ISO fahrung, daß der Regierungsoffiziöse mit der schärfsten Kritik überhäuft und als unfähig hingestellt wird. Die Erklärung dafür ist im Grunde sehr einfach. Das Staatsoffiziösentum birgt eine Reihe unlösbarer Probleme in sich. Die ihm gestellte Aufgabe ist letzten Endes in idealer und absolut befriedigender Form un lösbar. Die regierungspolitischen Aufgaben der Staatsbehörde und aller mit ihr in mehr oder minder enger Verbindung stehen den Mithelfer schließen notwendigerweise Tendenzen in sich, die den inneren Richtgesetzen des Werbewesens nicht entsprechen. Eine Regierung will bevormunden', und zum Teil versucht sie es mit autoritärer Rücksichtslosigkeit. Aus Gründen der Staatsraison streitet sie Tatsachen ab, verschleiert sie Zusammenhänge. Um nicht von vorzeitiger Kritik gestört zu werden, hüllt sie ihre Politik in geheimdiplomatische Schleier. Die Offiziösen müssen daher den Zielen einer freien staatsbürgerlichen Meinungsbildung oft ent gegenwirken. Sie sind zu gewissen Unaufrichtigkeiten verpflich tet, die um so krasser wirken, weil man die Regierungsoffiziösen auch als Organe der Gesamtheit zu betrachten pflegt, während sie die Partei der herrschenden Gruppen vertreten. Wenn man die Schwierigkeiten des offiziösen Handwerks richtig würdigt, wird man es milder beurteilen und auch die tatsächlichen Erfolge im Dienste des Staatsganzen besser würdigen. Die bedeutendste Leistung, die das Offiziösentum im modernen Europa vorzuweisen hat, ist wohl die der „Liaison äo la presse", jener in Paris zentralisierten Propagandaorganisation der Ententestaaten während des Weltkrieges gewesen. Der Erfolg dieser Schöpfung beruht vielleicht weniger auf dem besonderen Geschick der mit diesem Werke betrauten Personen als auf den besonderen Zeitumständen und der besonderen Struktur der Auf gabe. Es handelte sich dabei nicht eigentlich um eine regierungs politische Werbemission, sondern um eine Kulturpropaganda und ein ausgesprochen internationales, also den Quisquilien der inneren Bürokratie entrücktes Beeinflussungssystem. Die Auf gabe der Liaison äs la presse bestand im wesentlichen darin, den Gedanken, daß die Ententemächte für die Rettung der Zivilisation kämpften, propagandistisch zur Geltung zu bringen. Die dem französischen Außenministerium lose angegliederte M. P. (Liaison cts la prosso) arbeitete praktisch hauptsächlich auf dem Wege einer