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Die Kultur der Reklame
- Bandzählung
- 3.1921, Nr. 2, Februar
- Erscheinungsdatum
- 1921
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 31.4.68-12.1921
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Gebrauchs- und Reklamegrafik 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id481648259-192100205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id481648259-19210020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-481648259-19210020
- Bemerkung
- Enthalten in: Das Plakat : Zeitschrift des Vereins der Plakatfreunde e.V., Jg. 12.1921, H.2, Februar
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Wandlungen in den Methoden der Welteroberung
- Autor
- Meyer-Runge, Hans
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftDie Kultur der Reklame
- BandBand 3.1921, Nr. 2, Februar 105
- ArtikelWerbung für geistige Werte 105
- ArtikelDeutsche Werbearbeit in französischer Sprache 107
- ArtikelEsperanto und Reklame 109
- ArtikelEinteilung und Aufgaben der Werbewissenschaft 110
- ArtikelDer Superlativ in der Reklame 112
- ArtikelWandlungen in den Methoden der Welteroberung 113
- ArtikelVom politischen Plakat 116
- ArtikelBedeutungsformen der Kinoreklame 119
- BandBand 3.1921, Nr. 2, Februar 105
- Titel
- Die Kultur der Reklame
- Autor
- Links
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hier unerörtert bleiben. Bei der Methodik und dem Umfange der gewerblichen Anpassung an fremde Formen muß der Schaden größer gewesen sein, als der Nutzen, — der Schaden nicht nur für uns, sondern auch für fremde Völker. Man denke nur an die Aufnahme und Abwandlung altüberlieferter Stilformen fremderVölker durch deutscheMusterzeichner ohne hervorragende eigene Begabung. Aus den Händen dieser Zeichner wandern sie in die Werkstätten und von da „ver bessert" und verändert in das Land ihres Ursprungs, wo die Veränderung zunächst nur dem feinen Auge auffällt, das weniger geschulte Auge aber geradezu mißbildet. Lei der Erörterung des Wiederaufbaues der deutschen Wirtschaft ist vielfach von industrieller Seite die Notwendig keit der Anpassung an fremde Formen als Vorbedingung für den Erfolg gegenüber den künstlerischen und kulturellen Be denken ins Feld geführt worden. Dabei wurden alle Ein wände durch den Hinweis auf den unbestrittenen wirtschaft lichen Erfolg dieser Arbeitsweise vor dem Kriege erschlagen. Aber nun sehen wir auch auf diesem Gebiet die Amerikaner mit einer „neuen, gewinnversprechenden Verkaufsweise" her vortreten. Oer Amerikaner denkt nicht daran, sich wie der Deutsche dem fremden Geschmack anzupassen. Er überläßt aber seine Ware auch nicht ohne weiteres dem Unverständnis des eingeborenen Käufers, der sie zunächst ablehnen müßte, sondern er stellt die amerikanische Form der Ware durch seine ausgiebige Werbearbeit als die vollkommenste und schönste hin und drängt sie so dem ausländischen Käufer als seinem gewohnten Erzeugnis weit überlegen auf. Oer kultu relle Einfluß, den Amerika auf diese Weise auf die fremden Völker erlangt, ist noch gar nicht abzuschätzen. Zst die ameri kanische Ware in ihrer Art und Form die schönste, so ist auch der amerikanische Lebensstil tonangebend, die amerikanische Denkweise vorbildlich und der amerikanische Mensch der vollkommenste. Zu einer Verkaufsweise gehört auch eine entsprechende Form der Werbung, und so ist es selbstverständlich, daß sich die Reklame entsprechend den Vertriebsmethoden ebenfalls gewandelt hat. Die engli scheVertriebsweise bedurfte eigent lich keiner besonderen Reklame auf dem Weltmarkt. (Oie hochentwickelte Reklame in der Heimat scheidet hier aus.) Sie konnte die Reklame auch darum entbehren, weil im über wiegenden Teil der Erde europäisches Wirtschafts- und Kulturleben noch unbekannt ist und der Geschäftsverkehr sich in ursprünglicher Art mehr auf die persönlichen Beziehungen von Mensch zu Mensch gründet. Der im Orient, in Übersee ansässige Importeur kannte die einheimischen Geschäftsleute und wurde von ihnen gekannt. Mit seinen Kunden verbanden ihn persönliche Freundschaft und gegenseitiges Vertrauen. Der deutsche Handlungsreisende knüpfte ebenfalls persönliche Beziehungen an. Nur war er nicht der an sässige LandeSgenosse, sondern der regelmäßig einkehrende Gast. Oie amerikanische Vertriebsweise aber steht dazu in einem vollkommenen Gegensatz. Wenn sie wirtschafts organisatorisch einen Fortschritt bedeutet, so kulturell eine Verarmung- das Geschäft wird, wie unsere ganze abendlän dische Kultur überhaupt, entpersönlicht und des seelischen Ge halts beraubt. Der Amerikaner erseht die persönlichen Beziehungen durch die Reklame, die zwar schon von den Deutschen mit ihren Katalogen in umfassender Weise angewendet wurde, aber nun durch die amerikanische Vertriebsmethode eine neue und wesentliche Bedeutung erhält. Ohne Reklame ist die ameri kanische Vertriebsmethode nicht denkbar. Oie Reklame durch Wort und Bild, durch Zeitschristen und andere Mittel dringt nun in Gegenden vor, die bislang ohne sie fertig geworden waren. Auf diesem Wege kann Deutschland Amerika vielleicht noch schwerer folgen, als in der Vertriebsmethode selbst. Keinem Volke ist die Auslandspropaganda so sehr erschwert, wie dem unsrigen. Aber hohe wirtschaftliche und künstlerische Leistungen tragen einen Werbewert in sich, der die bezahlte Propaganda zu einem Teil wenigstens ersehen kann. Zn ihnen liegt unsere Stärke. Und wir sind darauf ge wissermaßen schon eingestellt. Oie Art und Weise, in der die Amerikaner gediegene, eigene Erzeugnisse ausführen, ent spricht vollkommen den Forderungen, die die künstlerisch vor wärts strebenden Kreise Deutschlands, unter anderen auch der Deutsche Werkbund, erhoben haben und noch er heben. Deutsche vorbildliche Formen sollen unter künstlerischer Mitwirkung geschaffen werden. Die Welt wird sie zuerst ab lehnen, sie dann bestaunen und ihnen schließlich folgen. Oie Ablehnung ist dabei nicht einmal sicher. Die englischen Be satzungstruppen im Rheinland zum Beispiel fragen dem viel fach herausgestellten Kitsch im englischen Geschmack nichts nach, denn den haben sie zu Haus besser. Was sie dagegen in unseren Kaufläden suchen, ja begehren, das ist gediegene, echte deutsche Arbeit: Eisenarbeiten, Messingarbeiten, Stein gut und Holz. Heute müssen wir dringender denn je auf diese Forderung künstlerischer Qualitätserzeugungen zurückgreifen und uns daran erinnern, daß derjenige, welcher „eine neue eigenartige Verkaufsweise ersinnt", das Geschäft machen wird. Hier können wir uns Amerika gegenüber behaupten, wenn wir überhaupt noch an unsere geistige Kraft glauben.
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