I. Zur Schulgeschichte. Die Geschichte des Vitzthumschen Gymnasiums hat sein früherer Rektor, Herr Oberstudienrat Prof. Dr. Bernhard, bei verschiedenen Gelegenheiten eingehend dargestellt 1 ); ein kurzer Überblick aber darf auch an dieser Stelle nicht fehlen. Während sonst nur weltliche und geistliche Fürsten oder Klöster und Städte gelehrte Schulen begründet haben, gehört das Vitzthumsche Gym nasium zu den wenigen Schulen, die ihren Ursprung der hochherzigen Stiftung eines deutschen Adelsgeschlechts verdanken. Die beiden am Torbau des neuen Hauses eingemeißelten Jahreszahlen 1638 und 1861 be zeichnen ihre Verheißung und ihre endgültige Verwirklichung. Denn bereits im Jahre 1638 hatte Rudolph Vitzthum von Apolda in seinem Testament eine bedeutende Summe „zur Erbau- Anstell- und Erhaltunge eines Vitzthumschen Geschlechtsgymnasii" ausgesetzt. Er starb schon im folgenden Jahre. Sein trefflich erhaltener Grabstein, der jüngst bei der Erneuerung der Hof- und Sophienkirche in Dresden wieder entdeckt worden ist, bildet heute, zunächst dem Altar aufgestellt, eine künst lerische Zierde dieses Gotteshauses. Wir erfüllen eine Pflicht der Pietät, wenn wir sein Bild dieser Fest schrift voranstellen 2 ). Denn diesem Manne, der nicht bloß sein Geld, sondern auch seinen Geist auf seine Schule vererbt hat, haben die „Vitzthümer“ es im letzten Grunde zu verdanken, daß sie — wie es in der Stiftungs urkunde heißt — „in der reinen Evangelisch Lutherischen Religion wohl informiret, dann zu allen Tugenden angehalten, und in freyen Künsten, frembden Sprachen, Adelichen Exercitien geübet" worden sind. Freilich vergingen fast zwei Jahrhunderte, bis die Schule ins Leben treten konnte. Das Stiftungskapital bestand in Forderungen an die Kur fürstlich Sächsische Kammer, an deren Erfüllung in der Not der Zeiten zunächst nicht zu denken war. Endlich waren alle Schwierigkeiten überwunden, und 1828 schloß die Stiftungsadministration einen Vertrag mit Direktor Dr. K. J. Bloch mann, mit dessen Erziehungs- 1) Im J.-B. 1899 S. 46—51 und 1905 S. 1—18, sowie in der vom Sächsischen Gymnasiallehrerverein herausgegebenen „Übersicht über die geschichtliche Ent wicklung der Gymnasien“ S. 100—109. 2) Pas Bild, welches den oberen Teil des Grabsteines darstellt, verdanken wir Sr. Exzellenz Herrn Wirkt Geh. Rat D. Otto Graf Vitzthum von Eckstädt.