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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189507305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-07
- Tag1895-07-30
- Monat1895-07
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1895
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Bautzen, 28. Juli. In der vierten Nachmittagsstunde de- gestrigen Tages wurde unsere Stadt und Umgegend von einem furchtbaren Hagelwetter brimgesucht. Die Hagelkörner erreichten die Größe einer Wallnuß und richteten unberechen baren Schaden an. Tausende von Fensterscheiben wurden zertrümmert und die Straß.» und Plötze der städtischen An lagen waren mit abgeschlagenen Blättern und Zweigen ge radezu übersät. Die hiesigen Gärtnereien und Privatgärten bieten einen traurigen Anblick, nicht minder die Felder und Fluren der Umgegend. Die zur Zeit des Unwetters auf der Straße befindlichen Geschirre mußten an Ort und Stelle ausgespannt und die scheu gewordenen Thiere konnten nur mit großer Mühe unter Dach gebracht werden. Die Schleusen gitter waren durch die Gismassen verstopft und die Straßen glichen einem See. Die Temperatur sank während des nur ca. 20 Minuten anhaltenden Unwetters von 25 Grad Reau- mur auf 14 Grad. Schandau, 28. Juli. Bei dem gestern Nachmittag im hiesigen Gebirgsgebiete aufgetretenen heftigen Gewitter, das von Mittags 12 bis Nachmittags 4 Uhr anhielt, äscherte der Blitz in Altendorf, in Waitzdorf, Lichtenhain und Ulbers dorf bei Sebnitz Wohnhäuser und ein Bauerngut ein. Un sere Feuerwehr löschte in Altendorf und Lichtenhain mit gutem Erfolg. Wie am Freitag, so traten auch bei diesem Unwetter anhaltende Hagetwetter auf, welche den Erntesegen auf den Fluren der Umgegend arg geschmälert haben. Freiberg. Der Doppelmörder Felber hat sich am Sonntag Nachmittag in seiner Zelle im UntersuchungSgesängt niß des König!. Landgerichts erhängt. Der Bertrecher ha- damit der irdischen Gerechtigkeit vorgegriffen. Beklagens- werth bleibt sein Tod nur deshalb, als über die zwei wei teren Mordthaten, deren man Felber wohl mit schwerwiegen den Gründen beschuldigt, nunmehr wohl schwerlich jemals Klarheit geschaffen werden wird. Freiberg. Der „Freib. Anz." erhält von Herrn Rechtsanwalt Dr. Richter folgende Zuschrift, die wir zu Nutz und Frommen unserer Leser hiermit zur Wiedergabe bringen: „Durch Ihr geschätztes Blatt ist schon öfter da- Publikum, insbesondere die Geschäftswelt, vor den Mitgliedern der so genannten schwarjen Bande gewarnt worden. Daß dieselben nicht nur in dell Großstädten oder von den Großstädten aus ihr gemeingefährliches Wesen treiben, sondern auch andere Städte zum Schauplatz ihres Wirkens zu machen verstehen, zeigt wieder einmal ein Beispiel, das wir in unserer eigenen Mitte in Freiberg erleben müssen. ES besteht hier eine Firma F. H- Brendels Verlag, als deren alleiniger Inhaber ein Herr Friedrich Herman Brendel figurirt. Dieser Herr wohnte früher in Tharandt und hat vor dem dortigen Amts- gerichte am 21. Dezember 1888 den Offenbarungseid geleistet, ist später nach Freiberg verzogen und betreibt hier in der schamlosesten Weise ein Schwindelgeschäft ersten Ranges. Sein Geschäftsbetrieb besteht darin, daß er unter der hoch, trabenden Firma F. H. Brendels Verlag namentlich aus wärtige Geschäfte mit allerhand Waarenlieferungen beauf tragt, die Maaren in Empfang nimmt, aber gar nicht daran denkt, sie jemals zu bezahlen. Klagt der Gläubiger, so läßt sich Herr Brendel verurtheilen und erwartet dann mit Seelen ruhe den Gerichtsvollzieher. Dieser findet bei ihm nichts irgendwie Pfändbares, denn die erschwindelten Maaren sind selbstverständlich längst versilbert und die Möbel gehören der Ehefrau des Schuldners. Auf solche Weise prellt Herr Brendel schon seit Jahren die Geschäftswelt. Ich halte es für meine Pflicht, im Interesse aller Geschäftsleute diesem Herrn das Handwerk zu legen und ermächtige Sie von dieser Mittheilung beliebigen Gebrauch zu machen." Borna b. Chemnitz, 28. Juli. Dieser Tage bemerkte ein hiesiger Einwohner bei einem Spaziergange, daß zwei große Knaben in einem an der nördlichen Grenze des Küch- waldeS befindlichen Teiche heimlich fischten. Er benachrichtigte sofort den in der Nähe wohnenden Besitzer des Teiches, welcher sich an die jungen Fischdiebe heranschlich und den ei en erwischte. Der andere Bursche wurde durch mehrere hwzugekommene größere Knaben eingefangen, nachdem er sich vorher mit einem gezogenen Messer vertheidigt hatte. Der herbeigerufene Gendarm recognoscirte in den beiden Burschen zwei seit längeren Wochen steckbrieflich gesuchte 14 Jahre alte Knaben aus Chemnitz, die jedenfalls während dieser Zeit im Freien übernachtet hatten. Die sauberen Bürschchen dürften aus jeden Fall nor> eine größere Anzahl hier vor gekommener Diebstähle, deren Thäter noch nicht ermittelt waren, auf dem Kerbholze haben. Sie wurden vorläufig in sicheren Gewahrsam gebracht. Callnberg, 27. Juli. Der 80jährige Greis, von dessen merkwürdigem Zustande kürzlich berichtet wurde, ist, ohne wieder das Bewußtsein erlangt zu haben, verschieden. Olbernhau, 28. Juli. Eine ganz eigenthümliche Erscheinung zeigte sich am Freitag Nachm'.ttag kurz vor Aus bruch eines Gewitters bei drückender Schwüle. Nach vielen Tausenden zählende Schmetterlinge — meistentheils Kohl weißlinge — kamen von Nordost gezogen und nahmen ihre Richtung nach Südwesten. — Am Freitag Abend kurz nach 6 Uhr brannte durch Blitzschlag das dem Waldarbeiter Karl Anton Uhlig in Rübenau gehörige Wohnhaus völlig nieder. Da das Feuer sehr schnell überhand nahm, ist fast alles Mobiliar, wie auch die Heuernte verbrannt. Uhlig, der nicht versichert hat, wurde selbst durch den Blitzschlag betäubt, er holte sich aber wieder. LuS dem oberen Bogtlande, 29. Juli. Noch steht die Heidelbeerenernte in den vogtländischen Wäldern auf ihrem Höhepunkte, und schon beginnt man mit dem Einsam- mel» der Preißelbeeren, die jedoch entweder noch weiß auS- fehen oder nur schwach geröthet sind, nirgends aber schon die dunkelrothe Färbung zeigen, welche ein Zeichen völliger Reife ist. Das stört aber diese rücksichtslosen Beerensuchcr nicht — wenn sie nur die Beeren im Besitz haben, in den Kellern und kühlen Kammern müssen diese unreifen Früchte dann nachreifen und sich färben. Daß derartige Preißelbeeren nicht den ihnen sonst eigenen Wohlgeschmack besitzen, liegt auf der Hand, und diese „nachgereiften" Beeren werden darum auch in der Regel nach etwa 14 Tagen mit frischgepflückten, am Stocke gereiften Preißelbeeren gemischt und ins Niederland geschafft. Die frühzeitige Beraubung der Ärenzwälder er folgt kheils durch sächsische, theils durch böhmische Beeren sucher, welche sich gegenseitig den Rang ablaufen möchten, und es ist bei diesem „unlauteren Wettbewerbe" sogar schon zu blutigen Kämpfen gekommen, bei denen indessen die Böh- ! men fast immer den kürzeren zogen. Wenn es dahin käme, daß das Betreten der Staatssorsten behufs Gewinnung der Preißelbeeren nur mittels kostenfrei zu erlangenden Erlaub- nißscbcines und von einem bestimmten Tage an gestattet wäre (in Bayern besteht Liese Einrichtung schon längst), so würden die Besitzer der Privatwaldungen gewiß gern nachfolgen, und es könnte dann erfolgreich mit Ordnungsstrafen gegen die jenigen vorgegangcn werden, welche den Reifeprozeß der Preißelbeeren in unvernünftiger Weise beschleunigen wollen und sich an der Natur ve> sündigen. Auch das Verbot der Beförderung der Prcißelbecrensendungcn durch die Eisenbah nen vor einem bestimmte» Tage würde diesem Unfuge einen wirksamen Damm setzen. Lausigk, 28. Juli. Der hiesige Gewerbevercin hat am 26. d. M. beschlossen, ein Gesuch all den Stadtgemelndc- rath um Veröffentlichung von solchen Firmen zu richten, die nicht amtsgerichtlich eingetragen sind, ferner sich der von Großenhain ausgehenden Petition, welche gegen die Aushebung der Dresdner Jahrmärkte ist, anzuschließen. Brüx, 26. Juli. Eine unheimliche Stille lagert über dem Stadtviertel, das durch Militärwachposten und Schutz männer abzesperrt und aus welchem 2462 Bewohner, ein Siebentel der ganzen hiesigen Einwohnerschaft delogirt worden ist. In den am Wenigsten gefährdeten Häusern werden Nach räumangen vorgenommen, Fremde begehen auf Grund von Passirscheinen unter sicherer Begleitung die Straßen, aber selbstverständlich ist aller Verkehr gestört und ein Betreten der gesunkene» oder gänzlich gesprungenen Häuser unthunlich. Die Wasserleitung functionirt wieder in dem Stadttheil am Markt und von morgen ad erhält derselbe auch mittels so fort hergestellter Hilfsleitung Gasbeleuchtung. Die ausge- zogenen Bewohner suchen sich nach Thunlichkeit einzurichten und die Bedürftigen erhalten regclmäße Unterstützungen. Neustadt a. R., 29. Juli. Die ehemals ziemlich weitverzweigte Zündhölzer - Fabrikation geht langsam ihrem Ende entgegen. Im verflossenen Jahre waren von früher 5 Fabriken hier nur noch 3 in Betrieb; die sogenannten sckwedischen Zündhölzer verdrängen die Phosphorhölzer nach und nach vollständig. Bon den 5 Fabriken ist eine einge gangen, und eine andere wird den Betrieb wohl auch mcht wieder aufnehmen. Wenn es leicht wäre, eine andere Be schäftigung für die Arbeiter der Branche zu finden, so könnte man nur wünschen, daß siimmtliche Betriebe eingestellt würden, weil diese Arbeit mit viel Gefahr für die einzelnen Menschen verbunden ist. Köln, 29. Juli. Der „Köln.Ztg." zufolge sind in den letzten Tagen in ganz Rheinland-Westfalen starle Gewitter, verbunden mit orkanartigen Sturm und schweren Hagel schauern, niedergegangen. Das Moselthal ist am meisten mitgenommen word.n. Der Schaden an Obstgärten und Getreidefeldern ist beträchtlich ; die Weinberge sind verhält- nißmäßig verschont geblieben. Aus Westfalen werden 15 Fälle gemeldet, wo der Blitz in Wohnhäuser einschlug und diese entzündete. In Rellingshausen wurden zwei Männer erschlagen und zwei betäubt. Aus dem Münsterlande wird bedeutender Hagelschaden gemeldet; ganze Getreidefelder sind verwüstet. In Dortmund ist durch Blitzstrahl ein elektrischer Straßenbahnwagen außer Betrieb gesetzt worden. Münster i. W., 29. Juli. Ein L-Hrlin.z der länd lichen Centralcasse wurde heute Vormittag 10»/, Uhr im Hausflur der hiesigen Neichsbank von einem Uabekan ten niedergeschlagen, welcher ihm einen Beutel mit 7000 Mark entriß und darauf entfloh. Derselbe wurde heute Nachmittag m Greven festgenommen und als ein eben entlassener Sträfling recognoscirt. Die ganze Geldsumme, von welcher er 6000 Mark in einem Felde versteckt hatte, wurde wieder gefunden. Ein gefahrvoller Ritt. In blutiger Attacke hatten wir schleswig-holsteinischen Dragoner bei Ville sur Aron die französischen 2 Chasseurs u cheval geworfen und kaum gesammelt, hatte uns Oberst von Brauchitsch einer anstürmenden Husaren-Brigade entgegenge- worsen. Im furchtbaren Handgemenge waren uns die 10. Husaren zu Hilfe gekommen und eine ungeheuere Staubwolke umhüllte den Einzelkampf. In wilder Wuth wurde gekämpft, Mann gegen Mann wurde gehauen, gestochen und erschossen. Wer zu Falle kam, wurde indem furchtbaren Staube von den Pferden zertreten. Längst'hatte das Hurrah aufgehört und nur Ausrufe der Wuth, das Klingen der Säbel gegen einander treffend, das Schnauben der Pferde gab die Musik zum verzweifelten Kampfe. Dann war's, als ob die dichte Masse, die himmclhochsteigende Wolke sich weiter bewege — immer schneller — bis die Franzosen in voller Carriere zu- rückflutheten — und wir ihnen auf den Fersen und zwischen ihnen in erbitterter Verfolgung. Eben hatte ich meinen Geg ner zu Falle gebracht, meine Klinge hatte ihm die Schulter durchbohrt. Um Licht und Luft zu finden, mir einen neuen Gegner zu suchen, jagte ich dem äußeren Flügel zu und — ganz zufällig gewahre ich hinter uns und seitwärts ab von der wilden Jagd drei der feindlichen Reiter zu Fuße einer Schutz bietenden Vertiefung zustreben, in der Richtung auf die Gefechtsstellung der französischen Infanterie. Ich erkannte , sofort, daß einer der Männer geführt wurde und daß er ein t Offizier sei. Sofort ritt ich auf die Gruppe los. Ein Husar, ' den Karrabiner in der Hand, trat mir kühn entgegen, aber der Schuß ging fehl, ich ritt ihn nieder. Die anderen Beiden versuchten keinen Widerstand — umsoweniger als der ältere Offizier verwundet war. Mein Regiment sammelte sich eben, als ich mit meinen Gefangenen daher kam — ganz langsam. Immer wieder mußte ich die beiden Offiziere ansehen. Es lag ein so tiefer Schmerz aus ihren Gesichter». „Wenn's umgekehrt wäre", dachte ich mir, „wenn du mit deinem Oberst, deinem Ritt meister Einem von denen da folgen müßtest!" Noch waren keine 15 Minuten vergangen, seit ich mit Begeisterung drauf geschlagen auf die Schädel der Franzmänner nnd nnn — that's mir fast leid, den schon alten braven Verwundeten und seinen jungen Offizier und den Husaren, die sich für ihn geopfert hatten, milznnehmen — zur Gefangenschaft. Als ich dann dem alten Herrn ans meiner Feldflasche anbot — zur Stärkung — da nahm er den Trunk an, er mochte wohl dürsten nach dem Blutverlust aus der Säbelwnnde am Kopse. Aber ich vergesse nicht den Ausdruck von Schmerz und Dank zugleich als er die Flasche zurückgab. ..)loivi mon euiumerucko", sagte er. Ich lieferte meinen Gefangenen ab. Erst nachher sagte mir Lieutenant von Thünen, daß der ältere Offizier der Ge neral Montaigu gewesen. — — — — Noch einmal kam ich mit einem französischen Offizier n persönliche Berührung. Tas war auf einem nächtlichen Patrouillenritte vom 6. auf den 7. Januar. Tie 12. Bri gade lag damals in Belhomert, westlich Chartres, nnd meine Eskadron hatte eine Sicherungsstellung in Fontäne Simon. Ich war meinem Eskadrvnführer, von Thünen, als besonders eifriger Patrouillenreiter bekannt und hatte schon zu der Zeit, als wir bei Paris lagen, mehrfach seine Zufriedenheit ge wonnen bei Ueberbringung wichtiger Meldungen oder Auf trägen in das Vorterrain. Auch an dem Tage — dem 6. gegen Abend — fragte er mich: „Gefreiter Breirholz, möchten Sie einen gefährlichen Patouillenritt machen — einen recht wichtigen, den ich eigentlich einem Offiziere geben müßte?" Na — ob ich wollte! „Zn Befehl", sage ich und eine Stunde später war ich unterwegs — mit 3 Mann nur, aber gut beritten und tüchtige Reiter. „Reiten Sie nach Lougni, und bringen Sie Meldung, ob der Ort noch vom Feinde besetzt ist", so lautete mein Be fehl. Mit ähnlichen Aufträgen waren auch verschiedene Offi ziere und Unteroffiziere in das waldige Vorterrain abgeritten. Auf der Karte hatte ich mir das Terrain genau angesehen und in Gottes Namen ritt ich in die Dunkelheit hinein. Infame Waldwege, hart gefroren, erschwerten das Vvr- wärtskommen. Stockfinster war's schon, als ich das Bois de Senonches durchquert hatte und in ein tief eingeschnittenes Bachthal gelangte. Ter Weg wurde besser — aber nun be gann auch die Gefahr. Am Tage vorher war Schnee ge fallen — das erleichterte einmal das Erkennen des schon be fahrenen Weges, machte uns aber gegebenenfalls auch selbst sichtbarer. Ter Schnee aber dämpfte auch den Schall der Huf tritte und im Trabe ging's aufwärts im Eure-Thale. Bald hatten wir die Nähe des einzigen Dorfes erreicht, das zu passircn war — Nouilli s. E. lag friedlich da — nur in einzelnen Häusern noch Licht — kein auffälliges Geräusch verdächtiger Art. Eine Weile hatte ich gelauscht, dann avertirte ich meine Patrouille. „Wir werden schlank durchtraben!" Also — wir traben an, dicht aufeinander folgend. Am Dorfcingange aber „Haltet und unmittelbar daraus schon ein Schuß. Im Galopp weiter! Als wir aber über den Marktplatz des Oertchens kommen, da erkenne ich im Vorbei jagen auf einer großen Schcunentennc Cavallericpserde — die Reiter dabei — wohl beschäftigt, ihre Thiere zu füttern. Der Stall war durch Laternen beleuchtet unv Laternen wurden hin und her getragen. Der Marktplatz war von einigen Menschen belebt — trotz der eisigen Kalte und der Ruf ,.ltz8 ?ru88r6N8 — io8 1IIau8!" pflanzte sich mit un geheurer Schnelligkeit jetzt fort bis zu den fütternden Caval- leristen. Ich sah noch, daß die Latcrnenbewegung lebhafter wurde, aber — bald waren wir auch schon draußen — konnten ruhig weiter traben. Niemand folgte uns. Eine halbe Meile führte mein Weg zwischen ein Paar ausgedehnten Seen hindurch, hier ein Defilee bildend. „Wenn der besetzt ist, sind wir ausgeschrieben, ein anderer Weg ist nicht!" hatte ich schon meinen Kameraden gesagt. Aber — es war wohl den Franzosen zu kalt da draußen gewesen — er war unbesetzt. Dafür stieß ich aber bei Le Mage, einem Walddorfe, wie vor Longni auf feindliche Vorposten — vor letzterem Orte kam ich so nahe an die Feldwachen heran, daß ich die von Chateaudun her bekannten Franktireurs Lipowskis unter scheiden konnte. Lange ließen die mich freilich nicht zusehen - ein Paar Schüsse — und ich war im Walde verschwunden. Reiter wohl zur Feldwache gehörig oder Osficiere kamen vorgesprengt auf der Landstraße — da suchten sie uns aber vergebens. Mein Auftrag war erfüllt. „Longni und Umgegend sind besetzt — wir sind auf Infanterie- und Reiterpatrouillen gestoßen." Das war die Meldung, die ich zur Vorsicht auch meinen Leuten einschärfte. Es konnte gegen i/, 4 Uhr früh sein, als ich das Seendefilee wieder erreicht. Diesmal ritt ich schon vertrauter vor. Aber kauni ist der letzte Mann drin, als auch schon dicht hinter uns Com- mandos und Pferdegetrappcl. „Ein Hinterhalt!" rufe ich und im Galopp eilen wir vor, um dem Feinde bald aus der Fühlung zu kommen. Aber die Mausefalle war ganz richtig angelegt. Kaum haben wir den Ausgang erreicht, als uns auch von dort eine dunkle Colonne entgegenritt. — „Roväer vou8, vou8 et68 snksrm^" brüllt es uns entgegen. Aber von vnkörrntz war nicht die Rede. „Auseinander nach allen
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