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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990508027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899050802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899050802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-08
- Monat1899-05
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3 K2 ferenz betreffenden und auf ihr zu erörternden Fragen in vollem Einvernehmen aus gleicher Linie bewegen werden. Die von uns gleich stark angezwciselte Meldung dagegen, daß die Türkei ihre Vertreter auf der bevorstehenden Abrüstungs konferenz im Voraus anweisen werde, sich der von Deutich- land abgegebenen Stimme anzuschlicßen, ist, wie gemeldet und wie zu erwarten war, ossicivS als jeder Begründung sntbehrend bezeichnet worden. Deutsches Reich. 8. 6. Berlin, 7. Mai. Die Statistik der Reichs tagswahlen von 1898, die daS kaiserliche Statistische Amt im vorigen Jahre herauSgegeben hatte (ErgänzungSheft zu den VierteljabrSheften zur Statistik des deutschen Reichs 1898 III und ReichStagSdrncksache Nr. 77) ist jetzt von diesem Amte fortgesetzt worden (zweiter Tbeil, in einem Ergänzungs heft zu den Bierteljahrsheften 1899 I). Das ganze Material ist nach Größenclassen der Orte in den einzelnen Wahlkreisen zerlegt, um den Einfluß des ZerstreutwohncnS oder des Zu sammenlebens größerer Menschenmengen aus die Wahlbelhei- ligung und die Parteibildung zu veranschaulichen. Tie Orts- größenclasse a ist auS Gemeinden gebildet, zu denen kein Wohnplatz von 2000 Einwohnern und darüber gehört, im Wesentlichen also daS sogenannte „Platte Land"; die Ortsgrvßenclassc b aus den Orlen bis zu 10 000, e aus den Orten mit mehr als 10 000 Einwohnern. Zur OrtSclasse u gehörten von inSgesammt 11 441 094 Wahlberechtigten 5 961 697; auf die Classe d kamen 2 004 142; auf die Classe e 3 475 255. In den beiden ersten OrtSgrößenclassen belief sich die Wahlbetheiligung am 16. Juni 1898 auf je 66,9 v. H., in der dritten auf 70,8 v. H. Die meisten Stimmen vereinigten hierbei auf sich in der OrtSgrößenclasse a das Centrum (928 869), in den beiden anderen die Socialdemokraten (437 439 beziehungsweise 1 105 785). Die Gemeinden von mehr als 10 000 Einwohnern sind einzeln aufgeführt: die Wahlergebnisse in den 28 Großstädten res deutschen Reichs (die bei der Volkszählung am 2. Dccembcr 1895 mehr als 100 000 Einwohner aufwiesen) haben eine besondere Zusammenstellung gefunden. In fünf dieser Städte (nämlich in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Aachen und Crefeld) bat das Centrum, in zweien (Bremen und Danzig) die frei sinnige Vereinigung, in Straßburg i. E. der „Freisinnige" Riff, in den übrigen 20 die socialvemokratische Partei bei den ersten ordentlichen Wahlen die Mehrheit der Stimmen erlangt. Hierbei sind die Stimmenverhältnisse natürlich streng nach den amtlichen Wahlberichten angegeben worden. In einem Anhang werden die Ergebnisse der bis zur Fertigstellung dieser Statistik statlgehabten sechs Ersatzwahlen nachgcwiesen. Sehr be- merkenSwerth sind auch in diesem zweiten Theile der Wahl statistik die Kartenbeilagen. Während dem ersten Theile eine geographische Karte des Reichs beizegeben war, welche nach Wahlkreisen die am 16. Juni 1898 erzielten Majoritäten darstellte, liegen dem zweiten Theile zwei graphische Tafeln bei, welche die Entwickelung der Parteiverhältnisse für alle Reichstagswahlen seit 1871 zeigen. Diese sehr eingehende Arbeit LeS Statistischen Amtes wird allen Politikern hoch willkommen sein. (-) Berlin, 7. Mai. (Die Organisation der deutschen Südpolar - Expedition.) Gestern fand im Reichsamt des Innern unter Vorsitz des Staatsministers Di-. -Grafen von Posa - dowsky Vie erste Sitzung des für die geplante deutsche Südpolar-Expedition berufenen wissenschaft lichen Beirathes statt. Derselbe soll di« Aufgabe haben, di« Organisation des Unternehmens mit sachverständigem Rathe zu fördern, das Interesse daran in den betheiligten Kreisen wach zu halten, sowie -die von wissenschaftlichen Kreisen Deutsch lands und des Auslandes an -das Unternehmen gestellten Wünsche und Anforderungen zu sammeln, zu prüfen und mit gutachtlichen Aeußerungen der Reichsverwaltung zu übermitteln. Als Mit glieder des Beirathes waren berufen: aus Berlin: die Herren Professoren Dr. Auwers, Dr. v. Bezold, Dr. Engler, Dr. Güß- feld, Dr. Helmert, Dr. Freiherr v. Richthofen, Dr. F. E. Schultze; aus Bremen: Herr Melchers, -Vorsitzender der Geographischen Gesellschaft dort'selbst; aus Gotha: Professor Dr. A. Supan; aus Göttingen: Professor Dr. Wagner; aus Hamburg: Dr. Friedrichfen und Wirtlicher Geheimer Admiralitätsrath Dr. Neumayer; aus Hannover: Vorsitzender des Deutschen See- fischereivereins Dr. Herwig; aus Kiel: Professor Dr. Hensen; aus Leipzig: Professor Dr. Chun, Professor Dr. Hans Meyer und Professor Dr. Ratzel; aus München: Professor Dr. Oberhummer und Professor Dr. v. Zittel; aus Stuttgart: Ober-Kammerherr Graf v. Linden, Vorsitzender des württem- bergischen Vereins für Handelsgeogvaphie. Außerdem nahmen an der Besprechung T'heil: der Borstand der nautischen A-ü- theilung des Reichs-Marineamts Capitän z. S. v. Frantzius, die Referenten im Reichsamt des Innern und im preußischen Cuttusministerium, Geheimer Rea-icrungSrath L-ewald und Ge heimer Oberregierungsrath Dr. Schmidt, sowie der Capitän der Hamburg-Amerika-Linie Krech, der Führer der „Valdivia" auf der kürzlich beendigten Tiefst«-Expedition. Der von dem dssignürten Leiter der Siidpolar-Expedition, Professor Dr. o.DrygalSki, in semen Umrissen dargelegte Plan des Unternehmens fand allseitige Zustimmung. Die Mitglieder des Beirathes übernahmen es, in Verbindung mit anderen Fachleuten bis Ende Juli dem Reichsamt des Innern vollständige Referate über die wissenschaftlichen Ziel« und Aufgaben auf den ver- chiedenen naturwissenschaftlichen Gebieten zu liefern, die eine Förderung von der Expedition zu erwarten haben. Auf Grund dieser Referate soll alsdann in einer zusammenfassendcn Denk- chrift Plan und Ausgabe des Unternehmens festgestcllt und der Berathung auf dem Ende September in Berlin stattfindenden internationalen Geogr'aphencongreß unterbreitet werden. Die Denkschrift wird auch die Unterlage für die Vereinbarungen mit naturwissenschaftlichen Kreisen Englands bilden, die sich, dem Vorbilde Deutschlands folgend, gleichfalls entschlossen haben, im Spätsommer 1901 eine Siidpolar-Expedition auszurüsten und zu entsenden. " Berlin, 7. Mai. (Keine Zwangsinnung für daS Berliner Buchdruckereigewerbe!) Wie mitgetbeilt, sollte auf Verfügung des Oberpräsidenten von Achenbach vom 20. December v. I. mit dem 1. Mai d. I. in Berlin eine Zwangsinnnng für das Buchdruckerei gewerbe in Kraft treten, nachdem der Bund Berliner Buchdruckereibesitzer (Innung) die« auf Grund eines Beschlusses beantragt hatte, der ungesetzlich zu Stande gekommen war, und bei welchem sich nur 37 Mitglieder deS Bundes für die Schaffung einer Zwangsinnung ausgesprochen hatten. Gegen die Verfügung des Oberpräsideuten richtete die freie Vereinigung der Berliner Buchdruckerei besitzer unter dem 17. Januar d. I. an den Minister für Handel und Gewerbe eine Beschwerde, der sich über 250 Betriebe anschlossen. Das war, da in Berlin im Ganzen 436 Buchdruckereien vorhanden sind, die Mehrheit deS Gewerbes, darunter die großen und leistungsfähigen Druckereien, deren Firmen inS Handelsregister eingetragen sind, und bei denen der Betrieb ein rein fabrikmäßiger ist. Diese an den Minister für Handel und Gewerbe gerichtete Beschwerde ist erfolgreich gewesen. Dem „B. T." zufolge hat Oberpräsident v. Achenbach in Potsdam am 4. d. M. darauf den nachstehenden Bescheid ertbeilt: „Ans die an den Herrn Minister für Handel und Gewerbe gerichtete Beschwerde vom 17. Januar d. I. erwidere ich Ihnen im Auftrage des Herrn Ministers, daß meine die Errichtung einer Zwangsinnung für das Buchdruckcrei-Handwerk anordnende Verfügung vom 20.December v. I. ausgehoben und dem Bunde der Berliner Buchdruckereibesitzer anheimgestellt werden wird, die Errichtung der Zwangsinnnng auf dem im 8 100 Les Rcichsgcsctzes vom 26. Juli 1897 vorgesehenen Wege herbei- zusühren." Nach diesem tz 100 kann die höhere Verwaltungsbehörde „auf Antrag Betheiligter" die Errichtung einer Zwangs innung unter gewissen Bedingungen anordncn. Die erste Voraussetzung ist, Laß „die Mehrheit der betheiligten Ge werbetreibenden der Einführung deS BetricbSzwanges zu stimmt", und das ist nach dem oben Ausgesührten nicht der Fall. Dazu bezieht sich dieser § 100 nur auf Handwerker, nicht auf Fabrikbctriebe, welche nach § 1001 ausdrücklich von den Zwangsinnungen ausgeschlossen sind. — Für Berlin dürfte also die Errichtung einer Zwangsinnung für daö Buch- druckereigewcrbe unmöglich gemacht sein. — Die Kaiserin hat durch Vermittelung deS Kammer herrn Grafen Mülincn vom türkischen Botschafter Tewfik Pascha ein Album angenommen, das als ein wahres Meisterstück bezeichnet wird. Der Botschafter ist ein eifriger Liebhaber-Photograph und hat auf der Palästinareise mehrere Dutzend wohlgeluugener Ausnahmen gemacht, die Bilder in einem besonderen Verfahren retouchiren und sie in ein kostbar auSgestatteteS Album legen lassen. — Dem BundeSrath ist die Novelle zum Bank gesetz in der Fassung, die der Reichstag dieser Vorlage ge geben hat, zur verfassungsmäßigen Zustimmung zugegangen. Der Bundcsrath hat die Stellungnahme hierzu ausgesetzt, um das Ergebniß der einberufenen Generalversammlung der RcichLbank-AntheilSnehmer abzuwarten. Deren Zustimmung zu den Beschlüssen des Reichstags ist jedoch ebenso zweifellos wie die Zustimmung des BundeSrathS. — Die Annahme deS dem Bundesrath zugegangenen Gesetzentwurfs, betreffend die Stellung der Patentanwälte, gilt vorläufig als aus geschlossen. Sie dürfte stillschweigend bei Seite geschoben werden, um in einer der nächsten Tagungen in einer wesent lich veränderten Gestalt wiederzukchren. Wahrscheinlich wird man den neuen Entwurf zuvor der Begutachtung der Zu nächstbetheiligten unterbreiten. — Der Staatssekretär deS ReichS-MarineamtS hat an die in Betracht kommenden Handelskammern ein Rund schreiben gerichtet, welches sich auf AuSkunftertheilung über wirthschaftliche Interessen von Schifffahrt, Fischerei u. s. w. bezieht. — Am 1. Juni sollen den „B. N. N." zufolge diejenigen Postassistenten etatSmäßig an gestellt werden, die, äuS der Classe der Civilanwärter hervorgegangen, bis einschließlich 10. Mai 1894 die Assistentenprüfung bestanden haben, oder denen anderweit das entsprechende Dienstalter beigelegt ist. — Zur weiteren Behandlung der Angelegenheit des Friedhofes im Friedrichshain ist nunmehr der Antrag des Magistrats wegen Einsetzung einer gemischten Deputation, bestehend au- fünf Masiistrat-mitaliedern und zehn Stadt verordneten, zur Genehmigung der Stadtverordnetenversamm lung übersandt worden. Der Vorlage ist rin Bericht deS Syndikus Meubrink über den Verlaus der Sitzung des Bezirksausschusses beigefügt. Von der Ausstellung eine neuen Projekts für das EingangSthor ist, obgleich einige Zeitungen darüber berichtet haben, in der Vorlage nicht die Rede. — CultnSininister vr. Bosse wird am 9. Mai in der zur Ein- Weihung der erneuerte» Mariä-Magdalenä-Capelle in der Moritzburg erwartet. — Ter General-Auditeur der Armee, Wirkliche Geheime Rath Ittenbach ist vom Urlaub hier wieder eingetrofsen. — Abgerrist ist der inactive Staatsminister Freiherr v. Berlepsch nach kurzem Aufenthalt. * Kick, 7. Mai. DaS Programm für den X. Evan gelisch-socialen Congreß in Kiel ist jetzt aufgestellt und lautet dahin: Mittwoch, 24. Mai: u. Nachmittags 4 Uhr: Geschlossene Sitzung des Ausschusses im Hotel „Germania" am Bahnhof. i>. Abends 8 Uhr: Oeffentliche BegrüßungSversammlung in Wriedt'S Etablissement. Donnerstag, 25. Mai: u. Früh 9 Uhr: bei Wriedt. 1) Eröffnung deS CongresseS durch den Vorsitzenden LandeS- ökonomierath Nobbc-Berlin. 2) Jahresbericht des General sekretärs. 3) Erstes Referat: Das Verhältniß der lutherischen Kirche zur socialen Frage. (Referent Pro fessor Dr. Kaftan-Berlin). l>. Nachmittags 3 Uhr: bei Wriedt. Zweites Referat: Das constitutionelle System im Fabrikbetriebe (Referent Fabrikbesitzer Heinrich Freese- Berlin). e. Abends 8 Uhr: Bei Wriedt. Volksabend mit besonderm Programm. Freitag, 26. Mai: a. Früh 9 Uhr: Bei Wriedt. Drittes Referat: Wandlungen deS BildungSidcaleS in ihrem Zusammenhänge mit der socialen Entwicklung (Referent Professor Dr. Friedrich Paulsen-Berlin), b. Nachmittags 2 Uhr: Bei Wriedt. Erste Specialconferenz: Die bisherigen Ergebnisse deS Frauenstudiums inDeutschland und seine voraus sichtliche Entwicklung (Referent Fräulein Dr. Käte Wind scheid-Leipzig). — Zweite Specialconferenz: Vor schläge zur Neubelebung der Evangelisch-socialen Conferenz in Schleswig-Holstein (Referent Pastor I. Kähler-Stellan), c. Nachmittags 5 Uhr: Fahrt in See und zum Nord- Ostsee-Canal. * Stargard, 7. Mai. In der letzten gemeinsamen NathS- und Bürgeransschuß-Sitzung Hierselbst wurde der Beschluß gefaßt, daß die Stadt als solche dem deutschen Flottenverein beitrete; als Eintrittsgeld setzte man die Summe von 300 .E auS. * Mannheim, 7. Mai. Der Großherzog stiftete für Mannheim ein Denkmal des Kurfürsten Karl Theodor und ein Denkmal des Großherzogs Karl Friedrich, die auf den beiden hiesigen Schießplätzen aufgestellt werden sollen. * Straßburg, 7. Mai. Der commandirende General des XV. Armeecorps, General der Infanterie und General adjutant des Königs von Württemberg, Freiherr v. Falken stein, ist bekanntlich in Folge eines Schlaganfalles plötzlich gestorben. Schon vor der Ankunft deS Kaisers an Nieren- stein erkrankt, unterbrach der pflichttreue Soldat die ärztliche Behandlung, um die Parade zu Ehren deS allerhöchsten Kriegs herrn mitzumachcn. Nach der Abreise des Monarchen mußte er sich zu Bett legen, der Zustand verschlimmerte sich schnell, um 3 Uhr Nachtö trat der Tod ein. Der in der verhältniß- mäßig kurzen Zeit von 37 Officierdienstjahren bis zur höchsten Stufe anfgerückte General von Falkenstein bat seine ganze militärische Laufbahn als württembcrgischer Osficier zurück gelegt. Er wurde am 11. April 1859 zum Leutnant, 1867 zum Hauptmann, 1873 zum Major, 1884 znm Oberst, 1888 zum Generalmajor, 1890 zum Generalleutnant und am 18. April 1896 zum General der Infanterie befördert. Bevor er zum commandirenden General des XV. ArmeecorpS als Nachfolger des Generals der Infanterie von Blume berufen wurde, war er dienstthuender Generaladjutant beim König von Württemberg. * München, 7. Mai. DaS „Berl. Tgbl." meldete be kanntlich vor einigen Tagen, daß Bayern die militärischen Beisitzer seines Senates am obersten Militärgerichts hof möglichst aus dem Personal seiner Berliner Gesandt schaft wählen wolle, um neue Abcommandirungen zu ver meiden. Auf eine besonders umfangreiche Thätigkeit des Senats scheine sich die bayerische Militärverwaltung also nicht einzurichten. — Jetzt wird diese Meldung von den „M. N. N." wie folgt dementirt: Diese Mittheilung des Berliner Blattes ist, wie wir von kompetenter Seite erfahren, gänzlich auS der Luft gegriffen. Sie ist schon auS dem Grunde un richtig, weil die Senate des ReichSmilitärgerichteS nach den gesetzlichen Bestimmungen auS StabSofficieren und Militär beamt en zu bestehen haben und solche sich bei der Gesandtschaft in Berlin nicht befinden. Frankreich. Cavaignac über den Dreyfushandel. * Paris, 8. Mai. (Telegramm.) In Romilly fand gestern aus Anlaß der Wiederkehr des Jahrestage- der Befreiung von Orleans durch Jeanne d'Arc eine Feier statt. Bei dieser Feier hielt Cavaignac eine Rede, in der er auf die gegen Las Heer gerichtete» Angriff« «inging. Redner erwihate di» Begegnung Trarieux' mit dem italienischen Botschafter Graf Torniellt wegen der DreysuS-Sache und wendete sich lebhaft gegen jene, die alle Osficiere deS Generalstabes ohne Unterschied Fälscher nannten und Frankreich au- dem Ausland« kommend« unbestimmte und widerspruchsvolle Erklärungen ausuöthigen wollten. Diese Leute schleiften die welßeu Federbüschr der franzö- fischen Generale im Schmutze, jener Generale, die für das Vaterland gekämpft hätten, und wagten eS, al- Sammelzrichen aus- zurichten dies« weißen Frderbtische, die sie mit einem der aus- ländischen Diplomatie entstammenden Aufpatz« per» sähen. Redner wandte sich sodann gegen die Beleidigungen, die gegen die höchsten Stellen im Heere «nter dem Borgeben gerichtet wurden, den im Heere vorgekommenen Verfehlungen Einhalt thun zu wollen. Sei denn aber diesen Verfehlungen nicht Einhalt gethan? ES wäre gut, wenn die politischen Parteien mit den Schuldigen auS ihren Reihen ebenso verführen, wie das Heer mit den Seinigen. Cavaignac machte ferner auf die Gefahr aufmerksam, die infolge de- Zusammengehen» der internationalen Finanz mit den Feinden de» Heere» entstände. Er wandte sich an die Demokratie und sagte, diese aus dem AnSlande kommenden Capitaliea seien nicht in uneigennütziger Weise zum Dienste im Interesse der Wahrheit und Gerechtigkeit bestimmt, sie verfolgten eia andere» Ziel, al» die Er» bringung deS Beweise» für die Unschuld eines vernrtheilten: das Geld wolle beweisen, daß «S der Herr sei. Wenn aber keine andere Macht mehr vorhanden sei, al- da» goldene Kalb, dann sei eS um die Unabhängigkeit einer Demokratie, die Herrin ihrer Geschicke sein wolle, geschehen. Italien. Mtnifterkrtse. * Rom, 7.Mai. Die Krise ist noch nicht über das erste Stadium der Unterhandlungen hinauSgekommen. Pelloux conferirte mit mehreren politischen Persönlichkeiten, so im Besonderen mit Visconti-Venosta. Großbritannien. Herzog von Park; da» deutsche Geschwader. * London, 8. Mai. (Telegramm.) Der Herzog von Aork, der an einer Erkältung erkrankt war, befindet sich heute beträchtlich besser. * Falmouth, 8. Mai. (Telegramm.) DaS deutsche Geschwader ist gestern Nachmittag zur Einnahme von Kohlen hier vor Anker gegangen. Orient» * Athen, 7. Mai. Bei Gelegenheit der Eröffnung de- neuen Bassins im Hafen von Piräu» betonte der Minister präsident die Bedeutung deS Werke- im Zusammenhänge mit der bevorstehenden Verwirklichung der Eisenbahnlinie Piräus-Larissa, welcher die Regierung ihr Augenmerk zuwende. * Sofia, 7. Mai. Heute fanden die Wahlen für die Sob ran je statt, die, abgesehen von einigen unbedeutenden Schlägereien in drei Wahlkreisen, ruhig verliefen. Die Er gebnisse sind zwar noch nicht bekannt, doch gilt eS als sicher, daß die Regierungspartei über zwei Drittel der Abgeordneten umfassen wird. In Sofia sind der Ministerpräsident Grekow, sowie die Minister Radoslawow, Natschowitsch und Tenew gewählt. Asien. Französische Ansprüche; Prinzessin Heinrich. * Peking, 8. Mai. (Telegramm.) Der französische Gesandte hat als Entschädigung für die Gefangennahme deS PaterS Fleury die Zahlung von 1 200 000 Takls und die Gewährung gewisser Minenrechte in Sz'Tschwan verlangt. * Colombo, 7. Mai. Der Lloyddampfer „Prinz Heinrich" mit der Prinzessin Heinrich an Bord ist hier eingetroffen. Marine. u Nachdem das erste Geschwader am 1. Mai um 9 Uhr Morgens Kiel verlassen hatte, übte eS in See zunächst Formationen und Nebelsignale und ankerte dann um 1 Uhr in der Marstrand- bucht. Zur Uebung mußte jedes Schiff mit zwei Ankern verniooren, was in Häsen mit starkem Strom, wie z. B. Lissabon, stets nölhig ist. Stach Uebungen mit Minen und Sperren wurde Sicherheitsdienst gegen Torpedobootsangriffe, die in LerNacht erfolgten,geübt. Am 2. Mai um 8 Uhr wurde die Reise fortgesetzt und bei klarem und schönem, etwas kaltem Wetter um 2 Uhr Nachmittags Korsoer passirt. Ein um 3 Uhr dem Geschwader begegnendes größeres dänisches Kanonen boot „Ingolf" salutirte dem Geschwaderchef. Dann wählte das Geschwader den Weg östlich von der Jnsei Anholt nach Skagen, schickte am 3. um 8 Uhr Morgen» den kleinen Kreuzer „ Hela " znm Abgeben und Holen der Post FrederikShaven und setzte die Reise nach dem englischen Canal fort, woselbst die zweite Division in Falmouth Kohlen nehmen soll. „So muß ich mir mit diesen Worten, für die ich Ihnen von Herzen danke, genügen lassen. Für mich verloren waren Sie in dem Augenblick, in dem Sie sich entschlossen, den Fürsten zu heirathen." „Ich werde weder den Fürsten noch sonst Jemanden hei rathen." „Greta!" rief Ransau aufjubrlnd', „ist daS wahr? Wirklich wahr? O, so laß mir die Hoffnung, daß es mir vergönnt sein wird. Dich einst mein zu nennen, und in tiefer Liebe die Schuld zu sühnen, die ich durch meine That Dir zugefügt habe!" ,-Nein, niemals! Niemals könnte ich über Stany's Blut hin fort Ihnen die Hand zum Bunde fürs Leben reichen! Ich habe nur noch «ine Pflicht im Leben — den Vater, der trotz Allem, waS vorgefallen, mein Vater ist, zu dem ich stehen muß und ste-hen will, denn er hat nur noch mich! Hunz Ransau sah mit einem Ausdruck unendlicher Liebe in Greta'S schönes, stolzes Gesicht und sagte nach einigen Secunden des Schweigens tief bewegt: „Unsühnbar ist keine Schuld auf Erden und hoffnungslos auf Erden kein Scheiden! Nun, ich weiß, -daß Du frei bleibst, halte ich trotz Allem, was zwischen uns liegt, die Hoffnung fest, daß ich Dich mir erringen werde, erringen als mein höchstes Gut!" Er hatte ihre widerstrebende Hand an seine Lippen gezogen und dann das Zimmer verlassen-, ohne mehr den leise klagenden Laut zu hören, mit dem sie, auf einen Stuhl niedersinkeno, seinen Namen gerufen hatte. Einundzwanzig st es Capitel Frau Gräfin Zittberg war außerordentlich guter Laune, als sie am nächsten Nachmittage, der auf das unvermuthete Wiedersehen mit dem alten Fürsten folgte, in ihrer Tochter luxuriös ausgestattrt«s Gemach trat, in dem diese in einem Schaukelstuhl saß, die niedlichen Füße auf ein kleines Tabouret gestützt, einen französischen Roman in der Hand und ab und zu aus einer offenstehenden Bonbonnitzre eine Leckerei in ihren Mund schiebend. Beim Eintritt der Gräfin ließ Hella das Buch sinken, und ihren Lockenkopf gegen das weiche Kissen des StühleS gedrückt, sah sie mit fragendem Blick in das strahlende Antlitz der Mutter, die auf sie zutrat und mit freudig bewegter Stimme sagte: „Denke Dir, mein süßes Kind, Fürst Dietrich hat soeben schrfftlich bei Papa um Deine Hand angehalten!" Mit einem Freudenschrei fuhr Hella auS ihrer bequemen Lage impor, um im nächsten Augenblick, während «» in ihrem Herzen jubelte: „Endlich das ersehnte Ziel erreicht, und mir das, was ich wollte, errungen!" nachlässig zu sagen. „Ich habe mir das bereits lange gedacht!" „Ja, mein« Hella, auch ich habe es gehofft. Aber, nun Du das Ziel erreicht und Du Dir durch die Hand des Fürsten eine beneidenswerthe Stellung errungen hast, laß mich Dich in mütterlicher Liebe mit meinen heißesten Segenswünschen an mein Herz schließen." „Um Gottes Willen, Mama, werde nicht gerührt! Natür lich werde ich die Hand des Fürsten annehmen, um endlich aus der kleinlichen Misere des Daseins herauszukommen. Denn sieh', das ist der einzige Grund, der mich dazu bewegt, -denn lieben thue ich die klein« Durchlaucht nicht! Ich hätte viel lieber, ich kann es Dir jetzt offen sagen, Stanislaus von Tarden gcheirathet!" „Hella, wie kommst Du auf dies« absurde Idee! Dieser Mensch aus dieser Familie, das wäre unerhört!" Hella, die stets geneigt war, der Mutter zu widersprechen, sagte auch jetzt in schnippischem Tone: „Ja, denke Dir, mit diesem Leutnant aus dieser Familie war ich verlobt!" Der Schreck, mit dem die Gräfin sich bei diesen Worten ihrer Tochter auf einen Stuhl fallen ließ, war nicht erkünstelt, und aus tiefster Ueberzeugung rief sie ordentlich entsetzt: „Das ist unglaublich! Und hinter meinem Rücken?" „Ja, hinter Deinem Rücken, und es wurde mir recht schwer, ihm abzuschreiben, aber ich will mich nicht mein ganzes Leben einricht«n und plagen wie jetzt!" Mber Hella, Dich «inzurichten oder Dich zu Plagen, hast Du doch noch nie nöthig gehabt!" „Die Ansichten sind in diesem Puncte verschieden. Du kannst über die meinigen nach dieser Richtung hin froh sein, denn sonst hätte ich mich in meiner Wahl wohl anders entschieden!" So äußerten sich die ersten Gefühle Hella's, die sie bei der Nachricht, sich Fürst Dietrich und durch ihn Reichthum und seinen stolzen Namen errungen zu haben, empfand. Ja, sie war unend lich stolz, aber vergebens hätte man nach einer Spur von innerer Glückseligkeit in ihrem Herzen geforscht. Fürst Dietrich war nur Mittel, zum ersehnten Ziele zu gelangen, und sie kam sich höchstens selber noch bedauernswerth vor, daß sie ihre Liebe zu Stany des halb hatte opfern müssen. Aber ihre kühlen Gefühle für den fürstlichen Bräutigam verhinderten sie am Nachmittage dieses Tages nicht, ganz hingebende Braut und zärtliche Schwieger tochter zu sein, so daß der alte Fürst bei der Nachhausefahrt zu seinem Sohne sagte: „Du hast das große Loos gezogen und Dir eine liebreizende, zärtlich hingebende Braut errungen!" Fürst Dietrich lächelte eigenthümlich und erwiderte mit einem Seufz«r: Man muß die Welt nehmen, wie sie ist. Leider ist der nicht immer glücklich, den Andere glücklich preisen!" „Ich bitte Dich, Dietrich, sei nicht sentimental. Glaube mir, nur Der kann glücklich im Leben werden, über dessen Herz der Verstand den Sieg erringt." Dietrich schwieg. Was sollte er auch sagen? — Er hatte ge wählt, und er wußte, daß es in seiner Stellung der allein richtig« Weg für ihn war; aber glücklich war er nicht, vielleicht würde er es aber dennoch mit Hella werden! Als er an einem der nächsten Tage von Stanislaus von Tarden's Tode erfuhr, wallte in seinem Herzen tiefes Mitleid mit Greta auf, die, das wußte er, an dem Bruder unendlich viel ver lor. Noch ganz erregt über diese erschütternde Kunde, kam er am Abend zu seiner -Braut und sah sie verständnißlos an, als sie mit lachendem Munde meinte: „Mein Gott, wir kann ein -Mensch so thöricht sein und sich hinftellen, um sich todtschießen zu lassen, das war auch gräßlich dumm von ihm." Dietrich berührten diese Worte Hella's eisig. Hatte Hella denn gar kein Herz, oder in ihrem kindischen Sinn wirklich kein Ver- ständniß für Leid und Weh ihrer Mitmenschen? »- Hätte er sie einige Stunden früher sehen können, als sie den Abschiedsbrief von Stanislaus erhalten hatte, in dem jedes Wort nur Liebe und Verzeihung für -sie athmete, dann hätte er vielleicht bei ihren leidenschaftlichen Thränen, die beim Lesen dieser Zeilen flössen, anders geurtheilt. Aber diese Thränen sah Niemand, und Niemand sah, wie sie das Blättchen, eh« sie eS vernichtete, an ihre Lippen preßte und zärtlich flüsterte: „Stany, armer Stany, warum mußten wir Beide arm sein, es wäre dann sicher Alles anders gekommen!" Lang« freilich konnte Hella nicht traurig sein, und sich über Unabänderliches zu grämen, fiel ihr nicht ein. Das Leben nahm sie jetzt auch 'so voll und ganz in Anspruch, daß sie auch keine Zeit fand, dem traurigen Ende ihrer Jugendliebe, wie sie Stanislaus in Gedanken nannte, nachzuhängen. Sie stimmte ihrem Bräu tigam gern und freudig zu, als er erklärte, nicht in Rahdenau, sondern im Süden ihren Wohnsitz nehmen zu wollen. Sie fesselt« hier nicht», und die nahe Nachbarschaft mit Domnika genügte, um ihr Rahdenau zu verleiden. Stolz und voll befriedigt fühlte sie sich, al» sie an ihrem Hochzeitstage am Arme des Fürsten d«n Säulengang der Kirche zum geschmückten Altar schritt und die Leute laut genug, daß sie es hören konnte, sich zuraunten: „Welch' schöne Braut! Aber was für ein stolzes Glück hat sie auch errungen!" Zweiund zwanzig st es Capitel. Acht Jahre waren -vergangen. * Das glorreiche Jahr 1870 war mit seinen siegreichen Schlach ten dahingegangen und hatte die Herzen aller Deutschen mit Stolz und Jubel, aber auch mit tief erbarmendem Mitleid er füllt für all« die jugendlichen Kämpfer, die draußen auf -den blutgetränkten Schlachtfeldern ihr Leben freudig für das Vater land opferten. Ein-e große, allgemeine Bewegung 'der Liebe ging durch die deutschen Land«, und Taufende von deutschen Frauen und Jung frauen waren bemüht, die Leiden, die der grausame -Krieg schuf, so viel wie möglich zu lindern, Schmerzen zu stillen und mit mildthätiger Liebe die blutenden Wunden zu heilen. In nie er müdender Sorgfalt und Umsicht sah man deutsche Frauen in dem feindlichen Lande mit einem Heroismus und einer Ausdauer die Verwundeten Pflegen, die Sterbenden trösten, Mühsal und Be schwerden aller Art ertragen, daß sich manch «in rauhes Männer herz in stummer Bewunderung vor einer solchen Kraft der Liebe und Barmherzigkeit neig-ie! Das Jahr 1871 war angebrochen, und zwar mit «iner Kälte und Härt«, di« die Leiden der kämpfenden, um di« Siegespalme ringenden Armeen noch grenzenlos vermehrten. Ueberall Jam mer und Noth! So groß der Wille auch war, di« Leiden zu lindern und Hilf« und Trost zu bringen, so unzureichend waren oft die Mittel und zu gering die helfenden und pflegenden Hände für das massenhafte Elend. Die heißen Kämpf« um 'Belfort hatten begonnen, und di« Zahl der Verwundeten wuchs von Stunde zu Stunde, so daß dir Lazarethe und improvisirien Krankenhäuser der umliegenden Ortschaften bereits überfüllt waren und die Aerzte und Pflege rinnen bei dem grenzenlosen Elend kaum wußten, wo sie zuerst helfende Hand anlegen sollten. (Fortsetzung folgt.)
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