Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930904018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893090401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893090401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-04
- Monat1893-09
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
S1S4 Glaubwürdigkeit de« Schlachtenbildes, da fich hirr drr ganz« Kampf zusammendrängt und der Selbstmord der beiden Helden in seiner Gleichförmigkeit um so ausfallender wird, al« er sich an derselben Stelle vollrieht, — diese Kampsscenen waren nicht oha« kriegerische Lebendigkeit und Wafseaglan, arraugirt. Di« ganze Ausführung zeugte von dem Fleiß und Berstäodniß der Regie. Di« Direktion hatte für einen dekorativen Hinter grund de« Schauspiel« gesorgt, drr uo» in den» Rom Äulin« Cäsar'« heimisch machte. Die römische Straße im erste» Act, drr Garten de« Brutus, die Curie de« Pom- pejo«, gemalt im Atelier von I. Kauisky's Söhne L Rotto nara rn Wien, da« Forum Romanum, gemalt von Herrn Hoftheatermaler Freier hier — da« waren neue Deko rationen, die alle im großen Stil und mit archäologischer Treue »««geführt waren. Die Directiou bewie« durchs diese Muzende Ausstattung, daß sie den großen Dramen im Neuen Theater rin, würdige Stelle bereiten will — und da« gestrig« volle Hau« konnte sie io diesem Bestreben nur ermuthigeo. Auch die Darstellung fand allgemeinen und wohlverdienten Beifall. Die Hauptrolle des Stücke« ist nicht Juliu« Cäsar, welchem Herr Grein er einen Zug von Größe nah zugleich da« krankhafte Wesen des Cpileptiker« gab, sondern Brutus, de» Herr Bor cherdt mit Mark und Kraft spielte, nicht blo« in der Verschwörung»- und Ermorbuug«scenr, nicht blo« io seiner Rede auf dem Forum, sondern auch besonder« im vierten Art, in drr Streitsccne mit Eassiu» und in der Geisterscene. Hier war Herr Borcherdt vortrefflich, er gab un« eia ergreifende« Seelengemälde. Der Mark Anton ha« nur zwei große Scenen im dritten Act; aber seine Rede ist «in anerkanntes Meisterstück Shakespeare'scher Kunst. Herr Geidner brachte sie mit seinerAuöarbeitung undSteigeruugzur Geltung,wie ersuch für die heuchlerische Versöhnung mit Cäiar'S Mördern io der vorausgehenden Scene den rechten Ton fand. E»nverfatiou«rollen nicht Vorausetzen durften. Nur im letzten Act schien diese Kraft etwa« zu erlahmen; sein Organ hatte sickz vorher zu sehr auSgegrbea. Herr Taeger als Dctaviu« zeigte gute ritterliche Haltung. Die Portia de« Frl. Man cke harte die Energie der Tochter Lato«; die Calpuruia der Kran Frauck reprasentirte die Gattin eine» Cäsar in glän zender Weise. Frl. Flösset al« Luciu«, de« immer wachen Brutus verschlafener Sklave, Frb Krall als Diener de« Autoniu«, Frl. Sandow und die anderen Sclaven, sowie di« verschworenen und Freunde de« plumpen Brutus, von denen wir den Ca«ca de« Herrn Haenseler, den Titiniu« de« Herr« v. Lenor im letzten Acte, den Deciu« Brutu» d«< Herr» Krause in der Scene mit Caesar hervorheben, sowie all« anderrn kleinen Rollen waren aus den Gruudton des gut »nsammengehrnden dramatischen Ensemble» von der Regio ans« Beste gestimmt und thalcn ihre Schuldigkeit. Rudolf von Gottschall. Gerichtsverhandlungen. » tz »t, I» chr » La«tz,ert»t. Ferieuftraskammer 0. S. Leipzig, 2 September. I. Der Hamvirth Sl. in -Uhren kr für «inen seiner Stammgäste, deu Schmiedemeister E., «in eigene« vtrrgla« bestimmt, da« zu L.'S ausichtiehlicher Benutzung stand and da« dieser auch durch zehn Jahre in Gebrauch hatte. Im Januar oder Februar d. I. war aber da« Glas in der -i.'schen Emrthschast nicht «ehr zu finden, e« war spurlos verschwunden. Einige Wochen später besuchte -l. «ine BolkSvrrsammiung im Ka.'schrn Gasihof zu TrebelShain und entdeckt« bei dieser Gelege»- beit da« Stammgia« de« Lchmiedermeister« L. unter anderen Gläsern. Dir angestellten Erörterungen ergaben, daß -a. diese« Gla« sammt mehreren anderen Glasern von dem am -7. April 1843 in Wurzen aeborenea Handarbeiter Friedrich -arl vetfsert gekauft hatte, vrissert gab zunächst an, daß er rin« Parti» Eiatwaarra ans einer Auktion im Ost- oder Westviertei Leipzig« erstanden Hab« und daß da« in Frag, kommend« E.'jch« Gla« fich darunter befunden Hab«. Er vrrmocht« aber nicht näher «nangeben, t» welchem Local« di« Auktion stattgesuadea halt« nno konnte auch nicht erklären, wie e« denn komm«, daß di» in der Aucilon angeblich erstandenen Gläser alle nach Gestalt »nd Grüß» verichieden waren. Später gab dann keiffert am er Hab« da« Gla« mit vlnt beschmutzt unter ollen Sachen tu seiner Wohnung vorgesuaden. vermuthlich Hab« dasselbe sich »ater Haseaftlle», di« er bet -a. im Januar gelaust habe, be funden »ad sei von ihm an« versehen mit nach Wurzen genommen »arden. Beide Angaben erscheinen wenig glaubhaft, rechnet man hinzu, daß Setffert wiederholt, darunter sieben Mal wegen Diebstahl« ««Gestraft ist »ad «inen großen Theil seine« Leben« im tzuchtdau« »naebracht ha«, so kann r« keinem Zweifel unterliegen, daß Seifsert bas E-sch« Biergia« gestohlen hat, ,a e« besteht sogar der verdacht, daß er »och »ine Anzahl anderer Gläser gestohlen hat. Unter An- »ahm» mildernde» Umstände, die dem Angeklagten mit Rücksicht aus de» geringen Werth de« aestohlenen vierglaje« zugedilligt wurden, vernrrhetU« der Gerichtshof Seifsert z» 7 Monate» Gefangatß »ad G AchrrN Ehrverlust. Am so. Mai Abend« in der sechsten Stand« fahr der G«. - sch . Ntcotatstraß» nach dem Brühl, von biesem her kam dt« Grün waarenhäadi« «wog« Wagen »ierin wurde. «»>m «orüderiahren g«ri( dar Gritnwaarenhäadleria, dies« . mit einem Handwagen, der von einem Hunde m vorübersahren grrieth sein Geschirr in den wurde zu Boden ge- schlendert »nd von eine« «ad, am Beine verletzt, s» daß st« »ngrfähr eine Woche lang ihrem Gewerbe nicht nachgehe» konnte. An dein Unfall trug die Grünwaarenhändleriu keine Schuld, denn «< war ihr nicht »iSalich, nach Link« auizoweicheo. da an jener Stelle neben ihrem Wagen eia Brodwogen sich befand. Dagegen hätte durch Prautzjch der Unfall wohl vermiede» werde» könvra. Augenscheinlich hat Prautzsch nicht genügend aas die Fahrbahn Achtung gegeben, denn er war, oha« der Sch. »»«zuweichen und nach Recht« zu fahren, auf der Mitte geblieben Gr wurde daher wegen fahrlässiger -örvrrverletzuug »Hier Außerachtlassung einer Berusrpflicht unter Anklage gestellt und zu 2ü Geldstrafe, an deren Stelle im RichlzahlungSsall« S Tag» Gefängnis zu treten haben, verurlheiit. Mit Rücksicht darauf, daß die Verletzung, welche die Wiitwe Sch. erlitten hat, nur eine geringfügig« und di« Fahr lässigkeit auch aur eine unerhebliche gewesen ist, ließ der Gerichtshof Mild« walten und erkannte nur aus «ine Geldstrafe in der ge nannte» HSH«. Kunst und Wissenschaft. * Der bekannt« -artograph Prof. vr. Henry Lauge ist in Berlin gestorben. In de» Jahren I8üb—SS leitete er, der seine Fachbildung fich bei Bergbau« erworbea hotte, die geographisch» artistische Anstalt von F. A. Brockhau« in Leipzig und war seit »848 Borsteher der Plankammer de« känigl. Statistischen Bureau« in Berlin. Am 13. April 1821 in Stettin geboren, hat er rin Alter von 72 Jahren erlangt. Bon seinen -artenwrrkr» haben namentlich der mit Liechlenstei» zusammen herau«geg»bene Schul- alla« (I8Ü2 tu vraunschweig zuerst erschienen) und sein Volk-schul- atia» (seit 1871 oft aufgelegt) west, Berbreituug gesunde» * Au« Nürnberg wird der „Franks Zig." berichtet: In einer Handichrist der Nürnberger Stadlbibliothek wurden über 900 Meister gedichte, Lieder rc. al« von Hans Sach« herrührend erkannt. Bislang batte man da« Buch einem Schustergesellen Barthel Weber ziigeschriebeii. Da« Manuscript wird Professor Götz-DreSdeu behufs Feststellung de- bezw. der Verfasser der Poeme übermittelt. * Ccltinjc. 2. September. Der Vertreter der archäologischen Gesellschaft iu Oxford erhielt vom Fürsten di« erbetene Lriaubniß, die Au«graburigen von Dtbelea sorizusetzeu. — Zur Grinne- rung au das Obod-Jubilium stiftet« der Fürst eine össeutliche Bibliothek. vermischtes. — EUenbur«, l. September. Auf der Strecke von hier nach Mockrehna, am Rochboize bri Strelln, ließ sich gestern Nachmittag eia bi« jetzt unbekannter Mann von dem Zuge überfahren und war auf der Stelle tobt. Dagegen fand ein solcher auf der Delitzscher Strecke, welcher auch gestern seinem Leben rin Ende machen wollte, nicht den erhofften Tod, denn der Locomotivführer brachte den Zug noch recht zeitig zum Halten und der Lebensmüde nahm Reißau«. — Kenttz, 2. September. Heute Bormittag wurde durch den Ober-Präsidenten v. Goßler die Provinzial- Gewerbr-Au-stellung de« westpreußischen gewerblichen Eentral-Berein« eröffnet. Sie ist reichlich beschickt, namentlich au« dem westlichen Theil der Provinz. Mit der Ausstellung ist eine Meistrr-Eoncurren, für Kunstschlosser und Buchbinder verbunden, sowie eine Prämiiruvg von LehrlmgSarbeiten. Sie bleibt bi- zum 17. September geöffnet. — Wien, 2. September. Am 4. September findet hier eine Versammlung von Schauspielern und Schau- spielrrinnen Oesterreich-Ungarn» statt. E« sollen Beschlüsse gefaßt werden über die Schaffung einer Organi sation, die den heutigen Uebelständen in der Lage der Schauspieler entgrgentreten soll. — Brüssel, 1. September. Im belgischen Hennegau haben gewissenlose Werber sehr verlockende Ausrufe verbreitet, um Bergarbeiter für China unter Zusicherung großartiger Löhne anzuwerben. Nachdem bereits einige Arveitergruppen angeworbrn worden waren, ist man dabintergekommen, daß alle diese Versprechungen schwindelbaft sind und die Werber nur da« AnzablungSgeld der Arbeiter in ihre Tasche stecken wollten. Zn deu Kockerill'schrn Werken zu Seraing arbeiten chinesisch« Arbeiter, um iu der Metallindustrie ausgebildet zu werden. Ihr Vorgesetzter Führer Uu-tseng-Gnien erklärt beute öffentlich, daß die chinesischen Bergarbeiter, dir in Uebersülle vorhanden sind, für neunstündige Arbeitszeit 4 Fr. Tagelohn erhalten. Zu allen übrigen Zndustriezweigen betragt drr durchschnittliche Tageloho drr Arbeiter in China 1H0 Fr. Ausstände, bemerkt der Cbioese, sind in China unbekannt, und wer dir Arbeit rinstellt, wird enthauptet und sein Kopf an dem Stadtthore ausgestellt. (Boss. Ztg.) — NewePork. 2. September. Die Zahl der Personen, welche wäbread de- EyclonS am Sonntag in dem Bezirk von Beaufort (Süd-Carolina) umgekomme» sind, wird auf 1000 geschätzt. Davon sollen drei Weiße, dir übrigen Neger gewesen sein. Drr Schade» au Eigeuthum rutzirht sich drr Berechnung. Vach Schluß der vedartiou eingegaugen. * Metz» S. September. Der Kaiser traf mit dem Kronprinzen von Ztaliru um lv Uhr 4b Min. mittelst Sondrrzuge« ans dem Bahnhof in Drvant le« Ponte« unter dem Donner der Salutschüsse »o« Kort St. Julie» nutz der Beste Prinz Friedrich Karl ein. Der Kaiser trug di« Uniform drr Gardrhusarr», der Kronprinz diejenige de« hessischen Husarroregiment« Nr. 13. Am Bahnhof waren derGroßherzog vonBade«, der Prinz,«geut Albrrcht von Braunschweig, der Prinz Leopold von Bayern, drr Reichskanzler Graf v. Eaprivi, der Statt halter Fürst Hohenlohe, die brreit« «m 10 Uhr 20 Mio. mittelst Soaderzugr« auf dem Bahnhof in Drvant le« Ponte« eingetroffen waren, drr Commandeur de« lk. Armer- corp«, General der Cavallerie Graf von Harseler, und die Generalität zum Empfange anwesend. Der Kaiser schritt mit dem Kronprinzen zweimal dir Front der Ehren« compagnie ad, sodann erfolgte rin Vorbeimarsch der Com pagnie vor dem Bahnhof. Hierauf bestieg der Kaiser mit dem Kronprinzen den Wagen und fuhr, gefolgt von deu anderen Herrschaften, unter dem Hurrahrufrn der zahlreich zusammengestromten Bevölkerung nach dem Exercirplatz Bar St. Martin, wo die Ankunft kurz vor 1l Uhr erfolgte. Auf dem Platze waren etwa 8000 Mann in feldmarschmäßiger Ausrüstung im Biereck ausgestellt. Zn der Mitte de« Vier ecks, dem Kaiserzelt gegenüber, war ein Altar errichtet. Drr Kaiser und die anderen fürstlichen Personen wohnten im Kaiserzelt stehend dem bi« 11»/, Uhr währenden Gottesdienste bei. Dann setzte sich der Kaiser an die Spitze der Truppen und hielt unter dem Geläute sämmtlicher Glocken den Einzug in die Stadt. 7000 Schulkinder und 4090 Mitglieder von Vereinen bildeten Spalier. Eine dichtgedrängte Menschen menge bereitete allenthalben dem Kaiser begeisterte Ovationen. Die übrigen Fürstlichkeiten und deren Gefolge hatten fich schon vorher zu Wagen nach der Stadt begeben. Dir städtischen Behörden hatten auf dem Platze am Südend« der Pariser Straße Aufstellung genommen, um dem Kaiser bei dem Einzuge in die Stadt, Namen« derselben den Will- kommen-gruß zu bieten. Der Kaiser beehrte den Vertreter drr Stadt durch eine Ansprache und legte persönlich dem Bürgermeister Halm dir der Stadt Metz verliehene kostbare Kette um. Darauf führte der Kaiser die Truppen bi« zur Esplanade und nahm deu Vorbeimarsch derselben ab. * Mrtz, 3. September. Bei der Begrüßung de« Kaiser« hielt der Bürgermeister Halm eine Ansprache, iu welcher er den Dank der Bevölkerung für da« Kommen de« Kaiser« Ausdruck gab und gleichzeitig die Hoffnung au-sprach, daß der Kaiser bald wiederkehreu möge, um der Kaiserin da« Schloß Urville zu zeigen. Der Kaiser dankte für die Ansprache. Metz und sein Armeekorps sei «iu Eckpfeiler iu der militairischen Macht Deutschland« "dazu bestimmt, den Frieden Deutschland«, ja ganz Europa«, dessen Erhaltung sei» fester Wille sei, zu schützen. * Metz, 3. September. Der Kaiser traf heute Nach mittag 4 Uhr in Kürzel eia und begab fich zu Wagen in Begleitung de« Statthalter« Fürsten zu Hohenlohe nach dem einen Kilometer entfernten Schloß Urville. Läng« der Straßen hatten viele Tausende Landlrnte au« Lothringen Aufstellung genommen, ferner hatten sich di« Mitglieder de« Lande-auSschusse«, de» Kreistage«, dir Bürgermeister, zahl- reiche Vertreter der Geistlichkeit aller Eoufessionr», zahlreich« Schulen, die Feuerwehren und zahlreiche Vereine riagefnndru, um den Kaiser zu begrüßen. An der Ebrrnpfort« vor de« Bahnhofe ließ der Kaiser halten; drr Fabrikant Zaunez an« Saargemünd, derPrästdent de« Bezirkstag« von Lothringen, hiel t eiue Ansprache, in welcher er Namen« de« Lande« den Kaiser willkommen hieß. Der 8S jährige Bürgermeister Dory au« Ogy-Puche hielt in französischer Spracht eine Anrede, iu welcher er den Gefühlen der Treue und Anhänglichkeit der lothringischen Bevölkerung Au-druck gab. Der Kaiser daoktr. Nachdem darauf der Bischof Fleck an den Kaiser eine An sprache gehalten hatte, setzte derselbe unter lautem begeisterte» Zubrl de« Volkes die Fahrt nach Schloß Urville fort. * Metz, 3. September. Der König von Sachsen traf Nachmittag« hirr eia und wnrd« vom Kaiser «ns de« Bahn hofe begrüßt. * Metz, S. September. Der Kaiser hat de« Statthalter Fürsten von Hohenlohe die königliche Krone zu« Groß- krruz de« rothro Adlerorden« verliehen. * Frankfurt a. M. 3. September. Die Kaiserin ist um 11»/, Uhr von Cobleuz hier eingetroffea und alsbald mittelst Sondrrzuge» nach Homburg writer gereist. » -amtzur, v. tz. P, S. September. Di« Kalsert, iß mit drr Prinzesfln Adolf von Gchaumbnrg-Lippe Mittag» 1» Uhr 1b Miaute» hier eingetroffe» nnd von der Kaiserin Friedrich empfange, worden. Die Abreise von hier soll Nachmittag« S Uhr erfolgen. v. Opßel». 8. September. Ms Repressalie im Zollkrieg fordert die hiesige Handelskammer di« Einführung von Einfuhrzöllen für den bisher zollfreie» russische» Kalk «nd Eemrat. * Paris. 3. September. Nach einer »mtlicheu Mitteilung wird da« russische Geschwader «nter dem Oberbefehl des Admiral« Avelaae a» IS. d. M. in Lonlo» eintrrsseu, u« de» Besuch von Kronstadt za erwidern. * La»«»», 8. September. Dem .Renter'schen Bnreau" wird au« Bangkok von heute gemeldet: Die von Frank reich ausgestellte» neuen Forderung«» find in zwölf Artikeln »iedergrlegt. 2» denselben tritt das Bestreben zu Tage, das Zugeständniß der meistbegünstigt«» Nation au« den Verträgen mit anderen Staaten nach Mög lichkeit zu entfernen. Der französische Spreialgesandte de Biller« erklärte in der letzten Couferrnz mit deu bevoll mächtigten Vertretern Siams, nachdem er die sofortig« An- nähme der französischen Forderungen nicht erlangt hatte, daß Siam dieselben während drr Dauer von drei Monaten «iarr Prüfung unterziehen könne. * Ln»«»», S. September. Zn einer iu Poatypridd abgebaltruen, von 30 009 Personen besuchten Versammlung wurden folgende Beschlüsse gefaßt: Di« Bergleute von Süd- Wales sollen fich dem Bergarbeiterverbaad« von Großbritan nien anschließen; die Vertreter der Bergleute in dem Eomitö, welche« die Anwendung der bewegliche» Lohnscala zu über wacht» hat, scheiten auS demselben an«; die Arbeit wird unter gewissen Bedingungen am Montag wieder ausgenommen; sollten dir Mineubefitzer diese Bedingungen nicht anuehmr», so wird eine weitere Versammlung einberufen. Bei der allgemeinen Abstimmung der Bergleute Lothiaus sprach fich dir Mehr heit derselben für die Wiederaufnahme der Arbeit am Montag au«, nachdem die Grubenbesitzer 10 Procrnt Lohn erhöhung zugestaoben haben. * Stockholm, 3. September. Die Reichstelephonver- binduug zwischen Ehristiania und Stockholm ist grstam eröffnet worden. * Kopenhagen, S. September. Dem «Politiken- meldet «iu Privattelegramm au« Ehristiania: Es verlaute daselbst, das Ministerium Stang werde jetzt de« König« vor- schlagen, die von dem Storthiag ausgestellte Bedingung für dir Bewilligung des Eonsulatsbudgrts nicht aazunrh- men. Diese Bedingung war, daß die Regierung der schwe- bischen Regierung die Kündigung des gemeinschaftlichen EoasulatSwesrns sofort «ittheileu und dem Storthing in der nächsten Session einen Gesetzentwurf über die Errich tung eine- eigenen norwegischen Eonsulat«wrseaö Vorleger» sollte. Meteorologische Beobachtungen »nt sor St«r»M»re« ln Tolpntg. Nvd« 11V tlowr ad« ä«» 2oit 4vr 8ovdaoblm>L. Lerom. r-4. »ut u-uiuim. rn»nu»- »»e-r v»I»Uv r-ucU- '« VioL- rioiliuo« u. KQLivdr. 1.8ept.Zd<I.8v. 7d2§ -s-is.« Sö IV 9 bmeSlbz 2. - tta.«- 7äOS 9.4 8b 8 2 trüb« » k>«öl>L» 748L -i-12.3 7? 8SW 2 trüu« - ädä.8- 747.7 -i-ii.r Sb 080 8 trüb«') S. - U».8- 7Ü4.4 97 2 trüb« *) L-gen. >ßma ck«i» S41tt«rr»r»»»I»«riete» ran sar 8««W»rt« »» Aamdnr». Vom 8. Soptawdar 1893, Norgoo, 8 vdr. Statlcme-Haw». a L » !'! Aiobtung avä 8t»rh« so, VinL«. TVett». L valwullet . . 769 7V lw«r 2wr bald bockookt -s- 18 Obrietianianä . 761 8^ loiwr 2ua beitor -f- 8 blattm» . . . 747 880 leiobt Legen 13 kteutkbrer»»er. 7bS »oldlg 12 LarlnuL» . . 762 87V uGMi, Segen N Vioodaäon . . 762 etill beciectct 11 Srettau . . . 762 7V37V letodt beüeoLt -f- 8 tfi»»» .... 760 .tili beiter -s- 19 gebracht, er schlief während drr Fahrt, ja er schlief sogar «och um sieben Uhr Morgen«, von den beiden alten Zungsero bewach^ die sich nicht entschließen konnten, ihn zu verlassen. Welch' hübscher kleiner Engel! >ls der kleine Enael erwachte, rieb er sich die Augen, als er weder die Personen, noch die Gegeusläude, die ihn umgaben, erkannte. »Wo bin ich hier?" fragte er halb ängstlich, halb er staunt. Mau batte die größte Mühe, ihm begreiflich zu machen, daß er nicht mehr in der BendSe, sondern bri seinen Tanten, de» Schwestern seines Later« sei. .Du weißt doch, mein Herzchen, Dein» Taute Annette, Deine Tante Octavia." Er wußte uicht«, und wollte auch nicht« wissen Er wollte aur m den Garten gehen und spieleu, wie re e« bisher jede» Morgen aethaa hatte. .Aber wir haben doch krincn Garten, Gabriel!" .Zch will spielen gehe», spielen gehen," schrie er und ««inte. Annette war der Verzweiflung nah«, während Octavia ganz entsetzt ihn zu beruhigen suchte. .Nun, nun, mein Herzchen, weine nicht, sei artig und nn da« Wetter schön »st. gehen wir mit Dir zu Guignol!"*) Uber da« Kind, da« ja nicht wußte, wer Guignol >r» fuhr in demselben heulenden Tone, mit den Füßen stampfend, fort: »Ich will in den Garten, ich will in den Garten." Annette murmelte ganz leise: .Er wird ou« recht vrel Mühe machen." Und Octavia seufzte: Ach ial" Schlirtzlich schien sich Gabriel in sein Schicksal zu fügen, and zwei Stunden lang, zwei Stauden dt« Waffenstillstände« »nd der Rub« für die unglücklichen Fräulein v Belmare, ver tieft« er sich in die Betrachtung riner Pupp«, die ihm seine Tante Octavia, so gut sie konnte, angeferrigt hatte. Uber bald langweilte er fich be, dem Spielzeug, er er- imeert« sich an da« Versprechen, da« mau ihm gegeben, und »alll« z» Guignol gebrach« werde». .Sogleich, «ei» Herzchen, gleich." Er ließ aber nicht nach, und «an mußt« ihm seine, Villen than. GaigaR. bekunutt« Wettouttieuttzm1« « Gm«. .Ein schrecklicher Charakter", murmelte Aoortte. .Leider", seufzte Octavia. Am Abrud hatte der Kleine, entzückt und berauscht, seinen Garte» und seinen Park vollständig vergessen und dachte aur noch an die phantastischen Heldenthateu de« Hanswurst. Aber nun brach eia neue« Elend herein. Zetzt wollte er jeden Tag zu Guignol gehen, und wenn die Damen unglücklicher weise vrrbindrrt waren, ibn dorthin zu führe», dann erhob sich ein Geschrei und ein Skandal, daß da- ganze Biertel in Aufruhr gerieth. Abgesehen davon, daß Guignol für die müden Füße der beiden alten Zungfera etwa« entfernt wohnte, so war auch die Ausgabe für ihre geringen Einnabmeo viel zu bedeutend. Diese Gründe, die er nicht verstand, rührten iha durchaus nicht. Tante Annette bemüht« sich, Zerstreuungen zu ersinn«,, sie kaufte ihm bunte Bilder und Bleisoldaten. Tante Octavia brachte die Tage, ja se^ar einen Theil der Abende damit hin, ibm Geschichten zu erzableo, aber der Kleine ließ sich dadurch nicht berubigeu, da« Alle« war uicht Guignol, und er wollte aur Guiguol sehen. Dann erhob sich neue« Geschrei, oeue Wuthanfalle, die sie uicht zu hemmen wußteu und die die einfältigste Mutter mit einem Wort oder einem Zeichen beruhigt hätte. Drau er war durchaus nicht boshaft, der Kleine, im Gegeotheil, er war da» reizendst«, sanfteste Kind; aber er hatte di« Fehler seine« Altert«: er wollte laufen, singe», springen, er brauchte frische Lust und Leben, und seine guten Tanten, die für ibn durch« Feuer gegangen wären, störten und hinderten ihn jeden Augenblick, au« Furcht, er könne sich erhitzen, erkälten oder sich wehr thua. Be, drr geringsten Kleinigkeit waren st« ihm ans den Fersen, zwangen ihn oft, sich in« Bett zu lege» und wickelten ihn in Decken ein, veil er sich am Finger geritzt oder geschrammt hatte. Eiue» Tage«, al« Gabriel wieder schrie und nngehorsa« war, verabreichten sie chm eine Tracht Prügel nnd nannte» »hu .kleiner Nicht-nutz". Der E»gel existirte nicht mehr. Nacht« erwachten sie bri der geringsten Kleinigkeit, wenn ein Fensterladen knarrte oder «ine Thür sich öffnete und sagte» mit zitternder Stimme: .Da macht der kleine Nicht-nutz schon wieder seine Dummheiten." Dabei schlief drr kleine NichtSnnß ruhig, mit seinem bleiche» Kovs ans de» Kvpsliffra und träumte von de» große» Bäu««» leiaer Hrimattz «nd de» tolle» Späße» seines Frenndes Guiguol. Und welche« Leben führten die Fräulein« v. Belmare jetzt! Ein wahre« Fegefeuer I Seiue Miaute Nah«, keine Secuad« Stille! .Zch hatte e« Zhnen ja gesagt-, wiederholte die Portier«- srau triumphirend; „ich hatte e« Ihnen ja gesagt, daß e« Unrecht ist, sich in Ihrer Lage eine solche Last aufzuladen.- Sie wußten e« wobl und sie sagten e« sich auch. Aber konnten sie anders handeln, konnten sie da« Kind drr öffent lichen Wohlthäligkeit auhrimfallen lassen, da« nur st« auf drr Welt besaß? Nein, sie mußten ihr Werk vollruden, sie hatten ibn ausgenommen, sie mußten iha behalten, bi» zu dem Augen blick, wo er im Stande war, dir Pension z» besuchen. Wann würde dieser Moment wohl kommen, ach, wie lange mußten sie noch auf diese Zeit warten! Sir waren recht müde» recht müde, und statt der Ruhe, di« ihnen so nötbig war. erfüllte der kleine Nicht-nutz da« Hau« mit Lärm und Schrecken. Zrdrn Tag eine neue Uederraschiuia de« kleinen Banditen, eine zerbrochener Stubl, eine Nippsache, die hrrnntrrfiel und in tausend Stücke zerbrach, eine« zener thrureu Andenken, dir ihnen so sedr am Herzen lagen. Ein andermal kam Mat», Annetten« Angorakatze, mit gesträubte, Haare» und zer» kniffrnem Schwanz« iu« Zimmer, dann fand man wieder Octavia« Kanarienvögel iu ihrem Käfig erwürgt. Da« war wieder da« kleine Unaeheurr! S,e wurden wüthrnd, st« zankte» ihn au«, ja, sie schlugen ihn. Er versprach, e« nie wieder zu thua, um am nächste» Tag« von Neuem za de- gümea. Er langweilt« sich, «r langweilt« fich zu» Sterbe»' der arme Kleine, er kam um vor UnthLtigkett. Bi« dabia an da« Leben aus de« Felde» in der freie» Luft gewshnt, erstickte er in dieser Treibdau«e»lt»r, in di« man ihn gerade in dem Augenblick verpflanzt, da seine Muskeln der Ent wicklung und seine Lunge der frischen, reinen Loft dednrfte. Man hätte in de« verschlossenen Kind« mit dem bleichen Gesicht und dem gelben Teint, der den Pergamrntwangra seiner alten Tauten ähnlich sah, nie »nd nimmer den an«- gelassenen, lustigen Zungea erkannt, der an eine» Adend de« vergangenen Zähre« dir Wobaung drr Fräulein« v. Belmare betreten batte. Aber da« war »och di« gut« Zeit. Dan» kam der Winter, drr schmutzig«, nebelig« Wintrr von Pari«. Vorbei die kurzen Promenade», di« »an ihn noch »vn Leit zu Zeit im Lurrmbnrg »der ans den Boulevards machen lceßi di« Thür seines Gefängnisses tzffnrt, sich nicht mehr, niemals «ehr. Auch die alten Zungfer» fühlten fich recht matt und »erschlagen. Di« aufregenden Tage und schlaflosen Nächte hatten sie gebrochen. Sie waren nur noch drr Schatten ihrer selbst. Traurig an das Fenster seine- feuchten und dülleren Zimmer« gelebat, sah Gabriel mit mattem, erloschenem Blick, ohne Willen, ohne Wunsch, ja sogar ohne Laune hin aus auf dir Straße; stundenlang staub er da und sah dem Schneetreiben zu und zitterte bri jedem Windhauch an allen Gliedern. Der kleine Nicht-nutz w«r jetzt recht artig, recht artig. Er zerbrach keine Stühle mehr, weder dir Muschelkäftchrn der Tante Annette, noch die Porzellauschaale» drr Tante Octavia. Matu hätte jetzt ruhig bri ihm vordeilaufen können, er hätte nicht daran gedacht, st« bei« Schwanz zu fassen, und die Kanarienvögel pfiffen laut in ihrem Käfig, »har daß er daran dacht«, st« znm Schweigen zu bringe». Woran dachte er wohl jetzt, der kleine Nicht-nutz? .Zch möchte wetten, daß er wieder nachdeakt, wie er un« eine» Posse» spielen kann", sagte Tante Annette. .Zch fürchte anch", aatwortrtr Laut« Octavia. .Sie kvnnr» fich darauf verlassen", sagte dir Portirr«frau nnd warf «ine» haßerfüllten Blick ans da« Kind. Er dacht« an nicht«, drr Nein« Nicht«untz, an nicht«. Line« Adend« nach dem Este» erzählte ihm Tante Ottavia zur Belohnung, daß er seit einiger Zeit so artig gewesen, »ährend Tante Annette, di« Mam aus ihre« Schooß hielt, in ihre« Fauteuil schlief» di« wnnderbarr» Abenteuer vom Nilter Vlanbart. Er hört« mit offene« Mund« z», bi« fl» plötzlich seine großen Logen schloffen. Tante Ottawa unter brach eine» Aogradlick ihr« Erzählung, st« glaubte, er schliefe; er war aber tost. ll. Zeh» Zähre find seit diese» Ereigniß verflossen. Zehn Äahrel Zhnen komm» es vor, als sei es gestern »nd i«de« «al. wenn ein Kinderschrei dnrch dir Todtensnllr de« Hanse« gellt, oder wenn «in St»hl »«geworfen wir», oder rin Wagen vorübrrsährt, fahren Tante Annette »nd Tante Ottavia an« ihre» lethargischen Schlummer empor und r»fe» erbleichend: .Schon wieder dieser Nein« Nichtsnutz " Dan» plötzlich erinnern st« sich, sehe» sich an »nd Brechen i» Thrtnen «G.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder