Genosse Karl Schilbach Lassen wir den nunmehr 83jährigen Arbeiterveteranen Karl Schilbach berichten: Im Jahre 1894 — Karl Schilbach war gerade 17 Jahre alt — kandidierte der bekannte sozial« demokratische Arbeiterführer Alwin Gerisch als Abgeordneter für den Wahlkreis Plauen« Oelsnitz im Reichstag. Unter der Leitung eines erfahrenen Genossen verteilte Karl Schilbach mit gleichgesinnten Jugendlichen Flugblätter, in denen die Markneukirchener Bürgerschaft aufgerufen wurde, ihre Stimme Alwin Gerisch zu geben. Viele Einwohner nahmen die Flugblätter wohlwollend in Empfang. Weniger gerne gesehen waren die munteren, aufgeweckten Burschen bei der Polizei, die es jedoch nicht fertig brachte, einen der Jungen zu fangen. Das Parteilokal der SPD war das Bergschlöschen. Hier wurde oft bis weit in die Nacht hinein diskutiert und gestritten. Bis zum ersten Weltkrieg war es den Frauen verboten, an Partei« Versammlungen teilzunehmen. Dafür aber safien immer einige Polizisten im Versammlungs« raum, um nach dem Rechten zu sehen. Erst nachdem der offizielle Teil der Versammlung beendet war, verlieben die Hüter des Gesetzes das Lokal, und die Frauen der Genossen durften eintreten. Dafi jetzt erst die eigentliche Versammlung, der Gedankenaustausch, begann, braucht wohl nicht erwähnt zu werden. Nach dem ersten Weltkrieg waren über 100 Frauen Mitglied der SPD. Die vergangenen Kriegs« und Nachkriegsjahre hatten den Frauen gezeigt, dafi auch sie tatkräftig am politischen Leben teilnehmen müssen. Die Frau des Genossen Schilbach — selbst Mitglied der SPD - war die erste Schöffin in Markneukirchen. Er selbst war Geschworener am Schwurgericht in Plauen. Nach der Machtübernahme durch Hitler im Jahre 1933 brachen schwere Zeiten für alle fortschrittlich Denkenden an. Die Organisationen der Arbeiter wurden verboten. Genosse Schilbach nahm aber auch jetzt noch am politischen Leben teil. Auf Schleichwegen - oft unter 56.