Lactatsemakrattr kürzlich in einem der scmsten und theuersten Restaurants Berlin- ein Gelage abgrdalteu hätten. Wir legen auf dies« Geschichte, welche übrigens vom .Vorwärts" unter einer Flulh von Beschimpfungen bestätigt worden ist, kein Gewicht. Angesichts der großen Anzahl von Stichwahlen, bei denen die Social demokralen delbeiligt sind, gewinnt aber di« soeialdemokratische Finanzgebahrung nn Allgemeinen rin erhöhte« Interesse. Genaues läßt sich darüber nickt feststrllen, aber rin Streiflickl aus die Steuerpolitik der sociatistischrn BolkSfrrunde wirft eine Aeuherung, welche Ende August l8S0 in einer Berliner social- Vemekratischrn Versammlung von einem .Genoffen", Börner mit Namen, grthan worden ist, nämlich: .Wenn die Regierung nicht bald Diäten für die Abgeordneten bewilligt, dann werden u»S die Beträge, die wir dafür aufbringen müssen, noch auffressrn." Vielleicht findet der „Vorwärts" die jetzige Zeit, in der er unausgesetzt von den .furchtbaren Ansprüchen de« Militarismus" spricht, geeignet, zu diesem Stoßseufzer eine« Genossen ein Wörtchen zu sagen. Bi« dahin wird man wohl annehmen dürfen, daß die .Partei" den einzelnen .socialdemokratischen" Arbeiter mehr kostet, als der Aufwand für die LankeSver» theidigung. Sind es ja doch nicht allein die Abaeorvnelen- diälcn, die an dem Mark der Arbeiter zehren. Mehr noch machen die Ausgaben für die Reisen der commandiren- dcn Herren, für Streiks aus, für Festlichkeiten, die so Mancher wider seinen Willen mitmachen muß. Dazu kommen die „GrschäftSsocialisten". welche die Arbeiter mit sanfter Gewalt zu unnöthigen Ausgaben verleiten. Bon den Geldern, mit denen die Herren Cassirer durchgehen, gar nicht zu reden. Wenn die socialdemokratische Parte! nach den Wahlen wirtlich die Großmacht werden sollte, von der Herr Liebknecht täglich phantasirt, so slebt sür Diäten, Repräsentationskosten, .Auswärtiges" rc. eine Erhöhung der direkten Parteisteuern zu besürchtcn, die den Neid des Herrn Miquel erregen wird. k Berit«, 2l. Juni. Ein- der interrffantesten Ergeb- niffe der Reich-tagSwahlen ist der in ihnen liegende Beweis von der Lebenssäbigkrit der alten politischen Parteien. Co lange es ReichStagSwadlrn giebt, hal es nicht an Lrulen gefehlt, welche di« „Parteischablone" ver- urtdrilt und dieselbe zu zertrümmern unternommen haben. Wenngleich derartige Versuche bisher stet« ohne jeden nennen«- werthen Erfolg gescheitert waren, so schien da« doch bedeutungs los gegenüber der im letzten Jahre zu ungeahnter Stärke anaejchwollenen Strömung, welche an die Sielle der alten politischen Parteien „Wir» hsch aft«part»irn" zu setzen trachtet. Der Bund der Landwind» wurde ausdrück lich gegründet zur Beherrschung der Reichstagswablen ebne alle Rücksicht aus die politische Parteistellung. Und dem Bei spiele der Agrarier folgten kleine Kausleute mit der Gründung einer „Teutoburger" oder.Mittetstandspartei", während eine ,Handw«rkerpart«i" schon längst vorhanden war. Alle diese Organisationen unternahmen es, selbstständig in di« Reichstagswaplen rinzugreifea, und sie haben sich daran auch durch die Erwägung, daß in dem gegenwärtigen Wahlkampfe alle wirthschastlichen Sonderbeslrebungen m«br als je gegen das allgemeine nationale Interesse hätten zurücktrelen solle», nicht hindern lassen. Man kann jedoch nicht sagen, daß drrErfola dem siegessichern Auftreten entspräche, mit welchem sie in den Kamp gezogen sind. Lediglich der Bund der Landwirth«, dem dir umsasieadste. tdatkrästigste Organisation und sehr reich» Geldmittel zur Verfügung standen, hat rin« hervorragende Rolle gespielt: aber wirklich erfolgreich ist seine Tdätigkrit nur da gewesen, w» er sich einer politischen Partei an- schloß. Meistens ist auf diese Weise die Hilfe de« Bunde« den Conservalivrn zu gute gekommen, wa« >a von den eigent lich treibenden Kräften von vornherein beabsichtigt war. Wo die Candidaten deS Bunde« ganz selbstständig austrüten, wo e« sich also recht eigentlich um die Bildung einer „Wirth- chaftSpartei" bandelte, sind sie meisten- unterlegen. Und daS ist nicht zu beklagen. Mögen die Interessenten großer naliv' naler ErwerbSzwrige ihren Einfluß auf die Gesetzgebung geltend zu machen suchen, daS ist ihr gute« Recht. Aber >en deut)chcn Reichstag, der in erster Linie die nationale rinheit zu hüten und die Harmonie der Interessen zu fördern berufen ist, in eine aus einer Anzahl einseitiger Inter essenvertretungen zusammengesetzte Körperschaft umwandcln zu wollen, würde nicht allein mit dem ganzen Geiste der Reichü- verfassung in Widerspruch sieben, sondern auch den inneren Frieden und die gedeihliche Weiterentwickclung unsere- jungen nationalen StaalswesenS auf daö Schwerste gefährden. Die einfache Vernunft der constitutioncllcn Staatseinrichtung wird dem Lmporkommen reiner WirthschaftSparleien immer ein unüberstriglicheS Hinderniß cntgegenstellen. Die alten politische» Parteien möge» einer Umgestaltung cntgegcngebcn, oder sogar brdürseu, sie aber durch rein wirthschastliche Parteien zu ersetzen, ist unmöglich. V. Berlin, 2l. Juni. (Telegramm.) Wie der „Reichs anzeiger" meldet, bat der Kaiser dem commandirenden General de« V. Armec-Eorp-, von Secckt, die Krone zum Großkreuz des Rothen AdlcrordcnS mit Eichenlaub verliehen. --- Berlin, 21. Juni. (Telegramm.) Der „RcichS- anzeiger" schreibt: Aus einer Minhcilung der „Christlichen Welt", daß der in Stettin nach ungünstige,» AuSaang des theologischen CxamenS erfolgte Selbstmord eineSPredigt- amtScandivaten die Angehörigen desselben zu einer Be- chwerdr wegen harter Behandlung veranlaßt habe und daß >ie Borenthaltung de« Zeugnisse« nach der Meinung de« luglücktichen seine« dogmatischen Standpuncte« wegen erfolgt sei, bat dir „ProtestantenvercinS-Correspon- deuz" Anlaß zu einem heftigen Ausfall über die Zustände in der evangelischen Kirche genommen, der in verschiedenen Blättern weitere Verbreitung gesunde». Nach genaue» Ermittelungen ist frstgrslelll, daß der Candidat schon während der Examcn- tage sich in einem Zustand schwermütyiger Erregung befand, der sich nach denselben zu völliger, mil Halluciiiaiionen verbundener Geistesverwirrung steigerte und durch freund lichen seelsorgeriscken Zuspruch des Besitzenden der PrüsungS- commission nur scheinbar beschwichtigt wurde. Bei dem Unheil über da« Unzulängliche seiner Leistungen sind Bedenken gegen seine Stellung zum Glauben der Kirckr überhaupt nicht in Betracht gezogen worden. 44- Berlin, 2l. Juni. (Telegramm.) Wie die „Nord deut Zur sche AUgem. Ztg." erfährt, hat der Arbeit «minister Linderung de-befürchteten Stroh- undFutter- manaels die Tarife der preußischen und der rlsässischen Eisenbabnen für Torf st re» und Futtermittel vorüber gehend bedeutend ermäßigt. Dir Ausnahmesrachten für Torsstreu gelten bi- zum 1. September 1894, für Futter mittel bi« aus Weitere«. (-) Berlin, 2t. Juni. (Telegramm.) Der Geschäfts bericht der drutsch-ostafrikanischen Gesellschaft sür da- Jahr l892 constalirt, daß die großen PflanzungS- unternebmungen sich bisher ausgezeichnet augclassen haben und die Hoffnung aus gutes Werlh-Ergebniß gestatteten. Die Zollei ngäuge betrugen 77V 377 Rupien gegen 786 722 Rupien im Jahre l89l. Die beendigte Eisen bahnexpedition ergab, daß die Fortsetzung der Usambara- linie über Korvgnc einerseits zum Victoriasee, andererseits nach Tadora keinen übermäßigen Schwierigkeiten begegnet. Berit«, 2l. Juni: (Telegramm.) Die Herrcn- hauScommission hat beute das Ergänzungssteuer- gesey in ver Gesammtabstimniung unverändert mit allen gegen zwei Stimmen angenommen Desgleichen hal die Commission da« Volksschuldotation-gcsetz in der Fassung des Abgeordnetenhauses angenommen. — lieber den Rest der preußischen Landtag-arbeiten sind jetzt die Präsidien der beiden Häuser des Landtages und die Regierung stillschweigend übrrcingckommen. Der Landtag wird, wir der „Voss. Ztg." bestimmt gcineltel wird, am l2. oder spätesten- am lk. Juli geschlossen werden. — Auch die Conscrvativen de« fünften Berliner ReichSlagSwahlkreise« haben, wie die de« zweiten Wahl kreises, sür die Stichwahl zwischen dem freisinnigen und dem socialdemokratischen Canbidalen Wayleuthaltunz be schlossen. — Im Gegensatz zu der socialdemokratiscken Wahl parole für die Stichwahlen, wie sie von der Parteileitung im „Vorwärts" auSgegeben worden ist, erläßt da« Äaitalivns comitS der rheinischen Socialdemokratie folgende Weisung: „In den Kreisen, wo Ttichwadies zwilchen den gegn-rilche» Parleien stattsindrn, Hoden di« Genossen strengst, Siiinment- Haltung zu üben". * An» tchleslnilt»Holstein, 20 Juni. Der geschäftS- sübrendc Ausschuß der freisinnigen Partei in §!t>Ie«ivig- Holstrin bat dir Parole auSgegeben, daß die freisinnigen Wähler bei den Stichwahlen in allen schleswig-holiieinischen Kreisen gegen dir Toeialdrmokratie stimmen und durch rege Betdeiligung an der Wahl den Sieg der bürgerlichen Parteien stckrrstellrn mögen. Dir „Wes.-Zig" rechnet mit Sicherheit daraus, daß dieser Parole überall Folge geleistet und di« Socialdemokratie in Schleswig-Holstein aus ihren alten Besitzstand deschränkt bleiben wirb. * ktei, 2l. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser begab sich früh >0 Uhr von der „Hodenzollern" zur Besichtigung de« Nordostsee-CanatS auf einer Dampfpinaffe nach Holtenau und setzte dir Reise nach LrbenSau fort. Um l N/a Uhr legte er den Grundstein zu der großen Hochbrücke bei LrbenSau und fuhr dann weiter bi- Königssöhrde» wo das Frühstück eingenommen wurde. * H«»h«r>. 20 Juni. Die Erbauung einer vrr- brrnnungsaastalt für Ab fall st off« war im Juni v I. vom Senat beantrag». worden. Die Kosten der Herstellung einer solchen Anstalt wurden aus 480 000 dir lährlich«» Unterhaltungskosten aber auf 304 ü?0 ^ berechnet. Di»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht