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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930718016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893071801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893071801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-18
- Monat1893-07
- Jahr1893
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Verloosung der Niederfchlesijchen Zweigbahn-Priori- tät-obligationen Vcr Lbcrfchlksischen isifcribahtigcsctlichaft sind die in der Anlage verzeichnetcn Nummern gezogen worden. Den Besitzern werden die Obligationen Lit. 8. zum 1. October 1893, die Zmcigbahnobligationcn zum 1. Januar 1894 mit der Amfordcrung gekündigt, die iu den ausgeloostcu Nummern verschriebenen Eapilalbeträgc »rr Obligationen Lit. 8. uo« 2. October 1802 ab. der Zkicigbahnobligatioue» vom 2. Januar I8S4 ab gegen Quittung und Rückgabe der Obligationen bei der Staats- schnilden-TilgniigScaffe in Berlin, Taubenstraße 99, zu erheben. Mit den Obligationen Lit. 8. sind die Anweisungen zur Ab hebung der Zinsscheinreihe V, mit den Zweigbahnobtigationcn die nach dem 2. Januar 1894 zahlbar werdenden ZinSicheine Reihe V Nr. 3 bis 10 nebst Ainveijuugeu zur Abhebung der solgeudeo Reihe unentgeltlich abzuliesern. Die Zahlung der Capitalbeträge erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags, mit Ausschluß der Sonn- und Festtage uud der letzten drei Geschäftslage jeden Monat«. Die Einlösung geschieht auch bei den Regicrungs-Haupteassca und i» Frankfurt a. M. bei der Kreiscasje. Zu diesem Zwecke können die Obligationen Lit. 8. nebst Zubehör schon vom 1. Sep tember 1893 ab, die Zivcigbahnobligatunicn nebst Zubehör schon vom 1. De- cember 1893 ab einer dieser Lasse» eingereiht werden, welch« sie der StaatSschulden- Tilgungseasse zur Prüiung vorzulcgen hat uud nach erfolgter Fest- stellung die Auszahlung vom 2. October 1893 beziehungsweise 2. Januar 1894 ab bewirkt. Der Betrag der etwa fehlenden ZinSscheine wird vom Capitale zurückbehalten. Mit Vem I, vctobrr 1802 hört die Brrziusung der ver» looste« Obligotroncil Lit. 8. uud mit den« 81. T crem der 1802 h»rl dtr Vcr-zrnsuti, der verloofte» Mederschlksischen Zweig- bahnobligatioucu auf. Zugleich werden die bereits früher auSgeloosten, aus der Anlage verzeichnet«!,, noch rücksinndigen Obligationen Lit. 8. wiederholt und inst dem Bemerken aufgerufen, da» die Verzinsung üersilbrn auf- gehört hat. und da» diejenigen Obligationen, welche, der Bekannt machung durch die öffentliche» Blätter ungeachtet, nicht binnen 4 Jahren nach dem Zahlungstermin zur Einlösung präsentirt sind, im Wege dcS gerichtlichen Verfahren« mortificirt werden. Die Staatsschnlden-Ttlgungscaffe kann sich in einen Schrift wechsel mit den Inhabern der Obligationen über die Zahlungs- lungöle-stnng nicht ein lasse». Formulare zu den Quittungen werden von sämmtlichen oben- gedachten Lassen unentgeltlich verabfolgt. Barlin, den 7. Juli 1893. Königlich Preußische Hauptverwaltung der LtnatSschuldcu. v. Hoffmann. Amtliche Bekanntmachungen. Aekauntmachung. Vom unterzeichnet«., ArinenamI« sollen Mittwoch. dei« Iv. Juli I8V8, Vormittags von S Uhr an im hiesige» Stadttzausc verschiedene Gegenstände, alS: Möbel, Bette»' Wäjche, Alcidiiiigüstncke, Hans-, Küchen- und Wtrthschasts- gerathe «. A. m., öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 17. Juli 1893. Las Armcnaiut. Heritschel. Artu«. Lekauntmachung. Nachdem die Srd-, Maurer- und Zimmerarbeiten zu dem Abortanban der VIII. Borger und 0. VrzirtSschnle in Leipzig-Reudnip vergeben worden sind, werden die nicht berück sichtigten Herren Bewerber ihrer Angebote hierdurch entlassen. Leipzig, am 14. Juli 1893. Der Tchulanüschuß »ä 8cü». 1. 2490. I. B.: vr. Schmid. vr. Tonndors. Der Pserdcscheerer MottlicL Aervinand Rciocl aoS Leipzig Plagwitz hat gegen den 25. Juni ds. Js. — angeblich aus der Strohe von Lonnewitz nach Gautzsch von einem Unbekannten, viel leicht Zigeuner — einen Wagen nebst Pferd gekauft. Der Wagen ist scheinbar «in« abgenutzte Bauernkutsche. ziemlich viereckig und nur an der hinderen Unterseite etwas abgerundet. Er geht auf Federn: die Ceitenitzeile sind von grünaugrslriwencni Holze, der obere Rand Lcrielben, sowie der Hinterseite ist thcilwcise mit weißstreifigeu Wachstuch»üchche» überklebt. An der einen Längsseite befindet sich die Tküre; rin Wagen sind 2 Quersitze von rohen, Holze mit von Leder überzogene» Lehnen angebracht. ES wird hiermit Jeder« ann, der über die Herkunft dieses Wagens, iusbesonderc darüber, von wem Reine! denselben erworben dal Auskunft zu geben veiniqg, aufgesordtrt, Mittheilung an den Unter zeichneten oder die Königliche Gendarmerie gelangen zu lassen. Königliches Landgericht Leipzig, den 1«. Juli 1893. Lee Untersuchungsrichter Aff. Horn. Helralllltmlichull-. La- Weihen von 8491.3 qm Wand- und Deckenslächen mit Kalk- färb» soll unter de« rw GeschäitSzimmer Nr. 43 de« hiesigen Garnison- lozareihs zur Einsicht und Unterschrift au»lieg«nLen Bedingungen verdungen werde«. Dt« Verdingungsunterlagen werdea gegen 50 bchrribgrbühr daselbst abgegeben» Versiegelte, mit der Aufichrist „Weißarbeiten" versehene Angebote smd di« zum ErpffnuagSlerini», den 22. dss. Mt«., Vorm. 10 Uhr, partofrei hierher eiuzusenden. Lnphig. am 1b. Juli 1893. SöuiglicheS Marnisonlaiareth. Englische Eilcheitsbestrebllilgeil. k. London, 15. Juli. Gegenüber den ccntrifugalcn Kräften, die sich im britischen Zkeick>e regen und von dc»en Üomoiulü für Irland in der geschickten Hand deö Nestors unter den Staalsmänncr» augenblicklich am wirksamsten ist, trete» auch mehrfach Strömungen hervor, in denen taS Gefühl der Einheit aller von Briten beherrschten Länder mehr oder minder kräftig Mi Ausdruck gelaugt. Diese rcagircndcn Strömungen laben naturgemäß ihren Ursprung vorzugsweise im eigent liche» England, wo sie besonders in dem Reichs- vcrein (Importal I-'eüoi-utiou) ihren Mittelpunkt finde». Aber auch von jcnscil dcS britischen Meeres, auö de» Bereinigten Staaten, sinken sich bcachtuiigömerthe Ver treter paiibritannischer Ideen. Am energischsten äußert sich stir eine enge potitisckyi Wiedervereinigung zwischen der britischen Mutter und dem sehnenden (?), seit über 100 Jahren getrennten Kinde Andrew Carnegie, der bekannte amerikanische Großindustrielle, in der angetündiglen Neuauflage icineö BucheS „Trnimsil, der Dcuiotralie" (1'i iumplmut, s)vmoorae.v), dessen letzhcS, die Union aller englisch prechenden Länder behandelndes Eapilcl im Junibcfl der „North American sticvicw" vorweg erschienen ist. Mil einem erstaunlichen Enthusiasmus, der bei euicm so hervor ragend praktischen Geschäftsmann besonder« anssällig ist, erörtert der auS Schottland stammende pennstilvanischc Eisen- magnat die Möglichkeit, Nothwcndigkeik »nd Wahrscheinlichkeit kcö gigantischen Plane«, ans Lessen Ungcbcucrlichkcit unter den bestehenden Verhältnissen hier nicht weiter cingegangon za werben braucht. Mehr Beachtung verdient eine andere, aber beschränktere Strvmang », derselben cenlripetalen rltichtiuig. die voraus- "tchtlich in ihren Wirkungen bald in Erscheinung treten wird und unser Interesse in mehrfacher Hinsicht verdient. ES handelt sich um eine, den altgricchischen nationalen Fest spiele» nachzcbildele Feier, die alle vier Jabrc Vertreter aller Brite» auf vem Erdenrund im Mutterlande vereinen soll. Der Plan zu diesen modernen Olympischen Spielen ward im September vorigen Jahre« von Astlcy Eooper in kor rühmlichst bekannte» Monatsschrift „Ninelcenlh Century" vorzelegt, und bereit« hat sich ein ansehnliches Comilfi in England zur Verwirk lichung der Idee gebildet. Ebenso haben in den Colonicn nicht nur verschiedene Sportvereine, sondern auch politisch einflußreiche Personell sich für die AuSsührung dieses cenlra- lislischcn Vorschlages geäußert. Man beabsichtigt, das erste panbrilannische Fest bereits im Jahre 1894 abzuhallen, und e» ist kaum zweifelhaft, daß die Sache wirtlich zu Staute kommt, wenigstens soweit eS den für die Engländer so magnetischen Sport betrifft. E« liegt aber durchaus in der Absicht der Gründer, durch das Unternehmen die Bande der Zugehörigkeit und Anhänglichkeit an das Mutterland ;n stärken und eine vollständigere politische Einheit, die schließlich auch Nordamerika mit umfassen soll, vorzubcreitrn. In der neuesten (Juli-) Nummer dcS „Ninctcenth Century" macht Cooper genauere Mittbeilnngcn über die Art der beabsichtigten Feste, die er „panbritisch" nennt, so weit England und seine Colonicn in Frage kommen, und „pananglisch" (ein, wie nnS scheint, wenig glücklich gewähltes Wort), soweit alle Brite», auch die i» den Bereinigte» Staaten, bclbeiligt sind. Die Festlichkeiten sollen »ach drei Richtungen alle Britenländcr vereine», industriell, intcllcclncll und „athletisch". Besoukcrer Werth wird ans die Einrichtung von Preise» und Stipendien gelegt, die im Wettbewerb jedem Bewohner de« ganzen Britcn- reichcS offen stehen, ven den einzelnen Städten oder Privat personen gegründet sind und dem erfolgreichen Bewerber, der dann als Pionier für die britische Einheit heimtebrt, Mittel zu wissenschaftliche» Studie» im Mutterlande gewähren. Von einzelnen charakteristischen Zügen erwähnen wir nur noch, daß der Präsident der Vereinigte» Staaten der Hanptgasl des Festes sein soll, dem selbstverständlich der jeweilige Herrscher Englands vopsitzt; ferner sollen nationale Gedickte uud Gesänge, für die Feier verfaßt, vorgctragen werden, Confcrcnzeu über sociale, wissenschaftliche, gewerbliche und HantelSfragen, die für baS Reich und für das ganze anglo-amerikanische Publicum von Wichtigkeit sind, abgehatte» werden. In den scstlose» Jahren würden kleinere Feste ähn licher Art abwechselnd in den einzelnen Colonicn abzubalten fein. Cooper schlägt für 1895 Canada, für 189V Australien, für 1897 Südafrika vor, und auch hier würde vor Allem direct wie indircct der NcichSgedanke, z^B. durch militairische Schauspiele und die Gegenwart de« Thronerben oder eiiic- VertreterS, gestärkt werken. Unzweifetbast gebt dieser ganze Plan nationaler britischer Feste aus der Befürchtung hervor, daß das Gebäude de» britischen Reiches zu zerbröckeln droht, wenn nicht besondere Stützbalken angescyt werden, und diese Befürchtungen sind durchaus begründet. Britanniens mecrbehcrrschenke Stellung, die Quellen seines Ne,chthumS und seiner Macht sind be- ständig von dieser Seite bedroht. Jedoch wird die Energie der Engländer wohl noch für längere Zeit die separatistische« Gelüste überwinden. Der Cvoper'sche Plan, dessen Ver wirklichung in geringerem oder weiterem Umfange bald zu erwarten ist, scheint unS nicht ungeeignet, in diesem Sinne Wirksam zu werden. Deutsche- Reich. 8s. Berlin, 17. Juli. WaS die ReichSrcaierung mit der Einberufung deS Reichstags in der heißeste» JalucSzeit noth- gedrungen, hat der Führer der freisinnige» Volksparlci mit der Anberaumung seines Parteitags auf Milte Juli wvbl nicht ohne Berechnung getlian. Die Temperatur läßt d,e rrnstbafkr Opposition, falls zu solcher i» dem so vorsichtig zusammengesetzten corpx lögislaljs überhaupt Lust verbanden sein sollte, verdorren. Wie dem Moniteur des Herrn Richter zu entnehmen, verläuft alles programmmäßig. Unter den Linken in Berlin geschebc» keine Dnnter, ereignet sich kein Spuk, und so lasse» auch die zu Häu.vtei, deS Herrn Richter ausgestellten Büsten von Walreck und Hoverbeck es ruhig über sich ergeben, daß diese Geister sich als idre Nachkommen, als die Erben ihrer Ideen ausspielc». Herrn Richter'« Eröffnung«-, um nick» zu sagen Tbronrcdc, natürlich mit „lange andauerndem Beifall" aus genommen, begann mit der Versicherung: „Die sreisiniiige VollS- partei unterliegt, aber sie ergicbt sich nicht", welches stolze Wort seines „l^roßpensionairS" Herrn Liebknecht ein Lächeln abgcwiiincn und Herrn Lieber wohl auch nicht erzittern machen wirb. Sodann stellte der Rcdaetcnr der „Frcis. Ztg." sich und seine Genossen Munckel, Eberhardt u. s. w. als aristokralischc Naturen vor, denen er die ,gcwöl»,Iichc» Naturen", die „nur der Erfolg oerbindel", gcgeiiüberstelllc. DicS aber war noch nicht die verblüffendste Ncubeit dieses Sommers dcittschsreisinnigen Mißvergnügens, cö folgte der Satz: „Reichsragsmandale und Reichslagssractioncn sind nichi Selbstzweck". Diese alte nalionalliberäle Lcbre ans dein Munde deS classischen Nichts- als Wahl- und Nichts- als- Fractionspvlilikcrs wie ein Dogma verkündet — wie erhebend und verbeißend wäre dieses Gescbcbniß, wenn eS nicht an den FuchS und seine sauren Trauben erinnerte! An eine andere Episode a»S dem Leben dieses interessante» ThicreS gemahnte daö Gelöbnis;, die freisinnige Volksparlci werde „wahrhaft nationale Gesinnung" pflege». Eine größere Leistung kann bei 2 t Grad im Schatten von dem Mit- strebenden deS Herrn Payer billigcrwcisc nicht verlangt werden. In der ans diese Rete folgenden Verhandlung über de» Namen der „alinenen" Parlci machte sich deren aristokratischer und wahrhaft volkstbümlichcr Cbarakter sofort dadurch be merkbar, daß „lebhaftes Bravo" einen Redner lohnte, der den Namen „Fortschrittspartei" mit felgender Begründung ablcbnle: „Derselbe mag ja für die Slädie sebv geeignet sein, aber ich bitte zu berücksichtigen die ländlichen Wähler". Die Flagge selb eben so werden, daß sic im Wahlkampfe jede Waarc deckt, seihst die antisemitische, wenn es, wie hei den letzten Wahle-, passend erscheint. DaS am 7. Mai ansgehißle Banner wird den» auck la»i Beschluß des Parteitag« fürder vo» der Zinne des Zw:»g-Uri in der Berliner Zimmerslraße webe». Auch daS OrganisalionSslalnt. soweit eS bis jetzt bcratben, ist den Wünschen rrS Gouvernement« entsprechend ansgeiallcn. Der Antrag, daß der Parteitag innerbalb fünf Jabrcn nur einmal cinbernfen werden muß, war nur gestellt worden, um in der Versammlung durch da« Zngeslä»dniß, das; der Partei tag mnitrslenS alle drei Jahre zusammciitrelen solle, die Vorstellung hcrvorzurnfcii, daß sie etwa- zu sage» bade. >'m klebrigen wurden alle de» Parteitag betreffenden Bestimmungen der Regierungsvorlage mit einer dem Macht haber genehmen und dem Anschein nach von ihm bestellten Acnderung angenommen. O. Ik. Berlin, l7. Juli. Gesang mid Tllrnerei sind bekanntlich schon seil längerer Zeit in den Dienst der social- demokratischen Agitation gestellt. Die Arbeitersängrr- bunde, die bekanntlich schon Tausende von Mitgliedern zähle», sind sehr geschickt dein ganzen OrganisationSnctze angcpaßt, und seil dem socialdemokratlschen Turnertage in Gera haben auch die socialdeiiiokratische» Turnvereine an Mitgliedern gewonnen. Jetzt bat die Socialdemvkratie ilir Augenmerk auf die Radfahrer geworfen. Secialdemokratische Rad- fahrcrvcrcine, die namcnllich während der Wahlbewegung der Partei recht gute Dienste geleistet haben sollen, bestehen schon seil einigen Jabrcn i» einzelnen Städte»; nun wird die Gründung eines socialdemokratisckcn Radsabrer- Bunde« beabsichtigt, der einen neuen Ring in der social- tcmokratischcii Kette bilden soll. Der Radfahrcrclub „Vor wärts" in Nürnberg bat die Vorarbeiten zur Gründnng in die Hand griiommcn, und in einige» Woche» dürste daS neue scciaidcii okratische Gebilde wohl zu Stande kommen. Nach den Radfahrern werden die Ruderer an die Reihe kommen. So wird das Netz der sccialtcniokraiischen Organisation immer dichter und fester; bald wird man in größeren Stätten kaum noch Wahlvereine brauchen, da man sich aus zahlreiche andere Vereinigungen stützen kann, die da« Wahlgescbäft viel besser betreiben können, weil sie unter harmloserer Flagge austrctcn. Die socialdemokralischc Miuirarbeit gehl, wie man sicht, ruhig und consegnent weiter; wollen die bürgerlichen Parteien ihre Aussichten für kommende Wahlen nicht immer mehr verschlechtert sehe», so ist eS Kobe Zeit, daß man dieser Minirarbeil volle Aufmerkfanikeit schenkt und ihr mit den rechten Mitteln ciitgegenwirkt. * Berlin. 17. Juli. I» dem Brann'schen „Archiv für sociale Gesetzgebung und Statistik" erstattet Vr. Otto PringS- beim einen interessanten Bericht über die Erfahrungen, die man in Deutschland mit dem Achtstundentag gemacht bat. Der Bcrsaffcr behandelt hauptsächlich die Hamburg- Berliuer Jalousie-Fabrik von Heinrich Freese in Berlin, die den Achlstuttdentag im Jahre 1892 cingesührt hat, nachdem sic seit 1890 eine neiinftiindige Arbeitszeit gehabt batte Tie acht stündige Arbeitszeit dauert von Morgens 7 bis AbendS 5 Uhr mit ' zstündiger Frühstücks- n»d 1'/»stündigcr Mittagspause. Zur Zeit der Einführung dieseSModuS waren etwa 50 Personen in der Fabrik beschäftigt; für die 17, die in Zeitlohn arbeiteten, wurden die Lohnsätze entsprechend erhöbt, während die übrigen, die in Accordlohn standen, zu denselben Sätze» wie bisher weiter arbeitete». ES ergab sich nun, daß zwar einige Ar beiter weniger verdienten al« bisher, dir »leisten jedoch sogar noch eine Kleinigkeit mebr. Dabei litt die Qualität der Waaren noch dem Zeugniß der Fabrikbeamtrn in keiner Weise, und Herr Freese selbst bat ausdrücklich bemerkt, daß er „auch vom rein geschäftliche» Standpunctr aus keinen Anlaß babe, die gelrcffcne Einrichtung zu bedauern, da er dasselbe Ouantum Waarc wie früher erhalte bei verringerten Unkosten für Gas, Dampf ». s. w " Auch die Arbeiterschaft ist mit der Neuerung im Ganzen Wohl zufrieden, wenngleich sich jene Begeisterung über die thatsachlichc Einführung de« Achtstundentage«, die man nach dem dringende» Verlangen »ach ihm hatte erwarte» können, nicht eingestellt bat. Es wird dies begreiflich, wen» inan erwägt, daf; die Erhaltung der Löhne aus derselben Höbe trotz verkürzter Arbeitszeit nur möglich war durch größere Intensität der Arbeit. Wäbrend früher, wie rin Arbeiter sich ausdrückie, der Montag oft der Broker deS Sonntags war, ist die« jetzt nicht mehr möglich. Jui Ganzen also darf man diese« Experiment mit den, Acht stundentag als gelungen und mit bloS für die Arbeiter, sondern auch für die Firma vortheilbaft annchmcn. Freilich sind daraus noch keine übereilten Schlüffe für die allgemeine Durchführbarkeit des AchlsttnidentagcS zu ziehen. Herr Freese selbst giebt als unbedingt nvlbivendige Voraussetzungen für seine Einfübrung an: Vorhandensein einer intelltgritten Arbeilerschuft, Beibehaltung der Akkordlöhne nnd allmälige, nicht sprungweise Verkürzung der Arbeitszeit, also kein Ucber- gang znm achtstündigen, che nicht der neunstündige Arbeits tag, kein Ucbergang z»m neunstündigen, che nicht der zchn- 'liindige erreicht ist. Berit», 17. Juli. (Telegramm.) Die „Post" schreibt, eS werde ihr bestätigt, daß der Slaatssccrctair dcS Neichs schatzanitö, Freiherr v. Maltzahn, die Absicht babe, aus d e in Rcichsdicnste z » scheiden. Ucber seinen Nachfolger würden mir Bermntbungen laut. Unter Anderen wurde in den bctbciliglen Kreisen der UnIcrstaalSsccrelaie der Finanzen in den ReichSlanden, v. Sckraut, genannt. Der „Börseiiconrier" glaubt mittbeilen zu können, daß als Nachfolger deS Freibcrrn von Maltzan in erster Linie der frühere RcichStagsabgeordncle von Hneue in Aussicht ge nommen sei. (Dieses Gerücht ist schen wiederholt aiif- gctaucht; daß eS jetzt größeren Anspruch auf Glaubwürdigkeit lmbe, als früher, ist nicht wahrscheinlich; man müßte denn annebmcii, daß die Begabung deS Herrn von Huene für militairische Conipromißan träge zugleich al« Be gabung für große finanzpoli 1 ische Nesormcn angesehen würde. D. Red.) -tt- Berlin, 17. Juli. (Telegramm.) Tie „Post" chreibt: Die Angabe, daß der Kaiser de» Abgeordnete» Frcikerrn v. Stumm im Reichstage gesprochen habe (die uns am Sonnabend zu so später Stunde zuging, daß wir sie nicht mehr prüfen konnte»), ist nicht genau. Der Kaiser ließ Herrn v. Stumm auf den Potsdamer Babnbof entbieten und bewegte sicb in längerer Unterhaltung mit ibm. Die Ordensverleihung an Herrn von Stumm ist bereits am 1 l. dieses MonalS mit einem nildvollen Telegramme erfolgt. Die Nachricht der „Frei- innigen Zeitung", daß Stumm »encrtiiigS zniu Major ernannt worden sei, ist irrig. Herr vo» Stumm ist bereits 1891 gelegentlich dcS Släiidcfcstcs in Düsseldorf zum Major der Landwehr ernannt worden. Berti», 17. Juli. (Telegramm.) Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" führt in einem längeren Artikel gegen über der Bcbanplnng der Opposition, die Regierung habe durch die Zustimmung de« Reict'StagS znr Militair- vorlaze nur einen kleinen Sieg errungen, anS, der Sieg sei vielmehr ein großer. Mit der Annahme der Verstärkung der deutschen Wehrkraft sei daS Bestreben der Regierung gekrönt, die Sicher!,eil und Selbstständigkeit . Deutschlands zn verbürgen. Es sc, ;n bedenke», daß i» der Frage, von deren Lösung die Existenz DenlscblaiidS abhänge, die Welsen, die Elsässer nnd die Socialdcmokraten, die auS- gesprochenermaßen alle nationalen Ziele der Regierung be kämpften, eine andere Haltung von vornherein nicht zn erwarten gewesen sei. Ter Reichstag babe ein Reckst aus den Dank der Nation. Tie Regierungen nchmen für sich nur das Bewußtsein in Anspruch, dem Kaiser und dem Reiche gut gedient zu haben. — Tie BnndcsrathsanSschüsse für Zoll- nnd Stcuerwcscil, für Handel und Verkehr und für Rechnungs wesen haben »ach der „Magd. Zlg." folgende Anträge vereinbart: „Ter Viinbesrath wolle beschlitsien: 1) Die Jahreemciige Brannt wein, die von den einzelnen Brennereien zum niedrigere» Äbgcide- satze hcrgeslellt werden dan, ist stic da« Vetrirbsfabr 189394 vor- läufig in der Weste trsljujctze», daß a. sur die litslehendrn Brennereien die feilherige» Contstigkiilkii'.eiigeii in Kraft bleiben, b. dos; für die neu entstandenen landwirlhschastlichcn Brennereien auf An- trag »ach Maßgabe von 8. 10 der durch de» Bunderraths- beschluß vom 18. J»»t U90 gencliinigten Vorschriften nnd unter Zugrundelegung der für die Coiist»gc>itit,»lg aus die Bctrieds- jahre 1890 91 bis-1892 93 sesigestellten Verbältiiisizalstcn,entsprechende Lolitingeiitsmengen z» ermitteln sind. Von der Zustellung von Sachverständige» der Breiinerctberlissgenosienschast zur Vornahme der örtlichen Ermittelungen kann abgesehen werde». — 2! Wen» eine bisher am Lviitingenl noch nicht betheiligle landwintzichaltliche Brennerei oder eine am Lcmtingent bereits belheitigte Brennerei, die während der ganzen Toner der Lontingenlszeit geruht hat, jedoch nicht gänzlich abgemeldet worden ist, die Zuwcstung eines LonlingentS für die nächste Contingcntözeit beanspruchen, oder eine am Contingent bereits bethciligte Vrennerei den Anspruch erheben will, das; ihr Betrieb für die abgelnistene ContingeniSzeit als rin unregelmäbiger behandelt werde, so ist hier;» ei» schriftlicher Antrag zu stellen. Derartige Anträge dürfen nur daun berücksichtigt werde», wenn sie bei der Steuerbehörde, in deren Bezirk die Brennerei gelegen ist, vor dem I. October 1893 eingegangei» sind. Für die der Abfindung unterliegende» Brennereien kann dies« Frist von den Direclionsbehürde» bis zum 15. November 1893 vcrüstigcrt werden. Für Brennereien, die bis zum M. September 1693 »och nicht betriebsfähig hergestrllt worden sind, ist der Antrag ans Zu- weiinng eines Lontiugents für die nächste Evt'-Iingeiüszcit un zulässig." — Die „Schief. VolkSztg." veröffentlicht jetzt die vom 13. d. M. datirte Antwort deS Grafe» Hompesch auf das Schreiben de« Herrn von Schalscha vom 2. t. M. lieber die streitige Frage der Abfassung des Wahlaufrufs de« Centrinn« sagt er: „Richtig an der gefälligen Tarsttllnng der Entstehung der die HeereSvoclugc belreffrndcn Stelle deS Wahlaufrufes ist, daß Herr Lovege Fritze» (Dnsjrldors), wenn auch nickst in, Aufträge der Fractivn, io doch zu deren dankbarer Befriedigung einet, Lntwurf für Liese Stelle unter der aurdrückiiche», vollen Freigabe der Fassung der darin ansgesprochenen Gedanken vorgclegt und die Fractivn diesen Lnlwurs unter denstetbe» Vorbehalte gulgeheißen und dem Vorstände zur weiteren Veiantasinng über wiesen hat. Unvollständig ist dieser Theit Ihrer Darstellung darin, daß dem Aritzen'jchen Enlwursc nach Beschluß der Fractivn der Gedanke zugefügt werden sollte, die Lki»r,im»vartei werde ans den GlniiLiätzcn, von welche» geleitet sic jcpl ihre Stellung gegenüber der Hecresvorlagc bezw. dem Anträge v. Huene genommen, auch künftig beharre». Wenn ich recht unterrichtet, so war e« ins- beiondcre dieser Beschluß, welcher den Lntichluß der Herren Graf Balleslreni, Frhr. v. Huene uud 1>r. Porsch, auS den, Fractions- rorstande auszuscheiden, zur Reise und Anosührung gebracht bat. (Noch den uns früher direct gewordenen Jnsorniotioucii ist diese Annahme deS Herrn Grafen unrichtig. Die Red. L. „Cck>!. Volkszig. ) Unrichtig ist an der gefälligen Darstellung der itmlsächlichen Vor gänge bei Abfassung des Wahlaufrufes alle« Folgende: Herr Vr. Lieber hat die Fritzen sche Fassung nicht beseitigt, sondern, wie dnrch Vorlegung der Urschrift -u ciweijen, sogar beinahe wört lich ausgenommen. Er hat mit Nichten an deren Stelle eine eigene Ausarbeitung gesetzt, sonder» nnr sinngemäße Slus- snhrungen zngesugt, weiche, an die früheren Wahlausrufe der Partri sich lehnend uud von den Resolutionen Windtborst ausgehend, di« Stetigkeit der Haltung der Partei und unter Vorführung der wesentlichen Ziffern die Bedeutung der Vorlage fest- stellten Endlich haben die übrigen Mitglieder des Vorstände«
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