Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931206026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893120602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893120602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-06
- Monat1893-12
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mgk M ÄWM TUM M AhM Nr. 8A. Ritt««!!, ß. Tttmbkr IW. <MtMM«tk.j Resultat der 1893er Sla-tveror-neten-walil. * Nachdem wir schon in der Morgennummer da« allgemeine Ergehn,ß der gestern vollzogenen Stadtverordneten- Eraänzungswahlen mitgetbeilt haben, geben wir nachstehend da» amtlich sestaestellte Resultat in Bezug aus die aus jeden einrelneu Eandidaten gefallene Stimmcnzahl. ES erhellt Larauk. daß die Liste der vereinigten OrdnungS- varteien in vollem Umfang über die beiden Gegenlisten gesiegt hat. und vor Alle», ergiebt sich d-e Bestätigung, daß auch nicht ein einziger svcial- bemolratischer Candidat gewählt worden ist. Im l. Bezirk 2070 Stiminen, giltig 2070 Stimmen, - 2. - 2453 « S 2151 -» . 3. » l879 1879 » - 4. - 2032 - » 202«! - B 5. * 2188 rr - 2188 - - 6. * 1185 - s 1185 - 7. - 2003 a » 2002 - - 8. - 1980 - 1978 - Summa: 15770 Stimmen. 15759 Stimme». Davon baden erhalten: s. Ansä ssige: e. Unansä ss'ge: Et, Simon 9785 St, Jaule 9758 k>r. Schill 975 l Blanke 9742 - vr. Hinze 9750 Halle 9875 - Reißmann 9748 S Hecker 8978 - Zim mcrmann 9747 - Harich 8988 - Rudolph 9708 Biägosch 8778 - Herzog 9851 Brünings 8755 - Arneckc 9838 John 87.'(l - Engel 8718 s Zeh n 8703 - Pfeiffer 8718 o F rits ck 8884 - Reppcnhagcn «508 - I)r. Stessen 887«'» - Schmidt 8115 - Böhme 8493 - b. Reservemänner : »l. Rcservemänner: Jänick 9758 St., »rickenwirth 9788 Et., Schotte 8798 Päckc 8785 - Zähne 8790 - FaciuS «7l2 - Die Kandidaten der socialdcmckratische» Partei haben erhalten: 5930 (Linzmcver) bis 5945 «Pinkan) Stimmen, die der Bürgerparlci von 2937 (Frank) bis 3709 Offner) Stiminen. Da die Zahl der Wahlberechtigten 2l303 betrug, so haben 85 Procent derselben von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. ** Leipzig, 8. December. Das vereinigte Wabl- comito der OrdnungSparteicn hatte sich gestern Abend unter Borsitz des Herrn OberamtSrickterS Schwerdseger im Saale des Kaufmännischen BcrcinShauscS vcrsaiiinielt, um dort die vorläufige Feststellung des WablrcsultateS vorzunehmcn. Erst nach Eintreffen des letzten Ergeb nisses (aus dem 2. Bezirkes war es möglich, den zweifel losen Sieg der Liste der OrdnungSparteicn zu con- »atiren. nachdem Herr Architekt Tbieme das Resultat ver kündet, ergriff noch Herr Obcramtörichter Schwerdfegcr daS Wort zu einer kurzen Ansprache. In heißem Ringen sei uns — so führte der Redner aus — die viclumstrittene 'Halme des Sieges zugcfallen. Leider sei die Freude an diesem Liege getrübt durch die Uneinigkeit, welche unter den Anhängern der Ordnungspartcien obgcmaltet hat. Tief zu bedauern sei cs, daß noch in den letzten Tagen ei» anderes Coniite mit einer Liste hervorgetreten sei, und sogar am Wahltage ielbsl habe man mit einer dritten Liste Verwirrung unter die Wähler gebracht. Sehr zur Unzeit sei auch noch in letzter Lwnde in eine», Blatte ein Artikel erschienen, in welchen, gesagt wurde, daß man sich in Leipzig wundern müsse, weil es keine n a t i o n al l i b e r a l c Stadt mehr sei. Wer die Berhältnisse kennt, müsse wissen, daß keine Partei beanspruchen dürfe, hier einen beson deren Voten zu finden, sondern daß alle einig sein muffen in der Liebe zum Balerlande. Nur die Einigkeit kann zum Siege führen, denn von Jahr zu Jahr macht, daS dürfen wir uns nicht verhehlen, die Lvcialdemokralie in unserer Stadt Fortschritte. Hoffentlich werde aber die Zeit kommen, in der die Socialkemolratie, abgeschreckt durch die verbrecherischen Umtriebe der Anarchisten, zu einer wahren BolkSpartei auf dem Boden der staatlichen Ordnung wird, mit der man dann in hundert Fragen gemeinsam beratbcn kan». Uns aber möge die Liebe zu unserem Gemeinwesen auch fernerhin als Richtschnur rienen, und so schließe er mit einem Hoch auf das, was uns Alle ein», mit einem Hoch auf daS Vaterland und aus unsere liebe schöne Stadt Leipzig. — Die Ansprache fand seitens der Anwesenden eine sebr beifällige Aufnahme, und lebhaft nimmte man, froh des schwer errungenen Sieges, in das vom Vorsitzenden ausgebrachte Hoch ein. * Der Ansicht, daß die von uns kürzlich veröffentlichte, „Ist Leipzig noch eine nationalliverale Stadt?" überschriebene und „6. L." Unterzeichnete Zuschrift zur Un zeit erschienen sei» sind wir mehrfach begegnet. Wir selbst waren Anfangs der Ansicht, daß es bester sein würde, den Artikel nicht vor der Wahl ru veröffentlichen. Als wir aber erfuhren, daß der Verfasser, auch wenn wir die Ver össentlichung ablehnen sollte», diese noch vor den Wahlen bewirken würde, dielten wir es für das Beste, ihn unsererseits der Leffentlichkeit zu übergeben und ihn mit einem Zusatz zu begleiten, der die Gesinnungsgenosse» deS Verfasser« aufforderte, künftig ihre Ansichten und Wünsche rechtzeitig geltend zu machen, jetzt aber für die Canvi- trtenliste Le« vereinigten WahlcomitöS der OrdnungSparteicn einzutreten. Daß diese Ansicht die richtige war, ist uns durch zahlreiche Mittbeilungen bestätigt worden. Zahlreiche Wähler baden nach unseren Informationen — und der Herr Lbcr- amtsrichtcr wirb wohl selbst nicht daran zweifeln, daß wir die Stimmungen und Vorgänge in gemäßigt-liberalen Kreisen bester kennen, al- er — nur deshalb für jene Liste gestimmt, weil sie einmal sich sagen mußten, daß sie vor der Aus stellung gar nicht daran gedacht hatten, sich einen Einfluß auf die Gestaltung der Liste zu sickern, und weil sic zweiten- sich roruabmen, in künftigen Fällen anders zu handeln. Die Ver öffentlichung deS Artikels und unserer an ihn geknüpften Rsdnungen ist also sebr zeitgemäß gewesen, vielleicht zeitgemäßer, al« die flüchtige Art, in der Herr Oberamts- richler Schwerdseger über die in letzter Stunde in Anwendung gebrachte vierte Candidaten liste hinwegziug, die unter der Ueberschrist „Hauptliste der Candidaten de« Bürger WahlcomitSS der Ordnungsparteien" verweilt wurde und an der Spitze den Namen Altner mit der Liste des „Allgemeinen Bürger-ComitS» der Ordnungs- barteien* trug, sonst aber lauter Namen au- der Liste des »Lereimgten WahIcomitSS der OrdnungSparteicn* enthielt. Es kann ja keinem Wähler verboten werden, noch in letzter Stunde irgend eine Liste aufzustellen und zu empfehlen, aber für eine solche Liste eine irreführende Bezeichnung zu väblen, das ist ein unter allen Umständen zu verwerfende« Airnöver. Herr Oberamtsrichter Schwerdseger verurtheilt es Miß ebenso, wie alle Mitglieder de- Vereinigten Wahl- cemilek der OrdnungSparteicn, die diesem Manöver nach unserer tiefsten Ueberzeugnnz vollständig fernstehen. Aber sttensall» wäre es sehr zeitgemäß gewesen, gleich gestern Abend ein Verdick über eine Handlungsweise auSzusprecken, die bei allen rechtlich Denkenden und besonders bei den Wählern cer unterlegenen Listen größere Erbitterung hcrvor- gerufen hat. als Alles, was während der Wablbewegung ge- >a-t >ud geschrieben worden ist. Schweigen ist nicht immer Gold. Ls giebt Dinge, die nicht zeitig und nicht offen ge nug gesagt werde» können. Und zu diesen Dingen gehört die Verurlhcilnng der Anwendung von Täuschungsmitteln. Und ferner gehört dazu die richtige Cbaraktcrisirung des Hauptgegners und seines Auftretens. > Dieser Hauptgegner ist die Socialdemolratie, die — wie sie auch vielleicht künftig sich gestalte» mag — jetzt noch offen und geschlossen als politische Partei austritt und als solche allen anderen Parteien und Gruppen den Krieg ankündigt. Sic acceptirt nicht einen Mann von den gegnerischen Listen. Mit einer musterhaften ParleidiSciplin tritt sic in den Kamps und führt den letzten Mann an die Urne für eine Liste, die eine reine politische Partciliste ist und sür die gerade deshalb und allein deshalb alle ..Genossen" sich erwärmcn Und da will man den anderen Parteien noch einrctcn, sie dürften nicht als politische Parteien den Kamps ausnehmcn, müßten das Partcikleid auSzieben, ihre Parteizugehörigkeit vergessen? Damit wird man weit kommen! Und thatsächlich zieht man auch daS Partcikleid nickt au«. Haben etwa die Antisemiten ein Hehl daraus gemacht, daß sie ihren Fritsch gerade wegen seiner Eigenschaft als antisemitischer Parteimann ausgestellt zu sehen wünschten? Werfen die Conscrvative» bei den Vereinbarungen nicht ihre Stärke als Partei in die Waagschale? Arbeiten nicht alle Parteien mit ihrer Partei organisation? Warum nun daraus ein Hehl machen? Um einer einzelnen Partei, der nationallibcralen, vorzudemon- striren, daß eö eine frevelhafte Anmaßung sei, wenn sie auch ihrerseits als Partei auflretcn, sich sammeln, stärke» und mit festem, organisirtcm Heerbann in den Kamps gegen die geschlossenste Partei eintretcn will? DaS wäre dock eine ver- rerbtickeKurzsichrizkeit. Wennkünstigvermicde» werden soll,waS bei den jetzigen Wahlen in abstoßender und die drohende Gefahr aus daS Klarste zeigender Weise zu Tage getreten ist, so bleibt nichts Anderes übrig, alö das, was wir in 'Anknüpfung an den Herrn Schwerdseger so unzeitgemäß erscheinenden Artikel empfohlen haben: eine möglichste Eonceutration aller der Socialdemvkratic gegnerischen Parteien, eine Sammlung aller Elemente, die Verständnis; sür die von einer- großen und geschloffenen socialdemokratischc Partei auch sür unser städtisches Gemeinwesen drohende Gefahr besitzen, unter den Fabnen starker Parteien mit klaren Ziele» und fester Organisation. DaS ist die unerläß liche Vorbedingung künftiger Abwehr deS socialdemokratische» Ansturms. Die gesammelten und fest organisirten Ordnungs- Parteien mö^en dann bei communalcn Wahlen von allen politischen Streitfra>rcn, die im communalen Leben keine Rolle spielen, nach Möglichkeit absehen und die Candidaten hauptsächlich nach ihrer Stellung zu communalcn Fragen und ihrer Fähigkeit zur Beurtheilnng solcher Fragen auf stellen: vor 'Allem aber müssen sic darnach trachten, die ganze Bürgerschaft in großen Verbänden zu vereinige», die nach große» und allgemeinen GesichtSpunctcn sich gruppiren und über Stande-- und a»de en Sonderintcresieii die große Hauptsache nicht auS den Augen verlieren Nur solche Ver bände. nur p o li tische Organisationen — das lehrt daSBcispiel der Socialdcmokratie — geben Krast und Halt, sichern vor Absplitterung, bürgen für Disciplin und sind diöciplinirten Gegnern gewachsen. Es fällt uns nickt ein — so engherzig sind wir nicht —. nur sür eine Sammlung und möglichst umfassende Organisation der Nationalliberalen zu werben; wir werben hiermit ausdrücklich auch sür eine solche Sammlung und möglichst umfassende Conccntration aller conscrvativen Elemente. Mögen Herr Oberamtsrichter Schwerdseger und seine Freunde sich eisrigst mühen. Alles zu sich hcrüberzuzichen und mit dem conservativen Ver bände zu verschmelzen, WaS irgend mit diesem sich ver schmelze» läßt. Nur möge» sic uns sreuntlichst ge statten, daß wir auch den Nationalliberalcn zu einer Heran ziehung aller verwandten Elcmcntc dringend ratbcn. Wir tbun daS Letztere nicht, um einen gegenseitigen Kampf zwischen Conservativen und Nationalliberalcn zu provocire», der nur dem gemeinsamen Feinde zugute komme» könnte, sondern um einen Wettkampf zwischen beiden Par teien in Fricdenszciten um die Palme der stärkeren und strafferen Organisation hcrvorzurufcn. Die Be siegten in diesem friedlichen Kampfe, bei dem es natürlich ohne eine klare Bezeichnung der beiderseitigen Grundsätze und Ziele nicht abgebe» kann, werden bei Ausstellung von Candi datenlistc» selbstverständlich den Siegern den entsprechen den größeren Einfluß gewähren, aber dann wird auch die organisirte Wählerschaft sich fügen, wird nickt zum Gaudium der geschlossenen Socialdemokratie mit Ouerlisten bervortreten, nicht „unzeitgemäße" Artikel loslassen und vor allem nicht der Socialdcmokratie Veranlassung zu der Be hauptung geben, daß nur durch eine TäuschungSlistc die einander sich bekämpfenden „Ordnungsparteien" einen Sieg über den ge meinsamen Feind zu erringen vermocht hätten. Gerade diese« TäuschungSvcrsahren einiger aus eigene Faust operircndcn Leute beweist am schlagendsten, daß den OrdnungSparteicn auch im communalen Leben nur dann die Zukunft gesichert ist, wenn unsere Mahnung befolgt wirb und der großen politischen Vereinigung der Socialbemokratie ebenso geschloffene, gut- diSciplinirte Bereinigungen cnlgegengesteUt werden, die. wenn cs zu schlagen gilt, nicht zerflatlern. sondern der gefährlichsten politischen Macht mit offenem Visir überwältigende Mächte entgegenstillen. Königreich Lachsen. * Leipzig, 6. December. Der Herzog von Sachsen Altcnburg traf am gestrigen Vormittage in Leipzig ein und fuhr Nachmittags weiter nach Altenburg. ^ Leipzig. 6. December. Tic Gebäude zum Rohr tcichbade gehen ihrer Vollendung entgegen. Dieselben er beben sick auf dem östlich vom Robrieichc gelegenen Hügel und bestehen aus einem massiven Mittelbau von 18 m Front und zwei rechts und links anstoßenden l k m langen Colonnadcn. In diesen Räume» soll zu den Feiertagen eine Conditorei und Cash nach Wiener Art eröffnet werden. Im Mittelbau sind drei sebr geräumige Gastzimmer und die nötbigcn Wirth- schaftSräumc, in der ersten Etage befindet sich die Wohnung des Pächters. Hinter dem Gebäude ist daS Maschinenbaus zur Herstellung des elektrischen LicktS. Unterhalb des Hügels wird eine weitere Colonnade erbaut, in der auch eine gedeckte Kegelbahn untergebracht wird. Mit der Bepflanzung deS ausgedehnten Parkareal« wird im künftigen Frühjahre be gonnen werden. Nach Vollendung der gcsammten Anlage» ist daS Rohrteichbad entschieden den Sehenswürdigkeiten Leipzigs zuzurcchncn. H An der Universität bat sich eine neue Verbindung auf- gethan, die den Namen „Stausia" führt und die Farben roth-weiß-gold trägt. Die Verbindung steht im Cartel- vcrhältniß mit den Verbindungen Naumburgia-Marburg und Normannia-Bonn. S Leipzig, 8. December. Tie akademische Lese halle, die jetzt außerordentlich zahlreich besucht ist, wird im Frühjahre 1895 nach dem neuen, nunmekr im Rohbau vollendeten Universitätsgebäude an der UniversitätSslraßc verlegt. Da« erste Stockwerk enthält die Lesesälc sür die wissenschaftlichen Zeitschriften, im ganzen zweiten Stock be finden sich die Säle, in denen die politischen Zeitungen auS- liegcn, deren die Lesehalle nickt weniger als 150 ausweist, lieber dem Zeilungssaale im dritten Obergeschoß wird da« Universitätscarcer »ntergebracht. Zu welchen Zwecken die Räume Verwendung finden, in denen sich jetzt die Lesehalle befindet, darüber sind endgiltige Bestimmungen bis jetzt noch nickt getroffen. — Wir macken noch einmal darauf ausmcrlsam, daß, wie Mittwochs im Vercinsbausc (Roßstraßc 11'. so Donnerstags im Marlinstiftc «Arndtstraße 51), AdvcntSandacklen vom Verein für Innere Mission gehalten werden. — Im Kaufmännischen Verein hält am Freitag Abend Herr C- Bergmann von der „Urania" in Berlin einen zweiten Vortrag mit Demonstrationen. DaS Tbcnia lautet „DaS Antlitz der Erde". Zu diesem Vortrage können wieder«!» Damen nach Maßgabe der Geschäftsordnung ein- gcsührl werten. — Zn dem Berichte über die letzte Sonntag-Abcnd- unlerkaltung des Vereins sür VolkSwokl in Nr. 819 ist nackzuiragcn, daß die Schülerinnen von Fräulein Elisabeth Schmitt insbesondere durch den ackt bändigen Vortrag der ungarischen Rhapsodie von LiSzt (Nr. 2) so lebhaften Beifall erregten, daß sic sogar einen Tlieil der selben wiederholen mußten. Als Sängerin ist nur Fräulein Schmidt ausgetreten. H Leipzig, 8. December. Ein in einem Grundstücke der Seeburgsiraße wohnhafter 70 Iabre alter Privatmann, der seit mehreren Tagen von den'Hausbewohnern nicht ge eben worden war, wurde heute Morgen in seiner Wohnung, die auf erfolgte Anzeige polizeilich geöffnet worden war, todt ansgcsunde». AcrztlicherscilS wurde eine natürliche Todesursache sestgestellt. — Aus eigenartige Weise wollte in der Nacht vom 4. zum 5. d. M. in einer Reiiauration der Schletterstraßc ein hiesiger stellenloser Kaufmann den Wirtd um die Zeche mellen. Nachdem nämlich der Kaufmann slott dorauslos gezecht und auch sämmtliche anwesende Kaste frei gehalten hatte, verließ er das Local, um auSzutreten und stürzte vlötzlich bewußtlos zu Boden. Ta der Wirth sich keinen Rath wußte, wurde ein Schutzmann geholt, welcher die anscheinende Bewußllosigkeit alS Simulation erkannte, so daß chlicßlich der Eilwagen geholt werden mußte, welcher den Kaufmann nach der Wächterstraße brachte. Tort stellte sich heraus, daß der Mann noch eine Mark Geld bei sich trug, während er »ine Zeche von über IO Mark gemacht hatte. Nachdem der Inhastirle belehrt worden war. daß inan nicht ungestraft die Kaslwirlhc betrügt, wurde er in Hast behalten. — Im Hosraum eines Grundstück- in der Südstraße wurde gestern Nachmittag Schult ausgeladen. Ter hierbei milbcschastigte Arbeiter inachte dies aber so unvorücküig, daß ei» mit der Hnnd geworfener Ziegelstein über den Wage» flog und die gerade vorüber gehende Tochter eines Schlossers so unglücklich aus den Kvpi tras, daß die Lchädkldecke zum Tdeil bloßgelegi wurde. TaS bewußtlose Mädchen wurde nach der elterlichen Wohnung geschafft, wo ein herbcigeruscucr Arzt eine Kehirnerschiilterung constatirte. — Ein Wasjerröhrenbruch wurde vergangene 'Nacht an der Schenkcndorsstraße gemeldet. ES war ein ZuleilungSrohr geplatzt, jo daß da- Wasser massenhaft aus dem Erdboden heraus kam. Tie erforderliche» Vorkehrungen wurden sofort getroffen. — In der Bogislawstraße zu L.-VolkmarSdors hatte gestern Abend eine altere Frau das Unglück, mit einer Wanne aus der Trepve au-zugleite» und hinzusallen, wobei sic leider da- rechte Fußgelenk gebrochen hat. — Ein in der Ecke der Kurprinz, und Bruderstraße aus sichtslos stehendes Milchgeschirr ist heule Vormittag verdachtlos ge. stöhlen worden. Das Geschirr bestand aus einem sog Korbwagen und wurde vo» einem hellbraunen Wallachen gezogen. Pferd und Wagen rcpräjentirten einen Gejammlwcrth vo» 700 ./L — In der Bernhardslraße in Anger-Crottendors stürzte heute Vormittag ei» 17jähriger Schornsteinfeger 4 Treppen hoch vom Tache herunter und verstarb alsbald. Ter Unglückliche ist offenbar infolge der Glätte abqerulscht und zu Falle gekommen. — Drei von den Amtsgerichte» Cöthe», Lobenstei» und dem Stadtraihe i» Sebnitz steckbrieflich wegen Betrugs, Diebstahls und Vollstreckung einer Freiheitsstrafe verfolgte Personen, rin Bäcker- meisier aus BreSlau, ei» Schieferdecker aus Türrenbach und ein Anstreicher aus Schnitz, wurden beute Morgen in hiesigen Herbergen polizeilich ermittelt und seslgenommeii. * Wtirzc», 5. December. Herr Staatsanwalt Dr. La ngc auS Leipzig war beute bicr anwesend, um Erhebungen über den kürzlich staltgesundcnen Unfall am Wassertburm anzustcllcn, bei welchem bckannllich 5 Arbeiter verletzt worden waren. — Aus Glauchau meldet das dortige „Tageblatt" Gelegentlich einer heute Bormiltag hier im Anitsgeri l t statt gehabten öffentlichen Bcrbandlung betrug sich der hier wohn hafte, auf der 'Anklagebank sitzende Handarbeiter MiruS in einer so unflätbigcn Weise, daß seine Inbaflnabmc ans der Stelle angeordncl wurde. Der Excetent versuchte sich zu widcrsetzen und zwar in einer Weise, daß das anwesend« Dienstpersonal des Amtsgerichts sich außer Staube sab den Burschen allein zu bändigen. Erst mit der Unter stiitzuiig eines vorgeladeucn Zeugen gelang eS, den wie wütbend uni sick schlagenden M. aus dem Verbantluiigs saale zu entfernen und abzuführen. ; Iohaiiiinrorgrnstadt, 5. December. Durch Zeitungen war die Nachricht verbreitet worden, daß man sich bicr zu einer Fcstscier des 2tOjährigen Bestehens der Stadt rüste. Selbstverständlich bat bis jetzt kein vernünftiger Mensch bier daran getackt, eine Tiojäkrigc Jubelfeier in Scene zu setzen und noch viel weniger bar irgend welche Zurüstung entdeckt Werren können. — Wegen der in diesem Iabre herrschenden Trockenheit hat sich hier der Bestand an Rindern (235) gegen das Vorjahr um 3k verringert. In Schwarzen derg war der Bestand 391; im Vorjahre 418. — Tie Ver sicherungsanstalt für daS Königreich Sachsen hat wegen der von der Ttadtgcmeinde Eibe »stock aufzunebmendcii Anleihe den Zinsfuß vo» 3^>« auf 3-'., Proc. ermäßigt und die Tilgung auf l Proc. festgesetzt. — Die Biersteuer ergab hier ini dritten Biertcljabre 1350 ck. Plauon, 5. December. Von dem hiesigen Landgericht wurde beute der Oberlehrer und Cantor Franz Moritz Müller auS Nerchau, seil 1885 in Treuen thälig, wegen fahrlässiger Körperverletzung zu 10 Geldstrafe verurtheilt >892 balle er wegen Uebcrschrcilung des Züch.ignngSrechteS schon einen Verweis erhallen. Müller bat am 17. April d. I. in der Sckulc zu Treuen den sechsjährigen Schulknabe» Roland Neidhardt, der erst Len dritten Tag die Sckulc besuchte, wegen geringer LrduungSwidrigkcitc» mit einem Lineale aus jede Hand fünf bestigc Schläge versetzt und am Halse ersaßt und stark geschüttelt, so daß in Folge dieser Behandlung derKnabe erhebliche Schmerzen empfand,Schwellung und Verfärbung der Hände, Schwellung der MuSculatur des Nackens und des Halses und längere Zeit andauernde, durch Ouetschling der HalSmuSculalor hervorgerufcnc Schiefstellung deS Kopfes bei idm cinirat, ei» Fcblcr, der heute noch nicht ganz beseitigt ist. Ter Sachverständige, Mebieinalrath 1>r. Busch deck aus Plauen, gab sein Gutachten dabi» ab, daß das Schlagen mit dem Lineale auf die Hand eines so kleinen Kindes nickt zu rechtfertigen und daS Anfassen am Kopfe vom ärztlichen Standpunkte a»S unbedingt zu ver werfen sei; er hoffe, daß die schwache Neigung des Kopses deS Knaben Neidbardt nach rccklS durch Kräftigung der rechtsseitigen HalSmukcl ausgeglichen werde. Oberlehrer Müller, ein sonst treuer und geschätzter Lehrer, war zu jener Zeit kränklich, hatte aber trotzdem wöchentlich 200 Kinder zu unterrichten. — Eine Feier seltener Art fand am Montag, 3. December. in dem still gelegenen Dorfe Gablenz bei Oederan statt Dort amtirt ein Glöckner Namens Johann Christian Mebnert, dem eS, wie dies in der Eplwrie kaum wieder Vorkommen dürste, vergönnt gewesen ist, seil dem >. Januar des Jahres 1815 ohne Unterbrechung seines Amtes in derselben Gemeinde und an derselben Kirche zu walten, so daß er mit dem >. Januar 1891 daS 50. Iabr seiner Amt-Ihäligkeit mit Gotte-Hilfe anzutreten hofft. In An erkennung der Hingabe, der Pflichttreue und des Pflichteifers, mit welchem derselbe bei nur geringer Besoldung bis in sein Hobe« Alter hinauf seine Dienste püncllich und gewissenhaft verwaltet und sich von dem liebgeworLenen Amte nickt trennen taiiii, bat Sc. Majestät der König ihm raS all gemeine Eh re» Zeichen verlieben. Hobcm 'Austrage gemäß halten sich daber am 77. Geburtstage des Glöckners Mebnert die Mitglieder der königlichen Kircheninspeclion. Herr Superintendent Professor Michael aus Ebemnitz und Herr 'AmlSkauptinann Freiherr von Tendern auS Flöba nach Gahlcnz begeben. Im Psarrhausc wurde dcmselden in Gegenwart deS OrtSpsarrerS und dce- KirchcnvorstandcS und im Beisein seiner erwachsenen und verbciralbctcn .Kinder von Herrn Superintendent Michael nach einer herzlichen Ansprache und >»it warmen Wünschen daS Ehrenzeichen auegebäilbigt. Sichtlich tiefbewegt und hocherfreut sprach der über die Hobe Auszeichnung ganz über raschle greise Beamte seinen Tank auö, der uni so tieferen Eindruck aus alle Bctdciligten machte, als man den schlickten Worten anmerkte, wie sic aus einem ehrlichen, treuen und irviiiincn Herze» kamen. Solche Beweise seltenen Dienst eifcrö und ausdauernder Treue sind in unserer Zeit besonders wohltbucnd. '' Zittau, 5. Tceembcr. Bei dem Bahnübergänge im naben Pctban ereignete sick beute früh ein Eisenbahn iinsall. Vom Zugsrcvisor des Keule früh .5 Uhr 5 Min. aus diesigem Bahnhose von Warnsdorf eintreffendcn Personen zugcS wurde die Beobachtung gemacht, daß von einem Wagen das Trittbrct abgerissen und die Wagentheile mit Blut de spritzt waren. Sofort angestelltc Nachforschungen ergaben, das; in der Dunkelbeit daö Pscrd eines HcrwigStorser Boten geschirrS die den Weg abspcrrcnde Barriüre durchbrochen batte und vom Zuge ersaßt und verwundet worden war. Ter Führer de« Geschirrs ist mit dem Schrecken davon- gekommen. Vom Zug-personal wurde bei der llnsallstelle ein kurzer, fast uiiinerklicher Ruck wahrgenommc», sonst aber von dem Unfall nichts bemerkt. — Die „Dresdner Nachrichten" schreiben: Am Abend de« 2. November >885 wurde der Kaufmann Markert in Leipzig in seinem Gcschäsrsloeale, Ecke der Grimmaischen und Nleolaistraffe ermordet M, ein angcsekener und all gemein beliebter Bürger Leipzig«, war in dem Geschäft zurückgeblieben, um noch ungestört zu arbeiten, war daun nickt nach Hause gekommen und früh bei dem Oeffnen deS Geschäftes mit cingcschlagenem Schädel hinter der Ladciirajel tobt ausgefliuden worden. Vermißt wurden - Ukr, Kette und Ring deS Ermordeten, sowie über loo Thalcr Geld Ter Vorgang erregte, wie sich ältere Leser unseres Blattes noch erinnern werden, das größte Aussehci., und zwar nicht bloS in Leipzig, sondern im ganzen Laude. Als der Thai verdächtig wurde bereits am folgenden Tage der ehemalige Marktbclfer und SchneidergeseUe Künschncr verhaftet, welcher bei dem Er mordeten kurze Zeit in Stellung gewesen war. Die Bei dachtSmoiuente gegen ibn häuften sich, trotzdem er aufs Frechste lengnele und sür Alles gewandte Ausreden bereit batte.. Schließlich wurde er vom Bezirksgericht Leipzig für überführt erachtet und zum Tode vcruribeilt. Es kam dann der 88er Krieg dazwischen, wodurch die Frage über das definitive Schicksal des Verbrechers auf längere Zeit vertagt wurde, bis schließlich König Johann, der bekanntlich eigentlich ein Gegner der Todesstrafe war, sich entschloß, von seinen» Begnadigungsrecht nicht Gebrauch zu machen. Tag und Stunde der Hinrichtung wurde sestgesetzt; ganz Leipzig befand sich in Aufregung, weil Loch hier und da »och an der Schuld Külischiier'S gczweiscll wurde. In jenen Tagen befand sich König Johann taü erste Mal nach dem Kriege in Berlin. Dort beschloß er — wie man sich damals erzählte, auö Dankbarkeil über die berzlickc Ausnahme, die er in Berlin gesunde» —, den TodeSeandidateii telegraphisch zu begnadigen. Das Telegramm blieb >ri«S einer wobl lockt ganz aufgeklärten Ursache unlcrwegS lange Zeit liegen und kam erst früh ganz kur; vor dem Zeitpunkte in Leipzig a», zu welchem die Hinrichtung im Hose des damaligen Bezirksgerichtes statlfindcn sollte. Künschncr lag bereits nnter dem Fallbeil, ajs in der letztenSccuntc noch der Landesicharsrichtcr Brandt durch daS Schreien und „Gnade" Rusen des PublicuinS und deS betreffenden Depeschen trägcrSvordeinTborc veranlaßt wurde,innezu halten. Künschncr wurde loSgeschnallt und wieder abgcsübrt: er war zu lebenslang lichcm Zuchthaus begnadigt. Von Allen, die ihn bei jenen, Vorgang gesehen halten, wurde die Kaltblütigkeit unk Ver stocktbcil geschildeit, die er an den Tag gelegt hatte. Er be hauptete nach wie vor. unschuldig zu sein. Nach einer Reibe von Iabrcn machte er wieder von sich reden. Er batte im Zuchthaus eine» verwegenen Mordversuch gegen einen jetzt verstorbenen hohen Aiistallsbeamten begangen. Er halte sick bei ibm vormclken lassen, um ihm unter vier Augen etwas zu offenbaren und bei dieser Gelegenheit batte er plötzlich ein «Lchubinachcrmcsscr bervorgebracht und damit wie rasend nach dem Kopse und Haffe jenes Beamten gestöcken. Ter Letztere wurde schwer verletzt, kam jedoch mit dem Leben davon. Es ist sclbstoerständlich, daß man den gefährlichen Menschen nunmebr in strengster Hast gehalten und in Ketten nnd Banden gelegt hat, gleichwohl lebte derselbe gesund weiter und brachte so mehr als ein Menschenaltcr »n Zucktbausc zu. Erst in letzter Zeit ist seine Kraft gebrochen. Er ist sieck und krank, sobaß seine Auslösung >n allernächster Zeit zu erwarten steht. Angesichts seines naben Todes soll er nunmehr auch ein umfassendes Geständnis; abgelegt und die Ermordung des Kaufmanns Markert unumwunden cingestanven haben. Bonden vielen Tausenden, welche seit einer langen Reibe von Jahre» daö ZuckihauS in Waldbeim bevölkert baden, ist K. sicherlich als der Gefährlichste nnd Verwegenste zu bezeichne». Nach Schluß der Ne-action eingegangen. O. Lripzig, 8. Dcecmber. Nach dreitägiger Verhandlung wurde beule vom königl. Schwurgericht Samuel Basch zu 8 Iabrcn 2 Monaten und Moses Lust zu 8 Iabrcn Zucht haus, sowie lOIahrcn Ehrverlust, Mar Basch und Hciuc- manu zu je 7 Monaten Gefängnis; verurtheilt. t-Z Bcrlin, 8. December. (Privattelegramm?» In der ReichstagScommission wurde der Handelsvertrag mit Rumänien mit 12 gegen 8 Stimmen, der Handelsvertrag mit Serbien mit l3 gegen 7 Stimmen angenommen. Die Annahme im Plenum gilt für sicher. * Vorlin, 8. December. (Reichstag.) Am Tlsckc LeS BundeSrathö v. Bcetticher, Miguel, PosadowSky, Mittnackt und Riedel. Zur Stempelsteuer erklärt Buol, das Ccntrum verhalte sich nicht principicll ablehnend gegen den Entwurf und bedauert, daß die reinen Tiffcrcnzgeschäste nickt höher besteuert und das wirtbschastlich »othwendizc Arbitragegcschäft nicht noch »ichr geschont werde. * Belgrad, 8. December. Ter König hat die vo» Gruitsch vorgelcgte Ministcrliste genehmigt. Darnach übernehme» Gruitsch da« Auswärtige und interimistisch den Krieg, Wuitsck die Finanzen und Wcsuitsch de» Unterricht. Di« übrigen Minister behalten ihre Portefeuilles. Verantwortlicher Nedacteur vr. Her«. Kachlin» in L«i»zl>. Für den musikalischen Tl>eil Professor Vr. kscar Paul in Leipzi».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder