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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011113011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901111301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901111301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-11
- Tag1901-11-13
- Monat1901-11
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S0S2 liberalen Partei im Wahlkreise Wiesbaden für den national liberalen ReichStagScandidaten agitirt. Nach ihrer Gewohn heit knüpft sie hieran eine kleine Denunciation, indem sie schreibt: „Unsere Casseler Freunde, welche seinerzeit dem uationalliberalen Abgeordneten Endemann zur Stich wahl und damit zum Mandat verholfen haben, werden hieraus ersehen, daß die nationalliberale Gesammtpartei und nicht bloS die Wiesbadener Nationalliberalen den Besitzstand der freisinnigen Volkspartei angreifen, selbst auf die Gefahr bin, dadurch eine social demokratische Wahl zu ermöglichen." Zunächst meinen wir, daß die Parteien in Cassel sich um so weniger durch die Wiesbadener Vorgänge beeinflussen zu lassen haben werden, als dir Verhältnisse vollkommen anders liegen. Zn Cassel hatte die freisinnige Volkspartei bei den Wahlen von 1893 ganze 1639 Stimmen aufgebracht und stand damit an fünfter und letzter Stelle, während die Nationalliberalen nur um 400 Stimmen hinter dem couservativ-antisrmitischen Be werber, der in die Stichwahl und alsdann zum Siege ge langte, zurückstanden. Bei den Wahlen von 1898 hatte die frei sinnige Volkspartei demnach für sich selbst nickt die mindeste Aussicht und eS bandelte sich für sie nur darum, ob abermals der antisemitische Bewerber an Stelle des nationalliberalen in die Stichwahl gelangen sollte. Wenn sie lieber einen auf dem linken Flügel der nationalliberalen Partei stehenden Candidaten in die Stichwahl brachten, als einen anti semitischen Bewerber, so handelten sie nur in ihrem eigenen Interesse. Ganz anders ist die Sachlage in Wiesbaden. Hier handelt eS sich, nachdem infolge der Streitigkeiten im CeatrumSlager ein Erfolg deS CentrumS höchst unwahrschein lich geworden ist, lediglich darum, ob ein nationalliberaler oder ein freisinniger Candidat mit dem Socialdemokraten zur Stichwahl gelangt. Hätten die freisinnigen VolkSpartciler in Cassel auch nur annähernd dieselben Chancen für sich gehabt, wie dir Nationalliberalen in Wiesbaden, so würden sie nie daran gedacht haben, sofort den nationalliberale» Bewerber zu unterstützen, sondern sie hätten einen eigenen Candidaten ausgestellt. Dies wäre ihnen auch von Niemand verübelt worden, denn eS ist das gute Recht jeder Partei, wenn sie in einem Wablkreise Chancen besitzt, zunächst an sich zu denken und diese Cbancen auszunutzen. Dieses Recht kann um so eher auS- geübt werden, wenn, wie eS in Wiesbaden der Fall ist, die Aussichten de» Socialdemokraten dadurch um nichts verbessert werden. Denn wenn der freisinnige Candidat mit dem socialistischeo Bewerber in die Stichwahl kommt, so werden die nationalliberalen Wähler Mann für Mann für Herrn vr. Crüger eintreten, wenn auch vielleicht in der Hitze deS WahlzefechtS irgend etwas Anderes gesagt oder geschrieben worden ist. Die Bemerkung, daß die Nationalliberalen die freisinnige Candidatur selbst auf die Gefahr hin bekämpften, dadurch eine socialdemokratische Wahl zu ermöglichen, kann sich also nur darauf beziehen, daß die Freisinnigen in dem Falle, daß der nationalliberale Bewerber mit dem Socialisten in die Stichwahl kommt, den Socialisten zum Sieg« gelangen lassen würden, sei eS durch Stimmenthaltung, sei ,» durch directe Begünstigung. Diese Drohung braucht aber die Wiesbadener Nationalliberalen nicht zu schrecken, denn man hat in den letzten Jahren oft genug, wenn es zur Stichwahl zwischen einem Candidaten der reichSstädtischen Parteien und den Socialdemokraten kam, die Erfahrung ge macht, daß die freisinnige Wählerschaft sehr viel verständiger dachte, al» die „Freis. Ztg." und die Berliner Centralstelle der freisinnigen VolkSpart«; wir erinnern nur beispielsweise an Memel-Heydekrug. ä Berlin, 12. November. (Jubiläum.) Am Mitt woch, den 13. November, kann Chefredakteur A. Wynekenauf eine fünfundzwanzigjährige Thätigkeit als Leiter der „Königs berger Allg. Ztg." zurückschaucn, eines nationalliberalen Blattes, das im Osten unseres Vaterlandes in unermüdlicher politischer Pflichttreue auf der Hochwacht steht und in seinem zielbowußten Wirken dem Staatsgedanken in ebenso erhaltendem, wie fort schreitendem Sinne große Dienste leistet. Vor dem Namen einer .Tageszeitung treten in bescheidener Entsagung diejenigen persön lichen Namen zurück, deren Träger dem Blatte Geist und Charakter aufprägen. Wenn die „Königsberger Allg. Ztg." sich au.S kleinen Anfängen zu einer solchen publicistischen Höhe und Bedeutung aufgeschwungen hat, die sie in die vordersten Reihen unserer deutschen politischen Tagesblätter stellt, so gebührt bas Verdienst für diesen in zäher, harter Arbeit errungenen Ein fluß in erster Linie ihrem geistigen Leiter, Herrn Chefredak teur A. Wyneken. An dem Tage, der ein Vierteljahrhundert seiner Thätigkeit an dem von ihm geleiteten Blatte beschließt, darf man daher wohl einmal den publicistischen Brauch brechen und eingehender der Person des Chefredakteurs, als seines BlatteS gedenken. A. Wyneken wurde am 16. April 1848 zu Syke bei Bremen als Sohn des dortigen Amtsmanns Wyneken geboren. Seine Gymnasialbildung genoß W. in den Schulen zu Hrldeshcim und Lingen (Hannover). Nach dem Abrturium studirte er in Genf. Seine früh hervorgetretenen literarischen und journalistischen Neigungen und die Absicht, sich gänzlich dem Journalismus zu widmen, opferte er anfänglich dem Wunsche eines älteren Bruders, der als Chef eines großen Petersburger Bankhauses den überaus befähigten jungen Mann in seinem In stitute wirken zu sehen wünschte. So siedelte Wyneken für mehrere Jahre nach Petersburg über. In großen Bankhäusern zu BreS- lau und London vervollständigte er seine kaufmännische Ausbil dung. MS aber durch den Tod seines Bruders die Liquidation deS Petersburger Hauses erforderlich wurde, nahm Wyneken seine VieblingSidoe wieder auf: der Kaufmannsstand hielt ihn nicht länger — er wurde Journalist. Die ersten journalistischen Sporen verdiente sich Wyneken in Breslau an der dortigen „Schlesischen Prfse", einem damals dort bestehenden bedeutenden und vor- nchmen nationalliberalen Blatte. Am 13. November 1876 über nahm er die Leitung des „Communalblattes für Ost- und West preußen" zu Königsberg, eines kleinen Blattes, aus dem er die jetzige, so weit verbreitete und angesehene „Königsberger Allg. Ztg." sckmf. Selten hat sich eine Zeitung in wenigen Jahren so stetig und so rasch entwickelt, wie die „Königsberger Allg. Ztg " — Aus seiner kaufmännischen Zeit hatte Wyneken eine Reihe von Erfahrungen geschöpft, die ihm später sehr nützlich sein sollten. In der Organisation und Disposition zeigte er ein besonderes Talent und er hat Einrichtungen in der Verwaltung getroffen, die anderen Unternehmungen als Muster und zur Nachahmung dienten. — Aber nicht allein als Chefredakteur und Geschäfts führer der „Allgem. Ztg.", sondern auch in weiteren bürgerlichen Kreisen der Stadt Königsberg und der Provinz Ostpreußen hat Wyneken sich größtes Vertrauen und Achtung erworben. Gingen seine ersten politischen Anschauungen aus dem alten hannove rischen Nationalliberalismus hervor, so ist er dem Nationallibe- raliSmus stets treu geblieben und ein unerschrockener, vorwärts strebender Vorkämpfer desselben gewesen. Dem Parteigenossen zu seinem journalistischen Ehrentage unsere herzlichsten Glück- wünsch«! D Berit«, 12. November. (Telegramm.) Der Kaiser richtete an den Botschafter und Staatsminister Grafen ».Hatzfeldt-Wildenbruch bei dessen durch andauernde Kränk lichkeit herbeigeführten AuSscheidenausdemdiplo ma lischen Dienste folgendes Handschreiben: „Lieber Graf Hatzfeldt! Mit lebhaftem Bedauern habe ich aus Ihrem Gesuche vom 30. Oktober ersehen, daß Sie um Enthebung von Ihrem bisherigen Poften und um Versetzung in den Ruhestand bitten. Die Rücksicht auf Ihren leider nicht befriedigenden Ge sundheitszustand nöthigt Mich, diese Bitte zu gewähren. Es ist Mir aber ein Bedürfniß, Ihnen aus diesem Anlässe Meinen Kaiserlichen Dank auszusprechen für die ausgezeichneten Dienste, die Sie während Ihrer nunmehr 44jährigen amtlichen Tätig keit Meinen Vorjahren an der Krone, Mir und dem gesammten Vaterland geleistet haben. AlsGesandter in Madrid, sowie alsBot- schafter in Konstantinopel und vor Allem in London ist es Ihnen gelungen, sich das Wohlwollen der Monarchen und die Achtung der Regierungen, bei denen Sie beglaubigt waren, in so hohem Grade zu erwerben, daß Sic in der Lage waren, Meine Politik und die Interessen des Vaterlandes besonders erfolgreich zu ver treten und die gegenseitigen Beziehungen freundschaftlich und ver trauensvoll zu gestalten. Ihre Amtsthätigkeit als Staatssekretär und Staatsminister hat ein weiteres ehrenvolles Zeugniß fürJbre Geschäftskenntniß und hohe politische Begabung abgelegt. In dem Ich Ihnen, lieber Graf, als Beweis Meines Wohlwollens Meinen Verdienstorden der preußischen Krone verleihe und die Insignien desselben hiermit zugehen lasse, spreche Ich Ihnen die Hoffnung ans, daß es Gott gefallen möge. Ihnen nach einem arbeitsvollen Leben die wohlverdiente Ruhe noch durch lange Jahre zu gewähren. Neues Palais, 8. November. Wil helm, I. (Wiederholt.) D Berlin, l2. November. (Telegramm.) Der Kaiser hörte beute Vormittag von 9 Uhr ab den Vortrag des Chefs deS MilitärcabinetS Graf v. Hülsen-Häseler und daran anschließend diejenigen des Chefs des AdmiralstabeS der Marine v. DiederichS und deS CbesS des MarinecabinetS Frbr. v. Senden-Bibran. Um 12?/« Uhr nahm der Kaiser militärische Meldungen entgegen. (7) Berlin, 12.November. (Tele gr.)Die„Nordd.Allg.Ztg." bringt folgendes Dementi: Die von der „Neuen Freien Presse" gekrackte Meldung über einen für das kommende Frühjahr beabsichtigten Aufenthalt der Kaiserin in Abbazia wird uns von zuständiger Seite als unbegründet bezeichnet. V Berlin, 12. November. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Eine hiesige Zeitung bezeichnet unsere gestrige Mittheilung über den Vortrag des Reichskanzlers bet dem Kaiser, wie über eine Sitzung des Staatsministeriums als ungewöhnlich und schickt dem Ab drucke der betreffenden Notiz Andeutungen über lebhafte und stellenweise pikante Meinungsverschiedenheiten voraus, die bei der Beratbung des Zolltarifs in den Ausschüssen zwischen den Vertretern mancher Reichsämter und preußischen Ministern sich ergeben hätten. Wir stellen fest, daß nicht das Geringste vorgekommen ist, was diese Angaben rechtfertigen könnte. (7) Berlin, 12. November. (Telegramm.) Der VundcSrath ertheilte in seiner heutigen Sitzung dem AuS- schußantrage zur Vorlage betr. den Entwurf deS Zolltartf- GesetzcS nebst Zolltarif seine Zustimmung. Ebenso ertheilte er den Vorlagen betr. s. den Entwurf einer Verordnung wegen Inkraftsetzung deS Gesetzes über die privaten Ver- sichernngöunternehmungen vom 12. Mai I90l, und betr. d. den Entwurf einer Verordnung über das Inkraft treten der Unfallversicherung seine Zustimmung. (7) Berlin, 12. November. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgem. Zeitung" meldet: Im Reichs-Ver- sicherungSamte fand am 9. November die constitu- irende Genossenschaftsversammlung der vom BundeSratbe errichteten neuen Bernfsgenossenschaft für Gewerbebetriebe, welche sich auf die Ausführung der Schmiedearbeiten erstrecken, statt. ES nahmen 43 Ver treter des Schmiedehandwerkes aus allen Theilen Deutsch lands Tbeil. Nach eingehender Berathung gelangten die Vorschläge deü ReichSversicherungSamteS in allen wesentlichen Punclen zur Annakme. Die neue, das ganze deutsche Reich umfassende Berufsgenossenschaft erhielt den Namen „Schmiede - Berufögenosseuschaft" und wird ihren Sitz in Berlin haben. Es wurde beschlossen, vorläufig die Verwaltung der BerufSgenossenschasl einem Gesammtvorstande von 20 Mitgliedern zu übertragen. Die Ausdehnung der Versicherung auf die Unternehmer wurde in dem weitesten gesetzlich zulässigen Umfange beschlossen. L. Berlin, 12. November. (Privattelegramm.) Die «Berl. Börs.-Ztg." schreibt: Die Meldung vom Rücktritt des UnterstaatssckretärS Roth im Reich Samt deS Innern wird uns beute als zutreffend bestätigt, und zwar mit dem Hinzufügen, daß Differenzen persönlicher Art den Anlaß des Dienstaustrittes des Genannten bilden. Es handelt sich bekanntlich bei dieser Personalveränverung um den Chef eines Ressorts, in welchem Handels-Angelegenheiten, sowie das Bank- und Börsenwesen in erster Linie zur Er ledigung gelangen. — Eine große Protestversammlung gegen die Cbamberlain'schen Schmähungen, in der 5000 Per sonen anwesend waren, wurde gestern Abend in Hamburg abgebalten. In den letzten Tagen haben auch in Thüringen wieder zahlreiche Protestversammlungen gegen Chamberlain stattgefunden. Die Sprache, die in diesen Versammlungen geredet wurde, war zum Tbeil sehr erregt. — Eine Partei fast ausschließlich von Geistlichen und Lcbrern sind die Nationalsocialen. Zu ihrem Meeting in Frankfurt waren ausweislich deS parteiamtlichen Protokolls 115 Vertreter abgeordnet, darunter nicht weniger als 56 Geist liche, Lehrer und Redacteure. Dazu gesellten sich 7 Aerzte und Juristen, 6 Buchhändler und Druckereibesitzer und l3 Beamte. Was da für die anderen Berufsarten noch übrig blieb, läßt sich an den Fingern herzählen. — Ein vielgenanntes Berliner illuftrirte» Wochenblatt brilwt in seiner letzten Nummer ein Bild mit der Unterschrift: „Zur Bor- geschickte der Metzer Dischvssfrage: DaS Äaiserpaar als Gast deS Abtes Benzler in Maria Laach am 25. April 1901." Das Bild zeigt vor dem Kloster im Freien Len Kaiser, die Kaiserin, den Abt Benzler und den Grafen Mirbach. Am 25. April d. I. besuchte der Kaiier allerdings von Bonn aus Maria Laach, aber ohne die Kaiserin; mit dem Kaiser waren gekommen der Kronprinz, Prinz und Prinzessin zu Schaumburg-Lippe. Das Bild, das jetzt daS Berliner Blatt bringt, stammt aus dem Jahre 1897; damals waren der Kaiser und die Kaiserin nach großen Festlichkeiten in Bieiefeld und Köln von Schloß Brühl aus noch Maria Laoch gefahren. Tie wenigen Personen, dir bei dem diesjährigen Besuche des Kaisers zugegen waren, werden über das Bild nicht wenig erstaunt sein. In der zum Bilde gegebenen Er läuterung wird behauptet, daß der Kaiser sich in dem schön ge- pflegten Garten eine Zeit lang mit dem Abt allein sehr lebhaft unterhalten habe; man dürfe wohl onnedrnen, daß diese Unter redung aus die Neubesetzung des Metzer Bischofstuhles nicht ohne Einfluß gewesen sei. Eine solche Unterredung hat gar nicht slaltgesunden. Der Kaiser ging mit dem Abt, hinter ihnen in einer der höfischen Sitte entsprechenden Entfernung die übrigen hohen Hrrrlchaften, durch einen Theil de» Gartens, um die Begräbnißcapelle und eine zweite künstlerisch interessante Capelle zu besichtigen. Dabei unterhielt sich, wie au dem Tage noch be- stimmt bekannt wurde, der Kaiser mit dem Abt sehr lebhaft über künstlerische Fragen und über die Entwicklung de» Klosters und die Geschickte seiner Bauten. Die Metzer BilckosSsrage wurde während Le- ganzen Aufenthaltes deS Kaisers nicht berührt; sie bewegte sich damals noch in ganz anderen Bahnen, di« Candidatur Benzler kam erst viel später aus die Tagesordnung. Politische oder kirchenpolitijchr Fragen wurden bei allen Besuchen deS Kaiser- in Maria Laach nicht einmal gestreift. Da» würdig« Alter de» Bilde» und die geheimuiß» volle Unterredung passe» gut zusammen. („Köln. Ztg.") — Ein vorläufiger Entwurf von Vorschriften über die Einrichtung und den Betrieb gewerblicher Anlage», in denen Gummiwaareu unter Anwendung von Schwefelkohlenstoff oder durch Cblorschwefeldämpfe vulcanisirt werden, soll beute im Reichsamt des Innern einer Beratbung mit sachkundigen Arbeitgebern und Arbeitnehmern unterzogen werden. AuS den betheiligten Gewerbezweigen wurden ei« Fabrikant und ein Arbeiter au» Köln zu den Verhandlungen geladen. — Im Anschluß an unsere letzte Notiz über die vielen und hohen Spenden deS katholischen Bonifaciuö-VereinS an 16 Orte in Thüringen mit zusammen 57 000 .// sei noch mitgetbeilt, daß der Cassenbestand des Verein» 1899: 1 430 919 betrug, zu denen im Jahre 1900 als Ein nahme bei dem Generalvorstande 864 806 .E und bei den Diöcesan-Comilöö 1 783702 .L getreten sind, so daß die Gesammteiunahme die stattliche Höhe von 4 079 427 .// er reichte. Damit ist der Gustav Adolph-Verein beinahe um das Dreifache überflügelt. * Insterburg, 12. November. Oberleutnant Hildebrand, der Duellgegner deS Leutnants BlaSkowitz, soll der „Ostpr. VolkSztg." zu Folge um seine Versetzung in ein anderes Regiment eingekommen sein. Einstweilen hat er einen Urlaub auf unbestimmte Zeit angetreten und sich zu seinem Schwager nach der Oberförsterei Lindenberg begeben. (Boss.Ztg.) * Aus Ostvrentzen. Wie dem „Graudenzer Gesell." die Landwirthschaftskammer (Arbeitsnachweisstelle) für die Pro vinz Ostpreußen mittheilt, haben ihre Versuche, ost preu ßische Arbeiterfamilien aus den westlichen Jn- dustriebezirkcn nach der Heimath zurückzuführen, Erfolg gehabt. Der zweite Transport — etwa 120 Köpfe stark — ist Anfangs Oktober hier eingetroffen, und in folgenden Kreisen der Provinz sind Familien untergebracht: Fischhausen, Königsberg, Heilsberg, Labiau, Heiligenbeil, Gerdauen, Dar- kehmen, Insterburg, Lyck, Johannisburg, Rastenburg, Anger burg, Osterode, Friedland, Memel, Wehlau. Ein weiterer Transport trifft im November ein. Da zu erwarten ist, daß sich die Verhältnisse in den westlichen Jndustriebezirken noch weiter verschärfen werden und die Arbeitslosigkeit noch größere Ausdehnung annehmen wird, beabsichtigt die Land wirthschaftskammer, in den ersten Monaten des kommenden Jahres noch weitere Versuche der Zuriickführung zu machen. Augenblicklich liegen jedoch bereits so viele Bestellungen vor, daß weitere Aufträge vorläufig abgelehnt werden müssen. (7) Hamburg, 12. November. (Telegramm.) Zum Cbes deS Statistischen Amtes an Stelle vr. v. Schee l'S wird, wie der „Hamburgische Correspondent" berichtet, Geh. Ober-NegierungSrath vr. Wilhelmi aus dem ReickSamte deS Innern berufen. Dem Vernehmen nach ist seine Er nennung unter Beförderung zum kaiserlichen Präsidenten erfolgt. (Wiederholt.) (7) Hamburg, 12. November. (Tel. d. W. T.-B.) Neuer dings wendet sich der in Aquidania (Matto Grosso) in Brasilien als AuSwanderungSageut tbätige Carlos Rottenberger unter verlockenden Vorspiegelungen an auS- wanderungSlustige Personen in Deutschland, um sie zur Auswanderung nack Brasilien zu bestimmen. Nach einer auS zuverlässiger Quelle stammenden Mittheilung muß Rottenberger aber mit dem größten Mißtrauen begegnet werden, und eS ist den Auswanderungslustigen entschieden davon abzurathen, sich mit diesem Manne einzulafsen. Ueberbaupt wird vor einer unüberlegten Auswan derung nach Brasilien, iusbesondere aber vor den hier für tbätigen Werbeagenten von allen in Betracht kommenden Stellen und Personen gewarnt. Braunschweig, 11. November. Auf Veranlassung des Gemüsebauvererns im Herzogthum hatte der Vorstand des Land- wirthschaftlichen Centralo-reins das Staatsministerium ersucht, geeignete Maßregeln zur Bekämpfung der Spargelschäd linge (Spargelrost und Spargelfliege) auf gesetzlichem Wege zu erlassen und zu diesem Zwecke den Reichskanzler zu b'ttrn, die biologische Abtheilung des kaiserlichen Gesundh. amtes zu Berlin mit der fraglichen Untersuchung zu betrauen. Auf Grund der Ergebnisse einer Berathung von wissenschaftlichen Sachver ständigen des Reichsgesundheitsamtes und einer hier eingesetzten Commission, sowie weiterer Berathungen hat nun, wie die „Magdeb. Zeitung" mittheilt, das herzogliche Staatsministerium den Entwurf eines Gesetzes ausgearbeitet, durch das in der Hauptsache Folgendes bestimmt werden soll: 1) Das Spargelkraut auf sämmilichen Spargelculturen des Landes ist im Herbst eines jeden Jahres,- und zwar spätestens bis zum 15. November, möglichst tief unter der Erde — nicht unter 10 Centimeter — abzustechen und hierauf an Ort und Stelle zu verbrennen; 2) Spargelkrauttheile, die danach noch auf und zwischen den Spargelbeeten verbleiben, sind durch Abbrechen, Ein eggen, Umzraben u. s. w. gründlich in die Erve zu bringen und so ausreichend mit Erde zu bedecken, daß sie keinesfalls sichtbar sind; 3) es ist bei Strafe verboten, Spargeltraut oder Theile desselben vom Felde zu entfernen. Ausgenommen sind nur die Beeren zur Samengewinnung. Dieser Entwurf soll dem nächsten Landtage zur Berathung zugehen. G Cassel, 12. November. (Telegramm.) Die Maschinen- sabrtk Henschel L Sohn LberwieS heute anläßlich des Geburts tages der Frau Geheimrath Henschel den Beamten und Arbeitern 300 000 * Hanau, 1l. November. Auf der Tagesordnung für die nächste St adtverordnetenversammlung ist auch die Bewilligung von 20 000 .L zur Inangriffnahme für Straßenbauten zwecks Beschäftigung von Arbeitslosen vorgesehen. (Frkf. Ztg.) * Aus Heften, 11. November. Zur Haftpflicht der Lehrer erließ das hessische Ministerium ein Ausschreiben an die Kreisschulcommissionen, dem wir den folgenden PassuS entnehmen: „Wir weisen ausdrücklich darauf bin, daß nach dem im Großberzogthum Hessen geltenden Reckte die Gefahr, weben unbegründeter Ansprüche aus Anlaß der amtlichen Thätigkeit gericktlich belangt zu werden, aus ein sehr geringes Maß zurückgeführt ist. Nach Art. 77 des hessischen AuSführungSgesetzes kann nämlich ein Lehrer nie ohne Weiteres, sondern erst dann strafrechtlich oder civil- rechtlich verfolgt werden, wenn entweder vor dem Ver- waitunzSgerichtShofe Vorentscheidung dabin getroffen worden ist, daß der Lehrer sick einer Ueberschrcitung seiner AmtS- befugniß oder der Unterlassung einer ihm obliegenden Amts handlung schuldig gemacht hat, oder das dem Lehrer vorge setzte Ministerium erklärt hat, daß eine solche Vorentscheidung nicht verlangt wurde." Das AuSschrriben weist dann darauf hm, daß etwaige Besorgnisse, als sei durch das bürgerliche Gesetzbuch die Haftbarkeit der Lehrer verschärft worden, nicht berechtigt seien. * AnSdach, 11. November. Die Buchdrucker-Ge hilfen in Ansbach haben erklärt, daß sie „wegen Ungunst der Zeiten" auf eine Erhöhung deS LocalzuscklageS verzichten. Sie fürchten nämlich, daß sonst viele Ansbacher Druckaufträge an Nürnberg verloren gehen würden und sie ihre Stellungen verlieren könnten. (Frkf. Ztg.) * München, 11. November. Bei der Berathung des Mili täretats in der Abgeordnetenkammer wendete sich der Centrumsabgeordnete Aigner auch gegen die bekannte Aeußerung de» englischen Minister» Chamberlain, daß sich di« Engländer nur die Deutschen von 1870/71 zum Dorbild nähmen. Redner verlangte von der bayerischen Regie run g, daß sie gegen diese Aeußerung im Interesse der Feldzugs soldaten auftrete. Der Kriegs Minister, der allein von den Ministern anwesend war, ergriff das Wort nicht mehr. Oesterreich-Ungarn, vfstetöse Organe. * Wien, 12. November. (Telegramm.) Zum Vor stande des „K. K. Telegr. Correspondenz-BurrauS" ist der Ministerialsekretär im Ministerium des Innern Karl Ritter v. Fabrizi unter Beförderung zum SectionSrathe ernannt worden. (Wiederholt.) * Wien, 12. November. (Telegramm.) Der Vorstand des ,F. K. Telegraphen-Correspoudenz-BureanS", Hofrath Hahn, welcher au» Gesundheitsrücksichten au» diesem Amte scheidet, ist vom Kaiser durch Verleihung deS Ritterkreuzes deS Leopold-Orden» ausgezeichnet worden. Hofrath Hayn übernimmt wieder die Leitung der „Politischen Cor« rcspondenz", die er auch vor seiner Berufung an die Spitze des „K. K. Telegraphen - Correspondenz - Bureaus" inne hatte. Niederlande. * Haag, 12. November. (Telegramm.) Da» Unwohl sein der Königin, da» sie nöthigte, da» Zimmer zu hüten, ist nahezu gehoben. Orient. Beilegung de» LonfltctS. * Konstantinopel, 12. November. („Wiener Telegr. Corresp.-Bureau".) Die Frage der Entschädigung des sranzösiscken Staatsangehörigen Bavreal, des Concessionär» der Sümpfe von Ada-Bazar, ist in den Frank reich gemachten Zugeständnissen nicht enthalten, da ein lieber- einkommen in dieser Frage zwischen der Pforte und Bavreal vor dem Abbruche der Beziehungen zwischen der Türkei und Frankreich getroffen worden war. Die Quaigesellschaft wurd endgiltig in Besitz der Reckte gesetzt. Was daS zwischen der Pforte und der Ge sellschaft direkt getroffene Abkommen betreffs des Rückkaufes des Quais durch die türkische Regierung innerhalb deö Zeitraumes eines Jahre» anlangt, so bildete dieses Ueber- einkommen in keiner Weise den Gegenstand deS ConflicteS. Die Schuldforderung Lorando'S im Betrage von 344 445 türkischen Pfund wird in Monatsraten von 21 000 türkischen Pfund, vom April nächsten Jahres ab angefangen, und die Schuldsorderung Tubini'S im Betrage von 160 000 tür kischen Pfund gleickfalls in Monatsraten von 10 000 Pfund durch eine Anweisung auf die Zölle bezahlt werven. * Pari», 12. November. (Telegramm.) Im heutigen Ministerr athe gab der Minister de» Auswärtigen Del- casse nähere Erläuterungen über den AuSgang des französisch türkischen ConstictS und bestätigte, daß der Sultan die Forderungen Frankreichs hinsichtlich der gesetzlichen Anerkennung der französischen Anstalten in der Türkei angenommen und die diplomatischen Beziehungen wieder aus genommen habe. Amerika. Die centralamerikanischen Wirren. * Reto Kork, 12.November. (Telegramm.) „New Aork Herald" bericklet auS Bogota: Columbien hat die von dem diesigen chileniscken Gesandten angebotrne Vermittelung Chiles angenommen. Präsident Castro erwiderte auf das ihm telegraphisch übermittelte Angebot des chilenischen Gesandten, er nehme eS unter der Bedingung an, daß Columbien genügende Vollmachten aiebt und seine, Castro'», Antwort an den panamerikanischen Congreß nicht ver gißt, in der er sich Genugtbuung und Bezahlung der durch den Einfall verursachten Schäden ausbedingt. Der Präsident von Columbien, Marroquin, erwiderte auf den Vermittelungsvorschlag deS panamerikanischen CongrefseS, Columbien wünsche eine freundsckastliche Erledigung seiner Beschwerden, die sich lediglich gegen Vie Regierung Castro'S richtete. Columbien bat 16 000 kürzlich bewaffnete Soldaten als Schutz an ver venezolanischen Grenze stehen. * Rrw Kork, 12. November. (Telegramm.) Nach eiuer Me.ldung deS „New Aork Herald" auS Bogota weigerte sich am 25. Oktober eine Schildwacke am Tequen- dama-Falle, den Paß deS Gesandten der Vereinigten Stasten, Hart, anzuerkennen, und schoß auf ihn. Der Gesandte sei nicht verletzt worden. Die Schildwache fr» von der colnmbischen Regierung bestraft worden. Manne. D Berlin,'12. November. (Telegramm.) Die „Norddeutsch« Allgem. Ztg." schreibt: Bezüglich deS Festkommrn» de» neuen Linienschiffe» „Kaiser Karl der Große" in der Elbe ist von einem Berliner Blatte die Ansicht geäußert worden, daß die Führung deS Schiffes in der Hand von Seeofficieren gelegen habe. Dem gegenüber ist feftzustellen, daß da» Schiff noch nicht von der Privatwerft von Blohm L Boß selten- der Marine- Verwaltung übernommen worden ist. Die Urberführung de» Sckiffes nach der See lag daher lediglich in den Händen eiuer Privatwerst. Wie lange sich der Termin der Indienststellung de» Schiffes infolge des eingelretenrn Unfalles hinausziehrn wird, steht zur Zeit noch nicht fest. D Berlin, 12. November. (Telegramm.) S.M.S.„Hertha" mit dem Chef de» Kreuzrrgeschwoder» Bicradmiral Bendemann an Bord, ist am 12. November in Tsingtau eingetroffen. S. M. S. „Kaiserin Augusta" ist am 12. November von Wusung nack Hongkong in See gegangen. S. M. SS. „Ulan" und „Hay" sind am 10. November von Cuxhaven in See gegangen und Abend» dorthin zurückgekehrt. S- M. S. „MarS" ist am 10. November in Helgoland eingetroffen. S. M. S. „Weißenburg" ist am 11. November von Wilhelmshaven nach Kiel in See gegangen. S. M. S. „Brummer" ist am 11. November in Helgoland «in- getroffe». S- M. SS. „MarS" und „Brnmmer" sind am 11. November von Helgoland nack Wilhelmshaven in See ge gangen. E. M. CS. „Hagen" und „Carola" sind am II. November von Kiel in See gegangen. Poststation für S. M. S. „Carola" ist vom 11. bi» 14. November Gjenner, dann Kiel, für S. M. S. „Blöcker" und S. M. Torpedo boote „8 34" und „8 40" vom 13. November ab FlrnSbura. S. M. SS. „Victoria Louise", „Hela", „Kurfürst Friedrich Wilhelm" und „Kaiser Friedrich III." sind am I I. November von Kiel in See gegangen, S. M. S. „Hela" ist Nachmittag» nach Kiel zurückgekehrt. Die ^-Torpedoboot»» Division ist am 11. November von Swinemünde in See ge gangen. Ter heutigen Gesammtauflage liegt ein Prospekt der Anna PH. Brand L Ca., Berlin, Neue Friedrickstr. 44 bei, betreffend Berkaus der Weinbestände auS der ConcurSmassr Weckbrcker Nachlaß, Honuef a. Rhein. Der vereidigte Chemiker und Sachverständig« der Königl. Land- und Amtsgerichte I und II Berlin, Herr vr. «. Burkhardt, 8.VV., Alte Jakobstr. 172, schreibt: Bon der Laminat G m. b. H. wurde mir «in Reinigung-mittel für Teppiche und Möbelstoffe zur Prüfung auf Wirkung und Eigenickasten übergeben, und kann ich aus Grund zahlreicher und eingehender Versuche Folgende- bestätigen: Trotz der einfachen Anwendung-weise de» Präparat» war di« reinigende Wirkung eine sehr große, so daß die Farben in augenfälliger Weile wieder bervortroten. I» keinem Falle wurden selbst bei Teppichen geringerer Qualität die Farben angegriffen, da da» Präparat keinirlei ätzende vestandthrile enthält. Die Zusammensetzung de« Präparat« bewirkt eine gleichzeitige DeSinfeclion der mit ihm behandelten Teppiche, Möbelstoffe »c. Die ermittelten Eigenschaften und Wirkungen lassen da» genannte Präparat als durchaus zweckdienlich und empfehlen»« werth erscheinen. gez vr. vnrilbeirev. TeMchreinigimgsmittel Fensterreinigungsmittel Hehrmehk Glänzende Zeugnisse. Zu haben in allen Droguen- und Teppichgeschästrn. Generaltzertrieh ckh v«r«ul»»k» in PlEßtnitz. Tel. 6l82.
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