179 triebsgestaltung garantieren. Hier wird eine Kernfrage des ge samten Werbewesens blohgelegt. Nicht nur das Theater, sondern ebenso Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, viele Vortragsunterneh mungen, Kinos usw. sind in den Kreis des privatwirtschaftlichen Erwerbslebens eingegliedert. Der Unternehmer will nicht nur öffentliche Meinung machen, den Zwecken der Kunst, der Beleh rung, der Unterhaltung dienen, sondern strebt gleichzeitig nach finanziellem Gewinn. Wenn auch dabei das öffentliche Verant wortungsgefühl und der private Erwerbswille häufig in Konflikt geraten, so kann doch der Staat diesen Konflikt durch eine strenge Überwachung nicht aus der Welt schaffen. Die Ableitung der Zensur aus dem quasipublizistischen Charakter des Theaters oder der Zeitung ist deshalb nicht angängig. Es sind dabei allerdings gewisse Ausnahmen zu beachten. Wo das Unternehmen nicht durch die öffentliche Kritik dazu gezwungen wird, ein bestimmtes Kulturniveau zu wahren, wo also die nor male Geschäftspraxis eine sittlich-soziale Gefährdung mit sich bringt, muh der Zensor im Interesse des Volksganzen eingreifen. Dabei handelt es sich einerseits um vulgäre Singspielhallen und Unternehmungen verwandten Schlages, andererseits um das Kino. Bei beiden ist das Unternehmen durch Gefährdung seines Prestiges keinesfalls dem Ruin ausgesetzt; häufig gilt hier der Satz: je ge meiner die Darbietung, desto besser das Geschäft. Obszöne Dinge und gefährlicher Schund finden leider immer ihr Publikum. Des halb ist die Polizeizenfur für die Tingeltangel niederer Gattung bei uns bestehen geblieben und ebenso die durch Sondergesetz ge regelte Kinozensur. Man sollte vielleicht auch verlangen, daß jene sogenannten Zeitungen, die sich mit übelsten erotischen Sen sationen befassen, unter eine besondere Polizeiaufsicht gestellt wer den. Diese Blätter richten bei dem großstädtischen Publikum, zumal sie meist in die Hände unreifer Personen fallen, schweren Schaden an, und es ist wirklich nicht einzusehen, was sie mit Zeitungs- und mit Werbefreiheit zu tun haben sollen, weil es ihnen durchweg trotz gegenteiliger Beteuerungen um die Enthüllung wahrhafter Tatbestände und um ernsthafte Stellungnahme zu den sexuellen Problemen überhaupt nicht zu tun ist. Was unter der Maske ehrlicher Werbearbeit nur durch Schmutzereien Geld verdienen will, sollte ebenso rücksichtslos bekämpft und an die Zensurkette gelegt