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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020801020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902080102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902080102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-08
- Tag1902-08-01
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Volkswirtschaftlicher TI,eil des Leipziger Tageblattes. Llle für Liesen Theil bestimmten Sendungen sind »u richte» an dessen verantwortlichen Redakteur L. «. Laue in Leipiig. — Sprechzeit: nur von 10—11 Uhr Bonn, und von 4—5 Uhr Nachm. Die Syndicate. In der Zolltarif-Commission gab bei der Bcralhung über den Roheisenzoll der Handelsminister Möller die Erklärung ab, daß die verbündeten Regierungen sich zu einer Herabsetzung der Roheiscuzöüe nur bereit siuden lagen würden, wenn das Ausland entsprechende Zugeständnisse machen vder unsere Syndikate neuen Mißbrauch treiben würden. Daß die Syudicale Mißbrauch mit ibrer Macht getrieben baben, ist seitens der Regierung noch nie so unumwunden ausgesprochen worden. Früher ist die preußische Regierung den Sundieaten sehr eutgcgeugetommeu. Tas Kohlcnsyndicat hätte z. B. nicht gegründet werden können, wenn nicht der frühere Minister v. Maybach die Schwierigkeiten, die seiner Errichtung im Wege standen, beseitigt hätte, und das Schicnencartel Hütte nie den Einfluß erworben, den cs thatsächlich seit Jayrzehntcn nusübt, wenn nicht die Staatseisenbahnvcrwalkung sich seinen Ab machungen und Preisnorinirungen gefügt hätte. Ter preußische Handelsminister kennt die Tbäligkcit der Syndikate von seiner früheren industriellen Thätigkeit her sehr genau, viel besser, als sie irgend ein Vortragender Rath seines Ministeriums kennen kann. Wenn er offen anerkennt, daß Syndikate Mißbrauch ge trieben haben, so hat er auch Mittel in der Hand, wenigstens einem Theil von ihnen, namentlich denen der Großindustrie, bis zu einem gewissen Grade cntgcgcnzutrcten. Wenn freilich die Regierungen dabei beharren, daß die Industrie noch mehr als im geltenden Zolltarif geschützt werden müsse, so stärken sie lediglich die Macht der Syndikate. Sehr erfreulich ist es, daß diejenigen Kreise, die die Macht der Syndikate unmittelbar verspüren, sich mehr und mehr mit diesen und ihren Einrichtungen beschäftigen. Tic Umfrage des Deutschen Handelstagcs bat schon eine Reihe Handelskammern zu Aeußerungen veranlaßt, und auch sonst erheben sich aus kauf männischen und industriellen Kreisen bcachtcuswerthe Stimmen. So ist kürzlich im Verlage von Gottl. Schmidt in Remscheid eine Broschüre „Deutschland am Scheidewege, ein letztes Wort zur wirthschaftlichen Klärung", erschienen, deren Verfasser Heinrich Bäcker Inhaber eines großen Exporthauses in Remscheid ist. Er unterzieht das geschäftliche Gebahren der für die Kleineisen- und Stahlindustrie in Betracht kommenden Syn dikate einer scharfen Kritik und tadelt vor Allem die Praxis, die Produkte ihrer Mitglieder, die sie den inländischen Ver brauchern zu hohen Preisen verkaufen, dem Aus lande zu S ch l e u d e r p r e i s e n zu liefern. Wie es dabei zugeht, mag man aus folgendem Satze der Broschüre entnehmen: „Man sendet die Maaren von Deutschland zu billigen Ex portpreisen z. B. nach Holland oder einem Freihafen, uiid der deutsche Wiedcrkäufcr findet noch mehr Vortheil, diese nach Holland verschleuderte Waare zu kaufen, dem ersten Käufer in Holland seinen Nutzen zu gewähren und Zoll und Rück fracht zu bezahlen, als —die gleiche Waare — aus der Fabrik vor seiner Thür, d. i. voni Syndikate, zu nehmen." Ter T r ä g e r - V e r b a n d hat für seine inländischen Ab nehmer, wie Herr Bäcker erzählt, folgende Bedingungen fest gestellt: „Für jede laufende Anfrage oder Bestellung behalten die Werke sicy Angabe der Lieferfristen vor, die nach bestem Er messen nach Maßgabe der Fabrikation erfolgt. Eine Ver bindlichkeit über die Einhaltung dieser Fristen wird, falls die Fabrikation cs nicht zuläßt, hierdurch in ch t über- nomm e n, und es ist ein Verzug a u s g e s ch lo s se n, so lange nicht eine Liefcrungsmöalichkcit nach Maßgabe der Fabrikation eingetrctcn ist. Frühere Aufforderungen und Verzugsetzungen sind wirkunaslos." Ter Käufer soll sich hiernach ganz in die Hand des Syndikats begeben, aber nur der Käufer im Jnlandc. Dem auslän dischen Käufer, dem die Waare fast um ein Drittel billiger geliefert wird, werden bestimmte Lieferungsfristen bewilligt und innegc halten. Die Bevorzugung des Auslandes wird auch durch die Vergütungc n erhöht, die die Syndikate für Draht, Kohlen, Coaks, Roheisen u. st Io. für Maaren gewähren, welche erportirt werden sollen. InDüssel- dorr ist von den Syndikaten ein besonderes Bureau errichtet worden, das die Ausfuhrvergütungen regelt und be rechnet. Tie Vergütung wird nur gewährt, wenn Kohlen und der gcsaminke Rohstoff ausschließlich vom rheinisch-westfälischen Kohlcnsyndicat, vom Nohcisensyndicat und vom Halbzeugver- bande, Walzdraht nur vom Verbände deutscher Drahtwalzwerke bezogen werden, außerdem muß der die Ausfuhrwaarc liefernde Industriezweig zur Aufrechterhaltung und Hebung seiner Aus fuhr die Nothwcndigkcit der Unterstützung Nachweisen. Die Ab rechnungsstelle behält sich ferner das Recht vor, durch einen ihrer Beamten bei Demjenigen, welcher Ausfuhrvcrgütung beziehen will, Einsicht in sämmtliche einschlägigen Bücher und Brief schaften zu nehmen. Die Zustände, die sich herausgcbildet haben, lassen das Ver langen nach einem Einschreiten der Gesetzgebung immer lauter werden. Auch Herr Bäcker spricht cs aus, er unterbreitet der Oesfcntlichkcit auch eine Reihe Vorschläge, von denen schon aus dem Grunde, weil sie aus der Feder eines im Geschäftslcben stehenden und über reiche Erfahrungen verfügenden MauneS Kämmen, auch Diejenigen gern Kcnntniß nehmen werden, die der Ansicht find, daß dem Beschlüsse darüber, ob die Gesetz gebung eiusthrcitcn solle, eine eingehende, unparteiische, das ganze Feld der Thätigkeit der Syndikate und sonstigen Preisvereinigungen umfassende Untersuchung - Vorbeigehen muffe. k. E. Vermischtes. 8 Liebertwolkwitz, 1. August. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Juli 1902 1461 Einzahlungen im Betrage von 212 867,77 bewirkt, dagegen erfolgten 587 Rückzahlun gen im Betrage von 166 629,43 »kk. Ausgestellt wurden 216 neue Bücher, erloschen sind 109. Verzinsung der Einlagen mit 3'/- Proc. -o- Ans dem Elbthale, 31. Juli. Tie Bedürfnisse der Schiff fahrt erfordern die stete "sorgfältige Instandhaltung der Fahrt rinne wie überhaupt die Befreiung des Strombettes von Hinder nissen, die nach Umständen der Schifffahrt gefährlich werden tonnen. So sind gegenwärtig wieder gegenüber der Station Hirschmühle Strinhebeardeiten im Gange, zu deren Ausführung die Tauchermaschinc an Ort und Stelle gebracht wurde. Wie man Weitz, genießt Sachsen den Ruf, daß diese Strompflege innerhalb der wcißgrünen Grenzen eine besonders umsichtige ist. *— Sächsischer Militär-Lebenöversicherungs-Bercin zu Dresden. Dieser im Jahre 1875 gegründete Verein tritt jetzt mit seinem 26. Rechenschaftsbericht vor die Ocfscntlichkcit. Die im verflossenen Geschäftsjahre erzielten Erfolge sind trotz der so ungünstigen Lage der ivirthschaftlichen Verhältnisse als durchaus erfreulich zu bezeichnen. Ter VersicherungSbcstand er höhte sich auf 49 011 Policen mit über 12 193 474,48 .// Vcr- sickscrungssumme. Die Einnahmen betrugen insgesammt 602 300,52 die Ausgaben 267 014,57 .//. Von dem er zielten Uebcrschusse an 335 285,95 «<k wurden 260 482,52 zur Erfüllung der Prämienrcservc benutzt, außerdem aber auch die übrigen Reserveconten wesentlich verstärkt. Die Prämicn- rcserve hat die volle rechnungsmäßige Höhe von 1 919 268,40 Mark erreicht. Das von jeder Belastung freie Vermögen des Vereins betrug am Schluffe des Berichtsjahres 2 165 470,73 <// und wird dasselbe in der denkbar vorsichtigsten Weise verwaltet. Tic Sicherhettsgewähr ist bei dem Vereine somit eine vollständige und ebenso gewisse, wie bei jeder anderen namhaften deutsck-cn (Gesellschaft. Welche Fülle von Segen der Verein spendet, ist daraus zu ersehen, daß er im Berichtsjahre für durch Todesfall fällig gewordene Versicherungen u. s. w. 161 100,03 ,</, seit seinem Bestehen aber 1 251 590,82 an seine Mitglieder bezw. deren Hinterbliebene zur Auszahlung gebracht hat. Es ist dies eine Leistung, auf die der Verein mit freudigem Stolze blicken kann: wie manche Sorge mag mit diesen Zahlungen gehoben, wie manche Thrnne getrocknet worden seinl Ter Verein, der am Anfänge dieses Jahres eine bis zu 24 Proc. ansteigende Divi dende gewährte, kann Jedermann wärmstens empfohlen werden. *— Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen de« Königreichs Sachsen. Zur Aus fcrtiaung von Schaum weinbegleitsch einen sind alle Aemter, in deren Hebebezirken Schaumwcinfabrikcu und Fabriken von schaumweinähnlichen Getränken vorhanden sind, und zur Erledigung von Schaumwcinbeglcitschcincn olle AmtS- stellen ermächtigt worden, die die Befngniß zur Erledigung von Zollbegleitscheinen I besitzen. — Tein Stcueramtc Bischofs werda im Hauptzollamtsbczirke Bautzen ist die Befngniß zur Erledigung von Vcrsendung-scheinen kk über inländischen Tabak beigelegt worden. r Nach einer Mittheilung der könial. sächsischen Regierung versendet der Pächter der königlichen Wrinbergdomäne in Niedcrpoyritz bei Dresden Moritz Schüller, der bisher ein Malzsurrogat unter dem Namen „süßer Weizcnmalzcxtract" oder „Süßbierextract" in den Handel brachte, neuerdings unter ter Frachtbricfbczcichnung „Chemikalien, nicht feuergefährlich" an Brauereien ein Extrakt — Methotextract genannt —, welct)es dem fertigen Bier auf den Transvorlsässcrn zugesetzt werden und dem früheren Wcizcnmalzcrtract im Geschmack und Aroma gleichkounnen soll. Wie jetzt feftgestellt worden ist, enthält das Metholcrtract künstlichen Süßgoff fSaccharin»; seine Ver wendung bei der gewerbsmäßigen Hcrflellung von Bier ist da her nach 8 3 Ziffer 1 des Reichsgcsetzes, den Verkehr mit tünst- lichcn Süßstoffen betr., vom 6. Juli 1898 überhaupt ver boten. Tie Zoll- und Steucrftellcn sind mit Anweisung ver sehen worden. Berlin, 31. Juli. Die Vorbereitungen für ein Syndikat der deutschen Linoleumfabriken sind nunmehr so weit gediehen, daß die Grundbedingungen fesigesrellt werden konnten. Wie der „Cvnfectionair" erfährt, ist neben einer maßvollen Preispolitik eine Cvutiugentiruug des Absatzes vorgesehen, die für jede ein zelne Faoril dein Umfange der von ihr in den letzten Jahren erzielten Umsätze an regulärer Waare unter Ausschluß von Partiewaare entspricht. - Berlin, 31. Juli. Ter Vorschlag für eine Bindung der Spiritusprodurtion ,m nächsten Jahre, deren Zweckmäßigkeit und Nothwcndigkcit an dieser Stelle bereits gekennzeichnet wurde, wird von einem Eoinit^ von etwa 300, fast ausschließ lich dem Verwerthungsverbande deutscher Spiritusfabrikanten angehörigen Brennern vertreten. Tie geistige Urheberschaft für diesen Vorschlag wird aber von dem Spiritussyndicctt kaum in Anspruch genommen werden können. Der Anstoß wird weit eher auf diejenige Gruppe von Brennern zurückzuführen sein, die sich dem «yndicatc bisher ferngchaltcn hat, gerade aus dem Grunde, weil dessen Verfassung und Vertragsgrundlagen den Anhalt für eine Regelung der Production nicht bieten. Dieser Gegensatz der Anschauungen hat, wie weiteren Kreisen noch er innerlich sein dürfte, schon zur Zeit der Gründung des Spiritus- iyndicats zu einer lebhaften Polemik zwischen den Syndikats brennern und jener dissentircndcn Gruppe geführt. Die Er örterung hierüber wurde in der Confcrenz, welche am 3. De- cembcr 1901 im Landwirthschaftsministerlum über die Lage des Brennereigcwerbes stnttgefunden hat, durch eine Auseinander setzung zwischen Herrn zu Putlitz, Gr.-Pankow, als Ver treter des Syndikats, und Herrn von Tiedemann- See heim fortgesetzt. Dort führte der Letztgenannte aus, daß der Mangel einer Productionsbindung innerhalb des Verwerthungs- unternchmeus den eigentlichen Grund für die Nothlage des Brcnnereigewcrbes und für den Rückgang des SpirituHreises bilde. — Es muß die Interessenten, welche auf dem Stand punkte des Herrn von Tiedemann stehen, mit einer ge wissen Gcnugthuung erfüllen, daß ihre Gedanken jetzt von dem Syndikat ausgenommen und in die That umgesetzt werden. Wenn der Vorschlag einer Productionseinschränkung zur Ausführung gelangt, woran bei der wirthschaftlichen Zweckmäßigkeit eigent lich kaum zu zweifeln ist, dann wird cs sich auch erweisen, daß erst auf diesem Boden das Brcuncrcigcwcrbc sich wirklich mit voller Eiumüthigkcit zusamincufindet. Thatsächlich liegt hierin auch die Voraussetzung für das Zustandekommen des Projektes, da ohne die sogenannten „außenstehenden" Brenner die ge forderte Mindcstbethciligung nicht erreicht werden würde. Wie wohl die Bindung sich nach dem Vorschläge auf ein Jahr be schränkt, so wird doch damit der Beweis für die grundsätzliche Berechtigung der Forderung einer Productionsrcgulirung er bracht. Es darf aber auch praktisch daran die Erwartung ge knüpft werden, daß der erzielte Erfolg eine gewisse erziehliche Wirkung auf das Brcnnercigewcrbe ausüben und die Neigung zu einer übermäßigen Ausdehnung der Production auch für die Folge zurückdräugen wird. Insoweit bietet diese vorübergehende Bindung die Aussicht auf einen dauernden Nutzen. *— Teuische Anleihen. Tein „B. B.-C." wird von verläß licher Seite bestätigt, daß, soweit sich die Verhältnisse heute über sehen lassen, die Ausgabe neuer Anleihen kaum vor dem nächsten Jahre und auch dann nur in einem mäßigen Umsange erfolgen wird. Für Preußen sollen vorläufig nur 125 Mill. Mark ledig lich zum Zwecke von Eisenbahu-Crediten und für das deutsche Reich etwa 180 Mitt. Mark in Frage kommen. *— Reichsstcmpelabgabc. (ReichSgcrichtScnkscheidung des II. Strafsenats vom 30. Mai 1902.) Eine Verletzung mate rieller Rechtsnormen läßt das angefochtene Urthcil nicht er kennen. Wenn die Revision den 8 22t pes Strafgesetzbuchs des halb als verletzt ansehen will, weil der Begriff der „Dessen t- lichkeit" in unrichtiger Weise bcurtheill sei, so ist die Rüge in dieser G e st a l l u n v e r st ä n d l i ch, da die „Lcffent- lichkcit" nicht zu den Thalbestandsmerkmalcn des 8 284 a. a. O. gehört. In Ansehung des Vergehens gegen das Reichsstempel gesetz aber ist die Oeffcntlichkctt des Wetlunlernehmens be- dcntenfrei feftgestellt. Seitens der Angetlagten war in dieser Beziehung „enigcwendet", daß sic nur von einem individuell be grenzten iireise von Bekannten Wetten auf lausende Pserde an genommen habe; der Vorderrichlcr Hal aber diesen „Ein wand " für unzutreffend erklärt, weil die Angeklagte ihrer eigenen Angabe nach die bei ihr Setzenden gar nicht näher, nicht einmal dem Namen nach, sondern von der Rennbahn her oder aus der Gastwirthschaft ihres Ehemannes und von „ A n - sehen" gekannt habe. Hieraus tonnte ohne Rechlsirrthum gefolgert werden, daß ein durch individuelle Beziehungen fest abgeschlossener und in sich verbundener Pcrsoncnkreis im Sinne der Entscheidungen des Reichsgerichts, Band 15 Seite 275 bis 277, Baud 28 Seite 369 und 370, nicht in Frage stand. An anderer Stelle der Urtheilsgründe ist überdies ausdrücklich be merkt, daß die Angeklagte von Jedem, der sic darum anging, Geldbeträge auf rennende Pferde cutgcgeugcnommcn habe. TaS Rechtsmittel Ivar demnach auf Kosten der Be schwerdeführerin zu verwerfen. *— Spiritlispreisc und Monittsdurchschnittspreis in Berlin für Juli 1902. Für loco ohne Faß, frei ins Haus zu liefern per 100 Liter ca. 100 Proc. — 10 000 Litcrprocent. (An den fehlenden Taten fand keine Börse oder kein Handel statt. Bricf- und Gcldcoursc sind in der Berechnung nicht beachtet.) 4. Juli 35,6 .kk, 10. 36,3 <//, 15. 36,4 .V, 18. 36,6 .L, 21. 37,00 24. 37,3 Monatsdurchschnittspreis 36,533 ./k. X. O. O. lieber die Zukunft des reichsländischen Wein-, Obst-, Hopfen- und Tabakbaues finden wir in der im ersten Jahrgang erscheinenden Zeitschrift „Das Neichsland", Monats hefte für'Wisscnschaft, Kunst und Volksthum, herausgegcben von Professor 0). Köhler, Oberlehrer in Metz (Rudolf Lupus, Ver- lagshandluug, Metz», einen Aufsatz, in dem gesagt wird: Wir sehen von Alters her alljährlich ganz bedeutende Summen (Veldes für feine Weine, Tabak, Hopfen, Kaffee u. s. w. in das Ausland wandern, z. B. 100 Millionen für Tabakblätter, 33 für Faßwein, 22 für Obst u. s. w. Sollte cs In vcn so mannig faltigen Verhältnissen Teutscblaudö und namentlich der Hügel landschaften und Flußthäler dcS Südens und Westens, sowie im übcrfccisckicn Deutschland nicht möglich sein, gleich edle Produkte zu gewinnen, wie sic jctzr mir schwerem Gelde eingcsührt werden, und dadurch wenigstens einen Theil des deutschen Geldes, das der ausländischen Production zugcführt wird, der inländischen zu sichern? Sollte es nicht möglich sein, anstatt in so vielen Produkten im Nachtrab der ausländischen Einfuhr zu bleiben, uns zunächst den inländischen Markt ganz zu sichern und dann, allmählich unseren Ausblick erweiternd, unseren Import in Er- port umiuwandcln? . . . Wie unsere industrielle Production sich nur durch Verfeinerung ihrer Leistungen aufschwingcn und auf dem Weltmarkt Anerkennung verschaffen konnte, wird wohl auch die landwirthschaftlichc Production sich nur durch Ver feinerung der Produkte konkurrenzfähig ballen rcsp. wieder kon kurrenzfähig gestalten. Ter Periode, in welcher die Con- currcntcn fick' durch billigste Erzeugung zu unterbieten suchten, wird wohl über kurz oder lang eine andere folgen, in der die Güte des Products den Sieg davontragen wird. Auf jeden Fall wird die Berücksichtigung der Qualität in der Zukunft ganz andere Bedeutung gewinnen als bisher: cs ist nickst ungerecht-» fertigt, zu hoffen, daß, wenn wir c§ uns angelegen sein lassen, dem in- und ausländischen Eonsum tadellose landwirthschaftlichc Produkte znzufübren, einer der neuen Wege gefunden sein wird, auf dein unsere Laudwirtbschaft auS den jetzigen prekären Umständen Ivicdcr zu neuem Leben gelangen wird. Daß sich derartige neue Wege ohne Weiteres öffnen und gangbar werden, darf man allerdings nicht erwarten. Das kaufende Publicum, der vermittelnde Handel, die den Rohstoff verarbeitende In dustrie werden entsprechend erzogen rcsp. geschult werden müyen. Man must sich allgemein darüber klar werden, daß es einseitig ist. Alles vom intensiven Betrieb, von der Masse und der Billig keit ru erwarten; rS müssen einerseits eingefleischte Vorurthcilc kräftig bekämpft und die Bedingungen der Oualitätsproduction dem allgemeinen Vcrständniß näher gebracht werden; anderer seits muß der Turchschnittsconsuiiicnt das Bessere und Feinere untcrsckicidcn und schätzen lernen. *— Bereinigte Dampfziegeleien und Jndnstrie Aktien Ge sellschaft in Berli n. Tie im Geschäftsjahre 1901/02 er zielten Bruttoeinnahmen belaufen sich incl. 42 313 Vortrag auf 584 511 .//, Nach Abzug der Unkosten u. s. w. und der 43 384 <// betragenden Abschreibungen verbleibt ein Reingewinn von 134 559 «//. Die Dividende auf das Actiencapital von 800 000 .// gelangt mit 10 Proc. znr Auszahlung. v Frankfurt a. M., 31. Juli. Nach der „Frkf. Ztg." wurde in New 2)ork eine neue Corporation mit 150 Mitt. Dollars Capital unter dem Namen „Rock Island Company" gegründet, deren Zweck vermulhlich die Vereinigung der westlichen Bahnen ist, die noch nicht unter Morgan'scher Controle stehen. * Frankfurt n. M., 31. Juli. Nach einer Meldung der „Frkf. Ztg." sollte der türkische Ministerrath am 27. d. M. über die Conversion der 5proc. Zollobligationrn berathen; die Sitzung mußte jedoch wegen plötzlicher Erkrankung des Großveziers aus fallen. Tie Grundlagen des Conversionsplanes seien derart, daß die ausstehenden 5 134 854 türk. Pfund durch eine neue Iproc. Anleihe von 8 600 000 türk. Pfund mit V2 Proc. amor- tisirbar ersetzt werden sollen, die Tilgungszeit beträgt 56 Jahre. Die Pforte bekäme sofort nach Unterzeichnung des IradcS von der Ottomaubank 323 900 türk. Pfund ans einer bei der Bank befindlichen, für den Rückkauf der Zollobligationcn bestimmten Spccialrcserve; weiter sei aus der Operation für den Staat ein Zufluß von 1 400 000 türk. Pfund zu erwarten. * Köln, 31. Juli. Der Braunkohlenbriket-BerkaufSverein stellte im Juni ca. 87 376 t Braunkohlcnbrikets her und ver kaufte 66 720 t. * Essen, 31. Juli. In der heutigen Beirathssitzung des KohlensyndieatS wurde der „Rhein.-Westf. Ztg." zufolge der Einspruch einer Zeche gegen die seiner Zeit abgelehnte Aenderung der Verrechnungspreise zurückgezogen. Nach dem in der sich an schließenden Zechcnbesitzcr-Vcrsammlung erstatteten Bericht des Vorstandes betrug die Mindersörderung im Juni 20,52 Proc. gegen 18,17 Proc. im vorhergehenden Monat und 8,33 Proc. im Juni 1901. Der arbcitstäglichc Versandt an Kohlen, Coaks und Brikets betrug 14 651 Tovpelwagcn gegen 15 106 im vor hergehenden Monat und 15 834 im Juni 1901. Im ersten Se mester des laufenden Jahres betrug die Minderförderung 20,75 Proccnt gegen 10,46 Proc. im zweiten Halbjahre des Vorjahres und 8,99 Proc. im ersten Halbjahr des Vorjahres. Der arbeits tägliche Versandt an Kohlen, Coaks und Brikets betrug im ersten Halbjahr des laufenden Jahres 10 691 Doppelwagen gegen 12 244 im zweiten Halbjahr des Vorjahres und 12 379 im ersten Semester des Vorjahres. Die Ausfuhr des KohlensyndieatS be lief sich im ersten Halbjahr 1902 auf 2 868 890 t, d. i. gegen das erste Halbjahr 1901 mehr 2,59 Proc. Zur Coaksfabrikation wurden von den Syndicatszechen im ersten Semester 1902 ver wandt 3 961 430 t, gegen das entsprechende Semester des Vor jahres weniger 16,44 Proc. Im Anschluß an den Bericht wurde vom Vorstand noch ausgeführt, daß die Zahlen allerdings kein befriedigendes Resultat ergäben. Tie Verhältnisse der Eisen industrie wären wenig geklärt. Tie Beschäftigung wäre außerordentlich verschieden. Eine abschließende Beurthcilnng der Gesammtlage wäre nicht möglich. Aber nach Erachten des Vorstandes wären greifbare Gründe für einen Mangel an Ver trauen, worunter das Erwerbsleben litte, kaum vorhanden. Ter Vorsitzende stellte noch fest, daß die Behauptung eines Kölner Blattes, oie Verhandlungen mit den außenstehenden Zechen zwecks Beitritts zum Kohlcnsyndicat wären als gescheitert zu betrachten, den Thatsachen nicht entspricht. * Kattowitz, 31. Juli. Bei dem heutigen Altmaterialverkauf der Eisenbahndircction Kattowitz waren 20 Bieter erschienen. Es erzielten in Lcschnitz lagernde Flußstahlschienen bis 9 rn 5,70 von 9 ui ab 6,02 .//, Laschen und Eisenschrott 5,92 -kk, Stahlschrott 5,33 ,/k, Zinkschrott 28,50 In Friedrichsgrube lagernde 343 700 Flußstahlschiencn über 5,60 in erzielten 5,98 <L, Gußschrott 6,50 <F, Tclegraphenleitungsdraht 4,01 -L für 100 K»-. *— Württembergische Kattunmanufactur in Heiden heim a. Bre n z. Erzeugung und Absatz haben, wie der Ge schäftsbericht für 1901/02 ausführt, gegenüber dem Vorjahre eine Zunahme aufzuweiscn, jedoch werden über ihre Höhe keine Ziffer mäßigen Angaben gemacht. Tie Abschreibungen find aus 51 528 -// (im Vorjahre 50 730 ) bemessen und dem Sichc- ruugsbestand sind vorweg zur Ausgleichung von Buchverluften in derselben Höhe 31 327 (9881) zugewiesen worden; arßecdcin werden diesem Bestände aus dem Reingewinn 50 000 Mack gutgebracht mit Rücksicht auf die durch die Zunrh.-n; des Umsatzes bedingte Vermehrung der Ausstände. Ter Reingewinn ohne Vortrag beträgt 918 955 ,// (805 176); hiervon werden 100 000 -// (100 000) dem Anleihe-Tilgungs-, 100 000 (75 000) dem Ernencrungs- und, wie bereits erwähnt, 50 000 Mark (0) dem Sicherungsbcstand überwiesen. Tie Wittwen- und Waiscncasse erhält 25 000 (30 000), für Wohlfahrts ¬ einrichtungen werden 75 000 <// (100 000) ausgeworfcn, die Gewinnantheile des Äufsichtsraths nehmen 38 318 (32 846) in Anspruch, die bereits mitgethciltc Dividende von 20 Proc. (18 Proc.) erfordert 448 000 .// (403 200). Ter verbleibende Rest einschließlich 29 587 Vortrag aus dem Vorjahre, ins gesammt 112 194 (88 345), soll, soweit erforderlich, dem Vorstand zur Bestreitung von Belohnungen zur Verfügung ge stellt werden. Die Gesellschaft verfügt über recht reichliche Be triebsmittel bei 1 421 675 (1 335 614) Buchschulden. Es sind vorhanden 48 625 .« (31 473) in Baar, 1 733 811 (1 014 622) in Wechseln; die Ausstände beziffern sich auf 3 902 588 (3 447 885), darunter 592 081 <// (549 639) Guthaben bei Bankiers: die Waarenrechnung umfaßt 1 312 318 Mark (2 040 570). Hinsichtlich der Zukunft heißt es in dem Bericht: So wenig günstig auch die Witterung der letzten Monate für den Verkauf unserer Artikel war, so hoffen wir doch auch für das nächste Jahr ans ein befriedigendes Ergebnis;, sofern nicht durch — auf Spcculation in Rohstoff beruhende — hohe Gewcbcvrcisc der Absatz in unseren Artikeln beeinträchtigt wird. Aussig, 29. Juli. Neber die Geschäftslage auf der Elbe schreibt das „Schiff": In der vergangenen Bcrichtswoche sind die Kohlcnverladungcn zu Wasser bis auf das 1äglick>c Turch- schnittsquantum von etwa 350 Wagen znrückgcgangcn. Auch für die nächste Zeit dürfte eine bedeutende Besserung in den Braunkohlcnvcrladungen am hiesigen Platze nicht zn erwarten sein, da die Erntcarbeitcn der Abfuhr und dem Bezüge der Kohlen von den Umschlagsstationcn der Mittel- und Untcrelbe hindernd cntgcgcntrcten. Auch der niedrige Wasserstand und die dadurch bedingten höheren Frachten erschweren den Absatz von Braunkohlen für Wafscrbczng, weil die Herren Empfänger an der Mittel- und Untcrelbe bei der schwachen Nachfrage gegenwärtig genügend Vorrath zu billigen Frachten lagern haben. Sollte jedoch, wie cs heute den Anschein hat, der Waffer- stand sicki erheblich bessern und die Frachten wieder auf ihre frühere niedrige Stufe zurückkehren, dann dürften sich auch die Abladungen wieder vergrößern, weil die Herren Empfänger dann die alten Vorräthc in den Schuppen liegen lassen und den täglichen Bedarf von den vorliegenden Fahrzeugen nehmen. — Heutiger Wasserstau!) 30 Zoll gleich 23 cm unter Normal. Vom Oberlauf wurde 148 cm Wuchs gemeldet. Tie Prognose für morgen meldet 28 cm unter Normal gleich 28A- Zoll, hier auf langsam steigend. Weil der gemeldete Wuchs aber nur au; Gcwittcrniederschläge im südlichen Böhmen und Riesen gebirge zurückzuführcn ist, dürfte dieser Wuchs nur ein sckmeller Durchmarsch werden. TaS Wetter in der hiesigen Gegend ist veränderlich; obgleich es viel heiteres Firmament gicbt, so er scheinen täglich mehrere Regenschauer, welche gewöhnlich Ge witterregen ähnlich sind. Laderaum ist wenig am Platz disponibel, denn bei den bisherigen Frachten haben viele Schiffer ihre Kähne still liegen gelosten. Hoffentlich kommt bald wilder etwas mehr Rann« heran, damit das Geschäft wieder flotter gehen lernt. Tie Kohlenfrachtcn find heute folgende: nach Dresden 1,40 bis 1,50 ,//. nach Dessau-Magdeburg 1,60 bis 2 <L, Tangermünde 1,70 bis 2,10 Wittenberge, Dömitz, Hamburg 1,90 bis 2,30 ,</, Brandenburg 2,00 bis 3 -L, Pots dam 2,70 bis 3,10 -//, Herzfcldc 4,73 -//für die Tonne zu 1000 Kilogramm. Kleine Fahrzeuge für die Spree, deren Seen, so wie den Finowcanal fehlen momentan vollständig. » Wien, 30. Juli. Ter Rückgang der Valutapreise. Die „N. Fr. Pr." schreibt: Der Gctrcidc-Crprt hat noch nicht be gonnen. Die Valutapreise zeigen aber jetzt schon neuerliche Rück gänge, welche den organischen Goldimvort gestatten. Heute sind Marknoten auf den Satz von 116,95 gesunken. Das ist der tiefste Stand, welchen der Preis der Marknotcn in den letzten zehn Jahren seit der Festsetzung der Relation und der Regu- lirung der Valuta jemals verzeichnet hat. Diese Notirung stellt fick' um etwa Proc. tiefer als die Rclationsparität. In früheren Jahren und auch im letzten Sommer ist ein Goldimport bereits zu Sourscn der Tslutrn erfolgt, welche nicht unwesent lich höher waren als jetzt. Es ist indeß zu beachten, daß damals in Wien ein Zinsfuß herrschte, der namhaft hoher tvar als jetzt und deshalb für die mit dem Goldimport verbundene Zinsfuß arbitrage ein größeres Rendement bot. Immerhin ist der heutige Stand der Valuten ein derartiger, daß er einen Goldimport zu läßt, auch ohne daß die Bank zinsfreie Vorschüsse oder ähnlick e Hilfsmittel gewähren würde. Darauf Ivar es auch heute zurück zuführen, daß einzelne Banken und Arbitragcsirmen bereits Zwanzigmarkstücke nach Oesterreich importirt haben. Auch heute ynd größere Goldimporte, welche zusammen auf etwa 3 Mill. Mart taxirt werden, erfolgt. Betheiligt daran waren u. A. die Ilnionbank und der Bankverein, der letztere mit amerikanischem Gold. *— Oesterreichische Eentralstelle zur Vorbereitung dec Handelsverträge. Unter dem Vorsitze des Kammerpräsidenten Neumann fand am 29. Juli im Sitzungssaal«: der Wiener Han delskammer eine Präsidiälausschußsttzung und im Anschlüße daran eine Plenar-Versammlung der Eentralstelle zur Vorbe reitung der Handelsverträge statt, in der mehrere wichtige An gelegenheiten zur Erörterung gelangten. Auf der Tagesordnung stand ein Antrag der Linzer Kammer, betreffend die Frage der Minimalzöllc für einzelne Positionen des Tarifs und die «iche rung des Abschlusses von Handelsverträgen mit einzelnen aus wärtigen Staaten. Der Antrag wurde ebenso wie ein im Lause der Erörterung dazu gestellter Antrag der Wiener Kammer einem Ausschüsse zur Vorbcratbung zugewiesen, dem die Kam mern Brünn, Linz, Prag, Rcichenberg und Wien angehören. Ferner beschäftigte sich die Eentralstelle mit der Frage, wie die Ergebnisse der Betriebsstatistik für die Zwecke der Handelspolitik zu verlverthen wären. Es wurde beschlossen, an das Handels Ministerium und die statistische Central-Commission mit bestimm ten Vorschlägen in dieser Richtung heranzutreten. Tie end giltigc Erledigung der Einzelheiten dieser Frage wurde einem dreigliedrigen, aus den Kammern Prag, Reichenberg und Wien bestehenden Ausschüsse übertragen. Der ausländische Handelsverkehr Belgiens im Jabre 1901 repräsentirte nach dem soeben veröffentlichten amtlichen Berichte des Finanzministeriums einen Gesammtwerth von nahezu 6,88 Milliarden Francs. Ein Rückblick auf die Entwicke lung des belgischen Handels seit dem zweiten Drittel des vorigen Jahrhunderts zeigt, daß besonders zwei Perioden eine erhebliche Ausdehnung der belgischen Handelsbeziehungen und eine aus fallend starke Vermehrung des Import- und Exportverkehrs pe bracht haben, wäbrcnd andererseits die Bevölkerung des Landes zwar stetig, aber in normalen Grenzen gewachsen ist. Diese Perioden fallen in die Jahre 1851—1860 und 1871—188". Während in den beiden Dekaden vor 1850 der gestimmte Aus- und Einfuhrverkehr, worin auch die für den Durchgangsverkelir bestimmten Waaren eingerechnet sind, im Jahresdurchschnitt 360 bezw. 620 Millionen Francs betrug, beziffert sich in dem folgenden Decennium 1851—1860 der Jahresdurchschnitt auf 1445 Millionen Francs. Tie Bevölkerung hatte sich in den ge nannten 30 Jahren von 4,16 auf 4,58 Millionen Seelen ver mehrt. Während des folgenden Jahrzehnts hob sich die Be völkerungszisfer, stark auf 4,92 Millionen, dagegen zeigte das Gesammtaufkommen der Einfuhr- und Ausfuhrwerthc eine ver hältnißmäßig geringe Steigerung, nämlich auf 1585 Millionen Francs. Ten größten bisher registrirten Fortschritt des com incrziellen Verkehrs brachte jedoch die Periode 1871 bis 1880. Während die Bevölkerung in regelmäßiger Zunahme auf 5,35 Millionen Seelen stieg, ergab sich ein Jahresdurchschnitt der ge sammtcn Handclswerthe von 4510 Millionen Francs, wovon 1.41 Milliarde» Francs auf die für den belgischen Cousin» bestimmten Einsuhrivaaren, 1,09 Milliarden Francs auf aiisge führte Produkte und Erzeugnisse belgischer Herkunft entfielen. Seitdem ist die Entwickelung des belgischen Handelsverkehrs zwar eine stetige und beträchtliche, aber regelmäßigere gewesen. Wä!> rend fick) von 1881—1890 die Bevölkerung um eine halbe Million Menschen vermehrte, erreichte der Ilmfang des Handeis Verkehrs einen Gesammtwerth von 5540 Millionen Francs, und zwar wurden Waaren im Betrage von 1,5 Milliarden Frau«... vom belgischen Markte consumirt und belgische Waaren sin Werthe von 1,3 Milliarden Francs ins Ausland ausgeführt. Im Jahre 1901 endlich, bei einem Bevölkerungsstand von nahezu 6 800 000 Seelen, betrug der Werth der im belgischen Handels verkehr umgeseyten Waaren 6870 Millionen Francs, wovon 2,2 Milliarden der belgische Markt und 1,82 Milliarden Francs das Ausland beansprucvte. Somit crgiebl sich, daß auch der Durchgangsverkehr des belgischen Handels gestiegen ist uns gegenwärtig einen um rund 870 Millionen höheren Werth dar gellt als um die Mitte der siebziger Jahre des vorigen Jahr hunderts. * Mailand, 31. Juli. Nach dem „Sole" sind die italie nischen Reggio-LooS-Bcsitzer unzufrieden mit den Vergleichs Vorschlägen des Rcgierungscommissars, hoffen aber, güiyu gcre Beoingungen zu erzielen. ?. L. Tie Eisenbahnlinie Kaifa-Tamasklis. Wie man uns aus Konstantinopel berichtet, hat die englische Ge sellschaft „Syrian Ott 0 nian Railway Company", welche vor einiger Zeit die Eisenbahnlinie Kaifa-Damas kus, deren Conceisionärin sie war, an die türkische Regierung mit der Bedingung verkauft hat, Latz der Kaufpreis in zwei Raten, deren erste im Jahre 1902, die zweite im Jahre 1903 fällig ist, gezahlt werde, bisher die erste Kaufschillingsrate noch nicht erhallen. Trotz des von den Interessenten auf die Pforte ausgeüblen Druckes ist in Folge der ungünstigen finanziellen Lags der Pforte nur wenig Hoffnung vorhanden, daß diese Schuld beglichen werden wird. Eine Besserung der Lage der türkischen Finanzen ist aber nur dann zu erwarten, wenn die finanziellen Vorschläge, wie die Unificirung sämmtlicher Staats schulden, die Ausnahme einer neuen Anleihe, die Conversion des Zoll- und Fischcrei-Anlehcns, die Reduction der Ausgaben durch geführt werden. Die vorcrtoäynte Bahn ist von der Gesellschaft für 155 000 Lstrl. verkauft worden. Tie Concession wurde sin Jahre 1891 verliehen, konnte aber, theils weil die Gesellschaft, die mit einem Capital von 600 000 Lstrl. gegründet wurde, ihre Actien nicht zu begeben vermochte, theils in Folge der Gcgenbcstrebungen ocr Concurrcnten, nicht zur Ausführung ge langen, so daß der Bautcrmin wiederholt verlängert werden mutzte. Im Ganzen sind blos auf 7 bis 8 Km Schienen gelegt. *— Betrirbseinschränkung in den englischen Baumwoll spinnereien. Die Jahres-Versammlung der „Federation of Master Cotton Spinners" Affociation of South-East-Lanca- shire", die am Dienstag in Manchester stattfand, hat beschlossen, die Spinner zu Betricbseinschränkungen aufzufordern, um da durch die Production etwas mehr dem Bedarf anzupassen und auch auf die Rohinaterialprcise einen Druck auszuüben. * Washington, 31. Juli. Die Staatseinnahmen betrugen im Monat Juli 49 305 691 P, die Ausgaben 66 804 000 8. *— Einfuhr des Hafens Santiago de Euba ans Deutsch land im Jahre 1901. Deutschland tvar im Jahre 1901 an der Einfuhr des Hafens Santiago de Cuba mit folgenden Waaren werthcn bctheiligt: Baumwollwaaren 42 420, Leineiiwaaren 12 701, Scidcnwaaren 7138, Wollwaaren 3345, Waaren aus gemischten Textilstoffen 25 120, Papier und Pappe 3116, Farben 567, Porzellan- und Steingutwaaren 9365, Parfümerien 2147, Hüte 1458, Schuhwaaien 32, Eisenwaaren 15 704, Weine 78, Lebensmittel 1590, Käse 62, Butter 72, Bier 2411, Maschinen 1011 Dollars. Landwirthschaftliches. *— Saatenstand in Rußland. Ter deutsche Consul in Libau berichtet untcrm 25. d. M.: Tic Saaten stehen im Allgemeinen gut, und man erwartet eine gute Getreideernte; nur Kartoffeln und Gartcnfrüchte sind durch die kühle Witterung geschädigt worden. New Aork, 81. Juli. Nach dem Wochenbericht des „Cincin nati Price Current" hat sich der Stand der Saaten in der ab gelaufenen Woche nicht wesentlich geändert. Die Woche ist der Entwickelung ungemein günstig gewesen, namentlich trifft dies für Mais zu. Zahlungs-Einstellungen re. *— Zu der Zahlungseinstellung der Bankfirma K l a p p r 0 d t zu O st c r 0 d e theilt der Gläubigerauösmuß mit, daß, falls die gcsammtcn Gläubiger die außergerichtliche Er ledigung beschließen würden, eine Auszahlung von SO Proc. an die Gläubiger gesichert sei. *— Die Papierfabrik C. Dodero L Co. in Coazze (Picmont)bcfindct sich mit 700 000 Lire Schulden in Zahlungs- stockuna und bietet ihren Gläubigern einen außergerichtlichen Vergleich von 50 Proc. an.
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