zugleich einen Vorwurf gegen daS jetzige System ent hielt rief mit Recht laute Protestationen hervor. An wesend waren 78 Wahlmänner, zwei: Sta.dtrath Ruffani auS KönigSbrück und Gerichtsbeis. Locke aus Dahlen waren durch Krankheit abgehalten. Der für Letzteren mitgebrachte Stellvertreter wurde nicht angenommen. Die absolute Majorität war daher 40 Stimmen. Sogleich bei der ersten Abstimmung erga ben sich qtm 4S Stimmen für Braun. Wuttke blieb mit 28 Stimmen in der Minorität, aber diese Niederlage ist gewiß ein« ehrenvolle. Außer ihm hatte nur noch Pröf. Schulz« eine Stimme. Die Stell- vertreterwahl machte 2 Abstimmungen nöthig, indem 32 St. auf Bürgermstr. Scharre, 24 auf Amt- Mann Böttcher, 13 auf Prof. Schulze, 3 auf den Unterzeichneten, 2 aufWuttke und vier einzelne Stimmen auf Adv. Kretz sch mar in Hain, Ur. Großmann in Leipzig, Or. Schröter in Dres den und Graf H ohenth a l grfallen waren. Die Wie derholung, der Wahl ergab für Scharre 51 süx Böttcher 25 und für Schulze 2 Stimmen. Der Gewählte dankte sodann mit kurzen Worten für das ihm erwiesen« ehrenvolle Vertrauen. — Das darauf folgende Diner bot mehr geistige als materielle Genüsse. Ein vom Vaterlandsverein, der Liedertafel und der Turnerschaft veranstalteter Festzug, beglückwünschte zuvörderst durch eine Deputation den gewählten Stellvertreter, welcher im Namen Brauns dankte. Dann folgten ernste und heitre Trinksprüche. Zunächst aufScharre: (v. Bautzmann) daß er den Minister wegfcharren (?) und nach Frankfurt gehen möge, auf die Wahlmänner, auf Or. Wuttke, der auf dem Boden der Geschichte.stehe (von Sup. Hering), auf die Einheit, Freiheit, Größe Deutschlands (v. Wutt- ke), auf die wahre Freiheit (von Or. Jacoby auS Königsbrück), auf Wuttke, der die Einheit durch die Größe Deutschlands wolle und dadurch zur Freiheit (von Wehner auS Leisnig), ein „Glückauf" der constituirenden Nationalversammlung (von Wuttke), ferner: auf die anwesenden Land- tagSabgeordneten Wehner und Siegel unter der Be dingung, daß sie nur daS Wahlgesetz, und zwar mit directen Wahlen, vornehmen ließen, dann aber de» Hut nähmen und «ach Ha«!ft jtilgen (von Bautz mann); Wehner: daS güäge nicht gleich so, auch sei fr gegen direete Wahle«, die nur den Geldsack begünstigten. Bautzmann: Jeder habe doch aber gleiche- Recht. Wehner: Dann solle B. konsequent sein und gleich die, ganzen Urwähler nach Dresden schicken. — Sodann: auf die deutschen Frauen (von Act. Thomaß), auf daö Vaterland (v. Act. Seg- nitz), auf die Märtyrer der Freiheit und den mit anwesenden Edgar Bauer (v. Hering jr.), auf da- Ausammenhalten der deutschen Nationen (v. Edgar Bauer), auf Preußen, wenn eS in Deutschland auf- gehen wolle (v- Rittergutöbes. Haferland), Bau er: Preußen denke nur daran, sich zu bewäh ren, auf die politische Aufrichtigkeit (v. Wehner), aus Wrangel, der da gesagt habe: für jedieS deutsche Hau», was die Dänen anzünden würden, solle ein Dorf in Jütland brennen (v. Jacoby). In humoristischer Weise schilderte sodann Wehner die verschiedenen Titel, die man ihm bisher ohne Personalste»«! gegeben: Burschenschafter, Demagog, Radicalcr, Communist und jetzt, da, alles nichts gcholfen, Republikaner. Dies seien bloS politische Popanze, denen er ein bereut bringe, Dann be- beklagtc Günther auf Saalhausen den 4. Wahl bezirk, der von der wendischen Lausitz bi» nach Wen disch-Luppa gehe, brachte aber den Großenhaynera, die uns so freundlich ausgenommen ein Hoch; woran Dr. Degen ein Hoch für Len dasigen Vaterland»- verein knüpfte. Zuletzt sprach Adv. Frenkel für eine, stets engere, Vereinigung mit der Lausitz. Wehner: unter der Bedingung, daß sich die Lausitzer die Untugend, weder kalt noch warm zu sitzen» abgewöhnten. Act. Segnitz: sie säßen nicht blo- lau, dies beweis«Hensel. Wehner: „nun denn allen Warm sitzern!" Damit schloß die Debatte und das Diner, denn die Zeit mahnte zum Aufbruchs Wir wenigstens gingen und nahmen von der Wähl, wie von dem Feste den befriedigendsten Eindruck mit. Siegel. Nachschrift, Es freut mich, so eben noch hlnzu- fügcn zu können, daß unser Braun sich sehr über seiNe Wahl gefreut und dieselbe angenommen hat. — Der Landtag wird nächsten Sonntag vom König selbst und zwar im Sitzungssaal« der zweiten Kammer eröffnet werden. —