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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.12.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931207027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893120702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893120702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-07
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Vez«g».Pret» Atz« Hmrptrppedttio» ob«» den kn Stadt, wirk und den Vororten errichteten Au«. Mtekeven abgeholt: viertetjLbrlich^I4L0. U twetniLlig« täglicher Zusielluug ins b«- » ÜLO. Durch die Pott bezogen für l»»lichia»d und Oesterreich: vlerlestädrüch 2>S.— Directe tägliche Kreuzbondiendunz iut Ausland: monatlich 7.öO. Li« Morgen-AnSgab« erscheint täglich '/,7 Uhr, di« Abend-Ausgabe Wochentag- 5 Uhr. Nr-arlion und Lrv'dUua: Aadinmedgasie 8. UeErvedttion ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 di- Abend« 7 Uhr. Filiale«: Ltt» Ile»»'« e»rri«. (Alfred Hatz«). Universltätssrrobe 4. Laut« Lösche. tzAharinenstr. 14. Port, und 8Suig«vIa- 7. Abend-Ausgabe. Tmcl»lall Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. A«zeige»^Sreß» die 6 gespaltene Petitzeile ?0 Pfg. 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Nachdem am Sonnabend in der ReickS- lazScommission die Entscheidung über daS Abkommen mit Spanien mit 14 gegen k Stimmen gefallen war. sind gestern, wie der Telegraph bereits berichtet Kat. auch die Anträge mit Rumänien und Serbien in der Kommission angenommen worden. Für den Vertrag mit Rumänien Kimmen alle 3 NalionaUiberalen, 3 von den 6 Centrums milgliedern (Lieber, Bachem, Gröber), l Mitglied der Reichs- Partei (v. Slumm), 2 Freisinnige und 3 Socialdcmolralen. Dagegen die 4 Eonservativen, l Mitglied der RcichSparlci (Gras Arnim), 3 Cenlrumsmitglicdcr (Pezolk, Sckinid, Mosa). Das polnische Mitglied war abwesend. Der serbische Vertrag wurde mit l3 gegen 7 Stimmen angenommen. Der Äbg. Schmid stimmte diesmal u»t der Mehrheit. Diese Ab stimmungen beweisen, daß die Annahme der Beiträge im Plenum mit ansehnlicher Mehrbeil gesichert ist. Daß Centrum und Polen ihre Mitwirkung nur unter der Boraussetzung von Gegendienste» leihen, braucht freilich kaum getagt zu Verden. Und was die Polen betrifft, so ist ja auch bereits bekannt, was sie für ihre Willfährigkeit empfangen; nur waS dem Centrum in Aussicht steht, ist noch ungewisi, wirv aber nicht lange im Ungewissen bleiben, La der UltramontaniSmnS aus die Begleichung seiner Rechnungen nicht lange zu varlcn liebt. Zur Wiedereinführung des polnischc» Sprachunterrichts brtle die „Pos. Zrg." geschrieben, der Rcichslagsabgeordiiele Propst v. Jazdzews ki bgbc sich aus eine ikm vom Reichs kanzler in dieser Beziehung gegebene schriftliche Zu sage berufen. Diese Mittheilung wird von Herrn v. Jazd- zewSli in einem Schreiben an die „Pos. Ztg." für salich erklärt. Die„Pos.Zlg."giebl zu, daß ihre Meldung nicht correcl war, erklärt aber gleichzeitig, aus „bestinformirter Quelle" erfahren zu haben, daß die Zusage des Reichskanzlers betreffs der Concessiou in der Sprachcnsrage in einem Briese an den Erzbischof von Stablewski gegeben sei, der Herrn ver. Iagdzrwski hiervon in Kennkniß gesetzt baj^. Es liegt leider lein Grund vor, die Richtigkeit der Angabe bcs Poscucr Blattes zu bezweifeln. Unerklärlich aber erscheint, in welcher Eigenschaft der Reichskanzler Graf Caprivi, der doch seit dem März l892 dem preußischen SlaatSmiiiistcrium lediglich als Minister teS Auswärtigen angebört, Zusicherungen ertheilen konnte, die unzweideutigen Erklärungen des zu ständigen Ressortministers,^dcS Herrn I)r. Bosse, schnurstracks zuwivcrlause» Der preugische Landtag wird nicht umhin können, die Regierung hierüber zu interpclliren. Um die Kranzosrnschtvärmcrrt in Russland zu kennzeichnen tbeilt beule die „Post" aus einem Artikel teS „Gra,kbanin über das 25.säbrig- Jubiläum der „Schönen Helena' Lffenbach's bekannter Operette, die folgende Stelle mit: „Aus die „Schöne Helena" wie aus ein» einfache Operette zu sehen, ist nicht richtig. Die „Schöne Helena" ist keine Operette mehr, sonder» ein ganzer Lultus.... Ohne die „Schöne Helena" halten wir nicht einen solchen Cultursorlschritt erreich,, ja wer weiß, ob e- eine sranzöiisch-russische Vereinigung gäbe." Diese Auslassung ist allerdings für die »n Leserkreise des .Graskdanm" herrschende Schwärmerei für alles Französische sehr bezeichnend, wahrscheinlich hat sie aber auch noch einen ««sonderen Sinn. Bekanntlich war neuerdings viel die Rede reu einer bevorstehenden Verlobung des russischen TbroiifolgerS mit der Prinzessin Helene, der Tochter de« Grasen von Paris. Es ist dann zwar von einer andern Verlobung des Zarewitsch die Rede gewesen, aber allem Aa cheine nach nur deshalb, um den wirklichen Sachverbalt zu vertuschen. Jedenfalls hofft man in solchen russischen Kreisen, die ei» enges Bündnisi zwischen Nnßland und Frankreich und deshalb auch die Wiedercinsührnng der Monarchie in Frankreich wünschen, auf eine Beseitigung der Schwierig keiten, die einer solchen Verlobung im Wege stehen würden. So mag kenn auch jene . Auslassung deS „Grasbdanin" die Nebenbedeutung einer versteckten Huldigung ür die schöne Helene baden, von deren Verbindung mit dem Zarewitsch man eine feste und dauernde Verbindung mit Frankreich erwartet. Anders ist natürlich die Sliinmung in bem republikanischen Frankreich. Die „Köln. VolkS- zeilung" vcrniutbel daber wohl mit Recht, daß die kürzlich mitgctbcille Erinnerung des „Figaro" an ein früheres HerzenS- bünkniß der Prinzessin den Zweck habe, die Verlobung zu hintertreibcn. DaS ultramontane Blatt folgert so: „Der Verfasser deS „Figaro".Artikcls, der mit Amiens unter» zeichnet, ist nicht etwa ei» Freund des HauseS Orleans, sondern bas Äegentbeil, wenigstens soweit die Verlobung der Prinzeist« Helene in Betracht komm!. Eber kann man in ihm eine» Freund des gegenwärtige» Präsidenten der französischen Republik vermuthen. Wird die Tochter des Grase» von Paris Schwiegertochter des Zaren, so ist du« gewiß keine Stütze iül die iranzüsifche Republik und auch nicht für den Stukl ihres Präsi deinen. Casimir Perier, der neue sranzösiiche Minister-Prä», dent, steht schwerlich mit Unrecht in de», Geruch eines Or- leanisten, und daß der Mann Herrn Carnot fatal ist, wird kaum bezwciiett werden. Dazu noch die Verlobung der orleanistischen Prinzessin mit dem Zarewitsch, d<>S wäre etwas viel aus einmal. Das wird auch den, Eimens de« „Figaro" Nicht entgangen fein, und er schrieb fein Idyll, ui» Len Heirathsplan zu durch kreuze», nicht für den Grasen von Paris und seine Tochter, sondern für den Zaren und seine» Sohn. Für de» Crsteren ist der Satz bestimmt, daß bei dem Idyll zwischen Helene »nd dem Herzog von Ctarence der Gras von Paris geiagt habe, ohne die Zustimmung des heiligen SinhleS lei nichts zu mache»; Avis sür den Hos von St. Petersburg: im vor.Legenden Falle, wo die Schwierigkeiten sür einen päpstlichen DiSpenS geradezu unüberwindlich sind, wird erst recht nichts zu machen sein. Und dem Bräutigam in vps wird ganz leise und unauffällig zu Gemülhr geführt: dien- Helene ist ein herrliches Kind, schon, gefcheidl und alle» Mögliche, aber — du bist nicht der Crfte in bieieu« Mädchen- Herzen: die HerzenSneigung deiner präsumtive» Bram Kot da« Wort deS PavsteS an der Erfüllung gehindert und dann der Tod zer schmettert, aber diese Liede reicht auch noch über das Grad hinaus, und sür dich bleib! nichts übrig, als eine mit großen Schwierigkeiten verbundene Arrangeluenis-Helrolh. bei der du eine, wenn nicht lächerliche, so doch nicht sehr ansprechende Rolle spielen wirst/ DaS ullrcunonlane Blatt erwartet freilich von diesen Durchkreuznngsvcrsucke keinen Erfolg, erklärt vielmehr, nach seinen Informationen sei die Angelegenheit „schon über daS Stadium hinaus, in welchem ein scheinbar naives, thatsächlich rafsinirteS Feuilleton des Pariser Boulevardblattes ihr schaden konnte". Zum Schluß spricht die „Köln. VolkSztg." den Wunsch aus, eS möge dem Papste erspart bleiben, zu erfahren, daß eines TagcS die Prinzessin Helene, wenn nicht den Weg zur griechischen Kirche, so doch zu der Ansicht gesunden bade, „sie könne auch ohne päpstlichen DiSpenS Zarcwna werken". Man siebt also, das ultramontane Blatt, daS jedenfalls auS valicanischen Kreisen insormirl ist, hält die Verlobuiig schon sür so gut wie geschlossen und hegt nur noch die cLorac, die Prinzessin werde sick eventuell auch ohne päpstlichen DiSpenS zu trösten wissen. Daraus wird eS der Batican aber schwerlich an kommen lassen; fällt ibm durch einen Dispens doch die schöne Rolle eines Protectors des französisch-russischen Bündnisses der Zukunft zu. Jedenfalls beansprucht die Angelegenheit daS höchste Interesse Europas, auch schon deshalb, weil sic einen Kampf zwischen dem neuen französischen Minister Präsidenten Casimir Perier und dem Präsidenten der Republik in Aussicht stellt. In Italien scheint da- vergebliche Suchen nach einem geeigneten Finan ; minister daS ganze im Werden regriffene Minislerium Zanardelli wieder ins Wanken gebracht zu haben. Eine bereits gestern Abend in Nom aus- gegebene Depesche berichtet nämlich, in parlamentarischen Kreisen werbe behauptet, Zanardelli werbe sein Mandat zur Bildung deS Eabineis zlirückgeden; dem „Popolo Romano" zufolge habe der König geäußert, die von Zanardelli vor- teschlagcne Eahinelöbildnng entspreche nicht dem Ernst der Lage. Und heute meldet unS ein römisches Telegramm: „Der Cabinetsdildung durch Zanardelli hoben sich neue un erwartete Hinberniise erusnner Natur entgegengenell!. Im Quirinal sanken gestern wiederkoit Couserenzen des König« mit den voraussichtlichen Mitglieder» des Cabinets stall, wobei der Senatsvorsttzeude Farini zuaezogen wurde. Die Haumschwierig. keil liegt ebenso im sinanziellcn Programm Zanardelli's, wie in der Auffindung emeS geeigneten FiuanzministerS; in dieser Beziehung ist der Einfluß des Königs maßgebend, der aus einem klar ausgesprochenen Finanzprogromm besteht. DaS Cabinct Zanardelli gilt als gescheitert, falls die für heute onberaumte Mimslersitzung sich über ein solches Programm nicht einigen kann." Was werden soll, wenn eine solche Einigung nickt erfolgt, weiß kein Mensch zu sagen. Nach einem römischen Telegramm, da« wir soeben in der „Nat. Ztg." finden, sind die Schwierig keiten sogar noch weil ernsterer Natur, als sie in der vor stebenden Depesche geschildert werden, denn eS heißt am Schluß: „In parlamentarischen Kreisen herrscht eine gewisse Aufregung, Einige behaupien, der König habe den beichloffcnen Schluß der Session verweigert, Andere versichern, der König verlange zuerst die Ernennung eines FinanzminislrrS. Die Einen wie die Anderen irren. Die neue Schwierigkeit liegt, wie ich auS bester Quelle erfahre, anderswo, und ist bedeutend größer, als man denkt. Sie ist sehr delicat und betrifft weder die finanzielle noch die parlamentarische Lage." Die Eröffnung der spanischen CorteS wird wahrschein lich erst im Januar erfolgen. Halbamtlich bemerkt die „(»orrcspondeneia de Espana" darüber: „Bis jetzt geht die Absicht der Regierung daki», mit der Eröffnung zu warkeig bis der Feldzug, wenn nickt beendigt, so doch so weit vor- geschritten ist. daß die Erörterungen den militairischcn Operationen nicht schaden oder sic beeinlrächtlgen können denn die Regierung, die an sich eine Besprechung ihrer Hand lungsweise in diesem Kriege sehr begreiflich uno gerechtfertigt findet, glaubt, daß die Erörterung jeder Elnzelhcit deS Feld zugs. so lange dieser noch im Gange ist. nur von nachtlreiligem Einfluß sein würde." Die Sacke ist für Dcutschtanv im Hinblick aus die HandclSveriragSfrage von Interesse. In Kletnrustland will man wieder eine Verschwörung entdeckt baben, und zwar, wie bereits kurz gemeldet, eine ge b.i >e Verbindung, welche die Trennung der ruthcnischer Provinzen vom russischen Reiche bezweckt. Der Gekeimbund war hauptsächlich auS Mitgliedern der intelli genten Mittelklassen, UniversilätSstudenlen, Schullehrern und Grundbesitzern zusammengesetzt. Die befürworteten Me thoden sind Revolutionen, die angcwenteien Mittel be standen in Verbreitung revolutionairer Flugschriften unter den Bauern. Der Hauptsiy der Verbindung war Charkow» aber die zahlreichsten Verhaftungen fanden in Kiew statt. Die Verschwörer stanken mit österreichischen Ruthenen und russischen Emi granten auS Bulgarien in Verbindung. Unter den Verhafteten befinden sich mehrere Frauen und funge Mädchen. Mehrere Rut denen in Petersburg sind ebenfalls in die Verschwörung verwickelt. AuS dem Ganzen ergieht sich, daß cS sick um eine vollständig unreife Bewegung handcile, die sich wobl mehr aus lilerarisaem Gebiet betbärigr haben dürste. Schon die Verbindung mit österreichischen Ruthenen, die idrc Beschwerden gegen die galizische Bcr wattnng so gern über die Grenze na.t- Rußland tragen, und die widernatürliche Ausnahme von flüchtigen Bulgaren lassen die Ernsthaftigkeit der „Verschwörung" bezweifeln. An die Möglichteit der Gründung eines klcinrussischen Reiches oder auch nur eines GroßfürsienthumS Kiew können in der Gegen wart nicht einmal ruihcnische Gymnasiasten denken. Das neue serbische Ministerium ist, wie bereits tele frapbiich gemeldet worden, endlich zu Stande gekommen mch vr. Vuilsch bat sich schließlich entschlossen, daS Finang- mmislerium wciterzusükrc», da sich kein brauchbarer Mensch »r Uebernabmc dieses SchmerzenskuidrS bereit sank. Nur )r. Dokilsch und der Munster deS Aeußcren. Nikolitsch, werten auSscheiden. Für crstereu übernimmt General Grnilsch daS Präsidium neben Krieg und Aeußerem, während sür Unterricht und CultuS der vr. Milemko Besnirsch. ein junger Depulirter, der vor drei Jabrcn die Universität München verließ, ernannt worden ist. DaS Portefeuille des Innern behält Milosavlje- witsch, daS der Volkswirthschast Milosewitsch und die Bauten Oberst Stankowitsch. Die gegenwärtige gemäßigt-raticalc Haltung der serbischen Negierung wird dadurch nur wenig verändert. General Sava Gruitfch war bereits Mimslerpräsidcul, er ist porsoua xntti^imu in Peters burg. ein Nusiensrcui.d von reinstem Wasser, anständiger Mensch, aber lein Diplomat. Die sich immer mehr zu- spitzenten Streitfragen mit Oesterreich werden durch ibn schwerlich eine befriedigende Lösung erfadrcn. Man traut dem Cabinct kaum eine Lebensdauer von vier Wochen zu, denn die radieaic Partei scheint nicht früher ruhen zu wollen, als bis sie wieder Pasitsch ans Ruder gebracht hat. Was aber kann kommen werde, weiß bei der Abneigung, die der junge König gegen Pasilsck begt, und welche diesem nicht un bekannt ist, Niemand zu sage». Tie Nachrichten aus dem Matabe1tlo«b fließen in neuerer Zeit sehr spärlich, und von einer gänzliche» Unterwerfung scheint noch lange keine Rete z» sein Wie aus Kapstadt bericktct wird, meldet Ol-cist Govld Adam» dem Geiieral gonverncur Lock auS Bviuwayo unter 27. November, Lobeugnla bättc ibn schriftlich gebeten, die ib» ver folgenden Truppen zuriickzuziehcn, damit er sich er geben und Unterhandlungen für den FriedcnSschluß anknüpsen könne. Nach Meldungen, die Oberst Adams von Ein gebore nen erkalten bat, soll Lobengula jedoch tinen solchen »Schritt durchaus nickt beabsichtigen; er befände sich bereit-etwa itlO englische Meilen von Buluwayo und trachte, den Sambesi zu erreichen. Mehrere Matabclebaupilinge erschienen iin Lager de« Obersten Adams, um sich nach Len Friedens bcdingungen zn erkundigen, ließen aber nickt- Weiler von sich kören, seit sic zu Len Ihrigen zurückgekchrt sind. vr. Jameson erwarte indcß eine schleunige Pacisicanon des Matabelelandes, welche durch die Gefangennahme Lobcngula's vervollständigt werden würde. Deutsches Reich. » Dresden. 7. December. Tie „Dresdner Nachrichten" schreiben heule: Zu einer imposante» Kundgebung gegen das dertiogogische Treiben der Resormpartei und der Soctaldemdkratie. Feuilletsn. Leben um Leben. L7j Roman in zwei Bänden von M. Gerhardt. Nachdruck »erröte». (Fortsetzung.) „Hildegard —" »Herr Professor", stammelte sie hilflos, „man geht drinnen zu Tisch, wollen Sie nickt —" „Hildegard, ich muß Ihnen eine Frage tbun." Leine Hand lag aus idrem Arm. ganz leise, ganz zwingend. Sie ging neben ibm den breiten Gang hinunter, schweigend, teflig und beklommen alhinend, wie er. Es stammte bald bier, bald dort am Horizont auf, der hier, in der Tiefe deS Gartens, weithin sichtbar war, in bläulichen, rotben, gelbe» Lichtbllschel», manchmal das leichte Gewölk bis zum Zenith mit warmem Schein übergießend. Ter Donner grollte leise in der Ferne. ES war Hildegard, als sei Himmel und Erde verwandelt, al« verbliche ihr ganzes früheres Leben und sänke in wolkcn- «rtizcii Nebeln abwärts, immer abwärts, und nickt« blieb übrig als diese Stunde und die überwältigende schmerzliche Seligkeit seiner Näbe. Entlick blieb Roloff steben, sab ibr mit nervös zusammen- gezogenen Brauen und zuckenden Winiprrn ins Gefickt und fragte bastig, gepreßt: „Ich will wissen, ob cS wahr ist. — »b Sie sür diesen — diesen Lassen etwas fühlen, ob er Rechte an Sie bat — kurz" — Unv da die Antwort nicht schnell genug kam, brach eS bebend, leidenschaftlich über seine Lippen: „Ich weiß, Sie lallen sich verbeiratben. Vielleicht sind Sir einverstanden. Jt bin ja macht- und rechtlos — aber wie, ich eö ertragen sav' - / „Nein — nein» nein!" stieß Hildegard! athemleS hervor. „Niemals, niemals! Nickt» würde mich bewegen. Aber daS >ü erledigt. Lassen weiß, wie ich denkeAlle wissen c»!" Nolotf'S Hand batte sich mit so b«/ligem Druck um des MtckknS Arm geschlossen, daß cS sckfmerzte. Seine Brust hob und senkte sich in tiefen Athemstö«en. ES ging wie ein Fnitrnrom von seiner Berührung aus/cer sich langsam durch Hildegard« Adern ergoß. Er faßte M, zog die Hand zurück, »rückte sie an die Stirn. „Ick bin wie im Fieber", murmelte er. „Habe ich Sie erschreckt, Hildegard? Ach, verzeihen Sic mir. Wenn Sie wüßten, wie die lieben Mcinigcn mich gemartert baben mit dieser Vorstellung diese Tage bcr. Vcrheiratkel sollen Sie werden, Hildegard. Es war AllcS ivnnderbarerweisc und schön ausgekackt und jedenfalls zu Ihrem Besten, ick konnte kein Wort dagegen sagen. Aber eS ist nicht! — Goit sei Dank, es ist nicht! — Wenn ick an die lange, lange Zeit unserer Trennung denke, wie täglich, stündlich sremde Einflüsse zwischen Sie und mich treten konnten, so begreife ich nickt, wie ich zu leben — zu arbeiten vermochte — aber ich darf wobl so nickt reden?" Sie schüttelte stumm den Kopf, betäubt fast von dem Sturmwind de« GefiiblS, der in seinen abgerissenen halblauten Worten über sie hinbrauste. „Kommen Sie", sagte er, in aufgeregte Heiterkeit über gebend, „führen Sie mich. Ist daS nicht herrlich, dies Wetter leuchten? So feierlich schön. Kommen Sie, ick muß jedes Plätzchen sehen, wo Sie als Kind gespielt, als Backfiscbchen geschwärmt baben. Ich bin ja auch bier in der Näke geboren und ausgewachsen, bin als Knabe im Gravelischkcr Walke und am See bernmgelausen, um zu botanisiren — wie lange ist daS denn bcr? Wie viel bin ich denn älter als Sie? Hätte ich Ihnen nicht damals schon begegnen können?" Sie eilten neben einander bin, über vergraste Wege, zwischen verwachsenem, verwildertem Buschwerk, daS sie mit Tropscn- schauern überschüttete» lachend, plaudernd, zuletzt Hand in Hand. Dann gelangten sie wieder in einen der breiten gerad linigen Gänge, unv daS HauS mit seinen erleuchteten Fenstern lag ganz nabe vor ihnen. „Lassen Sie uns bineingehen, man vermißt unS wahr scheinlich", sagte Rolosf gepreßt. „Meine Frau wird fahren wollen. Aber wir srbcn uns wieder — bald, sehr bald. Sie erlauben mir deck), wieder zu kommen?" Sechste» Eapitel. Die zweite Hälfte de« August batte noch schöne Tage ge bracht. Di« Ernte war fast beendet, die Saatbestrllung im Gange, Tie Stöichc batten ihre Reise ana,treten, wilde Gänse und Kraniche strichen mit eintönigem Ruf doch durch die klarblaue Lust. In goldbraunen Trauben standen die stachligen Frückte der Roßkastanie zwischen dem noch dunkeln Laub. Unter den schattigen Kronen der beiden mächtigen Bäume, ganz nabe dem Radlauker Wobnbause mit dem alt modische« Ziegeldach, saß Anloaie aus riaer Garlenbank, eine Stickerei in den Händen, vor sich aus dem Tisch einen eng lischen Roman. Unten im Garten wurden Birnen abgcnommen, man Körte den kleinen Otto lacken und jubeln, wenn der Baum geschüttelt wurde und die Früchte ans den Rasen nicterprasselten. Vom WirtbsckastShos, den sie durch ei» leichtes Eisengittcr übcrsekcn konnte, kam daS tunipsc Geklapper der Dresch maschine, am Pumpdrunnen spüllen die Mägde die Milch- gescknrre, ein Stallknecht snbrle Siewert's Reiipscrd, einen kolossalen Braune», aus und nieder, am kleinen Teich schnatlerle das Entenvolk. Der alte Hosbund wälzte sich behaglich in kein warme», sonnenbeschienenen Sand, und ein halbes Dutzend Dorskindcr spielten Pferdchen. Eine FcieriagSrube, ein heilerer Frieden herrschte ringsum, den die einsame Frau mit der angstverzekrten Seele als bittersten Contrast empfand. Ein leichtes Jagdsuhrwcrk kam jetzt mit dem Kutscher als einzigem Insassen über den Hos und wurde an den Ställen abgespannt. Dasselbe wahrscheinlich, in welchem Sicwert und Noloff vor ein paar Stunde» auSgesabren, gleich nach den, srnben Mittagessen, während Antonie sich ein wenig zur Rübe gelegt. Waren die Herren schon zurück? Aber wo waren sie denn? Hastig erbob sick Antonie, ihre Stickerei siel auf den Boden, sie bückte sich danach, überlegte eine» Moment und setzte sich wieder. Der Anflug fieberhafter Nvtbe aus ihren Wangen verschwand, kam wieder und machte krankbasier Blässe Platz. Sie preßte beide Hände auf ihr Herz und ächzte leise. Jetzt tönten vom Garten her Stimmen, zwischen den k-raungrlinen Gebüschen kamen Siewert und seine Gattin zum Vorschein, Beide in bellen Sommerkleidern stattlich und bc- baglich, ibren Jüngsten zwischen sick. Antonie stand aus und that ein paar Schritt den sich Rädernden entgegen. „Gute Jagd gcbabt, Schwager?" fragte sie lächelnd. ,I!ich«s — nichts Jagdbare» angetroffen", erwiderte Sie wert wohlgemuth. „Ich mußte umkcbreu, weil der Dachdecker und der Maurermeister aus mich warteten, aber Alfred'» Jagdeiscr war nicht umzubringen, er wollte weiter nach dem Rautenburger See binüber, um vielleicht noch eine Ente zu schießen, unv zu Fuß zuriickkommen. Sic sollen ihn entschuldigen, Schwesterchen." „Vater, hat der Onkel den TiraS mitgenommen?" fragte klein Otto. „Versteht sich", gab Siewert Bescheid und ließ sich auf die unter seinem Gewicht «krachende Gartendc-nk sinken. Die Dame» nahmen ebenfalls Platz und Antonie griff wieder zu ihrer Stickerei. „Na, Vater, die Ente, die der Onkel mit nach Hause bringt, ess' ick mit den Federn aus", erklärte der naseweise Jüngste, beide Hände aus teS Vater« Kniee gestemmt. „Er siebt und hört ja nickt, wenn ihm Hübner oder Enten vor der Nase ausgekcn. Warum babt ibr mich nickt mitgenommen? Ich bin snr den Onkel viel besser als der TiraS. Gestern, als wir zwei aus die Jagd gingen, habe ich ibm di« Enten aufgejagd und die eine, die er geschossen, auch auS dem Wasser geholt. Unten am Torfmoor." „Schön, dann kann ja der TiraS hier sür Dich lernen", vcrsctzie Vater Otto, nahm den Strchut ab und trocknete die seuckte Stirn. .„Klüger als so'n Jung' ist er noch allemal" Klein Otto fand den Scher; einem Neunjährigen gegen über nicht vom besten Geschmack, rümpfte daS Stumpfnäschen und lies ans den Hof, um ans einem der Grauschimmel mir in die Schwemme zu reiten. Frau Jda hatte den etwa« verspäteten Kaffee hinunter in den Garten bringen lasten »nd schenkte ein. „Wann meinte Alfred zurück zu sein?" fragte Antonic. Siewert zuckle die Achsel. „Ich kachle — ich hoffe — daß er beute —" „Sein Eie ganz unbesorgt, liebe Toni, Alfred bat einen Jagdschein und ein gute- Gewehr, er bat auch die Griffe noch nickt verlernt, wie ich mich überzeugt habe »nd pürsckt aus befreundetem Gebiet", erklärte Siewert gemülblich und iiabm die Kaffeetasse au» der Hand seiner Frau, vermied aber, Antonie anzusebeii, denn diese dnnkelumrändertcn lridvrllen Augen, diese blasse» nervösen Lippen machten ihm einen pein liche» Eindruck „Ack, Otto, Sie necken mich", erwiderte sie, sich rin Lächeln abgcwinncnd. „Ich frage nur, weil — weil Briese und Correeturcn sür ib» gekommen sind." „Tie mögen warten." „Ich sinke Aisred's noble Passionen scbr lobenSwertk". er klärte Frau Jda, ein Stückchen Fladen in ibren Kaffer tunkend. .„Zum Glück sind wir ja aus die Braten, die er unS etwa in die Küche liefert, nickt angewiesen. Ich finde, mit all' dem täglichen Reiten und Jagen hat er sick merkwürdig erbolt in diesen drei oder vier Wochen. Ich entsinne mich nicht, ikm jemals so srffch gesehen zu sehen. Me»nst Da nicht «ick, Toni?" „Ja, und bei so glücklicher Stimm«ß, «icht wahr?" he»
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