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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190409172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19040917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19040917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-17
- Monat1904-09
- Jahr1904
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1904
- Autor
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«» »«ck, t «dttnüch, «Ui»; ftr di, Redaktto» vaoutvortltch Hm»««. Kchwtdt w «ielo. t MM ^1 LUDH^LU Freiheit HLngt daran. Ei« neidischer Mensch wird mager vom Fette de- Nächste«. «tt^er Rückkehr in die Stadt die verkehrte Lebensweise. Gegen Diät und Regelmäßigkeit wird gesündigt, und für die de» Nerven so wohltuende Ruhe ist in der Stadt vhne- Dd» kein Platz. Die meisten Leute glauben, wenn sie die Paar Wochen Kur einigermaßen regelmäßig durchgeführt Denk- ond Ginnsprüche. Ich habe gehabt — ist ein armes Wort, Ich hätte gern - ist thörig; Ich werde haben — ist auch kein Hort, Ich habe — das klingt gehörig. Tenn was du hast, das nimm für viel. Bei Hoffen und Wünschen gibt's kein Ziel. Christian Fürchtegott Gellert. Kopfschmerzen rühren nicht immer von „Kopfarbeit" Drum sich' dir jeden Pfennig an Und laß ihn nimmer, nimm« fahren. Kannst du mit Ehren ihn bewahren; Steht keiner mehr dir zu Gebot, Erwartet Schande dich und Rot. Trum, kannst du es, so lege heute Für schlimme Zeiten was beiseite. Ein Mittel hierzu möchte sein: Leb' einfach ohne Glanz und Schein. Was du nicht kaufen mußt, das lasse. So bleibst du hübsch bei deiner Kasse. Wer vieles hat, muß auch viel sorgen Und manches bei der Torheit borgen. Mit einem Mort in Summa: strecke Tich immer hübsch nach deiner Decke, Und la,se dich nicht irre machen. Wenn auch die Toren drüber lachen. Ost hat auch, eh' der Hahn noch kräht. Solch Lachen sich schon uMgedreht. Wollst alles nicht auf einMal tun. Wer Sprünge macht, der muß bald ruh'n. Drum folg' im Lätigsein der Spur Ter alles schaffenden Natur. Sie geht nur Schritt vor Schritt zum Ziel Und wirkt doch so unendlich viel; Die macht es grade wie die Zeit, Tie webt auch eine Ewigkeit, Indem sie still sich fortbewegt Und Stunde nur um Stunde schlägt. Geht dir's auch manchmal kreuz und quer Und wird das Guts ein dir recht schwer. So halt' Mit allen Kräften aus — Ter Kämpfer nur gewinnt den Strauß. Laß die Vernunft stets herrschend sein Und sieh ins Leben kühl hinein; Exzentrisch sein tut nimmer gut. Es gleicht dem weinerzeugten Mut, Er brauset übers Ziel hinaus Und kehret meist gelähmt nach Haus. Mit festem Schritt, besonnen, heiter Kommst wahrlich du um vieles weiter. Und nun noch eins: Verzage nicht, Tat'st du nicht immer deine Pflicht. Ter Mensch soll noch geboren werden, Ter niemals fehlte hier auf Erden.! Nimm dann nur, ohn' viel nachzudenken, Ob du ins Gleis sollst wieder lenken, Ten abgerijs'nen Faden auf Und folge mutig deinem Lauf; So wirst du noch zu deinem Frjommen Zum gottgejetzten Ziele kommen! Luthers Lebensregeln. vertrau' auf Gott recht fest, Menschen je verläßt, bete zu ihm jeden Lag, Ob gut, ob schlecht dir'S gehen mag; . Und sollte auch dein Herz dir bluten. Vertrau auf ihn, er führt zum Guten. Dem» aber bau' auch fest auf dich Und rühre dich recht mänuiglich; Bau sechst kommt Wohlsein nicht herein, GW will mit Ernst errungen sein. I» Lätigsein liegt'- höchste Glück; Der Träge weicht vom Ziel zurück. Je Schwereres du wirst vollenden. Stets desto heit rer wirst du enden. Drum rasch ans Werk und das^ noch heut'! Nicht- edler - gibt eS als die Zeit. Roch ist sie dein, du darfst von Morgen Nicht eine Stunde hoffend borgen. Den» nimmer kannst du sicher sein. Ob auch da- Morgen werde dein. Da weißt «r nicht, welch schwere Dinge Die nächste Zeit dir plötzlich bringe. haben, daun könnten sie lustig wieder darauf lossündigen. Späte- Lufstehen, unregelmäßige Mahlzeiten, Fleisch- statt Pflanzenkost, vielleicht noch eine gewichtige Menge Aldo- h^ und sonstige „Genüsse" sind an der Tagesordnung, die r hi« richtiger Tag- und Nacht-Unordnung heißen sollte. Die Sorgen und die Aufregung, die der Kampf ums Da- sei» ohnehin mit sich bringt, sind dann noch die eifrigsten Faktoren, die Mitwirken, den Erfolg einer Kur zu Hinter treiben. Ta wird dann ost über Arzt und Bäder herge- Gsgen, während Man doch selbst bloß der Pfuscher ist, der den Erfolg der Kur verdirbt. Dazu kommen die SMstvorwürfe, die sich der Leidende macht, da er fühlen » daß er ein Sünder an seiner Gesundheit ist und doch Licht den „Verlockungen" einer aufreibenden, vielfach barch Bequemlichkeit und Eitelkeit bestimmten Lebens weise entsagen kann. Gewiß erschweren Berufstätigkeit »d -Sorgen und auch soziale Verpflichtungen die Rück sicht auf körperliches und geistiges Wohlbefinden. Mer Gerade deshalb müssen alle Energie und guter Wille auf- GWoteu werden, damit die gesundheitlich so wichtigen Vorschriften nicht hinter nichtssagenden und unwichtigen Einzelheiten im Leben zurückstehen. Tie Badekur ist nur der Anfang «in« Tauerkur durchs Leben. Ihre Bestim mungen find das Kästlein, das täglich dreimal zur Hand Genommen und berücksichtigt werden muß. Tann werden . «mch die Erfolge ähnlich sein wie bei jenem Kästchen, und Gerade die andauernde Nachkur wird zu dem Resultat ««helfen, da- viele Menschen so innig wünschen: sie wer- de» fich wohl und gesund fühlen. —fl— Bewegung, gute Lust, Tiät. Bürde der Städter das Kur- Bstlhen mit in fein gewohntes Leben nehmen, feine VBenSweise so einrichten, wie im Badeort (soweit fich die» »eit sein«« Beruf vereinigt), die Kuren würden Wun- Erzähler an der Elbe. velletr. Grotisveilage z«« „Riesaer La-evlatt". RrFSS. stkiesa, d« 17. September IRV». Die roten Schuhe. ——° Mn« Geschichte au» alter Zett von S. von Tta r k. Schluß. „WaS treibt Ihr?" fragte der Graf. Sie drehte den Schlüssel mit Anstrengung zwei- bis dreimal in dem rostigen Schloß. „Auf daß sie Mühe haben. Euch zu folgen," sprach sie ruhig, aber im nächsten Moment lies doch ein krampfartiges Zittern durch ihren Körper. Sie deutete mit der bebenden Hand zurück. Ter Ritter wandte sich um. Wüstes Schreien und Rufen drang vom Hause herüber, man sah den Schein vieler Fackeln, und hastige Schritte näherten sich „Eilt, Herr", rief Jlsäbe, „man verfolgt Euch!" Hastig schritten sie über die Straße. Nur noch ein Keines Stück sumpfigen Wiesengeländes trennte sie von dem See, an dessen mit Schilf bewachsenem Ufer ein Nachen lag. Mer der schlüpfrige Moorboden gab unter Jlsabes eilenden Tritten nach, mit einem leichten Schrei fühlte sie sich ver- sinken. Er riß sie empor und zog sie zu der Stelle, wo der Nachen lag. Mit zitternden Fingern lösten ihre Hände das Schloßt dann drängte sie ihn in das Boot. „Es ist kein anderer Kahn in der Nähe, sie können Euch nicht sogleich folgen," sprach sie, „in ein« Stunde könnt Ihr jenseits des Sees bei Eurer Burg landen. Und nun Gott mit Euch! Fahret wohl!" „Und Ihr," fragte er hastig, „was wich Euer Schick sal sein?" ^Sorget nicht um mich," entgegnete sie ruhig", ich verberge mich weiter herunter am Ufer des Sees zwischen Schilf und Weiden. Später komme ich unbemerkt ins Haus zurück; man wird mich über der Aufregung nicht vermißt haben." Sie reichte ihm, während sie dies sprach, hastig die Hand und wollte gehen — da kaM Plötz- lich ein Aufschrei unsagbaren Schreckens über ihre Lippen, sie brach am Ufer zusammen. ,Hlsäbe! Herrin! Was ist Euch?" rief er, der eigenen Not nicht ächtend, und beugte sich zu ihr nieder! „Mein Schuh! Mein roter Schuh! Er blieb im Sumps stecken! Hört Ihr, sie kommen, sie rütteln schon an der Pforte, sie werden ihn finden — und mich daran erkennen! O nimmer, nimmer werden sie vergeben, daß ich Euch geholfen! Fahr wohl, mein Glück!" Die sprach es leise klagend, nichts von Auflehnung wider ihr Schick sal, aber auch nichts von Hoffnung lüg' in ihrer Stimme, nur schmerzliche, hülflose Ergebung. Ratlos schaute der Ritter sie an. Suchen wäre um sonst gewesen bei der Dunkelheit, und heftig dröhnten be reits die Schläge der Verfolger gegen das Pförtchen, das jeden Moment nachzugeben drohte. Jlsäbe lag noch immer aut Boden, als wollt« sie in dieser Stellung ihr Schicksal erwarten, da hob er sie auf. „Jlsäbe, Jh!r habt mich nicht verlassen, glaubt Ihr, daß ich Euch verlassen werde?" sprach er mit bewegter Stimme, und ehe sie noch etwas erwidern konnte, hatte er sie'Lu sich in den Kahn gezogen. Sie ließ es" willen los geschehen. Tie Ruder tauchten ins Wasser, und, von dest kräftigen Schlägen des Ritters getrieben, schoß das Boot pfeilschnell über die dunkle Flut. Trüben flog in diesem Augenblick die Pforte auf, Fackellicht und Menschen füllten das Ufer^ Sie fanden nichts Mchr, als Jlsabes kleinen, roten Schuh, Tte Nacht hatte die Flüchtling« unter ihren Schutz genommen. Tie Jahre waren gekommen und gegangen. Wer den gebeugten, früh gsatkeäen Ratsherrn hanS Arneken sah, hätte schwerlich in ihm den einst so frischen, schönen Junker erkannt. Schwere Schicksälsschläge hatten sein Haar gebleicht und seine Lebenskraft gebrochen. Damals, ast jenem unseligen Abend, da Jlsäbe mit dem Grafen verschwunden war, hatte er zuerst nicht fassen können, was geschehen, und als es ihm endlich in feiner ganzen, furchtbaren Bedeutung klar geworden, war plötzlich ein Gefühl der Erleichterung in ihm aufgestiegen: er würde ja nicht mchr lange leben, solche Quäl konnte ja kein Mensch erdulden, lind, o wie tausendmal willkommen war ihm der Tod! Wer die Tage, die Wochen kamen und wurden zu Monaten, doch der Tod kam nicht. ES stirbt sich nicht so leicht, weün Man jung ist. Aber verwand auch sein Körper den schweren Schlag, sein Herz vermochte eS nimmermehr. Nicht einmal Trost konnte es ertragen, dies todwund« Herz. ,/Jch muß allein hintmrch," pflegte er zu sägen, wenn sein« Mütter ihn in ihrer zarten, ftoMmen Weife zu trösten süchte. Und daun ging « hinaus in den Garten und stand stundenlang dort, den Blick auf das wogende Lilienfeld gerichtet, aus dem ihm einst ihr Bild wie da» einer Heiligen entgegengetreten war. Sie hatten ihn doch belogen, die weißen LilieU! „Ter Graf hat sie betört," sagten die Leute, und er konnte ihnen nicht widersprechen. Wieder und immer wieder überdachte er alles.: Und dann wallte es plötzlich mächtig in ihm empor: nein, nein, sie ist nicht schuldig, dessen Man sie anklagt,"sie hät den Grafen nicht geliebt, nicht darum hat sie mich verlassen! Aber weiter kam er nicht. Tas Warum? blieb ihm ein großes, ungelöstes Rätsel, wie er auch sann und grübelte. Manchmal durch zuckte ihn wohl eine jähe Hoffnung: sie wird wieder kommen, es wird sich alles aufllären. Ach, er wollte ihr jo gern glauben, alles, alles, wenn sie nur käme! Wer sie kam nicht. Mitleidig zuckte man über ihn die Achseln. Vielleicht habe der wilde Graf sie mit Gewalt entfährt, wollte man ihn trösten, und « ballte bei dem Gedanken in ohnmächtiger Wut die Hände^ Tie Meißen Lilien aber wehten ihren Duft zu ihm herüber und kühlten ihm die heiße Stirn, bis der Zorn verschwand und das Leid, da große, stumme, tiefe, ihn ruhig und weich machte. Dann kniete er wohl nieder,' drückte das Haupt ins frische Gras und weinte wie ein Kind oder preßte heiße, stürmische Küsse aus das einzige Andenken, das sie, ihm gelassen, den kleinen, roten Schuh, den er ihr einst geschenkt und den, sie bei ihrer Flucht im Sumpf verloren. Wer auch Hans mußte erfahren, daß kein Leid auf Erden zu schwer ist/ uM nicht gemildert zu werden durch das allverMögende Heilmittel: die Zeit. Sie lehrte ihn zwar nicht verwinden, aber doch entsagen, und ganz all mählich trat auch bei ihm das Leben wieder in seine Rechte. - Zwar, geliebt hatte er eS nie, das ernste, stille Mädchen, das er, dem Drängen der Ettern endlich nach-
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