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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189309101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-10
- Monat1893-09
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1893
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'L u s «ö 'LP r« -? LZ »- L) -- dv tzA M «-< L az -b>»v « s>- Taute Lisbeths Erlebnisse. B«n P. Gccmiirn. nd Sie wollen wirNich und rvahrhastig behaupten, daß Sie glücklich sind ? Voll kommen glücklich?" .Nun, Sie wissen ja, vollkommen ist nicht» aus der Well. Aber glücklich in Hoffnung, und fröhlich und zufrieden so recht von Herzen, — ja, daS bin ich wohl allezeit gewesen, gottlob!" Onkel Philipp kniff die Augen zusammen und betrachtete mich aufmerksam, als wenn ich irgend ein kleine» Weltsvunder fei. „Wir schreiben heut« den ersten Mai I8VI," sagte er dann kopfschüttelnd. „Wir sind viel zu auf geklärt, viel zu gebildet, um an das Glück zu glauben. Und dies« weltvcrlassene, rheumatische, arme, alte Person behauptet, daß sie durchaus zujrie- den und glücklich sei!" „Schildern Sie mich nur nicht gar zu armselig, Onkel Philipp," sagte ich ein wenig empfindlich. „Wissen Sie waS, Tante LiSbcth, — Sie sollten ein Tagebuch schreiben, mit einer hübsche» kleinen Einleitung und der Ausschnst: „Wie es kommt, daß ich so glücklich bin." Das lassen wir dann drucken zur Unterhaltung aller hochnäsigen Wcltvcrächier, die um sich henunipuckeu, weil ihr Fett sie allzu sehr drückt; wie, ivaS'?" Er sagte cS iin Spaß, aber seine Worte haben mich recht nachdenklich gemacht. Ja, wie kommt eS, daß ich so glücklich bin? Wenn ich es recht be denke, so war ich nicht gerade durch außergewöhn liche Glücksfälle vor Anderen meines Standes be vorzug», aber eS war immer bei jedem Leid so etwas Besonderes, ein Tröpfchen Wohlthat von oben. Da« fühlte ich denn bald heraus mit Dank und Freude. Und dann, die liebe» Menschen um mich herum! ES ist sonderbar, mit waS sür guten, freundliche» Menschen ich zeitlebens zu thun hatte! Ich wüßte mich nicht zu erinnern, daß mir jemals irgend Jemand wehe getha», oder mich absichtlich beleidigt hätte! Da ist e» denn freilich kein Wunder, wenn man glücklich und zufrieden ist. Welch ein Glück war eS nicht, daß Ich, trotz meiner großen Armut, nach meiner Elter» Tod« mein Brot nicht bei fremden Leuten zu essen Fiirs cha«<. brauchte, sondern im Hause meiner einzigen Schwester ein sreundlicheS Unterkommen sand! Und nicht etwa al» unnützer Brotesser, o nein: ich brachte eine un verwüstliche Gesundheit und unermüdlick»« »rast mit. Mit stolzer Freud« kann ich daran gedenken: ich konnte meiner Schivester Lieb« vergelten, ich konnte ihr e»o«s sein! Mein Schwager war Bürgermeister einer sehr kleinen Stadt. Di« Stadt hatte nur zwei Straßen und zwei Gassen. Mitten hindurch floß «ln Bach zwischen schönen alten Lindenbäumen, und im Früh ling schwammen die Gänsemütter mit ihre» gelben Gisjelchen darin herum, und kleine Buben plätscherten mit den nackten Füßchen im kühlen Wasser. Bürger meister« Buben natürlich auch! Wir hatten deren drei, dazu drei Mädchen, — und allerliebste Pärchen waren eS. Sie waren, gottlob, allezeit brav, gesund und stets bei gutem Appetit. Ta heißt eS denn freilich sparen und einteilen; und etwa noch ein Dienstmädchen mit durchzusüttern, schien uns ein zu gefährliches Wagnis. So machten wir uns lieber frisch und fröhlich daran, mit Hilse eine« kleinen LausmädchenS Alles allein zu besorge». Wie schnell uns die Zeit dabei verslog, ist kaum zu beschreibe,'. Ein Tag pflegte genau so zu vergehen, wie der andere: man wußte am Morgen aufs Bestimmteste, waS den Tag über vollbracht werden mußte, und man mußte sich tüchtig tummeln, um rechtzeitig fertig zu werden. Ta kam man natürlich wenig zum Nachdenken über das eigene Schicksal, hatte auch nicht viel Zeit, in den Spiegel zu gucken. So konnte es geschehen, daß ich sehr erstaunt war, als ich eines Tages da« erste graue Haupthaar entdeckte. „ES scheint, ich werdc alt," jagte ich köpf schüttelnd. Denn der wirkliche» Ereignisse waren so wenige in meinem Leben gewesen, daß mir die Jahre ganz unvermerkt entflohen waren. Mir tvar trotz meiner grauen Haare zu Mute, als sei der Tag meiner Konfirmation erst ganz vor Kurzem gewesen. UebrigcnS war ich nicht sehr vctrübt, denn ich hatte die strohgelbe Farbe meiner Haare niemals schon gesunden und meinte, daß eine Veränderung nur vorteilhaft sein könnte. Und Jugcndlräume brauchte ich nicht zu begraben. ES mag seltsam klingen und in der That nicht häufig Vorkommen — aber ich hatte mich niemals nach einen« eigenen Herde ge sehnt. Ich fühlte mich glücklich und zufrieden bei den Meinigen, ich freute mich, daß ich die Neinen Wildsänge meiner Schwester pflegen und liebhabcn durfte, als feien eS meine eigenen, komite mir auch nicht denken, das, man eigene Kinder noch mehr zu lieben im stand« sei. „Sie sollen »S Dir einstmals vergelten, wenn Du alt wirst," pflegte uiein Schwager zu sagen. Armer guter Schwager! Er ivar immer so bekümmert, wenn er mir wieder einmal mein Ge halt, das mein Vormund einstens sür mich aus gemacht hatte, nicht auSzahlcn konnte. Er konnte es eigentlich nie, und ich hatte dann viel zu thun. Ihn zu trösten und zu beruhigen. Woher auch sollte er cS nehmen! Di« Kinder verbrauchten noch mehr, als was der Mund verlangte, sie wollten anständige Kleidung, Bücher und Schulgeld haben. Und dann der Will», unser Aeltcster, unser Stolz und unsere Freude! Einen Hübschere», Ge scheiteren und Besseren gabs nicht im ganzen Städtchen und zehn Meilen in der Runde! Daß er studircn mußte bei seiner Befähigung, war selbst verständlich. Und Allen wäre eS sündhast vor- gckommen, wenn wir nicht unsere ganze Krast daran gesetzt hätte», um es zu ermöglichen. Und auch seine kleinen Freude» mußte er habe», seine Extra groschcn zu einem Extravergnügen. Noch denke ich zuweilen mit Lächeln und Beriedigung daran, wie ich damals oft mein Brot heimlich trocken aß und mich der vegetarischen Lebensweise ergab, um ein Weniges für den lieben prächtigen Junge» zu erübrigen. Und ich brauchte nur air seinen lockigen Blondkopf mit de» strahlenden Blanaugcn und dem lustige» Lachen zu denken, so schmeckte mir da« Salz aus dem Brote besser als Trüfselwurst. Auch die jüngeren Kinder verließen nun ei»4 nach denr andenr daS Vaterhaus, und cS wurde allmählich recht still bet uns. Schon ostmal«, kn viel frühere» Zeilen, hatte man mir zugerede», eine Stellung bei sremdcn Leuten anznnehmen. Man hatte mir zu», Teil recht gutes Gehalt geboten und gemeint, daß ich sparen und an meine alten Tage dcnkcn müsse. Man mochte «S ja recht gut meine», aber man wußte eben nicht, wie ich an unser» Kindern hing, und wie nötig sie mich brauchten. — Und dann meine Schwester! Sie war im Lause der Zeit infolge der vielen schlaflosen Nächte, welche die kleinen Kinder verursachte», und infolge der vielen Mühen und Sorge» schrvächlich und matt geworden. Sie glaubte fest, die arme Seele, daß sie sterben müsse, wenn ich sie verließe. (Fortsetzung folgt.) Kagebkcrlt f«v H^titik «nd Gesellschaft, geistiges «nd inirtschaMiches Lebe»?. vie „vcntsche warte " erscheint in folgenden Ausgaben: ». Allgemeine Ausgabe mit der Romanbeilage „Der Erzähler an der Spree". Eingetragen in der Postzeitungsliste unter Ar. s75»a. Erscheint «.mal wöchentlich. Preis vierteljährlich 1,50.ckl, postabtragegcbühr zo F ertra. 2. Ausgabe für Berlin und die Mark Vranden- burg. Der Inhalt dieser Ausgabe ist demjenigen der Allgemeinen Ausgabe der „Deutsche» Marte ' ungefähr gleich; sie enthält in täglichen Abschnitten den Roman, welchen die „Allgemein« Ausgabe" in der wöchentliche» Romanbeilage giebt. Sie bringt jedoch ausführlichere Mitteilungen aus Berlin und tägliche Korrespondenzen aus den Berliner Vororten und der Provinz Brandenburg. Eingetragen in der Post- zeilungsliste unter Ar. t75ff>>. Erscheint wöchentlich (2 mal <2 mal täglich). Bei allen Postämter» vierteljährlich D Postabtragegebühr 50 ertra. r. worbenausgabe. Enthält eine Zusammenstellung der interessantesten Aufsätze und Abbildungen aus der täglichen Ausgabe. Eingetragen in der Postzeitungsliste unter Ar. (755. Erscheint wöchentlich smal. Preis vierteljährlich 1 .<» bei allen Buchhandlungen und Postämtern. Tie ,^>«»b»vtt» HEttrto" dient keiner bestimmten Geiellschafisschicht, keiner des,»mi»e» religiösen oder politischen Partei, sondern strebt danach, eine geachtet« Eiellung anher Haid der Parteien zu behaupten Ihr 1-auptdesireben erblickt sie darin, durch geistige und materielle Hebung der unteren voitotlaiien einen «irtschastlichen und sozialen Fortschritt herbkizusührrn — Die „Deutsch« Warte" steh» treu zu unsere« tlkaiie.txiiise, sowie den Fürsten der deutsctie,, Lande. Lie hält sich jedoch sern von aller «ugendiencrei — I» Kar»«», P»oK»»- «lo» I^tb»rbtK»u» werden die grobe» Fragen, welche die äöegenwart bewegen, er- örlrit. Im Lotto wird etne tätliche Uedeinchl der Meinungen aller grökere» Paile,dlätler gegrbe» Bewnder» zeichnet sich di« „Deutsche Warte" durch den schnelle» Nachrichtendienst aus, wodurch sie nch den größten politischen DageSdlSttein ebenbürtig an die Teile stellt lieber alle wichtigen Vorgänge im «uolande werde» die Leser der „De»Ischen Warte" durch eine grobe Anzabl »iwowor Lorneoipoirckonton eingehend nnirrrichtel. — tkine außen,denilich« Reichkaliigkril hat der Voll. — Dem allseitig an- ^4 Sonnen lensaüi.' 30 000» erkannlen Koallloßoi» verleilien eingeksrnde Berichte über alle Vorgänge aus bem Gebiete der Kunst und «menschasl einen besonderr» Reiz. — In ihrem Rproott- »»»I öffne» die.Deutsche Warte" jedem Leser bereitwilligst ihre Spalten, gleichviel welche Anschauung»» derselbe auch vertritt, um so a«S der Meinungen Streit sieg reich die Wahrheit hervvrgehen zu taffen. — Ein treuer Berater de« Leser« der „Deutschen Warte" ist der >rt«PK»»b»», welcher jegliche Frage der Leser in zu- verlässtaer Weis« beantwortet — Etwa» ganz Originelles, tn der deutschen Preise bisher wenig Gepstegtes, dringt di« „Deutsche Warte" dadurch, daß sie jede« wichtige Ereignis durch IUa»tr»bton dem Leier veranschaulicht. — Der volle» urtrb- »ottalNUott» Doll will vor «llem ein Führer und Geschüslsmannes sein. — Besondere» «ugenmeik widmet den Fortschritten, welche unmiitrldar der Wohliahrt de» Volke« »u statten kommen — In dieser Richtung weihen wir unsere Jeder besonder» auch einer a«««»ck praktischer Ratgeber de» >met di« »Deutsche Warle" vernünitigen »Lttott»,»«»,. Das Deutsche Druck- und Verlagshaus, «er»« sir., Lmdknstraßc 2«. Vt,ali»r,«v.cp,n von Clara von Ltudnlh Bc, antwortlick, tür die StckKikllon 2 n »u Ve-tiin Bcrlaa do ,Deniich<n Druck und Bcilaq^dairsls' »u vrrltn. — Druck vom .5c»t'ckicn Dnrck u Vtrlag^dail-- »» Bciltn. rcndiinaci, tür dl« zeschäft»keck, ^»ptdition» sowie tiir di. Schrittst,ckc Redaktion» sind nach Berlin 6^. Ltndenstr 26, t" richten.
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