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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930821014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893082101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893082101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-21
- Monat1893-08
- Jahr1893
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5864 Colomal-Nachrichlen. * Tie Oxpediti«» Mizon. 8»r Kurzem bracht« der Telegraph di« Nachrichi, daß der llieutenaol Mizo, aas eia« Besibwerd« von englischer Seit« von der sranzösischea Regierung abberuiea und an seiner Stelle Nebout rum Leiter der Expedition im Benuö^lebiete ernannt sei. Die« ries in der französischen Presse einen großen Sturm hervor, inan sah darin »ine zu große Nachgiebigkeit gegen di« Royal Niger Lompany. Run hat Lord Avecdare in der iSeneralversammluag der Lompanh a» End« Juli eine aussiihrlich« Larleauna gegeben, welche folgende bemerken»»»«-« Angaben «nt» hält: Anstatt einfach durch die Gebiete der kvmvagni» zu gehen und sie wieder »» verlassen, blieb Mizo» in der Landschaft Muri und errichtete dort ein sogenannte» „französische» Protectorat de» ltentral-Gudan»" in dem Innern der Gebiete, welche di» Lompagni« durch ihre Perträge mit Heu Eingeborenen erworben hatte und welch« ausdrücklich in dem rnglisch.sraozösische» Perlrage von 1890 anerkannt sind. Er nahm Besitz von einer Stadt, di« mitten in dem Gebiet« der Tompagnie liegt, dabei wurden 50 Einwohner g«. tödtet und der Rest derselben in Zahl von etwa 2000 von seinem Verbündeten, dem Emir von Muri, al» Sklaven weggeführt. Diese Thatsach« ist von zwei europäischen Begleitern Mizon'» bestätigt worden und bildet «ine schlimme Verletzung der Brüsseler Ann- sklaverei-Acte. Roch ein« Thatsach« muß erwähnt werden, welche bi» jetzt nicht bekannt war und ei» besondere» Licht aus di« Ein griff« Mizon'» in di« Herrschaft der Eompagni» wirst. Während der trockenen Jahreszeit hat die Lompagni« «inen Schiffsdienst mittelst großer Kähne eingerichtet, di« au den verschiedeueu Stationen anlauseu. Mizon ließ am obere» Beuuö dies« Kähne unter dem Borwand«, daß ff« kein« Flagge führten, festhalten, in dem, wa» er die französische» Gewässer nannte. Sehr ist e» zu verwundern, daß dir französisch« Loloutatpreff« da» Verhalten Mlzon't noch ver- theidigt. Wenn «ine englische bewaffirete Truppe am obere» Senegal oder am französischen Longo sich einer solchen Verletzung ihrer Pflichten schuldig gemacht hätte, so würde nicht «in einzige» «ug- tische» Journal zu seiner Lertheidigung einaelrete» sein — Li« französischen Blätter, darunter auch da- vculotln äu Lomitä cto l'^krigus üim^niae von welch letzterem Mizon au-gesaudt war, cilireo diese Auslassungen und enthalten sich jeder Bemerkung und Entgegnung: sie wollen erst die Rückkehr Mizon'» und seine eigenen Berichte adwarten. Ter Streit zwischen Engländern und Franzosen auf jenen Gebieten ist auch für uo« von Bedeutung angesichts der noch nicht eudgiltig festgesetzten Grenzen de» KameruaHillterlande». Marine. * Berlin, IS. August. S. M. Kanonenboot „Hyäne", Eommandaut: Eorvetten-Lapitala Walther, ist am 18. August in Gaboo» etngetroffeu und beabsichtigt am 21. d. M. nach Kamerun in See zu gehe». Cholera-Nachrichten. * Berlin, lS. August. Geh. Reg.-Rath Svinola hat, seit da» Borkominen der Cholera in Berlin festgestellt war, in der Charit« Isolirzellen für Brechdurchfälle einrichten lassen. Von bestunterrichteter Seite wird der »Boss. Ztg." Mltgctheilt, daß der Gesundheitszustand iu Berlin nicht» zu Wünschen übrig läßt. Nene Erkrankungen unter cholera- artigen Erscheinungen sind nicht vorgekommen. Der Zustand des Arbeiter- Garun, der im Kraokenhause Friedrich-Hain verpflegt wird, hat sich wesentlich gebessert und wenn nicht Zwischenfälle eintreten, wird der Manu bald entlassen werden können. * Bremen, 19. August. Der Norddeutsche Lloyd bat laut Circular an die hiesigen Eppedienten und an dir in Frage kommenden direkten Agenten am 17. d. M. die Be> sörderung voa Auswanderern aus Galizien bi« auf Wei teraS eingestellt und veranlaßt, daß alle Maßregeln ge troffen werden, um diese Auswanderer au der Abreise vou der Heimath zu verhindern. * Posen, 19. August. Zum Zweck der Ergreifung von Maßregeln gegen die Choleraaesayr findet heute Abend im hiesigen Polizeipräsidium eine Conserruz statt. Nach Mit teilung der detbrn Negieruugsbeamlen, welche au die Grenze gefahren sind, um Erkundigungen über den Stand der Cholera einzuziehen, hat die Seuche in den letzten Tagen im Gouvernement Kalisch etwas abgenommea. * Lonaurschiiigeu, 18. August. Ueber den tödtlich ver laufenen Fall asiatischer Cholera geht der „Bad. Corresp." folgende Mitteilung zu: Der 17jährige Otto Heck, Ober- secundanrr kn Lahr, hatte eia« Ferirnreisr nach derEchweiz in Begleitung seine» Mitschüler« Höfe au» Straßburg an getreten und war am lü. dS. MtS. von Gens aus gegen den Willen de» Later« nach Marseiile gekommen. In Marseille schon sollen beide Reisende an Diarrhöe ge litten habea, sie verschafften sich deshalb in einer Apotbeke Opium und verblieben in Marseille bi« zum 12. d«. Mt«. Am 14. d« MtS. kamen sie in Donaueschingca an. Hose soll mit seiner fortdauernden Diarrhöe nach Straßburg gefahren sein, während Otto Heck bei seinen Eltern in Doaaueschingen verblieb. Montag angeblich noch wohl, klagte er am DieuStag über Leibschmerzen, Erbrechen und vermehrte Durchfälle. Mittag« 3 Uhr wurde der Arzt gerusen, der den Kranken elend fand. Um 6 Uhr war der Kranke bereit« pul-lo»; er starb nach lv Uhr Abends. Zur Verhütung weiteren Umsich greifen» der Seuche sind alle Maßregeln getroffen worden. (Es wäre für dir Beurthciluna des Falles wichtig, zu rr- lahren, wie die Krankheit Höfe s sich entwickelt hatl) * Wien, 19. August. An dem gestrigen Tage sind in dem galizischca Bezirk Nadworna 5 Erkrankungen an Cholera und 3 Todesfälle voögekommen. Zn den Bezirken Brzesko und Snialyn ist 'kein neuer Fall sestgestellt. Zn dem Bezirk Kolomea kamen 3 verdächtig« Fälle vor, von den«» 2 tödtlich Verliesen. * Pest, 19. August. Der „Budapester Correspon- drnz" zufolge ist r« dem energischen Eingreifen de» Ministers de« Innern gelungen, die wäbrend der letzten Wochen in den nordöstlichen Theilcn Ungarn« in kleinerem oder größerem Umfange aufgetanchten verdächtigen Er krankungen einzodämmen, namentlick in dem Mar- marofler Comitate. wo Tausend» von Bahnarbeiteru durch eine Ty-euterie-Evidemie bedroht sind. Dagegen ist r« bei den während der letzten 24 Stunden im Szolnoker Comitate, namentlich läng« der Theiß vorgekommene« Erkrankungen (in Szolnok selbst 8, an verschiedenen anderen Orten 18) noch nicht ausgeschlossen, daß hier CbolerasLlle vorliegen, da da« Ergebniß der bakteriologischen Untersuchung noch auSstcht. Der StaatSsecretair Iozsika hat sich nach Szolnok begeben, um eine Coatrole und dir energischsten Maßregeln anzuordnen. * Lüttich, 19. August. Io der Rur de« Ecole« starb gestern «io Mann unter Choleraverdacht; er wurde sofort beerdigt und da« Hau« unter polizeiliche Bewachung gestellt. An« Huy wird eia ähnlicher Fall gemeldet, der einen von Antwerpen angekommenen Schiffer betrifft. Man wird indeß die bakteriologische Untersuchung adwarten müssen. * Rom, 19HAugust. In den letzten 24 Stunden wurden au« Neapel 10 Erkrankungen an Cholera und 6 Todesfälle gemeldet. In der Provinz Campobasso ist die Epcdemie auf Fofsalto beschränkt und auch dort zeigt sie einen leichteren Charakter. Sport. Renne« zu Teaunille am IS. Angus». Prix de LongchampS. ISOOOFr. List. 2800 Meter. Mons. M. Ephrussis' 3j. F.-St. .Boijjiäre" z., Monj. G. Breittmayek'S 4j. br. H. „Slrott" 2.. Monj. P. Anmvat'» 3j. K.-St. „Sylvia" 8. Fünf Pferde Uesen. Pari», 17. August. > Hundert zweijährig« Pferde standen gestern ün Tattersall zmn Verkauf und gingen meist zu hohen Preisen ab, z. L. „Magellan" 28 200 Fr., „BacbeviUe" 30 500, „Gondolier" 14 000, „Animo»" 12 000, „Ariovist" II 025, „Made- maijelle de Saint-Bictor" 13 000, „Champ de MarS" 10 000, „Moulat" 6600, „Cric-Crac" 7800, „Tahomey" 6100. Außerdem eine Meng» zu Preisen von 3000 bis 7000 Fr. Neues Theater. Leipzig, 20. August. In einer sehr fragwürdigen „New bearbeitung" ging gestern Abend Isfland's altes Lustspiel »Die Hagestolzen" neu einstudirt in Scene. Mit welchem Rechte die Bearbeitung noch den Namen .Die Hagestolzen" führt, obwohl nur einer der Ifsland'schen .Hagestolzen" darin »och kümmerlich sein Dasein fristet, ist nicht recht ersicbtlich. Neben den .Jägern" und dem .Spieler" sind die .Hage stolzen" unstreitig ein« der besten Stücke Iffland'«. Trotz der gemachten Rührseligkeit, di« darin vorherrscht, hat e« eint» guten, echt deutschen Kern, und wenn e« unsere Schauspieler verstünden, diesen zu finden, würde auch eine Darstellung kcS Stücke« heute noch ohne „Neubearbeitung" Beifall finden. Sagte doch Schiller von dieser Ifflaudiade, eS rege sich darin die wahre Poesie, und ihr Licht dringe an mehreren Stellen glücklich durch. In der Roll« b«r Margarethe gastirre Frl. Lotte Witt vom Thalia-Tbeater in Hamburg, die sich in ihr glücklich bei dem hiesigen Publicum eingesübrt bat. Wenigstens hat es ihr nicht an Beifall gefehlt. Wir vermißten freilich an dieser „Unschuld vom Lande" den rechten, herzlichen, seelenwarmen Ton und die Naivität war zu sehr Theater-Naivität, um wirklich packen zu können. Im zweite» Act war die Darstellerin, der sonst ein flotte», degagirte- Spiel nachzurühmen ist, bester, wie im ersten, wo ihr Spiel bei aller Evrrectheit ziemlich kalt ließ. Die Entwickelung deS Hofrath» Reinhold au- dem hypochondrischen Junggesellen zum thatkräftigen Manne vermochtrHerr Geidner vci dieser .Neubearbeitung", die zu ausgiebiger Srelenmalerei keinen Raum läßt, wenig glaubhaft zu machen. Herr Traeger (Pächter Linde) und Frau Franck (Therese Linde) zogen sich lobenrwerth au» der Affaire. Die Kiuderrollen, wichtige Faktoren in derJflland- scben Dramatik, wurden von Elsa Buchman» und Grete Kellermann frisch und natürlich dargestellt. AIS zweite« Stück folgte Heinrich Kruse - drriactige« Last spiel in Börsen: .Standhafte Liebe » in welchem Frl. Lotte Witt dir Leibeigene Tienctte spielte. Ja den ge reimten „Fastnachtsspielen" Kruse'S, zu denen auch ^Stand haft« Liebe" gehört, herrscht eine liebreizende, gesunde Naivität vor, die irden unbefangenen Zuschauer erquicken muß. E» ist derselbe glückliche Humor, der durch die Kruse'schen .See geschichten" athmet. Der Goldschmied Tourangraud ist ein Pendant zum Jffland'schen Junggesellen, nur daß sich ibm mehr Hindernisse in den Weg stellen, wie dem weiber scheuen Hofrath. Die Schöne, in deren Netze er schließlich geräth, die Gänsebirlin Tieneltr, wurde von Fräulein Lotte Witt mit urwüchsiger Komik dargestellt. Sie batte die selben Worte, nur gereimt, im Munde, wie die Ifsland'sche Grete. Frl. Witt hat auch in dieser Rolle einen günstigen Eindruck hinterlaffe». ohne indeß etwas Besondere« zu bieten. Mit dem Abt von St. Germain fand sich Herr Kurtscholz loben-werth ab. Auch er entwickelte einen guten Humor. Den Goldschmied Tourangraud spielte Herr Geidner mit dem nötbigen Liebbaberfeuer, ohne den derben Ton de« Kruse'schen Fastnachtsspiele« zu stark zu betonen. Herm. Pilz. Vermischtes. ---- Eine sensationelle Erfindung kommt soeben von Amerika herüber. Dieselbe ist berufen, einen Um schwung in einem sehr wichtigen Zweige der weiblichen Hand arbeit, von welcher sich jäbrlich Taujende ernähren, herbci- zusühren und zwar einen sehr heilsamen Umschwung. Tie jckwierige und mühselige Kunst-Handslickerei ist durch eine ebenso scnnreiche wie emjache Methode einer Nähmaschinen stickerei ersetzt. Diese neue Erfindung ist um so werthvoller, als man die besagte Kunststickerei auf einer jeden besseren HauS- Näbmaschine Herstellen kann. Der Lette-Dcreiu ist im Besitze dieser neues werthvollrn Praxis und eine eigens zum Lehren derselben aus Amerika herübergckommene Dame, Fraulein Mathilde Metzger, leitet daselbst einen soeben er- öffnelen LchrcursuS. Bei der großen Zeitersparniß, welche diese Methode gegenüber der Handstickerei darbietet und bei dem Umstande, daß dies« Kunst-Maschiuenstickerei that- sächlick nickt von Handarbeit zu unterscheiden ist, läßt sich mit Bestimmtheit erwarten, daß sich die Damenwelt, aber besonders die arbeitenden Clafscn aus da» Lebhafteste für diese Aussehen erregende Erfinduug jnteressiren werden. — «tu amertknutschrr Kaktr. Ein gewisser A. I. Seymour in Hillsborongh (Illinois) bereitet, so meldet „DalzielS Telegraph", einen Versuch vor, der die allgemeine Aufmerksamkeit fesselt: er will sich scheiutodt machen und in diesem Zustand für längere Zeit begrabe» lasse». Ein Or. Dünn, der die Vorbereitungen zu diesem Acte leitet, erklärt ihn für vollkommen durchführbar und versichert, er habe de» versuch in Indien dreimal a» sich vargenoin««. Seymour wird einige Tage lang fette, hltzrrz engend« Nahrung erbalten, und sich daun, während seine Lunge mit reiner Lust möglichst an gefallt sein wird, in einen kataleptische« 8chlaf ver setzen. Hieraus wird seine Zunge »ach dem Kehlkopf um- gedogen, um den Luftzutritt zur Lunar zu verschließen. Nase »nd Augen sollen mit Wach« tzerpickt und hierauf mittelst einer über den ganzen Körper verbreitete« Parasstnschicht auch die Poren geschlossen werden. So wird der Körper dann in eine» großen Doppelsarg gelegt, an dem Löcher an- gebracht find, um die vom Körper sich entwickelnden Gase entweichen zu lassen, die der Kreidehoden de« Grabe« ab- sorbircn soll. Ja diesem Zastand will Seymour achtund- vierzig Tag« verbringen. Nach Schluß -er Ne-actio« eingezauge». * Hanibnrg, 20. August. In der vergangenen Nacht wurde die Bootbaurrri von Heitmann auf de« Uhlen horst durch eine FeurrSbrunst vollständig zerstört. Sämmtliche Maschinen, sowie dir großen Holzvorräthr wurden vernichtet. Such «in Thril eine« benachbarte» Kohlenlager« brannte nieder. Erst heute Mittag gelang es der Feuerwehr, der Weiterverbrritung de« Feuer« Einhalt zu thn». Ein Feuerwehrmann wurde verletzt. * Lübeck, 20. August. Der Dow zu Ratzeburg, «ine der ältesten und größten Kirchen de» Herzogthnm« Lauen burg, ist durch eiuen Blitzschlag in Brand gesetzt worden. Die Thürme und der Dachstuhl sind aiedergrbranot, die Glocken herabgestürzt. Da» Innere der Kirche, in welcher sich viele Kunstschätzr und Alterthümrr befinden, blieb erhalten. * Sathn, 20. August. Da« heute über da« Befinden de« Herzogs Ernst auSzrgebene Bulletin lautet: Der Herzog besiudet sich andauernd i« Zustande von Schlaf und Benommenheit. Die Schwierigkeit der Er nährung hat zugenommro, auch die Lthmuag ist erschwert. Gerhardt. Florschütz. Schwerdt. * München, 20. August. Der Genrralinspectenr der 4. Armee-Inspektion, Prinz Leopold von Bayern, ist Nachmittag« 5»/, Uhr nach Berlin abgereist. * Trient, 20. August. Da« hiestg« Kapuzinerkloster ist abgebrannt. Die Kirche und die «erthvolle Bibliothek konnten gerettet werden. * Part«, 20. August, 4»/, Uhr Nachm. Die heutigen Wahlen zur Deputirtrnkammer sind, soweit bi«her bekannt, überall ruhig und ohne Zwischenfall verlaufen. In Cochinchina wurde der bisherig« Deputirtr Le Myre de Viler« wiedergewählt. Nach dem „Tempi" hätte die Untersuchung über dir Vorgänge iu Ligurs-MorteS unwiderleglich ergeben, daß die Franzose» zuerst von Italienern angegriffen worden seien. * Rom» 20. August. Di« Königin Natali» ist in Oberzo eingetroffrn. * Rom, 20. August. Der Kanzler der französischen Botschaft beim Quirinal, welcher gleichzeitig französischer Consul in Rom ist, hatte heut« vormittag «io« Zusammen kunft mit dem Polizeidirector, dem er den Dank für die anläßlich der gestrigen Demonstrationen zum Schutz« der beiden französischen Botschaften getroffenen Maßregeln auö- sprach. Io der Stadt sind nach wie vor viele umflorte Fahne» al« Zeichen der Trauer über dir Vorfälle iu LigurS- Morte« an«gehängt. * Bel,rab, 20. August. Dir Skupschtina genehmigte in zweiter Lesung den Gesetzentwurf über die Organisation dcr Zollämter. Morgen vormittag erfolgt der feierliche Schluß der Skupschtina. Beredtsamkeit, die dem blinden Glauben vor Allem zu Gute kommt. Vor einem wissenschaftlich prüfenden Gericht« konnte er nicht bestehen; vor Laien, die weniger die vor geschlagenen Mittel und Wege zu beurtheilen wußten, da gegen durch die iu Aussicht gestellten Folgen bestochen wurden, vor Laien konnte er Beifall und Unterstützung finden. Daher kam e« auch, daß er mit seinem Plane in Portugal so wenig Anklang fand, während er daraus in Spanien da« Glück hatte, das Gelingen seines Unternehmen» zu erleben. So standen im Anfänge die Aussichten auf eine Entdecker lausbahn für den Genueser keineswegs günstig. Hier konnte nur eine wissenschaftlich« Autorität ersten Range» fördern und den Ausschlag geben. Das war der berühmte Florentiner Arzt und Naturforscher Paolo del Pozzo ToScanelli, geboren 1397, gestorben 1482. Wir haben bereit» des Ge- dankengangeS gedacht, welchen dieser .führende Geist" seiner Karte zu Grunde gelegt hatte, die er, begleitet von einem Schreiben, in dem er seine Idee au«eindersetzte, dem Könige von Portugal zukommen ließ. Diese« denkwürdige Schreiben, an den Beichtvater de« König« von Portugal, den Kanonikus Fernäo Martine; in Lissabon gerichtet, eine Urkunde von monumentaler Bedeutung, welche ,daS Postament für die RubmeSgestalt de« Columbu«" bildet, ist au« Florenz vom 25. Juni 1474 datirt und un« in drei Fassungen erhalten. E« ist eine Reliquie, die bei einer Gedenkfeier der Entdeckung Amerika- eine besondere Würdigung verdient und al« ein mouumsutuw ners voreuuius Werth ist, in diesen der Erinnerung an ein große« welt geschichtliches Ereigniß gewidmeten Tagen, zu dem e« den Anstoß gegeben hat, zur allgemeinen Kenntniß gebracht zu Werden. Nach La« Cosa«, der von dem in lateinischer Sprache verfaßten Briefe ToScanelli'« uo« eine spanische Uebersetzuna erhalten hat, giebt Rüge eine Verdeutschung dieser, welche folgenden Wortlaut bat: »Ich habe mit Vergnügen gehört, daß Du mit Euerem edlen, hochherzigen Könige so vertraut bist, und obwohl i ^ sonst schon vielmals über den kürzesten Weg von hier na Indien gesprochen habe, wo die Gewürze wachsen, — denn der Seeweg ist kürzer al« der, den Ihr nach Guinea nehmt —, so sagst Du mir doch, daß Se. Majestät noch einmal von mir ein« Erklärung und augenscheinliche Darlegung wünscht, daß und wie man diesen Weg eiuschlageo köone. Obwohl ich nun überzeugt bin, daß sich da« auf einem Globu« zeigen läßt, so ziehe ich r« doch vor, der leichteren Mühe und de« besseren Verständnisse« wegen den Weg auf einer den Seekarten ähnlichen Karte zn erläutern» und so sende ich Sr. Majestät eine eigenhändig gezeichnete Karte. Daraus ist der ganze Westen der bewohnten Welt, von Irland bi« nach Genua gemalt, sammt allen Inseln, die auf diesem Wege liegen. Ihnen gegen Westen gerade gegenüber ist der Anfang von Indien mit den Inseln in den Orten gemalt, wohin Ihr Euch nach dem Aequator wenden könnt und wie weit, da« heißt in wie viel Meilen Ihr zu diesen Orten ge langen könnt, die alle mögliche» Gewürze, Edelgesinnt und Geschmeide in Fülle haben. Und wundert Euch nicht darüber, daß ich da« Westen nenne, wo die Gewürze wachsen, denn gewöhnlich sagt man, sie gedeihen in Osten. Aber wer immer nach Westen segelt, wird diese Gegenden im Westen erreichen, «nd wer zu Lande immer nach Osten wandert, erreicht jene Länder im Osten. Die geraden Linien, dir der Lange nach über die Karte laufen, zeigen di« Abstände von Westen nach Oste» an; dir anderen, die quer hindurch gehen, zeigen di« Entfernung von Norde» nach Süden. Luch habe ich auf der Karte viele Orte in den indischen Ländern emgezrichnet, wohin man gehen könnte, wenn irgend ein unvorher gesehener Zu fall, sei r« Sturm oder widrige Winde, eintreten, und auch damit man sich über alle dies« Theile wohl unterrichtet zeigt, wa« um so erfreulicher sein muß. Und wisset, daß in allen diesen Inseln nur Kaufleute leben und verkebren; man hört, daß e« dort eine ebenso große Menge vou Schiffen, Matrosen, Kauslauteu mit Maaren giebt, wie nur sonst in der ganzen übrigen Welt, und namentlich in einem sehr ansehnlicken Hafen, Namen« Zaiton, wo sich jährlich hundert große Schiffe mit Pseffer befrachten, ungerechnet dir vielen anderen Schiffe, die andere Gewürze laden. Diese« Land ist sehr dickt be wohnt, und e« giebt dort viele Provinzen und viele König reiche und zahllose Städte unter der Herrschaft eine« Fürsten, der sich Großchan nennt, was in unffrer Sprache soviel al- König der Könige bedeutet. Seinen Sitz hat er meist in der "lrovinz Katay. Seine Vorfahreo wünschten lebhaft, mit Christen in Verbindung zu treten, und e« werden zweihundert Jahre her sein, daß sie zum heilige» Vater schickten und uni gelehrte und weise Männer baten, die sie iu unserem Glauben unterrichten sollten. Aber diese Sendliuge mußten Hindernisse halber wieder umkehrcn. Auch zu Papst Eugen kam ein Ge sandter, der ibm von der großen Freundschaft erzählte, die sie den Christen erwiesen. Mit diesem habe ick mich viel unterhalten über vielerlei Dinge, über die Größe der könig- licken Gebäude und über die Größe der Flüsse nach der un geheueren Lange und Breite, über die große Anzahl dcr Städte, die dort an ihren Ufern liegen, und daß sich an dem einen Flusse zweihundert Städte befinden, und daß eS sehr große und breite Marmorbrückc» giebt, die mit vielen Marmor säulen geschmückt sind. Diese» Land verdient mehr als jede« andere ausgesucht zu werden, denn man kann dort nicht nur sebr großen Gewinn machen und viele Sachen bekommen, sondern eS gilbt auch Gold, Silber, Edelsteine und alle möglichen Gewürze in großer Menge, wie nirgend» in unseren Ge bieten. Und r« ist wahr, daß weise und gelehrte Männer, Philosophen und Astrologen und andere große Gelehrte, die in allen Künsten erfahren sind, daS herrliche Land regieren und dir Schlachten leiten. Und von der Stadt Lissabon, gerade nach Westen, sind auf der Karte 26 Abschnitte, jeder 25V Millieu breit — da» ist beinahe ein Drittel de» Erdumfanges — bi» zu der ansehnlichen und großen Stadt Ouinsay, die einen Umsang von 100 Millien oder 25 Leaua» hat und iu der sich lO Marmorbrlicken befinden. Der Name dieser Stadt bedeutet in unserer Sprache jo viel als »Stadt de» Himmel»". Man erzählt davon Wunder» derdinge, von der großen Geschicklichkeit ihrer Gewerbe und von den Einkünften. Die Stadt liegt in der Provinz Mango, nahe der Landschaft von Katay, wo sich der König die meiste Zeit aufhält. Und von der Insel Antilia, die Ihr die Insel der sieben Städte nennt, von der wir Kunde haben, bi« zu der be rühmten Insel Cipango sind 10 Abschnitte oder 2500 Mil lien, gleich 225 Leaua»: diese Insel ist sehr ergiebig an Gold, Perlen und Edelsteinen. Mit reinem Golde bedeckt man dir Tempel und königlichen Gebäude. Da nun der Weg dahin noch nicht bekannt ist, so sind auch alle diese Weg« noch nicht entschleiert, aber man kann sicher dahin gelangen. 2» ließe sich neck vieles Andere darüber sagen, aber da ich e« schon mvntlicb vorgedracht habe und Ihr Alle« wohl versteht, so will ich mich darüber nickt weiter verbreiten und mag da« auf Deine Anfrage genügen, soweit die Kürze der Zeit und meine Arbeiten e« mir gestatten. Ich stelle mich aber jederzeit Sr. Majestät zur Verfügung. Florenz, 25. Juni 1474." Columbu« batte nun virseu von ToScanelli an den Beicht vater de« König« von Portugal, Fernam Martinez, gerichteten Brief durch ToScanelli selbst, an den er sich gewandt hatte, mit folgendem Schreiben in Abschrift erhalten: „Dom Cristobal Columba entbietet der Arzt Paulo seinen Gruß. Ich sehe Tein hochherzige« und großes Verlangen, dahin eine Fahrt zu unternehmen, wo die Gewürze wachsen, und zur Beantwortung Deines Briefe» sende ich Dir die Abschrift eine» anderen Briefe-, den ich früher an eiuen Freund und Vertrauten de» König« von Portugal vor den kaftilischen Kriegen geschrieben habe und zwar zur Erwiederung eine« anderen, den er im Austrage Seiner Majestät über denselben Gegenstand an mich richtete, und ich schicke Dir eine andere solche Seekarte, wie die, die ich ihm geschickt habe, wodurch Deine Bitten be friedigt werden." Der Brief genügte aber Columbu« nicht und so wandte er sich nochmals mit Anfragen an ToScanelli, worauf dieser ibm schreibt: „Ich habe Deinen Brief mit den Sachen, die Du mir geschickt hast, erhalten und bin damit sehr belohnt. Ich sehe Dein edles und großes Verlangen, durch den Westen nach den Ländern de» Osten» zu segeln, wie man auf der Karte sieht, die ich Dir geschickt habe, wa» sich besser au einem Globus zeigen läßt. Es ist mir lieb, daß sie wohl verstanden ist, und der Weg ist nicht nur möglich, sondern auch richtig und sicher und an Ehre und Gewinn unschätzbar, und bringt unter allen Christen den größten Ruhm. Ihr könnt da« aber nicht vollkommen begreifen, wenn Ihr nicht so oft wie ich die Gelegenheit -gehabt habet, zuverlässige Nachrichten von bedeutenden und gelehrten Männern zu erhalten, die au» jenen Ländern Hierher an den römischen Hof kamen, und vou Kausleuten. die lauge Zeit in jenen Ländern Handel getrieben haben, Männern von großem Ansehen. Dieser Weg führt zu mächtigen Königreichen und berühmten Städten und Pro- vin»n, wo Alle» in Hülle und Fülle zu haben ist, wa« wir bedürfen, also alle Arten Gewürze in großer Menge und Edelsteine iu größtem Ucberflusse. Diese Fürsten und Könige, ru denen man kommt, werden noch mehr al- wir erfreut sein, mit Christen unserer Länder in Verkehr zu kommen, weil viele vou ihnen Christen sind, dann aber auch, um mit gelehrten und geistreichen Männern von hier sowohl über Religion al» über Wissenschaft sich unterhalten zu können, nach dem großen Rufe, den unsere Staaten und Regierungen genießen. Wegen dieser Ursachen und vieler anderen, die man nennen könnte, wundere ick mich gar nicht, daß Du, hochherzig, wie da» ganze portugiesische Volk, unter dem eS stet» Männer gegeben hat, die sich bei allen großen Gelegenheiten aus gezeichnet haben, vor Brrlaugrn brennst, diese Reise in« Werk zu setzen." Die mehrfach erwähnte Karte To-canelli'S ist leider ver loren gegangen, nicht einmal eine Nackbildung ist davon erhalten geblieben, doch haben wir dafür einen Ersatz erhalten in dem berübmtea Globu» de» Martin Behaim in Nürnberg, der ohne Zweifel für die damals noch unerforschten Meere«- räume zwischen dem äußersten Osten und dem äußersten Westen der bewohnten Erde ToScanelli'« Sartenblatt hat benutzen können. Man kann da« Bild, welche» Behaim auf seinem GlobuS von dem Weltmeere giebt, getrost al» Copie der ToScanelli'schen Karte ansehen und darauf den Plan de» Florentiner- verfolgen, den Columbu» später sich zu eigen gemacht hat. Noch wollen wir zur Erläuterung der in dem denk würdigen Briese ToScanelli'« vorkommenden Namen hinzn- fügen, daß unter Cipango Japan zu versteh«» ist, Kitay und Mangi sind Provinzen in China, in welch letzterer die Stadt Ouinsay liegt, worunter Hang-tschin zu verstehen ist. Auch Professor Eugen Galcich in Lusstnpiccolo, der sich nach Kräften de« Columbu» annimmt, wo immer e« zugeht, kann nicht umhin, »ToScanelli ohne Weitere» als den virtuellen Entdecker der neuen Welt gelten zu lassen." Und wenn er bemerkt, daß Roge dem Genuesen hart auf den Leib gerückt sei, indem er ihn einen fanatischen Schwärmer nenn«, befangen iu einer selbst- geschaffenen mystischen Welt, in «mim Autoritätsglauben, der über alle Begriffe gehe, so muß doch Galcich zugestehen, daß Rüge solche schwerwiegenden Beweise beibruige, »daß es tollkühn wäre, ihm zu widersprechen." »Aber die That" — ruft Galcich au« — »di« That doch, di« muß dem Columbu« gelasseo werden." Uud daun fährt er fort: »Groß war die Anzahl der kühnen Seefahrer zu Ende de« fünfzehnten Jahrhundert«, und speciell Portugal batte daran Ueberfluß. Wenn schon Columbu« dem portnaiesijchcn Könige den Eindruck ein Schwätzer« machte, nxlcher im Au»- kramen seiner Fähigkeiten sehr ruhmredig war, wenn man schon an ihm mehr Phantasie und Schwärmerei al« Sicher heit wahrnahm, warum denn doch den versuch wagen, um nach wenigen Meilen Seewege« unverrichteter Sache heimz»- kehren? Wer die Nunduug der Erde aoerkeunt, so begreifen wir nicht» wa« die Conareff« gelehrter Männer noch eigent lich zu prüfen hatten. Irgendwo hin mußte man komme», uud die Leute können doch nicht gelehrt gewesen sein, die kurzweg die Worte de« Columbu» al« »leere« Geschwätz" er klärten. Eine einzige Frage hätte entstehen können, ob näm lich die Schiffe der damaligen Zeit genügend Proviant auf- nehmeu würden, um «ine so lange Reis« zu unternehme». Diese Frage aber konnte nicht entscheidend wirke». Denn da greift der Irrthum «in, die Ostkllste Asien« sei den atlantischen Gegenden Europa« viel naher gelegen, al« die« in Wirklichkeit der Fall ist. Dir theologischen Faseleien de« Columbu«, seine phantastischen Traume über Cypango, de« Marco-Polo und Uber die Goldschätze de« Cbatai« konnten ihn allerdinH« noch lächerlich machen, nicht aber da« Eine, wa« «« immer mit Festigkeit und entschieden behauptete, man müsse, wenn man fort und fort gege» Westen fährt, doch thatsächlich nach Asien komme». Die vtolomäische Geographie hatte seit de« Beginne de« 15. Jahr hundert« genügende Verbindung im Abendlaude. Ebenso ist nachgewieseu, daß Alliacu«' „Imago mnackt- i» Portugal »un die Mitte desselben Jahrhundert« bekannt wurde. End lich war Aristoteles dir geltende AntoritLt de« endenden Mittelalter«. Nun batten alle diese Schriftsteller, ebenso wie Marin»»« von Tyru», Seueca, Eßdra» Bacon uud Albert der Große den Scheideraum zwischen de« Ostrand« Asien« und dem Westrande Europa« sehr gering angenommen. Selbst ständig« Gelehrt« de« Abendland««, di« mit ihrem eia,ne» Kopfe dachten, und welch« sich solche» Ansichten wiberfetzte», sind keine bekannt, obwohl schon zur selben Zeit aaderwärl« Leut« wir «in Ricvlau» von Cur« lebten, denen eine ruhende Erd« rin Greuel war. Dagegen hielte» di« Theologen wie Augustin»« und Lactaatiu« noch fest, so daß wir wirklich glauben. Columbu« habe nur, wie dir Vida berichtet, mit theologischen Widerwärtigkeiten zu kämpfen gehabt. Martin Behaim, der sich al« Schüler de« berühmten Kvnigsberger Astronomen auSgab, der hat an dir Möglichkeit der Au»- I sührung einer transatlantischen Fahrt nach Asien nie gr- ! zweifelt." vr. v.
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