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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010716027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901071602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901071602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-16
- Monat1901-07
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LIA metden", zunächst zurü<Ik«-alt«n, „nach allem andern aber, wa« bisher über den gelödteten Rlltmeisler v. Krosigk bekannt geworden ist", hinterher doch veröffentlicht worden ist, hatte im Jahre 1886 beim Hufaren-Regtment Nr. 10 der Leutnant v. Krosigk I gestanden und o«brn anderen — ringeln ausgesuhrleo — Quälereien von Mann- schäfte» auch «in»» Husaren derart thätlich mißhandelt, daß der Maa» sich entleibt«. Dasür sei Lrutuaut v. Krosigk mit acht Wochen Festung-Hast bestraft worden. Daß mit dem damaligen Leutnant der verstorbene Nlttmetst« v. Krosigk grmeint ist, »rgiebt der Zusammenhang de» Zeitung»- orttkelS zwrtfrllo». Der verstorbene Rittmeister ist aber erst im Jahre 1893 au» dem Dragoner-Regiment Nr. 12, dem allein er bis dahin angehört hatte, i» das Husoren-Reginieut Nr. 10 versetzt worden. Such ist es ausgeschlossen, daß er in irgend einer anderen Dienststellung oder zn einer anderen Zeit die vor stehend aagegebra» Verfehlung begangen ober die angegebene Strafe erlitten hat. 2) Rittmeister v. Krosigk habe den Wachtmeister Marten so lang« Kehrt machen lassen, dis dieser umgesallen sei. Der Wachtmeister hat anSgesogt, daß er sich über eine Aus stellung des Rittmeisters an einer schriftlichen Arbeit so geärgert hatte, daß er beim Gange durch den Stall umgesallen wäre; zum Kehrtmachen bi- zum Umfallen sei er niemals ge- zwougen worden. 3) Siu alter, mlt dem Eisernen Kreuz decorirlrr Wachtmeister, der einer von dem Verstorbenen in seiner früheren Garnison be- sehligtea Escadroa angrhörte, habe, als er einen dem Rittmeister «atfallenen Bleistift nicht schnell genug aufgehoben, auf Befehl den wieder weggeworsrnen Bleistift 30 Mal aushebru müsfen. Rach späteren ZeituugSangaben soll die- der Wachtmeister Marten gewesen sein. Weder diesem noch den Wachtmeistern anderer von dem Ber- storbraen als Escadronches befehligten EScadrou» ist etwa« Aehu- liches befohlen worden. 4) Rittmeister v. Krosigk habe 1898 in der Allenstriner Gegend Sonntag einen Pserdeappell vom Morgen bis zum Abend, ohne jede Unterbrechung, abgehalten. Die Angelegenheit ist bereits 1898 in Folge einer Anzeige gerichtlich untersucht worden; das Ergebnis war, daß gegen den Rittmeister nichts Belastendes vorlag. b) Der Verstorbene sei wegen derjenigen Mißhandlungen, die ihm vier Monate Festungshaft zugrzogen haben, zu einer mehr- monatigen Gefängnißstrase und zur Dienstentlassung ver- urtheilt gewesen, jedoch zu bloßer Festungshaft begnadigt worden; auch fei ihm die ausgesprochene Dienstentlassung im Gnadenwege erlassen worden. DaS betreffende, lediglich (!) aus vier Monate Festungshaft lautende kriegsgerichtliche Erkenntniß ist seinerzeit ohne Weitere- bestätigt worden. 6) Die Angabe, da» OssicirrcvrvS drS Husaren-RrgimrntS Nr. 10, in erster Liaie dessen Eommandeur, habe sich dem Verlangen, den Rittmeister v. Krosigk — wohl angesichts der vorerwähnten Be strafung — in dem Regiment zu belassen, widersetzt, und Letzterer fei dann in da» Dragoner-Regiment Nr. II versetzt worden, zeigt «ine derartige Unkenntniß unserer militärischen Verhältnisse, daß sich ein Eingehen darauf erübrigt. Gegenüber der zu erwartenden Verwunderung darüber, daß den erwähnten Behauptungen erst jetzt entgegengetreten wird, meint schließlich die Corr., dies könnte nur Den jenigen befremden, der nicht iu Betracht zieht, daß vor stehende Berichtigungen aus einer Grundlage beruhen, die erst durch Ermittelungen und Feststellung vouThat- sacheu gewönne» werden konnte. — Nachdem wahrgenomnieu ist, daß iu einzelnen preußischen EisenbahudirectionSbezirken von Beamten, die zu militärischen Hebungen einberufen wurden, die Nach- suchung von Urlaub zu diesem Zwecke verlangt worden ist, hat der Minister der öffentlichen Arbeiten in Erinnerung gebracht, daß militärische Dienstleistungen der Beamteu während ihrer Zugehörigkeit zum Militärverbande als Beurlaubungen nicht anzusehen sind. Die Beamten haben wegen ihrer Entbindung vom Dienst lediglich sofortige Anzeige von der Einberufung zu erstatten. Der Dienstbehörde verbleibt selbstverständlich das Recht und die Pflicht, sofern im einzelnen Falle dienstliche Rücksichten dies erfordern, bei der Militärverwaltung die Befreiung der Ein berufenen von der Uebung oachzusuchen oder, bei freiwilligen militärischen Dienstleistungen der Beamten, deren Unabkömm lichkeit zu erklären. — Nach einem Erlaß de» preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten werden zur Zeit nur noch vierachsige Personenwagen für Schnellzüge beschafft; man will die Zahl der in Schnellzügen mitzusühreudeu (dreiachsigen Personenwagen möglichst einschriinkra. Der Minister gilbt den königlichen Eisenbahndireclwnrn aus, anzustredeu, daß auch die außerpreußischeu Verwaltungen in die dies- ntigcn Schnellzüge vierachsige Personenwagen tiusttllrn und dreiachsige nur in den Fällen zugelassen werden, daß sonst eine Urberlastuug des Zuge« eintrrten würde. — Nach den bisherigen Bestimmungen soll bei der preußischen Staataeiseubabnverwaltua- von dem den MilitÜranwärtern Vorbehalte»«« Antheil an den Stellen für Betriedssekretäre (jetzt Bureauasststenten) und GtationSasst- stenten de« Absertigungsdienstes, sowie von den Stellen für Materialienverwalter zweiter Ciasse jede fünfzehnte Stelle vorzugsweise mit verabschiedeten Officieren, deut« die Aussicht auf Anstellung im Civildieuste verliehen ist, be setzt werden, sofern ordnungsmäßig ausgebildete und geprüfte Anwärter aus dem Officierstande vorhanden stnv. Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat jetzt diese Bestim mung mit Rücksicht auf die Bereinigung der Anwärterlisten für die Stationsassistentenstellen des Bahnhofs- und deS AbfertigungsdicnsteS auch auf den Bahnhofsdienst aus gedehnt, so daß sie fortan auf jede fünfzehnte Slationö- asststeotenstelle beider Dienstzweige ohne weitere Trennung anzuwenden ist. Die Stellen der StationSassistenleu für den Telegraphrndienst und der Station-Verwalter werden von der Anordnung nicht berührt. — Ueber die schon erwähnte Reis«, die der Handels minister Möller nach den Provinzen Ost- und West preußen im letzten Drittel diese» Monat» zu unternehmen gedenkt, erfährt der Grandenzer „Gesellige" noch, daß der Minister sich über die Lage von Industrie, Handel und Gewerbe im Allgemeinen und über die Verhältnisse der Ostsrestädte im Besonderen zu informiren beabsichtigt. Für Danzig hat der Minister dem Herrn Oberpräfldenlen von Goßler seinen Besuch für die am 2l. Juli beginnende Woche angesagt. Bei der Anwesenheit des Minister- findet auf dem Oderpräsidium in Danzig eine Conferenz statt, in welcher die Lage der dortigen Industrie, des Holzhandel- und des GetreiveverkehrS, sowie die Angelegenheit der neuen Hafencrweiterung nochmals eingehend besprochen werden soll. Eine Vorberatbung de» Programm- findet am Montag auf dem Oberpräsidium statt. — Jede preußische Volksschule, auch die de- platten Lande», hat in Folge des am I. April d. I. in Kraft getretenen KreiSarztgesetzeS gewissermaßen einen Schul arzt erhalten. Laut Dienstanweisung sind dem Kreisarzt alle öffentlichen, wie auch die privaten Schulen seines Bezirks in gesundheitlicher Beziehung unterstellt. In gewissen Zwischenräumen hat der Kreisarzt im Sommer und im Winter jede Schule seine» Bezirks in Bezug auf die baulichen Einrichtungeu und den GcsundheikSzustand ihrer Schüler zu besichtigen. Dazu ist der Schulvorstand oder ber Leiter der Schule hinzuzuziehen. Nach der Besichtigung ist ein Protokoll aufzunehmen, und diese- ist der betreffenden Bezirköregierung cinzureichen. Bon besonderer Wichtigkeit ist auch noch die Bestimmung, daß die Kreisärzte gelegentlich der Kreislehrerconfereuzen mit den Lehrern Fragen au» dem Gebiet der Schulhygieine erörtern solle«. — Einige Blätter hatten von dem Gerücht Notiz ge nommen, daß der amerikanische Botschafter am hiesigen Hofe, Andrew D. White, an seinen Rücktritt denke. DaS „Kleine Journal" bat sich darauf mit einer Anfrage au den auf Urlaub weilenden Botschafter selbst gewandt und folgende Antwort erhalten: „Villa Strandschlößchrn, Saßnitz auf Rügen, 12. Juli 1901. Sehr geehrter Herri Bezugnehmend auf Ihre gütigen Zeilen von gestern, theile ich Ihnen mit, daß vorläufig bloß da» Eine ganz bestimmt ist, daß ich im September nach Amerika gehe, um da meine Familie zu besuchen. Mein Verbleib in Berlin wird von verschiedenen Erwägungen, besonders ober vom Stande gewisser Fragen abhängen, welche sich zwischen den Bereinigten Staaten und Deutschland in der kommenden ReichStagSsession ergeben dürften. Ich verbleibe u. s. w. u. s. w. Andrew D. White." — Zur Bürgermeisterwahl wird jetzt berichtet, daß im Gegensätze zu einer anderen Meldung eine Aufforderung zur Vornahme einer Neuwahl seitens de- Ministerium- de- Innern nicht ergangen ist. Vielmehr hat Oberbürgermeister Kirschner den Stadtverordneten Mittheilung von der Nicht bestätigung gemacht und zugleich ersucht, eine Neuwahl vor zunehmen. Oberbürgermeister Kirschner hat übrigen- heute seinen bis Ende August dauernden Sommerurlaub angetreten. — Angekommen ist der Unter-StaatSsekretär im CultuSministerlum Wirkliche Geheime Ober-Regierung-rath Wever vom Urlaub. — Abgereist ist der Präsident de« Kammergericht», Wirklicher Geheime Rath von Drenkmann, nach Tirol. — Der braunschweigische Gesandte Frhr. v. Tramm-Burg dors Hot Berlin mit jüngerem Urlaub verlassen. Während feiner Abwesenheit werden die Geschäfte der Herzoglich braunschweigischen Srfendtfchgst vo» Le« hiesigen bayerischen Gesandtschaft geführt. * Bremen, 15. Juli. Die Protestresolution der Vorstände sämmtlichrr hiesiger Krieaervertin« gegen dir Aeußrrungen de- Vorsitzenden de« deutschen Krieger- Hundes, des Generals v. Spitz, lautet wörtlich: „Die vorstönd« der sümmtltchen Bremer Krtegerv^ein« weisen mit Entrüst«»» di« Aaslegu»» de» „sogen. Bremer Attentat»" seitens de« Heern General v. Spitz zurtch wie a»ch die »on dem »«nannten Herr» beliebt« veurtheilung der Haltung unserer („gesinnung-losen") Press« zu diese». Die Vorstände sind im Gegenthetl der Press» lebhaften Dank schuldig für ihr Bemühen, der Aufbauschung de« von allen Deutschen beklagten Vorfall« «»tgegeuzutretra, und stehen nicht on, zu.erklären, daß unser» Press« sich hierdurch mindesten» verdienter gemacht hat, wie di« des Herrn v. Spitz im gegentheiligrn Sinne. Die bremischen Kriegerverein« und die Bremer Bürgerschaft wissen sich mit dem Kaiser ein« in dem Gedanken, daß, nachdem da« Reichsgericht und die berufensten ärztlichen Autoritäten ihr aus Unzurechnung«. sählgkeii lautende« Urthetl abgegeben, der Vorfall «in für Manchen möglicherweise nicht willkommene» Ende gesunden Hai und somit au Bremen kein Makel mehr haftet. Dieser Ansicht sollt« sich doch auch Herr v. Spitz anschlirßen, wenn er nicht will, daß di« Verhetzung der Massen, deren er eine gewisse Press« zeiht, durch sein Auf treten in Kreise getragen wird, die, Vaterlands- und könig-treu bi« zum letzten Athemzuge, nur den Fehler haben, daß sie sich keine andere Meinung aufzwingen lassen." Posen, 15. Juli. Der Feuerwerker Sobak wurde vom Kriegsgericht wegen MajestätSbeleidigung zu sechs Monaten Festung und Degradirung verurtheili. Sobak beging die Beleidigung iu angeheitertem Zustande in der Cantine de» Fort» Rauch, worauf ihn der Cantinen- wirth anzrigte. Gegen da- Urtheil hat der Bestrafte Be rufung eingelegt. * Elberfeld, 15. Juli. Der nationalliberolr Verein und der Verein der n ationalliberalen Jugend veranstaltete» am Sonnabend Abend im Zoologischen Garten ein Sommerfest. Schon eine geraume Zeit ist verstrichen, seitdem da» letzte derartige Fest gefeiert wurde. Welch glücklicher Gedanke die Wiederholung einer derartigen Veranstaltung war, zeigte der überaus zahlreiche Besuch. Wobl an die 2000 Personen hatten sich eingefunden, die Stadtverordneter Friderichs in herzlichen Worten begrüßte. Ab- geordnrter ve. Vötting er sprach in zündenden Worten aus dir Partei und führte aus, daß di« Jugend die ernst« Ausgabe habe, da» ouSznbanen, waS die Alten geschaffen hätten. Herr Helbeck feierte da» Vaterland und RechtSauwalt Dörmer weihte sein GlaS den Damen. Borträge von Mitgliedern der Elberseldrr Lieder- täfel, Feuerwerk und Tanz boten reichliche Abwechslung. * Esten, 15. Juli. Am Sonnabend Vormittag, so schreibt die „Rhein.-Westf. Ztg.", liefen hier beunruhigende Ge rückte über den Kaiser um. Unsere Fernsprecher waren beständig beschäftigt, um auf die zahllose» eintreffendeu An fragen zu antworten. E» ist, anscheinend von Belgien au», die Nachricht verbreitet worden, der Kaiser sei gestern Nach mittag auf seiner Nordlandfahrt von einem Matrosen er mordet worden. DaS Gerücht erhielt sich vor Allem hart näckig im Westen des Jndnstriebezirk«, sodaß Zeitungen in Oberhausen und Duisburg Extrablätter über die angebliche Ermordung Herausgaben. Natürlich ist an der ganzen Er zählung kein wahre- Wort und die Gerückte sind durch die letzten Mittheilungen aus Odde genügend widerlegt. tk. Jena, 15. Juli. Unsere Stadt rüstet sich bereits zum feierlichen Empfang de- Großherzogs, dessen Ankunft am Mittwoch Vormittag 11'/, Uhr erfolgt. Der Einzug de» LaudeSberrn findet vom Bahnhöfe au- unter Glockengeläute statt. Auf dem Marktplatz, der reichen Festschmuck erhält, wird Oberbürgermeister Singer Namen- der Stadt, der derzeitige Prorector Geb- Hofrath Thomar Namen» der Universität den Großberzog begrüßen. E» folgt die Ab fahrt desselben nach dem Prinzesstnnengarten, in dessen Schlößchen er Aufenthalt nimmt. Auf den Straßen bilden Bürger, Studenten und Schüler Spalier. Donnerstag Abend findet ein Marklfest, Freitag Abend Festvorstellung im städti schen Theater statt, wo Bürger und Studierende Kleist'» „Prinz von Homburg" darstellen. — Der socialdemokratische Reichstagsabgeordnete Förster-Hamburg wollte morgen Abend im benachbarten Orte Burgau einen Vortrag über Zoll- und Handelspolitik halten, die Versammlung ist aber verboten worden. * Schillingsfürst, 15. Juli. Am 12. Juli wurde da» Testament de» verstorbenen Fürsten Chlodwig Hohen lohe geöffnet. E» bleibt zunächst Familiengeheimniß. Der jetzige Fürst und seine Geschwister sind nach Berlin gereist. * Kempen, 15. Juli. Unter zahlreicher Bethetligung, namentlich ans landwirthschastlichen Kreisen, wurde heute da» Denkmal für den früher» Präsidenten de« Rheinischen Bauernverein« Freiherr» Felix v. Los enthüllt. Der jetzig« Präsident de» Rheinischen Bauern- verein- Graf Spee hielt di« Festrede. Oefterreich-Nugarrr. Kiffers« Glff«tz^tz-»enk»«I * Geffttzurg, 18. Juli. Heute Nachmittag besichtigte KatferFranzJosef den au- Anlaß seine» SOjaKrigen Regterunasjubiläum» errichteten Franz Josef-Park, hierauf di» Kunstausstellung im Künstlrrhause, braab sich al«dann zur Besichtigung der städtischen Versorgungsanstalt und besuchte so- dann die EtaatSgewerbeschule, wo er nnzelne Schüler ansprach. Um 4H Uhr kehrte er nach der Residenz zurück. Abends wurde eine Hoftafel veranstaltet, an der auch der Prinz Leopold von Bayern und der bayerisch« Gesandte theilnahmen. Spanien. - Madrid, 15. J»U. Dt» K-mmer wählt« de» bisherigen Minister de« Innern Moret mit tzOO Stimm,« zu» vristdeuten. Daraus setzte die Kammer di« Beralhuny der Antwort aus die Thronrede fort. Pi y Margall verlangt Trenuuaa der Kirche vom Staate und Streichung de- Budget« de» Cultu-mmtsteriumS. Schweden und Norwegen. * Bergen, 15. Juli. Der Kaiser nahm heute Vormittag, da auf der „Hohenzollern" Kohlen genommen wurden, aus der „Niobe" Vorträge entgegen und begab fick mit einem Theil der Umgebung um 12sH Uhr zum Frühstück nach der Billa de- Konsuls Mohr. Die Rückkehr erfolgte 4'/z Uhr. Orient. Rumänien und Rußland. * Bukarest, 15. Juli. („Agence Noumai««".) Der Kron- Prinz Ferdinand stattete, begleitet von dem Ministerpräsi denten Demeter Sturdza, dem Obersten Preffau und seinem militärischen Gefolge, dem Großfürsten Alexander Michajlowitsch au Bord de» Linienschiffe» „RotiSlav" einen ossiciellen Besuch, den der Großfürst in Begleitung des hiesigen russischen Gesandten auf dem rumänischen Kreuzer „König Carol" erwiderte. Auf diesem Kreuzer wurde daS Frühstück eingenommen. Die Begrüßung hatte «neu herzlichen Charakter. Der Hafen und die Stadt Constanza waren festlich geschmückt, die Häuser waren durchweg mit russischen und rumäni schen Farben beflaggt. Der Kronprinz überbrachte dem Großfürsten den Großcordon de« rumäniscken Steru-OrdenS. AbendS soll ein Festessen an Bord deS „König Carol" ver anstaltet werden, morgen eia Frühstück auf dem „RotiSlav". Marge« besucht der Großfürst die Stadt. Der Eommandeur de- englischen Kriegsschiffes „Cockatricr" wurde von dem Großfürsten empfangen. Rumänische Blätter beurtheilen den Besuch günstig und meinen, ihm lieg« kein politischer Charakter bei. Der Besuch des rumänischen Seehafens solle beweisen, daß die Kundgebungen deS Großfürsten für daS bulgarische Volk keine Feindseligkeit für Rumäuirn bedeuten. Amerika. * Rto de Jauetra, 15. Juli. Die Deputirten- kammer hat heute die Beschuldigungen des Contre- Admirals deMello gegen den Präsidenten wegen Miß brauches der Amtsgewalt einstimmig für gegen st andslo» erklärt. . . —... ' Marine. G Berlin, 15. Juli. S. M. S. „Victoria Louise" ist am 12. Juli ia Wilhelm-Haven eiagetroffen und beabsichtigte, am 15. Juli von dort wieder iu See zu gehen. S. M. S. „Hyäne" ist am 12. Juli in Cuxhaven eiogetroffen. S. M. SS. „Mar»", „Ulan" uud „Hay" sind am 13. Juli nach kiel zurückgekehrt. S. M. S. „Grille" ist am 13. Juli ia Saßnitz und am 14. Juli in Warnemünde riagetroffea und am 15. Juli vo« dort wieder iu See gegangen. Kunst und Wissenschaft. Literatur uud Theater. * Dienstag, den 30. Juli, am Todestage BiSmarck's, wird im evangelischen Bereinshause (Neßstraße 14) eine volkSthüm- liche Gedächtnißfeier für Bismarck abgehalten werden, in deren Mittelpunct eine Vorlesung des Bismarck-Festspieles von Julius Riffert durch Herrn Paul Münch steht. Eine Reihe von Vereinen und Corporation«» hat ihren Besuch für die Feier zugesagt, für die Herr Pastor vr. Roch freund lichst einen Saal des Vereinshauses zur Verfügung gestellt hat. Der Eintritt ist frei und Jedermann, auch Damen, haben Zutritt. Alle Bismarckfreunde seien herzlichst geladen. 6. L Einer der geistreichsten deutsch - amerikantschen Journalisten, Geschichtsforscher und Schriftsteller, Eduard F. Leyh, der Chefredacteur deS „Deutschen Lorrrspondeat»«" von Baltimore, ist am 2. Inti im Alter vpa 61 Jahren einem Hirn schlage erlegen. Leyh, der zu MeimerS, in Sachsen-Meiuiugen, geboren war, kam im Jahre 1861 nach Amerika und nahm in Baltimore «ine Stelle als Lehrer an. Bald darauf widmete er sich aber dem ZeitungSsache und übernahm im Jahre 1867 die Leitung der „Maryländer EtaatS- Zeituog", di« sich später in den „Deutschen Lorrespondenten", eine bewohnten Zimmern führte, traf dieser den Expedienten der Porzellanmanufactur. Es war ein Mann in der Mitte der dreißiger Jahre, kein unübler Mann für ein gewöhnliches Auge, denn sein zwar stark jüdisches, aber durchaus nicht häßliche« Gesicht zeigte eine frische Farbe, und seine Gestalt war schlank und hoch. Unangenehm an ihm waren die schwarzen Augen, die er für gewöhnlich halb geschlossen und auf den Boden gerichtet hielt, die aber, wenn er sie aufschlug, eine scheue Unruhe und beim Nachdenken ein tiefes Grübeln zeigten, nicht das ernste Grübeln dessen, der keinen Vor- theil vergessen, keine Rücksicht außer Acht lassen möchte. ES waren Augen, von denen man sagen konnte, sie hätten selbst rück wärts sehen mögen. Er verneigte sich demiithig gegen den eintretenden Grafen, dessen Gesicht seine Mißstimmung nicht verbarg. „Nun, Salomon? Was will er? Wie kann er mich aus dem Salon rufen lassen?" „Verzeihen der Herr Graf — cS ist doch eine sehr wichtige Angelegenheit!" sagte Salomon Wolf. „Ja nun, was ist es?" rief Graf LaniSka. „Er braucht keine Angst zu haben wegen der zweitausend Lhaler. Frankenstein hätte sie gewiß bezahlt, daS weiß ich, wenn nicht ein Brief, der vorgestern eintraf, ihm die schwere Erkrankung seiner Mutter gemeldet hätte. Er ist sogleich mit Couricrpferden almereist." „Also die Mutter von dem Herrn Baron sind krank — thiit mir recht sehr leid!" sagte Wolf, ein Papier, das er in den Händen hielt, auseinanderfaltrnd. „Aber der Herr Baron hätten doch bedenken sollen, daß heute der Tag ist, und daß ich daS Geld selbst nur geliehen habe und zurückzahlen muß." „Wolf, man bedenkt nicht viel, wenn eine Mutter im Sterben liegt!" sagte der junge Graf. „Gewiß, Herr Graf, aber waS soll ich thun? Der Mann, von dem ich das Geld habe, ist zu mir gestürzt gekommen und hat gewettert und geflucht wie ein Rasender, als ich ihm sagte, daß der Herr Baron verreist seien und nicht gezahlt hätten. Er ha» geschworen, daß er mich in der ganzen Stadt ausschreien lassen will als ein Betrüger, wenn ich ihm sein Geld nicht bringe heut Abend. Ich habe ihn gebeten, er möchte sich gedulden noch einen Laa, zwei Tage, aber er will nicht» hören von Vernunft. Da hab' ick mich «innert mit schwerem Herzen, daß der Herr Graf mir Bürgschaft gegeben — und ich erlaub« mir, dem Herrn Grafen zu präsentiren dieses Papier über zweitausend Lhaler, zahlbar am heutigen Datum." „Unsinn, Wolf! Man hat doch nicht immer zweitausend Thaler in der Tasche oder im Hause!" rief Graf Lantska, halb lachend, halb bestürzt. „Komm er morgen wieder, dann will ich da» Geld schaffen. Frankenstein ist sicher. Ich weiß, daß er solid geworden. Noch vor acht Tagen sagte er mir, er hab« bald o«n wechsel zu bezahlen und er wisse auch schon, welche Einnahme er dazu verwenden wolle." „Morgen — morgen, Herr Graf?" sagte Salomon Wolf achselzuckend. „Wenn ich's wäre — bis überübermorgen wollte ich gern Frist geben. Aber mit dem Manne ist nicht zu reden. Er hat sich verschworen bei Gott, daß er einen Auflauf will machen in der ganzen Manufaktur und mich verklagen beim Herrn In spector, wenn ich ihm nicht bringe heute Abend sein Geld! Und was geschieht dann mit mir? Ich bin ein verlorener Mann, ich verliere meinen Credit —" „Wolf, schaff' er Auskunft!" rief Graf LaniSka ungeduldig. ,Jch habe keine Zeit. Der König ist im Salon meiner Mutter — es muh auffällig, es muß leichtsinnig erscheinen, wenn ich nicht anwesend bin." „Seine Majestät sind zugegen? Diel Ehre?" sagte Wolf mit einem demüthigen Zusammenschauern, ohne daß seine Miene den dreisten, dringlichen Ausdruck verlor. „Herr Graf, e» thut mir leid — aber wenn ich zurückkomme ohne Geld, so bin ich ein rninirter Mann!" „Nun zum —! Was machen wir da?" rief der Graf. „Ich will ihm gern eine Gratifikation geben, wenn er den Mann be gütigt — zehn Thaler, zwanzig Thaler. Aber heut laß er mich in Ruhe!" „Ich kann nicht, Herr Graf — ich kann nicht, ich schwöre es, rch verliere meine Existenz! Und d e n Mann zu begütigen, den Mann — Sie kennen ihn nicht, Herr Graf! Vielleicht, wenn man ihm sagt, daß er noch verdienen kann zwei-, dreihundert Thaler, fall» er wartet einige Tage — vielleicht, daß er ein Auge zudrückt und schweigt. Aber anders thut er es nicht, er ist «in Hanner!" „Und er, Wolf? Er ist ein ehrlicher Mann?" rief LanlSk» bitter. „Kurz und gut — komm er morgen, er soll fein Geld haben. Heute bin ich nicht im Stande!" Er war zornig geworden und wandte sich zum Gehen. Salomon -rat ihm in den Weg. „Herr Graf — ruiniren Sie nicht einen ehrlichen Mann, der dem Herrn Baron eine Gefälligkeit erwiesen!" rief er. „Ich bin in Todesängsten — ich kann mich nicht retten! Entweder Sie schreiben dreihundert Lhaler mehr — oder ich gehe sogleich, nock heut Abend, zum Chef deS Regiments und sag« ihm, daß — daß der Herr Baron nicht Wort gehalten. Dann mag der Mann, der mir daS Geld gegeben, thun waS er will, denn er wird ein sehen, daß ich nicht die Schuld habe und daß ich Alles gethan, waS ich konnte." „Das würde Frankenstein ruiniren!" rief Graf LaniSka. „DaS thust Du nicht! Der Ches ist «in übermäßig strenger Here und Frankenstein steht nicht bei ihm in Gunst weaen seiner tollen Streiche. Ich werde Dir hundert Thaler gut schreiben — da mit Du bis morgen wartest!" „Damit ist er nicht zufrieden — « ist «in Blutsauger! Drei- hundert, Herr prass' riss Dolf. „Dreihundert! Ich werd« auf der Stelle dem Könige sagen, daß Du ein Wucherer bist!" rief LaniSka. „DaS werden der Herr Graf nicht thun dafür, daß ich dem Baron eine Gefälligkeit erwiesen!" sagte Wolf heftig, immer nock dem Grafen den Weg vertretend. „Uno bin ich'», Ker da drängt 7" Der Graf griff nach der Klingel, besann sich, ließ di« Hand sinken. ES schien ihm Ueberwindung zu kosten, den Schritt zu thun, an den er gedacht. Dann aber klingelte er doch. Derselbe Diener, welcher ihm Dolf'S Anwesenheit gemeldet, trat ein. „Sage Herrn Altenberg, daß ich ihn bitten lasse, einen Augenblttk zu mir zu kommcn." Dann ging er mit gefalteter Stirn im Zimmer auf und ab. Wolf schien unruhig z« werden. „Der Herr Graf werden doch nicht Zeugen haben wollen bei einem solchen Geschäft?" fragte er leise. „Der Herr Graf werden mich nicht wollen compromittiren?" fuhr er dringender fort, als LaniSka schwieg. „Sonst gehe ich — aber ich gehe zum Chef des Regiments. Ich bin rin verzweifelter Mann und muß als ein solcher handelnd Altenberg trat ein. Der junge Graf trat ihm entgegen, und seine Hand nehmend, erzählte er ihm in französischer Sprache, war vorgefallcn, seine Bürgschaft für Frankenstern damit recht fertigend, daß dieser ein etwas leichtsinniger, aber guter Kamerad sei, der die ernste Absicht habe, seine Verhältnisse zu ordnen, und der nur einer freundlichen Bereitwilligkeit Anderer bedürfe, um in einigen Monaten seiner Verlegenheit entrissen zu sein. Den Schluß bildet« die Erwähnung der Forderung Dolf'S und die Frage, ob Altenberg im Stande fei, zu helfen oder wenigsten» Rath zu geben. Der eigenthümlich lauernde Ausdruck im Gesicht Wolf'S schien anzudeuten, daß ihm di« französische Sprache nicht fremd sei. Doch verrirth kein Zucken seiner Miene, daß di« verächtlichen Ausdrücke, in welchem LaniSka von ihm sprach, ihn berührten. Ohne direct auf die Fraß« de» Grafen zu antworten, »sandte sich Altenberg an den Expedienten. „Wo ist der Mann, von dem Eie da« Geld erhalten und der es heut« wieder verlangt?" fragte er in deutscher Sprach«. „Wo» thut da« zur Sache?" antwortete Wolf ausweichend. „Ich bin «» gewesen, der da» Geschäft gemacht." „Aber Sie sprechen von einem Anderen, der drängt", sagte Altenberg ruhig und mit einer Beimischung von Verachtung. „Sie wollten die Verlegenheit des Grafen benutzen. Nun, glücklicher Weise bin ich im Stand«, da ich erst heute bei meinem Bankier ein« Summ« in Empfang nahm, Ihrer unverschämten Forderung einen Riegel vorzuschieben. Her mit dem Tckrin! Da ist da« Geld!" Er nahm eine Anzahl Banknoten aus seinem Portefeuille uns legt« st« auf den Disch. Der Expedient, sichtlich verwirrt und unzufrieden, prüfte und zählt« sie genau und übergab den Schein. „Ich werde mich Deiner erinnern!" sagte LaniSka bitter. „Du stehst, soviel ich weiß, in der Königs Dienst. Königliche Be amte dürfen keine Wuchergeschäfte treiben. Nimm Dich m Acht!" „Der Herr Graf werden mir nicht Unrecht thun, weil ich ein gefälliger Mann gewesen", sagte Wolf mit einem sauren Lächeln, aber das Auge mit einem bösen Blick zur Erde senkend. „Mein Gewissen ist rein, wie die Sonne." „Mach', daß Du fortkommst, Schurke!" rief der Graf hastig. „Der Herr Graf werden an mich zurllckdenken als an eine» billigen und gerechten Mann, wenn Sie einst zu thun haben mit Anderen!" sagte Wolf mit demselben Blick und ging auS der Thür. „Altenberg, ich danke Ihnen", rief der Graf jetzt herzlich. „Morgen entledige ich mich meiner Schuld. Sie haben ein« neu« Erfahrung in Berlin gemacht — daß unsere Juden nicht besser sind als andertwo." „Ich kenne genug christliche Wucherer, um tolerant gegen die Juden zu sein", sagte Altenberg gleichmüthig. „Daß man ver» mjltnißmäßia mehr Wucherer unter den Juden als unter den Christen findet, liegt eben nur darin, daß die Juden in Folge ihrer Stellung sich fast nur mit Handel-- und Geldangelegen heiten beschäftigen. Gerade hier bei Ihnen in Berlin habe ich einzelne sehr brav« Juden kennen gelernt. Mendelssohn, dem ich in einer hiesigen Familie begegnet bin, hat mich fo-ar per sönlich ongezogen und ich begreife, daß Lessing mit ihm be freundet ist." „Aber selbst Shakespeare, dessen Werke Sie mir verdeutschen, bat zum Träger der Gewinnsucht und de» starren Trotzes einen Juden hingefiellt!" wandte LaniSka ein. „Ja, weil Shylock ihm durch die Urberlieferung als ein Jude bezeichnet worden", erwiderte Altenberg. „Und dann wollte er weniger die Gewinnsucht schildern, als die Rache, welch« der ver achtete Jude an dem geehrten Kaufmann von Venedig zu nehmen suchte. Man könnte, wenn man wollte, aus dem Kaufmann von Venedig ebensogut die indirekte Lehre ziehen, bi« iu welchem Grade deS Hasser die Beschränkung der Juden auf bestimmt« LebenSkreise, das Dunkel, zu dem man sie verdammt und das sie zn Sckleichwtgen nöthigt, die Verachtung, der fie unterUrgen, diese Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker aufstacheln muß. Und im Uebrtgen hat Shakespeare so viel christlich« Bösewichter und Thoren geschildert, daß di« Juden sich eigentlich rühme« dürfen, aut genug fortgekommen zu sein. Aber lassen Eie uns gehen! Man vermißt Sie bereits!" Als sie ia den Salon zurückkehrten, hatte der König ihn be reit» wieder verlassen, und die beiden Freunde traten zu ver schiedenen Gruppen. (Fortfetz»»- fol-H
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