Psychische u. organische Unterschiede zwischen beiden Ge schlechtern Hier sind die Rollen gewissermaßen vertauscht. Der Haupt beruf der Frau ist eben der des Weibes als Gattin, Mutter oder Geliebte, mit einem Worte der, „Frau zu sein“, und in diesem liegt das treibende Moment beim Einkäufe, beim Ab schluß eines Geschäftes. Wenn Mataja sagt: „Das Auge der Frau sieht schärfer, ist kritischer“, so ist dies „cum grano salis“ zu nehmen. Bei der Auswahl eines Gegenstandes, der erworben werden soll, spielt der Eindruck, der dem Käufer durch das Auge ver mittelt wird, nicht die einzige Rolle. Käme es auf denselben allein an, so wäre nach Green der Mann im Vorteil. Green fand einen ungewöhnlich ausgedehnten Umfang der Farben empfindung ausschließlich bei Männern. Es scheint also wie bei andern Sinnesempfindungen auch für die Farbenempfin dung ein größerer Umfang und eine bedeutendere Schärfe beim Manne zu existieren. Auch Havelock Ellis stimmt mit dieser Auffassung überein, „daß kein rechter Grund für die Annahme vorhanden ist, daß Frauen feiner empfindende Sinne haben, während erhebliche Gründe dafür sprechen, daß ihre Sinnesempfindungen weniger fein sind“. Trotzdem zeigt die Frau in der Praxis bedeutend größere Farbenkenntnis. Sie versteht genau die feinsten Farben nuancen eines Seidenstoffes zu unterscheiden, und nicht bloß das, sondern sie weiß auch, welche Nuance ihr am besten zu Gesichte steht, oder welche subtile Farbenabtönung der Puder haben muß, den sie vorteilhafterweise ihrem Gesichte aufzulegen hat. Das sind Farbenunterschiede, die ein Mann nicht beachtet und kaum zu unterscheiden in der Lage wäre. Woher kommt es nun, daß die Frau besser nuanciert und differenziert, somit in den Ruf kommt, feinere Sinnesorgane zu haben, wie Mataja dies vom Auge der Frau behauptet. Es liegt hier unstreitig eine gar oft konstatierbare Ver wechslung zweier verschiedener Nervenfunktionen vor. Sensi bilität* **) ***) ) wird nach Ellis mit Irritabilität“) oder besser gesagt, mit Aff ektabilität *“) verwechselt. Die Sensibilität stellt uns die *) Empfindlichkeit. **) erhöhte Reizbarkeit. ***) durch Leidenschaft beeinflußte, daher nicht objektive Empfindlichkeit.